Ju2. AnführerInformationenAnzahl der Beiträge : 669 Pfotenspuren : 193 Anmeldedatum : 31.07.22 Alter : 24
Never Forgotten Charaktere:
[ZELL] Böses ist im Busch o.o
[ 54915 ] Mi Mai 10, 2023 4:08 pm
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Morgens (4 Uhr - 11 Uhr) Der dichte Schneefall der Nacht hat sich in den Morgenstunden zu einem Schneesturm gesteigert. Eine weiße Decke überzieht nun vollständig den Boden und verbirgt die Risse, die das Erdbeben im Clanterritorium hinterlassen hat, beinahe vollständig. Vorsicht ist geboten! Der Schnee gibt leicht unter den Schritten einer unvorsichtigen Katze nach und es besteht die Gefahr, einzubrechen. Im Außenbereich des Labors sind alle Spuren von vergangener Nacht längst Geschichte. Und auch neue Pfotenschritte werden innerhalb kürzester Zeit vom Schnee vollständig begraben. Ob sich Katzen diesen Umstand zunutze machen? Im Gegensatz zum Vortag scheint es wärmer innerhalb der Zellenräume zu sein - ob die Forscher dafür gesorgt haben? Einzig die Kanalisation ist eiskalt.
Als Orion zum ersten Mal seine Zelle verließ, wusste er nicht, was ihn erwartete. Wusste nichts von Nummern und Rängen. Vielleicht ahnte er aber schon, dass ein neues Leben ihn erwartete. Ein Leben, in dem er sich beweisen konnte, in dem er etwas erreichen konnte. Das Labor ähnelte seinem einstigen Zuhause nicht im Geringsten; die wenigen Fenster und die sterilen weißen Wände ließen das Gelände beklemmend erscheinen. Die Temperatur war gerade hoch genug, dass er nicht fror, doch als angenehme Wärme würde Orion sie sicherlich nicht bezeichnen – nicht, dass er sich nach Komfort sehnte, eigentlich war es ihm gleichgültig. Und dann waren da noch die Gerüche. Duftnoten von unzähligen Katzen schlugen ihm entgegen und vermischten sich zu einem undurchsichtigen Brei. Es schienen sich viele seiner Artgenossen an diesem seltsamen Ort aufzuhalten. Und zwar dauerhaft.
Mit zusammengekniffenen Augen stakste Orion den Gang entlang und versuchte sich dabei den Weg einzuprägen, den er bislang genommen hatte. Die fremde Umgebung erschreckte ihn nicht direkt, doch sie trieb ihn zur Vorsicht. In seinem bisherigen Leben waren ihm die wenigsten Katzen freundlich gesinnt gewesen. Und er hatte gelernt, dass es alleine seine Stärke war, die ihm Respekt verschaffen würde. Wenn ihn also auch hier, im Labor, ein solcher Kampf um Einfluss und Ansehen erwartete, dann musste er vorbereitet sein. Dann musste er alles geben, um dieses gefährliche Spiel zu gewinnen.
Die erste Katze, der Orion begegnen sollte, war 306 und blickte ihm mit unnatürlichen, roten Augen entgegen. Trotz der glühenden Streifen im hellgrauen Fell und der eindrucksvollen Statur seines Gegenübers, schreckte Orion nicht zurück. Nein, ganz im Gegenteil, er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Noch lebte er im Glauben, dass kaum einer sich mit ihm messen konnte. Dass er ein leichtes Spiel in den Zellenräumen haben würde. Anstatt aber sofort die Krallen auszufahren, näherte Orion sich dem Fremden mit langsamen, bedachten Schritte. “Was ist das für ein Ort?“, sein Gesicht war ausdruckslos - die perfekte Maske aus Emotionslosigkeit – und seine Stimme kühl. Wenn man genau hinhörte, dann schwang ein befehlender Unterton in Orions Worten mit. Die Gewissheit, dass man seine Frage beantworten würde. Dass man antworten oder die Konsequenzen spüren würde.
Fast schon untypisch für den Vertrauten versprach der heutige Tag mit Anbruch des Morgens ein recht langweiliger und langer Tag zu werden. Während 200 nach wie vor damit beschäftigt war, so langsam sich selbst und das Labor wieder einzusortieren hatte Deimos für sich selbst entschieden, einfach erstmal ein beobachtendes, lauerndes Auge über das Labor zu legen. Seine genauen Intentionen hatte sich Deimos auch noch nicht so ganz ausgesucht, jedoch hatte der riesige Kater nicht vor, ewig die rechte Hand von 200 zu spielen.
Die morgendliche Fellpflege des Katers wurde vom Anblick eines Neuzugangs mehr oder weniger unterbrochen. Kein Problem, schließlich sah Deimos immer gut aus. Der Neuzugang machte aber auch nicht gerade den Eindruck der typischen heruntergekommenen Laborkatze, wie man Sie hier öfter in den Gestalten von 066, 311 oder auch 769 und seinem Anhängsel 685 herumlungern sah.
Der Neuzugang war beinahe genauso groß wie Deimos selbst, hatte ein ähnliches helles Fell, welches aber an manchen Stellen doch ein wenig dunkler ausfiel und eher in Richtung dunkelgrau ging. Auf seinem Kopf trug der Neuzugang ein niedliches schwarzes Krönchen und über ihm schwebten flügelähnliche Formationen aus Glasscherben. 'Solch eine interessante Fähigkeit.. Ich wüsste gerne, wie du so drauf bist, Neuling.'
Deimos erhob sich und schlenderte gelassen dem Neuling entgegen. Seine Tigerung und Seelenspiegel strahlten wie gewöhnlich rot und die Art und Weise wie Deimos sich seit seiner 'Beförderung' gab und benahm sorgte für einen gewissen Eindruck von Macht und Überlegenheit, selbst gegenüber Katzen die mit den Hierarchien und Systemen hier im Labor noch nichts anfangen konnten.
"Ja guten Morgen", begrüßte Deimos den Kater sobald er nah genug war um ihn definitiv verstehen zu können. "Du bist ja echt ein auffälliger Kerl, hm? So mit Flügeln und Krönchen? Man könnte fast meinen, du hättest hier etwas zu sagen.", Deimos war sich bewusst, dass er den Kater ein wenig aufzog, allerdings hatte er solch eine ungewohnt freundliche Stimmlage gewählt, dass er den Kater fast schon zum Mitscherzen und Lachen einlud.
Deimos sprach wieder normal und tief ehe er auf die Frage des Katers einging. "Was das hier für ein Ort ist, erzähle ich dir gerne. Aber erzähl mir doch lieber erstmal, wer du bist, hm? Schließlich bist du hier der Neuzugang, nicht?"
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Orion erkannte eine Katze, die Macht und Autorität ausstrahlte. Oder ausstrahlen wollte. Seit seiner Kindheit war er immer von Personen umgeben gewesen, die glaubten, über ihm zu stehen. Die glaubten, ihm Befehle geben und ihn einschränken zu können, wie es ihnen beliebte. Aber Orion war nicht länger jemand, der sich herumkommandieren ließ. Er verzog keine Miene, als ihn der rotäugige Kater eingehend musterte und hielt dem Blick aus leuchtenden Seelenspiegeln mit Leichtigkeit stand. Jede Interaktion war eine Prüfung, die Orion bestehen musste, um am Ende als Gewinner aus dem großen Spiel hervorzugehen. Ein Spiel, das die Mächtigen an jedem Ort seiner Welt spielten. Ein Spiel, mit dem er aufgewachsen war und dessen Regeln er in- und auswendig kannte.
“Nun, es wird sicherlich nicht lange dauern, bis man meinen Namen hier kennt …“, … und fürchtet. Es lag keine Selbstgefälligkeit in Orions Worten. Er redete nüchtern und sachlich, als würde er Tatsachen und keine Hypothesen aussprechen. “Insofern liegst du richtig, Fremder. Ich bin nicht hier um mein Haupt vor anderen zu beugen.“ Stattdessen wollte er selbst mit aller Macht bis an die Spitze steigen; ungeachtet davon, wer oder was sich ihm in den Weg stellen würde. Orion glaubte, dass er fähig war, alle Hindernisse zu bezwingen, allen Widrigkeiten zu trotzen. Er war stark, er war entschlossen und er war gnadenlos, wenn es darum ging, zu bekommen, was er wollte. Im Spiel um die Macht ging es darum, sich keine Blöße zu geben und keine Schwäche zu zeigen. Denn sonst würde man von einem Moment auf den anderen alles verlieren, was man sich aufgebaut hatte. Und alles, was einem am Herzen lag. Aber Orion selbst war mit nichts im Labor angekommen. Er hatte nichts zu verlieren. Und das machte ihn gefährlich.
In den humorvollen Ton des anderen stimmte Orion nicht ein. Er war gewillt, mit anderen Katzen einen lockeren, scherzhaften Umgang zu pflegen oder Smalltalk zu führen. Seine Vorgehensweise war zu jeder Zeit präzise und zielorientiert. Und ganz in diesem Sinne stellte der graue Kater seine eigene Frage für einen Moment zurück, um zunächst dem Getigerten zu antworten. “Ich heiße Orion“, erwiderte er. Orion wie das das Sternenbild am Nachthimmel. Und wie die Sterne bin ich dazu bestimmt aufzusteigen und auf die Welt herabzublicken. (Nur um am Ende in der Dunkelheit zu verglühen.) “Und mit wem habe ich es zu tun?“
Deimos war ein wenig überrascht über die angebliche Überlegenheit mit der dieser Kater auftrat. Genauso über die Naivität einfach so seinen richtigen Namen zu verwenden, klar, vermutlich wusste der Kater es noch nicht besser.. Aber Deimos so leicht ein Druckmittel zu überlassen war kein allzu kluger Schachzug des Neuzugangs.
"Es wäre besser, wenn niemand Weiteres deinen Namen erfährt, Orion. Wenn 200, unser Anführer davon mitbekommt, bist du nichts weiter als ein weiterer Fall für die Kanalisation.", Deimos pausierte kurz und blickte Orion dabei tief in die Augen. "Du hast Glück, dass dir dieses Missgeschick mir gegenüber passiert ist.. Manch anderes Viehzeugs welches sich hier herumtreibt wäre gleich zu 200 gerannt und hätte für deine frühzeitige Exekutierung gesorgt.. Das wäre schade.Schließlich gefallen mir deine Ambitionen..
"Für gewöhnlich sprechen sich die Katzen hier mit ihrer Nummer an. Meine ist 306. Ich bin im Moment der einzige Vertraute von 200 und damit so gesehen die Stellvertretung des Anführers. Erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.", stellte sich Deimos nach seiner Erklärung dann auch seinem Gegenüber vor.
