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Daeny
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» in time, i will leave the city. «   
[ 37946 ] Sa Jan 04, 2020 9:22 pm
»

S H O R T  F A C T S
NANCY CHINU (played by Karma):

TOMIE KAWAKAMI (played by @Balvala):

W A S  B I S H E R  G E S C H A H . . .
post#1 - nancy:
post#2 - tomie:
post#3 - nancy:
post#4 - tomie:
post#5 - nancy:
post#6 - tomie:
«



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Daeny
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Re: » in time, i will leave the city. «   
[ 37953 ] So Jan 05, 2020 1:19 pm
»

#NANCY| 932 WÖRTER
@Balvala

»PSIANA.« » in time, i will leave the city. « D5kmktt-1f02ab7d-bba5-4155-8354-c72b85e15c4a.gif?token=eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJzdWIiOiJ1cm46YXBwOjdlMGQxODg5ODIyNjQzNzNhNWYwZDQxNWVhMGQyNmUwIiwiaXNzIjoidXJuOmFwcDo3ZTBkMTg4OTgyMjY0MzczYTVmMGQ0MTVlYTBkMjZlMCIsIm9iaiI6W1t7InBhdGgiOiJcL2ZcL2M3NTc4MjY4LTYzMzktNGZhYi05MDljLTlmOWQxYTg5YjM2ZVwvZDVrbWt0dC0xZjAyYWI3ZC1iYmE1LTQxNTUtODM1NC1jNzJiODVlMTVjNGEuZ2lmIn1dXSwiYXVkIjpbInVybjpzZXJ2aWNlOmZpbGUuZG93bmxvYWQiXX0
ORT: STRATOS CITY ; AM RANDE DER STADT.



Nachdenklich musterte Nancy das Mädchen ihr gegenüber. Für gewöhnlich machte sie sich nichts daraus, sich in ihren Gegenüber hineinzuversetzen – außer, sie konnte dadurch irgendeinen Vorteil erzielen. Doch jetzt, während sie die Schwarzhaarige sie so betrachtete, stellte sie fest, dass sie es tatsächlich aus reinem Interesse tat.
In ihrem gesamten Leben war das Thema Armut ein großes Tabu gewesen. Waren ihr Vater und sie auf der Straße mal einem Obdachlosen begegnet, so hatte er stets getan, als wäre jener non-existent – und sie hatte es ihm gleichgetan.
Allgemein, die Orte Stratos City‘s, die sie im Laufe ihrer Jugend aufgesucht hatte – Theater, Galas – waren nur zugänglich gewesen für Leute, die ihren Stand teilten.
Gar ein Normalverdienender war für sie ein seltener Anblick gewesen, und die Vorstellung an die Menschen, die in Gassen wohnten und sich Spritzen teilten hatte sie stets auf eine unerklärliche Weise verstört.
Immerhin waren das die Leute, die jemanden wie ihr Böses wollten, nicht wahr?
Das hatte ihr Vater immerhin stets zu sagen gepflegt und sie somit daran gehindert, Orte ohne ihn aufzusuchen.
Er war stets an ihrer Seite gewesen.
Ein bitterer Geschmack färbte ihre Zunge und zog sich bis zu ihrem Rachen hinab.

Sie konnte sich also kaum vorstellen, wie Tomie ihr Leben bisher verbracht hatte. Ein Mysterium, wahrlich, doch war Nancy bereit, dieses zu erkunden. Ihr Weg, der sie zu dieser Bushaltestelle geführt hatte, war befleckt von Lügen – endlich konnte sie bestimmen, welcher dieser Geschichten sie Glauben schenken würde.
Tomie jedenfalls schien nicht wie jemand zu wirken, der ihr bei nächster Gelegenheit ein Messer an die Kehle halten würde. Sie war erstaunlich hübsch; ein Fakt, den sie sich nun schon zum zweiten Mal eingestand. Naiv wie sie bisher gewesen war, hatte sie sich jene, die der unteren Schicht der Gesellschaft angehörten, nie als attraktive Gesellen vorgestellt.
Sie legte den Kopf schief und musste belustigt feststellen, dass es aus ihren (ehemaligen) Bekanntenkreisen Frauen gab, die bereit waren, ein Vermögen auszugeben, nur, um jene natürliche Schönheit zu erlangen, die Tomie besaß.
Welch Ironie.

