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AutorNachricht
Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

Antworten: 126
Gesehen: 3482

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySo Mai 08, 2022 8:17 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Raven/693

Die Weite also … Alma betrachtete die Dreiäugige mit einem sanften Lächeln auf den dunklen Lippen. Wie viele hatte der endlose Horizont wohl schon angezogen? Die alte Kätzin gedachte unbekannten Seelen, deren Pfad sie in die Fremde trug. Die nach Gewissheit und Erfüllung in der Weite strebten und einem fernen Ruf folgten. Wie Motten, die vom grellen Licht angezogen wurden. Verdammt, sich letztendlich die neugierigen Schwingen zu verbrennen.
War ihnen nicht bewusst, dass sobald sie dem Namenlosen einen Namen verliehen, es nicht mehr das war, wonach sie strebten? Dass sie sich auf einer zum Scheitern verurteilten Suche befanden? Erst als die Geflügelte darüber sinnierte, stieß sie auf eine Antwort. Oder lebten sie einfach lieber mit einem aussichtslosen Antrieb, anstatt ohne?
Re‘s Augen verrieten deren widersprüchliche Emotionen, als sie sprach. Und Alma glaubte, dass auch die Nackte wusste, wie fern der Wunsch nach der ewigen Weite war. Die Seelenwanderin begriff jenes tiefgreifende Gefühl nur allzu zu gut. Diese Traurigkeit war etwas, das die Geflügelte besser verstand, als sie in Worte fassen konnte. Sie war eine Nuance von Almas Welt, die alles ein wenig dunkler, ein wenig überwältigender machte. Die selbst das hellste Sommersonnenlicht zu trüben vermochte.
“Das Unbekannte mag erdrückend wirken, wenn wir außer Acht lassen, dass es uns beschenkt“, Alma suchte fieberhaft nach tröstenden Worten, “Ich glaube, dass Katzen Orte brauchen, von denen sie in der Finsternis träumen können. Orte, die leuchten wie das Licht der Zwischenwelt.“ Nun hatte sie das Gefühl, nicht mehr von sich selbst zu sprechen, sondern von all ihren sterblichen Artgenossen. Denn sie sehnte sich nach keinem Flecken Erde der Welt. Nicht nach dem ewigen Eis oder der glühenden Wüste. Nur nach einer letzten eisigen Umarmung.
“Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es ist, alles zu kennen“, ihre Augen wanderten nachdenklich in die Ferne. Ob dieses Schicksal sie eines Tages ereilen würde? Alma blinzelte, während sie diesem schweren Gedanken nachhing. Konnte man alles, wahrlich alles gesehen haben?

Ihre Augen huschten zum dritten Augen der Dreiäugigen, das langsam begann aufzuglühen. Als wäre es wieder aus einer toten Starre zum Leben erwacht. Rief die Prophetin die Dunkelheit in diesem Augenblick um Beistand an? Alma folgte Re‘s überraschten Blick zur Decke, zu der schwarzen Masse, die ihre Fühler abermals in eine atmende Welt ausstreckte. Erstickten die dunklen Tentakel in der Tiefe und sehnte sich danach, frische Luft zu kosten?
Und erneut riss die Materie die Seelenwanderin in den Bann, auch wenn sie dieses Mal nicht an ein Spiel dachte. Sie sehnte sich nicht danach, die Schwätze zu kosten oder zu berühren, sondern bewunderte einfach deren andersartige Schönheit.
Beim Dank der anderen Kätzin neigte Alma nur kurz ihren Kopf, schloss die Augen für einen Moment. Sie sah seichte Wellen über ihre sandigen Pfoten schwappen, welche nun nicht mehr schwarz, sondern weiß waren. Und obwohl das Meer vor ihr immer aufs Neue zum Strand drängte und von einer endlosen Weite erzählte, konnte Alma ihr Spiegelbild im Wasser sehen, als wäre es ein See an einem windstillen Tag.
Auch, wenn sie in dieser Illusion gerne verharren würde, riss sie sich los vom gedachten Ozean. Noch war der Augenblick in weiter Ferne.
Und sie hatte Angst, dass sie sich und ihre Klarheit in Träumereien verlor, sollte sie die Wirklichkeit zu lange ausblenden. Wahrscheinlich war es eben diese Angst, welche ihr bald das Genick brechen würde – vielleicht nicht unbedingt wörtlich, aber doch im übertragenen Sinne. Denn Alma machte sich nichts vor und wusste, dass sie den Wirren ihres trügerischen Verstandes früher oder später erliegen würde. Es war erschreckend, einschüchternd, ungeheuerlich zu wissen, dass der eigene Kopf sie schon im nächsten Wimpernschlag belügen konnte. So oft hatte er ihr schon Grausamkeit, Hohn und Unbarmherzigkeit eingeflößt. Sie zu jemandem gemacht, der sie nie hatte sein wollen.  

Sie hatte darauf gehofft, dass Re es verstand. Dass die Dreiäugige begriff, was Alma nicht aussprechen hatte wollen, aber der Gesichtsausdruck der Nackten schien ihr zu widersprechen. Da war kein Verständnis mehr in den blassen Augen, sondern blanker Schmerz. Als hätte die Geflügelte unausgesprochene Ideale verraten. Oder das unsichtbare Band zerrissen, das wie eine Verbindung zwischen ihnen gewesen war. Re‘s Seelenspiegel schienen die Seelenwanderin anzuschreien, so schrill und laut, dass die vier Schwingen auf ihrem Rücken zu zittern begannen. Verzweifelt suchte sie nach der ersehnten Bestätigung, dass sie das Richtige tat, den besten Pfad beschritt. Den einzigen, der ihr noch geblieben war. Aber ihre Gesprächspartnerin schien jegliche Zustimmung zu verweigern. Almas Atem stockte, während ihr Herz flatterte, als wäre es ein gefangener Vogel – war es das nicht auch? Sie wich dem eindringlichen Blick der Nackten aus, kauerte sich mehr als ohnehin schon auf dem Rohr zusammen und presste ihren Körper gegen den unnachgiebigen Untergrund.
“Nein. Ich glaube dir nicht.“
Ihre Gedanken explodierten in reinem, ungefilterten Schmerz, während Almas Sichtfeld langsam aber sicher verschwamm. Die Last auf ihren Schultern erdrückte sie, ließ die Welt verschwinden und nur unendliches Leid zurück. Jedes einzelne Glied ihres Körpers schien zu schreien. Die Pein war so groß, dass Alma ihr Gesicht auf ihre Beine presste, im stillen Flehen, es möge aufhören. Die andere Pfote presste sie auf ihre Ohren, als wollte sie jeden Laut ausblenden. Als würde sie noch etwas hören, außer das gellende Klingeln des Schmerzes.
Aufhören. Aufhören. Aufhören. “Aufhören“, das Wort war kaum mehr als das Wispern eines Windhauchs inmitten des tosenden Sturms.
Das Zittern wich nur langsam aus ihrem Körper, ließ eine hungrige Leere im Herzen der Kätzin zurück. Und einen weiteren stummen Schrei auf ihren geschlossenen Lippen.

“Wirf einen Blick hinein.“
Almas Augen waren müde, als sie den Kopf wieder hob, um der Dreiäugigen zuzuhören.
Nur zögerlich und erschöpft kam sie Re‘s Angebot nach, blinzelte in die Schwärze der Hölle, aus der ihr zwei lebendige Monde entgegen starrten.
Alma griff nach der Dunkelheit, wie die Dunkelheit auch nach Alma griff.
Erleichterung durchflutete die Seelenwanderin, als sie ihr verzerrtes Spiegelbild berühren, es auslöschen konnte. Sie wollte Ravens Erscheinung nicht auf der schillernden Oberfläche der schwarzen Masse sehen. Einen Körper, den sie gestohlen hatte.
Die Fühler der Unterwelt schenkten ihr trotzdem eine seltsame Art von Ruhe. Als würde selbst die Hölle Mitleid für ihre verbitterte Seele empfinden und ihr Trost spenden wollen.
Und dann vernahm die Worte – “Ich begreife die Verbitterung, die du in deinem Geist spürst. Das tue ich, wirklich.“ – nach denen Alma sich sehnte und die es vermochten, ihren Schmerz zu lindern. Und doch lag Verzweiflung, so viel Verzweiflung in der Stimme der Prophetin.
“Re“, Almas Stimme gewann an Stärke und ihr Tonfall sprach von Zuneigung. Es bedeutete ihr die Welt, dass die Dreiäugige probierte, etwas zu retten, das längst verloren war. Aber alleine der Versuch berührte die alte Kätzin und ließ einen Funken in der Leere in ihrem Inneren aufglühen. War es Hoffnung?
“In diesem flüchtigen Augenblick bin ich hier bei dir. Ich sehe mit neugewonnener Schärfe, die du mir geschenkt hast. Und es wäre nicht falsch, mich Alma zu nennen.“, ein Lächeln umspielte ihre Lippen, voll von Freude und Melancholie, “Aber dieser Zustand wird nicht von Dauer sein.“ Sie betrachtete die andere Kätzin fast schon liebevoll, als würde sie mit ihrem eigenen Jungen sprechen, dem sie die Grausamkeit der Welt offenbaren musste. Alma verlor sich im lilanen Licht von Re‘s drittem Seelenspiegel. Dem Auge der Unterwelt. Ob die Hölle ihr lauschte?
“Stell es dir wie einen tiefen Schlaf vor, geplagt von schrecklichen Albträumen“, sie machte eine kurze Pause, legte sich die nächsten Worte sorgsam zurecht. Wie sollte sie es erklären? Wie? “Manchmal weckt mich eine besondere Seele, rüttelt mich aus diesem umnachteten Zustand, und dann begreife ich, dass es keine Träume sind, die ich im Schlaf erblicke. Es ist die Realität.“ Sie atmete tief ein, blickte auf ihre Pfoten, die so viel Unrechtes getan hatten.
Als sie den Blick wieder hob, waren ihre Seelenspiegel zwei trauernde Monde.  
“Und die Wirklichkeit ist jedes Mal wieder grausam zu mir. Denn nicht nur mein Körper ist auf ewig verloren, nein, auch mein Geist ist in tausend Scherben zersprungen. Wenn sie sich für ein paar kostbare Momente zusammensetzen, begreife ich. Ich begreife, Re.“ Almas Stimme brach unter der Last all der Erinnerungen.
Sie verfiel in ein Schweigen, weil ihre Stimme ihr nicht mehr gehorchen wollte. Kein Ton verließ mehr ihren Mund, als sie in das tröstende Leuchten von Re‘s Augen blickte, bis sie es nicht mehr ertrug. Sie senkte ihre Lider, ruhte sich in der Schwärze aus.
“Und jedes Mal, wenn ich erwache, bin ich dazu verdammt, in das gefühllose Antlitz dieser Welt zu schauen. Ich habe keine Kontrolle, Re. Es ist eine Krankheit, die ich nicht bekämpfen oder besiegen kann, weil sie meiner Seele anhaftet. Deshalb wünsche ich mir Erlösung von diesem Dasein.“
Die Seelenwandern schluckte schwer, bevor sie entschied, dass die Nackte jede Wahrheit verdient hatte, die Alma bieten konnte.
“Deshalb wünsche ich mir manchmal, einzuschlafen“, es fiel ihr unendlich schwer, diese Tatsache einzugestehen. Doch Alma hatte sich schon längst selbst verraten und es laut auszusprechen änderte nichts daran. Und sie war so müde.
Müde, gegen sich selbst zu kämpfen.
Müde, für sich selbst zu kämpfen.

“Alma wird immer ein Teil von mir sein. Ein Geist der Vergangenheit, eine Erinnerung in der Gegenwart. Und eines zukünftigen Tages, wird sie verblassen zu nichts weiter als einem Schatten“, die Seelenwanderin wusste, dass die Worte nicht Re‘s Erwartungen entsprachen und zögerte dennoch nicht, sie zu verkünden, “Ich weiß, dass ich irgendwann nicht mehr erwachen werde. Und auch, wenn es mich mit Traurigkeit erfüllt, gibt es keine Möglichkeit, dieses Los abzuwenden.“ Es war vergebens, einen Ausweg zu suchen, denn ihre Gabe, ihr Fluch, ihre Bestimmung war endgültig.
“Mein Schicksal ist von Ironie geprägt“, sie lächelte matt, “Ich verschwinde in der Ewigkeit und doch ist es nicht der Tod, der mich ereilen wird. Es ist schlimmer, fürchterlicher, unvorstellbarer. Es ist die vollständige Auslöschung in den Wirren meines eigenen Geistes. Für mich gibt es keine [b]Wiederauferstehung, kein ewiges Leben. Und an einem Namen festzuhalten erschwert meinen Weg.“[/b] Alma hatte diese Gedanken, diese Tatsachen noch nie einer anderen Katze anvertraut. Zu wissen, dass man eines Tages verschwinden und doch weiter auf der Erde wandern würde, war eine schwere Bürde. Und Alma war nicht bereit, sie zu tragen. Niemand würde jemals bereit dazu sein.
Die Seelenwanderin ließ ihren Kopf hängen, wollte nicht dem Ausdruck in den Augen der Prophetin begegnen. Das Letzte, was sie nun in den blassen Tiefen erblicken wollte, war die Erkenntnis, dass Alma nicht gerettet werden konnte.
Und es bereits akzeptiert hatte.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Nothing but a shadow
Shahar

Antworten: 11
Gesehen: 233

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Nothing but a shadow    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySo Mai 08, 2022 10:15 am
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Sly/694 (@Ace)
Erwähnt: Sly/694, Raven/693

Alma grinste übers ganze Gesicht und tapste dabei hektisch einen Schritt näher an ihr Gegenüber heran. Sie hatte richtig geraten, sie hatte richtig geraten! Sie hatte seine Nummer - 694 – erraten! Obwohl niemand ihr für diesen Sieg Glückwünsche aussprechen würde, erfüllt nichts als Euphorie der Geflügelte. Sie hatte gewonnen! Zufrieden begann die alte Kätzin zu schnurren, während sie stolz ihre Brust hervorstreckte. Ihre milchigen Augen funkelten aufgeregt.
Spielchen wie dieses machten ihren grauen Alltag zu einem bunten Ort, verliehen ihrem Dasein neue Bedeutung. Oh, Alma könnte den ganzen Tag lang spielen! Ob sie 694 dazu bringen konnte, mitzumachen? Alleine langweilte man sich doch so schnell …
Mit schief gelegtem Kopf kauerte sie sich auf den Boden und betrachtete den jungen Kater.

