Rhianwen013 - Vertraute | 115 Monde | Eisnebel | #rhi 004Rhianwens Einschätzung gegenüber ihrer "Vorgesetzten" war eindeutig gewesen. Die Kleine wusste nicht wo ihr Platz war.
Ganz sachlich und ruhig hatte sie ihrer Kameradin nur erklären wollen, dass ihre Aktion einfach nicht in Ordnung war. Und Charon hatte ihr in Hohentönen ins Gesicht gespuckt.
"Ich werde dich und Midir mit einbeziehen. Ich werde euch nicht fallen lassen", hatte sie gesagt - vielleicht sogar geschworen, aber wer wollte ihren Worten schon glauben schenken? Weder hatte sie sich mit ihr oder dem anderen Kater von Vertrauten abgesprochen, wie und wann sie diese schlimme Nachricht verbreiten. Oder dass der Anführer überhaupt gestorben war. Es war einfach eine schlechte Idee, dies herauszuschreien. Welch bösen Geister wurden nun geweckt? Sie hatten ihren Vorteil verloren. Nun wusste die anderen Verräter, dass einer von ihnen Mutig war. Sie werden ihn schützen wollen. Nun gut. Es hatte auch seinen Vorteil. Wenn man sich vorbereitet hätte, auf das Chaos was nun folgte. Aber Kopflos war die Mutter der Thronfolger einfach los gelaufen, ohne ihnen was zu erzählen.
Sie hatte ihre Kollegen nicht fallen gelassen. Sie hatte sie beide in den Rücken gebissen und in die Schmutzkisten geschmissen.
Das würde Rhianwen der kleinen Schlampe nicht durchgehenlassen. Das würde Rache geben.
Charon hatte schon immer ein zu gutes Herz. Andere mochten sie für einen Todesengel halt. Doch leider hatten sie nie die ganze Rechnung gesehen. Einige hatten das klein Gedruckte nicht gelesen. Aber Rhianwen wusste mit wem sie es zu tun hatte.
Der Todesengel war ganz bestimmt nicht unsterblich. Er war kein Schreckgespenst unter dem Nest. Er war nicht mehr Angst einflößend wie der restliche Haufen, der durch diese kahlen und stinkenden Gänge schlich.
Jedoch war sie auch nicht schwach.
Schließlich hatte 001 sie akzeptiert.
Es war ein Schlag gewesen zu sehen, wie das Herz des Anführers sich für andere Wege öffnete. Im ersten Moment ein schmerzender Schlag. Doch wenn sie ehrlich war, hatte sie sich für ihren kleinen 001 nichts anderes gewünscht. Vielleicht das eine oder andere stärkere Junge. Aber mehr Liebe hatte er schon immer verdient. Daher hatte sie Charon akzeptiert. Schließlich schien sie auf 001 aufzupassen.
Nun sie hatte versagt. Genauso wie Midir versagt hatte. Und sie selbst auch. So wie alle Wächter. Einer hatte es geschafft ihr Licht in diesem grauen-grausamen Himmel auszublasen. So einfach konnte auch ein doch so starker Kater sein.
Rhianwen hätte über diesen Gedanken lachen können. Wenn es nicht 001 wäre. Einen Kater, den sie hatte aufwachsen sehen und immer bei ihm war wie eine Mutter. Das brachte selbst ihr sonst so unbewegtes Herz in Wallung. Ihr Sohn war ermordet worden.
Nachdem die Hölle ausgebrochen war und Charon alles allein entschieden hatte, brauchte Rhianwen ein wenig Kälte.
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis wie schon lange nicht mehr. Gefühle wie Wut, Verachtung, Trauer, Reue schlugen um sich. Jeder Gedanke jagte den nächsten. Doch die Wut überragte die anderen mit Leichtigkeit.
Hass auf den Verräter. Wut auf Charon.
Ihr Blut erhitzte sich gefährlich und sorgte für einen heftigen Schwindelanfall und ein paar Kopfschmerzen. Es gab nicht viel, was sie so sehr in Rage brachte. Und doch wusste Rhianwen nun langsam, dass es ihr körperlich nicht half sich aufzuregen. Früher war es was anderes gewesen. Damals vor dem Labor. Nun schien es, als hätte ihre Fähigkeit nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Kopf abgekühlt.
Mit aller Macht versuchte die Vertraute keine Schwäche zu zeigen. Was nicht besonders leicht war, wenn die Welt sich um ihren Körper drehte.
Drehte sie sich schon immer so schnell?
Verachtung gegen ihre eigene nichtsnutzige Leistung mischte sich noch in ihre Wut.
Dem kalten Luftstrom folgend, war Rhianwen vor ein paar Augenblicken im Außenbereich angekommen und hätte am liebsten ihren gehörnten Kopf in den See gesteckt.
Jetzt konnte diese einfache Geste den Tod bedeuten. Der Verräter lebte immer noch unter ihnen und andere würden ihm folgen. Da war sich die alte Katze ganz sicher.
Die kühle Luft kroch in ihre alten Knochen und sorgte dafür, dass zu mindestens der Schwindel schnell verflog.
Ihre Kopfschmerzen sollten jedoch noch ein wenig bleiben. Denn der ehemalige Wächter Eis stolperte nach draußen.
Warum lebt dieses Wesen noch?Ohne das Gesicht zu verziehen, blickte die Vertraute 061 emotionslos an und schieß weiße Wölkchen aus, während sie ihre nächsten Worte ruhig, aber bedrohlich sprach.
"Wer hat dich nicht getötet?", fragte sie und versuchte ihre Kraft zu befehligen. Doch die ganze Wut in ihrem Inneren behinderten sie daran, sich einfach abzukühlen und den anderen Eiskater mit seinem eigenen Element zu vernichten.
Wohl überlegt war es vielleicht aber auch geschickter ihn mit ihren Krallen zu attackieren. Schließlich besaß er wie auch sie, eine gewisse Resistenz gegen die Kälte. Vom Eis geküsst, würde der Kater nicht so einfach erfrieren.