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Die Suche hat 12 Ergebnisse ergeben cannibalgoesnom

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Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Daeny

Antworten: 12
Gesehen: 205

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyDo Sep 08, 2022 7:31 pm


„Horus“ 161

011 posts | word count: 1579
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: außenbereich; im schnee
Viele, viele Monde waren verstrichen, seitdem der gescheckte Kater sich das letzte Mal gewünscht hatte, die Gedanken anderer durchschauen zu können; einen Blick hineinzuwerfen in die Gefühlswelt, die sich so ungemein von der seinen unterschied, die ein jeden unbeschreiblich einzigartig machte.
Die Tage im Labor hatten sein Interesse für seine Umwelt ergrauen, die Neugier erblassen lassen. Die Gegenwart strafte ihn lediglich mit Sorge, wen es womöglich als nächstes treffen könnte – nur wenigen Dingen gelang es, Horus’ Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken als die allzeit lauernde Gefahr in seinem Inneren.
Und doch, als Dorian’s Blick den Teich musterte, erwischte sich der Dunkle dabei, wie er sich wunderte. Wunderte, welche Wünsche sein Gegenüber in jenem Moment hegte. Aber gewiss würde er jene Tatsache nicht äußern, die stumme Frage nicht über seine Lippen schleichen lassen.

„Ich habe noch keine Katze getroffen, deren Gedächtnis ähnlich lückenhaft ist wie das meine“, antwortete Dorian ihm schließlich, seine Worte wurden begleitet von einem bedauernden Seufzen, das – von ihm kommend – ungemein befremdlich klang. Befremdung, ausgelöst durch die simple Emotion eines Katers, welchem Horus doch erst vor wenigen Augenblicken über den Weg gelaufen war.
Nachdenklich legte jener den Kopf schief, musterte den Sandbraunen, während er sprach. Er musste es nicht länger hinterfragen; die Schwärze in Dorian’s Erinnerungen glich nicht jener, die seine eigenen Gedanken erfasste.
Wie überaus dümmlich, ihm das Gefühl geben zu wollen, Horus würde verstehen, wenn sich ihre Erfahrungen schmerzhaft voneinander unterschieden! Und doch kam er nicht umhin, sich zu fragen, ob Dorian die Schwärze, welche seinen eigenen Geist erfasste (jedes Mal dann, wenn der Hunger seinen Leib für sich beanspruchte) als angebrachteren Vergleich empfinden würde - anders als simple Gesichter, welche seinen jugendlichen Erinnerungen entschwanden. Ein jene Schwärze, in welcher er Dinge tat, die ihm bis an sein Lebensende verfolgen würden; welche ihn kontrollierte, ohne ihn dabei sehen zu lassen. Ein blindes Biest.
Doch nein, gewiss, hatte Dorian zuvor nicht realisiert, in welchem Fokus er sich befunden hatte – dass er für einen kurzen Augenblick nichts weiter gewesen war als nichts ahnende Beute – so brachte Horus es nicht über sich, den Anderen einzuweihen in seinen Fluch. Er befürchtete, Dorian zu vertreiben, sollte er tatsächlich ehrlich sein. War es unfair, ihn im Dunklen zu lassen, nur, um einige weitere Momente zuzulassen, gefüllt von einem unschuldigen Gespräch? Es war töricht, zu denken, der Hunger würde ihn gerade da verschonen, und doch betete Horus, dass dem so war – dass er dort draußen, in der nächtlichen Kälte, für einen Augenblick normal sein konnte. Oh, wie lang hatte er eine derart unbeschwerte Unterhaltung herbeigesehnt!
Er betete.
„Ich glaube, mein Bruder denkt, es wäre tröstlich. Er denkt, ich könnte unbeschwerter leben, wenn ich keine Erinnerungen an vergangene Grausamkeiten mit mir herumtrage. Vielleicht hat er recht.“
Horus schüttelte seinen Kopf, noch ehe der Sandfarbene tatsächlich geendet hatte. Er musste über seine Antwort nicht lange nachdenken, doch erlaubte er sich dennoch eine kurze Pause, ehe er sprach.
Das Leben wird nicht unbeschwerter, nur, weil man sich an die Bilder vergangener Tage nicht länger erinnert. Das Grauen mag deinen Gedanken entgleiten, doch berührt es auch deinen Geist; die Kälte, die Furcht
(der Scham, die Schuld)
sie bleibt ein Teil deines Herzens, ganz egal, was du tust. Vergessene Erinnerungen, sie werden nicht ersetzt; sie hinterlassen ein Loch, welches nicht gefüllt werden kann.
Worte, die dem Sandbraunen nicht etwa Trost zu schenken vermochten. Machten sie seine Pein nicht nur schlimmer? Weshalb versuchte Horus den einzigen positiven Gedanken, welchen man jenem geschenkt hatte, derart zu zerstören?
Nun, für einige Herzschläge verlor sich der Gescheckte erneut in seiner ganz persönlichen Hölle; zurück an, ja, den Morgen jenen Tages, welcher ihn ebenfalls mit leeren Erinnerungen und blutigen Klauen begrüßt hatte. Nicht zu wissen, was geschehen; welche arme Seele ihm im falschen Moment über den Weg gelaufen war, schenkte ihm keine Genugtuung.
Er war ein verdammter Egoist.
Und schließlich unterschieden sich die beiden Kater voneinander. Horus mochte vergessen, doch er konnte stets ahnen, schlug die Schwärze in seinem Schädel Wurzeln im Hunger. Dorian jedoch blieb zurück mit Nichts.
Nein, entschuldige“, fügte er schließlich rasch an. Oh, er wünschte, er hätte kein einziges Wort verloren. Sein Blick sprang in Richtung Laboreingang und er kam nicht umhin, sich zu fragen, ob es nicht doch besser wäre, den Sandbraunen zurückzulassen; mit düsteren Gedanken zwar, welche jedoch nicht von Horus’ Anwesenheit beschmutzt werden konnten. „Ich habe keine Ahnung von den Dingen, die meine Lippen verlassen.
Ungebremst, nicht bedacht.

Der noch so freundlich und fröhlich wirkende Kater zeigte nun zum ersten Mal seine düstere Seite; gewährte Horus einen kurzen Einblick in den Schmerz, welchen ihn tagtäglich zu begleiten schien. Es überwältigte den Gescheckten, verstand er doch nicht, weshalb man sich ihm derart anvertraute. Was machte ihn besonders?
Doch, wer wusste schon, womöglich weihte Dorian jedes Experiment in sein Leben ein, welches seinen Weg kreuzte.
Jener Gedanke verletzte den Dunklen.
„Aber keine Verbindung, mag sie noch so tief greifen, schützt mich davor, zu vergessen. Alles zu vergessen.“
Beinahe hätte Horus erneut das Wort ergriffen, um ihm zu verstehen zu geben, wie sehr er verstand; wenngleich es nicht das Vergessen war, welches seinen eigenen Geliebten keine Gnade schenkte. Ein kalter Knoten bildete sich in seinem Rachen und selbst wenn es alles andere als gerecht dem Sandbraunen gegenüber war, sein Vergessen mit Neid zu strafen, so kam Horus nicht umhin. Nicht umhin, sich zu wünschen, Vergessenwerden wäre die einzige Unbarmherzigkeit, welchen er seinen Kameraden schenkte. War er ebenso mit Schmerz verbunden, so ließ er jene zumindest am Leben.
Und Horus schämte sich; schämte sich dafür, dass er innerlich versuchte, Dorian’s Probleme kleinzureden.
„Die Fähigkeiten, die uns verliehen wurden …“, setzte der andere Kater fort, „Manchmal glaube ich, dass jede einzelne von ihnen uns etwas nimmt.“
Ich verstehe, was du sagst“, war schließlich das einzige, das Horus von sich gab.
Doch lenkten Dorian’s folgende Worte die Gedanken des Kannibalen in eine andere Richtung.
„Ich verliere nicht mein Leben, sondern meine Erinnerungen.“
Ja, da verstand er erst wirklich, was der Sandbraune ihm zu sagen versuchte! Lange sah Horus ihn an, fragte sich, wie es wohl sein musste, zu wissen, dass sein Leben bereits hätte enden sollen – dass Andere an ihr Ende gebunden waren, während er den Tod zu täuschen vermochte. Wie war es, zu leben, während seine Kameraden vor seinen Pfoten zu Boden fielen?

„Nun weißt du ein wenig über mich. Erzähl mir im Gegenzug eine Geschichte aus deinem Leben, Horus.“
Horus. Es war immer noch befremdlich, seinen Namen aus dem Mund eines Anderen zu hören, doch musste er sich eingestehen, dass er den Klang mochte, mit welchem Dorian jenen aussprach.
Der Kater räusperte sich, war nun er derjenige, welcher seine Klauen unruhig in der Schneemasse verschwinden ließ, nur, um sie Herzschläge später wieder einfahren zu lassen.
Er zögerte. Doch weshalb? Schuldete er Dorian nicht ebenso das Vertrauen, mit welchem jener ihm selbst begegnet war?
Es schien ungerecht, ihm weiterhin zu verheimlichen, was er war, und hatte er sich die Worte bedacht zurechtgelegt, mit welchem er seine wahre Existenz unheilvoll verkünden würde, so ließ er im letzten Moment von ihnen ab.
Er konnte es nicht, noch nicht; das einzige Wesen zu vergraulen, welches ihm nicht etwa mit Misstrauen und Furcht entgegentrat.
001 war nicht der erste Führer, gegenüber welchem ich mich zu verbeugen hatte. Ein selbsternannter König“, begann er schließlich, die Geschichte aus alten Zeiten zu erzählen; eine weniger schmerzhafte Wahrheit als jene, welche die meisten im Labor bereits kannten. Diese Geschichte sollte die seine sein, eine, die der Hunger ihm nicht entreißen konnte. Und Dorian sollte das erste Experiment sein, mit welchem er jene teilte. „Ich wuchs in einem ähnlichen System auf, doch lebte ich in den Straßen. Dort draußen gab es keine grauen Wände, die mich zum Bleiben zwangen – keine Käfige. Doch war es mir dennoch nicht erlaubt, zu gehen.
Horus lächelte – eine seltene Mimik, die sich gegenüber Dorian allerdings fast schon gewöhnlich anfühlte – doch wurden seine Züge diesmal von so etwas wie Trauer begleitet.
Es lässt einen wundern – Freiheit. Ein solch seltsames Wort. Ich hatte einst geglaubt, hineingeboren worden zu sein in unerbittliche Sklaverei. Doch meine Ankunft im Labor, nun, brachte mich zum Umdenken. Damals war ich frei gewesen, ohne es wirklich zu wissen. Und hätte ich nur gewusst...
Doch beendete er seinen Satz nicht. Was hätte er denn auch sagen sollen?