“todeskrank.“
Todeskrank? Ja, Alma war in der Tat krank vor Sehnsucht nach dem Tod. Sie lächelte noch breiter, als hätte sie einen genialen Witz gemacht. Erst die nächsten Worte des Katers ließen ihren fröhlichen - viel zu fröhlichen - Gesichtsausdruck verschwinden. Langsam kniff Alma die mondweißen Augen zusammen, während sich eine ungeheuerliche Anspannung über ihren ganzen Körper legte, sie in volle Alarmbereitschaft versetzte
Raven gefiel ihm nicht. Sie gefiel ihm nicht. Gefiel ihm nicht. Gefiel nicht. Nicht. Nicht. nIcHt.
Ein markerschüttertes Jaulen verließ ihren Mund, als sie den Kopf in den Nacken legte und zur Decke starrte. In brennend weißes Licht starrte. Es dauerte einige Wimpernschläge, bis der Zorn so heiß in ihr brannte, dass neue Klarheit ihren Verstand erfüllte. Wutentbrannt fokussierte sie 694 erneut.
694, der nicht verstand.
Der. einfach. nicht. verstand.
Almas Bewegung war geschmeidig und eingeübt, als sie von einem Moment auf den anderen auf den jüngeren Kater zu schnellte. Sie breitete die Schwingen aus, stieß ihn mit aller Kraft zu Boden und pinnte ihn dort fest. Ihre Flügel presste sie auf die seinen, um ihn festzuhalten. Ihre Pfoten hielten ihn an Ort und Stelle. Der Angriff fühlte sich gewohnt an, als hätte sie ihn auch in diesem Leben bereits unzählige Male durchgeführt. Sie atmete schwer, spürte ihre Muskeln beben und ihr Herz rasen. Wie schwach sie in diesem Körper doch war. Winzige Pfoten und lachhaft kleine Krallen. Aber für 694 reichte es völlig aus. Er war kleiner als seine Schwester und es fehlte ihm ganz offensichtlich an Stärke und Wissen, um ihr etwas entgegenzusetzen. Ob er mit den Beinchen strampeln würde? Wie niedlich.
Alma grinste ins Nichts. Obwohl sie einen Widerstand unter ihren Pfoten spürte, weiches Fell ertastete, war das einzige, was sie sehen konnte, der kalte Fließboden. Sie biss ihre Zähne fest aufeinander, während ihre Augen umherhuschten wie die eines getriebenen Tieres. Wo war er, wo war er, wo war er. Ihre Beute war entkommen, aber Alma war noch nicht bereit dazu, 694 gehen zu lassen. Ihr Atem beschleunigte sich weiter bis die Gestalt unter ihren Pfoten nach einigen, ewig langen Augenblicken, wieder sichtbar wurde. Ein entzürntes Fauchen verließ die Lippen der Geflügelten.
Gefährlich langsam beugte sie sich zum Kater hinunter. “Ich habe dir nicht die Erlaubnis zum Versteckspiel gegeben, Kleiner“, ihr Flüstern war scharf und zeugte von all ihren wachgerufenen Emotionen.
Angespannte Stille hing zwischen ihnen, bis Alma sie wieder durchbrach.
“Raven ist wunderschön. Wie eine Blume, die in der Dunkelheit erblüht. Wie die Schatten einer mondlosen Nacht“, ihre Stimme wurde unglaublich sanft und beschwichtigend. Gleichzeitig durchbohrte Almas Blick die lilanen Seelenspiegel des dunklen Katers. Mach deine Augen auf, sieh! Eindringlich beugte sie sich weiter zu ihm hinunter, konnte 694’s Atem auf ihrem Gesicht spüren, während sie auf seine Antwort wartete. Verstehe doch!

Alma atmete tief durch, zuckte mit den großen Ohren. So schnell, wie sie auf den geflügelten Kater zugesprungen war, ließ sie nun auch wieder von ihm ab und machte einen Satz nach hinten. Einnehmende Müdigkeit hielt Einzug in ihre schwachen Glieder. Diese Hülle war nicht fürs Kämpfen geschaffen und fühlte sich bereits jetzt an, als könnte sie beim nächsten Windhauch auseinanderbrechen. In diesem Leben sollte sich die alte Kätzin wohl wirklich auf Worte konzentrieren.
Trotzdem fühlten sie sich noch zu unruhig, wach, als dass sie sich setzen oder hinlegen könnte. Erneut begann sie damit, 694 langsam zu umkreisen. Sie war ein Raubtier, dass ihre Beute nicht aus den Augen lassen konnte, auch wenn das Spiel längst vorbei war.
“Dir fehlt es an Verständnis, dummes kleines Kätzchen“, noch immer klang die Aufgebrachtheit in den Worten der Geflügelten mit, “Ich habe alles von ihr bewahrt, nichts ist verloren gegangen. Weder ihr Körper noch ihre Seele haben sich in die undurchdringliche Finsternis verflüchtigt. Sie verweilt.“ Zumindest für einen kurzen Moment im Vergleich mit der Ewigkeit.


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Daeny

Antworten: 126
Gesehen: 3482

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySa Mai 07, 2022 12:25 pm


„Re“ 150

009 posts | word count: 1988
fähigkeit: schwarze materie | steckbrief
Standort: nahe des versammlungsortes
„Ist es nicht einfacher, von der großen Freiheit zu träumen, anstatt diese tatsächlich anzustreben?“ 150 lächelte. Sie und der Schatten befanden sich auf einer Wellenlinie; die Worte, die den Mund ihres Gegenübers verließen, entlockten der Nackten nichts weiter als Zustimmung.
Zugleich empfand sie jedoch einen Hauch von Schuld. Versank nicht auch 150 in Wunschdenken; in Träumen über einer Welt, in der die Dinge leichter waren? Sie wog sich in Sicherheit, denn ihre Gedanken gehörten allein ihr; es gab keine Konsequenzen für die Bilder, die sich vor ihrem geistigen Auge eröffneten.
150 redete sich ein, dass sie allein aus einem Grund nie den Versuch gewagt hatte, die Erfüllung ihrer Träumerei anzustreben: Gewissheit. Gewissheit darüber, dass die Welt dort draußen ebenso kalt und grausam war wie jene im Labor.
(Und doch schien sie so unbeschreiblich schön.)
Der Winter außerhalb des Grau’s war erbarmungslos, tödlich. Andere vermochten, ihn zu überleben, Jahr für Jahr, doch war 150 ein Freak; eine Missgeburt, erschaffen durch das Gift der Spritzen. Ihre nackte Haut würde vereisen, von ihrem Leib abblättern wie getrocknetes Laub. Sie würde sterben, ohne das Meer jemals mit eigenen Augen erblicken zu können.
Doch es war nicht nur das. Tatsache war, dass die Nackte nichts weiter war als ein Feigling; sie ging keine Risiken ein, jedenfalls nicht jene, welche tatsächlich etwas in ihrer kleinen Welt verändern würden.
Das Maul aufzumachen, süße Worte des Verrats zu flüstern, war das eine – eine ihrer felllosen Pfoten hinaus aus ihrem Käfig zu setzen, das andere.
In 093‘ Anwesenheit fühlte sich die Nackte mit einem Mal unbedeutend.
Doch schenkte sie ihrer Gesprächspartnerin nichts weiter als ein zustimmendes Nicken.

150 hatte sich schon oft gefragt, wie es wohl war, als etwas anderes als eine sterbliche Katze durch die Flure zu wandern. Manchmal, wenn sie sich in den Außenbereich schlich und die Vögel am Himmelszelt beobachtete, empfand sie Sehnsucht. In jenen Momenten wünschte sie sich, im nächsten Leben in einen anderen Körper gesteckt zu werden; die Welt von oben sehen zu dürfen.
Das Interesse darüber, ob 093 wohl in der Lage wäre, sich ihre Hüllen ganz ohne Einschränkung aussuchen zu dürfen, war brennend gewesen. Doch mit der Erklärung, die der Schatten ihr lieferte, verstand, weshalb jener nie als etwas anderes durch die Gänge schritt, als als Katze.
Das Konzept hinter 093‘ Dasein war größer, komplexer, als dass es 150 tatsächlich vollständig begreifen konnte, doch ja – der Schatten trug die Seele einer Katze in ihrer sterblichen Hülle. Egal, welche Form sie annehmen würde, ihre Seele würde unangetastet bleiben.
Sie verstand.
Wenn 150 in ihrem nächsten Leben die Form einer Krähe annehmen würde, dann würde sie auch die freie Seele eines Vogels in sich tragen.
Ob 093 jemals in den Genuss kommen würde, wiedergeboren zu werden?
„...und ich habe dem Todesengel ein bindendes Versprechen gegeben. Bis ich es eingelöst habe, werde ich hier verweilen“, erklärte 093.
Für einige Herzschläge legte sich Schweigen über die beiden Experimente. Lediglich die unverständlichen Laute und Gesprächsfetzen der Versammlung unter ihnen füllte die Stille zwischen ihnen.
Nachdenklich musterte 150 ihre Gesprächspartnerin, ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Wie gerne hätte sie dem Schatten ein Stück Hoffnung zurückgegeben.
Sie spürte etwas in ihrem Herzen aufflammen, doch konnte sie nicht deuten, was es war. Es ähnelte dem Prickeln, welches ihren Körper damals – viele Monde zuvor – ergriffen hatte, als sie das erste Mal Kontakt mit der Hölle aufgenommen hatte.
Nervös zuckte die Nackte mit dem Ohr. Da war es wieder, die Verständnislosigkeit. Doch wer wusste schon – womöglich verbarg sich hinter ihrer Reaktion keine größere Bedeutung; ja, womöglich fand sie sich lediglich in Ehrfurcht wieder angesichts der Erkenntnis, was ihre Gesprächspartnerin in ihrem (endlosen?) Leben bereits über sich ergehen hatte lassen müssen.
(In 093‘ Anwesenheit fühlte sich die Nackte mit einem Mal unbedeutend.)
Nun“, brach sie schließlich das Schweigen, „Ich bin froh, dass du hier verweilst. Das Gespräch, das ich heute mit dir führen darf – es scheint mir in gewisser Hinsicht die Augen zu öffnen.

Aufrichtige Sehnsucht ergriff die Nackte nur selten. Sie hatte sich mit ihrem Dasein auf gewisse Weise abgefunden; das Leben schien leichter, wenn man sich eingestand, dass es Dinge gab, welche sich einem in seinem jetzigen Dasein nie eröffnen würden.
Und doch gelang es dem Schatten, 150 in eine regelrechte Wehmut zu stürzen. Nie zuvor hatte sie jemanden in ihren kleinen Wunsch eingeweiht, das Meer erblicken zu dürfen; die salzige Brise auf der Zunge zu schmecken.
Sie wusste, dass sie sterben würde, noch ehe es ihr gelingen sollte – dass das Labor der einzige Ort war, den sie ihr Zuhause und ihr Grab nennen würde. Ob die Schwingen ihres nächsten Lebens Erbarmen zeigen und sie zu fernen Gewässern tragen würden?
Doch, oh, gewiss würden auch ihre Wunsche mit ihrem Ableben vergehen, so wie es ihre Erinnerungen täten. Sie würde das nächste Leben antreten, ohne vollständig sie selbst zu sein. Wie oft war ihre Seele bisher bereits gestorben, ohne, dass sie die Bilder der Vergangenheit erhalten geblieben waren?
(Wer war sie wirklich? Eine einfache Nummer?)
Den Schmerz, der sie in jenem Moment zu überwältigen drohte, schien sie jedoch nicht allein zu tragen.
(„Kann eine unsterbliche Seele nach dem endgültigen Tod verlangen?“)
Die beiden Experimente waren so verschieden, und doch teilten sie etwas, das 150 nicht ganz in Worte fassen konnte. Es war tröstend.
„Ist es die dunkle Tiefe oder doch die endlose Weite, welche dich anzieht, 150?“
Die Weite, vermute ich“, erwiderte die Nackte schwach und wandte den Blick ab. Sie schämte sich für die Emotionen, die sie gerade zu verschlucken schienen. „Die Erkenntnis, dass es immer etwas außerhalb meiner Reichweite geben wird. Ungewissheit.
Das dritte Auge hatte zu leuchten begonnen, ohne, dass es dem Experiment tatsächlich bewusst war. Da, an jenem Tag, verlor sie zum ersten Mal seit Monden die Kontrolle über die Finsternis.
Erst, als kleine, schwarze Tropfen auf das Rohr unter ihren Pfoten tropfte, bemerkte sie es. Überrascht hob sie den Kopf, erblickte die blubbernde Masse, welche sich an der grauen Decke über ihrem Schädel ausgeweitet hatte. Aus ihr heraus bildete sich die Materie, streckte sich nach der Prophetin der Unterwelt, als wolle sie das Experiment trösten.
Für einige Herzschläge ließ die Nackte zu, dass sich die Finsternis außerhalb ihrer Kontrolle manifestierte – und erst, als sie kurz davor war, ihre Wange zu streichen, verfestigte 150 die Verbindung zu ihr, fing sie ein.
In unbeschreiblicher Schwärze schillernd verweilte die Materie dort, unmittelbar vor ihrem Gesicht.
„Wenn meine Pfoten mich zum fernen Blau tragen, werde ich den Wellen ein Lied von dir singen, 150.“
093‘ Worte trösteten sie mehr, als die Berührung der Finsternis es in jenem Augenblick gekonnt hätten. Nahezu überwältigt wandte sie den Kopf, sah 093 aus glänzenden Augen an.
Ich danke dir, 093.

„Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde mein Pfad mich wieder zum Anfang führen. Auf die grauen Straßen eines grausamen Zweibeinerorts, den ich dennoch für mondelang mein Zuhause genannt habe.“
Nie hatte die Nackte sich danach gesehnt, die Städte der Zweibeiner zu erforschen. Doch da, als der Schatten in fernen Erinnerungen zu schwelgen schien, fragte sie sich zum ersten Mal, wie das Leben dort wohl war.
Nachdenklich legte sie den Kopf schief, ihr drittes Auge weiterhin leuchtend; die Materie über ihrem Schädel schwebend, als wollte die Unterwelt ihrem Gespräch beiwohnen.
Wie gerne würde ich einen Einblick in deine Erinnerungen bekommen.