"Erzähl mal, Orion.", Deimos nutzte den richtigen Namen des Katers absichtlich. Schließlich würde er ihn nicht vergessen lassen, was für einen Fehler er begangen hatte. "Was hat es mit dieser abgehobenen und arroganten Persönlichkeit von dir auf sich? Du scheinst ja ein zielstrebiger machthungriger Bursche zu sein. Ist es denn so schlau, seine Pläne gleich so an die große Glocke zu hängen? Alles spricht sich hier herum, du kannst fast Niemandem trauen. Jeder verrät dich für seine eigenen Zwecke.."
Und werden dann abgemurkst und verbluten in der Kanalisation... Und die Ratten sorgen dafür, dass nichts außer Knochen übrig bleibt...
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“Und du glaubst, ich könnte es nicht mit 200 aufnehmen?“, Orions Augen funkelten interessiert, als er 306 betrachte. Seine Stimme klang ungerührt wie eh und je, aber dieses Mal lag in den Worten eine versteckte Herausforderung. Und der unterdrückte Wille, sich zu beweisen. 200 also; ein Anführer ohne Titel, ohne Namen. Wie gefährlich konnte jemand schon sein, der sich selbst aufgegeben hat? Jemand, der entschieden hatte, nur eine Nummer unter vielen zu sein, anstatt hervorzustechen? “Ich nehme an, dass die Kanalisation ein schrecklicher, dunkler Ort ist, den es zu fürchten gilt?“, Orions Stimme nahm einen kalten Tonfall an, “Aber ich muss dich enttäuschen, deine Drohungen machen mir keine Angst.“
“Ist es Stolz, der euch dazu bringt, eure Namen zu vergessen, 306?“, der Kater mit den Glasflügeln machte eine kurze, wohlüberlegte Pause, “Oder Furcht, Angst und Zweifel?“ Sein Blick war durchdringend; wie ein Adler, der seine Beute fixierte. Als würde er nur darauf warten, dass 306 Schwäche zeigte oder sich eine Blöße gab. “Ich werde mich niemals dazu entscheiden, nichts weiter als eine Nummer zu sein“, die Gesichtszüge des grauen Katers verhärteten sich, “Ich bin stark genug, um einen Namen zu tragen.“ Und wenn dies bedeutete, dass er an Ort und Stelle einen Kampf mit 306 austragen musste, dann würde er nicht einmal mit der Wimper zucken, bevor er seine Krallen ausfuhr. Krallen aus scharfem, kaltem Glas, die dazu bereit waren jeden zu zerfetzen, der sich in Orions Weg stellte. Wenn du ein hohes Tier bist, 306, warum unterwirfst du dich dann Regeln, die dir deine Identität rauben? Warum unter einem System kriechen, wenn du es überflügeln könntest? Doch Orion konnte nicht leugnen, dass eine gewisse Faszination für diesen Ort in seinem Inneren erwachte. Schon jetzt erkannte er, dass er ein fehlerhaftes System vor sich hatte. Ein System, das Anführer und Untertanen auf eine Ebene stellte. Ein Fehler, der so gefährlich war wie ein einzelner Funke auf trockenem Laub.
“Du musst mir nicht erklären, dass Katzen dazu neigen, anderen die Krallen in den Rücken zu rammen, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergibt. Ich bin mir bewusst, dass Egoismus und die Hoffnung auf einen eigenen Vorteil der größte Antrieb für die meisten von uns sein kann“, Orion lächelte. Und es war ein schneidendes Lächeln, das beinahe so kalt war wie seine Stimme. (Ob wohl je eine Spur Wärme darin gelegen hatte?) “Wenn es hart auf hart kommt, kann man niemandem so sehr vertrauen wie sich selbst.“ Und das war sicherlich keine Lektion, die man Orion erst noch erteilen musste. "Ich habe keine Angst vor den Katzen dieses Ortes. Und ich denke nicht daran, vor deinem Anführer im Staub zu kriechen. Das ist kein Geheimnis." Einmal mehr musterte Orion den Getigerten mit den leuchtend roten Augen. “Aber diese Einstellung scheint uns zu verbinden, nicht wahr, 306?“ Erkennst du deine eigenen Ambitionen, wenn du in meine Augen, meine Seelenspiegel blickst?
"Orion Orion Orion....", in Deimos Stimme schwang eine vertrauliche Kälte mit, eben genau die Kälte, mit der auch sein Gegenüber zuvor zu ihm sprach. "Es mit einer einzelnen Katze aufzunehmen, ist nie das Problem gewesen. Das Problem ist, dass es schnellst Hunderte werden. Jede Einzelne davon mit speziellen Fähigkeiten, Gaben und Kampffähigkeiten. Du bist zweifelsfrei stark, aber aus deinen Ambitionen wird nix wenn du unüberlegt vorgehst und große Aufmerksamkeit dabei erweckst.. Verstehst du, Orion?",
Deimos erwiderte den Blick aus den kalten Seelenspiegeln seines Gegenübers mit gleicher Kälte, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein. Warum sollten irgendwelche Worte ihn einschüchtern. Orion schien offensichtlich die selben Ziele zu verfolgen und Deimos hielt es für schwachsinnig, sich gegenseitig im Weg zu stehen.
"Es ist nicht Stolz, sondern Taktik. Sollte etwas schreckliches geschehen, wie die Ermordung eines weiteren Anführer, bin ich im Moment der direkte Nachfolger. Dementsprechend wäre es ein Leichtes, sich jetzt einfach nur zurückzulehnen und zuzusehen."
Deimos hatte den bestmöglichen Weg eingeschlagen, um seine Ziele zu verfolgen. Allerdings war die Situation im Moment keine Einfache. Der Kater wusste, dass er auch noch an sich selbst und besonders an seinen Fähigkeiten zu arbeiten hatte. Niemand hatte Angst vor einer Illusion, oder? Die meisten Katzen hatten genug Willenskraft und Stärke um einer Illusion widerstehen zu können.. Lächerlich. Ob es eine Möglichkeit gab, die höllische Kraft die in Deimos schlummerte anderweitig zu kontrollieren? So dass auch er nur mit seiner Fähigkeit in der Lage war Gegner zu besiegen oder besser noch, zu töten..
"Orion. Was ist deine Gabe? Was macht dich besonders? Warum sollte ich glauben, dass du nicht einfach nur ein von Machtkomplexen besessenes Kätzchen bist, dass einen bösen Blick draufhat?"
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
"Wenn es so ist, wie du behauptest, was schlägst du also vor?", Orions Augen funkelten, als er sein Gegenüber erneut auf die Probe stellte. Immerhin erschien dieser ein potenzieller - und noch dazu wertvoller - Verbündeter zu sein. Die Frage war nur, ob er es auch sein wollte. Wonach strebst du, 306? Und was bist du bereit auf dem Weg dorthin zu opfern und aufzugeben?
Die Ermordung eines weiteren Anführers? Orion spitzte die Ohren und betrachtete 306 eingehend. "Dann ist euer König gefallen?", der Graue witterte Schwäche und Unsicherheit - nicht in 306 selbst, sondern im geltenden System. War dieses System dazu verdammt mit seinem Anführer zu fallen? Oder hatte es Potenzial zu bestehen? Vielleicht hing es auch nur davon ab, auf wessen Seite Orion sich schlug. "Nun, ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, das Zurücklehnen deine Art ist", der Kater mit den zersplitterten Schwingen neigte leicht den Kopf, "Genauso wenig wie ich selbst gewillt bin, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Ab und an muss dem Zufall von den richtigen Personen unter die Arme gegriffen werden..." Orion lächelte. Und wie seine ganze Persönlichkeit glich auch sein Lächeln einem Glassplitter.
"Warum du das glauben solltest? Möglicherweise, weil du klug genug bist, andere nicht zu unterschätzen." Bereits einen Wimpernschlag später zerschellten zwei Glassplitter auf dem Boden neben Deimos. "Möglicherweise, weil du erkennst, dass du die Wahl hast. Die Wahl, ob du auf der Gewinner- oder Verliererseite stehen möchtest." Wähle weise, wähle weise. Ich werde dir diese Möglichkeit nicht erneut anbieten. Die Möglichkeit, durch Zusammenarbeit unsere Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen. "Aber bevor du über dieses Angebot nachdenkst, sei dir gewiss, dass ich jeden, der mich verrät, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln vernichten werde." Gnadenlos, erbittert, unaufhaltsam.
Deimos zuckte kurz interessiert mit den Ohren, als das scharfe Geräusch von zerspringendem Glas diese erreichte. In jedem einzelnen Glassplitter konnte Deimos vergangene Emotionen ausmachen.. Furcht, Liebe, Hass... Alle auch bekannt als Schwäche. Deimos feurige Augen glühten in tiefstem Schwarz, während schwarzes Feuer jene Scherben zum Schmelzen brachte, bis nichts mehr außer ein schwarzer Brandfleck auf dem Boden übrig war.
"Orion.. Die Gewinnerseite ist immer die Seite, auf welcher Ich stehe. Ob der Gewinn nun früher oder später kommt, spielt keine Rolle..", erwiderte Deimos monoton.
"Um zu deiner Frage zurückzukommen, ja, unser Anführer ist gefallen. Ermordet von jemandem aus den eigenen Reihen..", Deimos hob kurz eine Pfote und beobachtete seine spitzen Krallen bevor er weitersprach. "Nur zu schade, dass ich damit nichts zu tun hatte. Dann wäre die ganze Geschichte hier schon erledigt und niemand müsste sich mit der Geliebten unseres ehemaligen Anführers rumärgern. Diese Rindvieh denkt wirklich, Sie kann nun die Macht übernehmen.", Deimos konnte sich ein abfälliges Lachen nicht verkneifen.
Eine Mischung aus Wut und Hass brannte in der Brust des hallen Katers. Seine Ziele hatten sich durch 001's Tod noch weiter nach hinten verschoben. Wie würde er am Besten, jetzt wo er auf der Position der direkten Nachfolge angekommen ist, vorgehen? 200 einfach die Kehle aufzuschlitzen wäre ein wenig offensichtlich. Zumal den Gegner zu unterschätzen ohnehin eine schlechte Idee wäre. Eine falsche Bewegung im Kampf und der ganze Plan ist gescheitert.