„Was, wenn ich dir sage, dass ich in Gefangenschaft geboren wurde? Dass ich hier geboren wurde?“
Da zuckten Horus’ Ohren überrascht, hatte er mit einer derartigen Wahrheit tatsächlich nicht gerechnet. In Dorian sah er einen Kater des Windes; dem Liebhaber der Prärie, unbegrenzten Weiten.
Dann muss ich mich wahrhaftig geirrt haben“, erwiderte Horus schließlich. Er zeigte Schwäche, indem er sich seinen Fehler eingestand – zumindest konnte das so manch einer im Labor derart auffassen.
Horus’ Worte wurden jedoch nur von Belustigung begleitet über, nun, sich selbst.
Voreilige Schlüsse.
Doch machte es so gar keinen Sinn, oh, die Freiheit in Dorian’s Augen in Verbindung mit dem jämmerlichen Leben im Labor!
Du hast noch nie die Freiheit geschmeckt?“, hakte er schließlich nach, „Andernfalls, nun – sehe ich in deinen Augen womöglich Eindrücke aus einem Leben, das vor dem deinen lag. Eine Seele aus vergangenen Zeiten.
Und noch während er sprach, richtete sich der Gescheckte auf, wandte sich ab von dem Kater, welcher ihn derart faszinierte – beiläufig, langsamen Schrittes. Seine Pfoten trugen ihn schließlich zu dem gefrorenen Teich, welcher noch nicht ganz von Schnee bedeckt war.
In dem Eis spiegelte sich sein dunkles Gesicht wider.
Er fragte sich, was man in seinen Augen wohl sah.
Eine Frage, die mit einer Spur Bedauern einherkam.


Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Horus_12

Angesprochen: 509
Erwähnt: streunergruppe (NPC)

@shahar

#cannibalgoesnom
Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Boa, ist der unfreundlich...
Daeny

Antworten: 7
Gesehen: 213

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Boa, ist der unfreundlich...    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyMi Sep 07, 2022 6:07 pm


„Horus“ 161

0011 posts | word count: 702
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: am rande der zellenräume
Oh, hatte dem Täubchen Horus’ Gegenfrage etwa nicht gefallen? Er erlaubte sich, seinen Gegenüber etwas länger anzuschauen, als womöglich nötig – zu durchschauen, was sich da in seinem Köpfchen abspielte. Für einen kurzen Moment waren geweitete Augen die einzige Antwort, die ihm gegeben wurde.
„Vielleicht. Aber wie erkennt man, dass dies die deinen sind und du dich nicht mit fremden Federn schmückst?“, fragte jener schließlich prompt. Nun war es Horus, der einen Moment brauchte, um darauf eine Antwort zu finden.
...mit fremden Federn schmücken.
Schweigend starrte er den Weißen an; man hätte ihn beinahe als unhöflich bezeichnen können. Nun, er hoffte innerlich, dass seine Blicke das einzige blieben, das der Andere sich heute einfing. Er mochte ein ungebetener Gast sein, unvoreingenommen und nervtötend, doch vergleichsweise nicht derart grässlich wie andere Experimente – und womöglich von Horus' Hunger verschlungen zu werden, verdiente er schon gar nicht.
Schließlich trat ein beinahe müder Ausdruck in seine tiefschwarzen Augen.
Du denkst wirklich, ich würde mit dem Tod einstiger Kameraden prahlen? Ihren Leichnam als Trophäe mit mir herumschleppen?“, fragte er schließlich trocken.
Wie konnte er es dem Geflügelten aber verübeln, wusste jener offensichtlich nicht, was er war? Und dennoch, die Tatsache, dass ein einziger Blick womöglich genügte, um ihn als blutrünstig, schlecht hinzustellen, verletzte ihn.
Ein leises Seufzen entwich seinen Lungen. Trotz der gespannten Muskeln und dem Adrenalin, welches der Hunger an jenem Tag unaufhörlich durch seine Knochen zu pumpen schien, fühlte er sich kraftlos.
Aber, ah, er schuldete dem Täubchen eine Antwort auf seine Frage.
Für gewöhnlich hängt nicht mehr viel an ihnen dran“, erläuterte er schließlich dumpf und hoffte, das würde seinem Gegenüber den entscheidenden Hinweis geben, um sich endlich zu verkrümeln.
Der Hunger zehrte an seinen Nerven.

„Ach komm schon… Stell dich nicht so an.“
Hatte er gehofft, ihm mit einfachen Schritten entkommen zu können, so musste Horus leider feststellen, dass der Geflügelte tatsächlich nicht locker lassen wollte. Verdammt, hatte der wirklich nichts besseres zu tun?
Wie schön, dass sich der Trottel dann auch noch erhob und anfing, seine Flügel in die Luft zu schlagen wie ein liebestrunkener Spatz. Was sollte das werden – ein Balzritual?
Angewidert verzog der Gefleckte das Gesicht, wurde jedoch sogleich von einer Welle intensiven Fleischgeruchs erschlagen, aufgewirbelt durch das Herumwedeln des Silbernen. Seine Duftnote war besonders zart; der Hunger ließ ihm verführende Bilder in den Kopf schießen, welche er verkrampft abzuschütteln versuchte.
Bitte, hör auf damit.
Ja, eine Bitte, welche seine Lippen nur in einem angespannten Knurren verließ, jedoch vollkommen aufrichtig gemeint war.
Eisern wandte er den Schädel – oh, wenn es etwas geholfen hätte, hätte er ihn auch gleich in die Laborwand gestoßen! - und hoffte, seine Gedanken würden in eine andere Richtung laufen, würde er sich nur ausreichend anstrengen.
Und den geflügelten Idioten dabei nicht ansehen.
„Was kannst du dann außer andere anzugiften?“, hakte jener weiter nach, ignorierte offenbar jegliche Warnsignale, welche die Luft zwischen ihnen mit Spannung füllten und ihm förmlich ins Gesicht schrien.
Unruhig peitschte Horus mit seinem gefleckten Schweif.
Oh, möchtest du es herausfinden?
Er warf einen kurzen Blick über seine Schulter, zurück zu dem Geflügelten, das ihn nur mit dummer Erwartung angaffte. Das Rot in seinen Augen funkelte gefährlich.
Hör zu, Täubchen, ich weiß nicht, wer dir hier im Labor schon alles über den Weg gelaufen ist -
(Auf Anhieb fiel ihm keiner ein, der seine Fähigkeit nur ansatzweise so sehr verabscheute, wie er selbst.)
- doch erwarte nicht, dass dir ein jeder eine kleine Zirkusvorstellung auf die Nase bindet, nur, um sich als den Besten im Labor darzustellen. Okay? Nicht jeder wurde mit seiner Fähigkeit gesegnet.
Sein Blick fiel auf die großen Flügel, und so etwas wie Neid erfasste ihn.
Oh, wie unfair die Spritzen doch waren – wie leicht sie Andere mit Geschenken belohnten, nur, um den Rest in die grausige Finsternis zu verbannen.
Er schwieg für einige Herzschläge, doch blieb auch der Kannibale nicht verschont von natürlicher Neugier. Und, nun, er musste sich eingestehen, dass die Flügel recht
(hübsch aussahen)
interessant wirkten.
Kannst du tatsächlich fliegen, oder sind die nur zur Schau?“, war er schließlich derjenige, der seine Frage in den Raum warf - und mochten seine Worte womöglich provokant klingen, so meinte er sie doch ernst.
Smalltalk, hah! Vielleicht brachte ihn ja jener weg von dem gierigen Verlangen des Hungers.

Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Horus_11
Angesprochen: ikarus
Erwähnt:

@tae

#cannibalgoesnom
Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] snacktime
Daeny

Antworten: 3
Gesehen: 118

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] snacktime    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyDi Sep 06, 2022 5:58 pm


„Horus“ 161

010 posts | word count: 564
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: nahe der zellenräume
Weshalb glaubte Horus nicht an Götter, an himmlische Wesen, die über ihre Wege wachten? Nun, auf jene Frage gab es einige Antworten: den Fakt, dass eine eben solche Kraft auch diejenige gewesen sein muss, welche ihn mit seinem Schicksal gestraft hatte; dass das Übel seiner Welt das Gute überwog; dass das Leben ungerecht war, und doch…
An jenem Tag war die Antwort recht simpel, schoss Horus innerhalb weniger Herzschläge in den Schädel, noch bevor er die unheilvollen Pfotenschritte des anderen Experiments wahrnahm.
Gäbe es einen Gott, so hätte er seine allnächtlichen Gebete, diesen verfluchten Dreckskater in Luft auflösen zu lassen, bereits längst erhört.

Hatten seine Sinne begonnen, allmählich abzukühlen, so saß der Hunger noch penetrant in seinem Rachen, bereit, im kleinsten Moment der Unaufmerksamkeit die Kontrolle zu ergreifen; wie ein Kind, das sich über sein Lieblingsspielzeug hermachte.
Doch nicht nur der Hunger wollte mit dem unglücklichen Kater spielen.
Er roch es, noch bevor er die Duftnote des Wächters aufnahm. Der beißende, verführende Geruch von Blut und offenem Fleisch; selbst im kalten Zustand warf der Leichnam Horus aus der Bahn, noch ehe er überhaupt realisierte, dass er erneut Opfer von 311‘ Niedertracht wurde.
Selbst reichlich vollgeschlagen schrie sein Magen auf.
„Du hast aber diesmal viel dran hängen lassen, Darling“, meldete sich der Weiße, strich bei seiner Ankunft an Horus’ Seite vorbei. Jener erschauderte, ehe sich sein dunkler Pelz auch schon sträubte.
„Sieht dir gar nicht ähnlich.“
Hass schwappte über Horus hinweg wie eine finstere Welle. Doch war es nicht nur Hass, welcher sich da in seinem Inneren ergoss, seine Sinne verschlang wie ein wildes Tier und seine Muskeln spannte.
Schwarz färbten sich seine goldigen Augen.
Sein Schädel wirbelte herum, erfasste das seltsame Experiment, doch – ah - wandte er sogleich den Blick ab, vermied es, eben das, was er da im Schlepptau hatte, genauer anzusehen.
(Der Geruch hatte sein Mitbringsel schon längst verraten.)
Der Gescheckte besaß eine fromme Seele, selbst wenn seine eigene Meinung davon abwich – zeugte es doch nur von seiner guten Seite, nicht sogleich über das arrogante Arschloch herzufallen, welches ihm förmlich die Überreste eines einstigen Laborkameraden vor die Füße warf.
Der Geruch allein verdrehte ihm bereits den Kopf. Instinktiv richtete sich der dürre Kater auf und stakste in die entgegengesetzte Richtung.
Hatte 311 erst mit seinem Spielchen begonnen, so gab es kein frühzeitiges Entkommen. Er wusste das, während er versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen – klammerte sich an die stumme Bitte, er mochte es sich an jenem Tag anders überlegen.
311“, knurrte der Schildpattfarbene, „Teste nicht meine Grenzen.
Weshalb, oh, hörte niemand auf seine Warnungen. Hegten diese Idioten um ihn herum etwa einen Todeswunsch?
Im Gehen warf er nun doch einen flüchtigen Blick zurück. Er war ein Feigling, ja, wollte er sich dem Schrecken nicht stellen, welcher sich durch seine Hand in das Labor geschlichen hatte – doch die Schuldgefühle zerrissen ihn, hatte er sich doch die ganze Nacht und den ganzen Morgen gefragt, wen es diesmal erwischt hatte.
Seine düsteren Augen blieben an den Überresten der Leiche haften. Wäre sein Magen nicht gefüllt von eben jenen Teilen, die diesem Körper fehlten, so hätte er die Kontrolle womöglich schon längst verloren.
Doch war es überhaupt sein unglückliches Opfer?
Sein Blick sprang weiter zu 311, jener verdammten Missgeburt, welche Horus’ bitteren Tage auf jener Welt nicht unbedingt schöner gestaltete.
Wo hast du es her?
Es, gemeint: die Leiche, welche bis zur Unkenntlichkeit entstellt war.

Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Horus_11
Angesprochen: 311
Erwähnt: die leiche

@pluto

#cannibalgoesnom
Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Daeny

Antworten: 12
Gesehen: 205

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySo Sep 04, 2022 8:42 pm


„Horus“ 161

009 posts | word count: 984
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: außenbereich; im schnee
Je öfter sich ihre Blicke begegneten, desto mehr erlaubte Horus sich, die angespannten Schultern zu lockern. In den grünen Tiefen lauerte keine Gefahr; wenn er in sie hineinsah, schrie der Hunger nicht auf – anders, als befürchtet – sondern schlummerte weiter vor sich hin. Ein schlafendes Tier, gefährlich zwar, doch für den Moment, nun, schlafend.

Als Dorian ihn ein weiteres Lächeln schenkte,
(der Kater lächelte recht oft, eine erstaunlich angenehme Erkenntnis, beachtete man doch, dass Experimente ihren Laborgesellen für gewöhnlich mit grimmiger Grimasse begegneten – Horus mit einbegriffen)
erlaubte es sich der getupfte Kater zum ersten Mal seit langem, das Lächeln zu erwidern.
Doch schließlich erfasste den Sandfarbenen eine gewisse Unruhe. Es war nicht ganz ungewöhnlich, dass sich Experimente im Beisein von Horus nervös verhielten, war es doch ganz verständlich, dass
(sich Beute wie Beute verhielt)
man sich bei seinem Anblick lieber vorsichtig zeigte. Doch etwas in Horus’ Bewusstsein teilte ihm mit, dass dies eine andere Nervosität war; eine, die Horus selbst ganz gut kannte. Er schwieg zunächst, wollte den anderen Kater nicht in Verlegenheit bringen, doch die Unruhe sollte nicht weichen.
Ihm entging der Blick nicht, welchen Dorian dem naheliegenden Teich zuwarf. Seine eigenen Augen folgte ihm, betrachtete das dunkle Loch im Schnee. Einst war er selbst an dessen Ufer gekauert, die grässliche Stimme derart laut in seinem Schädel, dass er ihrem Befehl beinahe gehorcht hätte.
Er fragte sich, was Dorian gerade durch den Kopf ging.

„Weißt du, wie es ist, zu vergessen?“, fragte der Sandbraune, und noch ehe er das letzte Wort ausgesprochen hatte, brach seine Stimme.
Eine unangenehme Hitze schoss durch Horus’ Ohren. War der Sandfarbene doch derjenige gewissen, der das Gespräch auf die Sterne über ihren Köpfen angesprochen hatte, so wurde er nun das Gefühl nicht los, dass die neue Trübseligkeit, welches ihr Gespräch erfasst hatte, seine Schuld war. Unbeholfen zuckte er mit dem Ohr, wandte den Blick ab. Er konnte nicht deuten, ob das, was in Dorian’s Stimme mitschwang, ein Vorwurf war.
„Diejenigen zu vergessen, die alles für dich bedeutet haben? Es ist, als wären sie nie dagewesen. Ausgelöscht.“
Es stand ihm nicht zu, zu antworten. Da, in jenem Herzschlag, wurde ihm bewusst, dass Dorian’s Leiden sich von dem seinen unterschied. Womöglich waren sie einander doch nicht so ähnlich.
Doch das Schweigen, das zwischen ihnen entstand, grub sich unangenehm unter seinen Pelz, als würde sein Gegenüber auf eine Antwort warten – doch nichts, das Horus sich durch den Kopf gehen ließ, fühlte sich richtig an.
Meine Mutter“, gab er schließlich von sich, „Ich kann mich nicht an ihr Gesicht erinnern.
Ja, weshalb sich nicht für die Wahrheit entscheiden? Doch sprach er nicht alles aus, was ihm gerade da durch den Kopf schwirrte – die Tatsache, dass sie zu den wenigen guten Dingen in seinem Leben gehört hatte und dass sie nun nichts mehr war als ein einfacher Name, welchem er kein Bild, keinen Geruch zuordnen konnte.
Sein Vergessen jedoch beruhte auf den Tücken des Lebens; dem traurigen Fakt, dass das kätzische Hirn nun mal dazu verdammt war, zu vergessen, sobald ausreichend Monde, Jahre verstrichen. Er wusste, dass es nicht das war, was Dorian meinte.
Doch dein Vergessen scheint sich von dem meinen zu unterscheiden“, fügte er hinzu. Er wollte Dorian nicht das Gefühl geben, ihm das Gewicht seiner eigenen Erfahrungen zu stehlen. Er konnte nicht nachempfinden, was dem Sandbraunen da durch den Kopf schwirrte; er konnte es nur ahnen.
Ich weiß nicht, was dir im Leben widerfahren ist, daher – verzeih mir, wenn ich nicht ganz verstehe.
Ob der andere Kater ihn einen Einblick verschaffen würde? Auf seltsame Weise erhoffte er sich zumindest eine banale Erklärung, auf der anderen Seite ahnte er jedoch, dass damit nur mehr Bedauern verbunden war. Womöglich wollte Dorian das Thema nicht näher anschneiden; womöglich hatte Horus bereits etwas falsches gesagt.
Oh, es war so lang her, seitdem er eine tiefgründigere Unterhaltung mit jemanden geführt hatte; eine Unterhaltung außerhalb seines eigenen Schädels.

Katzen, die in das Labor hineingeboren und fortan an das ewige Grau gebunden waren, unterschieden sich von jenen Wesen, welche den Geschmack des Herbstwindes auf ihrer Zunge hatten schmelzen lassen; deren Beine sie durch endlose Gräser getragen, und getragen hatten, bis die Erschöpfung ihren Leib ergriff. Die Sehnsucht in ihren Augen unterschied sich von all jener, welche in den Gesichtern der ewigen Laborkatzen ruhten.
Die einen träumten von fernen Dingen, fremden Dingen, welche sie sich nur in der geruhsamen Welt des Schlafes ausmalen konnten, und die anderen, nun, sie träumen von ihrer Heimat; einem Zuhause, das ihnen entrissen wurde.
Letzteres war auch das Leid, das Horus mit sich trug. Und es war auch das Leid, das er in den grünen Tiefen des anderen Katers zu sehen glaubte.
„Warum glaubst du, ich hätte nicht mein ganzes Leben hinter Gittern verbracht?“
Oh, hatte er mit seiner Vermutung falsch gelegen? Hatte er ihn beleidigt?
Aber nein, Dorian’s Frage wurde von einem amüsierten Unterton unterstrichen.
Ich kann es in deinen Augen sehen“, antwortete Horus schließlich unvoreingenommen. Ruhig sah er den Sandbraunen an, versuchte seinem Gesichtsausdruck herauszulesen, wie jener zu seinen Worten stand.
In ihnen liegt eine Unruhe, die die Einheimischen hier nicht kennen. Deine Pfoten haben dich einst durch etwas anderes getragen, als das Grau des Labors.
Wie ungemein er besagte Unruhe verstand; hätte er selber nichts lieber, als durch die Straßen seines einstigen Zuhauses zu laufen. Selbst die Erinnerung an den Gestank der Fahrzeuge, der Abfälle der Menschen weckte in Horus eine beißende Nostalgie. Was er dafür geben würde, dort einen tiefen Atemzug zu nehmen?
Doch, ah, selbst wenn ihn seine Pfoten eines Tages zurücktragen würden, so wären die Dinge nicht länger so, wie sie einst waren. Der Hunger manipulierte seine Sinne; das, was einst vertraut seine Nase gestreichelt hatte, würde ihn heute womöglich zum Würgen bringen.
Horus räusperte sich; war er doch erneut in seinen Gedanken versunken! Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit also wieder Dorian zu.
Erneut schlich sich der Anschein eines Lächelns über seine Lippen.
Oder liege ich etwa falsch?

Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Horus_12
Angesprochen: 509
Erwähnt: ra (NPC)

@shahar

#cannibalgoesnom
Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] skin and bones
Daeny

Antworten: 5
Gesehen: 162

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] skin and bones    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySo Sep 04, 2022 5:34 pm


„Horus“ 161

008 posts | word count: 502
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: nahe seiner zelle; bei den wassernäpfen
Sie zeigte keine Angst; das lag womöglich daran, dass sie tatsächlich keine hatte. In ihren alten, violetten Augen lag nicht jener zögerlicher Schein, welcher Horus für gewöhnlich verriet, dass das taffe Getue seiner Kameraden nicht ganz der Wahrheit entsprach.
Es tröstete ihn, doch kam er nicht umhin, sich zu wundern, wie töricht 110 doch war. Wog sie sich etwa tatsächlich derart in Sicherheit? Bei den Göttern
(wenn es denn welche gab)
der Gefleckte konnte sich selbst ja nicht einmal Schutz zusprechen. Der Hunger war unberechenbar; rücksichtslos, gierig und Horus war sich nicht sicher, was er mit ihm machen würde, würde es irgendwann kein fremdes Fleisch mehr zum Verschlingen geben.
Als er sich neben 110 setzte, sah er sie ein letztes Mal an, fragend, als würde er sicherstellen wollen, dass sich die Alte ihr Vorhaben auch tatsächlich gut überlegt hatte.
Doch da war kein verräterisches Funkeln in ihren Augen.
Mit einem langen Seufzen ließ er sich neben ihr nieder.