Wiederauferstehung.
Das war es, auf das 150 hoffte, als 093‘ Name ihre Lippen verließ. Die Kriegerin schien schmerzlichst verloren, doch sehnte sich die Nackte danach, sie das sehen zu lassen, was sich ihren drei Augen gerade eröffnet hatte.
Alma hatte ihren Geist geöffnet, auch ihr etwas zurückgegeben.
Re starrte ihre Gesprächspartnerin an, brennend und das Leuchten ihres dritten Auges umspielte ihre gespannten Züge, während sie auf eine Antwort wartete.
Egal, in welcher Hülle sich die Seelenwanderin auch befand, Alma war dort. Re konnte es mit eigenen Augen sehen; sie mit eigenen Augen sehen!
Umso enttäuschender war die Antwort, die man ihr gab.
„Nein, dieser Name wird nie wieder der meine sein.“
Alma’s Worte waren regelrecht ein Fausthieb ins Gesicht. Verständnislos runzelte die Nackte die Stirn, machte einen Schritt zurück, als müsse sie sich fangen.
„...Sie ist keine verbitterte Seele; Alma ist eine Königin.“
Die Versammlung, die Bilder vor ihren Augen und jegliche anderen Sinneseindrücke schienen zu verschwimmen, als wollte man Re in ein Becken aus Nichts schmeißen. Das einzige, das sich ihr klar und verständlich zeigte, war Alma’s Anblick; 693‘ Körper. Selbst die Materie schien sie für einige Herzschläge zu vergessen. In ihrer eigenen Verwirrung begann auch die Finsternis, unruhig zu werden.
Wie konnte man seine eigene Existenz derart abweisen? Wenn Alma nicht zu ihrem Dasein stand, was war sie dann; was blieb übrig von der Seele, die der einstigen Königin gehört hatte?
Re starrte die Geflügelte an, in ihren Zügen spiegelte sich Schmerz wider, den sie selber nicht verstand. Schließlich wandte sie den Blick ab; sie ertrug es nicht, dem Schatten länger in die pupillenlosen Augen zu sehen.
Wenn Alma ihre Existenz derart wegwarf, war die Seele, die ihr da gegenübersaß nicht mehr als die Hüllen, die sie bewohnte.
„Ich danke dir, Re.“
Die Nackte schloss die Augen, während der Schatten sprach; ihre Dankbarkeit aussprach für etwas, das nicht existierte.
„Aber ich werde diesen Namen nicht erneut tragen.“

Vermochte es Alma’s Seele tatsächlich, zu sterben und doch weiterzuwandern? Re verstand nicht; und jene Verständnislosigkeit machte ihr Angst. Alma hatte ihr die Augen geöffnet und doch im selben Atemzug die Tür versperrt; Re glaubte, durch die Begegnung mit dem Schatten etwas gefunden zu haben – aber was, wenn auch jener Teil ihrer Selbst bereits erloschen war?
Nein“, sprach sie schließlich, ihre Stimme getunkt in kalte Ruhe. Zum ersten Mal während ihrer Begegnung mit der Geflügelten widersprach sie ihr. „Ich glaube dir nicht.
Sie öffnete die Augen und fand Trost darin, weiterhin in violettem Licht zu baden. So sehr sie das dritte Auge verabscheute; die Hässlichkeit, die es mit sich brachte, so zeigte sie ihr am deutlichsten, das die Verbindung zur Finsternis bestand; dass sie lebte.
Re betrachtete die Schwärze über ihrem Kopf, die Materie, die sich nun ebenfalls zu beruhigt haben schien. Sah man die Finsternis aus der Nähe, so begriff man, dass die Dunkelheit nicht beklemmend war. Sie pulsierte, bewegte sich; schillerte in den zahlreichen vergangenen Leben, die die Unterwelt durchquerten.
Wirf einen Blick hinein“, bot sie Alma schließlich an und ließ die Materie wandern; sie nach der Geflügelten ausstrecken.
Ich begreife die Verbitterung, die du in deinem Geist spürst. Das tue ich, wirklich.
Bekümmert sah sie die einstige Kriegerin im Körper eines Raben an. Wenn sie nur sehen könnte, was sie sah.
Alma hat mir heute etwas gezeigt, mir die Augen geöffnet. Das wäre nicht möglich gewesen, wäre sie nicht tatsächlich hier.
Würde der Schatten verstehen, was sie meinte; aufrichtig meinte?
In ihren Worten schwang nahezu Verzweiflung mit. Wenn jemand wie Alma sich verlor, tatsächlich verschwinden konnte, was bedeutete das dann für ihre eigene Seele? Wenn Alma nicht länger hier war, was bedeutete das dann für ihren eigenen Namen, den sie an jenem kalten Tag wiedergefunden hatte – durch fremde Hilfe?
Die Art und Weise, wie die Geflügelte ihre Existenz als nichts weiter als eine Erinnerung abstempelte, erschütterte Re’s Glauben.
Du bist die Einzige, die Alma aus dieser Welt verbannen kann. Doch ich spüre sie, hier, neben mir. Ich sehe sie, wenn ich in deine Augen blicke.
Re’s Stimme brach. Zuvor, als sie das erste Mal in die milchigen Tiefen des Schattens geblickt hatte, hatte sie sich nicht erklären können, was sich dort noch in ihnen verbarg.
Nun begriff sie.
Wirf nicht das letzte Stück von dem weg, das dich davon abhält, zu nichts weiter zu werden als einer namenlosen Leere im Körper eines Fremden.

*
Angesprochen: alma
Erwähnt: 001; andere experimente

@shahar

#nacktundbeflügelt
#nackikatzi
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Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySo Mai 01, 2022 10:09 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, 001, Charon/200, Midir/769, Rhianwen/013, Raven/693

”In the subtle space, there's an endless ocean
But the devils sing and it's deafening.”

(c) Dying Is Absolutely Safe by Architects

“Vielleicht ist es eine Sucht. Oder doch Furcht?“, Almas Blick wanderte in die Tiefe, “Ist es nicht einfacher, von der großen Freiheit zu träumen, anstatt diese tatsächlich anzustreben?“ Ein abfälliges Lächeln huschte über ihre Lippen. “001 war für viele ein guter Lehrer. Der gefallene Anführer hat gezeigt, wie unkompliziert das Leben sein kann, wenn man das selbstständige Denken aufgibt.“ Es blieb abzuwarten, wer nun wieder damit anfangen würden. Oder auf 200 und die anderen Vertrauten setzten, um nicht aus ihrem eingetrichterten Alltag gerissen zu werden. Wie einfach es wäre, sich auf dem Strom treiben zu lassen, anstatt selbst zu schwimmen. Oh, wie einfach.
Aber Alma war der Überzeugung, dass auch die Dreiäugige nie eine Mitläuferin sein würde. Das eigene Schicksal in fremde Pfoten zu legen, brachte niemals etwas Gutes hervor. Die Seelenwanderin hatte ihre Zukunft schon immer selbst in die Hand genommen. Zumindest, als es noch Wünsche in der alten Kätzin gab, welche die hungrige Leere in ihrem Inneren füllten. Romantische Liebe war der Seelenwanderin in all den Monden fremd geblieben. Abstrakt und fern. Sie hatte dieses Gefühl nie begreifen, empfinden können. Denn auch ihr Herz sollte wohl ganz ihr Eigentum bleiben. Es hatte lange gedauert, bis sie begriffen hatte, dass es auch keine Gerechtigkeit in der Welt gab. Keine höhere Macht, die einem verdiente Belohnungen überreichte.
Man musste das, was man wollte, an sich reißen. Mit aller Macht. Eines konnte sie 001 nicht absprechen; er hatte das Prinzip des Stärkeren begriffen. Nein, Dummheit würde sie dem gefallenen Herrscher nicht zudichten. Was ihn vom Thron gestoßen hatte, war alleine sein verblendetes Gemüt gewesen. Ein Königreich aufzubauen war das eine, aber es vor dem Fall zu bewahren, etwas völlig anderes. Eine Herausforderung, an der viele scheiterten. Ein weiterer Beweis dafür, dass 001 nur einer unter tausendenden Gescheiterten war. Er war zwar am oberen Ende der Nahrungskette gelandet, doch diese Tatsache konnte ihn letztendlich nicht vom Sturz retten. Je höher man hinaufstieg, desto tiefer konnte man fallen, wenn man sich über die Situation nicht im Klaren war. Und Alma war nicht der Meinung, dass 001 nach unten geblickt hatte. Gesehen hatte, wie weit er gekommen war, und was er dafür geopfert hatte. Nein, seinen Kopf hatte er hoch in die Luft gereckt, hin zu seinen falschen Göttern. Irgendwann hatte er unweigerlich stolpern müssen. Hatte seine Geschichte nicht zwangsläufig dieses Ende genommen? Kein König konnte die Ewigkeit regieren. Keiner konnte sich vor dem Fall bewahren.
Und auch Alma war gestürzt. Oh, wie weit sie gefallen war. Wie lang ihr Sturz andauerte. Ob sie jemals am Boden aufschlagen würde?

Nur die Hüllen von Katzen ...
Die Geflügelte blinzelte voll Unverständnis. Es kam ihr absurd vor, zu versuchen, einen Körper anzunehmen, der ihr nicht im Geringsten ähnelte. Wenn sie nun ihre Pfoten musterte, waren sie zwar rabenschwarz und mickrig, aber es waren doch vier funktionierende Pfoten. Alma streckte ihren Verstand nach den Schwingen aus, die sich noch immer seltsam fremd anfühlten. Ein Körperteil, nach dem sie nie gefragt hatte. Das sie nicht nötig hatte. Trotzdem war Raven ein Gefäß, das sie daran erinnerte, wer sie war und immer bleiben würde. Eine Katze.
“Jedes Mal, wenn ich eine neue Gestalt annehme, ist sie ungewohnt. Manchmal sind Geräusche lauter, meine Sprünge weiter. Manchmal sind die Krallen stumpf“, sie streckte ihre Pfote nach vorne, fuhr die Krallen langsam aus, “Selbst wenn die ersten Schritte schwach und unbeholfen sind, so erinnere ich mich, wie es ist zu laufen. Zu sprechen, mit einer unbekannten Stimme. Zu kämpfen, denn ich vergesse die Kriegerin in mir nicht.“ Almas Augen sprangen zu den künstlichen Sonnen des Labors. Selbst als farbige Flecken in ihrem Blickfeld tanzten, wandte sie sich nicht vom Licht ab.
“Die Schwingen des Raben erlauben es mir nicht zu fliegen. Warum sollten die Beine eines Zweibeiners mir das Gehen ermöglichen?“, sie neigte ihren Kopf, während sie über all die Möglichkeiten nachdachte, die ein vollkommen anderer Körper mit sich bringen könnte. Aber Alma wollte sich nichts weiter, als ihre eigene Gestalt – die Erinnerung daran – am Leben zu erhalten. Ein Schauder lief über ihren Rücken. Wie das leise Flüstern der Kälte, welche sie nicht mehr wahrnehmen konnte.
Ob 150 verstehen konnte, dass Alma nie vom Fliegen geträumt hatte? Sich nie gewünscht hatte, durch die Augen von 001’s Göttern auf ihre Welt herunterzublicken?
“Außerdem ist die Welt, die das Leben vom Tod abgrenzt, wie ein dunkler Sternenhimmel. Und ich wurde nicht dazu geboren, durch die Finsternis zu navigieren.“ Ob es dem Wächter des Todes anders erging? “Es ist eine Düsternis, welche selbst die schärften Augen nicht durchdringen können. Wenn ich meine Pfoten auf einen neuen Pfad setze, ist er endgültig. Dann werde ich nie wieder zurückfinden. Und ich habe dem Todesengel ein bindendes Versprechen gegeben. Bis ich es eingelöst habe, werde ich hier verweilen.“ Vielleicht war das Labor nur eine einzelne Station auf Almas Wanderung. Im Laufe der Zeit würde ihr Leben hinter Gittern wohl zu einem Schatten verblassen. Noch war das Grau aber ihre Realität.

“Kann ich also wirklich behaupten, ein Verlangen nach einem Ort zu haben, welchen ich nie mit eigenen Augen erblickt habe?“
Selten nahm Almas Gesichtsausdruck einen sanften Zug an, doch 150 entlockte ihn der Seelenwanderin. Als sie ihren Mund öffnete, klang ihr Stimme beinahe weich.
“Kann eine unsterbliche Seele nach dem endgültigen Tod verlangen?“
Lange hatte diese eine quälende, schmerzende, wiederkehrende Frage Alma begleitet. Und doch hatte sie ihre Antwort, ihre Wahrheit gefunden.
Der Ausdruck in den Seelenspiegel der Dreiäugigen zogen Alma in den Bann. Sie musste für einen kurzen Moment die Lider senken, um der starken Empfindung darin zu entfliehen. 150 brachte die alte Kätzin dazu, schwer zu schlucken. Sich zu erinnern. An das Gefühl, sich nach mehr zu sehnen. Nach Erfüllung zu streben. Almas Antrieb war allerdings schon längst kein brennender Wunsch mehr. Ihr Herz war erfüllt von der Abwesenheit von Träumen. Von einem Nichts, das alles andere verschlungen hatte.
“Das Meer also … Ist es die dunkle Tiefe oder doch die endlose Weite, welche dich anzieht, 150?“ Das Bekannte oder doch die Fremde?
Beim Wunsch der Kätzin neigte Alma andächtig ihren Kopf, bevor sie wieder in die blassen Seelenspiegel der Nackten schaute. Versprechen waren etwas, das der Seelenwanderin eine Richtung in der Endlosigkeit wies.
“Wenn meine Pfoten mich zum fernen Blau tragen, werde ich den Wellen ein Lied von dir singen, 150.“ Alma würde dem säuselnden Rauschen des Ozeans antworten. Ihm die Geschichte einer Prophetin der Unterwelt zuwispern. Und der Auserwählten der Hölle damit einen Hauch von Unsterblichkeit schenken.

“Es spielt keine Rolle, wohin mich meine Pfoten tragen. Wenn eine Erzählung abgeschlossen ist, wird an einem anderen Ort, eine neue beginnen. Ich werde diesem Kreislauf noch lange beiwohnen“, eine seltsame Gewissheit erfüllte Almas Worte, “Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde mein Pfad mich wieder zum Anfang führen. Auf die grauen Straßen eines grausamen Zweibeinerorts, den ich dennoch mondelang mein Zuhause genannt habe.“
In Gedanken verspottete sie sich selbst für ihre lächerlichen Worte. Was wollte sie dort vorfinden? Gebeine von alten Bekannten? Sie zuckte mit einem Ohr, wollte etwas hinzufügen, als ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Schädel sie ablenkte. Vor ihren Augen verschwamm die Welt für den Bruchteil einer Sekunde. Alma holte tief Luft, ihre magere Brust bebte. Fokus. Fokus. Fokus. Traurigkeit ergriff die alte Kätzin, nagte an ihrem Inneren. Wie lange hatte sie noch Zeit, bevor ihre Klarheit ausgelöscht werden würde?

