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Die Suche hat 57 Ergebnisse ergeben Alma

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Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] You wanna play with us?
Shahar

Antworten: 8
Gesehen: 111

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] You wanna play with us?    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo Jun 23, 2022 4:39 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Finnian/473 (@Fledermaus)
Erwähnt: Finnian/473, Raven/693

Alma senkte ihren Kopf, um eisiges Wasser aus einer der Schalen am Boden zu trinken.
Bei ihrem Rundgang durchs Labor hatte sie sich daran erinnert, dass Ravens Körper noch an Bedürfnisse wie Hunger und Durst gebunden war, wohingegen Alma nichts davon verspürte. Sogar ihre Erinnerung an diese Empfindungen war mittlerweile in weite Ferne gerückt. Ein verzerrter Traum im Angesicht von Almas Realität. Sie vergaß so leicht, so unfassbar leicht, wie zerbrechlich ein sterblicher Körper war.
Die Geflügelte bemerkte die Kälte des Wassers nicht, als es ihre Kehle zäh hinunterrann. Ohne den Durst fühlte es sich bedeutungslos an, zu trinken.
Sie wollte sich erheben, um zur nächsten Schüssel, gefüllt mit Futterbrocken, zu gehen, als sie eine Stimme in der Nähe vernahm. Alma spitzte ihre Ohren und wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Langsam, Pfotenschritt um Pfotenschritt, näherte sie sich, während ihre Seelenspiegel neugierig glühten. Was sie vorfand, war eine einzige, andere Katze, vertieft in ein Gespräch mit … sich selbst? Während sie weiter auf ihn zutappte, starrte Alma gebannt auf das Knopfauge des Experiments und nahm sich dann Zeit, die Nähte an dessen Körper eingehend zu mustern. Was wohl passierte, wenn man sie auftrennte? Dunkle Faszination erwachte in der alten Kätzin, aber sie hielt an sich und schob den Gedanken weit von sich weg. Sie wollte ja nicht sofort die unangenehmen Fragen stellen. Später vielleicht. Später.
Blinzelnd lächelte sie der seltsamen Gestalt zu und fragte sich dabei im Stillen, ob es sich überhaupt um eine wirkliche, echte, reale Katze und nicht eher um ein Stofftier handelte, dem man einen Geist eingeflößt hatte.

“Hallo, kleines Kätzchen mit dem seltsamen Auge“, Almas Stimme zeugte von ihrem aufrichtigen Interesse und Neugier, als sie ihre Gegenwart ankündigte. Ihr gesamter Körper kribbelte, als sie versuchte, die Kontrolle über ihre eigenen Gefühle zu bewahren. Die Spitzen ihrer Flügel zitterten dabei vor purer Anstrengung. Aber es gelang der Geflügelten nicht, so sehr sie es letztendlich auch versuchte, sich zu beherrschen. Sie knickte ein und gab dem Wissensdurst nach. Die Seelenwanderin machte einen schnellen Schritt nach vorne und berührte das Fell des anderen Experiments sanft mit der Pfote. Alma musste einfach wissen, ob ein Herz aus Fleisch und Blut im stofftierartigen Körper pochte. Oder ob sich unter dem hellen Pelz nur weißes Füllmaterial versteckte.
Mit verwirrtem Gesichtsausdruck wich die Geflügelte dann wieder zurück. Konnte kaum glauben, dass das andere Experiment tatsächlich eine Katze zu sein schien. Atmete und lebte. Entschuldigend senkte sie ihren Kopf und zog ihren Mundwinkel leicht hoch, sah aber davon ab, sich weiter zu erklären.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [KANA] Und so trifft man sich wieder
Shahar

Antworten: 15
Gesehen: 240

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyMi Jun 22, 2022 8:29 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: Midir/769, Zhayao/310, 001, Charon/200

Alma wartete auf Antworten, während sie sich vollkommen auf den Krieger vor ihr fixierte. Die Seelenwanderin war in einer Trance versunken, die es nicht zuließ, dass sie ihren Fokus auf etwas Anderes als 769 richtete. In diesem Augenblick existierten für Alma nur die vom schweren Blutgeruch getränkten Kanalisation und der Vertraute.
"Es war ein Freund."
Die Augen der alten Kätzin glühten kurz auf, bevor sie zum ersten Mal für eine längere Zeit bewusst ihren Blick abwandte und ihn stattdessen auf die Überreste der zerfetzten Leiche richtete. Es fiel ihr schwer, sich das Experiment vorzustellen, welches einen freundschaftlichen Umgang mit 769 gepflegt hatte. Und noch schwerer, dass es im Leben des Vertrauten eine Katze neben dem gefallenen König selbst gegeben hatte. Auf eine seltsame Art und Weise freute sie sich darüber, dass sie eine neue Facette des Kriegers entdeckt hatte. Ob er noch mehr besaß, die sie einfach nur geduldig aus ihm hervorkitzeln musste? Die Tatsache, dass es sich bei ihrem Gegenüber tatsächlich um einer Person handelte, rückte bei Alma mehr und mehr in den Hintergrund. 769 erschien ihr wie ein Rätsel, das es zu lösen galt. Ein Spiel.
Sie fuhr mit ihrer Pfote einmal mehr durch das Blut und blinzelte mit faszinierter Distanziertheit. Ob 769 seine Geschichte immer mit roter Tinte schrieb?
Dieses eine Mal blieb Alma still und verzichtete darauf, weiter nachzuhaken. Als hätte sich ein Funke Respekt in ihrem Herzen geregt.

Bei den nächsten Worten des Katers blickte sie bedächtig auf, während ein der Hauch eines zufriedenen Lächelns auf ihren Lippen erschien. Sie wollte 769 als starken Spieler auf dem Feld sehen und nicht als das jämmerliche Etwas, das sie bei ihrer Ankunft in der Kanalisation vorgefunden hatte.
Sie selbst mochte 001 mit jeder Faser ihres Körpers gehasst haben, aber seitdem der König nicht mehr stolzen Schrittes durch die Menge seiner Untertanen stolzierte, war auch Almas Abscheu ein wenig gewichen. Die Erinnerung an 001 betrachtete sie nun als Mittel zum Zweck. Die Kätzin fand es nämlich fast schon amüsant, was einige Experimente bereit waren, im Namen eines Toten zu tun. Als würde sich 001’s Geist für die Zankereien der Lebenden interessieren. Als wäre es für einen Gefallenen wichtig, was die Atmenden mit ihrer verbliebenden Zeit anstellten. Als würde es auch nur die geringste Rolle spielen. Der ehemalige Anführer würde sicherlich nicht unter dem Untergang seines Systems leiden. Es waren die Vertrauten und Wächter, welche sich an das sinkende Boot klammern mussten, weil alles, was sie waren, davon abhing.
Die Seelenwanderin warf 769 einen weiteren langen Blick zu, während ihre Miene keine Regung preisgab. Und doch stutzte sie leicht, denn irgendetwas schien sich verändert zu haben. 769 strahlte mehr Bestimmtheit und Stärke aus, seine Aura hatte wieder an Kraft gewonnen. Aber das war längst nicht alles. Einige Wimpernschläge vergingen, bis Alma auf die Seelenspiegel des Katers aufmerksam wurde. Erst jetzt begann sie deren veränderte Farbe zu registrieren. Zuvor hatten sie einem getrübten Himmel geähnelt und nun schienen die Augen des Vertrauten zu brennen. Ein glühendes Morgenrot, das eine neue Ära ankündigte.
Wie passend.

Die Verachtung in 769’s Blick war kaum zu übersehen. Doch Alma nahm keine Notiz davon, es kümmerte sie nicht, wie der Vertraute zu ihr und ihren Entscheidungen stand.
“200 ist mehr als eine Vertraute. Mehr als die alleingelassene Gefährtin eines gefallenen Herrschers. Sie ist eine Jägerin, die mich selbst durch die Schatten des Todes verfolgt“, Alma betrachtete 769 und versuchte abzuschätzen, ob es ihm möglich wäre, zu verstehen. Sie entschied sich aber dagegen, ihre Geschichte mit 200 weiter auszuführen und spann stattdessen den eigentlichen Gedanken ihrer Worte weiter, “Aber das alleine reicht nicht aus, um 200 zu einer Königin zu machen.“ Alma neigte leicht ihren Kopf, während ihr Schweif aufgeregt hin und her strich.
“Der Thron des Labors war nie dazu bestimmt, einfach weitergereicht zu werden“, die Geflügelte lächelte, “Er ist dazu bestimmt, dass man ihn blutgetränkt besteigt.“
Ihr Blick wanderte über den Pelz des mächtigen Kriegers.
Alma würde ihre Krallen nicht im Dienste des Todesengels erheben, denn den Weg zur Krone musste 200 alleine beschreiten.
“Du bist stark, großer Krieger“, vor allem, wenn du den Willen hast, die Pfoten nach 001’s Erbe auszustrecken, “Ich hoffe du beweist mir, dass ich meine Karte dieses Mal auf die falsche Katze gesetzt habe. Vielleicht bin ich schon seit meinem ersten Zug dazu verdammt, zu verlieren.“ Die Kätzin zuckte interessiert mit einem Ohr, während sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete, “Aber gerade das macht den Reiz des Spiels aus.“ Ihre Augen glommen bei den Worten voll Vorfreude.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers
Shahar

Antworten: 33
Gesehen: 447

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDi Jun 21, 2022 9:59 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Lotus/705 (@Maiorskills)
Erwähnt: Lotus/705

Alma blinzelte dem jungen Kater beinahe sanft zu, ihre Augen funkelten vor Zustimmung, als sie seinen weisen Worten lauschte. 705 sprach zunehmend wie ein wahrer Krieger und schaffte es, Alma damit zu überraschen. Die alte Kätzin neigte dazu, die jungen Emporkömmlinge des Labors normalerweise zu belächeln, weil ihnen die Erfahrung eines langen Lebens fehlte. Sie wollten über die Welt bestimmen, behaupteten sie zu kennen und wussten doch nichts von der Grausamkeit, die auch außerhalb des Labors lauerte wie ein ferner Schatten. Ob 705 wirklich verstand, wovon er sprach? Nachdenklich musterte Alma die orangen Seelenspiegel des Katers. Und wenn er es tat, was war geschehen, um das junge Experiment vor ihr so schnell erwachsen werden zu lassen?
Aufkeimendes Mitgefühl begann Almas unterkühltes Herz zu wärmen.
Als angehende Kriegerin war ihr Leben nicht leicht gewesen, sie hatte nie die Zeit für eine unbeschwerte Kindheit gehabt. Durch die Wirren eines schier endlosen Zweibeinerortes und über Donnerwege hatte sie sich bereits im jungen Alter gekämpft. Dabei war die Suche nach Nahrung nie leicht gewesen, vor allem, wenn weiße Flocken vom Himmel getanzt waren und die Kälte ihre eisernen Krallen in Almas Stadt geschlagen hatte. Im Winter hatte Alma gelernt, dass Ehre wenig bedeutete, sobald man selbst hungerte. Und diejenigen, welche man geschworen hatte, zu beschützen. Selbst der edelste Krieger begann dann nicht mehr treu seinen Prinzipien zu folgen, sondern ums blanke Überleben zu kämpfen.
Ob Alma schon damals ihre eigene Ehre verloren hatte? Sie rümpfte ihre Nase, zuckte mit den Ohren und verdreht unmerklich ihre pupillenlosen Augen. Was kümmerte es sie überhaupt?

"Du kannst nur denen Vertrauen, die ehrlich sind."
Bedrohlich langsam kniff die Kätzin ihre Augen zusammen, taxierte den jungen Kater mit wachsamen Blicken.
Er zweifelte ihre Vertrauenswürdigkeit an? Nun, das würde sie selbst sicherlich auch tun, stände sie sich gegenüber, aber es offen – derart offen! – auszusprechen?! Dass aus den Worten des Getigerten noch kein blanker Vorwurf troff, konnte Almas erhitztes Gemüt auch nicht beruhigen.
“Bezichtigst du mich der Lüge, junger Krieger?“, Almas Schweif zuckte angespannt. Sie hatte beim Sprechen damit begonnen, den jüngeren Kater langsam zu umkreisen.
Als hätte sie es nötig, jemanden wie ihn zu belügen!
“Ich habe mehr Monde gesehen, als du es in deinem gesamten Leben womöglich wirst“, die Lippen der Kätzin kräuselten sich. Im Labor wurden viele Experimente nicht sonderlich alt und diejenigen, die es schafften, hatten Respekt verdient.
“Und meine Pfoten werden mich noch durch diese Welt tragen, wenn deine Knochen längst vom Winde verweht sind.“ Nach einer Weile hielt sie wieder inne, ließ die Schwingen, die schwer auf ihren Rücken drückten, wenig elegant absinken, bis die Federn den Boden berührten.
Jedes Mal aufs Neue war es ein Spiel für Alma, anderen ihre eigene Unsterblichkeit aufzuzeigen. Es gefiel ihr, zu sehen, welche Worte ihr in den Sinn kamen, um ihre Verdammnis zu umschreiben. Mit welchen Worten sie dem unvorstellbaren Schrecken ihrer Zukunft noch Schönheit einhauchen konnte.
Und wie lange es dauerte, bis andere begriffen, was es bedeutete, eine ewige Wanderin zu sein.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo Jun 09, 2022 10:46 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Lotus/705 (@Maiorskills)
Erwähnt: Lotus/705, 001, Charon/200

Ein erstauntes Glänzen legte sich im Angesicht der Worte des Katers über Almas Mondaugen. Sie musste gar nicht wissen, was genau sie gespielt hatten, um sich an der Zustimmung zu erfreuen. Fast schon Sympathie für den Jüngeren daraus zu ziehen. Alma wusste zwar, dass es für eine genaue Einschätzung des Getigerten noch viel zu früh war, aber er schien zu verstehen, was es bedeutete, zu spielen. Begriff er Almas Denken? Dass neben Sieg und Niederlage kein Platz für ein Unentschieden war?
Triumph oder Fehlschlag, Leben oder Tod. Es durfte nichts geben, das zwischen endgültigen Tatsachen existierte. Ihr Mundwinkel zuckte nach oben, denn genau davon konnte sie ein Lied singen. Die alte Kätzin wusste, dass ihre Existenz gänzlich falsch war, jede einzelne Faser ihres Körpers wusste es. Obwohl sie es leid war, auf ewig zu wandern und eine schwere Müdigkeit ihr anhaftete, verbot sie es sich, nun in Selbstmitleid zu versinken.

“Ehre“, das Wort schmeckte bitter, “Bist du ein Anhänger dieses Prinzips? Ein edler Krieger?“ In Almas Stimme lag kein Gefühl, nur triste Emotionslosigkeit.
Trotzdem neigte sie leicht zustimmend den Kopf, ein wahrer Krieger durfte keinen Kampf ausschlagen, solange dessen Ausgang unsicher war. Und doch musste er eine sichere Niederlage eingestehen können, ohne dabei alles zu verlieren. Es war ein Balanceakt, den Almas nur zu gut kannte. Auch nach all den Monden schlummerte in ihr immer noch das Herz einer Kämpferin. Sie blickte in die orangen Augen des Katers und erinnerte sich an ihre Zeit als Kriegerin zurück.
“Lass dir einen Rat von einer alten Kriegerin geben: Die Ehre beschützt dich nicht, wenn die Krallen deines Feindes sich in deine Kehle bohren. Unabhängig davon, wie stark dein Glaube ist.“
Was war Ehre noch, wenn man sie im Labor betrachtete? Spielte sie überhaupt eine Rolle? Sie bedachte den Kater mit einem weiteren, langen Blick. 001 hätte sich niemals um ehrenvolles Handeln geschert. Ob all seine Wächter, all seine Vertrauten jetzt damit anfangen würden? Unwahrscheinlich. Ob 200 es würde? Eine spannendere Frage, die nur das Fortschreiten der Zeit beantworten konnte.

“Man nennt mich 093“, entgegnete Alma und musterte 705 dabei eindringlich, “Höre ich Widerwillen aus deinen Worten heraus?“ Interessiert zog die Seelenwanderin eine Augenbraue hoch. Der Kater wäre nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Experiment, das anders genannt werden wollte. Bei einem Namen.
Wie viele wohl nach dem Fall des falschen Königs wieder an eine verlorene Identität glauben wollten?
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] Nothing but a shadow
Shahar

Antworten: 11
Gesehen: 233

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] Nothing but a shadow    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo Jun 09, 2022 9:56 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Sly/694 (@Ace)
Erwähnt: Sly/694, Raven/693, 001

Almas Augen hafteten weiter an 694, als er zurückwich. Vor ihr zurückwich.
Sie konnte nicht leugnen, dass es sie faszinierte, diese Macht auszuüben und das kleine, dumme Kätzchen zu verängstigen. Ganz im Gegenteil, Alma begann es zu genießen, dass der dunkle Kater vor ihr kuschte; sich an die Wand drückte, um ihr zu entkommen.
Ob 001 sich so fühlte? War es der Grund, warum er das System geschaffen hatte? Alma blinzelte nachdenklich. Bereitete es dem falschen König Freude zu wissen, dass man seine Nummer fürchtete? Dass es Experimente gab, die in seiner Präsenz schlichtweg und einfach brachen?
Letztendlich tat es für Alma allerdings nichts zur Sache, denn 001 verdiente seinen Thron nicht. Es kümmerte sie nicht, was dieser Kater fühlte. Außer Schmerzen. Ja, an 001’s Leid könnte sie sich erfreuen.
Mit einem durchdringenden Blick bedachte sie 694’s lila Seelenspiegel.
Wir spielen noch, 694. Ich akzeptiere keine Flucht.
“Denk gar nicht daran, deinen Schleier erneut überzuziehen“, bedächtig langsam tappte sie näher an ihn heran, “Ich werde dich finden, egal, wo du dich verkriechst. Egal, welcher Schatten dich versteckt.“ Die Worte flüsterte sie ihm zu wie eine Drohung, nur mit verspielter Wärme in der Stimme. Gegen ein Versteckspiel hatte die Seelenwanderin immerhin nichts einzuwenden.
Es wäre sicherlich lustig, sie grinste bei diesem Gedanken vor sich hin. Alma hatte noch nie Beute gejagt, die sich unsichtbar machen konnte. Nun hoffte sie beinahe schon, dass ihr Gegenüber sich nicht für die Konfrontation, sondern für Flucht entschied.

