"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Ich spürte, wie sich das winzige Leben in mir bewegte und versuchte ins Freie zu kommen. Ich spürte die Tritte und die schmerzhaften, krampfartigen Wehen. Instinktiv passte ich meine Atmung an, versuchte den Schmerz irgendwie auszublenden, was jedoch nur so mäßig gelang. Die Schülerin war schon eine kleine Weile weg, es war still im ehemaligen Zweibeinerbau, ich hatte meine Ruhe, jedoch fühlte ich mich auch einsam. Engel und Teufel waren gänzlich verstummt, hingen irgendwo tief in mir und konnten nicht an die Oberfläche dringen. Vielleicht hatte so eine Geburt ja auch etwas Gutes, abgesehen von dem Nachwuchs natürlich. Als sich schnelle Pfotenschritte mir näherten und ich die Stimme des Heilerschülers vernahm - wie hieß er noch gleich? Ba'alim? - hob ich meinen Kopf und schaute den jungen Kater aus müden Augen an. Er stellte sich vor, fragte, wie er mir helfen könne. Ich atmete einmal tief durch, unterdrückte den allmählich stärker werdenden Schmerz. "Die Jungen, ich glaube, sie kommen!" Ich glaubte es nicht, ich wusste es. Aber ich war müde, mein Kopf war einerseits völlig vernebelt, andererseits aber auch so unglaublich klar. Ich hoffte, er verstand, ich wollte ihm nicht noch erklären müssen, dass eine Geburt offensichtlich schmerzhaft war, immerhin presste man geformtes Leben aus sich heraus. Aber konnte ein Kater sowas überhaupt verstehen? Warum mussten sowohl Heiler wie auch Heilerschüler Kater sein? Am Rande bemerkte ich, wie auch der zweite genannte hinzutrat, der eigentliche heiler, Rowan, doch er blieb still und beobachte nur seinen Schüler.
"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Müde lag ich zusammengerollt in meinem Nest. Es war ruhig im Bau, man hörte nur das Schneetreiben von außerhalb, sowie ein paar Katzen, die sich noch hinauswagten. Der Tag war anstrengen, aber erfolgreich. Wir hatten ein neues Lager, vorübergehend zumindest, und ein Dach über dem Kopf, die Jungen lagen an meinen Bauch, eingewickelt von meinem Schweif. Müde und langsam fuhr ich mit der Zunge über das getigerte Junge. "Ihr braucht noch Namen ..." mauzte ich leise, eher an mich selbst gerichtet. In meinem müden Kopf ratterte es, doch es fielen mir so viele ein. Etwas mit Bedeutung? Etwas Besonderes oder ungewöhnliches? Meine Schweifspitze zuckte leicht, mir würde schon noch was einfallen!
"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Wieder durchzuckte ein Schmerz meinen Körper, mein Bauch krampfte. Noch konnte ich recht ruhig atmen, doch den Erzählungen der einen oder anderen alten Katze zufolge, konnte es sich schnell ändern. Wir hatten für mich noch ein ruhiges Plätzchen gefunden, mein Nest war gerade aufgebaut gewesen, als die Wehen einsetzten. Wie, als hätten die Götter es so gewollt, folgte ein Ereignis gerade dem nächsten, Ruhe gab es nicht. Es war zwar nicht mein erster Wurf, doch meine bisherigen Jungen waren entweder tot, oder lebten noch im Labor, waren diesem treu ergeben, trauten sich vielleicht nicht zu fliehen. Aber ich hatte Erfahrung, die mir sagte: habe eine heilende Katze an deiner Seite. Wenn etwas schiefgeht, können Heiler oder jene, die sich mit Heilung auskannten, wahre Wunder vollbringen. Jemanden dabei zu haben, der einen unterstützte und beistand, der auf einen aufpasste, ist unheimlich kostbar. Ich hatte eine der jungen Katzen, eine Schülerin, glaube ich, geschickt, um eine heilende Katze ausfindig zu machen. Sie hatte gerade erst mein Nest eingerichtet und schien recht erschrocken von meiner Bitte, hastete aber sogleich davon. Noch konnte ich darüber schmunzeln, doch die Schmerzen der Wehen nahmen zu. Mittlerweile lag in jenem Nest, stand immer wieder auf, drehte mich unruhig und schob die Materialien unruhig zurecht, bis es mir vorerst passte und ich mich wieder hinlegte.
"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Müde saß ich am Rande der kleinen Gruppe, jenen, die noch übrig waren, und horchte Dandelion. Der Kater hatte die Führung übernommen, nachdem das Lager des Clans den Bach runtergegangen ist. Vielleicht war es falsch gewesen, heute Morgen noch zu jagen, doch die halbe Maus hatte mir geholfen, den Marsch zu überstehen, auch wenn ich kaum noch Kraft besaß. Seit wann war ich so müde? Kurz schüttelte ich meinen Kopf, um die Müdigkeit für einen kurzen Moment aus meinem Kopf zu verbannen. Wieder sah ich zu Dandelion hinauf. "Es ist mir schon fast unangenehm, doch ich befürchte, meine Muskeln machen nicht mehr lange mit, die Jungen rauben mir gerade jegliche Kraft!", stellte ich müde fest. Tatsächlich sah ich schon fast erbärmlich aus, man sah mir die Müdigkeit an. Zudem befürchtete ich, dass ich bald die Jungen werfen würde, bei diesem Wetter. Sie spielten nach wie vor verrückt und mein Bauch schmerzte, vermutlich sah man hier und da einen Tritt, wenn man genau hinsah. Ja, lange würde es wohl nicht mehr dauern.