Die Schwarzhaarige schien zu ahnen, dass irgendetwas an der Beziehung zwischen Nancy und ihrem Vater nicht stimmte, doch besaß sie die Höflichkeit, ihre Gedanken dazu nicht laut auszusprechen.
»Verstehe«, erwiderte sie stattdessen und nahezu dankbar schenkte Nancy ihr als Antwort darauf ein sanftes Lächeln.
Sie war nicht bereit, einer anderen Seele von den Dingen zu erzählen, die er ihr angetan hatte.
Sie waren so schrecklich, so ekelerregend, dass sie es sich selber nicht einmal eingestehen wollte. Ihr Vater, oh, ihr lieber Vater.
Noch nicht.

Als sie Tomie eine Antwort auf ihre zuvor gestellte Frage gab, veränderte sich der Ausdruck in ihren klaren Augen und für eine Sekunde fragte Nancy sich, ob sie etwas falsches gesagt hatte.
Sie würde noch eine zeitlang mit dem Mädchen klarkommen müssen, zumindest einen Teil der Busfahrt über; da wollte sie es vermeiden, sie vorzeitig zu verstimmen.
Doch verschwand eben jener Ausdruck im selben Herzschlag, in welchem er ihr aufgefallen war – stattdessen begegnete Tomie‘s Blick ihr mit einem Leuchten.
»Ein Weltenbummler, also?«
Erleichtert schmunzelte Nancy auf und strich sich eine weiße Strähne hinter das Ohr.
Ein Weltenbummler? Oder jemand, der versuchte, ihrer Vergangenheit zu entkommen?
»Kann man so sagen.«
In Tomie‘s Augen erkannte sie einen unausgesprochenen Wunsch und erst da wurde ihr so wirklich bewusst, sie eingeschränkt sie im Vergleich zu Nancy doch war.
Es stimmte, was die Leute sagten – Geld öffnete Türen und machte das Leben leichter.
Sie erwartete, eine ähnliche Aussage aus dem Mund der Schwarzhaarigen kommen zu hören, doch stattdessen meinte sie lediglich: »Es gibt so viel zu entdecken und ich denke, dass dies erst der Anfang sein wird. Ich kann es kaum erwarten.«
Oh, welch wahren Worte. Nancy nickte zustimmend, und auch das Psiana auf ihrer Schulter schien dem anderen Mädchen einen vielversprechenden Blick zu schenken.
»Wie Recht du hast.«

Schließlich wurden die Drei in das gelbliche Licht des Busses gehüllt, quietschend kam er neben ihnen zum Stehen.
Man sah dem Fahrzeug sein Alter an; hier und da zeigten die Felgen rostige Flecken, das Plakat, das einst wohl Werbung für den (damals) neu eröffneten Supermarkt in Stratos City machen sollte, war vergilbt und stellenweise abgerissen.
Nancy hoffte, sich keine Krankheit einzufangen, sobald sie den Bus betreten würde.
Die vordere Tür schwang schlagartig auf und gab dabei jenes unangenehm schrille Geräusch von sich, welches auch die Bremsen zuvor getan haben.
Der Busfahrer schien erstaunlich nett, trotz seinem ungepflegten Erscheinungsbild.
Nancy lächelte Tomie ein letztes Mal an, ehe sie den Bus betrat.
»Wohin geht‘s, meine Damen?«, fragte der breit gebaute Herr, an seinem Mundwinkel hing eine sanft glühende Zigarette.
Die Blonde blinzelte. Wie peinlich – welche Stadt wollte sie denn zuerst ansteuern?
»Fahren Sie mich einfach zur Endstation«, erwiderte sie schließlich und kramte in ihrem Rucksack nach ihrem Portemonnaie, um die passenden Geldscheine rauszufummeln.
Da fiepste ihr Psiana leise in ihr Ohr, und als würde sie genau verstehen, was es sagen wollte, wandte Nancy kurz den Kopf und sah zu Tomie, die noch draußen wartete.
»...und das Mädchen hinter mir auch«, fügte sie schließlich an und legte ihm das Geld hin.
Sicherlich trug Tomie nicht allzu viel Bares bei sich – sie würde es noch für andere Dinge brauchen.
Und was sollte sie sagen? Vielleicht drang Nancy‘s Gutherzigkeit gerade wegen den herrschenden Umständen so stark durch, dass sie sich dazu entschloss, für das ärmere Mädchen mitzuzahlen.
Sollte sie nicht bis zur Endstation durchfahren wollen, dann könnte sie einfach aussteigen – Nancy jedenfalls hätte ihr Gewissen mit dieser kleinen Geste der Nächstenliebe für die nächste Zeit bereinigt.
Lächelnd nahm sie die Fahrkarte und das Wechselgeld an, ehe sie sich dem nächstbesten Sitzplatz näherte und sich dort niederließ.
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Re: » in time, i will leave the city. «   
[ 38075 ] Di Jan 07, 2020 11:30 am
»
Tomie Kawakami | @Karma