“Du kannst nicht mit zwei toten Katzen gleichzeitig sprechen. Ein Rabe bleibt in der Anwesenheit einer Königin stumm. Aber du kannst zu ihr sprechen, kleines Kätzchen“, Alma lächelte milde, “Vielleicht wird deine geliebte Schwester deine Worte erhören. Oder sich vor dir verschließen, weil du sie alleine gelassen hast?“ Die Seelenwanderin hatte die Stimme des Jüngeren gehört, hatte bemerkt, wie kurz davor er war, zusammenzubrechen. Aber Alma kannte in diesem Augenblick keine Gnade, sie setzte alles darauf, ihm den letzten Stoß zu verpassen.
Sie tapste einige weitere Schritte auf 694 zu, bis nur noch wenige Pfotenlängen zwischen sie passten. Langsam hab sie eines ihrer Vorderbeine, strich mit ausgefahrenen Krallen durch das Brustfell des Katers, ohne ihn dabei zu verletzen oder zu kratzen. Käme die Geste nicht von Alma, könnte man ihr vielleicht sogar einen liebevollen Charakter zusprechen.
“Wie lebt es sich mit dem Wissen, dass du dein Fleisch und Blut getötet hast?“, die alte Kätzin hatte Ravens letzte Momente aus der Zwischenwelt heraus beobachtet, hatte die Geflügelte sterben sehen, “Glaubst du wirklich, sie kann dir deine Sünden verzeihen?“
Das Lächeln, welches Almas Gesicht zierte, sprach von Grausamkeit.  
Du hast sie zum Sterben zurückgelassen“, sie stupste seine Nase an und deutete mit ihrer Pfote dann auf ihre Brust, Ich war es, die ihr eine zweite Chance gegeben hat.“
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Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySa Jun 04, 2022 1:59 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Lotus/705 (@Maiorskills)
Erwähnt: Lotus/705, Charon/200, Rhianwen/013, 001, Raven/693

Orange traf auf milchiges Weiß, als 705 seine Seelenspiegel in Almas Richtung wandte.
Der Kater schenkte ihr Aufmerksamkeit! Und das, obwohl sie ihn gar nicht darum gebeten hatte …
Ein abwesendes Lächeln begleitete Almas müden Blick, den sie vollständig auf den jüngeren Kater gerichtet hatte. Es ehrte die Kätzin und erfüllte sie mit plötzlicher Freude, dass 705 sie beachtete. Dabei ging es Alma mehr um die Aufmerksamkeit an sich und weniger darum, von wem sie stammte. Beinahe enttäuscht rutschten die Mundwinkel der Seelenwanderin also wieder hinunter, als das getigerte Kätzchen es wagte, sich von ihr abzuwenden. So zu tun, als wäre sie gar nicht da gewesen. Nun, eine tiefere Absicht hatte sie mit dem Starren sicherlich nicht gehegt, aber das rückte völlig in den Hintergrund. Dass Alma sich ignoriert fühlte, war alles, was für die Geflügelte in diesem Augenblick zählte. Nichts Anderes erfüllte ihr Inneres.
Die alte Kätzin glaubte 200 wieder vor ihr zu sehen, welche Alma völlig vergaß. Vertieft in ein Gespräch mit der eisigen Vertrauten 013. Oh, sie war immer noch gekränkt deshalb! Sie kniff die Mondaugen leicht zusammen, folgte jeder weiteren Bewegung von 705.
War jede Katze an diesem Tag darauf aus, Alma das Leben noch schwerer zu machen? Sie verzog das Gesicht und hob den Kopf leicht an. Dabei sollte sie feiern! 001’s Ableben war ein glorreicher Sieg! Als wäre sie selbst es gewesen, die den König erdolcht hatte, glomm Stolz in der Geflügelten auf. Sie blinzelte mehrmals.
Erneut schlugen die Empfindungen in Alma in Verwirrung um. Sie tat sich schwerer als sonst, ihre flüchtigen Gedanken zu sammeln, zu ordnen, zu verstehen. Und jedes Gefühl, das durch ihre Brust rauschte, fachte diesen Sturm nur weiter an. Weiter, weiter, weiter. Und weiter.

Ihre Augen verloren sich in der Leere, als wäre keine Katze in den Zellenräumen anwesend. Nur Alma selbst und wabernde Schatten; wie damals, in der Zwischenwelt. Die Seelenwanderin vergaß 705 völlig, während sie in finsteren Erinnerungen schwelgte, unfähig, von selbst aus diesem Tagtraum zu erwachen. Erst die Pfotenschritte des jüngeren Experiments rissen Alma unweigerlich aus ihrer Trance.
Ein Unentschieden?
Verständnislos schaute sie zum Tigerkater und war dabei so überrumpelt, dass sie die Kränkung völlig vergaß.
Was hatten sie gespielt?
Wie in Zeitlupe neigte sie ihren Kopf nach rechts, musterte 705, als könne sie etwas Neues entdecken, das sie nicht bereits in den letzten Minuten gesehen hatte.
Und noch viel wichtiger: Warum war Alma nicht die Siegerin der Partie?!
Ihr eindringliches Starren hatte die Kätzin nicht als eine auffallende Verhaltensweise erkannt, dachte gar nicht daran, dass 705 es als mehr als einen müden Blick in eine beliebige Richtung, hin zu einer beliebigen Katze aufgefasst hatte.
“Niemals“, sie lächelte bestimmt, obwohl sie noch immer keinen Schimmer davon hatte, was das andere Experiment mit seinen Worten gemeint hatte, “Kleiner, ein Gleichstand ist inakzeptabel. Nichtssagend. Langweilig. Und du möchtest mich doch sicherlich nicht langweilen?“
Alma erhob sich aus der liegenden Position und war überrascht, dass sie 705 direkt in die Augen blicken konnte. Und nicht wegen Ravens Größe auf ihn herabschauen durfte.
Ein bedauerlicher Umstand!
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers
Shahar

Antworten: 33
Gesehen: 447

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] Of the fortune and fate of florishing and fading flowers    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyFr Mai 27, 2022 3:41 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Lotus/705 (@Maiorskills)
Erwähnt: Re/150, Raven/693, Lotus/705, 001, Ray/702

Almas Gedanken fühlten sich an, wie eine zähflüssige schwarze Masse, die träge durch ihren Kopf schwappte. Und es ihr zugleich schwermachte, nicht in der Schwärze zu ertrinken. Wie Re’s dunkle Materie, nur bedrohlicher. Während die Tentakel der Dunkelheit, welche die Prophetin an ihre Seite rufen konnte, eine brennende Faszination auf Alma ausgeübt hatten, war der Schleier in ihrem Geist mit negativen Empfindungen behaftet. Unzufrieden zuckte die Geflügelte mit einem Ohr.
Die Kätzin gähnte, entblößte kleine, nadelspitze Zähne, die sich von Ravens dunklem Pelz abhoben, als würde sie leuchten. Sie saß am Rande der Zellenräume in einer ruhigen Ecke und hatte die Vorderpfoten sauber übereinandergeschlagen. Als halbgeschlossenen Augen betrachtete Alma die Welt um sich herum, die nun beinahe in Stille versunken war. Zumindest im Vergleich zu den unzähligen lauten Stimmen der Versammlung. Sie lag schon eine Weile so da, die Schwingen an ihren Körper gezogen und den Blick abwesend auf die Katzen in der Nähe gerichtet. Sie kümmerte sich nicht darum, ob sie jemanden anstarrte, jemanden beunruhigte oder jemandes Aufmerksamkeit erregte. Nichts davon erschien ihr wichtig, denn in Almas Innerem prickelte ein seltsames, unbekanntes Gefühl. Ein Gefühl, das sie genauso wenig greifen konnte, wie einen Traum nach dem Erwachen, egal wie lange sie der flüchtigen Empfindung hinterherjagte. Als wäre sie tatsächlich dabei, sie an ein Beutetier anzuschleichen, spannten sich die schwachen Muskeln ihrer dürren Hülle an. Aber Alma war zu müde, um sich in Bewegung zu setzen. Zu müde, um aufzustehen. Zu müde, um zu leben. Ein erschöpftes Seufzen entwich der alten Kätzin beiläufig, beinahe unbemerkt von ihr selbst.

Sie legte die dunkle Schnauze auf ihre Pfoten ab, starrte in den offenen Raum, um sich von der Ungewissheit abzulenken, die ihren Verstand heimsuchte. Einmal mehr huschten ihre Augen von einer Katze zur nächsten, aber es dauerte eine Weile, bis sie sich auf Gesichter fokussierte. Zuerst lag ihr Fokus alleine auf Bewegungen, als wäre jeder Pfotenschritt, jedes Ohrenzucken eine Bedrohung, welche sie im Auge behalten musste. Dann begann aus diesem instinktgesteuerten Beobachten ein tatsächliches Betrachten anderer Experimente zu werden. Sie schaute in bekannte Gesichter, musterte fremde Pelze, bis ihr Blick schließlich orange Augen streifte. Ein nachdenklicher Glanz schlich sich in ihre matten Mondaugen, als Alma sich auf den jungen Tigerkater konzentrierte. Sie wühlte nach Erinnerungen, die im Zusammenhang mit dem anderen Experiment standen und wurde – zu ihrer eigenen Überraschung! – nach einigen Wimpernschlägen fündig. 705 lautete seine Nummer und der Kater selbst war ein Spielzeug. Von 001’s Sohn, dem ach-so-bewundernswerten Prinzen, weggeworfen, als er ihm müde wurde.
Oh, welch bedauernswertes Schicksal! Beinahe wäre ihr ein hämisches Lachen entwichen, aber die Geflügelte hielt es zurück, kicherte nur kurz in sich hinein und schüttelte den Kopf leicht.
Das Labor vermochte es immer aufs Neue, Belustigung in Almas verkümmertem Herzen aufblühen zu lassen.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

Antworten: 126
Gesehen: 3500

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySo Mai 08, 2022 8:17 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Raven/693

Die Weite also … Alma betrachtete die Dreiäugige mit einem sanften Lächeln auf den dunklen Lippen. Wie viele hatte der endlose Horizont wohl schon angezogen? Die alte Kätzin gedachte unbekannten Seelen, deren Pfad sie in die Fremde trug. Die nach Gewissheit und Erfüllung in der Weite strebten und einem fernen Ruf folgten. Wie Motten, die vom grellen Licht angezogen wurden. Verdammt, sich letztendlich die neugierigen Schwingen zu verbrennen.
War ihnen nicht bewusst, dass sobald sie dem Namenlosen einen Namen verliehen, es nicht mehr das war, wonach sie strebten? Dass sie sich auf einer zum Scheitern verurteilten Suche befanden? Erst als die Geflügelte darüber sinnierte, stieß sie auf eine Antwort. Oder lebten sie einfach lieber mit einem aussichtslosen Antrieb, anstatt ohne?
Re‘s Augen verrieten deren widersprüchliche Emotionen, als sie sprach. Und Alma glaubte, dass auch die Nackte wusste, wie fern der Wunsch nach der ewigen Weite war. Die Seelenwanderin begriff jenes tiefgreifende Gefühl nur allzu zu gut. Diese Traurigkeit war etwas, das die Geflügelte besser verstand, als sie in Worte fassen konnte. Sie war eine Nuance von Almas Welt, die alles ein wenig dunkler, ein wenig überwältigender machte. Die selbst das hellste Sommersonnenlicht zu trüben vermochte.
“Das Unbekannte mag erdrückend wirken, wenn wir außer Acht lassen, dass es uns beschenkt“, Alma suchte fieberhaft nach tröstenden Worten, “Ich glaube, dass Katzen Orte brauchen, von denen sie in der Finsternis träumen können. Orte, die leuchten wie das Licht der Zwischenwelt.“ Nun hatte sie das Gefühl, nicht mehr von sich selbst zu sprechen, sondern von all ihren sterblichen Artgenossen. Denn sie sehnte sich nach keinem Flecken Erde der Welt. Nicht nach dem ewigen Eis oder der glühenden Wüste. Nur nach einer letzten eisigen Umarmung.
“Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es ist, alles zu kennen“, ihre Augen wanderten nachdenklich in die Ferne. Ob dieses Schicksal sie eines Tages ereilen würde? Alma blinzelte, während sie diesem schweren Gedanken nachhing. Konnte man alles, wahrlich alles gesehen haben?

Ihre Augen huschten zum dritten Augen der Dreiäugigen, das langsam begann aufzuglühen. Als wäre es wieder aus einer toten Starre zum Leben erwacht. Rief die Prophetin die Dunkelheit in diesem Augenblick um Beistand an? Alma folgte Re‘s überraschten Blick zur Decke, zu der schwarzen Masse, die ihre Fühler abermals in eine atmende Welt ausstreckte. Erstickten die dunklen Tentakel in der Tiefe und sehnte sich danach, frische Luft zu kosten?
Und erneut riss die Materie die Seelenwanderin in den Bann, auch wenn sie dieses Mal nicht an ein Spiel dachte. Sie sehnte sich nicht danach, die Schwätze zu kosten oder zu berühren, sondern bewunderte einfach deren andersartige Schönheit.
Beim Dank der anderen Kätzin neigte Alma nur kurz ihren Kopf, schloss die Augen für einen Moment. Sie sah seichte Wellen über ihre sandigen Pfoten schwappen, welche nun nicht mehr schwarz, sondern weiß waren. Und obwohl das Meer vor ihr immer aufs Neue zum Strand drängte und von einer endlosen Weite erzählte, konnte Alma ihr Spiegelbild im Wasser sehen, als wäre es ein See an einem windstillen Tag.
Auch, wenn sie in dieser Illusion gerne verharren würde, riss sie sich los vom gedachten Ozean. Noch war der Augenblick in weiter Ferne.
Und sie hatte Angst, dass sie sich und ihre Klarheit in Träumereien verlor, sollte sie die Wirklichkeit zu lange ausblenden. Wahrscheinlich war es eben diese Angst, welche ihr bald das Genick brechen würde – vielleicht nicht unbedingt wörtlich, aber doch im übertragenen Sinne. Denn Alma machte sich nichts vor und wusste, dass sie den Wirren ihres trügerischen Verstandes früher oder später erliegen würde. Es war erschreckend, einschüchternd, ungeheuerlich zu wissen, dass der eigene Kopf sie schon im nächsten Wimpernschlag belügen konnte. So oft hatte er ihr schon Grausamkeit, Hohn und Unbarmherzigkeit eingeflößt. Sie zu jemandem gemacht, der sie nie hatte sein wollen.  

Sie hatte darauf gehofft, dass Re es verstand. Dass die Dreiäugige begriff, was Alma nicht aussprechen hatte wollen, aber der Gesichtsausdruck der Nackten schien ihr zu widersprechen. Da war kein Verständnis mehr in den blassen Augen, sondern blanker Schmerz. Als hätte die Geflügelte unausgesprochene Ideale verraten. Oder das unsichtbare Band zerrissen, das wie eine Verbindung zwischen ihnen gewesen war. Re‘s Seelenspiegel schienen die Seelenwanderin anzuschreien, so schrill und laut, dass die vier Schwingen auf ihrem Rücken zu zittern begannen. Verzweifelt suchte sie nach der ersehnten Bestätigung, dass sie das Richtige tat, den besten Pfad beschritt. Den einzigen, der ihr noch geblieben war. Aber ihre Gesprächspartnerin schien jegliche Zustimmung zu verweigern. Almas Atem stockte, während ihr Herz flatterte, als wäre es ein gefangener Vogel – war es das nicht auch? Sie wich dem eindringlichen Blick der Nackten aus, kauerte sich mehr als ohnehin schon auf dem Rohr zusammen und presste ihren Körper gegen den unnachgiebigen Untergrund.
“Nein. Ich glaube dir nicht.“
Ihre Gedanken explodierten in reinem, ungefilterten Schmerz, während Almas Sichtfeld langsam aber sicher verschwamm. Die Last auf ihren Schultern erdrückte sie, ließ die Welt verschwinden und nur unendliches Leid zurück. Jedes einzelne Glied ihres Körpers schien zu schreien. Die Pein war so groß, dass Alma ihr Gesicht auf ihre Beine presste, im stillen Flehen, es möge aufhören. Die andere Pfote presste sie auf ihre Ohren, als wollte sie jeden Laut ausblenden. Als würde sie noch etwas hören, außer das gellende Klingeln des Schmerzes.
Aufhören. Aufhören. Aufhören. “Aufhören“, das Wort war kaum mehr als das Wispern eines Windhauchs inmitten des tosenden Sturms.
Das Zittern wich nur langsam aus ihrem Körper, ließ eine hungrige Leere im Herzen der Kätzin zurück. Und einen weiteren stummen Schrei auf ihren geschlossenen Lippen.

“Wirf einen Blick hinein.“
Almas Augen waren müde, als sie den Kopf wieder hob, um der Dreiäugigen zuzuhören.
Nur zögerlich und erschöpft kam sie Re‘s Angebot nach, blinzelte in die Schwärze der Hölle, aus der ihr zwei lebendige Monde entgegen starrten.
Alma griff nach der Dunkelheit, wie die Dunkelheit auch nach Alma griff.
Erleichterung durchflutete die Seelenwanderin, als sie ihr verzerrtes Spiegelbild berühren, es auslöschen konnte. Sie wollte Ravens Erscheinung nicht auf der schillernden Oberfläche der schwarzen Masse sehen. Einen Körper, den sie gestohlen hatte.
Die Fühler der Unterwelt schenkten ihr trotzdem eine seltsame Art von Ruhe. Als würde selbst die Hölle Mitleid für ihre verbitterte Seele empfinden und ihr Trost spenden wollen.
Und dann vernahm die Worte – “Ich begreife die Verbitterung, die du in deinem Geist spürst. Das tue ich, wirklich.“ – nach denen Alma sich sehnte und die es vermochten, ihren Schmerz zu lindern. Und doch lag Verzweiflung, so viel Verzweiflung in der Stimme der Prophetin.
“Re“, Almas Stimme gewann an Stärke und ihr Tonfall sprach von Zuneigung. Es bedeutete ihr die Welt, dass die Dreiäugige probierte, etwas zu retten, das längst verloren war. Aber alleine der Versuch berührte die alte Kätzin und ließ einen Funken in der Leere in ihrem Inneren aufglühen. War es Hoffnung?
“In diesem flüchtigen Augenblick bin ich hier bei dir. Ich sehe mit neugewonnener Schärfe, die du mir geschenkt hast. Und es wäre nicht falsch, mich Alma zu nennen.“, ein Lächeln umspielte ihre Lippen, voll von Freude und Melancholie, “Aber dieser Zustand wird nicht von Dauer sein.“ Sie betrachtete die andere Kätzin fast schon liebevoll, als würde sie mit ihrem eigenen Jungen sprechen, dem sie die Grausamkeit der Welt offenbaren musste. Alma verlor sich im lilanen Licht von Re‘s drittem Seelenspiegel. Dem Auge der Unterwelt. Ob die Hölle ihr lauschte?
“Stell es dir wie einen tiefen Schlaf vor, geplagt von schrecklichen Albträumen“, sie machte eine kurze Pause, legte sich die nächsten Worte sorgsam zurecht. Wie sollte sie es erklären? Wie? “Manchmal weckt mich eine besondere Seele, rüttelt mich aus diesem umnachteten Zustand, und dann begreife ich, dass es keine Träume sind, die ich im Schlaf erblicke. Es ist die Realität.“ Sie atmete tief ein, blickte auf ihre Pfoten, die so viel Unrechtes getan hatten.
Als sie den Blick wieder hob, waren ihre Seelenspiegel zwei trauernde Monde.  
“Und die Wirklichkeit ist jedes Mal wieder grausam zu mir. Denn nicht nur mein Körper ist auf ewig verloren, nein, auch mein Geist ist in tausend Scherben zersprungen. Wenn sie sich für ein paar kostbare Momente zusammensetzen, begreife ich. Ich begreife, Re.“ Almas Stimme brach unter der Last all der Erinnerungen.
Sie verfiel in ein Schweigen, weil ihre Stimme ihr nicht mehr gehorchen wollte. Kein Ton verließ mehr ihren Mund, als sie in das tröstende Leuchten von Re‘s Augen blickte, bis sie es nicht mehr ertrug. Sie senkte ihre Lider, ruhte sich in der Schwärze aus.
“Und jedes Mal, wenn ich erwache, bin ich dazu verdammt, in das gefühllose Antlitz dieser Welt zu schauen. Ich habe keine Kontrolle, Re. Es ist eine Krankheit, die ich nicht bekämpfen oder besiegen kann, weil sie meiner Seele anhaftet. Deshalb wünsche ich mir Erlösung von diesem Dasein.“
Die Seelenwandern schluckte schwer, bevor sie entschied, dass die Nackte jede Wahrheit verdient hatte, die Alma bieten konnte.
“Deshalb wünsche ich mir manchmal, einzuschlafen“, es fiel ihr unendlich schwer, diese Tatsache einzugestehen. Doch Alma hatte sich schon längst selbst verraten und es laut auszusprechen änderte nichts daran. Und sie war so müde.
Müde, gegen sich selbst zu kämpfen.
Müde, für sich selbst zu kämpfen.