"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Still beobachtete ich den Kämpfer bei seiner Jagd. Er schien tatsächlich in dieser ausgebildet zu sein, zumindest war Farnwispern erfolgreich. Erfolgreicher als ich es in meinem derzeitigen Zustand sein könnte. Beglückwünschend mauzte ich kurz, zuckte danach jedoch kurz zusammen. Die vergangenen Stunden waren anstrengend gewesen, ja. War es richtig, sich von der Gruppe zu entfernen und so etwas wie Spaß zuhaben, während das Lager, welches mir nach meiner Flucht Sicherheit bot, in Schutt lag und der einst weiße Boden mit Blut getränkt war? Der Dämon in mir seufzte zufrieden. Nur an sich denken, die anderen sind egal. Aber mit zunahme meiner Schwangerschaft, veränderte sich etwas. Ich schien nicht mehr gänzlich von diesen zwei Witzfiguren gesteuert zu werden. Vielleicht lag es auch an meiner neuen Umgebung, den Katzen, die ganz anders waren und einem ein Stückchen Freiheit boten. Ich schüttelte meinen Kopf. Kurz hatte mein Blick die Ferne fixiert, ganz in Gedanken, doch eine Bewegung weckte meinen müden Kopf. Farnwispern trat näher und legte die erbeutete Maus vor meinen Pfoten ab. Wieder schmerzte mein Bauch, wirklich Hunger hatte ich nicht und die Jungen schienen in mir Tango zu tanzen - so fühlte es sich zumindest an. Ich fraß die halbe Maus und schob sie weiter zu Farnwispern, "Danke, nimm du die andere Hälfte!". Es war schon fast eine freundschaftliche Geste, aber zu viel sollte man nicht hineininterpretieren. Hunger hatte ich keinen und allmählich wünschte dieses jämmerliche Engelchen, sich in eine dunkle, warme niesche zurückzukehren. Zudem strengte die Schwangerschaft mich zunehmend an und wer weiß, was im Lager noch auf uns wartete. Würden wir umziehen müssen? Schneeflocken fingen an zu fallen. Wenn das Wetter schlechter wurde, dann würde sich der Clan erst einmal eine neue Bleibe suchen müssen. "Was hältst du davon, wenn wir langsam umkehren, die Jungen bringen mich sonst noch bald um!" Ich war mich schon fast sicher, man könnte die kleinen Pfötchen in meinen Bauch rumhampeln sehen, ohne einen Röntgenblick zu haben. Ein großer Wurf würde es vermutlich nicht, so groß war mein Bauch nun auch nicht, doch man merkte mir wahrscheinlich die fortgeschrittene Schwangerschaft an. Lange halte ich es nicht mehr aus, ein neuer, kleiner Schmerz durchzog meinen Körper und genervt seufzte ich.
"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Leise beobachtete ich Farnwispern, wie er mich überholte. Gestern waren wir bereits jagen gewesen, doch ohne Erfolg. Vermutlich hatten die Dachse und das, was sie im Lager anrichteten, jegliche Beute für den Tag vertrieben. Aber nun war eine Maus da, immerhin und besser als nichts. Innerlich betete ich zu dem, was auch immer über uns wachte, das Farnwispern dieses Mal Erfolg haben würde.
Irgendwie mochte ich ihn, er war nett und man konnte gut Zeit mit ihm verbringen. Vielleicht war er ja mein erster Freund in diesem Clan. Leicht runzelte ich die Stirn. Gerade war ich innerlich ruhig, es herrschte so etwas wie Waffenruhe, wenn auch nur vorübergehend, wie ich ahnte. So fremd diese Ruhe in meinem Kopf auch war, so angenehm war sie auch. Wie lange war es her, dass weder Engelchen, noch Teufelchen ihren Senf dazu gaben, sich stritten und mich kontrollierten. War das gerade also ich Selbs?
"Only the strong can be able to survive the weak should learn to die"
Ich überlegte, was ich den Kater noch fragen konnte. Warum auch immer, verhielten sich diese zwei Witzfiguren, die mein Gemüt ständig änderten, sich gerade äußerst komisch. Warum war ich nur so, warum gerade jetzt? Leicht schüttelte ich den Kopf, "ja, lass uns jagen gehen!"
Wenigstens etwas, was ich sicher konnte, so hoffte ich zumindest, bedachte man meinen Zustand. War es überhaupt gut für die Jungen, wenn ich jetzt jagte? Na ja, schädlich kann es nicht sein, wenn ich mal die unzähligen anderen Streunerinnen bedachte, die sich selbst versorgen mussten und nebenbei ebenfalls hochtragend war. Sie konnten sich nicht Mondelang ausruhen und brachten trotzdem gesunden nachwuchs zur Welt. Solange ich mich nicht übernehmen würde, wird es schon gehen, oder? Ich tappte ein paar Schritte weiter in den Wald hinein, hob meine Nase In Die Kühle Winterluft. Wie lange ist es her gewesen, dass ich wirklich etwas gejagt hatte? Würden wir bei dieser Witterung, mitten in der Blattleere überhaupt etwas finden? Ich sog die klare Brise ein, analysierte sie und fand tatsächlich etwas. "Eine Maus! Der Geruch ist schwach, aber nicht weit weg, vermutlich unter Blättern und Schnee!"
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