Desperate housewives

Steckbrief

NANCY EVANS

Karen Eastwood

Wie immer stand sie in der Küche, die Hände auf der Theke abgestützt und den Blick starr aus dem Fenster gerichtet. Das Geschirr dümpelte still neben ihr im Becken, der Schaum bedeckte den Dreck, der übrig geblieben war. In gewisser Weise ermüdete sie die ganze Arbeit im Haushalt, doch sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb, als ihrem Mann zu gehorchen. Ja in gewisser Weise war Karen nicht viel anders als ein Hund. Sie folgte blind seinen Befehlen und hatte sich ihm unterworfen, so wie es jede Frau nun einmal tun musste. Daran würde auch nie ein Weg vorbeiführen und wenn es feministische Bewegungen gab, dann wurden diese Aufstände prompt niedergeschlagen und die Frauen verhöhnt. Es ähnelte den Hexenverbrennungen ein wenig, auch wenn sie weder angezündet, noch verurteilt wurde. Doch waren die verächtlichen Blicke der Männer und ihrer Zierweiber nicht genau das selbe? Es half nichts, sie durfte sich keine Gedanken darüber machen, denn sie würde nie etwas an diesem System ändern können. Seufzend wandte sie sich wieder dem Geschirr zu, steckte ihre zarten, sauberen Hände in die wabernde Brühe und ging ihrem normalem Tagesablauf nach. Waschen. Putzen. Kochen. Sauber machen. Ihr Mann, das faule Schwein, hing dabei den ganzen Tag in der Kneipe oder lag stockbesoffen auf dem Sofa, wenn sie Glück hatte. Oder er behandelte sie wieder wie ein wertloses Stück Fleisch und schlägt sie halb tot. Für ihn war sie nicht viel mehr als eine hübsche Trophäe an der er hin und wieder seinen ganzen Hass ausließ. Irgendwann einmal würde es tödlich für sie enden, das wusste sie. Doch wie konnte sie dieses Schicksal abwenden? Karen konnte nicht davon laufen, ihn nicht besänftigen, ihn nicht töten oder ruhig stellen. Alles was ihr übrig blieb, war es, diese Tortur stumm zu ertragen, wohl wissend, dass es noch vielen anderen Frauen so ging wie ihr. Vorsichtig drehte sie sich um, um zu sehen, ob ihr Mann schon eingeschlafen war. Er wirkte so unglaublich ruhig in diesem Moment. Fast so wie damals, wo sie sich in ihn verliebt hatte. Geräuschlos trocknete sie sich ab und glitt auf ihn zu, um ihn von Nahem zu betrachten. Er war ein Monster. Und er sah tot aus. Verwirrt bückte sie sich nach ihm und legte ihm zärtlich die Hand auf die Wange. "Schatz?", hauchte sie leise, doch es kam keine Reaktion. Noch einmal versuchte sie es, doch dieses Mal rüttelte sie auch noch an seinem Arm. Erneut reagierte er nicht, was Karen in helle Panik versetzte. "Schatz? Hörst du mich?", sagte sie nun etwas lauter, doch erneut kam nichts von ihrem Ehemann. War er etwa tot? Mit zitternden Fingern suchte sie unter seiner Fettschwarte nach seiner Pulsader und presste Zeige- und Mittelfinger auf sie. Kein Puls. Plötzlich zuckte die Hand von Aron, weshalb sie zusammenfuhr und nach hinten stolperte. Wie war das möglich?

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