Alma wird immer ein Teil von mir sein. Ein Geist der Vergangenheit, eine Erinnerung in der Gegenwart. Und eines zukünftigen Tages, wird sie verblassen zu nichts weiter als einem Schatten“, die Seelenwanderin wusste, dass die Worte nicht Re‘s Erwartungen entsprachen und zögerte dennoch nicht, sie zu verkünden, “Ich weiß, dass ich irgendwann nicht mehr erwachen werde. Und auch, wenn es mich mit Traurigkeit erfüllt, gibt es keine Möglichkeit, dieses Los abzuwenden.“ Es war vergebens, einen Ausweg zu suchen, denn ihre Gabe, ihr Fluch, ihre Bestimmung war endgültig.
“Mein Schicksal ist von Ironie geprägt“, sie lächelte matt, “Ich verschwinde in der Ewigkeit und doch ist es nicht der Tod, der mich ereilen wird. Es ist schlimmer, fürchterlicher, unvorstellbarer. Es ist die vollständige Auslöschung in den Wirren meines eigenen Geistes. Für mich gibt es keine [b]Wiederauferstehung, kein ewiges Leben. Und an einem Namen festzuhalten erschwert meinen Weg.“[/b] Alma hatte diese Gedanken, diese Tatsachen noch nie einer anderen Katze anvertraut. Zu wissen, dass man eines Tages verschwinden und doch weiter auf der Erde wandern würde, war eine schwere Bürde. Und Alma war nicht bereit, sie zu tragen. Niemand würde jemals bereit dazu sein.
Die Seelenwanderin ließ ihren Kopf hängen, wollte nicht dem Ausdruck in den Augen der Prophetin begegnen. Das Letzte, was sie nun in den blassen Tiefen erblicken wollte, war die Erkenntnis, dass Alma nicht gerettet werden konnte.
Und es bereits akzeptiert hatte.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] Nothing but a shadow
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] Nothing but a shadow    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySo Mai 08, 2022 10:15 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Sly/694 (@Ace)
Erwähnt: Sly/694, Raven/693

Alma grinste übers ganze Gesicht und tapste dabei hektisch einen Schritt näher an ihr Gegenüber heran. Sie hatte richtig geraten, sie hatte richtig geraten! Sie hatte seine Nummer - 694 – erraten! Obwohl niemand ihr für diesen Sieg Glückwünsche aussprechen würde, erfüllt nichts als Euphorie der Geflügelte. Sie hatte gewonnen! Zufrieden begann die alte Kätzin zu schnurren, während sie stolz ihre Brust hervorstreckte. Ihre milchigen Augen funkelten aufgeregt.
Spielchen wie dieses machten ihren grauen Alltag zu einem bunten Ort, verliehen ihrem Dasein neue Bedeutung. Oh, Alma könnte den ganzen Tag lang spielen! Ob sie 694 dazu bringen konnte, mitzumachen? Alleine langweilte man sich doch so schnell …
Mit schief gelegtem Kopf kauerte sie sich auf den Boden und betrachtete den jungen Kater.

“todeskrank.“
Todeskrank? Ja, Alma war in der Tat krank vor Sehnsucht nach dem Tod. Sie lächelte noch breiter, als hätte sie einen genialen Witz gemacht. Erst die nächsten Worte des Katers ließen ihren fröhlichen - viel zu fröhlichen - Gesichtsausdruck verschwinden. Langsam kniff Alma die mondweißen Augen zusammen, während sich eine ungeheuerliche Anspannung über ihren ganzen Körper legte, sie in volle Alarmbereitschaft versetzte
Raven gefiel ihm nicht. Sie gefiel ihm nicht. Gefiel ihm nicht. Gefiel nicht. Nicht. Nicht. nIcHt.
Ein markerschüttertes Jaulen verließ ihren Mund, als sie den Kopf in den Nacken legte und zur Decke starrte. In brennend weißes Licht starrte. Es dauerte einige Wimpernschläge, bis der Zorn so heiß in ihr brannte, dass neue Klarheit ihren Verstand erfüllte. Wutentbrannt fokussierte sie 694 erneut.
694, der nicht verstand.
Der. einfach. nicht. verstand.
Almas Bewegung war geschmeidig und eingeübt, als sie von einem Moment auf den anderen auf den jüngeren Kater zu schnellte. Sie breitete die Schwingen aus, stieß ihn mit aller Kraft zu Boden und pinnte ihn dort fest. Ihre Flügel presste sie auf die seinen, um ihn festzuhalten. Ihre Pfoten hielten ihn an Ort und Stelle. Der Angriff fühlte sich gewohnt an, als hätte sie ihn auch in diesem Leben bereits unzählige Male durchgeführt. Sie atmete schwer, spürte ihre Muskeln beben und ihr Herz rasen. Wie schwach sie in diesem Körper doch war. Winzige Pfoten und lachhaft kleine Krallen. Aber für 694 reichte es völlig aus. Er war kleiner als seine Schwester und es fehlte ihm ganz offensichtlich an Stärke und Wissen, um ihr etwas entgegenzusetzen. Ob er mit den Beinchen strampeln würde? Wie niedlich.
Alma grinste ins Nichts. Obwohl sie einen Widerstand unter ihren Pfoten spürte, weiches Fell ertastete, war das einzige, was sie sehen konnte, der kalte Fließboden. Sie biss ihre Zähne fest aufeinander, während ihre Augen umherhuschten wie die eines getriebenen Tieres. Wo war er, wo war er, wo war er. Ihre Beute war entkommen, aber Alma war noch nicht bereit dazu, 694 gehen zu lassen. Ihr Atem beschleunigte sich weiter bis die Gestalt unter ihren Pfoten nach einigen, ewig langen Augenblicken, wieder sichtbar wurde. Ein entzürntes Fauchen verließ die Lippen der Geflügelten.
Gefährlich langsam beugte sie sich zum Kater hinunter. “Ich habe dir nicht die Erlaubnis zum Versteckspiel gegeben, Kleiner“, ihr Flüstern war scharf und zeugte von all ihren wachgerufenen Emotionen.
Angespannte Stille hing zwischen ihnen, bis Alma sie wieder durchbrach.
“Raven ist wunderschön. Wie eine Blume, die in der Dunkelheit erblüht. Wie die Schatten einer mondlosen Nacht“, ihre Stimme wurde unglaublich sanft und beschwichtigend. Gleichzeitig durchbohrte Almas Blick die lilanen Seelenspiegel des dunklen Katers. Mach deine Augen auf, sieh! Eindringlich beugte sie sich weiter zu ihm hinunter, konnte 694’s Atem auf ihrem Gesicht spüren, während sie auf seine Antwort wartete. Verstehe doch!

Alma atmete tief durch, zuckte mit den großen Ohren. So schnell, wie sie auf den geflügelten Kater zugesprungen war, ließ sie nun auch wieder von ihm ab und machte einen Satz nach hinten. Einnehmende Müdigkeit hielt Einzug in ihre schwachen Glieder. Diese Hülle war nicht fürs Kämpfen geschaffen und fühlte sich bereits jetzt an, als könnte sie beim nächsten Windhauch auseinanderbrechen. In diesem Leben sollte sich die alte Kätzin wohl wirklich auf Worte konzentrieren.
Trotzdem fühlten sie sich noch zu unruhig, wach, als dass sie sich setzen oder hinlegen könnte. Erneut begann sie damit, 694 langsam zu umkreisen. Sie war ein Raubtier, dass ihre Beute nicht aus den Augen lassen konnte, auch wenn das Spiel längst vorbei war.
“Dir fehlt es an Verständnis, dummes kleines Kätzchen“, noch immer klang die Aufgebrachtheit in den Worten der Geflügelten mit, “Ich habe alles von ihr bewahrt, nichts ist verloren gegangen. Weder ihr Körper noch ihre Seele haben sich in die undurchdringliche Finsternis verflüchtigt. Sie verweilt.“ Zumindest für einen kurzen Moment im Vergleich mit der Ewigkeit.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySo Mai 01, 2022 10:09 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, 001, Charon/200, Midir/769, Rhianwen/013, Raven/693

”In the subtle space, there's an endless ocean
But the devils sing and it's deafening.”

(c) Dying Is Absolutely Safe by Architects

“Vielleicht ist es eine Sucht. Oder doch Furcht?“, Almas Blick wanderte in die Tiefe, “Ist es nicht einfacher, von der großen Freiheit zu träumen, anstatt diese tatsächlich anzustreben?“ Ein abfälliges Lächeln huschte über ihre Lippen. “001 war für viele ein guter Lehrer. Der gefallene Anführer hat gezeigt, wie unkompliziert das Leben sein kann, wenn man das selbstständige Denken aufgibt.“ Es blieb abzuwarten, wer nun wieder damit anfangen würden. Oder auf 200 und die anderen Vertrauten setzten, um nicht aus ihrem eingetrichterten Alltag gerissen zu werden. Wie einfach es wäre, sich auf dem Strom treiben zu lassen, anstatt selbst zu schwimmen. Oh, wie einfach.
Aber Alma war der Überzeugung, dass auch die Dreiäugige nie eine Mitläuferin sein würde. Das eigene Schicksal in fremde Pfoten zu legen, brachte niemals etwas Gutes hervor. Die Seelenwanderin hatte ihre Zukunft schon immer selbst in die Hand genommen. Zumindest, als es noch Wünsche in der alten Kätzin gab, welche die hungrige Leere in ihrem Inneren füllten. Romantische Liebe war der Seelenwanderin in all den Monden fremd geblieben. Abstrakt und fern. Sie hatte dieses Gefühl nie begreifen, empfinden können. Denn auch ihr Herz sollte wohl ganz ihr Eigentum bleiben. Es hatte lange gedauert, bis sie begriffen hatte, dass es auch keine Gerechtigkeit in der Welt gab. Keine höhere Macht, die einem verdiente Belohnungen überreichte.
Man musste das, was man wollte, an sich reißen. Mit aller Macht. Eines konnte sie 001 nicht absprechen; er hatte das Prinzip des Stärkeren begriffen. Nein, Dummheit würde sie dem gefallenen Herrscher nicht zudichten. Was ihn vom Thron gestoßen hatte, war alleine sein verblendetes Gemüt gewesen. Ein Königreich aufzubauen war das eine, aber es vor dem Fall zu bewahren, etwas völlig anderes. Eine Herausforderung, an der viele scheiterten. Ein weiterer Beweis dafür, dass 001 nur einer unter tausendenden Gescheiterten war. Er war zwar am oberen Ende der Nahrungskette gelandet, doch diese Tatsache konnte ihn letztendlich nicht vom Sturz retten. Je höher man hinaufstieg, desto tiefer konnte man fallen, wenn man sich über die Situation nicht im Klaren war. Und Alma war nicht der Meinung, dass 001 nach unten geblickt hatte. Gesehen hatte, wie weit er gekommen war, und was er dafür geopfert hatte. Nein, seinen Kopf hatte er hoch in die Luft gereckt, hin zu seinen falschen Göttern. Irgendwann hatte er unweigerlich stolpern müssen. Hatte seine Geschichte nicht zwangsläufig dieses Ende genommen? Kein König konnte die Ewigkeit regieren. Keiner konnte sich vor dem Fall bewahren.
Und auch Alma war gestürzt. Oh, wie weit sie gefallen war. Wie lang ihr Sturz andauerte. Ob sie jemals am Boden aufschlagen würde?

Nur die Hüllen von Katzen ...
Die Geflügelte blinzelte voll Unverständnis. Es kam ihr absurd vor, zu versuchen, einen Körper anzunehmen, der ihr nicht im Geringsten ähnelte. Wenn sie nun ihre Pfoten musterte, waren sie zwar rabenschwarz und mickrig, aber es waren doch vier funktionierende Pfoten. Alma streckte ihren Verstand nach den Schwingen aus, die sich noch immer seltsam fremd anfühlten. Ein Körperteil, nach dem sie nie gefragt hatte. Das sie nicht nötig hatte. Trotzdem war Raven ein Gefäß, das sie daran erinnerte, wer sie war und immer bleiben würde. Eine Katze.
“Jedes Mal, wenn ich eine neue Gestalt annehme, ist sie ungewohnt. Manchmal sind Geräusche lauter, meine Sprünge weiter. Manchmal sind die Krallen stumpf“, sie streckte ihre Pfote nach vorne, fuhr die Krallen langsam aus, “Selbst wenn die ersten Schritte schwach und unbeholfen sind, so erinnere ich mich, wie es ist zu laufen. Zu sprechen, mit einer unbekannten Stimme. Zu kämpfen, denn ich vergesse die Kriegerin in mir nicht.“ Almas Augen sprangen zu den künstlichen Sonnen des Labors. Selbst als farbige Flecken in ihrem Blickfeld tanzten, wandte sie sich nicht vom Licht ab.
“Die Schwingen des Raben erlauben es mir nicht zu fliegen. Warum sollten die Beine eines Zweibeiners mir das Gehen ermöglichen?“, sie neigte ihren Kopf, während sie über all die Möglichkeiten nachdachte, die ein vollkommen anderer Körper mit sich bringen könnte. Aber Alma wollte sich nichts weiter, als ihre eigene Gestalt – die Erinnerung daran – am Leben zu erhalten. Ein Schauder lief über ihren Rücken. Wie das leise Flüstern der Kälte, welche sie nicht mehr wahrnehmen konnte.
Ob 150 verstehen konnte, dass Alma nie vom Fliegen geträumt hatte? Sich nie gewünscht hatte, durch die Augen von 001’s Göttern auf ihre Welt herunterzublicken?
“Außerdem ist die Welt, die das Leben vom Tod abgrenzt, wie ein dunkler Sternenhimmel. Und ich wurde nicht dazu geboren, durch die Finsternis zu navigieren.“ Ob es dem Wächter des Todes anders erging? “Es ist eine Düsternis, welche selbst die schärften Augen nicht durchdringen können. Wenn ich meine Pfoten auf einen neuen Pfad setze, ist er endgültig. Dann werde ich nie wieder zurückfinden. Und ich habe dem Todesengel ein bindendes Versprechen gegeben. Bis ich es eingelöst habe, werde ich hier verweilen.“ Vielleicht war das Labor nur eine einzelne Station auf Almas Wanderung. Im Laufe der Zeit würde ihr Leben hinter Gittern wohl zu einem Schatten verblassen. Noch war das Grau aber ihre Realität.

“Kann ich also wirklich behaupten, ein Verlangen nach einem Ort zu haben, welchen ich nie mit eigenen Augen erblickt habe?“
Selten nahm Almas Gesichtsausdruck einen sanften Zug an, doch 150 entlockte ihn der Seelenwanderin. Als sie ihren Mund öffnete, klang ihr Stimme beinahe weich.
“Kann eine unsterbliche Seele nach dem endgültigen Tod verlangen?“
Lange hatte diese eine quälende, schmerzende, wiederkehrende Frage Alma begleitet. Und doch hatte sie ihre Antwort, ihre Wahrheit gefunden.
Der Ausdruck in den Seelenspiegel der Dreiäugigen zogen Alma in den Bann. Sie musste für einen kurzen Moment die Lider senken, um der starken Empfindung darin zu entfliehen. 150 brachte die alte Kätzin dazu, schwer zu schlucken. Sich zu erinnern. An das Gefühl, sich nach mehr zu sehnen. Nach Erfüllung zu streben. Almas Antrieb war allerdings schon längst kein brennender Wunsch mehr. Ihr Herz war erfüllt von der Abwesenheit von Träumen. Von einem Nichts, das alles andere verschlungen hatte.
“Das Meer also … Ist es die dunkle Tiefe oder doch die endlose Weite, welche dich anzieht, 150?“ Das Bekannte oder doch die Fremde?
Beim Wunsch der Kätzin neigte Alma andächtig ihren Kopf, bevor sie wieder in die blassen Seelenspiegel der Nackten schaute. Versprechen waren etwas, das der Seelenwanderin eine Richtung in der Endlosigkeit wies.
“Wenn meine Pfoten mich zum fernen Blau tragen, werde ich den Wellen ein Lied von dir singen, 150.“ Alma würde dem säuselnden Rauschen des Ozeans antworten. Ihm die Geschichte einer Prophetin der Unterwelt zuwispern. Und der Auserwählten der Hölle damit einen Hauch von Unsterblichkeit schenken.

“Es spielt keine Rolle, wohin mich meine Pfoten tragen. Wenn eine Erzählung abgeschlossen ist, wird an einem anderen Ort, eine neue beginnen. Ich werde diesem Kreislauf noch lange beiwohnen“, eine seltsame Gewissheit erfüllte Almas Worte, “Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde mein Pfad mich wieder zum Anfang führen. Auf die grauen Straßen eines grausamen Zweibeinerorts, den ich dennoch mondelang mein Zuhause genannt habe.“
In Gedanken verspottete sie sich selbst für ihre lächerlichen Worte. Was wollte sie dort vorfinden? Gebeine von alten Bekannten? Sie zuckte mit einem Ohr, wollte etwas hinzufügen, als ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Schädel sie ablenkte. Vor ihren Augen verschwamm die Welt für den Bruchteil einer Sekunde. Alma holte tief Luft, ihre magere Brust bebte. Fokus. Fokus. Fokus. Traurigkeit ergriff die alte Kätzin, nagte an ihrem Inneren. Wie lange hatte sie noch Zeit, bevor ihre Klarheit ausgelöscht werden würde?

Alma.
Das Herz der Seelenwanderin machte einen freudigen, verwirrten, berührten Sprung, als sie ihren Namen vernahm. Ob 150 verstand, dass sie viele, unzählig viele Monde, nicht mehr so genannt worden war? Bis zu diesem Wimpernschlag war Alma nicht einmal bewusst gewesen, was sie verloren hatte. Nicht, bis die Dreiäugige es ihr zurückgab. In ihrem ersten Leben hatte die Kätzin ihren Namen gehütet wie einen kostbaren Schatz. Sie hatte ihn nicht versteckt, ihn mit Stolz getragen. Denn selbst die unrechtmäßigen Regeln und 001 hätten nie in der Lage sein dürfen, ihn ihr zu entreißen. Nein, nur das Schwinden ihrer Klarheit hatte ihren Namen verblassen lassen. Ihren Namen. Ihren Namen.
Alma.
Ein bleiches Feuer entbrannte in der alten Kätzin, ließ kalten Zorn erwachen. Es war ihre eigene Schuld, dass sie ihn verloren hatte. Ihm nicht mehr würdig war. Es war nicht nur Selbsthass, der sie dieses Mal übermannte, sondern Traurigkeit. Jeder Verlust, jede Enttäuschung, jede Niederlage; alles traf sie mit unbarmherziger Härte. Wie gerne sie gerade vergessen würde. Wie auf Knopfdruck in einen umnachteten Geisteszustand wechseln. Aber es blieb ihr verwehrt; eine Strafe für ihr Erwachen. Obwohl die Seelenwanderin ihre Situation begriff, war sie nicht fähig, etwas zu verändern. Ihr Verständnis erlaubte ihr noch lange nicht zu handeln.  
Alma war ein Vogel, der verlernt hatte, zu fliegen. Sie glaubte, zu stürzen, bis in 150’s Unterwelt und weiter. Weiter. Weiter. Sie wollte schreien, aber kein Laut verließ ihre Lippen. Almas Schmerz verklang still in der Leere. Die Seelenwanderin war dazu verdammt, niemals gehört zu werden.
Alma blickte auf, in 150 lebendige Augen, die ihr eine Welt versprachen, in der sie wieder eine stolze Kriegerin sein konnte. Wieder Alma sein konnte.
Und dann schüttelte sie ihren Kopf.
“Nein, dieser Name wird nie wieder der meine sein“, der Ausdruck ihrer Seelenspiegel war dem Tod näher als sie selbst und aus ihrer Stimme sprach eine traurige Endgültigkeit, “Ich bin zu einem Schatten geworden. Einem Echo. Einer Erinnerung. Niemals werde ich ihr, Alma, wieder gerecht werden. Es ist ihr Andenken, das ich wahren werde. Sie ist keine verbitterte Seele; Alma ist eine Königin.“ Hatte es je Worte gegeben, die ihr so schwer und doch leicht über die Lippen gekommen waren?
In diesem Augenblick gab es für Alma nur sie selbst und ihr Gegenüber, als hätte sich ein Schleier über die restliche Welt gelegt. Die entfernten Stimmen verklangen und waren in ihren Ohren nichts weiter als ein gleichmäßiges, einschläferndes Rauschen. Es dauerte eine Weile, bis Alma es wagte, die schwere Stille zu durchbrechen.
“Ich danke dir, Re“, Almas Stimme nahm erneut eine wärmere Färbung an, als sie zur Nackten blickte. Zur Katze, die bereit gewesen wäre, ihr etwas zu geben. Anstatt zu nehmen. “Aber ich werde diesen Namen nicht erneut tragen.“ Manche Dinge verlor man auf der Wanderung. Es gab einen Punkt, von dem aus es kein Zurück mehr gab.
Das Feuer in Almas Inneren erlosch, als würde sie in den Tiefen eines klaren Ozeans versinken, der den Himmel reflektierte. In einem Blau, das Almas Seelenspiegeln so sehr ähnelte.
Schweigend blickte Alma in die blassen Iriden der Dreiäugigen.
Ich werde den Wellen ein Lied von dir singen, Re.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySa Apr 30, 2022 4:12 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, 001, Charon/200, Raven/693

Mitgefühl.
Das Wort schmeckte bitter und doch lag in Alma Augen nichts als Leere. Erst nach der weiteren Erklärung ließ sie sich zu einem vagen Nicken hinreißen. Natürlich war ihr bewusst, dass man ihrem Schicksal nicht mit Neid begegnete, musste sich allerdings davor bewahren, im Selbstmitleid zu versinken. Deswegen akzeptierte sie derartige Bekundungen nur äußerst selten.
“Du hast recht, 150, ein Käfig steht auch mir nicht“, ihre Augen leuchteten amüsiert, “Aber es wäre ein Jammer gewesen, hätte ich diesen Ort vor 001’s Fall verlassen. Und nun wäre es eine noch größere Schande, so früh wieder aus dem Spiel auszuscheiden. Mir bleibt die Ewigkeit, um die Welt dort draußen erneut aufzusuchen, die Zeit drängt nicht. Warum also jetzt gehen und die Wirren der Zukunft des Labors verpassen?“, Alma wollte das Buch zu Ende lesen und nicht bei der Hälfte zuschlagen. Fürs Erste würde sie bleiben und die kommenden Intrigen mit Eifer beobachten.