"Ich würde erstmal langsam vorgehen. Falls 200 stirbt wäre ich der direkte Nachfolger. Dementsprechend wäre es zu offensichtlich, Sie umzubringen, nicht? Viele Katzen hier im Labor sind mit sowieso nicht zufrieden damit, dass Sie Anführerin geworden ist. Es wird höchstwahrscheinlich zu Ausschreitungen kommen.. Wenn es soweit ist, denke ich, dass die Zeit gekommen ist einen Zug zu machen und 200 auszuschalten. Eine andere Möglichkeit, das Ganze still und heimlich zu erledigen sehe ich nicht. Aber da gibt es ein Problem.."
(Ich habe mir mal erlaubt so zu tun, als wäre meine Fähigkeitenänderung schon angenommen.. Mein Steckbrief wird irgendwann noch überarbeitet, aber im Moment bei der Inaktivität hier hab ich nicht die Motivation mich jetzt an den Steckbrief zu setzen.. Ich wollte einfach mal was posten.)
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Orion betrachtete mit einem gewissen Interesse, wie 306 seine Glassplitter zum Schmelzen brachte. Bewunderung konnte man die Emotion wohl nicht nennen, die ihn durchströmten. Es war mehr ein kühles Abwägen von Möglichkeiten. Sein scharfkantiges Glas war schon ohne weiteres Zutun eine starke Waffe, die es leicht mit Krallen und Zähnen aufnehmen konnte. Geschmolzenes Glas - heiß, flüssig - nun, das war interessant. Sehr sogar. Eine Zusammenarbeit mit 306 wurde immer attraktiver für den grauen Kater. Das konnte selbst Orion nicht leugnen.
"Orion.. Die Gewinnerseite ist immer die Seite, auf welcher Ich stehe. Ob der Gewinn nun früher oder später kommt, spielt keine Rolle.." An Selbstvertrauen schien es ihnen beiden nicht zu mangeln, das stand jedenfalls fest. Orion schenkte 306 einen weiteren, ruhigen Blick und nickte. “Weise Worte, 306. Manchmal ist es ratsamer abzuwarten und die Zeit für einen spielen zu lassen. Ich stimme dir zu“, langsam begann Orion mehr auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber zu sprechen, anstatt einzig auf ihn herabzublicken. Letztendlich würde sie sicherlich keine Freunde werden, sondern den anderen als Mittel zum Zweck betrachten. Aber solange sie sich keine falschen Vorstellungen über die Art ihrer Übereinkunft machten, konnte jeder seine Vorteile daraus ziehen. Solche nüchternen Bindungen empfand Orion als angenehm - keine tiefreichenden Gefühle, keine großen Verpflichtungen, ein gemeinsames Ziel. Effektiv und funktionell.
“Ermordet also …“, Orion lächelte. Und Grausamkeit lag in seinem Lächeln. Dieser Ort wurde mit jeder verstreichenden Minute interessanter. “Das klingt wahrlich nach schweren Zeiten. Chaos, Verwirrung, Unruhe. Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, den eigenen Einfluss auszuweiten.“ 306 schien diesen Gedanken auch schon eine Weile nachzuhängen, wie seine weiteren Ausführungen offenbarten.
Der direkte Nachfolger also? Und du willst jetzt mit meiner Hilfe deiner Vorgesetzten an die Kehle? “Nun, ich denke, du solltest mir zuerst dein Problem eröffnen. Und dann unterhalten wir uns darüber, was für mich herausspringt, wenn du die Krone in den Pfoten hältst.“ Ein dunkler Ausdruck schlich sich in Orions Augen. Er konnte anderen dienen, konnte 306 als Herrscher akzeptieren, solange er wusste, dass seine Bemühungen nicht umsonst sein würden. Dass er eine gewisse Macht in den Pfoten hielt, auch wenn der zugehörige Titel nicht ihm selbst gebührte. (Und war es nicht ohnehin amüsanter, im Hintergrund die Fäden zu ziehen?)
"Nun, Orion.. Das Probleme sehe ich darin, dass wir definitiv nicht die einzigen sein werden, die es in irgendeiner Art und Weise auf den Thron von 200 abgesehen haben." Deimos scharrte beim erzählen leicht mit seiner Pfote auf dem Boden, in der Hoffnung, dass ihm die Lösung für dieses Problem einfach so in seinen Kopf springen würde. Aber so einfach war es leider nicht und wird es auch nie sein. Es hat schon immer ein kluges Köpfchen gebraucht um an Macht zu gelangen. Brutalität, Macht und Gewalt waren lediglich die Mittel, die im Nachhinein dafür sorgen, dass man die Macht behält.
Natürlich wollte Orion von Deimos wissen, was bei der ganzen Sache denn für ihn rausspringen würde, wäre ja auch komisch wenn nicht. Deimos allerdings hatte keine Ahnung, was der mysteriöse Kater begehrte und sich von der Zusammenarbeit erhoffte.
"Was für dich rausspringt, Orion.. Würde es nicht mehr Sinn machen, wenn du mir sagst, was du begehrst? Was deine Ziele sind? Schließlich gehört auch das zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Sicherlich lässt sich etwas für dich einrichten, mein Bester."
Deimos hielt natürlich Augenkontakt mit seinem Gegenüber und wartete dessen Antwort ab. Eine neue Zeit für das Labor bahnte sich allmählich an.
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
“Hach ja, die Krone des Labors ist begehrt, was?“, Orion lächelte schmal, “Aber mir scheint, dass dieser Ort dafür gemacht ist, ein Spiel auf Leben und Tod aus der Thronbesteigung zu machen. Anders würden die Katzen einen neuen König wohl gar nicht erst akzeptieren.“ Ein zukünftiger Herrscher musste sich immer unter Beweis stellen. Er müsste überzeugend sein. Ob mit Charme, Intelligenz oder Grausamkeit war dabei ganz egal. Und zusammen, ja, zusammen könnten sie siegreich aus diesem Spiel hervorgehen. Einen Augenblick lang zögerte Orion, versank in seinen Gedanken und fragte sich, ob es weise gewesen war, so früh einen Partner zu wählen. Vielleicht hätte er abwarten und andere Möglichkeiten abwägen sollen. Sein prüfender Blick glitt einmal mehr über den Vertrauten. Vielversprechend; selbstbewusst und stark. Nun, manchmal musste man einfach die erste Gelegenheit am Schopf packen. Zögerliches Verhalten würde Orion nur in eine immer schlechtere Position manövrieren.
“Meine Ziele …“, er nickte leicht, wägte ab, wie viel er preisgeben wollte und sollte, “Ich will keinen Thron. Und eine Krone besitze ich bereits.“ Der Geflügelte schnaubte bei dieser Anspielung auf sein Aussehen leise, bevor er weitersprach. “Ich will Macht.“ Sein Tonfall war so unbewegt und starr wie eh und je, doch in seinen Augen glitzerte Verlangen. Macht. So einfach, so kompliziert. Aufschlussreich und nichtssagend zugleich. Ja, die Macht hatte tausend Facetten und Orion war nur an einigen davon wirklich interessiert. Er wollte nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, er wollte nicht, dass sich tausend Augen auf ihn richteten. Nein, das hatte er noch nie gemocht. Es lag ihm nichts an leeren Lobesworten und kriechenden Untertanen. Nein, nein, nein. Was er wollte, war, wahrgenommen zu werden. Gesehen. Und vielleicht auch gefürchtet. Aufgrund seiner eigenen Errungenschaften und Taten, ohne sich dabei auf den Leistungen anderer auszuruhen. Denn Orion konnte nur schätzen, was er selbst aufgebaut hatte. Alles andere erschien ihm wertlos und konnte seinen überaus hohen Ansprüchen (an sich selbst, an die Welt) nicht gerecht werden. “Dass die Macht verlockend ist, verstehst du - nicht wahr, 306?“, Orion blickte den anderen Kater direkt an, “Aber für mich wird sie immer nur ein Mittel zum Zweck bleiben und nicht das Ziel meines Strebens“, er offenbarte, was nötig war, damit 306 glaubte, ihn zu kennen, “Sagen wir … sagen wir, es gibt Katzen, die mir in der Vergangenheit unrecht getan haben. Und ich möchte, dass sie dafür büßen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die alte Leier, du weißt schon; Keine Gnade, keine Vergebung.“ Jetzt lächelte Orion; kalt und berechnend. “Am Ende des Tages will ich nur eines; Rache“, ein dunkles, dunkles Feuer brannte hinter seinen Seelenspiegel. Bereit alles und jeden zu verzehren, der es wagte, sich in Orions Weg zu stellen. “Und wenn das bedeutet, dass ich ein ergebener Diener sein muss, dann werde ich mein Haupt beugen. Solange, bis der Moment meiner Vergeltung gekommen ist.“ Der Kater mit den gläsernen Schwingen legte weitere Karten auf den Tisch. Karten und Ideen. Ideen, über die der Vertraute wohl nicht so einfach hinwegsehen konnte. Ob sie gefährlich waren? Für 306, für Orion selbst? Vielleicht.
(Ich fühl Deimos wie ich ihn hier im Dezember noch geschrieben hab einfach gar nicht mehr lol)
Orion brachte Deimos ein unerwartet hohes Vertrauen entgegen, indem er seine Ziele und seine Motivationen offenbarte und der grau-rot getigerte Kater hielt es nur für richtig und gerecht Orion im Gegenzug auch mit etwas mehr Vertrauen entgegenzutreten. Mit sichtbar gelockerter Stimmung ließ der Vertraute sich nieder und lauschte aufmerksam Orions Worten. Rache ist vielseitig. Mal blutig, mal rein emotional. Mal kalt wie Eis, mal brennt Sie wie Feuer. Irgendwann sehnt sich jeder mal nach Rache irgendeiner Art...
"Ein Spiel...", begann Deimos, seinen kalten, glitzernden Atem in der frostigen Luft verfolgend.. "Jeder in diesem Loch hier hält sich für was besonders, für stärker, für wichtiger als alle Anderen. Es gibt einige Ausnahmen, wer hier keine negative Aufmerksamkeit erregt wird in der Regel auch alleine gelassen. Aber auch hier gibt es wieder Ausnahmen. Manche töten andere zum Spaß, erfreuen sich am Anblick von Blut und den kläglichen, wimmernden Lauten begleitet von den letzten, kraftlosen und röchelnden Atemzügen ihrer Opfer die ihre Seele in einer Pfütze aus Blut viel zu früh abgeben mussten. An so einem grausamen Ort musst du aufmerksam und mindestens genauso grausam wie dein Gegenüber sein können, wenn es nötig sein sollte.", der kalkulierende Blick des Vertrauten war gegenüber Orion mit einem hauchfeinen Ausdruck von Vertrauen und Zugehörigkeit getränkt. Die roten Seelenspiegel des Vertrauten musterten Orion gründlich, kein Detail entging Deimos. Kein einziges Detail. Egal wie winzig.
