Morgens (4 Uhr - 11 Uhr) Die frühen Morgenstunden sind unglaublich kalt, da die Temperatur weit unter 0 Grad liegt. Dicke Eisschichten bedecken die umstehenden Bäume, Schnee ist allerdings keiner zu sehen. Der Boden ist ebenfalls von Eis überzogen und knistert leise, sofern man sich darüber bewegt. Sprinten kann sich zu dieser Tageszeit als gefährlich entpuppen, denn eine unvorsichtige Katze kann ausrutschen. Gegen 7 Uhr treffen die ersten Sonnenstrahlen auf den Boden, was das Eis - sofern es nicht im Schatten liegt - auflöst. Dicke Wolken am Himmel versprechen Schnee. Auch im Labor ist die Kälte eingedrungen und machte die Zellen eiskalt. Inzwischen sind die Wassernäpfe eingefroren, weshalb einige Katzen auf die Fähigkeiten der anderen vertrauen müssen.
In den verdunkelten Zellen war die Kälte wie Nebel durch die Gitterstäbe gekrochen. Über den Boden gelitten, hatte sich die Stäbe entlang hochgeschlungen, um jedes der noch ruhenden Herzen in den Winter einzuführen. Obwohl die Räume von den Mauern des Labors geschützt waren und keine Schneeflocke den Weg hereinfand, konnte Lorlen nicht abstreiten, dass ihm die Kälte durch die Ballen bis in die Knochen kroch. Die Pfoten untergeschlagen war er in der Zelle erwacht, die er und seit Monden mit seiner Schwester teilte. Trotz der körperlichen Nähe drückte sich das Gitter eiskalt in seine Beine und Bauch. Nur dem dichten Fell war es zu verdanken, dass er nicht mit den Zähnen klapperte. Mit trockenem Mund leckte er sich die Lippen und bereute es augenblicklich. Sein Durst, der ihn geweckt hatte, war nicht besser geworden und seine Kehle fühlte sich nach wie vor staubtrocken an. Lorlen drehte den Kopf und betrachtete seine Schwester. Ob ihr ähnlich kalt war wie ihm? Doch ihre Augen waren geschlossen und so richtete er sich vorsichtig auf um sie nicht zu wecken. Dann trat er von ihr weg und zum Rand der Zelle. Nachdem er über die Hälfte seines Lebens bereits im Labor war, war es für ihn ein leichtes geworden, trotz der Kette leise von der Zelle zu springen und auf dem harten, glatten Boden des Labors zu landen. Er sah sich um, konnte allerdings im gedimmten Licht keine anderen Katzen in seiner Nähe erkennen. Auch sein Name erklang nicht. Beruhigt über die Stille und das Wissen, dass Cælestis nicht erwacht war, machte er sich auf den Weg. Er wollte nicht, dass sie erwachte und sich fragen musste, wohin er verschwunden war. Nicht, dass sie sich noch selbst auf die Suche machen würde. Selbst zu dieser frühen Zeit war das Labor immerzu voller Gefahren.
Lorlens Ohren zuckten von ihrer angelegen Stellen um der Kälte zu entfliehen auf, als er sich den Wassernäpfen näherte. Innerlich bereitete er sich bereits auf das kalte Wasser vor, dass sich gewiss ähnlich schmerzhaft anfühlen würde wie der Durst. Als er sich aber über eine Schüssel beugte und den Kopf senkte, hielt er inne. Sein Spiegelbild starrte ihn wie immer aus dem Wasser an. Und zugleich war etwas daran … falsch. Es rührte sich nicht. Wie erstarrt blicken seine hellblauen Augen ihn aus dem dunklen Gesicht an. Lorlen hob den Kopf und die freie Pfote. Vorsichtig fuhr er die Krallen aus und berührte das Wasser. Nein, seine Augen hatten ihn nicht getäuscht. Das Wasser war zu Eis gefroren. Mit einem leisen Knurren verzog er die Lippen, als er sich zu der zweiten Schüssel hinüberneigte, die ihm das selbe Ergebnis zeigte. Sein Trinkwasser war zu einer festen, harten Form gefroren. Der Kater starrte die Schüssel an, als könnte die Wut darüber, die sich in seinen Augen spiegelte, dieses schmelzen. Doch keine Chance. Es hatte sich ihm entzogen. Testweise trat er auf das Eis, doch es hielt dem Druck stand, den er darauf ausübte. Die meisten Eisflächen, die er in seinem Leben draußen getroffen hatte, hatten um einiges weniger Widerstand geleistet und waren leicht zum Brechen gewesen. Hier, wo das Wasser nur so niedrig war, war er hilflos dagegen. Nicht einmal mit einer Fähigkeit konnte er ihm an den Kragen gehen. Wo andere Katzen das Wasser hätten schmelzen können, war Lorlen nur dazu in der Lage … Er zögerte. Er könnte es rückversetzen und dann vergessen, wo er war, wo seine Schwester war und was er eigentlich hatte tun wollen. Nein, dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Zu ungenau, zu unplanbar, zu kontrollierbar, was er dann tun würde. Allerdings könnte er es nach vorschieben, zu einem Zeitpunkt an dem das Wasser auftauen würde. Leider würde dann bis zu dem gewählten Zeitpunkt das Wasser gänzlich verschwinden. Mit einem leisen Fluch sah er sich um. War er denn der einzige, der am Morgen vom Durst, von der Kälte oder etwas anderem auf die Beine getrieben worden war? Mit etwas Glück könnte er jemanden treffen, der mehr ausrichten konnte und sich alternativ die Zeit vertreiben, bis es wärmer wurde oder die Zweibeiner erwachten.
Romeo hatte in den frühen Morgenstunden schon seinen Weg zu den Futterschüsseln gefunden und beobachtete nun eine dunkle Katze mit hellen Streifen, deren rasselnde Kette er schon ein paar mal im Labor zu hören bekommen hatte. Er drehte den hübschen Kopf und betrachtete dieses seltsame Kätzchen interessiert und zuckte mit den Ohren. Ein sachtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er realisierte, dass der offenbar halbverdurstete Kater mit dem Eis zu kämpfen hatte. "Soll ich dir vielleicht helfen Kätzchen?" Romeo erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung von der Futterschüssel, an der er gefrühstückt hatte und tappte hinüber zu der Wasserschüssel, die wie viele andere zugefroren war. Romeo war sich bereits auch im klaren darüber, das es längst nicht mehr so viele Flammenkatzen im Labor gab, die meisten waren verschwunden oder verstorben. Der hübsche Kater mit seinen langen Beinen überragte die dunkle Katze deutlich, weshalb sich Romeo nun neben ihm niederließ, seine Pfote ausstreckte und auf das Eis legte - "erschreck dich nicht" murmelte er leise , bevor er das Eis unter seiner Pfote leise zischen ließ, die andere Pfote legte er auf den Napf der unter der Hitze seiner Berührung sich ebenfalls erwärmte. Bereits innerhalb von Sekunden lag eine kleine Wasserschicht auf der Eisschicht, das Eis schmolz immer mehr. Romeo leckte das Wasser von seiner Pfote. "Ich sollte vielleicht künftig darauf achten, dass die Wasserschüssel nicht gefroren sind... macht ja sonst keiner... " Ich glaube, danach geh ich zu Haru - er möchte bestimmt was spielen ...