“Ich habe die Wahl“, ihr Lächeln war schwach, beinahe unkenntlich, “Aber, wenn die Alternative eine noch tristere Wirklichkeit als das Labor ist, dann vergisst man schnell, dass man warten könnte. Warten auf einen Körper, eine Hülle, die einem gefällt. Letztendlich spielt es doch ohnehin keine Rolle. Es ist nur eine neue Haut, die ich nach einer Weile wieder abstreife.“
Wie alles wohl abgelaufen wäre, hätte sie 001 Leichnam gewählt? Wenig überraschend wohl. 200 hätte sie Stück für Stück auseinandergenommen. Almas Mundwinkel zuckten leicht, denn es wäre sicherlich eine interessante Wendung gewesen. Der Möglichkeit trauerte sie allerdings wenig hinterher, weil sie mit den aktuellen Geschehnissen auch zufriedengestellt war. Sie selbst musste in der Geschichte des Labors nicht die Hauptrolle spielen. Es bereitete ihr genug Freude, hinter den Kulissen zu stehen und alles gespannt zu verfolgen.
“Es wäre mir sicherlich möglich, nach draußen zu gelangen. Den Anschein von Freiheit zu verspüren, aber meine Hüllen sind schwach. Sie können mir nur eine begrenzte Anzahl an Monden dienen, bevor ich sie wieder dem Tod übergeben muss. Würde ich das Labor verlassen, müsste ich viel länger warten, bis jemand verstirbt“, Alma legte ihren Kopf schief, denn diesen einen Vorteil brachte das Leben in den Zellenräumen tatsächlich mit sich, “Ich ziehe es vor in einem Körper durch die Welt zu wandern. Zu sprechen. Wer weiß, wie lange mich die Außenwelt zum Zusehen verdammen würde.“ Alma lechzte im Augenblick nicht danach, es herauszufinden. Außerdem wusste sie nicht, ob sie zurückfinden würde. Zurück in ihr Gefängnis.
“Aber sag mir, 150, wohin würden dich deine Pfoten tragen, wenn niemand dir Fesseln anlegen könnte?“

Trotz der Beschreibung der Unterwelt gierte Alma noch immer darauf, mehr zu erfahren. Wie sehr sie sich danach sehnte, ihre Pfoten in die Hölle zu setzen! Aber auch 150 konnte ihr darauf wohl nur einen Vorgeschmack geben. Schon jetzt wartete sie freudig auf den Moment, in dem die Nackte beschließen würde, dass es Zeit wäre, zur Versammlung zurückzukehren. Der Moment, in dem Alma wieder die dunklen Fühler einer fernen Welt zu Gesicht bekäme. Aufgeregt zitterte ihr dunkler Schweif.
“Wie soll ich der Unterwelt nah sein, 150?“, Verwirrung breitete sich in ihr aus, weil sie den Zusammenhang nicht begreifen konnte.
Die Finsternis würde sich verabschieden?, Alma schmunzelte leicht, Oder würde sie einen Tribut fordern und die Dreiäugige mit in die Unterwelt reißen? Für die Seelenwanderin war es so natürlich, dass Fähigkeiten ihren Preis hatten, dass es ihr beinahe harmlos vorkäme, würde sich die Unterwelt am Ende von 150’s Tagen leise verabschieden. Wäre es nicht ein gebührender Abschied, wenn die Erde aufbrach, um ihre sterbliche Prophetin mit Haut und (Schnurr)Haar zu verschlingen?
“Eines Tages, wenn sich die Finsternis an deinem Sterbebett von dir verabschiedet, wirst du dem Licht begegnen“, etwas Tröstendes kam der Kätzin nicht in den Sinn, denn für Alma war dieses Licht nie warm gewesen. Es war ihr in der Zwischenwelt wie eine kalte Sonne vorgekommen, die eine dunkle Welt beleuchtete. “Deine Verbindung wird es nicht ersetzen können, aber es kann tröstlich sein. Wie der nächtliche Mond.“

Ihre weißen Selenspiegel wandten sich wieder den vielen kleinen Katzen unter sich zu. So klein. Wie Kätzchen.
Almas irres Lächeln erlosch, als sich in der Asche eines längst vergangenen Feuers neue Funken bildeten. 150 schien sie beinahe gewaltsam aus einem ewigen Schlaf wachzurütteln. Einem Schlaf, der von einem nie enden wollenden Albtraum geplagt war. Ihrem Leben. Oftmals wünschte sie sich zurück in einen Bewusstseinszustand, der es ihr unmöglich machte, Reue zu empfinden für Taten, die so abscheulich waren wie 001 selbst. Doch nun kämpfte sie tatsächlich um die Kontrolle, auch wenn Alma wusste, dass sie letztendlich verlieren würde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Wahnsinn sie wieder übermannte.
Doch für diesen kostbaren Augenblick wusste die alte Kätzin die Klarheit ihres Geistes zu schätzen. 150 half ihr, sich zu besinnen, die wabernde Dunkelheit in ihrem Verstand zurückzudrängen. Die Dankbarkeit einer verlorenen Seele, der man den rechten Weg gewiesen hatte, war es, die Alma dazu brachte, ihre Geschichte zu teilen. Die Geschichte einer gefallenen Königin.  
Sie wirkte verglichen mit den vorherigen Minuten verändert. Leer und erfüllt. Tot und lebendig zugleich.
“150“, Sie neigte ihren Kopf leicht in die Richtung der haarlosen Katze, betrachtete sie aus milchigen Augen heraus, wenngleich sie sich wünschte, ihre Seelenspiegel würden immer noch das Blau des Himmels tragen.
“Vor den Nummern, vor dem Labor und vor den Fähigkeiten, war Alma wie 001. Eine Königin, nur ohne dessen Grausamkeit. Sie führte ein Leben in der kalten Welt der Zweibeiner. Führte einen Kampf ums Überleben“, Ihre Augen blickten durch die Dreiäugige hindurch, während die Bilder wie lebhafte Illusionen vor ihren Augen tanzten, “Daraus schöpfte Alma Stärke, wurde zu einer Kriegerin für die Katzen, welche sie in ihrem Herzen trug. Doch diese heile Welt zersprang, der Traum einer Königin war zerstört, als sie sich hinter den Gitterstäben des Labors wiederfand.“
Ihr Blick glitt zu den Fenstern , die nun näher schienen als sonst, und von einer fernen Realität wisperten.
“093 war eine Kriegerin für die Gerechtigkeit, die sie unter dem falschen König nie fand. Eine Katze, die es wert gewesen war, dass andere für sie einstanden“, sie ließ erneut ihren Schmuck aufglühen, hielt ihn abermals aufrecht, “Und eine Rebellin, bis sie vergaß, wofür sie kämpfte.“ Traurigkeit und Sanftheit vermischten sich in Almas Stimmen als sie vom Anfang des Endes berichtete. Ihres Endes. “Wegen ihrer Taten wurde sie von den Anhängern des falschen Königs ermordet.“ Der Anfang ihres langen Falles in die Tiefe. Alma pausierte, ordnete Gedankengänge und Überlegungen. Der geisterhafte Schmuck auf ihrem Körper verblasste, wie eine ausgepustete Flamme.
“Als 093’s Licht erloschen war, fand sie sich in einer Welt zwischen den Schatten wieder. Sie war eine verlorene Seele, die der Illusion anheimfiel, das Leben nach dem Tod erreicht zu haben. Die Dunkelheit und Einsamkeit beschleunigten das Zersplittern ihres Geistes, fraßen sich in ihr Herz“, und in diesem Moment fühlte Alma all den Schmerz aufs Neue. Als würde sie an einem Strick über dem Abgrund hängen, dazu verdammt, jeden Augenblick hinunterzustürzen. “Die Finsternis gebar einen Schatten, der auf eine endlose Wanderung geschickt wurde. Als 093 das nächste Mal atmete, wurde sie bei einer fremden Nummer gerufen, hatte Besitz eines zurückgelassenen Körpers ergriffen. Die Wanderin fand sich auf Neue in der grausamen Wirklichkeit wieder, der sie nie wieder entkommen würde.“ Alma schloss ihre Augen, hieß die Dunkelheit unter den gesenkten Lidern willkommen. Sie wünschte sich, ruhen zu können.
“Der Wächter des Todes wählte sie eines Tages als Beute aus. Verfolgte, begleitete den Schatten als Jäger durch viele Leben. Machte die ewige Wanderin zu einer Spielerin“, nun war sie beinahe am Ende angekommen. Am Ende einer Geschichte, die sich nicht wie ihre eigene anfühlte. Denn wer war SIE in diesem Augenblick? Königin? Kriegerin? Schatten? Oder das, was übrig blieb, wenn alle anderen wichen?
Langsam, sehr langsam, hob sie ihren Kopf. “Ich habe viele Rollen gespielt und kann dir doch nicht sagen, wer ich bin, 150. Nicht mehr“, ein erschöpftes Lächeln erblühte in ihrem Gesicht, “In diesem Moment bin ich wach. Aber die Dunkelheit wird mich wieder überkommen. Wie Schlaf.“ Es war erst schmerzhaft, wenn sie wieder zu sich kam und nicht, sobald sie überwältigt wurde.
Wie gerne würde sie vom Himmel träumen, von Blumen und der Wärme der Sonne.
Almas Augen ruhten auf der dreiäugigen Kätzin.
Vielleicht würde 150 sich an Alma erinnern, wenn sie selbst es nicht konnte.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySo Apr 24, 2022 10:01 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Charon/200, 001, Raven/693

Almas helles Lachen hätte ihr einige verwirrte Blicke eingefangen, würde sie näher bei all den versammelten Katzen stehen. Dass man auf einer Trauerfeier keine Freude zeigte, war der Geflügelten nämlich gänzlich egal. Sie war sicherlich nicht die Einzige, die am heutigen Tag keine Träne vergießen würde, unabhängig davon, wie erwünscht dies war. Welchen Verlust sie hinzunehmen hatten.
“Ob du es mir nun glauben möchtest oder nicht, 150, der Wächter des Todes hat mir bereits seinen Dank ausgesprochen“, belustigt betrachtete die Seelenwanderin die blassen Augen ihres Gegenübers, während in ihren Gedanken 200’s Worte nachklangen.
"Ich danke dir..."
In der Tat glaubte die Seelenwanderin an deren Echtheit, denn sie hatte eine Seite von 200 kennenlernen dürfen, die vielen anderen Experimenten verborgen blieb. Eine Facette einer starken Persönlichkeit, die es nicht nötig hatte, einen Schatten zu belügen. Ob 001 den kaltblütigen Jäger, der im Todesengel schlummerte, gekannt hatte? Diese Frage weckte tatsächlich Interesse in der unsterblichen Kätzin. Hatte er begriffen, was in 200 verborgen lag, oder sie nur als eine Schwachstelle wahrgenommen? Alma zuckte mit Schultern und Schnurrhaaren. Nun, fragen konnte sie den verehrten 001 danach nicht mehr.
“Meine Loyalität ist nicht wie die eines Wächters oder Vertrauten. Sie sind jederzeit austauschbar“, Kühle und unterdrückter Hass schlich sich in ihre Stimme, “Ich habe 200 nie angeboten, eine Kriegerin im Dienste des Systems zu sein.“ Eine von Almas Augenbrauen schnellte in die Höhe. “Ich war nie eine Freundin von 001, seinen Werten und Idealen. Und 200 weiß das“, mittlerweile dachte sie nicht mehr darüber nach, wie viele Katzen sie für eine Aussage, wie diese zerfetzen würden, “Vielleicht ist es dir nicht möglich, diese Vereinbarung in Gänze zu begreifen, aber das macht nichts. Der Tod verbindet nun einmal mehr, als das Leben es je könnte.“ Die Kätzin strahlte eine Ruhe aus, wie nur selten. Verständnis war, was Alma in den bunten Seelenspiegeln des Todeswächters erkannte.

Es fiel Alma schwer, ihre Augen schließlich von all den Katzen unter ihr abzuwenden und stattdessen 150 wieder ihre – beinahe – volle Aufmerksamkeit zu schenken.
“Die Gaben anderer bleiben mir verwehrt“, betrübt seufzte sie, “Wie so vieles, das meinem Leben eine gewisse Prise an Spannung verleihen würde.“ Das einzige, was Alma konnte, war zu erkennen, welche Fähigkeit eine Katze einst besessen hatte. Es fühlte sich natürlich an, wie ein zusätzlicher Sinn. Doch wieder einmal wurde ihr dadurch die ersehnte Frucht nur vor Augen gehalten. So nah, dass sie sich einbildete, deren Geruch wahrzunehmen, aber gleichzeitig nie in der Lage sein würde, gänzlich davon zu kosten. War irgendetwas an ihrem Schicksal frei von Ironie? Wenn Alma tatsächlich an die Götter des Labors glauben würde, wäre sie sicher, dass diese sich mit ihr einen Spaß erlaubt hatten. Aber die Zweibeiner waren keine überweltlichen Wesen, egal, wie gerne 001’s Anhänger sie so bezeichneten. Egal, wie gerne Alma sie spöttisch so nannte.
Ob darüber hinaus etwas oder jemand existierte, vermochte selbst die Seelenwanderin nicht zu sagen. Sie war ein nichts im Angesicht all der Möglichkeiten. Und letztendlich war es keine Erleichterung, zu wissen, wer für ihren Fluch verantwortlich war. Götter. Zufall. Schicksal. Es könnte ihr nicht unwichtiger sein.
“Ich kann dir zweifellos versichern, dass ich kein wünschenswertes Dasein führe. Mein Innerstes ist kalt und leer geworden im Laufe der Monde“, sie lächelte schwach, “Die Langeweile ist meine ewige Begleiterin, während mir Furcht schon beinahe fremd erscheint. Mit der Zeit habe ich meine Bestimmung angenommen und akzeptiert. Es bleibt mir ohnehin nichts Anderes übrig. Ich hatte nie eine Wahl.“ Einen Grund, ihre Gedanken zu verschweigen, sah Alma nun nicht mehr, denn 150 schien weniger eine Gefahr und mehr eine interessante Gesprächspartnerin zu sein. Außerdem war es immer aufs Neue unterhaltsam, die Reaktion einer Fremden auf ihr unglückliches Los mitzuerleben.

“Nun, der verstorbene Anführer hat sich sicherlich nicht jedem Laborbewohner nah gefühlt. Wohl den wenigsten, sonst hätte er früher erkannt, welche Gefahr von den unscheinbaren Experimenten ausgeht. Wer wohl sein Licht ausgepustet hat?“, Alma Augen wanderten fasziniert von einer Katze zur nächsten. Wer von ihnen hatte es gewagt, den leuchtenden Stern vom Himmel zu verbannen? Noch immer wusste sie nicht, ob Alma Bewunderung oder Neid dem Mörder gegenüber empfinden sollte. Oder Mitleid? Wenn 200 sich den Schuldigen schnappte, würde es nicht sonderlich gut für ihn aussehen. Vielleicht konnte sie diesem blutigen Schauspiel ja aus der Dunkelheit heraus beiwohnen.
Den darauffolgenden Worten lauschte Alma wieder mit neu entbrannter Aufmerksamkeit.
“Wenn ich könnte, würde ich selbst in die Hölle hinabsteigen. Ich kann nicht anders, als dich für deine Verbindung zu beneiden“, Bitterkeit legte sich wie ein Schatten über das Gesicht der Seelenwanderin, “Die Unterwelt weckt mein Interesse, 150, also erlaube mir diese Frage: Strahlt die Finsternis Wärme oder Kälte aus?“ Möglicherweise kam der Dreiäugigen Almas Frage nichtig verglichen all den anderen vor, die sie hätte stellen können. Doch die Seelenwanderin wollte in Erfahrung bringen, ob die Hölle lichterloh brannte oder einem Meer aus ewigem Eis glich. Oder keinem von beiden. Almas sehnte sich einfach nach Wissen über das ‘Leben‘, welches auf den Tod folgte.