"Wenn ich mir deine Schwingen ansehe, Orion. Ich habe nicht das Gefühl, du könntest fliegen, aber da verbirgt sich vermutlich eine Waffe dahinter die höchst grausam sein kann, wenn du Unheil anrichten willst?", Deimos konnte entlang der Schwingen verlaufende Lücken, Kanten, Reflektionen und Lichtschimmer ausmachen. Glas, hm? Glas und Feuer könnten zusammen sehr interessant funktionieren.
"Macht ist verlockend. Natürlich. Dein Ansatz allerdings ungewöhnlich. Du müsstest jemand anderen, eine Marionette, irgendwie zum Anführer machen und dann im Hintergrund die Fäden ziehen. Das könnte hier recht kompliziert werden.", tatsächlich machte sich je weiter er das Gespräch vorantrieb eine immer größer werdende Neugier im Kopf des Vertrauten breit. An wem will Orion sich rächen? Wie hat er sein Fell zu einer Krone geflochten? Würde es Sinn machen, Orion zu seiner Rache zu verhelfen?
"Orion." Es verging ein kurzer Moment, bevor Deimos weiterversprach, die gewählten Worte sorgfältig und präzise. Genau richtig, Deimos vermutete, dass Orion genau diese hören wollte. "Ich denke, dass ich dir helfen kann. Dafür muss ich aber wissen, hast du es auf jemanden abgesehen, der schon hier ist? Und wie soll die Macht die du anstrebst aussehen? Im Moment hast du mein Vertrauen und als Geste eben dieses Vertrauen, würde ich dir auch gerne meinen richtigen Namen anvertrauen. Es kotzt mich sowieso schon seit einer Weile an, ständig an diesen blöden, schwer zu merkenden Nummern zu hängen. Ich bin Deimos. Erfreut dich als Partner, oder Kumpel, was auch immer du willst, neu kennenlernen zu dürfen." Der dunkle Kater erhob sich kurz, und gab Orion einen freundschaftlichen Stoß an die Schulter."Dann lass uns mal ein wenig in die Details gehen. Ich steh unglaublich auf Details.. Ausgetüftelte Pläne, jeder einzelne Zug perfekt berechnet, jede einzelne Figur rückt genauso, wie schon lange beabsichtigt. Es ist einfach schön anzusehen, findest du nicht auch?"
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
“Du brauchst mich nicht über die Grausamkeit zu belehren, 306“, Orion legte leicht den Kopf schief, “Vertraue mir, wenn ich dir sage, dass ich nicht zögern werde. Dass ich weder Gnade noch Vergebung kenne. Dass ich Katzen, die sich uns in den Weg stellen, zerstören werde.“Nicht mir, nicht dir. Sondern uns. Als der Vertraute seine Schwingen zur Sprache brachte, deutete Orion ein mildes Lächeln an. Ach, 306, du siehst wirklich nur eine Waffe? Eine einzelne Waffe … Dabei habe ich mehr zu bieten als das. So viel mehr. Wenn sein Gegenüber nur das glänzende Glas sah, dann würde die Schärfe von Orions Verstand ihn früher oder später zu überraschen wissen. “Meine Schwingen sind eine Waffe, du liegst richtig. Wie selbstverständlich fangen sie deinen Blick ein und ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Sie fesseln und faszinieren“, Orion holte mit einem Flügel aus, als wollte er damit zuschlagen, stoppte die Bewegung aber, bevor sie seinem neuen Verbündeten auch nur ansatzweise im Gefahr brachte. Es kostete Kraft (sich zurückzuhalten). “Bis du vergisst, dass Glas nicht das einzige ist, das dich brechen kann“, seine Augen funkelten wissend, als er eine Pfote anhob und die gläsernen Krallen zur Schau stellte. Sie splittern ein klein wenig, bei jedem Schlag. Es ist, als würde man Salz in offene Wunden streuen. Hauchfeines Salz, zerbrechliches Glas. “Aber keine Sorge, mein Freund, solange du an meiner Seite stehst, wirst du nicht zum Ziel meiner Rache“, wie auf Kommando fiel die Spannung von Orions Körper ab, die sich durch den Einsatz deiner Fähigkeit aufgebaut hatte. Wie auf Kommando war er wieder Freund und nicht Feind.
“Eine Marionette wäre ein Weg zum Ziel. Einer unter vielen. Aber ich bezweifle, dass du zu meiner Spielfigur werden möchtest, 306?“, er zog spöttisch eine Braue nach oben. Natürlich konnte er nicht leugnen, dass er darüber nachgedacht hatte. Natürlich hatte er darüber nachgedacht. Sie beide hatten das, da war Orion sich sicher. “Wenn es der Thron ist, nach dem du dich sehnst, dann werde ich derjenige sein, der dir hilft ihn zu erklimmen“, der Geflügelte betrachtete Deimos und glaubte den Anflug von Zweifeln zu erkennen. Vielleicht nur ein erster Gedanke; ein Samen, der noch Wurzeln schlagen musste. Und wer war Orion schon, ihm dieses Wachstum zu verwehren? “Aber auch für dich gibt es mehr Pfade, als diesen einen. Du hast Einfluss, du hast Macht. Aber du musst sie teilen, nicht wahr?“, eine neue Karte, eine neue Idee, “Du bist nicht der Einzige, der in 200‘s Gunst steht. Du hast Konkurrenten. Katzen, die selbst dir gefährlich werden könnten, wenn sie es darauf anlegten.“ Und dann senkte Orion seine Stimme, verschwörerisch, “Wäre es nicht wünschenswert, der Einzige zu sein? Der Einzige, dem die große Anführerin zuhört?“Der Einzige, dem sie vertraut. Der einzige Vertraute. (Der Einzige, der ihr zuwispert. Deine und meine Worte.)
“Deimos also“, Orion nickte anerkennend, “Nun gut, lass uns über konkrete Ziele sprechen. Lass und vage Wünsche und ferne Träume hinter uns lassen.“ Einen Augenblick lang blinzelte er nachdenklich. Überlegte, wo er beginnen sollte. Wo nur? “Ich möchte die Macht, diejenigen zu zerstören, die sich in meinen Weg stellen. Noch bin ich neu an diesem Ort, aber es wird immer und überall Katzen geben, die glauben, sie könnten sich mir widersetzen. Und wenn es so weit ist, will ich sie zerschmettern. Ihnen einen Schlag versetzen, von dem sie sich niemals mehr erholen werden. Denn man stellt sich mir nicht entgegen, Deimos. Keinem von uns.“ Einen Moment lang hielt er inne; abwartend, abwägend. “Wenn all das vorbei ist, wenn das Labor uns zu Füßen liegt, dann will ich diesen Ort verlassen. Dann will ich meine ganz persönliche Vergeltung. Ich will meine Vergangenheit brennen sehen. Ich will sehen, wie sie Stück für Stück zu Asche zerfällt. Wie die Katzen von damals zu Schatten werden, an die sich niemand erinnert. Um die niemand trauert.“ Und dich, Deimos, dich habe ich dazu erwählt, mir dabei zu helfen.
”So so. Deine Schwingen sind faszinierend. Sie bringen jeden zu Fall, der sich dir in den Weg stellt? Sie zerstören jedes Hindernis in deinem Weg? Ich glaube nicht, dass du nur aus deinen Schwingen bestehst, Orion. Da ist mehr, in deinen Augen sehe ich diese Kälte, Kalkulierend und fesselnd. Richtig?“, Es gehörte mehr zu Stärke, als eine starke Gabe und ausgeprägte Kampffähigkeiten. Ein kluger Kopf, berechnend und vorhersehend, der Kampf ist meistens schnell entschieden, wenn man schlauer ist als der Gegner. Orion hatte ähnliches gesagt. „Bis du vergisst, dass Glas nicht das einzige ist, das dich brechen kann“.
In deinem Kopf ist so viel mehr als du preisgibst. Sicherlich weißt du, dass ich das sehen kann.
“Woher weiß ich denn, Orion, dass ich nicht irgendwann selber ein Hindernis für dich werde? Dass du mich die Schärfe des Glases, kalt und scharf, spüren lassen wirst?“ Deimos pausierte kurz während ein leichtes Blitzen durch die roten, glühenden Seelenspiegel sprang. “Was passiert mit Glas, wenn es heiß wird, Orion?“,
Mit kühler Gleichgültigkeit beobachtete Deimos die Reaktion seines „Verbündeten“. Sicherlich hatte er die Anspielung richtig gedeutet und die logische Synergie zwischen Glas und Feuer erkannt. Doch wusste Orion überhaupt von Deimos’ Fähigkeit?
“Eine Marionette möchte auf lange Sicht sicherlich keiner von uns beiden sein. Ob der Thron am Ende wirklich so toll ist? Sicherlich macht man sich einfach nur zur Zielscheibe. Dauerhaft irgendwelche Idioten in den Boden brennen wird auch irgendwann langweilig. Was soll es denn bringen, über so einen armseligen Ort die Macht zu haben? Sicherlich gibt es auch für mich mehr Pfade. Einfluss, Macht. Habe ich bereits. Die Macht, jedes Hindernis zu zerstören, die haben wir scheinbar beide bereits.
Deimos hielt inne und beobachtete Orion für einen kurzen Moment. “Das Labor verlassen? Und dann? Orion, gerne helfe ich dir bei deiner Rache. Ich verstehe deine Gefühle, glaube ich. Aber ich weiß nicht, ob absolute Macht überhaupt das Ziel ist, das mich am Ende erfüllen würde.“
Vielleicht muss ich ein neues Ziel finden? Klar, die Macht klingt erstmal verlockend aber im Endeffekt ist es dann kaum anders als vorher. Was war der Sinn dahinter, Ewigkeiten an diesem Ort zu verweilen? Sollte ich später mit Orion zusammen das Labor verlassen? Sollte ich mich hier durchsetzen und einfach mein bereits vorhandenes, einfaches Leben weiter auskosten? Es hört sich alles so sinnlos an. So simpel.