Tomie war immer gut darin gewesen, ihr Gegenüber einzuschätzen, doch manchmal täuschte sie sich auch. In diesem Falle hatte sie zum Glück richtig gehandelt. Sie wollte es sich nicht noch weiter mit ihr verscherzen, als sie es schon getan hatte. Ein vulgärer Ausbruch und von einer Fremden auf der Straße einfach angegangen zu werden standen bestimmt nicht auf Nancys Prioritätenliste. Wenn sie sich nicht zusammenriss, dann würde sie genau so zur Seite geworfen werden, wie Müll, welcher auf der Straße landete. Unbeachtet und dennoch etwas angeekelt. Zögerlich erwiderte die Schwarzhaarige das Lächeln und senkte ihren Blick anschließend wieder. Interessiert betrachtete sie ihre schlanken, langen Finger, alles um ihrem misstrauischen Blick zu entgehen. Zwar hatte sie nichts zu verbergen, doch sie schämte sich für ihren vorherigen Ausbruch.
"Bitte sieh mich nicht auf die gleiche Weise an, wie es alle vor dir getan haben."
Innerlich hegte sie diesen stillen Wunsch, doch sie wusste genau, dass das Schicksal nicht in ihrer Hand lag, denn diese "Ticks" konnte sie nicht kontrollieren, egal wie sehr sie dies wollte. Es war, als würde sie eine unsichtbare Macht überkommen, die sie nur unter großer Anstrengung bekämpfen konnte. Niemand wusste, was sich hinter ihrer schönen Fassade eigentlich abspielte.

Lachend strich sich das reiche Mädchen eine Strähne aus dem Gesicht und bestätigte ihre Vermutung mehr oder minder. In gewisser Art und Weise war Tomie ebenfalls eine Weltenbummlerin, auch wenn sie gerade erst am Anfang ihrer Reise stand. Insgeheim war das Mädchen jedoch noch nicht viel herum gekommen. Man könnte sie sogar als weltfremd bezeichnen. Zum Glück würde sich dieser Aspekt in ihrem Leben endlich ändern. Die eisernen Ketten um ihre Hände wurden aufgebrochen und sie war endlich frei wie ein Vogel, wenn man die permanente Geißelung ihres eigenen Verstandes außen vor ließ. Zuvor hatte sie nicht die Möglichkeit gehabt, zu reisen, so wie es ihr beliebte. Ein Leben lange musste sie kämpfen und sich mit Abschaum herumschlagen, der mehr einer Kloake als einem menschlichen Wesen glich. Sie war nicht mit dem silbernen Löffel im Mund geboren worden. Doch anstatt in Selbstmitleid zu versinken, richtete sie lieber ihren Blick nach vorne und begann zu kämpfen. Irgendwie würde sie schon an Geld kommen und bis dahin, so sehr es ihr missfiel, musste sie auf die Gütigkeit ihrer Mitmenschen hoffen. Wenn sie es konnte, wird sie sie zurückzahlen. Das doppelte sogar. Für ihren noblen Dienst.