Als die Seelenspiegel der Nackten auf Almas eigenen, milchigen Blick trafen, seufzte sie leise. Für einige Augenblicke schloss die alte Kätzin ihre Augen und öffnete sie mit einer ungeahnten Klarheit wieder. Jeder Knochen in ihrem dürren Körper schien ein Lied ihres Schmerzes zu singen.
“Es gibt nichts, das mir noch Trost spendet, denn sogar der Tod verweigert mir seine kalte Umarmung“, selbst in Almas Ohren klang ihre Stimme fremd, “Ich hoffe in solchen Momenten darauf, dass mein Bewusstsein nicht klar genug ist, um mein Dasein zu begreifen.“ Endlose Traurigkeit und Müdigkeit machten sich in der Seelenwanderin breit, löschten den letzten Funken von Freude in ihrer Mine aus.
Sie fühlte sich so wach, als hätte man eisiges Wasser über ihr ausgegossen. Alma dachte an 001, an 200, an 693. Oh, arme 693! Reue überkam die Kätzin, während sie ihre schwarzen Pfoten eingehend betrachtete. In Augenblicken wie diesen nahm sie sich vor, ihre Wanderung zu beenden und kein Leid mehr über andere zu bringen. Kein neues Spiel mehr zu beginnen. Im Stillen spie sie dieses Wort voll Abscheu aus, denn sie konnte kaum ertragen, zu welchem Monster sie geworden war. Wie der Weg einer stolzen Kriegerin in den Schatten enden konnte. Als sie nun in die Tiefe blickte, war der Gedanke, sich einfach fallen zu lassen, gar nicht mehr so fern.
Selbsthass kochte hoch und begann alles in Alma zu verzehren, was vor wenigen Wimpernschlägen noch präsent gewesen war. Die Seelenwanderin stürzte in die unausweichliche Tiefe - zwar nicht physisch, aber doch psychisch. Die Flammen verzehrten jede Spur von Reue und Barmherzigkeit in der Geflügelten. Ließen nur Zorn und Leere zurück. Und den Wahnsinn. Ein Lächeln tanzte über ihre Lippen.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [KANA] Und so trifft man sich wieder
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyFr Apr 22, 2022 1:11 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: Midir/769, 001, Raven/693, Re/150, Charon/200

Oh, Alma glaubte 769 gerne, dass er viele bestraft hatte! Unzählig viele.
Jemand wie er hatte sie wohl vor all diesen Monden getötet. Aus ihrem behüteten Leben herausgerissen und in die Zwischenwelt verbannt. Heute bedauerte sie weniger ihren ersten Tod, als die Tatsache, dass sie seitdem mit dem Wissen um ihr ewiges Verhängnis lebte. Ihr Leben wäre so deutlich angenehmer verlaufen, wenn man Alma erlaubt hätte, im Körper, in dem sie geboren worden war, alt zu werden. 100 Monde und mehr zu sehen, bevor sie friedlich einschlief. Nur, um danach in einer schattenhaften Hölle zu erwachen und zur Wanderin zu werden. Aber das Leben war nun einmal kein Wunschkonzert.
“Ich bin mir sicher, dass du viele glorreiche Taten im Namen des gefallenen Anführers vollbracht hast“, Alma sah ihre Gelegenheit, nochmals nachzubohren, und packte diese augenblicklich beim Schopfe, “War dieses Experiment einer unter vielen Verrätern, die vom rechten Weg abgekommen sind?“ Ihr gefiederter Schweif deutete wage in die Richtung der zerfetzten Überreste. Alma wollte erfahren, wessen Blut das Fell des Vertrauten und die schwere Luft des Raums tränkte.
“Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich mit dir spreche, 769. Dem nun wohl stärksten Krieger des Labors“, dieses Mal wollte Alma dem Kater nicht schmeicheln, nein, sie war einfach überzeugt davon, die Wahrheit auszusprechen. Ob er wohl unbesiegt, [i]unbesiegbar war?[/i] Fasziniert betrachtete sie ihn, als er sich zu voller Größe aufrichtete. Ravens Körper war zwar nicht klein, aber viel zu abgemagert, um im Vergleich mit 769 stark zu wirken. Almas Hüllen waren immer wie verwelkende Blumen, denen durch die Fähigkeit der Kätzin das Verrotten verwehrt war.
Zumindest musste sie nicht den Kopf in den Nacken legen, um zu 769 aufzublicken.
“Ich möchte in Erfahrung bringen, wie es um die Zukunft des Systems steht. Denn sobald du es fallen lässt, ist es mit Sicherheit dem Untergang geweiht.“ Ob der Kater den Druck verspürte, der auf seinen Schultern lastete?

Jedenfalls schien er nun die Wache für einen Toten, der nicht zurückkehren würde, tatsächlich beendet zu haben. Wie eindrucksvoll. Stark. Und schnell.
“Huh“, entkam es ihr überrascht. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, so rasch hatte der kräftige Kater sie gepackt und fest im Griff. Ein Schauder lief ihren Rücken hinunter, ließ dunkles Fell zu Berge stehen. Alma konnte ihren lauten Herzschlag hören, bemerkte, wie das regelmäßige Pochen aus dem Takt hüpfte und sich wie ihre Atemzüge beschleunigte. Sollte dieses Leben so schnell vorbei sein? Ein verrücktes Lächeln machte sich im Gesicht der Kätzin breit, während heißes Adrenalin durch ihre Adern floss. Es drohte, sie von innen heraus zu verbrennen, so lebendig fühlte sie sich in diesem Augenblick. Lebendig. Als würde sie einmal mehr dem Tod ins Gesicht lächeln, nur, dass er sich in diesem Augenblick in 769’s Gestalt hüllte und sie aus blassblauen Seelenspiegeln heraus betrachtete. Wie gerne sie gerade in die Augen des Vertrauten blicken würde, um den Ausdruck darin in sich aufzusaugen. War es blinde Wut, kalte Herablassung, reiner Spaß oder etwas ganz anderes?
Ihr verzückter Blick wanderten zur Kralle vor ihrem Gesicht. Wie schnell und mit welcher Effizienz er damit ihre Kehle aufreißen könnte. Ravens Blut neben das des Verräters tropfen lassen könnte. War sie würdig, eines seiner Opfer zu werden? Sie fühlte sich beinahe geehrt!
Denn Alma machte sich keine Illusion, Ravens Körper würde nach wenigen Sekunden zerbrechen. Sie war kein gutes Spielzeug und die Seelenwanderin glaubte, dass auch der Vertraute im Klaren über diese Tatsache war. Sie machte sich nicht die Mühe zu antworten, blieb still, wie er es befohlen hatte und hing starr in seinem Griff.
Als er die Kralle gegen ihre Wange drückte, schloss Alma ihre Augen. Wenn sie schon nicht in die Seelenspiegel ihres Gegenübers blicken konnte, wollte sie nichts als Dunkelheit sehen, bevor der Tod sie aus ihrem Körper riss.
Beinahe enttäuscht war Alma, als sie nicht dem Sensenmann begegnete, sondern - ein weiteres Mal an diesem Tag – dem Laborboden. Und dieses Mal war niemand da, um sich zu erkundigen, wie es er ging. Ihre dürren Beine fühlten sich an, als könnten sie das leichte Gewicht der Kätzin nicht mehr tragen, also kauerte Alma sich auf dem Boden, breitete die vier Schwingen neben ihrem Körper aus und hob langsam den Kopf.

Eine Entschuldigung!, dass Alma nicht lachte, Wie viele Überraschungen schlummerten wohl noch in 769? Sie legte ihren Kopf leicht schief, während ihr nachdenklicher Blick in die Leere abdriftete.
“Du brauchst mich nicht um Verzeihung bitten, Krieger“, alle Emotionen, die noch vor wenigen Wimpernschlägen in Almas Inneren gewütet hatten, verschwanden mit einem Schlag, “Du hättest mir wenig genommen.“ Nun war die Kätzin tatsächlich ehrlich, denn sie hatte etwas zu verlieren.
“Die Frage nach der Loyalität, man wird sie wohl immer öfter zu hören bekommen“, Alma hatte sie heute schon einmal beantwortet und 150 erklärt, auf wessen Seite sie stand. “Ich bin niemandes Diener, 769, ich bin ein Schatten, der kaum mehr vermag, als zu beobachten und zu sprechen“, ein Lächeln kräuselte ihre Lippen, “Der Wächter des Todes hat sich fürs Erste meine Unterstützung gesichert, verdient. Solange die Jägerin entscheidet, mich zu dulden, werde ich sie nicht verraten.“ Alma zuckte unbedarft mit ihren Schultern.
“Aber sei dir sicher, ich werde kein Experiment behindern, das die Krone ergreifen möchte.“
Treue für 200 musste sich noch lange nicht in Naivität äußern. Alma würde in keinen Kampf stürmen, um den Todesengel zu verteidigen, selbst wenn jemand nach dem Leben der Geflügelten gierte. Sie wusste um Ravens Schwäche und brauchte keine verlorene Auseinandersetzung, die ihr diesen Fakt aufs Neue bewies.
Und wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Welche Wendungen Almas nächstes Leben bereithielt?


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo Apr 21, 2022 12:36 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: 001, Charon/200, Re/150, Raven/693

Sie lächelte leicht. Alma war in der Tat keine Fanatikerin, schon gar nicht für 001. Aber auch für 200 würde die Seelenwanderin nie zu einer willenlosen Anhängerin werden. Niemandem außer sich selbst wollte sie Kätzin gehören. Niemandem etwas schulden. Von niemandem abhängig sein.
Der einzige, der Fanatismus in ihr wecken konnte, war der Sensenmann höchstpersönlich. Ob der Tod sich wohl je ihrer Erbarmen würde? Alma lechzte nach einem Blick in seine bleichen Augen. Nach einer eisigen Berührung. Einem Zeichen. Irgendetwas. Und zwar so bald wie möglich. Bitte.
Oh? Implizierte 150, dass man Alma leicht lesen konnte? Beinahe hätte sie hohl aufgelacht. Welche Naivität! Aber die Geflügelte kümmerte sich nicht darum, 150 diesen Eindruck zu nehmen. Vielleicht war er eines Tages von Vorteil.
“Du liegst richtig, ich bin keine Anhängerin eines fehlgeleiteten Glaubens. Eines Anführers“, obwohl Alma die Wahrheit aussprach, war sie nicht sicher, ob man ihr Gehör schenken würde. Aber eigentlich kümmerte es die alte Kätzin nicht, ob man bereit war, ihr zu glauben oder nicht. Erst Taten würden wohl ihren wirklichen Standpunkt verdeutlichen. Nachdenklich betrachtete Alma ihr Gegenüber, fragte sich, auf wessen Seite 150 stehen würde. Welche Rolle im Spiel die Nackte einnehmen würde. Ob sie überhaupt Partei ergriff. Oder eine eigene gründete. Ein Schmunzeln huschte über ihre dunklen Lippen. Das wäre interessant!

Ihr Blick war unverändert auf die blassen Augen der nackten Kätzin geheftet, während Alma deren Mimik mit Aufregung verfolgte. Dies war eines der Gespräche, welche Alma daran erinnerten, warum sie die trostlosen Flure des Labors der Zwischenwelt vorzog. Man konnte sich so köstlich amüsieren! Zwar vermisste Alma die Seelenlichter, die wie verlorene Glühwürmchen in den Schatten tanzten, aber die Gewissheit, ihnen erneut zu begegnen, milderte dies deutlich ab. Die grellen Deckenleuchten hingegen waren wahrlich kein guter Tausch. Fast schon Betrug! Man konnte ihnen nicht spielerisch hinterherjagen, sie nicht erreichen, nicht testen, was passierte, wenn man die Pfote nach ihnen ausstreckte. Erst als Alma blinzelte, bemerkte sie, dass sie nun tatsächlich ihr linkes Bein in die Luft gestreckt hatte. Als wolle sie etwas einfangen. Etwas, das aber offensichtlich nicht da war. Betrübt senkte sie ihre Pfote wieder.
“Denkst du wirklich, dass es mir um einen persönlichen Vorteil geht?“, Alma grinste, als läge 150 völlig falsch, bevor sie sich einige Wimpernschläge später erklärte, “200 und ich, wir spielen seit vielen Monden miteinander. Der Ablauf wurde bislang nie einer Veränderung unterzogen. Deswegen habe ich beschlossen, die Regeln ein wenig aufzumischen. Und dieses Mal für - anstatt gegen - sie anzutreten.“ Almas Augen glühten wie Monde, voll von freudiger Erwartung.  
“Kurzweilige Loyalität ist etwas, das mit dieser Partie unweigerlich einhergeht“, Gleichgültigkeit sprach aus ihrer Stimme. Auch, wenn sie in diesem Leben aufseiten des Todeswächters kämpfte, wusste niemand, wie lange es andauerte. Alma blickte an sich hinunter, stellte einmal mehr fest, wie fragil Ravens zarter Körper war. Wie wenig Mühe es kosten würde, sie zu zerbrechen.
“Und solange ich mich nicht langweile, bin ich bereit, um alles zu spielen. Ich habe nichts zu verlieren“, ein Hauch Wahnsinn schlich sich in ihre Worte hinein, als Alma ihre Brust herausstreckte. Ob sie die erhoffte Erfüllung in dieser neuen Rolle fand, konnten ihr erst die nächsten Tage und Entwicklungen zeigen.

“Tod im Sinne von gestorben? Ja. Viele Male“, ihre Lippen kräuselten sich unzufrieden. Diese Worte vermochte es nicht, ihre Situation in erschreckender Gänze einzufangen. Nicht mal ansatzweise.
“Eine bessere Beschreibung wäre wohl, dass ich in Gefangenschaft bin. Der Tod ist mir nah. So unendlich nah. Als würde er mir bei jedem Schritt in den Nacken hauchen“, sie spürte, wie ein Schaudern ihren Körpern ergriff, während sie sprach, “Und doch so fern wie der Mond in der Finsternis. Weder das Licht, noch die Dunkelheit heißt mich willkommen. Ich bin eine ewige Ausgestoßene. Eine Wanderin.“ Sowohl das wärmende Gefühl des Lebens, als auch der eisige Griff des Todes waren aus ihrem Dasein verschwunden. Als würde man sie verspotten.
“Die Seele des Raben begleitet mich, bis ich diese Hülle zurücklassen“, Alma zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. Ravens Existenz war nicht die einer gütigen Weggefährtin. Ihre erzwungene Anwesenheit sicherlich nicht sanft. Raven war Almas in Ketten gelegte Gefangene.
Ob sie versuchte sich zu wehren? Diesen Gedanken konnte die alte Kätzin nur belächeln, denn Ravens Stärke war zu vergleichen mit dem verblassenden Flügelschlag eines Vogels, der vom Himmel träumte. Ein Vogel, der nichts außer den Gitterstäben seines Käfigs sehen konnte.
“Das Funkeln deiner Augen entgeht mir nicht. Der Tod übt eine enorme Anziehungskraft aus, ich verstehe das“, man konnte erneut das gefährliche Vergnügen aus der Stimme der Seelenwanderin heraushören, welches sie nur erfüllte, wenn sie ans Sterben dachte, “Du kannst all die Fragen, die dir auf der Zunge brennen, ruhig stellen. Ich habe Zeit.“ Zeit. So. viel. Zeit.

“Du hast einen Draht zur Hölle, 150?“, neugierig betrachtete Alma die Dreiäugige. Ihre Augen leuchteten wie die eines begeisterten Kätzchens, das zum ersten Mal einen Schmetterling erlegte, und nun stolz die Trophäe präsentieren wollte. 150 war in der Tat ein faszinierendes Experiment. Mit einer Fähigkeit, die selbst die Seelenwanderin zu beeindrucken wusste. Almas Ohren drehten sich noch ein Stück mehr, um ihrer Gesprächspartnerin aufmerksam lauschen zu können.
“Erzähl mir mehr davon“, verlangte sie dann zu wissen. Sie gierte danach, von der Hölle, der Unterwelt zu erfahren. Von einem Ort zu hören, den sie selbst niemals erblicken würde.

Eine Idee? Eine Idee! Beinahe sofort war Alma Feuer und Flamme, egal, worum es ging. Sie erhob sich so schnell, dass erneuter Schwindel sie für den Bruchteil einer Sekunde erfasste. Der stechende Schmerz in ihrem Kopf verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. Und Alma stakste der nackten Kätzin nach, als wäre nichts gewesen. Sie war froh, sich ein wenig weiter von all den versammelten Experimenten zu entfernen. Von all den Augen. Bohrende, stechende, gehässige Augen.
Gerade als Alma den Mund öffnete, um zu sprechen, glühte das dritte Auge der Kätzin auf. So viele Augen! Für einen Moment schien es der alten Kätzin, als wären unendlich viele Blicke auf sie gerichtet. Als würden Augen in der Dunkelheit der Schatten, im Licht der Lampen erglühen. Und weitere im Boden, in den Wänden. Sie blinzelte all die imaginären Beobachter weg und musterte stattdessen den leuchtenden dritten Seelenspiegel von 150. Ob er ihr einen Blick in die Tiefen der Hölle gewährte, wenn sie nur nah genug herankam? Bevor sie dazu kam, ihre Vermutung weiter zu untersuchen, löste sich der Boden auf. Nein, er verschwand nicht einfach, er machte einer unbekannten Finsternis Platz. Alma wich instinktiv zurück, öffnete die vier schwarzen Schwingen, um … größer zu erscheinen? Potenzielle Feinde abzuwehren?
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Seelenwanderin die Fassung zurückerlangte und jegliche Spur von Angst abschüttelte. Neugier erfüllte ihren Blick, ihre Körperhaltung, ihre Gangart, als sie sich langsam der unbekannten Masse näherte, die auf 150’s Befehl dem sonst so glatten, harten Boden entsprungen war. Es blubberte! Alma hob ihren Kopf, um den Blick der nackten Kätzin aufzufangen. Durfte sie es [i]berühren? Konnte man es essen? Was passierte, wenn sie ihre Krallen hineinschlug? Fragen über Fragen![/i] Einen weiteren Schritt. Sie war so kurz davor! Ihre Flügel bebten vor Aufregung, ihr Körper erzitterte vor Faszination. Es verformte sich! Ein Schritt zurück.
Ihre Augen wurden rund, als die Nackte wie selbstverständlich einen Fuß auf die Masse setzte. Alma brauchte keine weitere Einladung, sie machte einen schnellen Satz, auf die schwarze Treppe. Sie erschauderte, als sie die dunkle Materie mit den Ballen berührte. Gerne wäre sie länger verweilt, hätte getestet, wie die Dunkelheit unter ihren Füßen roch und schmeckte, aber sie entschied sich schweren Herzens, lieber 150 eilig zu folgen. Ravens Körpergröße und die verdammten Schwingen machten es Alma nicht gerade einfach, sich in den Spalt neben der Dreiäugigen zu zwängen. Dort angekommen entspannte sie ihre Schultern und ließ sich nieder. Sie blickte hinab zur Versammlung wie eine Königin auf ihre Untertanen. Euphorie erfüllte Almas kaltes Herz.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

Antworten: 126
Gesehen: 3500

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyMo Apr 18, 2022 2:37 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Raven/693, Charon/200, 001, Midir/769

Alma fühlte sich um einiges wacher, als 150 begann, wie ein Raubtier um sie herumzuschleichen. Spielte man jetzt mit ihr? Wollte die Nackte einen Vogel fangen, der nicht imstande war zu fliegen? Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in ihrem Nackenfell aus, sodass die feinen Härchen begannen, sich leicht zu sträuben. Die Seelenwanderin konnte nicht anders, als wachsame Blicke über ihre Schulter zu werfen. Eigentlich würde Alma sich selbst nicht als paranoid bezeichnen, aber sie hasste es, ihr Gegenüber nicht im Auge behalten zu können. Hätte sie Pupillen, würden diese nun unablässig hin und her huschen. Stattdessen bewegten sich nur ihre weißen Augäpfel von links nach rechts, ließen sie manischer wirken, als es – im Moment! - tatsächlich der Fall war.
Erst das Wort – “Wunderschön“ – aus 150’s Mund beruhigte Alma zunehmend. Sie hörte auf, von einer Pfote auf die andere zu wippen – Wann hatte sie damit überhaupt angefangen? – und nahm wieder eine ruhige Position ein. Knisternde Anspannung fiel dabei von ihren Schultern ab und ihr schwarzer Pelz glättete sich wieder vollständig.
Sie hörte selten Bewunderung für ihr Aussehen, seitdem es nichts weiter als die geisterhafte Erscheinung ihres - eines!? - früheren Körpers war. Heute musste sie doch tatsächlich Konzentration aufbringen, um es für längere Zeit bewusst aufrecht zu erhalten, sich anderen in ihrer ganzen Schönheit zu zeigen. 150’s Faszination dafür, weckte ungeahnte Wärme in der alten Kätzin. Sie fühlte sich geschmeichelt, wie nur selten. Die nackte Katze gewann weitere Sympathiepunkte bei Alma.
Allerdings wohnte dem Schmuck eine Bedeutung inne, die sogar für Alma selbst schwer zu erfassen war. Denn als sie die funkelnden Accessoires erhalten hatte, besaß sie eine eigene Gestalt und hatte nicht nur leblose Hüllen von kürzlich Verstorbenen gestohlen. Erst ihr Leben im Labor hatte sie zu einer Diebin, zu einem wandernden Schatten gemacht. Davon war die Kätzin felsenfest überzeugt, verschwendete kaum einen Gedanken an andere Versionen. Nur selten stellte sie wirklich ihre eigene, beschauliche Realität in Frage; überlegte, ob der Körper, in dem sie aufgewachsen war, nicht einfach nur ihre allererste Hülle war. Ob sie nie etwas Anderes gewesen war, als eine Seele, die von zurückgelassenen Leibern Besitz ergriff.
Ein erneutes Ohrenzucken. Als wollte sie eine imaginäre, immer wiederkehrende Fliege verscheuchen.
Sorgfältig legte sie ihren Schweif um ihre Pfoten, faltete die vier Schwingen sauber und straffte die Schultern. Alma ähnelte nun mehr der stolzen Kriegerin von einst. Sie erinnerte sich selbst an dieses vergangene Ich. Und damit wurde sie von einer neuen Welle an Trauer ergriffen. Im Laufe der Zeit hatte sie nicht nur ihren Körper verloren, sondern auch so vieles mehr. Aber die Vergangenheit sollte für den Moment ruhen, sollte am besten nie wieder angetastet werden oder zur Sprache kommen. Welch schönes Wunschdenken!, Alma unterdrückte ein leises Seufzen.

