Timothy McGee | Schüler| Internat | Die Gänge und Flure --> in Richtung Speisesaal | [Vertretung für @Timothy]
Es war bestimmt eine Viertelstunde vergangen, als Timothy aufschreckte. Er musste in der Kühle des schattigen Ganges eingenickt sein, denn als seine Pinguindame Plinfa ihn durch energisches Zupfen am Ärmel seines Shirts weckte, lehnte er etwas in sich zusammengesunken an der Wand des Flurs. Noch immer war die Temperatur hier angenehm - viel erträglicher als an Plätzen, an denen die Sonne einem grell ins Gesicht schien und die Haut wärmte. Diese Erholung des sommerlichen Wetters hatte ihn wohl auch so schläfrig gemacht, doch als seine kleine tierische Begleiterin beim Aufschlagen seiner Augen darauf bestand, dass sie nun Hunger hatte, stand der Schüler gelenkig auf. Bei der Erwähnung von Essen spürte auch er, dass auch sein Magen nichts dagegen hätte, ebenfalls ein Mittagessen zu sich zu nehmen. Mit einer fließenden Bewegung pflanzte er Plinfa zurück an ihren angestammten Platz - die Kapuze von Timothys Shirt - bevor er sich auf in Richtung Speisesaal machte. An seinem Ohr tönte Plinfas Stimme, mit einem schwärmerischen Ausdruck in ihrem Ton ordnete die kleine Gestalt Tim bereits an, was sie zu essen wünschte, wenn sie den Speisesaal erreicht hätten. In der Zeit, in der er die Pinguindame nun schon an seiner Seite - oder auch in seiner Kapuze - hatte, hatte sich der Schüler einen ruhigen und gleichmäßigen Gang angewöhnt. Sogar Treppen nahm er mit fließenden Bewegungen, und wenn er einmal innehielt, dann tat er das nicht ruckartig und plötzlich, sondern schien sanft und auch recht elegant zum Stehen zu kommen. Grund dafür war einzig und allein Plinfa - die Pinguindame war anfangs des öfteren von Timothys Rücken aus seiner Kapuze gestürzt, wenn der Schüler eine abrupte Bremsung hingelegt hatte. Doch mit der Zeit war auch das Wissen gekommen, wie er es der getragenen Begleiterin nicht zu unangenehm machen konnte, in der Kapuze seines Sweatshirts transportiert zu werden. Bereits von weitem tönten ihm Stimmen und Gelächter entgegen - er war wohl nicht der einzige, der sich von einem Magenknurren hierhin gezogen gefühlt hatte. Gerade überlegend, ob er sich die Mühe machen sollte, in dem Strom der Schüler, die bereits jetzt den Saal betraten, nach Cleo zu suchen, fiel sein Blick auf ein Mädchen. Sie schien etwas verloren, umklammerte etwas, was Timothy schnell als Schlüssel identifizieren konnte. Die andere Hand hatte sie ins Nackenfell des Leoparden an ihrer Seite vergraben, doch auch die Anwesenheit des majestätischen Raubtieres schien ihr nicht wirklich Trost zu spenden. Ihr Gesichtsausdruck strahlte solche Unsicherheit und Angst aus, dass der Schüler sich bereits im ersten Moment dachte, dass sie neu war. Davon abgesehen, dass er sie noch nie gesehen hatte, zogen es viele der in diesem Sinne erfahreneren Schüler vor, ihre nicht durchweg positiven Emotionen nur hinter verschlossener Tür auszuleben. Mit wenigen Schritten war er bei ihr. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, und er versuchte sich zu erinnern, was er nach der Ankunft hier gebraucht hatte. Informationen, Sicherheit, jemanden, der ihm Fragen beantwortete - vielleicht ging es seinem Gegenüber nun ja ähnlich. "Hey!" Aufmunternd lächelte der Schüler das Mädchen an. Sollte er sie in den Speisesaal bringen? Wenn sie etwas zu essen vor sich stehen hätten, würde vielleicht auch ihre Unsicherheit etwas weichen. "Du bist neu hier, nicht wahr? Hat dir bereits jemand alles hier gezeigt?" Um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen - es müsste ihr sicher seltsam vorkommen, wenn ein völlig Fremder sie plötzlich mit in den Speisesaal ziehen wollte - leitete Tim mit ruhigen und offenen Ton eine Unterhaltung ein, die das Mädchen vielleicht vorerst etwas beruhigen würde.