“Was passiert nach deiner ganz persönlichen Vergeltung?“
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“Wie schön, dass du meinen Wert erkennst“, Orion erwiderte den eindringlichen Blick des anderen Katers, “Und sei dir gewiss, solange du mir nicht in den Rücken fällst oder dich zwischen mich und meine Vergeltung stellst, ja, solange wirst du mich nicht zu fürchten haben. Solange wird mein Glas nur deine Feinde zerfetzen.“ Ein Augenblick der Stille folgte; eine Kunstpause. “Es ist eine einfache Abmachung, ein Geschäft mit simplen Spielregeln. Und wer die Regeln bricht, der ist nicht mehr zu retten.“ Sei vorsichtig, mein Freund, sei vorsichtig. Wer zum Ziel meiner Rache wird, den bringe ich zu Fall. Früher oder später. Mit seinen Worten machte Orion einmal mehr deutlich, warum er ein ausgezeichneter Verbündeter war. Warum er sich für Bündnisse hervorragend eignete; seine Motive waren berechenbar. Genauso wie seine Versprechen. Sie folgten klaren Regeln, klaren Vorstellungen. Und klaren Grenzen. Er zeigte genug, um seinen Gesprächspartnern das Gefühl zu geben, sie würden ihn kennen. Um ihnen das Gefühl zu geben, sie hätten ihn völlig durchschaut. Er zeigte ihnen eine Tiefe, die sie womöglich nicht erwartet hatten und wurde mit Vertrauen belohnt. Er drohte mit Konsequenzen bei Verrat. Aber er deutete keine versteckten Intentionen und keine Unberechenbarkeit an. Nein, Orion war verlässlich. Weder machtgierig noch wahnsinnig, weder verblendet noch hochmütig. Wen er erwählt hatte, dem erlaubte er, auf einer Ebene mit ihm zu sprechen. Dem gab er das Gefühl, dass sie einander gleich waren. Dass sie einander verbunden waren und einander verstanden. “Geschmolzenes Glas hast du mir also zu bieten?“, er neigte interessiert den Kopf und spitzte die Ohren. Die Andeutung hatte er sofort verstanden. “Das klingt gut, für den Anfang.“ Als der Kater lächelte, blitzten seine spitzen, weißen Zähne auf, “Gewährst du mir eine kleine Kostprobe … eine Kostprobe deiner Macht?“
“Der Thron am Ende des Weges nützt dir nur, wenn du fähig bist, ihn zu halten“, stellte Orion fest. Diese Aussage kam einer Zustimmung zumindest ansatzweise gleich. Womit Deimos ihn aber tatsächlich überraschte, war diese Erkenntnis. Eine Erkenntnis, zu der die meisten Katzen wohl nicht einmal gekommen wären. Erstaunlich, erstaunlich. Man könnte fast glauben, du wärst auf dem richtigen Weg? Im Augenblick ging der Geflügelte davon aus, dass Deimos einige entscheidende Qualitäten eines Königs fehlten. Der Getigerte konnte ein Eroberer sein, ein Tyrann, aber ein König? Nein, Deimos war eine Einzelgängernatur. Er war jemand, der im Kern nicht vertrauen konnte; selbst auf die besten Vereinbarungen. Und ein einzelner Herrscher an der Spitze war dazu bestimmt, von seinem hohen Ross zu stürzen. Wer die Macht halten wollte, musste sie nicht nur an sich reißen können. Man musste sie an sich binden. Auf vielen, vielen Wegen. Mit Worten, mit Intelligenz, mit Charme. Mit Bündnissen und Kampfkraft. Und das größte Problem; Deimos war manipulierbar. So wie die meisten Katzen manipulierbar waren, die Unentschlossenheit an den Tag legten. Es gab nur einen Weg, diese Schwäche zu beseitigen; Orion musste sie dem Vertrauten austreiben. Er musste seine Unterstützung anbieten. “Als einsamer Stern an der Spitze wird man zur Zielscheibe, in der Tat. So wie es bei 200 geschieht. So wie es bei 001 geschah. Du musst im Schatten eines solchen Stern stehen, um wahre Macht zu kosten. Im Schatten eines schwachen Sterns“, er lächelte leicht, “Mach dich unverzichtbar, Deimos. Für 200. Mach dich unverzichtbar, bis sie weiß, dass sie fallen wird, wenn du es tust. Mach dich unverzichtbar, weil sie niemandem so sehr vertrauen kann wie dir. Lass sie zu deiner Zielscheibe werden und sei derjenige, der dabei die Macht in den Pfoten hält.“ Orion bedachte seinen Vorschlag, verfeinerte ihn weiter. “Aber du hast vollkommen recht; was ist Macht ohne Ziel?“ Nutzlos, das ist sie. “Ich sehe, dass die Welt außerhalb des Labors dich lockt. Warum nicht der Kater sein, der die Experimente hinausführt? Der gütige Anführer, der ihnen die ganze Welt schenkt, wenn die ihm nur dienen?“Du kannst alles haben, was du willst, mein Lieber. Du musst nur anfangen, über deine Grenzen hinauszudenken. Denn du alleine setzt sie dir. “Also, was wünscht du dir? Willst du ein Bauer bleiben? Oder ein König, ein Gott sein?“Finde ein Ziel oder du wirst schneller fallen, als es dir lieb ist.
“Was nach meiner Vergeltung kommst … ja, die eine quälende Frage. Und welche Freude es ist, dass ich sie dir beantworten darf. Dass du daran gedacht hast sie zu stellen“, ein falsches Lächeln krönte seine Züge, “Die Rache ist keine liebevolle Weggefährtin. Sie zerstört alles, was sie berührt. Sie brennt aus und vernichtet. Und ich lebe in keiner falschen Illusion. Ich weiß, dass sie mein Ende ist.“Weil es nichts mehr geben wird, nach der Rache. Weil die alles ist, was mir geblieben ist. “Vielleicht werde ich leben, vielleicht sterben, wer weiß das schon?“, seine Augen nahmen einen dunkleren Glanz an, “Es ist mir gleich, solange die Welt mit mir brennt.“
Mit einer Mischung aus Interesse und Erwartung lauschte Deimos aufmerksam den Worten die Orion seinem Angebot entgegenbrachte. Er schien in Orion einen vertraulichen Partner gefunden zu haben, der bereit war für die Erfüllung seiner eigenen Ziele alles zu tun. Es schien immer mehr so, dass zwischen den beiden Katern ein gemeinsames Verstehen und bis zu einem gewissen Punkt ein gemeinsames Ziel entstanden war.
“Ich habe nicht vor, irgendwem der mir sein kostbares Vertrauen geschenkt hat in den Rücken zu fallen. Das wäre einfach nicht mein Stil. Das wäre gar nicht mehr Ich. Und ja, jedes Bündnis hat Regeln. Und so lange auch du dich, wie du versprichst, an diese Regeln hältst so sollen auch meine höllischen Flammen nur deine Feinde verbrennen.“
„Geschmolzenes Glas hast du mir also zu bieten?“ Deimos schüttelte leicht seinen großen Kopf. “Siehst du nur geschmolzenes Glas? Abhängig davon, wie gut du mit deiner Fähigkeit umgehen kannst, kannst du jedes beliebige Objekt aus deinem Glas formen. Du kannst es schärfer machen, spitzer, größer, du könntest deine Krallen in jede beliebige Form bringen. Diese Kombination könnte so ziemlich jede Katze zerfetzen und zeitgleich wäre jede Rache“, Deimos hatte das Wort „Rache“ extra betont um Orion eventuell auf die richtige Idee kommen zu lassen. “Viel schmerzhafter, grausamer und tödlicher.“ Ein unheilvolles, rotes Glimmern umgab Deimos und machte sich hauptsächlich in den rot leuchtenden Seelenspiegeln des dunklen Katers bemerkbar. Würde er zum Bringer von Unheil werden? War er nicht in vielerlei Augen bereits das Unheil? Vielleicht war die Rolle als Unheil auch einfach nur das Ticket zur Macht. Wie Orion sagte, müsse er 200 dazu bringen, sich aus den Schatten heraus kontrollieren zu lassen. Sicherlich war Sie bereits paranoid, dass jemand sich ihre neue Macht holen wollte, Sie für schwach hielt. Deimos musste das schwarze Loch werden, welches den einsamen Stern schluckte. Ob das so funktionieren würde? 200 ist nicht dämlich. Höchstens wenn Sie selber schon befürchtet, dass so etwas passieren könnte, wäre es möglich Sie in dieser Angelegenheit auf meine Seite zu ziehen. Vielleicht muss ich mir wirklich mal eine Gelegenheit suchen, Sie in ein Gespräch zu ziehen. Ihr zu berichten. Ich befürchte, dass sich etwas zusammenbraut. Schließlich bin ich mittlerweile ihr einziger Vertrauter. Es wird wohl Zeit, dies mal richtig zu nutzen.
“Mir gefällt deine Denkweise und Planung, Orion. Es scheint, dass du den richtigen Weg in dieser Angelegenheit schnell ausfindig machen konntest. Außerhalb des Labors soll es noch eine weitere Katzengruppe geben. Diese würden das erste Problem außerhalb darstellen. Viele Katzen aber wollen das Labor auch nicht verlassen, aus Angst vor den, pah, Göttern. Sie sind gar nichts besonderes. Stinknormale Zweibeiner in weißen Umhängen. Götter. Pfahahahah. Lächerlich.“ Deimos legte eine kurze Pause ein um seine Wörter ein wenig nachklingen zu lassen. Sicherlich hatte Orion mittlerweile geahnt wie der Satz weitergehen würde.
“Sicherlich möchte ich kein Bauer bleiben. Und selbst wenn ich am Ende zur Zielscheibe werden sollte, werde ich damit klarkommen. Jede Katze die meint, Sie könnte sich gegen mich wenden soll verbrennen. Schreiend vor Schmerz, jede einzelne Flamme soll brennen wie tausend Schnittwunden. Schnittwunden von brennendem Glas, Orion. Sobald du deine Vergeltung bekommen hast und glaub mir, ich werde alles was ich kann tun, damit du Sie bekommst, würdest du an meiner Seite stehen und mit mir diesen Haufen führen wollen? In eine bessere Zukunft, außerhalb von diesem Loch? Ohne den Einfluss von irgendwelchen Zweibeinerspinnern? Gerne ermögliche ich dir dann alles, was du begehrst. Ich fände es gut, wenn du lebst. Die Welt brennt schließlich nicht ohne Feuer. Und Orion, mein Feuer ist höllisch. Heißer als alles, was du kennst. Es kann aber auch warm und einladend sein. Ganz mir überlassen.“ Deimos fixierte die äußeren Scherben an Orions linker Schwinge und von einem Blinzeln aufs Nächste umgab eine bläulich-lila schimmernde Flamme die Glasscherben dort und brachte diese zum Schmelzen. Durch die enorme Hitze brannten sich diese unter Gequalme und Zischen noch ein gutes Stück in den Laborboden ein.