„Entschuldige dich nicht bei mir, solange du mir kein Bein abgebissen hast.“ Ihre Stimme klang kratzig, dumpf an seine Sinne, während sie sich seinem schmutzigen Fell zuwandte. Horus betete, dass es nie so weit kommen würde.
Als die Alte begann, seinen Pelz von den hässlichen Blutflecken zu befreien, überkam den Kater augenblicklich ein Gefühl von Geborgenheit; als wäre er in der Zeit zurückgereist, als hätte man ihm ein letztes Mal die Möglichkeit geboten, sich an den warmen Bauch seiner Mutter zu schmiegen.
Als er tief durchatmete war es jedoch nicht ihr einst vertrauter Duft, der ihm in die Nase wehte. Oh, so viele Monde waren bereits vergangen – womöglich hätte er ihn nicht erkannt, selbst wenn sie leibhaftig vor ihr gestanden wäre.
110 war somit die letzte und einzige Katze im Labor (in seinem Leben), welche ihm das Gefühl von mütterlichem Schutz zu schenken vermochte. Er war dankbar, doch gewiss würde er an jenem Tag kein Wort darüber verlieren.
Für einige Herzschläge schwiegen die beiden Katzen lediglich, während Horus seine Pfoten anstarrte wie ein naives Junges, welches man beim Stehlen erwischt hatte.

Du musst in deinem Leben zahlreiche grausige Dinge gesehen haben“, begann er schließlich. Ob er damit die zahlreichen Monde meinte, welche sie bereits hinter sich gelegt hatte, oder das Ausmaß ihrer Fähigkeit, ließ er offen für Interpretation. Er wollte 110 nicht dazu nötigen, über die Dinge zu sprechen, welche sie im Geiste Fremder erblickt hatte. „Wie kommst du damit zurecht? Wie setzt du deine Tage fort, ohne dich von ihnen beeinflussen zu lassen?
Er suchte nach Rat; ob es angebracht war, jene Frage ausgerechnet jetzt zu stellen, war eine andere Sache.
Der Hunger ließ die meisten Bilder schwinden, doch war Horus doch unglücklich genug gewesen, um zu sehen, was er angerichtet hatte.
Und außerdem wurden seine fragenden Worte von tatsächlichem Interesse begleitet. Hatte er in seinem vergleichsweise kurzen Leben bereits derart viele Eindrücke gesammelt, derart viele Erfahrungen, dass ihm an manchen Tagen gar der Schädel zu schmerzen begann, so konnte er sich nicht vorstellen, wie sich ein älteres Wesen wie 110 fühlen musste.

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@pluto

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySo Sep 04, 2022 1:31 pm


„Horus“ 161

007 posts | word count: 1387
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: außenbereich; im schnee
(Seine Augen…)
Die grünen Iriden vor ihm funkelten warm auf, als Horus sich dem fremden Kater wieder zuwandte. Doch vermochte er es nicht, das Leuchten zu deuten – es hatte etwas von Freude, von Dankbarkeit, doch hatte der Sandfarbene keinen Grund, sich über die Anwesenheit des Gescheckten zu freuen. Woher kam die Erleichterung? Schlug sie Wurzeln in einer unbeschreiblichen Einsamkeit?
(Womöglich waren sie doch nicht so unterschiedlich.)
Aber nein, Horus hätte am Liebsten den Kopf geschüttelt. Gewiss erfreute sich jemand, der das Gespräch suchte, über jede unverhoffte Gestalt, die ihm dabei über den Weg lief. Horus konnte es ihm wirklich nicht verübeln – wie konnte er es denn auch wissen!
Der Fremde war ein Glückspilz, so konnte man es sagen. Offenbar schien er nicht zu wissen, was sich hinter Horus’ kätzischen Maske tatsächlich verbarg; der Hunger, der Blutdurst. Hatten sich die Gerüchte und die Geschichten sich nicht weit genug im Labor verbreitet? War das warnende Wispern nicht zu dem Sandfarbenen hindurchgedrungen?
Es sollte sich zeigen, ob dessen Dankbarkeit von Dauer wäre.

„Horus.“ Sein Gegenüber wiederholte den Namen, den er ihm verraten hatte; als wäre es ein Geheimnis, welches nicht zu laut ausgesprochen werden durfte. Die Art und Weise, wie jenes einzelne, nichtssagende, und für den Gescheckten doch so bedeutsame Wort 509‘ Lippen verließ, jagte Horus einen leichten Schauer über den Rücken. Wie lang ist es nun her, dass man ihn beim Namen genannt hatte? Wann war es nicht nur die Stimme in seinem Kopf, seine eigene Stimme gewesen, der ihn aussprach?
Horus. Horus.
An Tagen wie jenen vergaß er, was jener Name bedeutete; dass sich dahinter mehr verbarg, so viel mehr. Ein Geist, eine Existenz – jemand.
„Das ist ein schöner Name“, fügte 509 hinzu und ließ den Gescheckten verwundert den Kopf heben. Für einige Sekunden erlaubte er es sich, den Sandfarbenen erneut zu mustern. In seinen Augen fand er nicht den Spott wider, welchen er zunächst erwartet hatte.
Da war nur Offenheit.
Horus’ zuckte mit einem vernarbten Ohr. Selten sprach man gut über ihn. Selbst seine eigenen Gedanken weigerten sich, von dem Hass und der Niedertracht loszulassen, mit welchen er jeden Morgen erwachte.
Dorian’s simple, einfache Worte berührten sein armes, kaltes Herz.
Danke“, brachte er schließlich von sich. In seiner Stimme schwang eine Spur an Vorsicht mit, als wäre er sich noch nicht recht sicher, ob er 509 richtig verstanden hatte. „Meine Mutter gab ihn mir.
Das letzte, das ihm von ihr geblieben war; das letzte, das ihm von seinem alten Leben geblieben war. Als die Dinge nicht unbedingt schön waren, aber besser. Oh, was würde er dafür geben, die Zeit zurückzudrehen.
Die kleine Wahrheit, die er da ausgesprochen hatte, ließ ihn bewusst werden, dass er sich an das Gesicht seiner Mutter nicht einmal mehr erinnerte. Die Erinnerungen, die er an sie hatte, waren mit grauer Leere verbunden, welche jenen Raum füllte, an welchem die einst vertraute Katze sich eigentlich befinden sollte.
Jene Feststellung erfüllte ihn mit bitterem Schmerz, doch wagte er es nicht, sich jenen anmerken zu lassen.
Die Pause, die die Stille zwischen ihnen füllte, war daher von bedauernder Art. Erst, als 509 erneut das Wort ergriff - flüchtig, zart, als könnte ein Wort allein die Welt zum Zerbrechen bringen – wurde Horus aus Erinnerungen gerissen, die sich nicht länger wie die seinen anfühlten. Womöglich war er da, an jenem Tag, doch nicht mehr als eine Nummer.
„Dorian“, der Sandfarbene sah ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde an, doch jener Blick allein genügte, um den hässlichen Gedanken in seinem Schädel zu widersprechen. „Mein Name ist Dorian.“
Lange sah Horus den Kater an; ihm wurde das Gewicht der Worte bewusst, welche da ausgesprochen worden waren. Ein Lichtblick; die Hoffnung darauf, zurückkehren zu können.
(Doch wohin?)
Dorian widersprach ihm, wortlos, ohne es womöglich überhaupt wahrzunehmen; und da verflüchtigte sich der anzweifelnde Gedanke in seinem Herzen. Er würde immer mehr als eine Nummer sein, solang sein verfluchtes, aber immer noch lebendiges Herz noch schlug. Ein jeder von ihnen; solange sie ihre Namen mit sich trugen.
Als er Dorian ansah waren es nun seine eigenen Augen, in welchen ein Hauch von Dankbarkeit ruhte.

Die Sterne schienen Dorian am Herzen zu liegen. Horus wagte es daher nicht, ihm zu widersprechen – ihm mitzuteilen, dass Katzen und Sterne verschiedener nicht sein könnten. Doch konnte er sich da denn wirklich so sicher sein?
„Wir mögen hier unten winzig sein … aber das sind die Lichter dort oben doch auch.“
Der Sandbraune wandte sich ihm wieder zu, blickte ihm unmittelbar in die goldenen Augen, und dieses Mal war es nicht die Angst vor seinem eigenen Hunger, welcher Horus wegsehen ließ.
Der Hunger, ja, schien für den Moment zu schlummern. Die Ruhe, die er stattdessen hinterließ, war beinahe beängstigend.
Horus wandte seinen Blick gen Himmel und malte sich aus, wie die Sterne dort oben durch das Schneegestöber funkelten.
Wann hatte er sich ihnen das letzte Mal aufrichtig zugewandt? Ihnen unausgesprochene Wünsche entgegen gehaucht?
Es war alles schon so lang her.
„Ich habe die Sterne nach den Katzen benannt, die ich verloren habe. Um mich an sie zu erinnern“, erklärte Dorian weiter, während der Gefleckte weiter emporblickte. Der Klang von Dorian’s Stimme wandelte sich, wurde nun von einer Spur Melancholie begleitet, während er Namen nannte – Namen von Katzen, die sich nicht länger in seinem Leben befanden.
In ihnen schwang eine Bedeutung mit, die Horus für den Augenblick zwar fremd war – die Geschichte des Sandfarbenen war ihm fremd – doch empfand er da, in jenen Herzschlägen, eben jenes Mitgefühl, welches ihn ahnen ließ. Dorian musste es nicht aussprechen, um ihn wissen zu lassen.
Das Leben war erbarmungslos. Und Horus fragte sich, auf welche Art er die Genannten verloren hatte. Hatten sie das Leben im Labor mit ihnen geteilt?
Ein unangenehmes Bauchgefühl überkam den Gefleckten. Er dachte an all die gesichtslosen Toten, die der Hunger eingefordert hatte – an die Scham und den Hass, welche ihn überkommen hatten, doch was war mit jenen, die er durch seine Taten zurückgelassen hatte? Was war mit den Müttern, denen er das Kind aus den Pfoten entrissen hatten – den Liebenden, welche durch ihn getrennt worden sind? All die Verachtung, welche man ihm schenkte - welche er sich selbst schenkte - würde den Schmerz, welchen er jenen unglücklichen Seelen zugefügt hatte, nicht wettmachen können.
Schweigend betete er dafür, dass er den Katzen, die Dorian da genannt hatte, noch nie über den Weg gelaufen war.