Alma.
Das Herz der Seelenwanderin machte einen freudigen, verwirrten, berührten Sprung, als sie ihren Namen vernahm. Ob 150 verstand, dass sie viele, unzählig viele Monde, nicht mehr so genannt worden war? Bis zu diesem Wimpernschlag war Alma nicht einmal bewusst gewesen, was sie verloren hatte. Nicht, bis die Dreiäugige es ihr zurückgab. In ihrem ersten Leben hatte die Kätzin ihren Namen gehütet wie einen kostbaren Schatz. Sie hatte ihn nicht versteckt, ihn mit Stolz getragen. Denn selbst die unrechtmäßigen Regeln und 001 hätten nie in der Lage sein dürfen, ihn ihr zu entreißen. Nein, nur das Schwinden ihrer Klarheit hatte ihren Namen verblassen lassen. Ihren Namen. Ihren Namen.
Alma.
Ein bleiches Feuer entbrannte in der alten Kätzin, ließ kalten Zorn erwachen. Es war ihre eigene Schuld, dass sie ihn verloren hatte. Ihm nicht mehr würdig war. Es war nicht nur Selbsthass, der sie dieses Mal übermannte, sondern Traurigkeit. Jeder Verlust, jede Enttäuschung, jede Niederlage; alles traf sie mit unbarmherziger Härte. Wie gerne sie gerade vergessen würde. Wie auf Knopfdruck in einen umnachteten Geisteszustand wechseln. Aber es blieb ihr verwehrt; eine Strafe für ihr Erwachen. Obwohl die Seelenwanderin ihre Situation begriff, war sie nicht fähig, etwas zu verändern. Ihr Verständnis erlaubte ihr noch lange nicht zu handeln.  
Alma war ein Vogel, der verlernt hatte, zu fliegen. Sie glaubte, zu stürzen, bis in 150’s Unterwelt und weiter. Weiter. Weiter. Sie wollte schreien, aber kein Laut verließ ihre Lippen. Almas Schmerz verklang still in der Leere. Die Seelenwanderin war dazu verdammt, niemals gehört zu werden.
Alma blickte auf, in 150 lebendige Augen, die ihr eine Welt versprachen, in der sie wieder eine stolze Kriegerin sein konnte. Wieder Alma sein konnte.
Und dann schüttelte sie ihren Kopf.
“Nein, dieser Name wird nie wieder der meine sein“, der Ausdruck ihrer Seelenspiegel war dem Tod näher als sie selbst und aus ihrer Stimme sprach eine traurige Endgültigkeit, “Ich bin zu einem Schatten geworden. Einem Echo. Einer Erinnerung. Niemals werde ich ihr, Alma, wieder gerecht werden. Es ist ihr Andenken, das ich wahren werde. Sie ist keine verbitterte Seele; Alma ist eine Königin.“ Hatte es je Worte gegeben, die ihr so schwer und doch leicht über die Lippen gekommen waren?
In diesem Augenblick gab es für Alma nur sie selbst und ihr Gegenüber, als hätte sich ein Schleier über die restliche Welt gelegt. Die entfernten Stimmen verklangen und waren in ihren Ohren nichts weiter als ein gleichmäßiges, einschläferndes Rauschen. Es dauerte eine Weile, bis Alma es wagte, die schwere Stille zu durchbrechen.
“Ich danke dir, Re“, Almas Stimme nahm erneut eine wärmere Färbung an, als sie zur Nackten blickte. Zur Katze, die bereit gewesen wäre, ihr etwas zu geben. Anstatt zu nehmen. “Aber ich werde diesen Namen nicht erneut tragen.“ Manche Dinge verlor man auf der Wanderung. Es gab einen Punkt, von dem aus es kein Zurück mehr gab.
Das Feuer in Almas Inneren erlosch, als würde sie in den Tiefen eines klaren Ozeans versinken, der den Himmel reflektierte. In einem Blau, das Almas Seelenspiegeln so sehr ähnelte.
Schweigend blickte Alma in die blassen Iriden der Dreiäugigen.
Ich werde den Wellen ein Lied von dir singen, Re.


#nacktundbeflügelt
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Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySo Mai 01, 2022 1:13 pm


150 „Re“

008 posts | word count: 1539
fähigkeit: schwarze materie | steckbrief
Standort: nahe des versammlungsortes
Du hast Recht.“ Gewiss. „Die Intrigen des Labors besitzen einen süßen Beigeschmack – ihnen zu entkommen erscheint beinahe unmöglich. Ich frage mich nur, ob wir uns gewollt zum Bleiben entschließen oder nicht anders können, als diesem [b]Fiasko beizuwohnen. Eine Sucht, die es zu befriedigen gilt.[/b]“
Ihre Worte galten in erster Linie der Nackten selbst. Die Möglichkeit, ihrem stählernen Käfig zu entkommen, hatte sich ihr durchaus eröffnet – sei es durch den Tod oder durch jene mutigen Gesellen, die sich mit eigener Faust ihre Freiheit erkämpft hatten. Doch hatte ihr bisher die Entschlossenheit gefehlt, jenen Schritt zu wagen; ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Ja, der Alltag hatte doch etwas bequemes und 150 war derart festgefahren in diesen Komfort, das sie jeglichen Wunsch nach Freiheit in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins schob. Es stand ihr nicht zu. Hineingeboren in jene grauen Wände war sie zu einer Prophetin gemacht worden; die Finsternis begleitete sie auf diesem Wege, doch wer konnte ihr schon versprechen, dass sie ihr nicht aus den Pfoten glitt, sobald sie einen falschen Schritt tat?
Ja, 093 hatte Recht. Und die Nackte redete sich ein, dass auch sie selbst einen wichtigen Part im Labor spielte, ein Part, welcher sie zum Bleiben überzeugte; die Beobachterin. Doch kam sie in jenen kurzen Herzschlägen nicht umhin, sich zu fragen, wie es wohl den Experimenten ergangen war, welche dem Käfig entkommen waren.

Warten. 150 betrachtete ihre Gesprächspartner mit ruhigen, nachdenklichen Augen und kam nicht umhin, zu bedauern, in welchen Dingen sich die beiden Experimente unterschieden. Ja, der Schatten besaß das Geschenk, einfach warten zu können – warten auf bessere Tage, bessere Möglichkeiten; ein besseres Leben? Die Nackte würde ihren eigenen Körper um nichts in der Welt hergeben, war ihr ihr eigenes Spiegelbild doch derart ans Herz gewachsen, doch wurde ihr da auch schmerzlichst bewusst, dass sie den Luxus des Wartens nicht besaß. Die Zeit spielte gegen sie, holte sie ein wie ein Raubtier, das – wenn der richtige Tag käme – ihre Beute erbarmungslos verschlingen würde.
Was käme dann? 150 hoffte, dass sich die Finsternis ihr in ihrer Barmherzigkeit offenbaren würde; sie in jene Welt einladen würde, für welche die Nackte gerade nichts weiter war als eine Verbindung, ein Botschafter. Doch die Dinge waren ungewiss und wer wusste schon, ob mit dem Abkühlen ihres toten Leibs nicht auch ihr Dienst im Namen der Unterwelt erfüllt sein würde? Was, wenn die Finsternis weiterwandern würde, zu ihrem nächsten Propheten – und 150 dabei zurücklassen würde, ohne sie auch nur eines weiteren Blickes zu beachten?
Jene Sorge grenzte beinahe schon an Verrat, weshalb sich die Nackte ihre trügerischen Gedanken aus dem Schädel schüttelte und sich wieder auf das konzentrierte, was gerade wirklich wichtig war: die Konversation mit dem Schatten.
093 erklärte ihr gerade die Beweggründe über ihr Bleiben im Labor und die Dreiäugige ermahnte sich, sich künftig während eines laufenden Gesprächs nicht derart in ihrer eigenen Gedankenwelt zu verlieren.
Kannst du nur die Hüllen einer Katze benutzen?“, fragte sie schließlich. Sie versuchte zu verstehen, weshalb das Wandern dort draußen sich für den Schatten als komplizierter gestalten würde, als zunächst vermutet. Immerhin konnte die Welt außerhalb des Labors nicht barmherziger sein als hier drinnen; gewiss begegnete man auch dort laufend dem Tod?
Doch konnte sie nichts weiter als Vermutungen äußern. Das, was sich außerhalb ihres Käfigs abspielte, glich einem Schauspiel; etwas, das sie als Außenstehender nur aus nichtssagender Entfernung betrachten konnte.
„Aber sag mir, 150, wohin würden dich deine Pfoten tragen, wenn niemand dir Fesseln anlegen könnte?“
Die Frage traf die Nackte unerwartet; womöglich deshalb, weil das Interesse für ihr eigenes Wunschdenken in der Regel von ihr selbst kam.
Nachdenklich wandte 150 den Blick ab, um erneut die Versammlung unter ihren Pfoten zu betrachten. In 093‘ Frage lag ein gewisses Gewicht; sie schien bedeutsam und 150 wollte die richtigen Worte wählen, um sie zu beantworten.
Ich kenne nur dieses Leben; die Dinge außerhalb des Labors wurden mir nur durch Erzählungen weitergetragen. Kann ich also wirklich behaupten, ein Verlangen nach einem Ort zu haben, welchen ich nie mit eigenen Augen erblickt habe?
Doch dann lächelte sie. Und in ihrem Lächeln lag eine unbeschreibliche Sehnsucht. Als sie fortfuhr, sah sie 093 aus vielversprechend leuchtenden Augen an:
Dort draußen soll es riesige Mengen an Wasser geben. Wüsten aus Salzwasser. Ich möchte meine Pfoten in ewiges Blau strecken, die Hitze der Abendsonne auf meinen Wangen spüren.
Dann traf sie eine gewisse Traurigkeit; die Gewissheit, das das Meer nichts weiter bleiben würde als das, was es gerade für sie war – eine Erzählung.
Wenn dich deine Pfoten in die rechte Hülle tragen werden, 093, egal, wie viele Monde bis dahin vergehen – und wenn du dort stehen wirst, die Zehen in nassen Sand gegraben, dann bitte ich dich um eines; denk an mich. Denn vielleicht wird mich dein Gedanke allein etwas näher an jenen Ort bringen.
Sie lächelte. Ein dümmlicher Wunsch angesichts der Tatsache, dass sich die beiden Experimente erst seit kurzer Zeit kannten.
Doch kommen wir zu dir zurück. Wenn die Geschichte des Labors abgeschlossen ist, wo wird dich dein Weg dann hinführen?

093 gierte nach mehr, als das, was die Nackte ihr bieten konnte – jene Gefühle und Eingebungen der Unterwelt, welche sich 150 eröffneten und sie tagtäglich begleiteten. Doch selbst der Nackten blieb mehr verweigert. Selbst ihr war das Ausmaß der Unterwelt nicht bekannt.
Sie schenkte dem Schatten daher ein entschuldigendes Lächeln.
„Wie soll ich der Unterwelt nah sein, 150?“
Die Nackte schmunzelte. Es war schwer, ihren Neid zu begreifen, wenn man nicht selber an der unsichtbaren Leine hing, welche die Unterwelt um ihren Hals geschnürt hatte. Sie durfte sich in ihrer Präsenz baden, doch war es die Sterblichkeit, die sie davon abhielt, einen Schritt tiefer zu gehen. Die Sterblichkeit band sie an die Welt, in welcher sie sich gerade befand.
Du bist dem Tod einen Schritt näher als ich; als die meisten hier.“ Sie deutete mit der kahlen Pfote auf die Versammlung unter ihr. „Das bringt dich auch der Unterwelt näher. Es würde mich brennend interessieren, welche Dinge sich jemandem wie dir offenbaren würden, wärst du mit meiner Verbindung zur Finsternis gesegnet. Womöglich könntest du ihr vollständiges Potenzial auskosten.
Weiter ging sie auf diese Möglichkeit nicht ein. Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass sich die Finsternis womöglich für einen falschen Propheten entschieden hatte.
“Du wirst dem Licht begegnen.“
Vielleicht. Vielleicht würde man sie auch mit ewiger Leere strafen.
Sie ließ sich ihre Sorge allerdings nicht anmerken und schenkte 093 stattdessen ein dankbares Nicken.

Und da war es. Jener Moment, auf welchen 150 derart begierig gewartet hatte.
„150“, begann der Schatten und die Nackte konnte nicht anders, als sich weiter vorzubeugen, die Ohren beinahe schmerzhaft gespannt.
Die Wahrheit.
093 erzählte von ihrem ersten Leben, ihrer Stärke, ihrem Dasein einer ehrenvollen Kriegerin; ihrem Körper.
Sie weihte die Nackte ein in ihren Absturz, den Schmerz, die Verbitterung; das ewige Spiel mit 200..
150 horchte jedem ihrer Worte ehrfürchtig, wie ein kleines Kätzchen, welchem man Geschichten über Helden vergangener Tage erzählte. Sie schwieg, wagte es nicht, auch nur einen Laut von sich zu geben, während der Schatten sich in seiner Vergangenheit verlor, verlorenen Schmuck an ihrem Körper aufleuchten ließ.
Doch eines blieb der Nackten während jener Erzählung besonders hängen; beinahe schmerzhaft hatte es sich ihr ins Gewissen gebrannt, verboten, und auf irgendeine Weise doch hoffnungsvoll. Ein Name, der den Schatten zu mehr machte als einer einfachen Nummer.
Alma.
Keiner der Experimente hatte 150 bisher eingeweiht in die Geheimnisse außerhalb des Labors; in vergangene Identitäten, vergangene Leben.
093‘ Namen zu hören weckte etwas in der Nackten, eine ferne Erinnerung.
Und ihr wurde bewusst, wahrlich bewusst, was das Labor der einstigen Kriegerin genommen hatte. Was sie jedem stahl, der das Unglück fand, dort, im ewigen Grau eingesperrt zu werden.
Ihr Blick wanderte zurück hinab, zu 001‘ Leiche und dem jämmerlichen Anblick, den der einstige Führer da bot; ein Symbol des Labors.
150 fasste einen Entschluss. Da, in jenem Moment, erwachte sie.
Wir sind mehr, als unsere Hüllen“, begann sie schließlich, nachdem 093 geendet hatte. Mit neu entbrannter Entschlossenheit sah sie den Schatten an. „Mein Leib, er unterscheidet sich nicht von deinem. Ein sterblicher Käfig; doch ist es nicht das, was uns ausmacht. Wir sind mehr. Alma wurde damals nicht getötet, man hat ihr nur ihre Hülle genommen.
Verstehst du nicht? Sie ist immer noch hier. Du bist immer noch Alma. Egal, in welchem Körper du wandelst. Selbst die Dunkelheit wird dir das nicht nehmen können.