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“Es gibt keinen Grund, warum ich die Regeln brechen sollte. Deine Hilfe bei meiner Rache ist alles, wonach ich strebe“, bestätigte Orion seinen Verbündeten erneut. Zumindest im Moment. Und das war alles, was zählte. Ja, es blieb dabei; der Geflügelte war ein einfach gestrickter Partner, dessen Intentionen offen lagen. Es gab keine unausgesprochenen Geheimnisse zwischen ihnen, keine trügerischen Halbwahrheiten. Nichts davon existierte. Nichts. (Jedenfalls nicht so, dass der Vertraute auch nur den Hauch einer Ahnung davon haben könnte.)
“Im Augenblick sehe ich noch nicht einmal geschmolzenes Glas“, gab er trocken zurück. Es faszinierte den hellgrauen Kater, dass Deimos ihm doch tatsächlich fehlende Weitsicht unterstellte. Dass er es auch nur wagte, Orions Intelligenz anzuzweifeln. Aber natürlich blieb seine Miene unbewegt, natürlich ließ er sich nichts anmerken. Ruhig rief er sich ins Gedächtnis, dass es immer von Vorteil war, unterschätzt zu werden. Lieber unterschätzt, als durchschaut. Alleine wegen geschmolzenem Glas wäre er diese Vereinbarung sicher nicht eingegangen. “Ich schätze Potenzial, wenn ich es sehe“, er deutete ein Nicken an. Beinahe lag so etwas wie Wertschätzung darin. Deimos erörterte ihm breit, wie nützlich seine Fähigkeit doch war. Welche Vorteile sie ihm doch brächte. Man könnte fast meinen, du wärst nicht mehr, als deine Gabe, mein Lieber? Verkaufst du dich gerade unter deinem Wert? Oder versuchst du krampfhaft ihn zu steigern? Doch ein weiteres Mal ließ sich sein Gegenüber nicht zu einer Demonstration auffordern. Flüssiges Glas tropfte von Orions Schwinge und brannte sich in die Bodenfließen ein. Der Geflügelte lächelte. Gut, gut.
“Ich denke, wir müssen noch einmal über meine Vorstellung von Vergeltung sprechen“, wandte er dann ein, weil der Getigerte ihn noch nicht gänzlich verstanden hatte. Weil er die Ausmaße von Orions Rachegelüsten noch nicht begriffen hatte. “Ich will nicht einfach nur Tod und Zerstörung über meine Feinde bringen“, er blinzelte gemächlich, “So gnädig bin ich nicht.“ Er fuhr seine Krallen aus und leckte einmal über seine Pfote. “Zuerst will ich alles vernichten, das ihnen lieb und teuer ist. Alles. Ich will ihre Festungen Stein für Stein einreißen, bis ihnen keine einzige Mauer mehr geblieben ist. Ich will, dass sie mich winselnd um Vergebung anflehen, wenn sie mir schutzlos ausgeliefert sind. Und dann will ich, dass sie erkennen, dass ich ihr Ende bin.“Ich, Orion. Ich; und niemand sonst.
“Katzen, die vor falschen Götter, die vor Zweibeiner kriechen, sind jämmerlich. Ihnen Ehrfurcht und Anbetung entgegenzubringen ist nichts weiter als eine Lüge. Eine ausgeklügelte Lüge und praktische Ausrede für die eigene Unfähigkeit“, der Geflügelte war ein geborener Redner und nun vollends in seinem Element, “Götter sind nichts weiter als ein Instrument, um die Schwachen zu kontrollieren.“ Er lächelte, denn der Kult um die Menschen deutete daraufhin, dass der frühere Anführer, 001, verstanden hatte, was er tat. “Götter werden erschaffen“, er lachte; ein erstickter Laut, der seine Kehle verließ, “Sie werden erschaffen, um einem Zweck zu dienen. Um ein Machtvakuum oder die Leere zu füllen. Die Leere nach dem Tod, die Leere in den Herzen der Katzen.“ Und weil Götter nur Trugbilder waren, konnte man sie zerstören. Man konnte ihren Platz einnehmen. Orions Augen schimmerten berechnend. Aber er hatte auch eine gewisse Leidenschaft in seinen Blick gelegt; eine gewisse Glaubwürdigkeit. “Deimos, wenn wir es wollen, dann können wir selbst Götter zu Fall bringen“, ein grausamer Zug legte sich um die Lippen des Geflügelten, “Denn sie bluten, genau wie wir. Sie sterben, genau wie wir.“Und sie fallen, genau wie wir. Er musterte Deimos entschlossen. Fast schon ungeduldig. Fang an, deine eigene Macht zu erkennen. Fang endlich damit an. “Also, ich frage dich ein allerletztes Mal; ist es das, was du sein möchtest? Ein Gott?“Ein Gott und ein Gottesschlächter?
“Wenn du es dir wünschst, dann werde ich an deiner Seite stehen“, Als Diener, als Krieger, als Herrscher, als König?“Dann werde ich leben und mich aus der Asche meiner Feinde erheben.“Wie ein Phönix; verbrannt und wiedergeboren. Er sprach, als würde er daran glauben. Daran, dass es nach dem Ende seiner Welt eine Zukunft für ihn gab. Aber tief in deinem Herzen tat er das nicht. Nein, er glaubte nicht daran. Nicht wirklich. Aber es gefiel ihm, sie sich auszumalen, seine glorreiche Zukunft an der Spitze. Ja, er leugnete es. Er leugnete es immer und immer wieder, aber er war dafür gemacht, ein König zu sein. Und vielleicht hasste er diese Vorstellung nur deswegen so sehr, weil es seine Vergangenheit gewesen war, die ihn in diese Position gebracht hatte. Aber wenn seine Vergangenheit erst Geschichte war, würde er dann unvoreingenommen nach der Krone (der Welt) streben können? Würde er das? (Und würde es dann überhaupt noch eine Rolle spielen, wonach er strebte?)
Ein ruhiger Ausdruck lag in den roten Seelenspiegeln des dunklen Vertrauten. Mittlerweile waren die Zweifel an Orion mehr oder weniger in Rauch aufgelöst. Es schien nicht mehr so, als würde einer dem Anderen etwas verheimlichen wollen. Obwohl Deimos das leichte Gefühl nicht los wurde, dass Orion ihn für simpel, für einfach gestrickt hielt. Lag es an Deimos direkter Art? An seiner Fähigkeit, wie er Sie bewarb, Sie nutzte, um Orion Honig ums Maul zu schmieren? Sicherlich nicht, Orion war nicht dämlich. Deimos aber auch nicht. Dieses Hin und Her sollte nun ein Ende haben, schließlich lagen nun alle Karten offen. Jedes weitere Geheimnis wäre Verrat. Kalt, betrügerisch, scharf, wie Glas. Oder heiß, wie die Flammen?
Sicherlich auch kein Nachteil, erstmal noch unterschätzt zu werden.
“Deine Vorstellung von Vergeltung entspricht ziemlich genau dem, was man bei einem Kater wie dir erwarten würde.“Sie war vorhersehbar, untypisch für dich, Orion. Normal sind deine Karten verdeckt. Ist dir hier ein Fehler unterlaufen? Holt dich der Wahnsinn ein, wirst du wenn es darauf ankommt die Kontrolle über dich selbst behalten können?
“Vor den Zweibeinern zu kriechen ist lächerlich. Sehe ich genauso.“ Deimos erkannte den vertrauten Ausdruck von Glaubwürdigkeit in den sonst so kühlen, monotonen Seelenspiegeln von Orion. Die Rede die er hielt glich schon fast einer antiken Erzählung, einem Märchen. Doch man konnte dem Kater klar und deutlich ansehen. Jedes einzelne Wort war sein purer Ernst. Kein einziger Anschein von Zweifel oder Unsicherheit. Interessiert lauschte Deimos weiter. Er lauschte. Er verstand. Orion würde nicht hingehen und einen Zweibeiner angreifen. Er würde den Irrglauben, dass die Zweibeiner Götter waren aus den Köpfen der Katzen herausschneiden und mit der Hilfe von Deimos im Nachhinein die Reste dieses Glaubens verbrennen. Bis kein einziges Molekül von dieser Abscheulichkeit übrig war.
Was bisher über die Zweibeiner geglaubt wurde, war lediglich ein Märchen. Nichts weiter. Das lodern, der Tanz des Feuers, in all seiner Pracht, spielte sich in den Seelenspiegeln des dunklen Vertrauten ab.
Deimos erwiderte den entschlossenen Blick von Orion mit einem neuen Ausdruck, ein klares Zeichen des Vertrauens. Doch war es wirklich unzerbrechliches Vertrauen. Lauerte nicht irgendwo immer noch dieser einer kleine Hintergedanke, wie ein Schlupfloch, der auch das engste Vertrauen wieder brechen konnte. Diese Hintergedanken hatte jeder, Sie waren natürlich.
“Lass uns die Götter zu Fall bringen, Orion.“ Fest hatte er Orion im Blick und somit entging ihm nicht ein kleiner Schimmer von Nachdenklichkeit, der sich kurz im Gesichtsausdruck des Glaskaters abspielte und schneller wieder verschwand als er gekommen war. “Was fragst du dich? Ob du dich selber belügst? Ob du wirklich zufrieden damit wärst, zu sterben nachdem du deine Vergeltung bekommen hast? Die Macht ist reizend. Sicherlich kannst auch du dir eine glorreiche Zukunft ausmalen. Vielleicht warst du schon immer für eben Solche bestimmt. Früher oder später, wird das wieder hoch kommen und wenn du nicht vorbereitet bist, wird dieses fremde Gefühl dich überschwemmen. Dir den Atem nehmen. Dich daran hindern, voranzukommen. Deinen Fortschritt bremsen. Es klingt lächerlich, aber Emotionen, gerade solche die seit Monden unterdrückt wurden, kommen immer dann hervor, wenn man Sie am wenigstens gebrauchen kann. Und Sie sind mächtig, mächtiger als alles, was du dir vorstellen kannst. Auch du, Orion, musst dir klar machen, wie es für dich ausgehen soll. Sonst wirst du im falschen Moment dieser Frage gegenüberstehen und zögern. Ein Moment von Schwäche. Sicherlich weißt du, dass dies fatal enden könnte.“ Deimos konnte es sich einfach nicht nehmen lassen, dem Kater auch noch eine Rede zu halten. Schließlich waren Sie beide scheinbar geborene Redner, die mit den Worten jonglierten um ihren Zuhörern genau das zu geben, was diese hören wollten. Deimos hatte Orion fest im Blick, doch lag in seinem Blick keinerlei Misstrauen mehr, lediglich ein fragender und zeitgleich kalkulierender Ausdruck zierte die roten Höllenspiegel. Wie wird deine Antwort sein? Kommt eine Zukunft für dich in Frage, Orion?