Es schien, als hätte noch ein Name folgen sollen; ein Name, welcher Dorian’s Rachen nicht verließ, welcher nahezu verschluckt wurde. Horus vermutete zunächst, es war ein Name, den der andere Kater nicht aussprechen wollte, doch wurde ihm recht schnell bewusst, dass er es schlichtweg nicht länger vermochte.
„Aber selbst die Sterne helfen mir nicht, mich zu erinnern.“
Entschuldige“, antwortete Horus leise, bevor er länger darüber nachdenken konnte. Wofür sollte man ihm verzeihen?
Es fühlte sich auf eine seltsame Weise richtig an. Er wusste nicht, was er auf das Gesagte andernfalls erwidern sollte.
Der Gescheckte riss sich zusammen und wagte es da endlich wieder, in Dorian’s Gesicht zu blicken.
Du wirst dich womöglich nicht mehr erinnern können“, fügte er schließlich hinzu, und seine Worte verließen nur zögerlich seinen Geist – als wäre er eingerostet, als wüsste man nicht länger, wie man sich anderen gegenüber gab, „Doch du hast ihnen einen Namen gegeben. Und jenen werden sie tragen, selbst wenn all das hier zu Ende geht.
Für einen Augenblick sah er sich um, als könnte er sich vorstellen, wie die Welt in hunderten von Monden wohl aussehen würde, wenn das Labor nicht länger stand. Doch er vermochte es nicht; würde es je einen Tag geben, an welchem das Grau des Labors zu Bröckeln begann?
Eine gewisse Unruhe überkam den anderen Kater; Horus spürte es, noch ehe ihm das Zucken der Muskeln unter dem sandbraunen Fell auffiel. Er kannte jene Unruhe selbst nur allzu gut; das Verlangen, einfach zu loszulaufen, ohne an die Zäune des Außenbereichs gebunden zu sein.
Schweigend sah er ihn an, ehe er sich räusperte.
Du warst frei, bevor du hierher kamst, nicht wahr?“, fragte er schließlich. Und noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, merkte er, wie dümmlich seine Worte klangen.
Jeder war frei gewesen, bevor sie in die Kälte des Labors geworfen worden waren.
Keine Hauskatze, die unter einem künstlichen Dach gelebt hat, meine ich“, fügte er daher hinzu.
Und in seiner Stimme schwang beinahe so etwas wie Belustigung mit; unschuldig, ungezwungen.

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Angesprochen: 509
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@shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] skin and bones    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySo Sep 04, 2022 11:46 am


„Horus“ 161

006 posts | word count: 502
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: nahe seiner zelle; bei den wassernäpfen
Auf dem Weg zurück zu seiner Zelle hatte man ihn mit fragenden, aber auch hasserfüllten Blicken gestraft. Jene, die ihn kannten – die wussten, welche Ausmaße sein Fähigkeit nehmen konnte – vermochten es, 1 und 1 zusammenzuzählen. Weshalb sollte man sich denn sonst in fremden Blut baden?
In einigen jener verachtungsvollen Augenpaare konnte er den Wunsch nach seinem eigenen Tod herauslesen. Oh, er konnte es ihnen nicht verübeln, wünschte er sich an Tagen wie jenen doch selbst das Ende herbei.
110 jedoch… Er konnte ihr nicht einmal ins Gesicht schauen, gehörte sie doch zu den wenigen, die seinem Antlitz mit so etwas wie Mitgefühl entgegentrat. Da war kein Hass in ihren weisen Augen, kein Vorwurf.
Mitleid war etwas, das er in erster Linie für sich selbst hegte, und das er sich für gewöhnlich nicht von anderen wünschte. Ja, für gewöhnlich hätte er jenem, der es wagte, ihn auch nur einen bedauernden Blick zuzuwerfen, einen Schwung an niederträchtigen Worten entgegengeworfen.
Im Beisein der alten Katze fühlte sich Horus mit einem Mal doch so unbeschreiblich klein; als hätte er soeben den Mutterleib verlassen, einsam, verloren.
„Ach, 161…“
Ihre Worte drangen unmittelbar an sein Herz. In ihnen lag Sympathie, und doch konnte er die Spur der Enttäuschung heraushören, die in ihrer Stimme mitschwang. Gewiss, immerhin war es nicht das erste Mal, dass Horus derart zu seiner Zelle zurückkehrte.
Hatte er vor wenigen Herzschlägen noch versucht, sein altbekanntes, kaltes Bild zu bewahren, so schmolz es nun davon; entblößte das jämmerliche Wesen, das er nun mal war. Ein Verlierer – ein Schwächling, der es nicht vermochte, die Überhand zu gewinnen und sich dem Hunger entgegenzustellen.
Er war kein Krieger.
„Setz dich, Junge. Dein Fell ist ein Desaster.“
Die graue Pfote tapste auf den Laborboden neben sich.
Der Kater zögerte; war der Hunger doch noch nicht abgeklungen, pochte und schrie im Inneren seines Bewusstseins wie ein gefangenes Biest.
Doch wehte ihm der Geruch ihres Fleisches nicht derart penetrant entgegen wie jener der Meisten. Ob es wohl an ihrem Alter lag, dass der Hunger sie zu verschonen vermochte? War es junges Blut, wonach er lechzte?
Schien die daher keine Angst zu haben?
Sein Blick wanderte an seinem eigenen Leib hinab, betrachtete die stellenweise vertrockneten, rotbraunen Stellen, welche sich nur dezent von der Farbe seines gefleckten Fells abhoben. Doch ein jeder wusste, dass jene Tupfen nicht Teil seines Pelzes waren; der Gestank allein verriet sie.
Er schämte sich, so vor der Alten zu stehen.
Dennoch setzte er sich langsam in Bewegung, begann seinen Gang der Schande, ehe er neben der Alten verweilte und sich hinsetzte. Sein goldener Blick sprang für einen Herzschlag zu ihrem Gesicht; ihren unnatürlich violetten Augen. Sie schienen ihn lesen zu können, ohne, dass sie sich hierzu mit ihrer Fähigkeit behelfen musste.
Daher wich er ihnen aus.
Verzeih mir“, gab er schließlich dumpf von sich; doch wem galten seine Worte denn tatsächlich? Der alten Weisen oder dem unglücklichen, leblosen Leib, welcher irgendwo dort im Labor lag – entstellt, ausgeweidet?
Ein armes Wesen, an dessen Gesicht Horus sich nicht einmal erinnern konnte.

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Angesprochen: 110
Erwähnt: die leiche

@pluto

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Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySa Sep 03, 2022 9:53 pm


„Horus“ 161

005 posts | word count: 1208
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: außenbereich; im schnee
Das Biest hatte sich entschuldigt und zum Gehen angesetzt. Ja, denn er war nichts weiter als das; eine Monstrosität, anders als jene, die sich mit ihm durch das Labor schlichen. Sie alle waren geprägt von den Taten der Zweibeiner, verunstaltet, mutiert; doch keiner von ihnen glich einer ungezähmten, blutrünstigen Bestie wie er es an seinen schlechten Tagen tat. Manche hätten sich womöglich damit gerühmt; in den höchsten Tönen von ihrer Stärke und ihrer Kraft gesprochen. Doch nicht so der gefleckte Kater. Nichts auf dieser sterblichen Welt würde ihn auch nur ein einziges, gutes Wort über sein Selbst aussprechen lassen; nicht nachdem er das war, zu was ihm die Spritzen hatte werden lassen.
Etwas schlechtes.
Der Fakt, dass Horus Sekunden davor gestanden war, seine Zähne erneut in fremdes Fleisch zu jagen, nachdem sich sein Hunger am vergangenen Morgen bereits an einem anderen, unschuldigen Opfer gelabt hatte, erinnerte ihn an den Hass in seinem Herzen, mit welchem er abends einschlief und morgens erwachte. Es erfüllte ihn mit Scham; ekelhafter, unausweichlicher Scham, welche einem Spinnennetz glich, in welches er versehentlich hineingelaufen war und nun nicht mehr aus seinem Pelz brachte.
Er hätte sich gerne entschuldigt, entschuldigt für den Wunsch, der für einige Herzschläge in seinem Schädel aufgekeimt war; hätte den Fremden gerne angefleht, ihm zu glauben.
Ich bin gut. Ich bin gut.
Doch wie hätte er eine Lüge über seine Lippen bringen können? Zumal der Sandbraune ohnehin nicht verstanden hätte. Jene, die unglücklich genug gewesen waren, um ihn in dem Zustand zu erleben, für den er sich abgrundtief verachtete, verfaulten gerade in der Kanalisation. Allein sie wussten, was es bedeutete, er zu sein.
Der andere Kater kam näher; freundlich, neugierig, und hätte Horus einen Fremden für gewöhnlich fauchend und abwertend von sich weg gescheucht, so war er nun verstummt. Irgendetwas in der Art und Weise, wie der Braune ihn ansah - ohne Schuld, ohne Angst – ließ ihn zögern. Womöglich lag es an Herabsacken seiner Kräfte, hervorgerufen durch den Hunger; an dem Abkühlen seiner Sinne, weshalb er sich für einen Moment wie betäubt fühlte.
Und dabei sah er ganz klar. Der Schnee wirbelte tänzerisch um ihn herum, hüllte auch das andere Experiment ein, als würde das Weiß einen schützenden Schirm bilden vor der Alltäglichkeit des Labors. Unterbewusst wagte Horus, sich in Sicherheit zu wiegen, denn der Schnee erlaubte es ihm, zähmte den Hunger; bevor er zurückkehren musste in die Brutalität seines eigenen Daseins.
Schneeflocken blieben in sandfarbenem Pelz hängen.
Horus holte leise Luft. Ihm war entgangen, dass er den Atem angehalten hatte.
Dem Wunschdenken gesellte sich eine leise Stimme hinzu; hässlich, verachtungsvoll. Sie flüsterte ihm zu, dass es kein Entkommen gab. Selbst dort draußen im Schneegestöber würde er den Hunger nicht besiegen können.
Siegreich, oh, würde er sich gegenüber seiner inneren Bestie nie zeigen können.
Die leisen Worte genügten, um ihn zum Zweifeln zu bringen. So wandte er sich ab, um den Sandbraunen – wie angekündigt – alleine zu lassen.
„Meine Nummer ist übrigens 509.“
Der Wind blies die Stimme des Fremden beinahe hinfort, und doch drang sie zu Horus hindurch. Ruckartig blieb er stehen, starrte in die weiße, kalte Masse vor seinen Pfoten. Der Hunger hatte ein Kratzen in seinem Rachen hinterlassen, als hätte er sich tagelang dem Durst ausgesetzt – doch, tatsächlich, hatte er sich zurückgezogen. Und oh, in ihm war das Verlangen gewachsen, zu verweilen, sich nicht erneut der Einsamkeit hinzugeben wie ein Gefangener.
Der andere Kater weckte in ihm nicht das gewöhnliche Gefühl von Distanz und Abweisung; seltsamerweise wollte er ihn nicht von sich stoßen. War jenes eine weitere Folter, welcher er ausgesetzt wurde? Eine Erinnerung des Hungers, um ihn ja nicht zu unterschätzen; der Wunsch nach einem angenehmen Gespräch, nur, um dann wieder der Ohnmacht ausgesetzt zu werden und seine Pfoten in Blut zu baden?
Mit seiner Entscheidung war ein gewisses Risiko verbunden.
Und doch blieb er.
„Wie heißt du?“, fragte 509 weiter und da war es, als Horus sich umdrehte, um den Sandfarbenen wieder anzuschauen.
Er wusste nicht, wie er sich ihm geben sollte. Die Freundlichkeit in seinen Augen verunsicherte ihn, schien 509 ihn wohl nicht als Bestie zu sehen. Es gab nur wenige Experimente, die es ihm gleichtaten.
In seinem Gesichtsausdruck lag nichts weiter als Offenheit. Er wollte ihm mit seinen Worten keine Falle stellen; durchschauen, wie sein Geist wohl tickte. Dennoch zögerte Horus.
Weshalb sollte der Braune böse Absichten hegen?
Ich heiße Horus“, entgegnete er schließlich. Nach kurzem Schweigen fügte er an: „Hier gab man mir die Nummer 161. Such dir aus, wie du mich ansprechen möchtest.
(Ob du mich ansprechen möchtest.)
Am Rande seines Bewusstseins äußerte sich der Wunsch, auch nach seinem Namen zu fragen. Etwas in ihm verriet ihm, dass sich der Braune ebenso wenig mit einer Aneinanderreihung nichtsbedeutender Zahlen identifizierte wie er selbst.
Doch er schwieg.