150‘ Herz donnerte laut gegen ihren Brustkorb, spornte sie in der Aufregung an, welche ihren Körper erfasste.
(Sie war erwacht.)
Wir sind mehr als unsere Hüllen“, wiederholte sie eindringlich, „Und -
Sie zögerte. Doch weshalb? Dort oben gab es niemanden, der sie aufhalten konnte.
001 war gefallen und seine Anhänger erwartete nichts weiter, als das selbe Schicksal. War das der Vorgeschmack auf Freiheit?
- wir sind mehr als einfache Nummern.
Ich möchte dich nicht länger 093 nennen.

Da, die Worte hatten ihren Mund verlassen. Ihre Wangen brannten, die Aufregung schien ihren Körper, ihren Geist aufzuheizen. Die Geflügelte hatte ihr die Augen geöffnet.
Die ferne Erinnerung fand in jenen Sekunden an Stärke wieder. Klar und deutlich hallte sie in ihrem Kopf wider.
Alma“, sprach sie, in ihren Augen spiegelte sich Vorsicht wider. Würde man es ihr gestatten, die Kriegerin beim Namen zu nennen?
Mein richtiger Name ist Re.

*
Angesprochen: 093/693
Erwähnt: 001; 200 & anhänger; andere experimente

@shahar

#nacktundbeflügelt
#nackikatzi
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Shahar

Antworten: 126
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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySa Apr 30, 2022 4:12 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, 001, Charon/200, Raven/693

Mitgefühl.
Das Wort schmeckte bitter und doch lag in Alma Augen nichts als Leere. Erst nach der weiteren Erklärung ließ sie sich zu einem vagen Nicken hinreißen. Natürlich war ihr bewusst, dass man ihrem Schicksal nicht mit Neid begegnete, musste sich allerdings davor bewahren, im Selbstmitleid zu versinken. Deswegen akzeptierte sie derartige Bekundungen nur äußerst selten.
“Du hast recht, 150, ein Käfig steht auch mir nicht“, ihre Augen leuchteten amüsiert, “Aber es wäre ein Jammer gewesen, hätte ich diesen Ort vor 001’s Fall verlassen. Und nun wäre es eine noch größere Schande, so früh wieder aus dem Spiel auszuscheiden. Mir bleibt die Ewigkeit, um die Welt dort draußen erneut aufzusuchen, die Zeit drängt nicht. Warum also jetzt gehen und die Wirren der Zukunft des Labors verpassen?“, Alma wollte das Buch zu Ende lesen und nicht bei der Hälfte zuschlagen. Fürs Erste würde sie bleiben und die kommenden Intrigen mit Eifer beobachten.

“Ich habe die Wahl“, ihr Lächeln war schwach, beinahe unkenntlich, “Aber, wenn die Alternative eine noch tristere Wirklichkeit als das Labor ist, dann vergisst man schnell, dass man warten könnte. Warten auf einen Körper, eine Hülle, die einem gefällt. Letztendlich spielt es doch ohnehin keine Rolle. Es ist nur eine neue Haut, die ich nach einer Weile wieder abstreife.“
Wie alles wohl abgelaufen wäre, hätte sie 001 Leichnam gewählt? Wenig überraschend wohl. 200 hätte sie Stück für Stück auseinandergenommen. Almas Mundwinkel zuckten leicht, denn es wäre sicherlich eine interessante Wendung gewesen. Der Möglichkeit trauerte sie allerdings wenig hinterher, weil sie mit den aktuellen Geschehnissen auch zufriedengestellt war. Sie selbst musste in der Geschichte des Labors nicht die Hauptrolle spielen. Es bereitete ihr genug Freude, hinter den Kulissen zu stehen und alles gespannt zu verfolgen.
“Es wäre mir sicherlich möglich, nach draußen zu gelangen. Den Anschein von Freiheit zu verspüren, aber meine Hüllen sind schwach. Sie können mir nur eine begrenzte Anzahl an Monden dienen, bevor ich sie wieder dem Tod übergeben muss. Würde ich das Labor verlassen, müsste ich viel länger warten, bis jemand verstirbt“, Alma legte ihren Kopf schief, denn diesen einen Vorteil brachte das Leben in den Zellenräumen tatsächlich mit sich, “Ich ziehe es vor in einem Körper durch die Welt zu wandern. Zu sprechen. Wer weiß, wie lange mich die Außenwelt zum Zusehen verdammen würde.“ Alma lechzte im Augenblick nicht danach, es herauszufinden. Außerdem wusste sie nicht, ob sie zurückfinden würde. Zurück in ihr Gefängnis.
“Aber sag mir, 150, wohin würden dich deine Pfoten tragen, wenn niemand dir Fesseln anlegen könnte?“

Trotz der Beschreibung der Unterwelt gierte Alma noch immer darauf, mehr zu erfahren. Wie sehr sie sich danach sehnte, ihre Pfoten in die Hölle zu setzen! Aber auch 150 konnte ihr darauf wohl nur einen Vorgeschmack geben. Schon jetzt wartete sie freudig auf den Moment, in dem die Nackte beschließen würde, dass es Zeit wäre, zur Versammlung zurückzukehren. Der Moment, in dem Alma wieder die dunklen Fühler einer fernen Welt zu Gesicht bekäme. Aufgeregt zitterte ihr dunkler Schweif.
“Wie soll ich der Unterwelt nah sein, 150?“, Verwirrung breitete sich in ihr aus, weil sie den Zusammenhang nicht begreifen konnte.
Die Finsternis würde sich verabschieden?, Alma schmunzelte leicht, Oder würde sie einen Tribut fordern und die Dreiäugige mit in die Unterwelt reißen? Für die Seelenwanderin war es so natürlich, dass Fähigkeiten ihren Preis hatten, dass es ihr beinahe harmlos vorkäme, würde sich die Unterwelt am Ende von 150’s Tagen leise verabschieden. Wäre es nicht ein gebührender Abschied, wenn die Erde aufbrach, um ihre sterbliche Prophetin mit Haut und (Schnurr)Haar zu verschlingen?
“Eines Tages, wenn sich die Finsternis an deinem Sterbebett von dir verabschiedet, wirst du dem Licht begegnen“, etwas Tröstendes kam der Kätzin nicht in den Sinn, denn für Alma war dieses Licht nie warm gewesen. Es war ihr in der Zwischenwelt wie eine kalte Sonne vorgekommen, die eine dunkle Welt beleuchtete. “Deine Verbindung wird es nicht ersetzen können, aber es kann tröstlich sein. Wie der nächtliche Mond.“

Ihre weißen Selenspiegel wandten sich wieder den vielen kleinen Katzen unter sich zu. So klein. Wie Kätzchen.
Almas irres Lächeln erlosch, als sich in der Asche eines längst vergangenen Feuers neue Funken bildeten. 150 schien sie beinahe gewaltsam aus einem ewigen Schlaf wachzurütteln. Einem Schlaf, der von einem nie enden wollenden Albtraum geplagt war. Ihrem Leben. Oftmals wünschte sie sich zurück in einen Bewusstseinszustand, der es ihr unmöglich machte, Reue zu empfinden für Taten, die so abscheulich waren wie 001 selbst. Doch nun kämpfte sie tatsächlich um die Kontrolle, auch wenn Alma wusste, dass sie letztendlich verlieren würde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Wahnsinn sie wieder übermannte.
Doch für diesen kostbaren Augenblick wusste die alte Kätzin die Klarheit ihres Geistes zu schätzen. 150 half ihr, sich zu besinnen, die wabernde Dunkelheit in ihrem Verstand zurückzudrängen. Die Dankbarkeit einer verlorenen Seele, der man den rechten Weg gewiesen hatte, war es, die Alma dazu brachte, ihre Geschichte zu teilen. Die Geschichte einer gefallenen Königin.  
Sie wirkte verglichen mit den vorherigen Minuten verändert. Leer und erfüllt. Tot und lebendig zugleich.
“150“, Sie neigte ihren Kopf leicht in die Richtung der haarlosen Katze, betrachtete sie aus milchigen Augen heraus, wenngleich sie sich wünschte, ihre Seelenspiegel würden immer noch das Blau des Himmels tragen.
“Vor den Nummern, vor dem Labor und vor den Fähigkeiten, war Alma wie 001. Eine Königin, nur ohne dessen Grausamkeit. Sie führte ein Leben in der kalten Welt der Zweibeiner. Führte einen Kampf ums Überleben“, Ihre Augen blickten durch die Dreiäugige hindurch, während die Bilder wie lebhafte Illusionen vor ihren Augen tanzten, “Daraus schöpfte Alma Stärke, wurde zu einer Kriegerin für die Katzen, welche sie in ihrem Herzen trug. Doch diese heile Welt zersprang, der Traum einer Königin war zerstört, als sie sich hinter den Gitterstäben des Labors wiederfand.“
Ihr Blick glitt zu den Fenstern , die nun näher schienen als sonst, und von einer fernen Realität wisperten.
“093 war eine Kriegerin für die Gerechtigkeit, die sie unter dem falschen König nie fand. Eine Katze, die es wert gewesen war, dass andere für sie einstanden“, sie ließ erneut ihren Schmuck aufglühen, hielt ihn abermals aufrecht, “Und eine Rebellin, bis sie vergaß, wofür sie kämpfte.“ Traurigkeit und Sanftheit vermischten sich in Almas Stimmen als sie vom Anfang des Endes berichtete. Ihres Endes. “Wegen ihrer Taten wurde sie von den Anhängern des falschen Königs ermordet.“ Der Anfang ihres langen Falles in die Tiefe. Alma pausierte, ordnete Gedankengänge und Überlegungen. Der geisterhafte Schmuck auf ihrem Körper verblasste, wie eine ausgepustete Flamme.
“Als 093’s Licht erloschen war, fand sie sich in einer Welt zwischen den Schatten wieder. Sie war eine verlorene Seele, die der Illusion anheimfiel, das Leben nach dem Tod erreicht zu haben. Die Dunkelheit und Einsamkeit beschleunigten das Zersplittern ihres Geistes, fraßen sich in ihr Herz“, und in diesem Moment fühlte Alma all den Schmerz aufs Neue. Als würde sie an einem Strick über dem Abgrund hängen, dazu verdammt, jeden Augenblick hinunterzustürzen. “Die Finsternis gebar einen Schatten, der auf eine endlose Wanderung geschickt wurde. Als 093 das nächste Mal atmete, wurde sie bei einer fremden Nummer gerufen, hatte Besitz eines zurückgelassenen Körpers ergriffen. Die Wanderin fand sich auf Neue in der grausamen Wirklichkeit wieder, der sie nie wieder entkommen würde.“ Alma schloss ihre Augen, hieß die Dunkelheit unter den gesenkten Lidern willkommen. Sie wünschte sich, ruhen zu können.
“Der Wächter des Todes wählte sie eines Tages als Beute aus. Verfolgte, begleitete den Schatten als Jäger durch viele Leben. Machte die ewige Wanderin zu einer Spielerin“, nun war sie beinahe am Ende angekommen. Am Ende einer Geschichte, die sich nicht wie ihre eigene anfühlte. Denn wer war SIE in diesem Augenblick? Königin? Kriegerin? Schatten? Oder das, was übrig blieb, wenn alle anderen wichen?
Langsam, sehr langsam, hob sie ihren Kopf. “Ich habe viele Rollen gespielt und kann dir doch nicht sagen, wer ich bin, 150. Nicht mehr“, ein erschöpftes Lächeln erblühte in ihrem Gesicht, “In diesem Moment bin ich wach. Aber die Dunkelheit wird mich wieder überkommen. Wie Schlaf.“ Es war erst schmerzhaft, wenn sie wieder zu sich kam und nicht, sobald sie überwältigt wurde.
Wie gerne würde sie vom Himmel träumen, von Blumen und der Wärme der Sonne.
Almas Augen ruhten auf der dreiäugigen Kätzin.
Vielleicht würde 150 sich an Alma erinnern, wenn sie selbst es nicht konnte.


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Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyFr Apr 29, 2022 8:12 pm


150 „Re“

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„Ich habe 200 nie angeboten, eine Kriegerin im Dienste des Systems zu sein.“ Ah, beruhigende Worte, die 150 lediglich bestätigten. Sie hatte Recht gehabt, was den Schatten anging (wie so oft; sie prahlte gerne mit ihrem Gespür für ihre Kameraden) doch gewiss bedeutete jenes nicht, dass sie sich auch tatsächlich in Sicherheit wiegen konnte. Ja, 001 war nicht der, oder sagen wir, das einzige, welchem man seine Loyalität versichern (schulden?) kann. Sei es nun ein eigenes Ego, Machtgelüste,  gar der Tod – das Labor bot viele Schubladen, in welches man sein Gewissen stopfen konnte. 093‘ Hingabe für den Tod galt es, auszukundschaften – zu durchschauen, wie tief die Wurzeln wahrlich gingen. Die Nackte besaß eine eigene Faszination für die Welt jenseits, sie war dankbar; ein treuer Gefolge. Doch hielt sie an ihrem eigenen Leben fest; selbst ihre Loyalität würde sie nicht in den Tod zwingen.
Doch wie es wohl war, als unsterblicher Geist durch die Hallen zu wandern? Ob es in Wahrheit wohl nicht etwa der Glaube an den Tod war, der 093 auf ihrem all ewigen Weg begleitete, sondern der Wunsch, ihn endlich kosten zu dürfen?
(Sterblichkeit.)