Als er Schritte hörte, hob Ray die zuvor gesenkten Augenlider. Zusätzlich zu der Unsicherheit, die noch immer an seinem Inneren nagte, machte ihn die Hitze unglaublich träge. Gerne hätte der Schüler - oder auch der Schwänzer - ein Nickerchen gemacht, doch er hatte das bestimmte Gefühl, dass er einmal im Schlafraum sein Bett nicht vor dem Nachmittag wieder verlassen würde. Also hieß es nun wach zu bleiben, auch wenn seine Wimpern sich immer wieder gefährlich in Richtung seiner Wangen bewegten. Skin lag bereits wie ein platter Pfannkuchen auf dem Fußboden, nur sein langer Pelz, der sich im Rhythmus seines Atems auf und ab bewegte, zeugte von Leben in dem sonst regungslosen Körper. Sonst war es still auf dem Gang - aus den nahe gelegenen Klassenräumen war häufig nicht einmal eine einzelne Stimme zu vernehmen, die durch das Holz der Türen zu dringen vermochte. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Mittagspause offiziell beginnen würde - dann wäre es sicher auch kein Problem mehr, auf der Suche nach einem Gesprächspartner fündig zu werden. Ein Lächeln schlich sich auf Rays Züge. Fast vergessen war die Verzweiflung, die er eben noch verspürt hatte, in der Aussicht, dass sich sein einziger Wunsch vielleicht doch irgendwann einmal erfüllen würde. Nicht einmal die Hälfte der Schüler von Shadowhill kannte er - vielleicht, ganz vielleicht würde er bald endlich jemanden finden. Wen genau - das wusste Ray selbst nicht einmal genau. Nun blinzelte er also, eigentlich voll neuer Motivation, sich auf die Suche nach einer Uhr zu machen, um die Zeit bis zur Mittagspause davon ablesen zu können - doch als er aufblickte, sah er sofort das rötlich behaarte Gesicht eines Fuchses, dessen Nase sich nur Zentimeter von Rays Hand in der Luft befand. Ein erschrockenes Zusammenzucken unterdrückend musterte Ray das wendige Tier kurz neugierig, bevor er seinen Blick hob. In dieser Schule befanden sich außer vielleicht Ameisen kaum Tiere, deren Gene keinem Jugendlichen in die Venen gespritzt worden waren - und schon recht kein Fuchs. Außerdem waren tierischer und menschlicher Teil eines einzigartigen Genaustauschs selten weit voneinander entfernt auf dem Gelände unterwegs, sodass der Schüler mit den fransigen Haaren zurecht vermutete, dass das flink anmutende Wesen vor ihm nicht alleine hier unterwegs war. Gerade als sein Blick auf das rothaarige Mädchen, welches nur ein paar Schritte von ihm entfernt stand, fiel, ertönte auch schon deren Frage. Seit dem Tag, an dem er an diesem Ort mit den Genen Skins in seinem Blut erwacht war, hatte Ray ein verbessertes Gehör vorzuweisen. Doch besser hieß nicht gleich unfehlbar - das merkte der Schüler, als ihm klar wurde, wie unbemerkt die noch fremde Schülerin und ihr tierischer Begleiter sich ihm näheren konnten. Ein leicht amüsiertes Lächeln darüber mischte sich mit der freundlichen Offenheit, die bei neuen Bekanntschaften so oft Rays Gesicht zierte. "Hi!" Immer noch etwas überrascht von ihrem plötzlichen Auftauchen begrüßte Ray das Mädchen und auch ihren Begleiter mit einem Lächeln. "Ja, alles in Ordnung - die Hitze macht mich wohl nur etwas müder." Auch Skin hatte sich nun erhoben, streckte sich und lugte dann vorsichtig hinter Rays Ferse hervor. Der Schüler bückte sich rasch, um das Meerschweinchen ohne Mühe hochzuheben und an seinen Stammplatz in der Seitentasche von Rays Schulbeutel zu verfrachten. Aufrecht stehend und mit zitternder Nase ließ das Nagetier keinen Zweifel daran lassen, wie neugierig auch Skin war, diese beiden Fremden kennenlernen. "Du bist nicht im Unterricht - hast du auch nicht das Bedürfnis, morgens schon Fakten und Informationen aller Art in deinen Kopf zu hämmern?" Die Feststellung Rays wurde von einer Frage ergänzt - schließlich wollte er nicht verschlossen und unkommunikativ wirken, sodass ein mögliches Gespräch gar nicht erst Zustande käme.