Quietschend kam die blecherne Büchse auf vier Rädern neben ihnen zum Stehen und auch die letzte Aufregung wich in ihr.
"Endlich."
Nancy machte den Anfang. Mit einer Hand hielt sie sich an einer Stange fest und setzte anschließend Fuß. Der Bus gab ein unangenehmes Geräusch von sich. Das Metall war erschöpft, aufgefressen vom Rost und auch das Fahrzeug würde sich bald zur Ruhe setzen müssen. Ebenso wie der Busfahrer.
Tomie sah, wie die Blonde ihre Geldbörse hervorfummelte und einige Scheine auf das kleine Podest legte.
"Und das Mädchen hinter mir auch."
Beinahe im selben Moment schoss ihr die Röte ins Gesicht und instinktiv bedeckte sie ihren Mund mit einer Hand. Wie unangenehm! Wirkte sie wirklich so arm, dass eine Wildfremde für sie blechen musste? Beschämt senkte sie den Blick und betrat nach Nancy den alten Bus. Der Boden war fleckig, richtig abgeranzt und trug Narben der Zeit. Im Grunde repräsentierte er genau das, was das Mädchen gerade in diesem Moment empfand. Schmutz.
Natürlich war sie ihr dankbar für ihre Aufopferung, doch gleichzeitig kannten sich die beiden gar nicht. Tomie schämte sich jede Sekunde etwas mehr. Wieso konnte sie sich in diesem Moment nicht einfach kontrollieren, denn jetzt stand sie noch tiefer in ihrer Schuld. Wie in Trance trottete sie auf die Reiche zu und ließ sich förmlich auf den Sitz neben ihr fallen. Der Sitz stand vor Dreck und die blaue Farbe war vergilbt, ja, an der Sitzfläche schon beinahe in einen Braunton getaucht worden. Die Fenster waren verschmiert und der kleine Tisch vor ihr abgerissen. Definitiv kein Gefährt für reiche Mädchen, wie Nancy eines war und dennoch verzog diese keine Miene.
"Danke."
Das Wort verließ erst zögerlich ihren Mund und war so leise, dass es kaum wahrnehmbar war. Schnell räusperte sich die Waise, ballte die Hände zu Fäusten und wandte sich mit weit aufgerissenen Augen an ihre Sitznachbarin.
"Doch ich werde das zurückzahlen, hörst du? Ich werde keine Schulden bei dir haben! Das doppelte sollst du bekommen! Irgendwann zumindest..."
Mutlos ließ sie die Schultern sinken. Was war nun genau ihr Plan und wie sollte sie an Geld kommen? Sie konnte sich nicht ewig durchschnorren, auch wenn das vorerst ihr Notfallplan war.
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Re: » in time, i will leave the city. «   
[ 38170 ] Do Jan 09, 2020 12:28 pm
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»PSIANA.« » in time, i will leave the city. « D5kmktt-1f02ab7d-bba5-4155-8354-c72b85e15c4a.gif?token=eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJzdWIiOiJ1cm46YXBwOjdlMGQxODg5ODIyNjQzNzNhNWYwZDQxNWVhMGQyNmUwIiwiaXNzIjoidXJuOmFwcDo3ZTBkMTg4OTgyMjY0MzczYTVmMGQ0MTVlYTBkMjZlMCIsIm9iaiI6W1t7InBhdGgiOiJcL2ZcL2M3NTc4MjY4LTYzMzktNGZhYi05MDljLTlmOWQxYTg5YjM2ZVwvZDVrbWt0dC0xZjAyYWI3ZC1iYmE1LTQxNTUtODM1NC1jNzJiODVlMTVjNGEuZ2lmIn1dXSwiYXVkIjpbInVybjpzZXJ2aWNlOmZpbGUuZG93bmxvYWQiXX0
ORT: STRATOS CITY ; AM RANDE DER STADT.



Tomie stellte für das blonde Mädchen ein Mysterium dar – ein angerissener Einblick in eine Welt, die ihr fremd war; eine neue Form von Ehrlichkeit. In ihrem Leben, das getragen wurde von dem Geld ihres Vaters, hatte sie bereits viele Menschen, viele unterschiedliche Persönlichkeiten kennengelernt, doch hatten sie alle eines gemeinsam gehabt:
Fäulnis; Jämmerlichkeit. Dazu angespornt, anderen zu gefallen, haben sie stets eine Maske aufgesetzt, die der ihres Gegenübers im Grunde ähnelte. Sie sprachen, darauf bedacht, ihren Gesprächspartner nicht zu verärgern, ja, sie lechzten nach Anerkennung, taten alles, nur um von Anderen angepriesen zu werden – und dafür gaben sie ihre Menschlichkeit auf.
Auch Nancy war bereits an jener Grenze gestanden, hatte gewankt, denn etwas in ihr wollte diese Maske nicht, sie wollte nicht untergehen in einer grauen Masse, die geprägt war von angeblicher Perfektion. Sie wollte Mensch sein und nicht sofort den Stempel einer reichen Tussi auferlegt bekommen.
Auch in Tomie‘s Blick hatte sich zunächst dieser Ausdruck verirrt, vor welchem sie selbst so viel Abstand halten wollte. Das perfekte Stadtmädchen.
Doch umso mehr Worte zwischen ihnen fielen, desto kleiner wurde dieser Ausdruck, ehe er einer völlig neuen Form von Akzeptanz Platz machte. Tomie hörte ihr zu, wahrlich zu; die Worte verließen ihren Mund und sie konnte in den klaren Augen ihrer Gesprächspartnerin erkennen, dass jene ihr Gesprochenes verarbeitete.
Nancy fühlte sich zum ersten Mal anerhört, der aufmerksame Blick der Schwarzhaarigen galt ihr und nicht der Figur, welche sie all die Jahre vorgab zu sein.
Und jene Tatsache schien das Mädchen zu beflügeln.