150 sah auf die Katzen unter ihr hinab und malte sich deren Leben in ihrem eigenen kleinen Köpfchen aus. Egal, für welchen Weg sie sich entschieden hatten; egal, wer sie auch immer beschlossen hatten, zu sein, am Ende wurden all jene zahlreichen Körper von ein und denselben Pfoten zu 001‘ Zelle getragen. Es war schon durchaus lachhaft, wie sehr sich jeder einzelne von ihnen wand, sich verbog mit dem bitteren Verlangen, der Eintönigkeit des Alltags zu entkommen. Doch wo hatte sie es hingeführt? Dort, weit unter 150 milchigen Augen. Sie glänzten; und für den Bruchteil einer Sekunde verstand die Nackte.
Ja, dort oben, weit weg von der gesichtslosen Masse, fern ab von 200 und der Leiche des Führers, fühlte sie sich aufrichtig glücklich.
Ob einer der Versammelten wohl ihre Gedanken erspähen konnte?
„Ich kann dir zweifellos versichern, dass ich kein wünschenswertes Dasein führe. Mein Innerstes ist kalt und leer geworden im Laufe der Mond“, gab der geflügelte Schatten da von sich und lenkte 150‘ Aufmerksamkeit zurück auf ihre eigene Gesprächspartnerin.
Verständnisvolle Augen begegneten dem müden Lächeln ihres Gegenübers.
Du hast mein Mitgefühl“, erwiderte die Dreiäugige schließlich. Worte, die man im Labor nur selten zu hören bekommen wollte. Wie oft war 150 selbst an ihnen beinahe erstickt?
Sie sah in dem, was 093 ihr da offenbarte – ihren Gefühlen, nichts verwerfliches; in der Düsterheit, die ihre Worte begleitete, keine Schwäche. Doch sie konnte nur hoffen, dass die Geflügelte jenes auch erkannte. Irgendwie, auf eine seltsam verkorkste Weise, stand sie auf ihrer Seite.
(Sie verstand.)
Doch nicht nur aufgrund deines unsterblichen Schicksals. Schau dich um.“ Ihr kahles, großes Ohr zuckte in Richtung der versammelten Masse. „Wie kann ein Geist sich inmitten dieser grauen Leere schon glücklich schätzen?
Kurzes Zögern, ehe 150 durchatmete und den Blick auf den Laborboden heftete, welcher ungemein weit entfernt schien. Ein Abgrund.
Ich weiß nicht, was du dieser Welt bereits alles entnehmen konntest, 093. Aber mein eigenes Leben bestand bisher aus nichts weiterem als dem hier. Den Gängen, den Zellen; ewiges, kaltes Grau. Und – versteh mich nicht falsch – ich genieße mein Dasein. Ich mache das Beste daraus. Doch reicht ein Leben für dieses [b]Chaos. Mein nächstes möchte ich hier nicht verbringen. Nicht so.[/b]“
Ihre eigenen Worte brachten sie ins Grübeln. Selten sah man die Nackte derart ehrlich. Zwar gehörte sie nicht zu 001‘ Anhängern und den miserablen Gestalten, die das Labor und die Forscher anbeteten, doch zeigte sie sich für gewöhnlich nicht abgeneigt von ihrem Dasein in Gefangenschaft. Sie wusste, wie ihre Chancen außerhalb dieser stählernen Wände standen.
Und dennoch; während sie sich in 093 und
(ihren Fluch)
ihre Fähigkeit hineinzuversetzen versuchte, kam sie nicht umhin, das erste Mal seit langem über Freiheit zu fantasieren.
Sag, 093, suchst du dir deine Körper bewusst aus?“, fragte sie schließlich weiter und musterte den Schatten mit einer Spur sehnsüchtigen Interesse. „Weshalb bist du jetzt hier, neben mir, und nicht dort draußen – da, wo der Wind deine Wangen küsst?

Neid. 150 hatte nicht gedacht, jemals aufrichtig von einem anderen Experiment beneidet zu werden. Zu hören, was 093 über die schwarze Materie dachte, löste eine wohlige Wärme in ihrer Brust aus.
(„Ich kann nicht anders, als dich für deine Verbindung zu beneiden.“)
Es fällt mir tatsächlich schwer, sie zu beschreiben. Die Unterwelt“, gab sie schließlich zu, wenngleich das Interesse der Geflügelten ihr schmeichelte – sie anstachelte. Ihre rosigen Pfoten begannen zu prickeln und sie musste sich davon abhalten, ihre Klauen in freudiger Erregung auszufahren.
Kalt? Warm? Lass mich dir eines sagen; das, was sie eindeutig ausstrahlt, ist Trost. Sie berührt mein Herz. Eine ferne Finsternis, ein Ort der Vollkommenheit, fernab des sterblichen Schmutzes. In einer Sache muss ich auch dich beneiden, werter Schatten. Du bist der Unterwelt näher, als ich es jemals sein werde. In mir pulsiert die Verbindung zu ihr, sie zerrt an meinen Sinnen, doch verbleibe ich sterblich. Und irgendwann, wenn der letzte Atemzug meine Lungen verlassen wird, so wird sich auch die Finsternis von mir verabschieden.
Jene Vorstellung – eine Tatsache, welche 150 bisher nicht laut auszusprechen vermocht hatte – brach ihr derart das Herz, dass sie für einen Moment den Blick abwenden musste.
Wenn der Tod mich heimsuchen kommt, werde ich allein sein.

„Es gibt nichts, das mir noch Trost spendet“, erklärte 093, doch der Klang ihrer Stimme hatte sich verändert; als würde erst jetzt ein Funken Wahrheit durch die Fassette sickern, welche ein fremder Körper nun mal mit sich brachte. Ja, der Schatten sprach die Wahrheit, doch war jene Wahrheit derart lieblos, derart kalt, dass 150 nicht anders konnte, als zu frösteln. Zum ersten Mal fand sie in 093‘ pupillenlosen Augen etwas, das sie beim Namen nennen konnte. Endlose Traurigkeit.
Es schien, als wäre etwas in der Geflügelten erwacht; etwas, das zuvor geschlummert und sie vor der Bitterkeit ihres eigenen Schicksals bewahrt hatte.
Für einen kurzen Moment befürchtete die Nackte, 093 würde sich wortlos in die Tiefe stürzen. Doch – o weh! - würde das ihr Dasein nicht beenden. Ob sie sich in einen anderen Körper hineinschleichen würde?
150‘ Sinne waren geschärft; sollte 093 den Schritt wagen und sich in den Abgrund befördern, würde die Materie sie auffangen. Das war gewiss. Sie wollte sich noch ein wenig weiter mit dem Schatten unterhalten; in diesem Körper. Ob sie sich überhaupt an jenes Gespräch erinnern können würde, sollte sie die sterbliche Hülle tauschen?
Und da schlich sich noch etwas unter den Schatten, der sich auf 093‘ Gesicht ausgebreitet hatte. Etwas, das 150 auf eine seltsame Art verängstigte und die Geflügelte drohte, zu verschlucken; der Nackten zu entreißen.
Also räusperte sie sich laut.
093?“, flüsterte sie und beugte sich zu dem anderen Experiment. Wachsamer Augen versuchte sie, 093‘ Blick wieder aufzufangen.
Erzähl mir von dir, 093. Nicht von dem Körper, in dem du dich gerade befindest. Was macht dich aus?
Was hat dir in deinem Leben Trost gespendet?


*
Angesprochen: 093/693
Erwähnt: 200 & anhänger; andere experimente

@shahar

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Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySo Apr 24, 2022 10:01 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: Re/150, Charon/200, 001, Raven/693

Almas helles Lachen hätte ihr einige verwirrte Blicke eingefangen, würde sie näher bei all den versammelten Katzen stehen. Dass man auf einer Trauerfeier keine Freude zeigte, war der Geflügelten nämlich gänzlich egal. Sie war sicherlich nicht die Einzige, die am heutigen Tag keine Träne vergießen würde, unabhängig davon, wie erwünscht dies war. Welchen Verlust sie hinzunehmen hatten.
“Ob du es mir nun glauben möchtest oder nicht, 150, der Wächter des Todes hat mir bereits seinen Dank ausgesprochen“, belustigt betrachtete die Seelenwanderin die blassen Augen ihres Gegenübers, während in ihren Gedanken 200’s Worte nachklangen.
"Ich danke dir..."
In der Tat glaubte die Seelenwanderin an deren Echtheit, denn sie hatte eine Seite von 200 kennenlernen dürfen, die vielen anderen Experimenten verborgen blieb. Eine Facette einer starken Persönlichkeit, die es nicht nötig hatte, einen Schatten zu belügen. Ob 001 den kaltblütigen Jäger, der im Todesengel schlummerte, gekannt hatte? Diese Frage weckte tatsächlich Interesse in der unsterblichen Kätzin. Hatte er begriffen, was in 200 verborgen lag, oder sie nur als eine Schwachstelle wahrgenommen? Alma zuckte mit Schultern und Schnurrhaaren. Nun, fragen konnte sie den verehrten 001 danach nicht mehr.
“Meine Loyalität ist nicht wie die eines Wächters oder Vertrauten. Sie sind jederzeit austauschbar“, Kühle und unterdrückter Hass schlich sich in ihre Stimme, “Ich habe 200 nie angeboten, eine Kriegerin im Dienste des Systems zu sein.“ Eine von Almas Augenbrauen schnellte in die Höhe. “Ich war nie eine Freundin von 001, seinen Werten und Idealen. Und 200 weiß das“, mittlerweile dachte sie nicht mehr darüber nach, wie viele Katzen sie für eine Aussage, wie diese zerfetzen würden, “Vielleicht ist es dir nicht möglich, diese Vereinbarung in Gänze zu begreifen, aber das macht nichts. Der Tod verbindet nun einmal mehr, als das Leben es je könnte.“ Die Kätzin strahlte eine Ruhe aus, wie nur selten. Verständnis war, was Alma in den bunten Seelenspiegeln des Todeswächters erkannte.

Es fiel Alma schwer, ihre Augen schließlich von all den Katzen unter ihr abzuwenden und stattdessen 150 wieder ihre – beinahe – volle Aufmerksamkeit zu schenken.
“Die Gaben anderer bleiben mir verwehrt“, betrübt seufzte sie, “Wie so vieles, das meinem Leben eine gewisse Prise an Spannung verleihen würde.“ Das einzige, was Alma konnte, war zu erkennen, welche Fähigkeit eine Katze einst besessen hatte. Es fühlte sich natürlich an, wie ein zusätzlicher Sinn. Doch wieder einmal wurde ihr dadurch die ersehnte Frucht nur vor Augen gehalten. So nah, dass sie sich einbildete, deren Geruch wahrzunehmen, aber gleichzeitig nie in der Lage sein würde, gänzlich davon zu kosten. War irgendetwas an ihrem Schicksal frei von Ironie? Wenn Alma tatsächlich an die Götter des Labors glauben würde, wäre sie sicher, dass diese sich mit ihr einen Spaß erlaubt hatten. Aber die Zweibeiner waren keine überweltlichen Wesen, egal, wie gerne 001’s Anhänger sie so bezeichneten. Egal, wie gerne Alma sie spöttisch so nannte.
Ob darüber hinaus etwas oder jemand existierte, vermochte selbst die Seelenwanderin nicht zu sagen. Sie war ein nichts im Angesicht all der Möglichkeiten. Und letztendlich war es keine Erleichterung, zu wissen, wer für ihren Fluch verantwortlich war. Götter. Zufall. Schicksal. Es könnte ihr nicht unwichtiger sein.
“Ich kann dir zweifellos versichern, dass ich kein wünschenswertes Dasein führe. Mein Innerstes ist kalt und leer geworden im Laufe der Monde“, sie lächelte schwach, “Die Langeweile ist meine ewige Begleiterin, während mir Furcht schon beinahe fremd erscheint. Mit der Zeit habe ich meine Bestimmung angenommen und akzeptiert. Es bleibt mir ohnehin nichts Anderes übrig. Ich hatte nie eine Wahl.“ Einen Grund, ihre Gedanken zu verschweigen, sah Alma nun nicht mehr, denn 150 schien weniger eine Gefahr und mehr eine interessante Gesprächspartnerin zu sein. Außerdem war es immer aufs Neue unterhaltsam, die Reaktion einer Fremden auf ihr unglückliches Los mitzuerleben.

“Nun, der verstorbene Anführer hat sich sicherlich nicht jedem Laborbewohner nah gefühlt. Wohl den wenigsten, sonst hätte er früher erkannt, welche Gefahr von den unscheinbaren Experimenten ausgeht. Wer wohl sein Licht ausgepustet hat?“, Alma Augen wanderten fasziniert von einer Katze zur nächsten. Wer von ihnen hatte es gewagt, den leuchtenden Stern vom Himmel zu verbannen? Noch immer wusste sie nicht, ob Alma Bewunderung oder Neid dem Mörder gegenüber empfinden sollte. Oder Mitleid? Wenn 200 sich den Schuldigen schnappte, würde es nicht sonderlich gut für ihn aussehen. Vielleicht konnte sie diesem blutigen Schauspiel ja aus der Dunkelheit heraus beiwohnen.
Den darauffolgenden Worten lauschte Alma wieder mit neu entbrannter Aufmerksamkeit.
“Wenn ich könnte, würde ich selbst in die Hölle hinabsteigen. Ich kann nicht anders, als dich für deine Verbindung zu beneiden“, Bitterkeit legte sich wie ein Schatten über das Gesicht der Seelenwanderin, “Die Unterwelt weckt mein Interesse, 150, also erlaube mir diese Frage: Strahlt die Finsternis Wärme oder Kälte aus?“ Möglicherweise kam der Dreiäugigen Almas Frage nichtig verglichen all den anderen vor, die sie hätte stellen können. Doch die Seelenwanderin wollte in Erfahrung bringen, ob die Hölle lichterloh brannte oder einem Meer aus ewigem Eis glich. Oder keinem von beiden. Almas sehnte sich einfach nach Wissen über das ‘Leben‘, welches auf den Tod folgte.

Als die Seelenspiegel der Nackten auf Almas eigenen, milchigen Blick trafen, seufzte sie leise. Für einige Augenblicke schloss die alte Kätzin ihre Augen und öffnete sie mit einer ungeahnten Klarheit wieder. Jeder Knochen in ihrem dürren Körper schien ein Lied ihres Schmerzes zu singen.
“Es gibt nichts, das mir noch Trost spendet, denn sogar der Tod verweigert mir seine kalte Umarmung“, selbst in Almas Ohren klang ihre Stimme fremd, “Ich hoffe in solchen Momenten darauf, dass mein Bewusstsein nicht klar genug ist, um mein Dasein zu begreifen.“ Endlose Traurigkeit und Müdigkeit machten sich in der Seelenwanderin breit, löschten den letzten Funken von Freude in ihrer Mine aus.
Sie fühlte sich so wach, als hätte man eisiges Wasser über ihr ausgegossen. Alma dachte an 001, an 200, an 693. Oh, arme 693! Reue überkam die Kätzin, während sie ihre schwarzen Pfoten eingehend betrachtete. In Augenblicken wie diesen nahm sie sich vor, ihre Wanderung zu beenden und kein Leid mehr über andere zu bringen. Kein neues Spiel mehr zu beginnen. Im Stillen spie sie dieses Wort voll Abscheu aus, denn sie konnte kaum ertragen, zu welchem Monster sie geworden war. Wie der Weg einer stolzen Kriegerin in den Schatten enden konnte. Als sie nun in die Tiefe blickte, war der Gedanke, sich einfach fallen zu lassen, gar nicht mehr so fern.
Selbsthass kochte hoch und begann alles in Alma zu verzehren, was vor wenigen Wimpernschlägen noch präsent gewesen war. Die Seelenwanderin stürzte in die unausweichliche Tiefe - zwar nicht physisch, aber doch psychisch. Die Flammen verzehrten jede Spur von Reue und Barmherzigkeit in der Geflügelten. Ließen nur Zorn und Leere zurück. Und den Wahnsinn. Ein Lächeln tanzte über ihre Lippen.