"Ich muss dir leider mitteilen, dass dieser Unterricht heute ausfällt - ich war...verhindert." Logan biss sich auf die Zunge, um nicht hinzuzufügen, dass er seinen Vormittag statt zu unterrichten lieber mit Zusammenstößen jeglicher Art zugebracht hatte, einer unangehmer als der andere. Verhindert - das klang doch auch viel mehr so, als hätte er wirklich alle Hände voll damit zu tun, diesen Laden hier zu schmeißen - als würden ihm die hohen Tiere in der Regierung ihr liebstes Spielzeug überlassen. Eher gehörte er mit dazu zu diesem Puppenspiel - er war die Figur, an deren Fäden jeder nach Belieben reißen konnte, bis er irgendwann jeglichen Halt verloren hätte. Doch er tat gut daran, das zu verschweigen - denn noch immer stand ein Forscher anbei, der sich über solch einen Schwächling wie Logan einer war, sicher freuen würde. Der Pfeilgiftfrosch auf seiner Schulter war klein, und an Logans Knochen war nur Haut zu finden - der perfekte Snack für das kleine giftige Wesen also. Obwohl - fraßen diese Frösche überhaupt Fleisch? Menschenfleisch? Soweit Logan es sich vorstellen konnte nicht, doch hatte er sich auch nie vorstellen können, einmal als Direktor für ein geheimes Internat zu agieren. Und trotzdem war er nun hier. Es wäre also sicher angebracht, hier nicht mehr allzu lange zu verweilen, wenn er nicht von einem winzigen Frosch verspeist werden wollte – man konnte ja nie wissen. Er wollte sich gerade schon umdrehen, die Szene, die praktisch in den Formen eines Forschers und eines fremden Mädchens in ihn hineingelaufen war, verlassen. Das Angebot, der Schülerin bei Fragen zur Lage einzelner Räume behilflich zu sein, war tatsächlich eher rhetorisch gemeint - deshalb erschrak Logan, im Kopf bereits die Möglichkeiten durchgehend, wie er anderen Menschen den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen, über die Antwort des Mädchens. Gerne hätte er im ersten Moment geantwortet, dass er selbst keine Ahnung hatte, wo man hier etwas warmes Essbares bekam, doch schnell genug konnte er sich sammeln. Der Forscher stand noch immer anbei – hatte der Typ keinen Job zu erledigen, anstatt Logan bei seiner endgültigen Blamage zu beobachten? – und so wie der Direktor ihn einschätzen konnte, mochte der Wissenschaftler ihn nicht sonderlich. Was würde ihn davon abhalten, zur Regierung zu rennen und alles brühwarm zu erzählen, sollte Logan jetzt versagen? Nichts, das war ihm klar. Ebenso gut wusste er auch, dass er diesen Job nur auf Bewährung hatte – sollten Dinge in seiner Anwesenheit vorfallen, die nicht im Interesse der Regierung lagen, könnte er sich gleich einen Platz unter der nächsten Brücke reservieren. Das hier – dieser Job, diese genmanipulierten Kinder und die verästelten Gänge des Schulgebäudes, war im Moment alles, was er hatte. Eine letzte Chance, die er nicht schon wieder verspielen durfte. Deshalb hielt er auch mitten in der Bewegung inne und drehte sich nun erneut vollständig zu seinem etwas kleineren Gegenüber um. In seinem Kopf ratterte es, als er versuchte, sich überhaupt an einen Speisesaal hier im Internat zu erinnern. Es musste schließlich einen geben – die Regierung manipulierte nicht umsonst mit teilweise sehr teuren Methoden die Gene dieser Jugendlichen, nur um sie dann verhungern zu lassen. Logan selbst hatte diesen Raum jedoch nicht allzu häufig betreten – als ihm die Position des Saales wieder einfiel, konnte er sich zusätzlich eigentlich nur an einige Male erinnern, an denen er in Gedanken versunken so getan hatte, als würde ihn das gemeinsame Essen mit so vielen Fremden nicht innerlich ankotzen. Wenn er aß, dann nicht in solch einem großen Kreis – das waren zu viele Augen, die sich auf ihn richten konnten, wenn er mühsam sein karges Mahl hinunterwürgte. Mit wohl ebenso gezwungenem Lächeln, wie er es auch in eben erwähnter Situation aufsetzen würde, nickte Logan. “Natürlich… Ich kann dich dort schnell hinbringen.“Und damit diesem Forscher hier entkommen…! Fügte Logan in Gedanken hinzu. Lieber hielt er es noch etwas länger mit einem jungen und noch dazu schüchtern scheinenden Mädchen aus, als dass er sich noch länger hier aufhielt, wie auf dem Präsentierteller direkt hier im Gang stand. Mit einem kühlen Nicken verabschiedete er sich von dem noch immer anwesenden Forscher. Darauf hoffend, dass die Schülerin ihm einfach folgen würde, vertraute Logan dem inneren Gebäudeplan in seinem Kopf. Dass er sich nicht einmal besonders hätte anstrengen müssen, sich an den Weg in Richtung Speisesaal zu erinnern, wurde ihm erst später klar. Denn bereits jetzt machten sich vereinzelte Schülergruppen bereits wieder auf den Weg in Richtung Speisesaal, er hätte also nur einer Clique von Jugendlichen folgen müssen. Caleb strich anfangs noch um Logans Beine, bevor ihm das unangenehme Schweigen, welches sich kurz nach dem Verlassen des Forschers zwischen dem Mädchen und Logan ausgebreitet hatte, zu viel wurde. Mit geschmeidigen Schritten baute der Gepard einen Abstand zwischen sich und seinem menschlichen Begleiter auf, stolzierte den Gang entlang und schien sich nicht groß darum zu kümmern, dass Logan jetzt die redselige Ader der Raubkatze gut gebrauchen könnte. “Und du…bist neu hier?“ Smalltalk war bestimmt nicht Logans Stärke, und so war diese dämliche Frage das erste, was ihm in dieser unangenehmen Situation in den Sinn kommen mochte.