Sie gaben sich beide eine Chance. Konnte es wirklich sein? Handelte Nancy offenherzig?
Nein, nicht vollkommen, jedenfalls. Etwas in ihr wühlte nach einem Vorteil, den Tomie ihr bieten konnte – den gewissen Sinn, um sie tatsächlich in ihr Leben zu lassen. Reichte es denn nicht, eine angenehme Gesellschaft zu haben, die ihr die Busfahrt weniger langweilig gestalten würde?
Während sie Tomie betrachtete legte sie den Kopf schief und dachte nach.

Nancy versuchte, nicht jedes unhygienische Detail zu analysieren, welches der Bus zu bieten hatte. Das war ihr neues Leben; sie müsste sich daran gewöhnen, wenig Luxus zu genießen. Lebte so das einfache Volk?
Während sie sich auf den Sitz am Fenster niederließ und den Blick hob, um Tomie dabei zu beobachten, wie sie selbst die Flecken hier und da beobachtete, stellte sie fest, dass die schmutzigen Verhältnisse wohl auch für sie unangenehm waren. Ein kleiner Trost, womöglich – wenn ein Mädchen aus der Armut sich vor diesem Bus ekelte, dann durfte sie das wohl auch.
Aber war da noch ein gewisser anderer Ausdruck in ihren Augen, den Nancy nicht so recht zu deuten wusste.
War es Scham?
Ihr Psiana, welches bisher seelenruhig auf ihrer Schulter verweilt hatte, kletterte sanft ihren Arm hinab und rollte sich auf ihrem Schoß zusammen; seine katzenähnlichen Knopfaugen dabei weiterhin auf Tomie ruhend.
Lächelnd kramte Nancy einen halben PokéRiegel aus ihrem Rucksack und hielt ihn Karma hin, welche ihre kleinen Pfoten augenblicklich an den Snack klammerte und begann, diesen in kleinen Bissen zu verdrücken.
Sie tat, als hätte sie gar nicht erwartet, Tomie würde sich tatsächlich neben sie setzen. Schweigend setzte sie sich auf den freien Platz an ihrer Seite; ruckelnd fuhr der Bus auch schon an.
Als jene sich schließlich bedankte, begegnete ihr Nancy mit einem warmen Lächeln. »Keine Ursache; wir Weltenbummler müssen einander schließlich aushelfen.« Woraufhin ein leises Lachen ihre Lippen verließ.
Doch da wandte sich die Schwarzhaarige mit einer solchen Überzeugungskraft an sie, dass sie für einen Herzschlag überrascht die Augen aufriss.
„Doch ich werde das zurückzahlen, hörst du? Ich werde keine Schulden bei dir haben! Das doppelte sollst du bekommen! Irgendwann zumindest...“
Bei ihren Worten kehrte das sachte Schmunzeln auf Nancy‘s Lippen zurück; sanft legte sie ihr eine Hand beruhigend auf die Schulter.
»Hey – mach dir keinen Stress, okay? Sieh es einfach als kleines Geschenk an; anlässlich einer neu geknüpften Freundschaft.«
Ihre goldenen Iriden strahlten vor Freundlichkeit und Wärme, doch wusste sie insgeheim, dass Tomie ein solches Geschenk nicht einfach so annehmen würde. Sie stand, für den Moment zumindest, also in ihrer Schuld – und vielleicht war das der erste Vorteil, nach dem sie vorhin so verbissen gesucht hatte.
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Re: » in time, i will leave the city. «   
[ 39536 ] Di Feb 04, 2020 2:55 pm
»
Tomie Kawakami | @Karma