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“Du hast recht, mein Verlangen nach Vergeltung ist vorhersehbar. Einfach. Aber ihre Umsetzung wird alles übersteigen, was du je gekannt hast“, er lächelte kühl. Denn wir werden so hell strahlen wie fallende Sterne. Wie fallende Sterne, die auf die Erde herabregnen und alles mit sich reißen. Er neigte den Kopf, nachdenklich. Vielleicht wirst auch du im Feuer meiner Rache aufgehen, Deimos. Entweder du verglühst mit uns oder du lernst es zu bändigen. Du lernst diese Flammen zu beherrschen. Flammen, so scharf wie Glas. Flammen so kühl wie der Nachthimmel. “Ich mag jede freie Minute damit verbringen, Pläne zu schmiede, Geheimnisse ans Licht zu zerren und neue Bündnisse einzugehen ... Aber am Ende bleibt nur sie, die Rache.“ Die Rache; meine Gefährtin für die Ewigkeit.
“Lass uns die Götter zu Fall bringen, Orion.“ Lass uns die einzigen zerstören, die noch wahrhaft über uns stehen. Lass uns aufsteigen, bis es niemanden mehr gibt, der uns aufhalten kann. Vielleicht ist das ja mein letzter Wunsch, mein letztes Streben. Vielleicht kann ich dafür leben; nach meiner Rache. Schwarze Augen bohrten sich in rote Seelenspiegel. Wie weit du dafür wohl zu gehen bereit bist, Deimos? Es gab keinen einfachen Weg, nein. Man musste einen Gott auf viele Arten stürzen. Auf viele Arten vernichten. Man musste seinen fleischlichen Körper hinrichten. Damit der Glaube, damit die Idee genau wie die sterbliche Hülle ihren Atem aushauchte. Der letzte Atemzug eines Gottes, konnte ein neues Zeitalter einleiten. Ein Zeitalter, welches das Erwachen und den Aufstieg unbekannter Mächte mit sich brachte. Oder ein blutiges, blutiges Zeitalter. Krieg und Zerstörung. Kämpfe, bis alles, was man kannte, vergangen und vergessen war. Und man konnte versagen. Ja, man konnte tatsächlich versagen. Denn wenn man einen Gott zum Märtyrer machte, dann würde er bis in die Unendlichkeit fortbestehen. Seine Macht würde wachsen, glorifiziert werden. Und dann war er wahrlich unerreichbar. (Dann hatte man wahrlich einen Gott geschaffen.) “Nicht jeder ist stark genug, um einen Gott fallen zu sehen. Um einen Gott zu schaffen“, und zu einem Gott zu werden. Ein weiterer Blick zu Deimos. Ein langsames Blinzeln. Ein grausames Lächeln. Wärst du bereit, deine Krallen gegen die Zweibeiner zu erheben? Wärst du bereit, sie anzugreifen, zu töten? Denn erst wenn sie bluteten, wenn sie fielen, wenn sie ihren letzten Atemzug aushauchten, dann würde die Laborkatzen begreifen, dass ihre Götter nur Trugbilder waren. Dann würden sie vergessen. (001 vergessen.)
“Mir lagen schon immer tausend Wege offen. Tausend Bestimmungen, tausend Möglichkeiten … und ich hätte nur meine Pfote ausstrecken müssen, um nach ihnen zu greifen“, begann Orion, während das Lächeln auf seinen Lippen schwand, “Auch du wirst irgendwann erkennen, dass sie zu mir passt; die Rolle des Königs.“ Ein raues Lachen, so falsch wie seine Worte echt waren. “Und vielleicht wirst auch du wollen, dass ich sie annehmen. Dass ich mein Schicksal annehme. Aber das wird niemals geschehen. Ich werde keine Krone tragen, ich werde auf keinem Thron sitzen.“Weil das alles nie mehr sein kann, als Wassertropfen auf heißem Stein. Weil die Leere in meinem Inneren nicht gefüllt werden kann. Weil es für mich keinen Weg zurück gibt. Dieser Punkt ist schon lange, lange vorbei. “Du glaubst ich könnte Schwäche zeigen, könnte Gefühle zeigen“, der graue Kater verengte deine Augen leicht, “Aber wenn es erst so weit ist, wird die Rache auch das letzte bisschen meines Herzens in Flammen gesetzt haben.“ Die Aussicht auf eine Zukunft nach meiner Vergeltung ist es, was mich weich machen könnte, Deimos. Die Aussicht auf mehr. Sie würde mich ins Stolpern und Wanken bringen. Sie könnte meinen Glauben erschüttern. Und deshalb darf es sie niemals geben. Nicht in meinen Gedanken, nicht in meinem Herzen. “Wenn der Triumph mich durchströmt, wenn meine Feinde am Boden liegen … erst dann werden ich meine Zukunft sehen“, ich werde den versprochenen Fall sehen, “Dann werde ich nicht zögern, werde nicht straucheln und sie an mich reißen.“ Der Geflügelte nickte deinem Verbündete, langsam zu. “Denn du liegst richtig, Rache allein wird mich nicht zufrieden machen“, das lag eine Wahrheit in seinen Worten. Eine gefährliche Wahrheit. Nichts wird je Zufriedenheit in mir wecken. Nichts, niemals. “Für mich wird es immer neue Ziele geben, immer neue Wege“, und sie werden alle in derselben Bedeutungslosigkeit enden.“Für mich wird es immer eine Zukunft geben.“ Eine Zukunft. Zumindest als Stern am Nachthimmel. (Aber selbst die Sterne würden eines Tages von ihrem Platz am Himmelszelt stürzen. Selbst die Sterne.)
Deimos nickte verständnisvoll. “Die simpelsten Ziele erreichen oft die spektakulärsten Ergebnisse.“, Deimos sprach mit ungewohnter Ruhe. Ungewohnte Gefühle. Es flatterten vereinzelte Bilder aus der Vergangenheit, von der grausamen Mutter bis zu seinem verschollenen Bruder und seiner verstorbenen Schwester in Windeseile durch seine Gedanken. Irgendwie schienen Orions Rachegelüste, den Wunsch nach Rache an seiner grausigen Mutter geweckt zu haben. Doch soweit Deimos wusste, war Sie tot. Ich glaube immer noch nicht ganz, dass Sie wirklich tot ist. Wenn ich doch nur Death finden könnte. Deimos seufzte kurz innerlich, ehe er bereit fühlte den Worte von Orion zu begegnen.
“Rache kann köstlich sein. Abhängig davon, wer das Ziel davon ist, mag eine große Menge an Planung sicher nützlich sein. Die Vergeltung ist köstlich. Ich weiß. “, der Vertraute bedachte den Kater vor sich mit einem ruhigen Blick.
Es fühlt sich fast so an, als wäre das Verlangen nach Rache in mir ganz neu aufgeflammt. Wie ein brennender Hass im Herz. Blood sollte alles zurückbekommen. Doch wie rächt man sich an jemandem, der vermutlich tot ist? Irgendwie hatte diese Frage etwas poetisches an sich. Doch der letzte kleine Funken in Deimos glaubte nicht daran, dass seine Mutter wirklich gestorben war. Doch ohne Kontakt zu seinem Bruder, wo auch immer der gelandet sein mag, würde kein Aufwand etwas bringen.
“Die Zweibeiner sind keine Götter. Doch so langsam sehne ich mich nach anderen Dingen. Dingen die erledigt sein müssen, bevor ich mich vollends auf mich selbst konzentrieren kann. Mein persönlicher Wunsch nach Vergeltung ruft wieder nach mir. Ich weiß nicht warum, das Thema war eigentlich abgeschlossen.“ Deimos blinzelte langsam. Auch jetzt lag keinerlei Unsicherheit in den roten Seelenspiegeln das Vertrauten. Lediglich eine neu gewonnene Klarheit, ein neu entfachtes Feuer. Klarheit darüber, was geschehen musste und Feuer, welches ihn antrieb. Welches dafür sorgen würde, dass er sich Klarheit verschaffen konnte.
“Die Rolle des Königs passt nicht zu dir. An dem Punkt an dem du sie ablehnst, bist du der Rolle nicht mehr würdig. Das ist in Ordnung. So lange man klar vor Augen hat, wonach man eigentlich strebt und was man erreichen möchte. Lange Zeit bin ich selbst mit Ungewissheit durch die Welt gegangen. Doch so langsam, auch durch dich, Orion, wird mir klar, dass manche Dinge aus der Vergangenheit noch geklärt gehören. Mein Herz stand bereits in Flammen, ich kann deine Worte, deine Empfindungen, sogar deine Ziele, bestens nachvollziehen. Doch meine Rache ist mir verwehrt worden. Doch ich habe schon immer persönliche Zweifel daran gehegt, ob Sie wirklich tot ist.“
Eine etwas bedrückte Stimmung macht sich breit, Deimos war sich bewusst, dass seine Vergangenheit offenzulegen gleichzeitig auch seine Schwächen, seine Verwundbarkeiten offenlegte. Doch mittlerweile war er sich sicher, dass er Orion sein Vertrauen schenken konnte und Orion dieses auch würdigte und auf dem gleichen Niveau erwidern würde. Schließlich waren Sie beide am Ende des Tages auch nur zwei Kater mit einer furchtbaren Vergangenheit.
“Ich werde mich erst auf andere Dinge fokussieren können, wenn ich das danach überhaupt noch will, so bald ich die Leiche meiner Mutter zu einem Haufen Asche niedergebrannt habe.“ Monoton. Kühl. Eisig. Vor Orion stand ein Deimos, den er so noch nicht erlebt hatte. War er doch sonst immer ein Hitzkopf. Doch so langsam schien er seine Ziele begriffen zu haben.