#nacktundbeflügelt
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Daeny

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptySo Apr 24, 2022 12:34 pm


150 „Re“

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150 glaubte nicht, dass die Geflügelte sich jemandem tatsächlich so leicht hingab, wie es die Wächter und Vertrauten zu tun pflegten; dass sie einem selbsternannten Führer (oder dem, was von ihm übrig geblieben war) nicht etwa nachhoppste wie ein naives Hoppelhäschen. Sie schien Hirn zu besitzen; einen eigenen Willen und eine damit verbundene Gewissheit darüber, dass man im Leben – nun – im Regelfall auf nur eine einzige Person wahrhaftig zählen konnte. Sich selbst. Hah! Es hätte sie doch ungemein enttäuscht, hätte sich der Schatten als 200‘ aufrichtiger Anhänger entpuppt.
„Du liegst richtig, ich bin keine Anhängerin eines fehlgeleiteten Glaubens. Eines Anführers.“
Da waren die süßen Worte, nach denen die Nackte derart gelechzt hatte. Sie mochten zwei unterschiedliche Charaktere sein; zwei unterschiedliche Seelen, doch in einem schienen sie sich zu ähneln. Gleichgesinnte – eine leichtgläubige Hoffnung, welche in der Kälte des Labors nur selten zu keimen schien.

093 schien – für einen kurzen Augenblick – wieder hinein zu versinken in eine Welt, die der Dreiäugigen fremd war. Sie kam nicht umhin, so etwas wie Eifersucht zu empfinden. Oh, wie gerne hätte sie gesehen, was sich vor 093‘ geistigem Auge abspielte, während sie die Pfote in die Leere erhob! Interessiert zuckte sie mit dem kahlen Ohr, äußerte ihren Neid jedoch nicht. Sie dachte an ihre eigene Verbindung, die schwarze Materie, die in ihrem Herzen zu pochen schien, verankert, und glaubte, verstehen zu können, was sich da in dem schwarzen Köpfchen abspielte.
„Denkst du wirklich, dass es mir um einen persönlichen Vorteil geht?“, antwortete 093 und grinste die Nackte dabei an wie man es bei einem Jungen tat, welches gerade gefragt hatte, warum der Himmel blau war. 150 erwiderte das Lächeln mit ruhigem Gewissen. Wenn sie falsch gelegen hatte, so würde sich der Schatten sicherlich erklären.
Und so war es auch – ja! - 093 erzählte ihr von dem Spiel, welches die beiden Katzen miteinander trieben, und egal, wie harmlos jenes auch klingen mochte, 150 verstand, dass sich da mehr dahinter verbarg. Glich 200 einer Rivalin? Einem Gegner, ohne welchen man nicht zu leben vermochte?
Die Nackte konnte der Beziehung zwischen dem Schatten und 001‘ Witwe nicht ganz auf den Grund gehen; einen solchen Part besaß sie in ihrem Leben nicht und sie war sich auch nicht sicher, ob sie jenes beneiden konnte. Doch tat sie ihr bestes, zu verstehen. Und irgendwie, auf eine seltsam verdrehte Weisen, verstand sie auch, weshalb 093 eine derartige Partie in ihr Leben ließ.
200 wird sich für deine Loyalität wohl kaum bedanken, ganz gleich, wie lange sie andauert“, erwiderte sie dennoch und zuckte die Schultern. „Du weißt ebenso gut wie ich, wie die Dinge hier im Labor laufen. Loyalität wird nur so lange geschätzt, nein, akzeptiert, bis ihnen der Nutzen ausgeht.
150 hatte es einst versucht; gute Miene zu bösem Spiel zu machen, doch hatte man sie kaum ernst genommen. Was sollten die tapferen Ritter des Königs denn auch schon mit einer jämmerlichen Kreatur wie der Nackten?
Ihre Mundwinkel zuckten kurz, für den Bruchteil einer Sekunde verfinsterte sich ihre Miene. Oh, wenn sie nur wüssten.
Doch der Schatten wich ihren Zügen, so schnell, wie er gekommen war. Gelassen schnippte sie mit der kahlen Schweifspitze.
Aber ich verstehe deine Beweggründe. Das Leben hier wäre doch so ungemein langweilig, wenn man nicht mit einem Hauch von Risiko durch die Flure wandert.
Ein dümmliches Spiel – Ton, der sich verformen ließ. Ihre Geister waren nicht mehr als das.

Als 093 von ihrer Gefangenschaft berichtete, füllte – tatsächlich? - Mitleid ihre bleichen Augen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es wohl war, gebunden zu sein an eine Existenz, die nicht über den Zwischenraum von Leben und Tod hinausreichte; nichts zu sein als eine entfernte Erinnerung an etwas, das nie Wurzeln geschlagen hatte in der hiesigen Welt. Wortlos wandte sie den Blick ab um 093 die Wahrheit ihrer Gedanken nicht zu offenbaren; immerhin waren Augen ein Spiegelbild der eigenen Seele! 150 kümmerte sich selten aufrichtig um ihre Mitkatzen, doch der Gedanke, keinen Körper ihr Eigen nennen zu können, entlockte selbst ihr eine Trübheit, die sie nicht in Worte fassen konnte.
Mit einem Mal war sie äußerst dankbar für den nackten Leib, in welchen sie hineingeboren worden war; ihr Zuhause.
Augenblicklich schüttelte sich das dreiäugige Experiment jegliche Gedanken aus dem Schädel, welche mit jenem Kummer gleichzusetzen waren. 093 zeigte sich immerhin nicht deprimiert angesichts ihres eigenen Schicksals – weshalb sollte 150 also ihren eigenen Geist dafür verschwenden?
Die Nackte schnaufte kurz durch, ehe auch schon ein neugieriges Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. Denn ja, Neugierde war es, welche sie überhaupt so weit gebracht hatte. Und im Endeffekt überwog sie jede noch so kleine Sorge.
„Du kannst all die Fragen, die dir auf der Zunge brennen, ruhig stellen.“
Da war sie! Die Einladung, auf welche 150 sehnlichst gebrannt hatte. Nun musste sie sich nicht mehr mit der Sorge herumschlagen, 093 womöglich zu vergraulen. Sie hatte ihr die Erlaubnis gegeben; und die Nackte lechzte danach, mehr zu erfahren. Doch sie würde warten; ihr Blick sprang zurück zur Versammlung, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf 093 zurück lenkte.
Sie würde die Fragen stellen, die in ihrer Brust pochten, bereit, ihre Luftröhre empor zu kriechen – aber nicht hier.

Oh? 150 schien wohl nicht die Einzige zu sein, die sich derart zu ihrer Verbindung zur Unterwelt begeisterte. Welch angenehme Abwechslung, das interessierte Leuchten nicht etwa in den Augen ihres eigenen Spiegelbildes zu entdecken!
Die Nackte kam nicht umhin, zufrieden zu schnurren. „Erzähl mir mehr davon“, verlangte das andere Experiment und gewann sogleich 150‘ vollkommene Sympathie. Ja, wie leicht war sie um den Finger zu wickeln, wenn man nur das richtige Interesse zeigte!
093 hatte sich als würdig gezeigt. Noch ehe die Nackte ihrer Bitte nachgehen würde (denn ja, erzählen konnte sie viel, und lange – das Gespräch würde ihr also nicht davonlaufen!) beschloss sie kurzerhand, dem anderen Experiment eine Kostprobe ihrer Fähigkeit zu schenken.
Während sie sich abwandte und – dank der schwarzen Materie – den Weg empor zu den Rohren emporklomm, verschwendete sie keine Sekunde mit der Frage, ob 093 ihr tatsächlich folgen würde. Jedes Mal dann, wenn die Verbindung zur Unterwelt in ihrer Stirn pochte; das dritte Auge aufleuchten ließ, vergaß sie für einen kurzen Moment jegliche Eindrücke ihrer Umgebung. Es gab nichts reineres, nichts intimeres als den Moment, wenn ihre Pfote die Schwärze berührte.
So dachte die Nackte also auch nicht darüber nach, ob 093 nicht einfach ihre Schwingen benutzen könnte, um sich zu ihr empor zu gesellen.
Doch tat es ihr der Schatten gleich; nutzte die blubbernden Tentakeln, um ihr zu folgen und sich schließlich neben ihr auf der Rohrleitung niederzulassen.
Für 093 schien es ein deutlich aufwendigerer Umstand zu sein, sich in den Spalt zwischen Decke und Rohr zu zwängen. Die Nackte beobachtete sie ruhig, bis sich schließlich auf die Schultern der Geflügelten entspannten, ehe sie sanft lächelte.
Kannst du sie nutzen – die Fähigkeit der Körper, die du einnimmst?“, fragte sie ruhig. Frage Nummer Eins!
Was ich dafür tun würde, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie du deinen Alltag beschreitest. Zu wissen, wie es wohl ist, in fremden Körpern zu erwachen. Ich bin ehrlich mit dir, 093, ich kann dich nicht beneiden. Ich hätte an deiner Stelle wohl fürchterliche Angst, das kann ich zugeben – aber deine kleine Seelenwanderung erfüllt mich doch mit Neugierde.
Und dabei stand sie zu jedem Wort, das ihre Lippen verließ. Sie glaubte, einen Punkt erreicht zu haben, an welchem sie wahrhaftig ehrlich sein konnte.
Nicht, dass sie sich davor davor gefürchtet hätte, ihre Emotionen preiszugeben. Die Nackte machte sich nichts daraus, wenn sie zu lesen war wie ein offenes Buch.
Das Leuchten ihres dritten Auges verklang, als sich die schwarze Masse zurück in den Boden verkroch und verschwand, als wäre nie etwas gewesen. Die beiden übrigen, lebendigen Seelenspiegel hingegen richteten sich auf die Versammlung unter ihnen. All diese Experimente, mit ihren eigenen Leben, ihren eigenen Wünschen.; verschmolzen in einer nichtssagenden Masse.
Ob sich 001 wohl so gefühlt hatte? Hoch erhoben, weit weg von seinen Untertanen?“, mutmaßte 150. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, sie sprach mit sich selbst. „Welch Ironie, dass er nie dazu in der Lage war, sich tatsächlich in die Luft zu erheben. Hier oben wirkt jeder Leib klein, unbedeutend. Auch seiner.
Die Nackte lächelte zufrieden, ehe sie die Thematik über den verstorbenen Führer auch schon hinter sich ließ. Zurück also zu den wichtigen Dingen in ihrem Leben - sie selbst.
Die Hölle, wie du sie nennst, sie ist ein Teil von mir. Sie ist das einzige, das mir seit meiner einsamen Geburt treu geblieben ist. Die Materie; sie gleicht Fühlern, die mir ein Gefühl dafür geben, was sich unter unseren Pfoten abspielt. In einer fernen Welt, in welche wir früher oder später einkehren werden.
Viele haben Angst vor der Finsternis, doch ich begegne ihr mit Vertrauen; sie tröstet mich.

Das Lächeln auf ihren Lippen wandelte sich, erhielt einen beinahe müden Ausdruck. Schließlich wandte 150 den Blick ab, weg von der gesichtslosen Versammlung unter ihr und zurück zu 093. Der Seelenwanderin.
Was tröstet dich nachts, 093? Sind es die Seelen, deren Leiber du genommen hast?
In ihren Worten lag kein Vorwurf. Sie erhoffte sich lediglich, einen Einblick in 093‘ Gedankenwelt zu erhaschen. Oh, Aufrichtigkeit war etwas so schmerzhaft seltenes.

*
Angesprochen: 093/693
Erwähnt: 200 & anhänger; andere experimente

@shahar

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Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: [KANA] Und so trifft man sich wieder    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyFr Apr 22, 2022 1:11 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Kanalisation
Angesprochen: Midir/769 (@Tae)
Erwähnt: Midir/769, 001, Raven/693, Re/150, Charon/200

Oh, Alma glaubte 769 gerne, dass er viele bestraft hatte! Unzählig viele.
Jemand wie er hatte sie wohl vor all diesen Monden getötet. Aus ihrem behüteten Leben herausgerissen und in die Zwischenwelt verbannt. Heute bedauerte sie weniger ihren ersten Tod, als die Tatsache, dass sie seitdem mit dem Wissen um ihr ewiges Verhängnis lebte. Ihr Leben wäre so deutlich angenehmer verlaufen, wenn man Alma erlaubt hätte, im Körper, in dem sie geboren worden war, alt zu werden. 100 Monde und mehr zu sehen, bevor sie friedlich einschlief. Nur, um danach in einer schattenhaften Hölle zu erwachen und zur Wanderin zu werden. Aber das Leben war nun einmal kein Wunschkonzert.
“Ich bin mir sicher, dass du viele glorreiche Taten im Namen des gefallenen Anführers vollbracht hast“, Alma sah ihre Gelegenheit, nochmals nachzubohren, und packte diese augenblicklich beim Schopfe, “War dieses Experiment einer unter vielen Verrätern, die vom rechten Weg abgekommen sind?“ Ihr gefiederter Schweif deutete wage in die Richtung der zerfetzten Überreste. Alma wollte erfahren, wessen Blut das Fell des Vertrauten und die schwere Luft des Raums tränkte.
“Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich mit dir spreche, 769. Dem nun wohl stärksten Krieger des Labors“, dieses Mal wollte Alma dem Kater nicht schmeicheln, nein, sie war einfach überzeugt davon, die Wahrheit auszusprechen. Ob er wohl unbesiegt, [i]unbesiegbar war?[/i] Fasziniert betrachtete sie ihn, als er sich zu voller Größe aufrichtete. Ravens Körper war zwar nicht klein, aber viel zu abgemagert, um im Vergleich mit 769 stark zu wirken. Almas Hüllen waren immer wie verwelkende Blumen, denen durch die Fähigkeit der Kätzin das Verrotten verwehrt war.
Zumindest musste sie nicht den Kopf in den Nacken legen, um zu 769 aufzublicken.
“Ich möchte in Erfahrung bringen, wie es um die Zukunft des Systems steht. Denn sobald du es fallen lässt, ist es mit Sicherheit dem Untergang geweiht.“ Ob der Kater den Druck verspürte, der auf seinen Schultern lastete?