Ob die Busse in anderen Stadtteilen besserer Verfassung waren? Oder repräsentierte dieser hier nur Tomies vorheriges Leben, um es ihr nochmal unter die Nase zu reiben? Das Mädchen glaubte an Schicksal, genau so wie es Schicksal war, dass Arm und Reich auf dieser abgelegenen Bushaltestelle aufeinandertrafen und sich die hübsche Blonde tatsächlich um ein Waisenkind wie sie annahm. Stumm betrachtete sie die Schmutzflecken, die die abgesessenen Sitze zierten, die vereinzelten Kaugummis, welche wohl schon seit Jahrzehnten in deren Ritzen klebten. Irgendwie lag Schönheit in diesem Schmutz, auch wenn es für viele erst gar nicht ersichtlich war. Die Sonnenstrahlen beleuchteten die Staubpartikeln, welche in der Luft flogen und ließen den Bus in neuem Licht erstrahlen. Tomie kniff die Augen zusammen.

Beinahe empfand sie so etwas wie Neid. Zu gerne hätte sie auch einen Begleiter gehabt, doch sie durfte nie. Konnte nicht. Die Kinder hätten ihn vielleicht getötet, denn sie alle wollten jedes Fünkchen an Hoffnung im Keim ersticken und Tomie so wieder zu Boden werfen. Endlich konnte sie sich von den Fesseln befreien und ein neues Leben beginnen. Und auch ein Pokemon besitzen.
Großzügig winkte Nancy ab, denn nach ihr müssten alle Weltebummler zusammenhalten. Doch dabei sah sie nicht, dass die Schwarzhaarige bereits mit dem Rücken zur Wand stand, die Zehenspitzen über den finsteren Abgrund hängen lassend. Sie war nicht dumm. In ihrer Position gab es nur zwei Möglichkeiten: Zum Dieb werden oder sich selbst an den Haaren aus der Scheiße ziehen. Es würde nicht einfach werden, doch sie war bereit zu kämpfen. Das Mädchen war scheinbar keinen groben Umgang gewöhnt, denn als Tomie ihre Stimme erhob, riss sie erschrocken die Augen auf. War sie doch zu laut gewesen? Instinktiv wollte sie zu einer Entschuldigung ansetzen, dich da legte ihr Nancy auch schon beruhigend die Hand auf die Schulter und meinte, sie sollte es als Geschenk ansehen.
"Anlässlich einer neu geknüpften Freundschaft."
Diese Worte trafen sie unerwartet. Freundschaft? Nach all den Jahren im Waisenhaus wusste sie nicht mehr, wie sich so etwas anfühlte, geschweige denn wie sie sich richtig verhalten sollte. Alles was sie kannte, waren Hass, Gewalt und Kälte.
Die Schwarzhaarige schwieg.
Würde sie wieder alles ruinieren? Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihr ihre dunkle Seite gezeigt, doch das Mädchen war nicht geflüchtet. Noch nicht zumindest.

"Danke."
Und mit diesen Worten beschloss sie, dies nicht einfach so auf sich sitzen zu lassen. Irgendwann...
"Sag mir, wie ist es mit einem Pokemon zu reisen?"
Tomie konnte es sich nicht vorstellen, wie es war, jemanden bei sich zu haben. Aus diesem Grunde nützte sie die erste Gelegenheit, welche sich ihr bot, um diese Frage zu stellen, welche schon seit Ewigkeiten in ihrem Gehirn herumspukte.
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Re: » in time, i will leave the city. «   
[ 39819 ] Sa Feb 15, 2020 12:56 pm
»


»PSIANA.« » in time, i will leave the city. « D5kmktt-1f02ab7d-bba5-4155-8354-c72b85e15c4a.gif?token=eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJzdWIiOiJ1cm46YXBwOjdlMGQxODg5ODIyNjQzNzNhNWYwZDQxNWVhMGQyNmUwIiwiaXNzIjoidXJuOmFwcDo3ZTBkMTg4OTgyMjY0MzczYTVmMGQ0MTVlYTBkMjZlMCIsIm9iaiI6W1t7InBhdGgiOiJcL2ZcL2M3NTc4MjY4LTYzMzktNGZhYi05MDljLTlmOWQxYTg5YjM2ZVwvZDVrbWt0dC0xZjAyYWI3ZC1iYmE1LTQxNTUtODM1NC1jNzJiODVlMTVjNGEuZ2lmIn1dXSwiYXVkIjpbInVybjpzZXJ2aWNlOmZpbGUuZG93bmxvYWQiXX0
ORT: STRATOS CITY ; AM RANDE DER STADT.