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
“Dein persönlicher Wunsch nach Vergeltung?“, Orion horchte auf und trat fast schon unbewusst einen Schritt näher an seinen Verbündeten heran. Natürlich nicht zu nah, aber zumindest ein wenig. Ein klein wenig. Der Geflügelte konnte es nicht leugnen; er wollte mehr erfahren. Wollte erfahren, was den plötzlichen Umschwung in Deimos‘ Stimmung ausgelöst hatte. Lass mich an deinen Rachegelüsten teilhaben, mein Lieber. Zeig mir, was das Feuer in deinem Inneren schürt. Zeig mir, was es zum Lodern bringt. Denn er sah die Flammen nun ganz deutlich im Blick seines Gesprächspartners. Flammen, die in Windeseile zu einem Inferno anwachsen könnten. (Und was es alles verschlingen könnte, oh was es zerstören könnte!) “Eine tot geglaubte Katze, die zurückkehren könnte?“, der graue Kater neigte den Kopf leicht, “Die Wahrscheinlichkeit mag nicht hoch sein. Nein, wahrlich nicht.“ Einen Herzschlag pausierte er und dachte nach. Dachte über die Katzen nach, die er selbst zurückgelassen hatte. Katzen, die noch immer atmeten, noch immer lebten. “Aber wir können erst vollkommen sicher sein, dass unsere Feinde der Vergangenheit angehören, wenn wir in ihrer glimmenden Asche stehen. Wenn wir uns siegreich aus ihrer Asche erheben.“Ob sie dich quälen? Deine Unsicherheit und deine Zweifel? Ob die dir schon langsam den Verstand rauben? Nun, wenn es so ist, dann kannst du es gut verbergen. Noch. Vielleicht verbarg sich ja auch hinter Deimos ein ausgezeichneter Schauspieler. “Deine Mutter also“, Orion betrachtete den Getigerten lange, “Wie hat sie sich zu deiner Feindin gemacht?“Was hat sie dir angetan? Welches Trauma hat sie gesät? Deimos war bereits ohne diese neuen Wendungen ein überaus interessanter Verbündeter, aber jetzt … jetzt begannen die Ähnlichkeiten zwischen ihnen beiden erst wirklich deutlich zu werden. Orions eigene Mutter war bei seiner Geburt verstorben; er hatte sie (und ihre Liebe) nie kennengelernt. Nie verstanden, wer sie gewesen war. Und wen sie aus ihm hätte machen können. Und dennoch hatte er sich von klein auf schuldig gefühlt. Schuldig für ihren Tod. Schuldig für das erste Leben, das er genommen hatte. Seine Geburt war ein Ende gewesen. Ein bitteres Ende und ein neuer Anfang.
Doch trotz allem bist du töricht, wenn du glaubst, ich wäre kein König auf dem Spielfeld, nur weil ich diese Rolle ablehne. Aber auch du scheinst die Krone einer anderen Katzen überlassen zu wollen. Vorerst. Orion lächelte Deimos leicht zu. Und was kommt nach alledem? Was kommt dann?
»Hm. Jetzt hab ich dir wohl zu viel erzählt. Wobei, nein. Ich vertraue dir.« Deimos blickte sich kurz um ehe er wieder das Wort ergriff. Eine ungewohnte tiefe lag in den sonst feurig roten Seelenspiegeln des Vertrauten.
»Unsere Mutter war wahnsinnig. Ihr einziges Ziel ist schon immer gewesen sich an ihrem Bruder zu rächen, der Sie aus seiner Streunergruppe verbannt hatte. Unser Vater hat uns wegen ihr auch irgendwann verlassen müssen. Meine ganze Kindheit bestand eigentlich nur aus ihrem Wahnsinn und der Suche nach einem Ausweg. Sie hatte uns trainiert, bestraft, versucht jede Emotion und Schwäche auszulöschen, als wäre es etwas abscheuliches, verwerfliches. Wir waren lediglich Werkzeuge für unsere eigene Mutter. Werkzeuge die nur dafür gedacht waren, Sie bei ihrem wahnsinnigen, lächerlichen Rachefeldzug zu unterstützen. Weil Sie aus einer Streunergruppe verbannt wurde? Lächerlich, nicht?«
Deimos begegnete Orions ausdruckslosem Blick. Der helle Kater hörte ihm einfach nur still zu.
»Jedenfalls hatte Sie mich und meine Geschwister immer „bestraft“, für jegliche Anzeichen von Schwäche oder unerwünschter Emotion gab es Krallen, Zähne und an besonders schönen Tagen auch mal Beides.« Deimos zuckte kurz mit seinem beschädigten Ohr. »Das Ganze ging eine gefühlte Ewigkeit so. Als es dann Zeit wurde für ihren wahnsinnigen Angriff, hatte sich das Ganze schnell schnell erledigt. Ich erinnere mich nur noch vage, doch Sie lag reglos am Boden und wir sind von ihrem Bruder aufgenommen worden. Irgendwann kamen dann die Zweibeiner dazu und wir sind im Labor gelandet. Was hier im Labor so abläuft weißt du ja bereits.« Deimos nickte wissend. Sicherlich hatte Orion sich sämtliche Informationen über das Labor bereits irgendwie verschafft. Irgendetwas ausgearbeitet und geplant und dann festgestellt, dass sein Plan alleine nicht funktionieren würde. Entsprechend sucht er jetzt nach Verbündeten, denen er Vertrauen kann, seinen Plan mit ihm gemeinsam voran zu bringen. Verbündete, denen er trauen kann, im richtigen Moment an seiner Seite zu stehen. Nicht mehr, nicht weniger. Keine Freundschaft oder sonst was. Schade. Eigentlich ist er echt angenehm. Die Stille und die Rätsel die hinter seiner ruhigen Fassade schlummern sind spannend. Hoffentlich kann ich deinen Weg beobachten, Orion.
»Im Endeffekt, war die Zeit in der unsere Mutter ihrem Wahnsinn erlag vergleichsweise kurz, aber traumatisch. Meine Geschwister habe ich verloren. Meine Mutter habe ich verloren und von meinem Vater haben mich dann letztendlich die Zweibeiner getrennt. Mein Bruder muss ursprünglich auch mal im Labor gewesen sein, doch ich habe ihn hier nie gesehen. Vermutlich gab es bei ihm Probleme mit der Spritze? Keine Ahnung. Jedenfalls stehe ich schon eine gefühlte Ewigkeit alleine da. Arbeite an mir selbst, an meinem Einfluss und an meinem Status. Doch irgendwie erfüllt mich nichts davon. Wie soll ich meine Macht genießen können, wenn ich nicht mal die Gewissheit genießen kann, dass mein schlimmster Feind erledigt ist?«
Deimos blickte Orion nun mehr oder weniger fragend an. Er würde sich freuen, wenn Orion seine Meinung zu dem letzten Satz preisgab. Ebenso interessierte sich Deimos nun aber auch für Orions Geschichte. Es würde schon nicht schaden, mal danach zu fragen, oder?
»Was hat dich zu dem gemacht, der du heute bist? Wieso diese monotone Persönlichkeit? Versteckst du dein wahres Ich? Ich glaube noch nicht, dass du wirklich nur so bist.«
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„Ich vertraue dir.“ Orion bedachte seinen Verbündeten interessiert. Er hatte diese Worte noch nie aus dem Mund einer anderen Katze gehört. Jedenfalls nicht auf ihn selbst bezogen. Vertrauen also? Wie wundervoll, wie gefährlich. Ob du schon weißt, dass dieses Vertrauen so zerbrechlich ist wie hauchdünnes Glas? Aber Deimos wirkte, als würde er seine Worte ernst meinen. Als wäre das alles keine weitere Lüge, keine weitere Täuschung. Machst du mir ein Geschenk, ein Zugeständnis? Sprichst du die Wahrheit? Langsam begann er sich tatsächlich zu fragen, ob sich hinter dem feurigen Kater nicht doch ein exzellenter Schauspieler verbarg. Er fragte sich, ob sein Gegenüber seine wahren Intentionen beinahe so gut verbergen konnte, wie Orion selbst. Was willst du mit deinen Worten bezwecken, Deimos? Mir Honig ums Maul schmieren? Mich unvorsichtig machen? Mich aus der Reserve locken? Vielleicht war das Problem aber einfach, dass der Geflügelte mit dem Begriff ‘Vertrauen‘ nicht sonderlich viel anzufangen wusste. Das Vertrauen zwischen Verbündeten, zwischen Geschäftspartnern kannte und verstand er. Das Vertrauen zwischen Freunden war ihm fremd. Und das Vertrauen innerhalb einer Familie hatte er nie kennengelernt. Ob er jemals einer anderen Katze als sich selbst vertraut hatte? Wahrscheinlich nicht.
“Oh, eine tragische Kindheit wie aus dem Bilderbuch“, kommentierte Orion trocken, allerdings nicht direkt unfreundlich. Zumindest nicht für seine Verhältnisse. “Rache ist niemals lächerlich“, ergänzte er dann mit einem Funkeln in den Augen. Niemals. “Deine Mutter hätte Erfolg haben können, wäre sie nicht dem Wahn verfallen“, überlegte der Glaskater, “Was dann wohl aus euch geworden wäre … aus dir und deinem Bruder? Hättet ihr euch zur Wehr gesetzt, irgendwann? Oder wärt ihr zu den Krallen an den Pfoten eurer Mutter geworden? Zu Werkzeugen? “Mir scheint, dass es eine weise Entscheidung war, dich als Verbündeten zu wählen“, ein Lob. Ein seltenes Lob aus Orions Mund. “Wenn du Unterdrückung und Zwang überlebt hast, dann dürftest du nur schwer aus der Fassung zu bringen sein. Ich erkenne Stärke, wenn ich sie sehe.“Ich erkenne Stärke. Stärke und den brennenden Wunsch nach Vergeltung. Orion nickte dem Getigerten respektvoll zu. Respekt; zwischen zwei Kämpfern, zwei Überlebenden. Und jetzt waren sie durch ein gemeinsames Ziel vereint; Rache. “Nun, ich werde dich auf deiner Suche nach Gewissheit unterstützen“, stellte Orion dann mit Entschlossenheit in der gesenkten Stimme klar, “Und sollten die Geister deiner Vergangenheit noch durch die Welt wandern, dann werden wir sie austreiben.“ Er lächelte kalt. Austreiben; mit Krallen und Zähnen. Mit Feuer und Glas.
“Ich bin also eine ’monotone Persönlichkeit‘, ja?“, Orion neigte leicht den Kopf, sein Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Als fände er Deimos‘ Worte überaus amüsant. “Ich glaube ich muss dich tatsächlich enttäuschen, mein Freund. Ich bin tatsächlich nur so“, wegwerfend zuckte er mit dem buschigen Schweif. “Ich bin, was meine verhasste Familie aus mir gemacht hat; ein ungeliebtes Kätzchen in Not, das sich aus seinem ungeheuerlichem Elend selbst befreit hat.“ Orion sagte all das, als wäre es nichts weiter als ein Witz. Ein Witz, den er über sich selbst machte. Aber der Geflügelte war nicht zu Scherzen aufgelegt. Nein, sicherlich nicht. “Und auf einer solchen Reise lässt man bekanntlich einiges zurück. Man lässt zurück, was sich als Ballast herausgestellt hat.“Bindungen, Gefühle und dergleichen. Und den Kater, der ich war, bevor ich nach den Sternen am Himmelszelt gegriffen habe. Bevor die Rache alles andere in meinem Herzen verzehrte. Vor alledem.