“Was lässt dich glauben, solche Worte in meiner Gegenwart aussprechen zu können?“, Alma lächelte milde im Angesicht der vergleichsweise jungen Kätzin vor ihr. Sie sprach mit den Erfahrungen einer leichtsinnigen Seele, die noch nicht genug Monde gesehen hatte, um zu erkennen, was Weisheit wirklich bedeutete. Denn Wissen war letztendlich nichts als eine Qual, die einem die eigene Unfähigkeit zu jeder Zeit vor Augen führte. Alma wusste, dass ihr Leben nie enden würde. Wusste, dass sie bis in die Ewigkeit leiden würde. Dieses Gefühl war tief in ihr verankert und würde sie nie mehr verlassen.
“Du hältst in der Tat deine haarlose!Pfote ins Feuer. Bevor ich die Ehre hatte, dich kennenzulernen, 150, habe ich mit 200 gesprochen. Ich habe ihr meine unerschütterliche Treue zugesichert, bin zu einem Schatten des Todes geworden.“
Alma liebte es zu spielen!
Abwartend betrachtete die Seelenwanderin 150, wollte deren Antwort auf gar keinen Fall verpassen. Das Spannendste an einer Partie war doch, die Reaktionen der Mitspieler zu sehen.
Natürlich hätte Alma mehr erklären, klarstellen können, aber sie wollte den Nervenkitzel noch nicht aus der Unterhaltung nehmen. Zwar stand die unsterbliche Kätzin an 200’s Seite, aber das machte sie noch längst nicht zu einer Fanatikerin. Sie kämpfte nicht für 001, nicht für das, was er zurückgelassen hatte, sondern alleine für ihren Jäger. Der Wächter des Todes hatte so lange mit ihr gespielt, sie unterhalten und begleitet, dass Alma die Witwe des Königs belohnen wollte. Aber diese Zusammenarbeit war an eine klare Grenze geknüpft: Ihr momentanes Leben im Körper von 693.
Durch wessen Pfote Alma dieses Mal sterben würde? Zwei gegensätzliche Empfindungen vermischten sich in ihrem Inneren. Erwartung und Bedauern. Sie sehnte das unweigerlich kommende Ende herbei und wollte es dieses eine Mal doch hinauszögern.

Ein leises, hohles Kichern entwich ihr.
“Natürlich verstehst du nichts!“, Alma überraschte diese Tatsache längst nicht mehr, auch wenn sie eine Spur Enttäuschung nicht verbergen konnte. Manche Experimente zeigten eine Gabe dafür, mehr zu sehen, aber 150 gehörte offensichtlich nicht zu ihnen. Für Alma war das Grau zwischen Leben und Tod so selbstverständlich wie das Atmen. Sogar selbstverständlicher. Wie sollte man unwissenden Seelen davon berichten? Eine Welt greifbar machen, die sie noch nie gesehen hatten?
“Dann lass mich dir von meinem Käfig erzählen, wenn du es begreifen möchtest“, ein leises Seufzen entwich ihr. Immer wieder dieselbe alte Leier. Und trotzdem wird es nie jemand in aller Gänze nachvollziehen können. Dieses Mal beschwor sie ihren Schmuck absichtlich und hielt ihn aufrecht, bis sie mit ihrer Erzählung fertig war.
“Dieser Körper, 693, Raven“, sie zeigt mit einer Pfote unterstreichend auf ihre dunkle Brust, ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass sie den Namen nannte, welchen Alma der jungen Kätzin einst gegeben hatte, “Sie ist nur eine unter vielen Toten, denen ich den Wunsch erfülle, in dieser Welt zu verweilen.“ Eigentlich wusste Alma nicht, ob es der Wahrheit entsprach. Wer würde denn nicht gerne bleiben wollen? Bis. in. alle. Ewigkeit. bleiben? Bleiben? Selbst in Almas Gedanken klangen die Worte so zynisch, so verbittert. In Wirklichkeit wusste sie jedoch nur, dass die Seelen der Hüllen mit ihr in der Welt der Lebenden verweilten, ihr zusahen und nicht von ihrer Seite weichen konnte. Treue Begleiter, welche die kalte Einsamkeit in Alma dennoch nicht mindern konnten.
“Ich habe meine Wanderung vor unzähligen Monden begonnen, als ich zum ersten Mal im Kampf gefallen bin. Was ich danach gesehen habe, hielt ich für das Leben nach dem Tod. Eine Welt aus Graustufen, in der Seelen leuchten wie Sterne. Aber es war nicht die Erlösung, sondern nur meine ewige Verdammnis. Schatten verbergen das wahre Licht vor mir, ketten mich an diese Welt und lassen mich nie gehen. Niemals“, ein schweres Gefühl ergriff sie, als würde die Schwerkraft Almas Hülle mit neuer Stärke gegen den Boden pressen, “Die einzige Wahl, die ich habe, ist ein ungesehener Beobachter der Welt zu sein, oder im toten Körper einer glücklicheren Seele durch die immer gleichen Gänge zu wandeln.“ Diese Wahl fiel ihr in der Tat nicht schwer, auch wenn sie nicht das Gefühl hatte, eine wirkliche Entscheidung treffen zu können.
Ob 150 fähig war zu begreifen, was Alma ihr mitteilte? Sie wäre zumindest nicht die erste, die der alten Kätzin nichts als Unverständnis entgegenzubringen hatte.
769 war der Meinung, ihre Fähigkeit könnte ein Geschenk sein. Aber Alma hatte nie jemanden, besonders nicht die Zweibeiner, darum angefleht, ihr eine solche Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Sie hatte nie um eine Gabe gebeten, war in ihrem ersten Leben mondelang stark gewesen, obwohl sie keine ähnliche überweltliche Befähigung gezeigt hatte, wie jede andere Katze im Labor. Das war ihr nie wichtig gewesen.
Es gab weitere – allesamt verlogene - Stimmen, die behaupteten, dass ihre Wanderung eines Tages ihren krönenden Abschluss finden würde. Doch welchen Trost sollte es der Kätzin spenden, wenn sie bis zum Verlöschen der Sonne dazu verdammt war, auf das Ende zu warten? Alma machte sich tief in ihrem Inneren schon lange keine solchen Hoffnungen mehr. Sie hatte ihr auswegloses Schicksal akzeptiert.

Almas Augen kehrten aus der Leere der Endlosigkeit zurück zu 150, als diese begann, von ihrer Gabe zu sprechen. Von einer Fähigkeit, die ihr augenscheinlich keine Nachteile brachte. Alma war zugegebenermaßen neidisch, denn sie könnte nicht mit einem Hauch von Stolz von ihrem Geschenk sprechen. Ihr würde es nie mehr gelingen, mit sich vollständig im Reinen zu sein.
“Eine Verbindung?“, wollte sie nun wissen, versuchte die Gleichgültigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. Vielleicht schlummerte in der Kätzin noch mehr, das es vermochte, Almas Interesse zu wecken. Denn die einzigen anderen Welten, welche der Seelenwanderin bekannt waren, hingen mit dem Tod höchstpersönlich zusammen. Und der Tod faszinierte Alma, sie konnte es nicht leugnen.
Sie betrachtete 150, ihr Blick haftete sich erneut auf den Stein in deren Halsband.
"Ich bin daran gebunden.“
Alma machte Fortschritte beim Puzzle!
Sie nickte zustimmend, denn wirkliche Angst kannte auch Alma nicht mehr. Das einzige, was sie zu verlieren hatte, war ihre geflügelte Hülle und eine wertvolle Abmachung mit 200. Aber selbst das würde in vielen Monden an Bedeutung verlieren, sie machte sich nichts vor.

Diese Kätzin stellte wahrlich die richtigen Fragen! Ein anerkennendes Nicken, begleitete ihren neugierigen Blick. Was reizte 150 wohl an diesem Gespräch? Was wollte sie in Erfahrung bringen? Wie auch immer, Alma war auch so bereit, zu antworten.
“Es hat mir nicht immer Spaß gemacht“, Almas Lächeln und der Glanz in ihren milchigen Augen erwachten aus ihrem kurzen Schlummer.
“Mehr noch als das Töten selbst, hat das Beobachten für mich einen gewissen Charme“, ihre Augen glitzerten beim Gedanken daran, bevor ihre Stimme wieder einen kalten Zug annahm, “Wen reizt es nicht zu betrachten, was man nicht haben kann?“
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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyMo Apr 18, 2022 1:33 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: Midir/769, 001, Charon/200, Raven/693

“Es gab immer Experimente, die sich gegen 001 auflehnten“, Almas Lächeln war kühl, denn sie selbst war viele, viele Monde lang eine von ihnen gewesen. Sie war für ihren Traum von Freiheit zum allerersten Mal gestorben. Der Hass brodelte immer noch tief in ihr, auch der Tod des Anführers konnte ihn nicht verschwinden lassen.
Am liebsten wäre es ihr, wenn sie 001’s System noch heute niederreißen könnte. Stein um Stein zerschlagen. Aber ein Schatten wie sie würde nie mehr an der Spitze einer Rebellion stehen.
Mit diesem Teil ihres Lebens hatte die Seelenwanderin abgeschlossen. Wäre da nur nicht die eindringliche Stimme in ihrem Kopf, die Hatte sie das wirklich? wisperte. Zumindest war Alma gut darin geworden, Gedanken wie diesen zu ignorieren. War er überhaupt wirklich da?
Außerdem musste die Ordnung des Tyrannen noch eine Weile bestehen – musste noch zur Unterhaltung dienen -, bevor sie von selbst zu Staub zerfiel. Herrscher und ihre Regeln waren letztendlich nicht von Dauer, verweilten nur einen Wimpernschlag im Angesicht der Ewigkeit.
“Sie können alleine dann gewinnen, wenn Krieger wie du es zulassen. Schwach werden. Vergessen und verraten, wofür sie kämpfen“, ihre Augen leuchteten sacht auf.
Wer würde das erste Experiment von Rang und Nummer sein, das sich vom verehrten Anführer abwandte? Wer das letzte? Alma konnte es kaum erwarten, zu sehen, was die Zukunft mit sich bringen würde. Und was würde 200 tun? Eine Frage, die wohl viele Experimente nun stellen dürften. Alma hoffte für den Wächter des Todes, dass er eine Antwort bereithielt, die zu überzeugen wusste.

Ein Grollen … wie niedlich! Begann der Löwe langsam zu erwachen?
“Wenn du stark sein willst, musst du es beweisen, großer Krieger, unabhängig davon wie viel du verloren hast“, in der Tat stellte Alma keinerlei Empathie unter Beweis, als hätte sie schon längst vergessen, was es bedeutete, etwas – jemanden - zu verlieren, “Ich weiß nicht, für wen du wie ein treues Hündchen Wache hältst, aber weder 001 noch dieser Verräter werden je wieder zu dir zurückkehren.“ Alma verlor langsam, langsam ihre Geduld mit 769. Deswegen begann sie aufs Neue ihre Grenzen auszutesten. Noch langweilte der Vertraute Alma jedoch nicht, sie hatte nicht das Gefühl, ihre Zeit mit ihm zu verschwenden. Ob sie das überhaupt konnte? Zeit verschwenden, wo sie doch unendlich viel davon hatte?
Trotzdem wünschte sie sich Antworten. So viele Antworten, die sie aus den unbewegten Gesichtszügen des Katers nicht ablesen konnte. Oh, warum fragte sie nicht einfach?
“Niemand wird je 001’s Platz einnehmen können. Dennoch muss jemand in seine Fußstapfen treten“, ein erwartungsvolles Lächeln erwachte in Almas Gesicht, “Warum nicht vom Schatten zum König werden, 769?“ Und vom König zum Schatten. Aufsteigen und Fallen. Je höher man steig, desto weiter fiel man. Welch wundervoller Kreislauf!

Alma selbst stand im Körper des Raben an 200’s Seite. Doch sie war keine Prophetin, kein Herold des Todes. Es war ihr gleichgültig, ob 769 gegen oder für den Todesengel kämpfte, solange das Gefecht interessant blieb. Natürlich brauchte 200 jeden Unterstützer, den sie bekommen konnte, aber vor ihrer Loyalität stand Almas Wunsch, sich zu amüsieren. Es reichte der Seelenwanderin völlig, 769 erneut auf dem Schachbrett zu sehen, in einer beliebigen Rolle. Immerhin war der Vertraute eine interessante Spielfigur.
Und Alma verriet 200 nicht, Alma sammelte nur Informationen.
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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo Apr 14, 2022 12:01 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: 001, Midir/769

“Das System findet erst sein Ende, wenn all seine Krieger es fallen lassen. 001’s Erbe dem Untergang weihen“, Alma betrachtete den kräftigen Kater, ließ ihre Seelenspiegel über die Blutspuren in dessen Pelz tanzen. Es gefiel ihr nicht, wie müde 769 wirkte, als er zu ihr sprach, wie wenig Stärke er zeigte. Natürlich war der Seelenwanderin bewusst, dass selbst die größten Kämpfer des Labors zerbrechen konnten, wenn sie mit dem Tod des Anführers konfrontiert wurden. Doch eine solche Reaktion bei 769 kam trotzdem überraschend. Am Mittag hatte er sich noch von einer ganz anderen Seite gezeigt. Die Kätzin hatte also beim besten Willen nicht damit gerechnet, ihn jetzt derart erschüttert vorzufinden.
Hätte Alma Wetten abgeschlossen, müsste sie in jeder einzelnen ihre Niederlage eingestehen. Aber die Seelenwanderin gehörte nicht zu den Experimenten, die gute Verlierer abgaben. Ganz im Gegenteil. Was Spiele anging, war Alma stur und ließ sich nur schwer von ihrem Weg abbringen. Solange am Ende der Sieg auf sie wartete, war ihr Einsatz hoch. Ihre Ideale, ihr Leben, alles.
Obwohl er wieder an Kraft gewinnen musste, amüsierte die Seelenwanderin sie im Inneren köstlich, den großen Vertrauten leiden zu sehen. Vermutlich hatte er es verdient. Genauso sehr, wie sie ihr eigenes Schicksal verdient hatte. Sie waren zwei gequälte Seelen, die doch unfähig waren, einander wirklich zu verstehen.

“Jeder kämpft für sich selbst. Willst du zu einem unter tausenden werden nur, weil ein einzelner Stern am Himmel erloschen ist?“, sie lächelte kalt, als sie erneut über 001’s Tod nachdachte. Der schwarze Kater war mit Stärke gesegnet worden, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen. Natürlich hatte er an Macht und Einfluss gewonnen, aber der Tod war unbestechlich. Im Angesicht des Sensenmannes war jede Katze gleich. Jede Katze außer Alma.
Auch ihr einst unerschütterlicher Glaube an Kameradschaft war schon längst ins Jenseits gewandert. In Almas Weltbild war jeder im Inneren ein Egoist, krallte sich an eigene Ziele und Vorstellungen. Manche verschleierten es einfach besser als andere.
Ob sich der Vertraute wirklich eingebildet hatte, alleine für 001 zu kämpfen? Welch ein Narr. Der verstorbene Anführer hatte gefordert, die eigene Identität in Nummern und Befehlen zu verlieren, das selbstständige Denken aufzugeben. Alles hinter sich zu lassen, was dem rotäugigen König nicht gepasst hatte.
Wie weit hatte 769 unter 001 alles ausgelöscht, unterdrückt, was ihn interessant machte? War es den Rang wert gewesen? Alma zog unmerklich eine Augenbraue nach oben. Sie würde kein Mitleid für ihn empfinden, das hatte der Krieger nicht verdient. Weder wollte sie es ihm geben, noch glaubte Alma, dass er es nötig hatte. 769 würde früher oder später wieder auf die Beine kommen. Sie hoffte ja auf Ersteres.

“Vielleicht ist es Zeit, sich übergeordneten Zielen zuzuwenden“, Alma dachte an nichts Bestimmtes, konnte sich aber gut vorstellen, dass der Vertraute diese Ungewissheit mit eigenen Idealen füllen konnte. Die Erinnerung an 001 am Leben halten. Den Göttern dienen. Was wusste die Seelenwanderin schon.
“Vielleicht ist es für dich Zeit, kein Schatten mehr zu sein“, das war in der Tat ihre Aufgabe. Alma würde es übernehmen, in der Dunkelheit umherzustreifen. Immer wachsam. Immer beobachtend. Solange das Spiel interessant blieb, hatte sie nichts dagegen einzuwenden. Sobald es begann, sie zu enttäuschen, würde sie versuchen, an neuen Fäden zu ziehen.
Aber zuerst musste es in Gang gebracht werden.