Während 509 emporblickte und schließlich die Augen schloss, setzte Horus sich in Bewegung, um sich zu ihm zurückzugesellen. Während er die Entfernung zwischen ihnen verringerte, seine großen Tatzen hineingrub in die kalte Schneemasse, beobachtete er die zarten Flocken, welche auf 509‘ Schnauze hängenblieben.
Jener kurze Anblick brannte sich auf seltsame Weise in Horus’ Gedächtnis und würde dort noch für einige Zeit verweilen; gerne hätte er das Bild vor seinen Augen beschrieben, doch erfüllte ihn bei jenem Gedanken sogleich Scham und Abneigung.
Wortlos wandte den Blick ab und ließ sich nahe des Katers nieder. Doch er wusste nicht, was er stattdessen betrachten sollte; der Schnee hüllte den Großteil ihrer Umgebung in undurchdringbares Grau.
„Ich wünschte, man könnte die Sterne sehen“, gab 509 da von sich, als hätte er Horus’ Gedanken gelesen. Verwundert spitzte jener die Ohren und sah den Kater kurz an, welcher weiterhin empor blickte.
Schließlich tat er es ihm gleich. Schweigend betrachtete er das Gewirr an tanzenden Flocken über ihren Köpfen. Sie waren nicht so schön wie das weit entfernte Funkeln der Sterne, doch genügten auch sie, um ihm so etwas wie Trost zu schenken.
„Hast du ihnen je Namen gegeben?“
Horus musste angesichts seiner Frage beinahe schmunzeln. Nicht täglich vernahm man derartige Worte; er fragte sich, welche Fragen noch in dem Kopf des Braunen umher kursierten.
Doch er riss sich zusammen. Immerhin wollte er 509 nicht das Gefühl geben, er würde sich über ihn lustig machen.
Sein goldener Blick wanderte zurück zu dem sandfarbenen Kater, welcher sich nun wieder erhoben hatte und zwischen ihn und den Ausgang tapste. Er durchschaute, was 509 da tat, doch sagte er nichts.
Sterne“, erwiderte er schließlich nachdenklich und ließ das Wort ein wenig zwischen ihnen hängen, ehe er fortfuhr, „Sie befinden sich außerhalb meiner Reichweite. Ich habe es nie gewagt, ihnen Namen zu geben. Dafür habe ich mich immer zu klein, unbedeutend gefühlt.
Wie ungemein ehrlich! Er konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, an welchem er offen aus dem Herzen heraus gesprochen hatte.
509‘ Lächeln empfing ihn. Horus hätte nicht gedacht, dass es derart freundliche Wesen überhaupt noch gab.
Doch konnte er es nicht erwidern, erfüllte sein eigenes Lächeln ihn doch mit Scham. Nach all den Dingen, die er getan hatte, erlaubte er es sich schlichtweg nicht.
Stattdessen wandte er erneut den Blick ab, schüttelte den dicken Pelz und ließ nasse Flocken fliegen.
Welche Namen hast du ihnen gegeben?“, fragte er dann.
Denn er ahnte, dass 509 die funkelnden Punkte weit über ihren Köpfen bereits mit Namen ansprach.

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Angesprochen: 509
Erwähnt: andere experimente

@shahar

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Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Boa, ist der unfreundlich...
Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Boa, ist der unfreundlich...    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySa Sep 03, 2022 8:14 pm


„Horus“ 161

004 posts | word count: 570
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: am rande der zellenräume
Täubchen brauchte sein Maul gar nicht aufmachen, um den Dunkelhaarigen wissen zu lassen, dass er ihn nicht so leicht loswurde. Der (köstliche) Gestank seines Fleisches war Qual genug, aber nein, dabei sollte es nicht bleiben. Natürlich musste er sein Maul erneut aufmachen. Horus verfluchte sich dafür, dass er es gewagt hatte, ihm eine belanglose Frage entgegenzuwerfen.
„Hätten sie mich schicken sollen, hm?“
Er klang herausfordernd, provozierend. Wunderbar. Jetzt hing sich der Weiße auch noch am unwichtigsten aller Aspekte auf; den „Ranghöheren“. Gab es die denn überhaupt, nachdem man 001 kurzerhand kaltgemacht hatte?
Horus’ abweisender Blick ruhte steif auf dem Kater ihm gegenüber, versuchte, zu durchschauen, ob es sich da um einen Verteidiger der gefallenen Führung handelte.
Ich weiß nicht“, gab er grimmig von sich, „Haben sie denn ein paar Leichen aus der Kanalisation gezogen?
Ein Bluff. Er wusste gar nicht wo die Leiche(n ?) aufzufinden waren; Fakt war nur, dass er a jenem Morgen ohne Erinnerungen an den vorherigen Abend und mit vollem Magen erwacht war.
Er erwiderte den provokanten Blick des Geflügelten unbeeindruckt, bis der Luftzug der Belüftungsanlagen über ihren Köpfen seine Richtung änderte und ihm erneut einen kräftigen Hauch von lebendigem Fleisch in die Nase jagte. Augenblicklich schnaubte Horus auf, erhob sich auf seine Beine und setzte sich in Bewegung, um dem Gestank aus dem Weg zu gehen. Den Schädel in Richtung der eisernen Zellwände gerichtet erhoffte er sich, seine Sinne in dem Geruch nach Metall zu versenken. Sein Vorhaben war nur mit geringem Erfolg verbunden.
Oh, würde er am helllichten Tag seine Kontrolle verlieren und über das Täubchen herfallen, so gäbe es ungemein viele Zeugen – diesmal würde er nicht so leicht davonkommen.
Der weiße Trottel nebenan schien zwischenzeitlich immer noch nicht zu schnallen, dass es einen Grund für Horus’ Abweisung gab.
„Zuerst sagst du mir, was bei deinen Augen falsch gelaufen ist, dann überleg ich’s mir. Vielleicht.“
Tja, mit Schweigen würde er ihn wohl tatsächlich nicht los; sein Schweigen war es immerhin gewesen, das den Geflügelten förmlich zu sich gelockt hatte. Ob das wohl auch ein Effekt der Spritze gewesen war?
Sein finsterer Blick fiel zurück auf den hellen Kater.
Nein, es war nur Dummheit.
Wir sitzen beide hier drinnen fest; wissen beide, was dieser Ort bedeutet, oder etwa nicht?“, knurrte er. Die Klaue an seiner Schulter war schmerzhaft gespannt, als wäre sie bereit, sich sogleich in einen fremden Leib zu schlagen. Horus wandte sich, sodass es seine gewöhnliche Schulter war, welche er dem Geflügelten präsentierte; wenngleich die Klaue dadurch nicht wirklich unauffälliger wurde.
Kannst du dir wirklich nicht selber erklären, was ‚mit meinen Augen falsch gelaufen ist‘?“
Der Gefleckte mochte es nicht, wie sein Gegenüber ihn ansprach. Als wäre er eine Missgeburt, die man für sein Aussehen nur schlechtreden konnte. Nun, auf eine seltsame Art und Weise sprach das Täubchen genau so wie jene hässliche Stimme in seinem Kopf, die ihm zuflüsterte, er solle sich endlich erhängen.
Jene Erkenntnis brachte Horus zum Schweigen.
Jedoch - Schweigen schien für den Weißen eine Einladung zum Weiterplappern zu sein.
„Es sieht fast so aus als wärst du ausgetrocknet. Kannst du zufällig Wasser kontrollieren?“
Weshalb ritt das Täubchen ihm derart auf dem Sack herum? Vielleicht würde er sich verkrümmeln, wenn Horus ihm einfach eine Antwort auf seine Frage gab. Womöglich wäre jene nervtötende Neugier dann befriedigt und er würde davonflattern.
Ich kann rein gar nichts kontrollieren“, erwiderte er. In der Wahrheit lag keine Scham, wozu sich als etwas Besseres verkaufen?
War’s das jetzt?