Tomie umgab eine seltsam traurige Aura. Es lag nichts bemitleidenswertes darin; etwas, das Nancy dazu gebracht hätte, angewidert die Augen zu verdrehen, so wie sie es bei den ganzen Tragödien im Theater oft getan hatte – oder wenn sie in ihrer Rolle als Schauspielerin selbst dazu gezwungen wurde, vor Publikum über ihr fiktives, armseliges Leben rumzuheulen.
Nein, von der Schwarzhaarigen ging eine Trauer in reiner Form aus; unschuldig, klar.
Gefesselt an diesen düsteren Ort, der im Außenbereich Stratos City‘s lag.
Schweigend musterte Nancy sie aus dem Augenwinkel. Sie befand sich nicht in der Position, mit ihr zu fühlen; immerhin war ihre Jugend stets von Reichtum und Luxus geprägt gewesen.
Weshalb also schrie ihr Herz danach, sich jener Trauer anzuschließen?

Sie dachte an die Nächte zurück, in denen ihr Vater fluchend über sie hergefallen war; in welchen sie schließlich allein in ihrem Zimmer lag, gekrümmt vor Schmerzen, und dem Himmel aus dem Fenster aus zusah, wie er die Finsternis verdrängte und Sonnenstrahlen über Stratos City fallen ließ.

Sie dachte an jene Zeit zurück und glaubte, eine ähnliche Form der Trauer ebenso schon mal gespürt zu haben.
Nachdenklich wandte das Mädchen den Blick ab und betrachtete die rostigen Halterungen der Sitze; die Flecken, die sich über ihrem Kopf an der Decke abzeichneten.
Das Psiana schmiegte sich an ihre Brust und stützte den Kopf auf ihrem Arm, um Tomie mit den schwarzen Knopfaugen mustern zu können.
Es spürte die Verbindung zwischen den Beiden; ebenso wie Nancy glaubte, es spüren zu können.
Zwei Mädchen aus zwei vollkommen verschiedenen Welten.
Und doch fühlte sie sich in ihrer Gegenwart wohler als bei all den Mädchen, denen sie in ihrem bisherigen Leben begegnet war.
Konnte es sein – war sie wirklich dabei, eine wahre Freundschaft zu schließen?

Tomie bedankte sich und lenkte das Gesprächsthema schließlich auf etwas, das ihr Herz leichter werden ließ.
Ihr Pokémon.
»Es ist das Schönste, das mir im Leben passieren konnte«, erklärte sie mit einem aufrichtigen Lächeln auf ihren weichen Lippen.
Ihre goldenen Iriden spiegelten die Wärme wider, die sie in ihrer Brust empfand.
Sie liebte ihr Psiana – nach allem, was geschehen war, konnte sie das mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten.
»Ich muss allerdings gestehen, dass wir Zwei noch nicht viel gereist sind. Wir haben an ein paar kleineren Wettbewerben teilgenommen und sie hat mich auch auf das eine oder andere Theaterstück begleitet, aber wirklich rumgekommen sind wir bisher nicht.«
‘Weil mein Vater mich nicht gehen ließ‘, wollte sie anfügen, verzichtete aber schließlich doch darauf.
»Um ehrlich zu sein spiele ich mit dem Gedanken, womöglich doch eine richtige Trainerin zu werden. Du weißt schon – mit einem richtigen Team.
Ein paar Kameraden würden ihr sicherlich nicht schaden.
«
Schmunzelnd kraulte sie dem Psiana den kleinen Schädel, woraufhin es seine Schnauze liebkosend gegen ihre Handfläche drückte.
»Sie kann mit mir sprechen«, vertraute sie Tomie nach einer kurzen Pause an, »Sie beherrscht die Fähigkeit der Telepathie.«
Sicherlich wäre es auch in der Lage, sich mit der Gedankenwelt Anderer zu verknüpfen – bisher hatte es außer Nancy allerdings niemanden gegeben, bei dem es sich tatsächlich getraut hätte.
»Weißt du was?«
Plötzlich hob sie das violette, katzenähnliche Wesen an, sodass der Körper lang wurde und die Hinterpfoten knapp über ihrem Schoß hinunterbaumelten. Überrascht fiepte es auf.
»Du darfst sie mal halten – hier.«
Und mit diesen Worten reichte sie ihr Pokémon an das schwarzhaarige Mädchen neben ihr; lächelte sie auffordernd an.
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