Er öffnete die Augen! Almas Schweif strich langsam über den Boden, während sie ihre Aufregung unterdrückte.
“Ach, großer Krieger, selbst du kannst keine Unsterbliche töten. Das ist der einzige Kampf, den du nicht gewinnen wirst. Aber zumindest ist es eine Niederlage für uns beide. Im Spiel um mein ewiges Leben gibt es keinen Sieger“, diese Worte hatte sie nun schon zu oft ausgesprochen, ihre Stimme war genauso müde wie ihr Geist. Sie wollte ihr ewiges Leid nicht immer aufs Neue wiederholen müssen.
Almas Augen glühten heller als sonst, als sie die nächsten Worte aussprach.
“Du hast recht, es ist wahrlich nicht zu Ende. Es fängt gerade erst an.“
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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo Apr 14, 2022 10:01 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Charon/200, Raven/693, 001

"Ich bin daran gebunden.“
Hatte Alma die Dreiäugige nun etwa so weit gereizt, dass diese sich genötigt fühlte, eine unausgesprochene Frage zu beantwortete? Und dabei einer Fremden eine solche Abhängigkeit, Schwäche zu offenbaren? Für Alma stand eines fest: Es musste sich entweder um Naivität oder Taktik handeln. Beides gefiel der Kätzin ganz und gar nicht.
Zum einen war das Eingestehen einer solchen potenziellen Schwäche mit Dummheit gleichzusetzen. Man verriet keiner Unbekannten, welche Einschränkungen die eigene Fähigkeit hatte – Alma dachte gar nicht daran, diese Gebundenheit der Kätzin an ihre Zweibeinerfessel wörtlich zu interpretieren, denn es hätte sich sicherlich jemand gefunden, der trotz der offensichtlichen Stabilität des Halsbandes dazu in der Lage gewesen wäre, es abzunehmen.
Zum anderen mochte sie den Gedanken nicht, dass man versuchte, sich ihr Vertrauen zu erschleichen, indem man persönliche Informationen mit ihr teilte. Man konnte es nur gewinnen; wie 200 es getan hatte. Unsicherheit kroch in Alma hoch, langsam, aber einnehmend. Vertraute sie abgesehen vom Wächter des Todes jemandem wirklich? Sie blinzelte verwirrt, ihr Kopf war leer, wie eine Futterschüssel, nachdem sich eine Meute Katzen darauf gestürzt hatte. Nun begannen auch erneut Schmerzen gegen ihren Schädel zu trommeln; Schmerzen, die ihr nur allzu klar zu verstehen gaben, dass da mehr hinter dem dunklen Schleier ihres Verstandes war. Im Moment war ihr nur nicht erlaubt, diesen zur Seite zu schieben.
Die Seelenwanderin wurde indessen erneut vorsichtiger, versuchte sich ganz auf ihr Gegenüber zu konzentrieren. Doch immer wieder lenkten entfernte Stimmen und Gesprächsfetzen sie ab. Natürlich konnte sie kein Wort verstehen, doch ihre Ohren zuckten trotzdem ab und an in die Richtung der Geräusche. Alma konnte diesen Reflex nicht mehr unter Kontrolle halten. Unmerklich fuhr sie ihre Krallen aus, presste diese gegen den harten Boden des Labors. Fokus.
Es dauerte einen Wimpernschlag, bis sie sich wieder erinnerte, worüber sie gerade nachgedacht hatte.
Der funkelnde Stein! Was in den Köpfen der Zweibeiner vor sich gegangen war, als sie ihn der nackten Katze um den Hals gebunden hatte? Eingeschlossen in diesem hässlichen Halsband?
“Die Launen der Götter können manchmal seltsam sein“, Alma legte ihren Kopf schief, dachte an ihre eigenen Verzierungen, die prompt Ravens Körper in einen geisterhaften Schein tauchten.
Wenigstens waren ihre eigenen Perlenketten hübsch gewesen! Genau der richtige Schmuck für die Königin, die sie gewesen war.
“Aber ich glaube nicht, dass es uns möglich ist, zu verstehen, was in diesen pelzlosen Wesen vor sich geht“, Alma lächelte leicht abwertend. Oh! Die Parallelen fielen ihr erst jetzt auf: Vielleicht konnte die nackte Katze es ja doch, immerhin teilte sie dieses Merkmal mit den Zweibeinern …

Almas Blick folgte den – drei! - umherwandernden Augen der Kätzin und war dabei froh, dass ihr selbst einige Augenblicke zum Beobachten geschenkt wurden. Sie fühlte sich nun deutlich wohler, da sie die Zeit hatte, sich kurz auf das Geschehen der Versammlung zu konzentrieren, zu sehen, dass sie nichts Wichtiges verpasste.
“Speichellecker oder Fanatiker, in der Tat“, Alma wandte ihre Seelenspiegel noch nicht von den anderen Experimenten ab, ließ ihren Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf 200 ruhen.
Erst die nächsten Worte der Dreiäugigen ließen sie aufhorchen, weckten nun tatsächlich Almas uneingeschränktes Interesse.
“Der Traum eines Tyrannen? Ich schätze, er war zum Scheitern verurteilt, noch ehe der letzte Atemzug seine Lungen verließ.“
“Du spielst ein gefährliches Spiel, 150“, Almas Lächeln nahm einen wachsamen und zugleich unbeschwerten Zug an, als sie in die blassen blauen Augen ihres Gegenübers schaute, “Aber zumindest hast du dir für diese Partie die richtige Partnerin ausgesucht. Ich behaupte zu sagen, wir sind uns beide im Klaren darüber, dass es genug Experimente gibt, welche dir für solche Worte binnen Sekunden die Kehle aufschlitzen würde. Ich rede aus Erfahrung.“
Während ihre milchigen Augen aufgeweckt glühten, lachte Alma leise, als würde sie jetzt ebenfalls Witze reißen, anstatt die Wahrheit auszusprechen.
“Nächstes Mal hast du vielleicht nicht so viel Glück“, sie sprach diese Worte nicht wie eine Warnung aus, sondern emotionslos wie einen Fakt, eine Tatsache. Aber gerade das bringt den Reiz in dieses Spiel hinein! Ob 150 dies wohl verstand?
“Zum Scheitern verurteilt oder nicht, 001’s Ideale werden erst fallen, wenn die letzte Katze aufhört, dafür zu kämpfen. Und sie werden kämpfen“, ihre Stimme klang zu freudig, zu aufgeregt über das bevorstehende Blutvergießen. Machtkämpfe waren so spannend zu verfolgen; besonders wenn es am Ende Tote gab!

Mit weiteren überraschenden Wendungen des Gesprächs hatte Alma gar nicht mehr gerechnet, doch nun begannen ihre Augen erneut zu leuchten. Sie mochte 150 zunehmend mehr! Gerade die Direktheit und Unverblümtheit der Frage sagte Alma zu.
“In diesem Leben noch nicht“, ein kaltes Grinsen erschien auf ihren Lippen, “Der kleine Rabe ist viel zu schwach für einen offenen Kampf.“ Alma zuckte mit den vier Schwingen, war aufs Neue überrascht wie sie ihr gehorchten. Ein Teil ihrer Hülle und doch nichts weiter als Ballast.
Ob die mit den Flügeln zuschlagen könnte? Oder würden die feinen Knochen darin dann zerbersten wie dünnes Glas?
“Ihre Pfoten sind zu klein, um jemanden niederzustrecken, …“, eine Spur Trauer hing in der Luft, während Alma ihre Seelenspiegel auf Ravens winzige Füße richtete, “… ihre Krallen zu stumpf.“ Ein Seufzen entwich ihr, denn sie sehnte sich nach einem Kampf, der Adrenalin durch ihre Adern jagte und sie in einen Zustand der absoluten Klarheit versetzte.
“Als ich stark genug dafür war, habe ich getötet. Nicht nur einmal“, das erste Mal war in einem Kampf auf der Straße ihres ehemaligen Zweibeinerorts gewesen, in einem Leben, in dem sie den Tod tatsächlich noch gefürchtet hatte. Nur wenn Alma heute an die Zeit vor dem Labor, vor ihrem Fluch zurückdachte, wurde ihr mit aller Härte bewusst, wie sehr das Sterben eine Katze veränderte. Wie sehr es sie verändert hatte.
“Hast du schon jemanden zum Sensenmann geschickt, Dreiäugige?“
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Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyMi Apr 13, 2022 10:17 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: Midir/769, Raven/693, Charon/200, Zhayao/310, 001

Alma ließ 769 für keine Sekunde aus den Augen, betrachtete jede seiner Bewegungen genau. Wie bei einem Beutetier, einer gefangenen Maus, der man erlaubte, noch ein wenig länger die Luft der Freiheit, des Lebens zu schnuppern. Nur, dass der Vertraute ihr bei jeder noch so kleinen Unachtsamkeit die Kehle durchbeißen konnte. Sie machte sich gar nichts vor, in diesem Körper hätte sie nicht den Hauch einer Chance. Wenn er es wollte, könnte der kräftige Kater Alma innerhalb von Sekunden aus ihrer geflügelten Hülle herausreißen. Doch gerade dieser Umstand machte das Spiel für sie selbst interessanter, aufregender als sonst. Denn nach den Ereignissen jenes Tages war es nicht mehr dieselbe Gleichgültigkeit, welche Alma empfand, wenn sie an Ravens Körper dachte. Sie hatte viele Hüllen besessen, doch dieses Leben war etwas Einzigartiges, Unbekanntes.
In diesem Leben würde Alma keine Gejagte sein, sondern für 200 kämpfen.
Es wäre allzu bedauerlich, ginge es bereits an diesem Tag zu Ende, weil sie den kräftigen Vertrauten zu sehr gereizt hatte. Unruhig trommelte sie mit einer ihrer kleinen Vorderpfoten auf den Boden, bemerkte gar nicht, wie ihr Schweif aufgeregt hin und her zuckte.
Sie musste dennoch Antworten aus ihm herausbekommen. Sie musste einfach!

Doch es war nicht derselbe Kater wie am Mittag, der nun im Blut eines anderen Experiments vor ihr saß. Etwas in 769 schien verändert, zerbrochen zu sein – Was war es, was war es!? Alma musste sich zusammenreißen, um nicht all die Fragen, die ihr auf den Lippen brannten, gleichzeitig zu stellen – und dabei wurden es immer mehr! Allerdings musste sie es mit Geschick angehen, um diese Partie zu gewinnen. Vorsichtig. Bedacht. Langsam. Jetzt sofort! Geduldig, geduldig, GEDULDIG.
Sie konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Atemzüge. Einatmen. Ausatmen. Wieder einatmen. Wieder ausatmen. Nach einigen Momenten hatte sie ein wenig Ruhe zurückgewonnen, den Kampf im Inneren in einen versteckten Winkel ihres Verstandes verdrängt.
Ihr leerer Blick klärte sich, bis sie wieder voll und ganz auf 769 fokussiert war. Und diesen nun tatsächlich ansah und nicht einfach durch ihn hindurchblickte. Es war kaum zu übersehen, dass der Vertraute Almas Anwesenheit missbilligte, aber die Kätzin nahm nicht einmal Notiz davon. Ganz im Gegenteil, sie musste sich sogar daran hindern, näher an ihn heranzutreten. Ihre Pfoten kribbelten, sehnten sich danach, durchs rote, rote Blut zu waten.

Wo sollte sie nur anfangen?
“Ich erspare dir all die unnötigen Worte“, Alma unterdrückte die bebende Aufregung, sprach ruhig und doch schneidend, “Ich möchte wissen, für wen du nun kämpfst, Krieger? Oder ob du es ganz aufgegeben hast, ohne unseren verehrten Anführer.“ Das interessierte Glühen von Almas Seelenspiegeln verriet ihr aufrichtiges Interesse.
Wenn ein Gott vom Thron stürzte, fielen dann auch seine Anhänger mit in die Tiefe?
Alma musste darauf hoffen, dass 769 nicht zu müde, zu kaputt war, um zu kämpfen. Denn die Kätzin sah das Potenzial, das er mitbringen konnte, wenn seine Arroganz und seine perfekte Maske in die Brüche gingen. Die Seelenwanderin glaubte und klammerte sich an die Stärke des Katers vor ihr.
Immerhin würde 200 ihn brauchen, würde jeden einzelnen verlorenen Fanatiker brauchen, um ihre Ziele zu erreichen.

Oh, mach doch deine Augen wieder auf!
Alma starrte den Kater eindringlich an, als würde er es bemerken, als könnte er es sehen.
Er sollte doch mit ihr sprechen und nicht wie ein kaputtes Spielzeug am Boden liegen!
Alma bedauerte, dass sie keine Antwort auf ihre Frage erhielt, nicht erfuhr, wessen Überreste den Boden zierten. Wer dem König nach dessen Tod so schnell den Rücken gekehrt hatte. Alma zweifelte nicht daran, dass 769 einen Verräter niedergestreckt hatte, denn wer darauf abzielte zu fliehen, für den war die Kanalisation wohl der erste Anlaufpunkt.

“Mein Wunsch zu sterben ist der einzige, den ich noch habe“, sie lächelte kalt, “Und der einzige, der niemals in Erfüllung gehen wird.“
Er war ihr stärkster Antrieb und zugleich ihr ewiges Verhängnis.
Als sie nun erneut auf das zerfetzte Experiment hinabblickte, verspürte sie kein Mitleid, kein Bedauern, sondern nur Neid. Heißen, brennenden Neid.
Diese Seele würde nie wieder eingesperrt sein, nie wieder.
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Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySa Apr 09, 2022 8:20 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Rhianwen/013, 001, Charon/200, Midir/769, Raven/693

Almas Blick verweilte auf ihrer neuen Bekanntschaft, während sie versuchte, deren Absichten einzuschätzen. Unruhig senkte sie ihre Lider, kniff die mondweißen Augen ein klein wenig zusammen. Eine Bewegung. Ein Blinzeln, Ohrenzucken, Umherwandern der Pupillen.
Freund oder Feind? Gut oder böse? Diese Frage galt es zu beantworten und obwohl Alma noch immer ein wenig geschwächt war, erwachte das kribbelnde Gefühl von Neugier in der Kätzin. Wie kleine Käfer, die durch ihr Inneres huschten. Nun musste sie nur noch eine zufriedenstellende Antwort finden.
In ihrer kleinen Welt aus Weiß und Schwarz fühlte sich die Seelenwanderin dabei am wohlsten. Darin gab es nämlich nur zwei Seiten: Jemand war für oder gegen sie. Alma redete sich gerne mit Überzeugung – und Erfolg! - ein, dass es kein Dazwischen gab. Wenn sie sich vorgaukelte, dass Graustufen nicht existierten, fühlte sich das Leben einfacher an. So viel einfacher. Denn die Kätzin witterte oft Verrat hinter der nächsten Ecke und war nicht gewillt, sich Zeit zu nehmen, um erlogene Beweggründe zu verstehen. Wer entschied, ihr Gegner zu werden, hatte die Chance vergeudet, sich zu erklären und falsche Worte an sie zu richten.
Alma war schon so oft im Stich gelassen und betrogen worden, dass es primär die Verbitterung war, die ihre Sturheit weiter anfeuerte. Irgendwann verlor man Vertrauen und Hoffnung in das Gute in der Welt.

Je länger Alma nun aber dieser sonderbaren Kätzin gegenübersaß, desto mehr entspannte sie sich. Eines musste die Seelenwanderin definitiv einräumen: Das dreiäugige Experiment hatte eine gewisse Ausstrahlung, die durchaus Anklang bei ihr fand. Trotz der Zweibeinerfessel um den Hals – das hässliche Ding sollte die andere dringend ablegen.
“Nun, die kalte Kriegerin, 013, hat ihre Anwesenheit in dieser speziellen Situation wohl für wichtiger erachtet, als die meine“, Alma rümpfte ihre Nase, während Abneigung aus ihrer Stimme tropfte. Normalerweise wusste die Seelenwanderin 013 zumindest für ihre Stärke zu schätzen, aber dieser Respekt hörte auf, wenn man sie überging.
“Manchmal muss man den besten Zeitpunkt ergreifen, um sich schnell aus dem Geschehen zurückzuziehen“, ein abwertendes Schnauben konnte die alte Kätzin kaum unterdrücken, “Besonders wenn die eigene Teilnahme am Gespräch offensichtlich nicht weiter erwünscht ist.“ Nein, Alma machte in der Tat keinen Hehl aus ihrer Abneigung.
Der König war zwar gefallen, aber letztendlich war er nur einer unter vielen gewesen. Eine neue Seele würde früher oder später das Zepter ergreifen und die Krone an sich reißen.
Das war also noch längst keine Ausrede, die ein solches Benehmen ihr gegenüber rechtmäßigte.

“Ach, zumindest werden die nächsten Tage voll von interessanten Wendungen sein. Ich erwarte gespannt, welchen Weg unsere geliebten Vertrauten und Wächter nun einschlagen werden“, Almas Lächeln war kalt und emotionslos. Es juckte ihr bereits jetzt in den Pfoten, all die Veränderungen zu beobachten. Mitzuwirken.
“Ob sie wohl am zum Scheitern verurteilten Traum des gefallenen Königs festhalten werden?“, die Seelenwanderin ließ ihren Blick umherschweifen, fasste 200 für einige Wimpernschläge ins Auge und richtete ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf die nackte Katze. Sie wollte mit der Überlegung, der in den Raum geworfenen Frage ihre Grenzen austesten. Wie weit konnte sie mit ihrem Gegenüber gehen, bis sie Krallen in ihrem Pelz spürte? Bis sie einen Kampf provozierte? Oder gar Zustimmung erhielt?
Beinahe hoffte Alma darauf, das die Dreiäugige keine weitere Anhängerin des verlorenen Anführers war. Sie konnte darauf verzichten auf Neue zu hören, wie großartig der schwarze Kater mit den Blutaugen doch gewesen war. 769 würde das sicherlich übernehmen.

Mit gespitzten Ohren lauschte sie dann aufmerksam den nächsten Worten der anderen Kätzin.  
“Du darfst dich gerne bei anderen Katzen beschweren“, Alma zog ihre Augenbrauen nach oben, gleichzeitig nahm ihr Ton wieder eine genervte Färbung an. Sie verstand nicht, warum man nun sie beschuldigte, immerhin war sie ganz und gar nicht dafür verantwortlich, wenn jemand sie zu Boden stieß!  
“Wie dem auch sei, ich bin natürlich überaus dankbar für deine Sorge. Solcher Freundlichkeit begegnet man heutzutage selten“, ihre Skepsis war weiterhin hörbar.
Sie blinzelte kurz, unterdrückte sich anbahnende Verwirrung und begann dann ein wenig breiter zu Grinsen.
“Ein weiterer Mord würde den Tag tatsächlich noch mehr aufmischen“, ihre Augen glühten bei den Worten freudig auf. Ob Ravens Körper stark genug war, um einen zu begehen? Vermutlich nicht. Aber vielleicht fand sich ja eine geeignete Katze für diesen Job? Ihre Augen huschten kurz nachdenklich umher, denn eigentlich war es nicht allzu schwer, jemanden im Labor anzutreffen, der Spaß daran hatte, die Krallen in fremdes Fleisch zu schlagen. So schnell der Gedankengang gekommen war, verschwand er auch wieder in einem dunklen Winkel ihres Verstandes.
Denn 150 streckte ihr nun eine Pfote entgegen, die Alma mit ihrer eigenen leicht berührte.
“Meine Nummer ist 093“, entgegnete Alma und richtete ihren Blick auf ihre winzigen Füße. Sie war schon bei so vielen Nummer gerufen worden, 693 war nur die neueste in einer langen Sammlung.
Doch wann hatte sie eigentlich aufgehört, sich als Alma vorzustellen?
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySa Apr 02, 2022 10:58 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Charon/200, Raven/693, Sly/694, Rhianwen/013

Alma öffnete ihre milchigen Augen, ohne etwas zu sehen. Ohne etwas wahrzunehmen, außer tanzenden Schatten in ihrem Blickfeld, gekleidet in rot und schwarz. In den ersten paar Sekunden war die Welt vor ihr noch gänzlich verschwommen. Bestand allein aus Licht und Dunkelheit.
Nur das Gefühl ihres schwachen Körpers machte Alma klar, dass sie sich noch im Hier und Jetzt befand. Sie war nicht in der trüben Welt zwischen Leben und Tod, sondern lebte, atmete. Die Lichter um sie herum waren grelle Lampen und keine verlorenen Seelen.
Mit jedem kratzenden Atemzug wurde der Kätzin ihre Umwelt bewusster. Der Boden, die Wände, leise Stimmen.

Worte drangen zu Alma durch, auch wenn ihr zuerst nicht klar war, dass mit ihr geredet wurde. Ihre Ohren zuckten leicht im Angesicht der unbekannten Katze in ihrer unmittelbaren Nähe.
Hatte sie nicht gerade eben noch mit 200 gesprochen? Die Erinnerung an die Unterhaltung mit dem Wächter des Todes waren im Augenblick seltsam klar in Almas Kopf. Aber für wie lange noch? Warum war es so schwer für sie, Momente in ihrem Geist aufzubewahren?
Traurigkeit ergriff Alma mit einer solchen Stärke, dass sie nicht mehr wusste, warum sie überhaupt aufstehen sollte. Sich vom Boden erheben und wieder ihres Weges gehen. Ihre Wanderung war immerhin gänzlich ohne Ziel und Sinn. Und sie selbst war nichts weiter als eine Gefangene der Ewigkeit.
Nein. Alma war eine Kriegerin. Und wer auch immer sie zu Boden geschubst hatte, würde für sein Vergehen büßen. Da war er wieder, der Zorn, so bekannt und vertraut, dass er der Kätzin mittlerweile ein geliebter Wegbegleiter war. Zumindest ließ er die Leere verschwinden.

Mit der schnellen Bewegung einer geübten Kämpfern sprang Alma auf die Beine und überspielte gekonnt, wie wackelig sich ihr Stand anfühlte. Ruhiger als zuvor ließ sie sich nieder, legte ihren gefiederten Schweif an. Die vier Schwingen hingen an ihren Seiten hinunter und streiften den Boden. Wahrscheinlich knickten einige Feder ein, aber Alma kümmerte sich nicht weiter um den Ballast auf ihrer dürren Hülle.
Im Schnelldurchlauf musterte sie die nackte! Katze vor ihr. Welch sonderliches Wesen. Alma wäre überrascht, wenn sie nicht schon zu viele komische Gestalten im Labor gesehen hatte. Dem dritten Auge der fremden Kätzin schenkte Alma sogar kaum eine Bedeutung, streifte es nur mit einem einzelnen flüchtigen Blick.
Schon zog sich ein schmales Lächeln über ihre Lippen. Ein Tag und so viele neue, wunderbare Bekanntschaften!