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Angesprochen: ikarus
Erwähnt: 001; ranghöhere

@tae

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Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyMo Aug 15, 2022 8:28 pm


„Horus“ 161

003 posts | word count: 1275
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: außenbereich; im schnee


In seinen Leib brannten sich zahlreiche Augenpaare, fragend, beißend, hasserfüllt. War dem nicht so?
Er begegnete keinen von ihnen, keinem einzigen Blick der Experimente, die ihm über den Weg liefen, stillschweigend, als würden sie gerade dem Teufel höchstpersönlich begegnen.
Ja, er sah ihnen nicht in die Augen, und spürte dennoch, was sich in ihnen verbarg.
Abscheu.
Den ganzen Tag, seit 001‘ Tod, hatten ihn jene lautlosen Stimmen verfolgt, die er eisern als Gedanken seiner Mitkatzen abstempelte, ohne zu hinterfragen, weshalb es ihm auf einmal möglich sein sollte, in die Köpfe anderer Experimente zu starren.
Nun, er wusste, dass die Wahrheit eine ganz andere war. Dass es keine fremden Stimmen waren, die ihm da hässliche Worte des Hasses ins Ohr flüstern, sondern seine eigene; sein Gewissen, das ihn Tag für Tag daran erinnerte, welche Qualen er in jene kleine Welt setzte.
Seine Seele, sein Geist fühlte sich nicht mehr länger an wie ein Teil von ihm. Sie standen einander gegenüber – sein Leib, der böse, böse Wolf, der nur das Blutvergießen im Sinn hatte, nach jedem kleinsten Stück Verderben lechzte, welches seinen nagenden Hunger stillen konnte (oh, unstillbar war er!).
Eine sterbliche Hülle, die die Grausamkeit des Lebens mit sich zog wie einen toten Kadaver, nichts weiter als schwarzes, fauliges Fleisch.
Und auf der anderen Seite befand sich sein Geist, sein Gewissen, all das Licht, mit welchem seine Mutter ihn in jene Welt gebracht hatte, die Unschuld, befleckt von fremden Blut. Jeder Teil seiner selbst, welcher nichts weiter konnte, als in seiner Hilflosigkeit zu schreien.
Sie hassten sich, jene zwei Hälften. Horus wusste allerdings nicht mehr, ob ihm tatsächlich noch beide Hälften gehörten. Ob die Eindrücke aus der Vergangenheit, in welcher er mehr war als ein Mörder, nichts weiter waren als Erinnerungen, schwammige Spiegelbilder, welche sich unter der kleinsten Berührung in Nichts auflösten.
Er wusste nicht mehr, ob er überhaupt noch eine Seele besaß.

Sein Herz (sein Herz?) schmerzte nach der Freiheit, nach den Tagen vor dem Labor, nach der Leichtigkeit des Lebens und der Naivität eines Katers, welcher dem Pein der Zukunft noch nicht begegnet war. Einst hatte in ihm wer anders geschlummert, ein Krieger zwar, doch war er ehrenvoll gewesen – jemand, der für sich selbst hatte entscheiden können, jemand, der das Richtige getan hatte.
Einst war er gut gewesen.
Die Stunden zogen an Horus vorbei, und mit ihnen fraßen sich die Sehnsucht und das Selbstmitleid tiefer in sein Herz. Sie wurden angespornt von dem beißenden Geruch nach Fleisch, nach Blut, nach der einzigen Form von Nahrung, welche in ihm Hunger auslöste. Sein Körper verlangte nach ihnen, nach den unschuldigen Katzen, die das graue Heim mit ihm teilten; sein Schlund wollte sich öffnen, seine Zähne Beute reißen.
Einige wussten es. Ja, einige hatten das Glück, zu wissen, dass sie ihm aus dem Weg zu gehen hatten, um nicht Opfer seiner schillernden Klaue zu werden.
In seinen Erinnerungen schwankten blutverschmierte Bilder; Erinnerungen, die sich erst dann in sein Gedächtnis wagten, wenn seine Hungersucht abklang. Verlorene Seelen, entstellte Körper, welchen er des Lebens beraubt hatte, ohne dabei tatsächlich bei Bewusstsein gewesen zu sein.
Auch dann, als er abends durch die Gänge schritt, suchten sie ihn wieder heim – die Toten. Sie standen über ihm, während er in seiner eigenen Qual versank, als würden sie ihn verspotten.
Nein. In ihren Augen lag kein Spott. Da war nur Angst und Verzweiflung – der Spott keimte aus einem verborgenen Eck seiner Selbst.
Seine Pranken trugen ihn durch das Labor, in der Hoffnung, ihm zu entkommen; die Toten hinter sich zu lassen, wissend, dass es unmöglich war. In jener Sekunde, in welchem er von ihrem Fleisch gekostet hatte, waren sie mit seinem Gewissen verschmolzen.
Sie würden nicht weichen. Ebenso wenig wie die Schuld.
Und dennoch, er lief, hastete durch die Gänge, ohne dabei ein tatsächliches Ziel vor Augen zu haben.
Sein Weg führte ihn zum Ausgang; hinaus in den Außenbereich. Augenblicklich wurde sein Leib von einer eisigen Windwoge erfasst, welche ihn schlagartig zum Stehen brachte.
Er schnappte nach Luft, wie ein Ertrinkender, welche man soeben aus den Tiefen des Gewässers gezogen hatte.
Seine Pfoten gruben sich in die kalte Schneedecke, welche zwischen seinen Ballen zu schmelzen begann, noch ehe er realisierte, wo er sich gerade befand.
Mit einem Mal war er wach. Die Sinne geschärft, ein Nachklang des Hungers, war es ihm beinahe möglich, jede einzelne Flocke auf dem Boden aufkommen zu hören.
Vor ihm empfing ihn die Finsternis. Hinter ihm ruhte das Labor – künstliches Licht flutete den Ausgang, hüllte ihn halbherzig ein, als wollte es ihn dazu überreden, zurückzukehren.
Horus schüttelte seinen dicken Pelz, ehe er sich abwandte und ein Teil der Nacht wurde.
Gewiss, die Hoffnung, dem ewigen Grau zu entkommen, war nur gespielt, eine naive Einbildung, denn er wusste, dass die Dunkelheit nicht endlos war; ihn nicht zurück zu den Wäldern und Straßen seines alten Lebens führen würde. Wenn er noch einige Meter weiter schreiten würde, würde er mit der Nase gegen das Eisengitter stoßen, welches den jämmerlichen Außenbereich einzäunte und seine Besucher somit davon abhielt, zu flüchten.
Die Kälte, der Frost, sie hatten etwas Tröstendes. Horus kauerte sich hin, drückte seine Brust in den Schnee. Er ließ ihn erschaudern, zittrig einatmen, und doch hieß der Kater die eisige Nässe willkommen. Ein stummer Freund, welchen er nicht verletzen konnte.
Doch, oh, wog er sich derart in Sicherheit mit sich selbst, so hatte ihn das Geräusch der fallenden Flocken taub werden lassen für das weitere Experiment, das sich da im Außenbereich aufhielt, unwissend.
Dessen Geruch wehte ihm schlagartig, ungebremst entgegen und jagte ihm erneut die Anspannung in die Knochen; den Hunger.
Es war dunkel. Dort draußen, ja, da sah sie keiner.
In den ersten Sekunden verlor er sich. Wie eine Bestie auf der Jagd versetzte er sich in Bewegung, kroch über die Schneedecke, folgte dem Duft, welcher ihm nahezu schwindelig werden ließ. Er war überwältigend, nahm Horus vollständig ein.
Die Klaue auf seinem Rücken war schmerzhaft gespannt, bereit, sich in weiches Fleisch zu schlagen.
Das andere Experiment bemerkte ihn nicht. Durch die Schneeflocken und die Dunkelheit hindurch machte Horus ihn aus, wie er am Gitter entlangschritt, (sehnsüchtig?), ehe er losrannte; wie eine unwissende Maus, die nicht ahnte, was sie mit ihrer Bewegung in ihrem Jäger auslöste.
Horus’ Muskeln schrien, er kauerte sich nieder, bereit, loszuhetzen und-

Ihre Blicke begegneten sich.

Eine weitere Windwoge erfasste den großen Kater, blies ihm Schnee ins Gesicht. Und so schnell die Mordlust ihn erfasst hatte, so war sie auch wieder verschwunden.
Sein Gemütsumschlag überrumpelte ihn. Schwerfällig setzte er sich auf, das Rot und die Schwärze wichen seinen Augen, als auch der Hunger schwand. Er verklang nicht, nein, das tat er nur selten, doch ließ er Horus’ zum ersten Mal an jenem unverhofften Tag aufatmen.
Er fühlte sich wie ein Junkie, welchem man seine Droge entrissen hatte. Und dann wurde ihm bewusst, was genau er gerade tun wollte.
Schuld in Form von beißender Hitze schoss ihm in die Ohren, als er sich abwenden, verschwinden wollte. Womöglich hatte das andere Experiment ihn gar nicht wahrgenommen.
„Bist du auch gekommen, um nach draußen zu blicken?“, sprach ihn der andere Kater auch schon an.
Horus verharrte. In seinem Schädel schwirrte es. In seiner Unbeholfenheit war es ihm nicht einmal möglich, das Experiment mit seiner altbekannten Abneigung zu begrüßen.
Für einen Moment sahen sie sich also nur an.
Ja“, erwiderte Horus schließlich. Was sollte er schon großartig sagen?
(Ich wollte den Kopf freibekommen.)
Er räusperte sich knapp.
(Ich wollte dir gerade an die Gurgel gehen.)
Ich habe nicht bemerkt, dass sich hier draußen noch jemand aufhält. Ich möchte dich nicht weiter stören.
Wie selten höflich! (Ich möchte dir nicht versehentlich doch den Kopf abreißen.)
Womit er sich aufrichtete und den Schnee aus seinem Pelz schüttelte.


*
Angesprochen: 509
Erwähnt: andere experimente

@shahar

#cannibalgoesnom
Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Boa, ist der unfreundlich...
Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Boa, ist der unfreundlich...    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySa Aug 06, 2022 3:01 pm


„Horus“ 161

002 posts | word count: 532
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: am rande der zellenräume
Es war, als hätte 001‘ Tod den Fluch, welchen man über Horus jämmerliche Seele gelegt hatte, erzürnt; dessen Gnadenlosigkeit weiter entfacht. Die Stunden nach seinem Kontrollverlust, in welchem das Labor über den gefallenen Führer informiert wurde, hatten seinen Hunger nicht abklingen lassen. Sein Magen war gefüllt, das spürte er – die Überreste eines armen Laborkumpanen, welchem er immer noch kein Gesicht zuordnen konnte – und dennoch konnte er die Ruhelosigkeit, die Anspannung und den gewissen Reiz nicht überwinden.
Oh, wie sehr er sich wünschte, sich in der Kanalisation ertränken zu können! Doch war Horus nicht nur ein ärmlicher Kannibale, nein, er war auch eins – ein Feigling. Und der Vorstellung, welche Hölle ihn nach seinem eigenen Dahinscheiden wohl erwarten würde, verängstigte ihn mehr als das Dasein, an welches er nun gekettet war.