Jedenfalls schien er nun die Wache für einen Toten, der nicht zurückkehren würde, tatsächlich beendet zu haben. Wie eindrucksvoll. Stark. Und schnell.
“Huh“, entkam es ihr überrascht. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, so rasch hatte der kräftige Kater sie gepackt und fest im Griff. Ein Schauder lief ihren Rücken hinunter, ließ dunkles Fell zu Berge stehen. Alma konnte ihren lauten Herzschlag hören, bemerkte, wie das regelmäßige Pochen aus dem Takt hüpfte und sich wie ihre Atemzüge beschleunigte. Sollte dieses Leben so schnell vorbei sein? Ein verrücktes Lächeln machte sich im Gesicht der Kätzin breit, während heißes Adrenalin durch ihre Adern floss. Es drohte, sie von innen heraus zu verbrennen, so lebendig fühlte sie sich in diesem Augenblick. Lebendig. Als würde sie einmal mehr dem Tod ins Gesicht lächeln, nur, dass er sich in diesem Augenblick in 769’s Gestalt hüllte und sie aus blassblauen Seelenspiegeln heraus betrachtete. Wie gerne sie gerade in die Augen des Vertrauten blicken würde, um den Ausdruck darin in sich aufzusaugen. War es blinde Wut, kalte Herablassung, reiner Spaß oder etwas ganz anderes?
Ihr verzückter Blick wanderten zur Kralle vor ihrem Gesicht. Wie schnell und mit welcher Effizienz er damit ihre Kehle aufreißen könnte. Ravens Blut neben das des Verräters tropfen lassen könnte. War sie würdig, eines seiner Opfer zu werden? Sie fühlte sich beinahe geehrt!
Denn Alma machte sich keine Illusion, Ravens Körper würde nach wenigen Sekunden zerbrechen. Sie war kein gutes Spielzeug und die Seelenwanderin glaubte, dass auch der Vertraute im Klaren über diese Tatsache war. Sie machte sich nicht die Mühe zu antworten, blieb still, wie er es befohlen hatte und hing starr in seinem Griff.
Als er die Kralle gegen ihre Wange drückte, schloss Alma ihre Augen. Wenn sie schon nicht in die Seelenspiegel ihres Gegenübers blicken konnte, wollte sie nichts als Dunkelheit sehen, bevor der Tod sie aus ihrem Körper riss.
Beinahe enttäuscht war Alma, als sie nicht dem Sensenmann begegnete, sondern - ein weiteres Mal an diesem Tag – dem Laborboden. Und dieses Mal war niemand da, um sich zu erkundigen, wie es er ging. Ihre dürren Beine fühlten sich an, als könnten sie das leichte Gewicht der Kätzin nicht mehr tragen, also kauerte Alma sich auf dem Boden, breitete die vier Schwingen neben ihrem Körper aus und hob langsam den Kopf.

Eine Entschuldigung!, dass Alma nicht lachte, Wie viele Überraschungen schlummerten wohl noch in 769? Sie legte ihren Kopf leicht schief, während ihr nachdenklicher Blick in die Leere abdriftete.
“Du brauchst mich nicht um Verzeihung bitten, Krieger“, alle Emotionen, die noch vor wenigen Wimpernschlägen in Almas Inneren gewütet hatten, verschwanden mit einem Schlag, “Du hättest mir wenig genommen.“ Nun war die Kätzin tatsächlich ehrlich, denn sie hatte etwas zu verlieren.
“Die Frage nach der Loyalität, man wird sie wohl immer öfter zu hören bekommen“, Alma hatte sie heute schon einmal beantwortet und 150 erklärt, auf wessen Seite sie stand. “Ich bin niemandes Diener, 769, ich bin ein Schatten, der kaum mehr vermag, als zu beobachten und zu sprechen“, ein Lächeln kräuselte ihre Lippen, “Der Wächter des Todes hat sich fürs Erste meine Unterstützung gesichert, verdient. Solange die Jägerin entscheidet, mich zu dulden, werde ich sie nicht verraten.“ Alma zuckte unbedarft mit ihren Schultern.
“Aber sei dir sicher, ich werde kein Experiment behindern, das die Krone ergreifen möchte.“
Treue für 200 musste sich noch lange nicht in Naivität äußern. Alma würde in keinen Kampf stürmen, um den Todesengel zu verteidigen, selbst wenn jemand nach dem Leben der Geflügelten gierte. Sie wusste um Ravens Schwäche und brauchte keine verlorene Auseinandersetzung, die ihr diesen Fakt aufs Neue bewies.
Und wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Welche Wendungen Almas nächstes Leben bereithielt?


#nacktundbeflügelt
Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams Alt1010Thema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor
Shahar

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Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyThema: 2 [001 Tot- Auf 001 Zelle] Hauptszene Labor    Beiträge mit dem Tag nacktundbeflügelt auf Lost Dreams EmptyDo Apr 21, 2022 12:36 pm
#Alma | Experiment 093 || Raven | Experiment 693

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Re/150 (@Vi)
Erwähnt: 001, Charon/200, Re/150, Raven/693

Sie lächelte leicht. Alma war in der Tat keine Fanatikerin, schon gar nicht für 001. Aber auch für 200 würde die Seelenwanderin nie zu einer willenlosen Anhängerin werden. Niemandem außer sich selbst wollte sie Kätzin gehören. Niemandem etwas schulden. Von niemandem abhängig sein.
Der einzige, der Fanatismus in ihr wecken konnte, war der Sensenmann höchstpersönlich. Ob der Tod sich wohl je ihrer Erbarmen würde? Alma lechzte nach einem Blick in seine bleichen Augen. Nach einer eisigen Berührung. Einem Zeichen. Irgendetwas. Und zwar so bald wie möglich. Bitte.
Oh? Implizierte 150, dass man Alma leicht lesen konnte? Beinahe hätte sie hohl aufgelacht. Welche Naivität! Aber die Geflügelte kümmerte sich nicht darum, 150 diesen Eindruck zu nehmen. Vielleicht war er eines Tages von Vorteil.
“Du liegst richtig, ich bin keine Anhängerin eines fehlgeleiteten Glaubens. Eines Anführers“, obwohl Alma die Wahrheit aussprach, war sie nicht sicher, ob man ihr Gehör schenken würde. Aber eigentlich kümmerte es die alte Kätzin nicht, ob man bereit war, ihr zu glauben oder nicht. Erst Taten würden wohl ihren wirklichen Standpunkt verdeutlichen. Nachdenklich betrachtete Alma ihr Gegenüber, fragte sich, auf wessen Seite 150 stehen würde. Welche Rolle im Spiel die Nackte einnehmen würde. Ob sie überhaupt Partei ergriff. Oder eine eigene gründete. Ein Schmunzeln huschte über ihre dunklen Lippen. Das wäre interessant!

Ihr Blick war unverändert auf die blassen Augen der nackten Kätzin geheftet, während Alma deren Mimik mit Aufregung verfolgte. Dies war eines der Gespräche, welche Alma daran erinnerten, warum sie die trostlosen Flure des Labors der Zwischenwelt vorzog. Man konnte sich so köstlich amüsieren! Zwar vermisste Alma die Seelenlichter, die wie verlorene Glühwürmchen in den Schatten tanzten, aber die Gewissheit, ihnen erneut zu begegnen, milderte dies deutlich ab. Die grellen Deckenleuchten hingegen waren wahrlich kein guter Tausch. Fast schon Betrug! Man konnte ihnen nicht spielerisch hinterherjagen, sie nicht erreichen, nicht testen, was passierte, wenn man die Pfote nach ihnen ausstreckte. Erst als Alma blinzelte, bemerkte sie, dass sie nun tatsächlich ihr linkes Bein in die Luft gestreckt hatte. Als wolle sie etwas einfangen. Etwas, das aber offensichtlich nicht da war. Betrübt senkte sie ihre Pfote wieder.
“Denkst du wirklich, dass es mir um einen persönlichen Vorteil geht?“, Alma grinste, als läge 150 völlig falsch, bevor sie sich einige Wimpernschläge später erklärte, “200 und ich, wir spielen seit vielen Monden miteinander. Der Ablauf wurde bislang nie einer Veränderung unterzogen. Deswegen habe ich beschlossen, die Regeln ein wenig aufzumischen. Und dieses Mal für - anstatt gegen - sie anzutreten.“ Almas Augen glühten wie Monde, voll von freudiger Erwartung.  
“Kurzweilige Loyalität ist etwas, das mit dieser Partie unweigerlich einhergeht“, Gleichgültigkeit sprach aus ihrer Stimme. Auch, wenn sie in diesem Leben aufseiten des Todeswächters kämpfte, wusste niemand, wie lange es andauerte. Alma blickte an sich hinunter, stellte einmal mehr fest, wie fragil Ravens zarter Körper war. Wie wenig Mühe es kosten würde, sie zu zerbrechen.
“Und solange ich mich nicht langweile, bin ich bereit, um alles zu spielen. Ich habe nichts zu verlieren“, ein Hauch Wahnsinn schlich sich in ihre Worte hinein, als Alma ihre Brust herausstreckte. Ob sie die erhoffte Erfüllung in dieser neuen Rolle fand, konnten ihr erst die nächsten Tage und Entwicklungen zeigen.

“Tod im Sinne von gestorben? Ja. Viele Male“, ihre Lippen kräuselten sich unzufrieden. Diese Worte vermochte es nicht, ihre Situation in erschreckender Gänze einzufangen. Nicht mal ansatzweise.
“Eine bessere Beschreibung wäre wohl, dass ich in Gefangenschaft bin. Der Tod ist mir nah. So unendlich nah. Als würde er mir bei jedem Schritt in den Nacken hauchen“, sie spürte, wie ein Schaudern ihren Körpern ergriff, während sie sprach, “Und doch so fern wie der Mond in der Finsternis. Weder das Licht, noch die Dunkelheit heißt mich willkommen. Ich bin eine ewige Ausgestoßene. Eine Wanderin.“ Sowohl das wärmende Gefühl des Lebens, als auch der eisige Griff des Todes waren aus ihrem Dasein verschwunden. Als würde man sie verspotten.
“Die Seele des Raben begleitet mich, bis ich diese Hülle zurücklassen“, Alma zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. Ravens Existenz war nicht die einer gütigen Weggefährtin. Ihre erzwungene Anwesenheit sicherlich nicht sanft. Raven war Almas in Ketten gelegte Gefangene.
Ob sie versuchte sich zu wehren? Diesen Gedanken konnte die alte Kätzin nur belächeln, denn Ravens Stärke war zu vergleichen mit dem verblassenden Flügelschlag eines Vogels, der vom Himmel träumte. Ein Vogel, der nichts außer den Gitterstäben seines Käfigs sehen konnte.
“Das Funkeln deiner Augen entgeht mir nicht. Der Tod übt eine enorme Anziehungskraft aus, ich verstehe das“, man konnte erneut das gefährliche Vergnügen aus der Stimme der Seelenwanderin heraushören, welches sie nur erfüllte, wenn sie ans Sterben dachte, “Du kannst all die Fragen, die dir auf der Zunge brennen, ruhig stellen. Ich habe Zeit.“ Zeit. So. viel. Zeit.

“Du hast einen Draht zur Hölle, 150?“, neugierig betrachtete Alma die Dreiäugige. Ihre Augen leuchteten wie die eines begeisterten Kätzchens, das zum ersten Mal einen Schmetterling erlegte, und nun stolz die Trophäe präsentieren wollte. 150 war in der Tat ein faszinierendes Experiment. Mit einer Fähigkeit, die selbst die Seelenwanderin zu beeindrucken wusste. Almas Ohren drehten sich noch ein Stück mehr, um ihrer Gesprächspartnerin aufmerksam lauschen zu können.
“Erzähl mir mehr davon“, verlangte sie dann zu wissen. Sie gierte danach, von der Hölle, der Unterwelt zu erfahren. Von einem Ort zu hören, den sie selbst niemals erblicken würde.

Eine Idee? Eine Idee! Beinahe sofort war Alma Feuer und Flamme, egal, worum es ging. Sie erhob sich so schnell, dass erneuter Schwindel sie für den Bruchteil einer Sekunde erfasste. Der stechende Schmerz in ihrem Kopf verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. Und Alma stakste der nackten Kätzin nach, als wäre nichts gewesen. Sie war froh, sich ein wenig weiter von all den versammelten Experimenten zu entfernen. Von all den Augen. Bohrende, stechende, gehässige Augen.
Gerade als Alma den Mund öffnete, um zu sprechen, glühte das dritte Auge der Kätzin auf. So viele Augen! Für einen Moment schien es der alten Kätzin, als wären unendlich viele Blicke auf sie gerichtet. Als würden Augen in der Dunkelheit der Schatten, im Licht der Lampen erglühen. Und weitere im Boden, in den Wänden. Sie blinzelte all die imaginären Beobachter weg und musterte stattdessen den leuchtenden dritten Seelenspiegel von 150. Ob er ihr einen Blick in die Tiefen der Hölle gewährte, wenn sie nur nah genug herankam? Bevor sie dazu kam, ihre Vermutung weiter zu untersuchen, löste sich der Boden auf. Nein, er verschwand nicht einfach, er machte einer unbekannten Finsternis Platz. Alma wich instinktiv zurück, öffnete die vier schwarzen Schwingen, um … größer zu erscheinen? Potenzielle Feinde abzuwehren?
Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Seelenwanderin die Fassung zurückerlangte und jegliche Spur von Angst abschüttelte. Neugier erfüllte ihren Blick, ihre Körperhaltung, ihre Gangart, als sie sich langsam der unbekannten Masse näherte, die auf 150’s Befehl dem sonst so glatten, harten Boden entsprungen war. Es blubberte! Alma hob ihren Kopf, um den Blick der nackten Kätzin aufzufangen. Durfte sie es [i]berühren? Konnte man es essen? Was passierte, wenn sie ihre Krallen hineinschlug? Fragen über Fragen![/i] Einen weiteren Schritt. Sie war so kurz davor! Ihre Flügel bebten vor Aufregung, ihr Körper erzitterte vor Faszination. Es verformte sich! Ein Schritt zurück.
Ihre Augen wurden rund, als die Nackte wie selbstverständlich einen Fuß auf die Masse setzte. Alma brauchte keine weitere Einladung, sie machte einen schnellen Satz, auf die schwarze Treppe. Sie erschauderte, als sie die dunkle Materie mit den Ballen berührte. Gerne wäre sie länger verweilt, hätte getestet, wie die Dunkelheit unter ihren Füßen roch und schmeckte, aber sie entschied sich schweren Herzens, lieber 150 eilig zu folgen. Ravens Körpergröße und die verdammten Schwingen machten es Alma nicht gerade einfach, sich in den Spalt neben der Dreiäugigen zu zwängen. Dort angekommen entspannte sie ihre Schultern und ließ sich nieder. Sie blickte hinab zur Versammlung wie eine Königin auf ihre Untertanen. Euphorie erfüllte Almas kaltes Herz.


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