“So schnell gehe ich nicht drauf“, ihre Stimme klang genervter als beabsichtigt. Alma konnte nicht leugnen, dass sie gereizt war. Erst störte Ravens Bruder sie bei einem Nickerchen, dann ging der ganze Trubel um 001’s Tod los und 013 unterbrach ihr Gespräch mit 200. Nun hatte jemand sie zu Boden gestoßen – der Kätzin kam es gar nicht in den Sinn, die Schuld erst einmal bei sich selbst zu suchen.
Langsam reichte es Alma. Eigentlich nicht nur langsam.
Sie hoffte, dass wenigstens ihre neue Zeitgenossin sich als eine angenehme Gesellschaft entpuppte.
“Ich fühle mich wunderbar“, angespannt zuckte Alma mit einem Ohr. Natürlich nicht, was erwartest du denn?! Aber sie würde dem anderen Experiment jetzt definitiv nicht ihre Liste an Beschwerden vor den Kopf knallen. Es war fast schade, dass man ihr Augenrollen nicht bemerken konnte.
“Nun aber zu dir, Dreiäugige, was verschafft mir die Ehre deiner Anwesenheit?“
Alma glaubte nicht mehr an so etwas wie Hilfsbereitschaft, wollte lieber gleich versteckte Interessen ausfindig machen.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [KANA] Und so trifft man sich wieder
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyFr Apr 01, 2022 9:28 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Eingang zur Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: Midir/769, 001, Zhayao/310, Charon/200

“Du siehst hübsch aus, großer Krieger. Getränkt im Blut deiner Feinde; stark und edel“, Alma setzte ihre Pfoten sacht und zärtlich auf dem Boden auf, als sie sich dem Vertrauten aus den Schatten heraus näherte. Lange war sie durchs Labor gewandert, vorbei an Katzen, Gittern und Zellen, bis sie nun endlich auf 769 gestoßen war. Dieses Mal trieb die ewige Neugier die Unsterbliche an. Nichts brannte ihr in jenem Augenblick mehr auf der Seele, als von der Reaktion des Vertrauten auf den Tod seines geliebten Anführers zu erfahren.
Der schwere Geruch von Blut hing dick in der Luft und entlockte Alma ein verzücktes Lächeln. Ein freudiger Schauer erfasste ihren Körper, hauchte ihr neues Leben ein, als sie bedächtig einen Fuß in die Blutlache setzte und die Pfote anhob, um genüsslich darüber zu lecken. Der altbekannte, metallische Geschmack füllte ihren Mund aus.

Ihre weißen Augen hefteten sich auf das, was von 769‘s Feind übriggeblieben war.
Der Tod war wunderschön. Wunder-, wunderschön.
Allerdings war Alma zu spät gekommen, um der niedergestreckten Seele beim Sterben zuzusehen. Um die letzten – sicherlich qualvollen – Atemzüge mitzuerleben. Beinahe traurig senkte die Kätzin ihren Blick und fokussierte sich ganz auf das leuchtende Rot des Blutes. Alma liebte diese Farbe. Sie ähnelte dem Faden in ihrem Verstand, dem sie ständig hinterherjagte.  
Aber hätte 769 nicht mit der Hinrichtung auf sie warten können? Immerhin waren solche Spektakel von großartigen Unterhaltsamkeit.
Wie gerne sie dabei gewesen wäre … Die Seelenwanderin unterdrückte ein Seufzen. An diesem Tag hatte sie nun schon zwei überaus spannende Morde verpasst. Wie bedauerlich.
Alma blieb nichts weiter, als der schale Geruch des Todes in ihrer Nase und das Grinsen in ihrem Gesicht.

“Welche beklagenswerte Seele hast du bestraft, Vertrauter eines verloschenen Sterns?“, die Augen der Kätzin funkelten fasziniert, als sie den Schauplatz des Kampfes betrachtete.
Ob der Kater vor ihn nun verloren in einer Welt ohne Fixpunkt war? Ein gebrochener Krieger? Ein gefallener Engel? Oder doch eher ein zorniger Rachegeist?
Alma empfand kein Mitleid, keinen Hauch von wirklicher Empathie für 769, der seinen Anführer verloren hatte - sein ein und alles? Da war nur eine verdrehte Art von Verständnis in ihr. Von Selbsterkenntnis.
Hasste sie die Vertrauten, die Wächter nicht eigentlich? Warum musste sie einen Teil ihres brüchigen Wesens in 200 und 769 wiedererkennen?
Da war er wieder, der Zorn. Wie ein Dorn in ihrer Pfote, eine abgebrochene Kralle in ihrem Fleisch. Welche trügerische List von 001, dass er jene Katzen, die Alma verstehen könnten, an sich gebunden hatte!
Vorsichtig tappte die Kätzin einen Schritt näher, ohne all die Fragen zu stellen, die ihr auf den Lippen brannten.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyDo März 31, 2022 11:04 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Neben 001’s Zelle -> Unter den versammelten Katzen
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenflug), Rhianwen/013 (@Amo)
Erwähnt: Charon/200, Rhianwen/013, 001, Raven/693, Re/150 (@Vi)

Ein sanftes Leuchten ging von Almas Augen aus, als sie 200 antwortete.
“Auch aus deinen Worten spricht Ehre, liebster Jäger“, ihr Lächeln war scharf wie eine Krallenspitze und warm wie frisch vergossenes Blut, “Ich werde in der Dunkelheit verweilen, bis es mich erneut wie eine Motte ans Licht zieht.“
An dein Licht, 200.
001’s Tod mag einen Schatten auf dich geworfen haben, aber siehst du nicht, dass du nun in all der Finsternis heller strahlst als zuvor? Bemerkst du es nicht?


Alma kniff ihre leeren Augen beim Geräusch schneller Pfotenschritte zusammen.
Wer wagte es, ihr – ihr – Gespräch zu unterbrechen? Welche törichte Seele erlaubte sich diese Unverschämtheit?
Langsam wandte Alma ihren Kopf zum Neuankömmling um. 013.
Die geflügelte Kätzin mit dem hellen Pelz wirkte eindrucksvoll, stark. Eine weitere, vom Weg abgekommene Kriegerin. Ob sie wohl auch am verstorbenen Heerführer festhalten würde? Ihre funkelnden Eisaugen in die Vergangenheit richtete?
Welche Verschwendung!

Ein unruhiges Kribbeln breitete sich jedoch langsam in Alma aus, als sie den Blick der gefleckten Vertrauten einige Wimpernschläge lang erwiderte. In Gegenwart von 013 erinnerte sie sich beinahe wieder an das Gefühl von Kälte.
Dieser Umstand sagte ihr ganz und gar nicht zu, war aber ertragbar. Zumindest für den Moment.
Am Gesichtsausdruck der Eiskätzin störte Alma sich allerdings erheblich. Mehr sogar, als an deren Gegenwart. Der Seelenwanderin gefiel es nicht, von 013 übergangen, unterbrochen, gestört zu werden. Sachte begann ihr Schweif über den Boden zu streifen. Von links nach rechts. Von rechts nach links. Immer weiter. Weiter, weiter.
Alma starrte einige Augenblicke lang sengende Löcher in den hellen Pelz der Vertrauten, bis ihr Schmuck auf Ravens dunklem Körper aufleuchtet und sie aus der Benommenheit herausriss.

“Was für eine wundervolle Überraschung dein Auftauchen doch ist, 013“, unvermeidbar schlich sich ein Hauch von Spott in Almas Stimme. Leicht schüttelte sie ihren kleinen Kopf, wandte sich dem Wächter des Todes zu.
“Ich überlasse dich nun all den leeren Worte, 200, die andere an dich richten werden. Du wirst Stärke brauchen, um sie zu ertragen. Um der Langeweile und Nichtigkeit zu trotzen.“
Alma setzte sich in Bewegung; ihre Schritte waren die einer stolzen Kriegerin, welche um ihre Stärke wusste.
“Ich freue mich auf unser nächstes Treffen“, damit verschwand sie eilig in der Menge, als hätte sie ein Ziel. Als hätte sie eine Aufgabe.

Ihr Blick glitt sprunghaft von Katze zu Katze, ohne nach jemandem zu suchen, ohne jemanden wiederzuerkennen. Braune, schwarze, helle, dunkle, keine? Pelze – sie alle verschwammen ineinander, löschten Individuen aus, gaukelten Alma vor, ganz alleine auf der Welt zu sein. Geräusche verloren sich in der Ferne, während Panik nach ihr griff. Almas Augen weiteten sich zu glühenden Monden.
Es dauerte einige Momente, bis sie imstande war, die Stille um sie herum wegzublinzeln. Alma fand sich auf hartem Zellboden und unter künstlichem Licht wieder. Ihre Beine fühlten sich zittrig an, als wären sie kaum in der Lage, die Kätzin zu tragen.
Ravens magere Brust bebte, als sie einen tiefen Atemzug nahm.
Ein einzelner Aussetzer. Einer unter vielen. So vielen.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: [ZELL] And you are?
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: [ZELL] And you are?    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySa März 19, 2022 10:40 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Midir/769 (@Bonnie)
Erwähnt: Midir/769, Charon/200, Cyra/701, 001

“Verzeih mir, wenn ich zu schnell urteile, aber Hoffnung ist ein allzu fragiles Gefühl. Irgendwann gibt man sie auf. Gibt auf, verstanden zu werden. Niemand wird je begreifen, was es heißt, für die Ewigkeit in Gefangenschaft zu leben. Es steht dir natürlich frei, mich vom Gegenteil zu überzeugen“, trotz der offensichtlichen Traurigkeit in Almas Worten, klangen sie nur leer, als sie den Mund der Kätzin verließen. Sie glaubte nicht ernsthaft daran, dass der Vertraute fähig war, sich in sie hineinzuversetzen. Und selbst wenn, es gab keinen Anlass für ihr Gegenüber, dies überhaupt zu versuchen. Alma zuckte müde mit einem Ohr.
Bereits einen Augenblick später zog sie eine Augenbraue nach oben und schnaubte leise. In der Tat, ein Schatten, Vertrauter. Ein Schatten, der dir in Gestalt eines Verbündeten eines Tages die Kehle durchbeißen könnte.
“Mach dir keine Sorgen um deinen Schlaf, 769. Ich blicke anderen bei einem Kampf immer in die Augen“, Alma legte ihren Kopf leicht schief.

“Der Wächter des Todes hat es nicht gerne, wenn eine Seele es verweigert, diese Welt zu verlassen“, ein spielerisches Grinsen stahl sich wieder auf die Lippen der Kätzin, “200 ist wild entschlossen, mich eines Tages zur Strecke zu bringen. Unsere Jagd zu gewinnen. Was für ein Vorhaben! Die Unsterbliche töten.“ Alma kicherte leise vor sich hin. Wann würde der Todesengel wohl das nächste Mal mit ausgefahrenen Krallen vor ihr stehen?
“Verrate ihr noch nicht, wo sie mich dieses Mal findet“, als wären sie vertraut miteinander senkte Alma ihre Stimme, während ihr Augen aufgeregt glühten. Ihr Schweif peitschte voller Vorfreude hin und her, wie ein Junges beim Spiel mit Gleichaltrigen.
“Das würde den ganzen Spaß verderben.“

“Nun bist du derjenige, der Tatsachen festlegt ohne mich zu kennen, 769“, belustigt blinzelte Alma den Vertrauten an. Wäre Almas Geist tatsächlich schwach, wäre er schon längst in tausend Splitter zerfallen. Aber noch konnte sie die Scherben beieinander halten. Sie nach Größe, Schärfe, Farbe sortieren – die roten waren ihre liebsten!
Die Kriegerin stählte ihren Verstand mit jedem verstreichenden Tag mehr, obwohl kein Ende in Sicht war. Es würde auch nie am Horizont auftauchen. Wer wäre bei dieser Aussicht noch nicht, erdrückt von unsichtbaren Gewichten, zusammengebrochen? Aber Alma hielt stand, bewies mit jedem Wimpernschlag, jeder Sekunde, jedem Augenblick Stärke. So viel Stärke.

“Ein Geschenk. Wie gütig die Götter doch zu uns sind … Ich muss dich jedoch enttäuschen. Ich werde kein Glück, keine Freude durch meine Fähigkeit finden. Du sagt fehlende Einsicht dazu. Ich nenne es Verdammnis.“ Konnte Almas pupillenlose Augen überhaupt noch leerer dreinblicken als sonst? Sie verlor sich ein Stück weit, während ihre Haltung erstarrte. Ihr gefiederter Schweif strich nicht mehr unruhig über den Boden, sie zuckte nicht mit Ohren oder Schnurrhaaren.
Ihre Kraft war ein Fluch. Würde nie mehr und nie weniger sein.
Alma holte tief Luft, schüttelte die Starre von sich ab und spitzte die Ohren in Anbetracht der sich nähernden Schritte. Die Tochter des Todesengels war 200 wie aus dem Gesicht geschnitten – ein wenig dürrer, zerrupfter vielleicht. Alma beobachtete die rötliche Kätzin genau, wandte sich dann aber ab. Sie wollte nichts mit 001's Kinder zutun haben.
"Es war mir eine Ehre, dich kennenzulernen, großer Krieger", obwohl er es nicht mehr sehen würde, lächelte die Kätzin.
Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag alma auf Lost Dreams - Seite 2 EmptySa März 19, 2022 7:48 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Neben 001’s Zelle
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenflug)
Erwähnt: Charon/200, Raven/693, 001, Midir/769

Der Blick der Kätzin glitt für den Bruchteil einer Sekunde weg von 200, hin zu all den versammelten Experimenten, um sich zu vergewissern, dass niemand es wagte, im Gespräch der beiden mitzumischen. Alma konnte spöttische Beobachter nicht leiden, denn nun war sie am Zug.
Niemand sollte es wagen, sie dabei zu stören.  
“Ach liebste 200, verstecken? Also wirklich. Jemand wie ich verkriecht sich nicht. Ich bin eine ewige Wanderin und keine Diebin auf der Flucht“, Alma stahl die Körper toter Katzen nicht, sie sammelte ein, was andere auf ihrer Reise zum Licht zurückließen. Sie verzögerte das Fortgehen der Seelen zwar, würde es aber niemals gänzlich verhindern können.
“Mein kleiner Rabe ist in der Tat ein hübsches Ding“, Alma fasste sich mit der mageren Pfote an die stolz herausgestreckte Brust, “Wenn eine verlöschende Seele wie die ihre in der Dunkelheit zu mir singt, weise ich sie nicht zurück. Sie wurde zu früh aus ihrem jungen Leben gerissen. 693 hat sich danach gesehnt zu verweilen. Ich habe ihr diesen Wunsch erfüllt.“ Ein mit Ironie getränktes, kleines Lächeln zierte ihren Mund.
Wahrscheinlich hätte die geflügelte, nachtschwarze Kätzin besser daran getan, ihren Weg ins Jenseits schnell anzutreten, anstatt ziellos in der Leere zu verharren. Was sie wohl dazu gebracht hatte, so ruhelos umherzuschwirren? Eine unerreichbar ferne Erinnerung regte sich in Almas Kopf, löste einen Juckreiz aus, den sie mit aller Willensstärke niederkämpft. Sie musste die Klarheit ihrer Gedanken noch ein wenig länger aufrechterhalten. Nur noch ein klitzekleines bisschen.

Ihre glühenden Augen hefteten sich auf 001’s Leiche. Wie schwach der glorreiche König wirkte!
Trotzdem blieb ihre Mine vollkommen ausdruckslos, als sie den schwarzen Pelz betrachtete.
Nein, den Körper des gefallenen Tyranns hätte sie niemals angefasst. Selbst als umherstreifendes Licht in der Zwischenwelt wäre sie ihm nicht zu nahe gekommen.
Tatsächlich hätte Alma es auch gar nicht gekonnt, denn Ravens Körper fesselte sie an die wirkliche Welt. Die Kätzin war nicht in der Lage, eine gewählte Hülle bis zu deren Dahinscheiden wieder zu verlassen.
Alma wusste, dass sie eine solche Entscheidung mit Bedacht treffen musste. Und sie hatte richtig gewählt.

“In diesem Leben werde ich dir in der Tat keinen guten Kampf liefern. Ich bin mehr zu einem Schatten geworden als sonst, aber im Herzen bleibe ich die Kriegerin von eh und je“, ihre Stimme nahm beinahe eine warme Färbung an, “Deswegen habe ich diesen Zeitpunkt dazu auserkoren, die Spielregeln ein wenig zu ändern. Ich möchte dich niemals langweilen, Wächter des Todes, auch nicht bei dieser Partie.“ Almas Augen leuchteten hell auf.
“Es liegt mir fern, unser kleines Spielchen zu beenden. Ich genieße die Aussicht darauf, eines Tages wieder in das Orange deiner Augen zu blicken, wenn du mich durch die Schatten jagst. Mich auf meiner Wanderung ein Stück begleitest.“ Sie fühlte sich dann fast lebendig. Wie in ihrem ersten Leben, als alles noch so neu und fremd gewesen war. Mittlerweile blieb diese Aufregung meist aus. Nur in Gesprächen fand Alma ab und an ein wenig Erheiterung. Sie kniff ihre Augen freudig zusammen, als sie dabei an 769 dachte. Was für ein unterhaltsamer Kater der Vertraute doch gewesen war! Sie sollte ihn bald in ein neues Gespräch verwickeln, sehen, wie 001’s größter Krieger den Untergang seines hellsten Sternes wegsteckte.

Alma spielte gerne, um die Zeit weniger zäh erscheinen zu lassen, aber nach so langer Zeit war der immer gleiche Ablauf langweilig geworden. 200 war zu einer Konstante – zu einer konstanten Bedrohung? – in Almas Dasein geworden. Die einstige Kriegerin wusste diese Kontinuität zu schätzen. Sehr sogar.
“Dass du meinen Worten Gehör schenkst ist Dank genug. Lass mich rufen, 200, wenn du einen Schatten, eine Beraterin oder Freundin brauchst. Ich kann dir keine Wärme spenden, denn die Kälte hält mich gefangen. Das einzige, was ich dir zu bieten habe ist ein immerzu einsames Herz und unerschütterliche Loyalität. Die anderen Vertrauten und Wächter sind einem System treu, einem verlorenen Anführer“, der Unterton in ihren Worten ließ deutlich erkennen, dass Alma vor einem möglichen Verrat warnte – Welche dieser größenwahnsinnigen Katzen träumte denn nicht davon 001’s Platz einzunehmen?, “Ich sichere nur dir allein meine Unterstützung zu. Und du wirst Verbündete brauchen. Lass uns im nächsten Leben weiterspielen.“ Alma zwinkerte der gehörnten Katze auf 001’s Zelle leicht zu.
“Und sei dir sicher, ich werde es in deine Pfoten legen, meine Seele mit ins Licht zu reißen. Eines Tages, vielleicht an deinem letzten in dieser Welt, hoffe ich, dass es dir gelingt, oh mein Jäger.“
Almas Lächeln nahm einen kälteren Zug an.
“Falls du es doch wagst, mich in der Ewigkeit zurückzulassen, werde ich an deiner Seite sitzen, wenn der Tod seinen Wächter zu sich ruft. Ich werde bei dir sein und deiner Seele hinterherblicken, während sie ihre letzte Reise antritt. Das ist mein Versprechen an dich.“
200 war die erste Katze, der Alma seit ihrem ersten Tod wirklichen Respekt entgegenbrachte. Wer nie die Graustufen der zwischen Leben und Vergehen gesehen hatte, würde nie in der Lage sein, Almas Situation zu begreifen. Sie waren sich ähnlich und doch so verschieden wie Tag und Nacht.
200 war der Engel, der über die Pforte des Übergangs wachte.
Alma war eine Ausgestoßene aus dem Paradies.
Ob die Götter persönlich sie verbannt hatten?
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