Seine Augen, sie verrieten ihn. Er spürte die Blicke der anderen Experimente auf sich ruhen, Löcher in seinen Körper starren, während er wie eine unruhige Bestie durch die Gänge trottete. Er wartete nur darauf, einen der Wächter am Hals zu haben; eine Standpauke zu erhalten. 001‘ Ermordung hatte jene Schwachmaten leider nicht ebenfalls in Luft auflösen lassen. Wie unfair das Leben doch war.
Sie waren gespannt, seine Mitgesellen. Einige von ihnen badeten sich in freudiger Erwartung,  welche Intrigen wohl noch aufgedeckt würden, andere wiederum zeigten sich siegreich – dass das alte System nicht fallen würde, eine Reinkarnation ihres geliebten Führers.
Horus nutzte jene Tatsache aus, um unterzutauchen. Sich in irgendeinem Eck zu verkriechen, bis sein Hunger abklingen würde. Jedes Flüstern, jeder kleinste Schritt toste in seinem Gehör, schrie, nahm seine Sinne vollständig ein; die metallischen Wände der Zellen stanken noch intensiver als für gewöhnlich und wenn der Hunger ihm nicht die Kehle zuschnüren würde, so hätte sich der Kater womöglich übergeben.
Was musste er tun, um endlich etwas Ruhe zu bekommen?
Er mied jeglichen Kontakt; schwang seinen Arsch hübsch ans äußerste Eck der Zellräume, verharrte dort, hoffend, betend, dass ihn dort keiner-
Oh for god’s sake.
Ein silbernes Bündel Fell und Gefieder kroch auf ihn zu, wohl in dem Glauben, dass ihn in seiner lächerlich gebückten Haltung keiner ausmachen konnte. Horus’ rote Pupillen fixierten das andere Experiment, brannten sich in dessen Leib und beobachteten ihn bei jeder seiner noch so kleinsten Bewegung.
Das Starren hielt den anderen Kater jedoch leider nicht davon ab, näherzukommen. Sein Geruch wehte Horus entgegen; der liebliche Geruch von Fleisch, frischem, pulsierenden Fleisch.
Sein Maul füllte sich mit heißem Speichel, reflexartig richtete er sich auf – doch, ah, behielt er die Kontrolle.
Trotz Horus’ offensichtlich nicht sehr einladenden Erscheinung entschied sich der ankommende Idiot, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Halleluja!
„Was ist denn mit deinen Augen passiert?“
Der Kannibale betrachtete den Neuankömmling schweigend, irritiert – konnte nicht so recht glauben, dass man ihn derartig beiläufig bequatschte. Hey, immerhin geschah es nicht jeden Tag, dass sich andere Katzen freiwillig in seine Nähe begaben. Der Silberne musste ihn daher also tatsächlich nicht kennen oder er hegte einen Todeswunsch.
Horus wandte den düsteren Blick ab. Womöglich würde das seine Sinne etwas beruhigen.
Hat dich einer von 001‘ Hampelmännern geschickt, um mir aufzulauern, hm?“, knurrte er abweisend. Er glaubte zwar nicht wirklich, dass dem so war, doch – man konnte nie wissen.
Hau ab, Täubchen.

*
Angesprochen: ikarus
Erwähnt: 001; andere experimente

@tae

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Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] skin and bones
Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] skin and bones    Beiträge mit dem Tag cannibalgoesnom auf Lost Dreams EmptySa Apr 23, 2022 11:41 am


„Horus“ 161

001 posts | word count: 873
fähigkeit: hunger | steckbrief
Standort: nahe seiner zelle
Er fürchtete sich vor der Dunkelheit.
Wenn die Schatten des Hungers über seine Sinne fielen und ihn einer Macht beraubten, welche nur er haben sollte – die Macht über seinen eigenen Verstand, seine eigenen Gedanken
(seinen eigenen Körper)
- so konnte er sich ihnen nur hilflos hingeben.
Oh, er hatte sich doch derart viel Mühe gegeben, sich seinen künstlichen Instinkten zu widerstreben. Wie ein Fisch am Angelhaken hoffte er, ihnen zu entkommen, wenn er sich nur ausreichend anstrengte; die Ironie seiner kleinen Existenz war jedoch, das selbst das stärkste Zappeln ihn nicht vor dem Hunger bewahren konnte.

Horus kannte den Hunger, doch akzeptierte er ihn nicht. (Alte Freunde; alte Feinde.) Seit Monden war er an seinen Geist gefesselt, ist zu einem Teil seiner Selbst geworden, doch allein das Wissen, tagtäglich von ihm begleitet zu werden, löste Kummer und Finsternis in dem Kater aus. Es gab gute Zeiten – wenn die Forscher ihn die Überreste gescheiterter Experimente hinwarfen und ihm so eine halbwegs moralische Lösung für seine Gelüste boten. Dann war auch sein Hunger befriedigt und schlummerte, ohne dabei tatsächlich vollkommen wegzufallen.
Jene Tagen waren fast schon wohltuend. Er konnte bei Sinnen bleiben, ohne dabei das stechende Verlangen verdrängen zu müssen, das ihn in besonders schlimmen Zeiten fast schon selber aufzufressen drohte. Ja, an jenen Tagen fühlte er sich fast schon normal - so normal man sich im Labor nun mal fühlen konnte.
Doch auch die Forscher schienen ihren Glückslauf zu haben. Wenn die Spritze an ihren jämmerlichen Testobjekten Wirkung zeigte, anstatt sie zu töten; wenn es keinen Müll gab, welchen es zu entsorgen galt.
Dann war Horus vor die Entscheidung gestellt, die Kanalisation nach möglichen Überresten abzuwandern; jene Opfer des Alltags, die das Gift überlebt hatten, welches man ihnen in die Adern spritzte, nur, um dann von einem dahergelaufenen Gleichgenossen das Genick gebrochen zu bekommen. Es gab keine Fairness im Labor und Horus glaubte, Mitschuld an jener Tatsache zu haben.
Selbst das verdorbenste Fleisch schien seinen Gaumen zu verführen, doch war es nicht nur Blut, dass das graue Wasser der Kanalisation trübte. Der Gestank, welcher ihn dort empfing und welchen er über sich ergehen lassen müsste, hielt ihn davon ab, die dortigen Leichen regelmäßig aufzusuchen. Sie waren Plan B; die letzte Lösung, sollten sich ihm keine weiteren Optionen eröffnen.
Die einfachste Lösung war wohl, persönlich auf Jagd zu gehen. Solange er dabei die richtigen Katzen heimsuchte, interessierte es selbst den König und sein Gefolge nicht, wer an jenem Tag seinen letzten Atemzug tat.
Doch Horus weigerte sich. Solange er bei Sinnen blieb und den Hunger unter Kontrolle behalten konnte, ließ er den Gedanken an Mord nicht in seinen Geist eintreten. Jene Lösung war verboten, sprach gegen seinen Kodex; und so sperrte er sie weg, in das letzte, hinterste Eck seines Bewusstseins; den finsteren Teil seiner Selbst.

Nun brachen die ersten Sonnenstrahlen durch die schmalen, entfernten Fenster der Flure; kaltes Licht, das auf dem stählernen Boden brach und das Blut an seinen Pfoten in ein rostiges Rot tauchte.
Der Geschmack von Fleisch schlummerte in seinem Rachen; das letzte Stück seines Highs, ehe der Absturz drohte.
Mit dem Abkühlen seiner geschärften Sinne kam die Erkenntnis, was er getan hatte. Sein Hunger, derweil, zeigte sich zufrieden und zog sich zurück; ließ ihn allein mit der Panik, welche ihn sogleich überkam.
(Er erinnerte sich nicht.)
In dem eisigen Boden unter seinen Pfoten begegnete er seinem eigenen Spiegelbild. Das Rot war seinen Augen gewichen; ihm blickte ein gewöhnlicher Kater entgegen, mit einem Ausdruck von Scham.
Der Hunger hatte die unerfreuliche Angewohnheit, seine Anwesenheit zu den ungünstigsten Zeitpunkten zu verkünden. Es gab keine Symptome, nach welchen Horus sich richten; keine Berechnung, die er ausklügeln könnte, um ihm zu entkommen. Schien er an einem Tag noch vollkommen erfüllt, so konnte er das Experiment im Bruchteil einer Sekunde mit der Intensität eines düsteren Sturms überkommen. Es gab keinen Ausweg; keine Lösung.
Nun stand der Kater einsam in den morgendlichen Schatten der Flure und versuchte sich zu erinnern, wann der Hunger in der vergangenen Nacht die Kontrolle übernommen hatte; und welche unglückliche Katze ihm dabei zum Opfer gefallen war.

Die Stunden nach einer hungrigen Tobsucht waren mit Entzug gleichzusetzen. Horus fühlte sich benommen, ausgelaugt, als hätte der Hunger ihm jeglichen Lebenswillen aus dem Leib gezogen.
Vereinzelte Experimente liefen ihm über den Weg, während er sich zu den Zellen aufmachte – neugierige Blicke, die sich in seinen blutigen Pelz bohrten – doch begegnete er ihnen mit abgeneigter Kälte. Er wusste nicht, was ihnen durch den Kopf ging, doch er konnte es ahnen. Die meisten seiner Kameraden wussten von seiner Fähigkeit; seinem Fluch.
Er hoffte auf Ruhe; auf Einsamkeit. Zu seinem eigenen Unglück wurde ihm der Weg zu seiner Einzelzelle von einer grauen Kätzin versperrt. Mit seinem aktuellen Auftreten wäre es ihm wohl kaum möglich, unbemerkt an ihr vorbeizukommen.
Die Alte war vermutlich das letzte Experiment, auf welches Horus hatte stoßen wollen. In Antlitz ihrer einfühlsamen Art schien die Schuld, die sich in seiner Magengrube drehte und ihm beinahe schlecht werden ließ, an Intensität zuzunehmen. Selbst ohne dem Einsetzen ihrer Fähigkeit fühlte sich Horus in ihrer Anwesenheit wie ein offenes Buch.
Er wich ihrem Blick daher aus und bemühte sich um den abweisenden Eindruck, welche er an den Tag zu legen pflegte.
110“, begrüßte er die Graue dumpf.

*
Angesprochen: 110
Erwähnt: 001; andere experimente

@indy

#cannibalgoesnom
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