Mitglieder FAQ Kalender Suche Regelwerk Das Team und deren Aufgaben Gästebuch
Klick!
Login
Benutzername:
Passwort:
Bei jedem Besuch automatisch einloggen: 
:: Ich habe mein Passwort vergessen!
Wer ist online?
Insgesamt ist 1 Benutzer online: 0 Angemeldete, kein Unsichtbarer und 1 Gast

Keine

Der Rekord liegt bei 51 Benutzern am Do Jan 04, 2018 11:41 am
Neustes
» Eleyas Training
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo Mai 05, 2024 8:16 pm von Eleya

» Krones Sammelsuchium
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDo Mai 02, 2024 7:36 pm von Shahar

» ✧ Ein neuer Anfang... [Aktivitätscheck!] ✧
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDo Mai 02, 2024 9:49 am von Wolkensplitter

» Sha‘s Charaktersammlung <3
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySa Apr 27, 2024 6:59 pm von Shahar

» Indy verlässt das Nest
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySa Apr 27, 2024 10:58 am von Ju

» Whispers Wiedereingliederungstraining
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMo Apr 22, 2024 7:53 pm von Icespark

» 01. Neue News
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDi Apr 16, 2024 8:46 pm von Cupid

» [ZELL] Böses ist im Busch o.o
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo Apr 14, 2024 4:23 pm von Shahar

» Ely ist da!
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo Apr 14, 2024 10:01 am von Eulenstern

Die aktivsten Beitragsschreiber der Woche
Ju
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Vote_lcapBeiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Voting_barBeiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Vote_rcap 
Kronenschatten
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Vote_lcapBeiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Voting_barBeiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Vote_rcap 
Shahar
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Vote_lcapBeiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Voting_barBeiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Vote_rcap 
RPG-Quicklinks
Forgotten Experiments

All Whats Left
Noch Fragen?
Hast du noch Fragen zum Forum oder dem RPG?
Wende dich über unsere Kontaktbörse privat an unsere Teamlinge. Unser Team wird sich so früh wie möglich um dein Anliegen kümmern.

Kontaktbörse Anführer

Kontaktbörse Heiler
Schwesternforum


Partner
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Warriorcatsrpg1hoci
















Die Suche hat 28 Ergebnisse ergeben Dorian

AutorNachricht
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMi Apr 03, 2024 12:11 pm
#Dorian | Experiment 509

@Eulenstern
Steckbrief.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams 52159561_AwQ1UhcDJFfztTl
(c) Fledermaus

“Ich hab noch nie probiert, Löwenzahn zu essen“, er grinste, “Mir sind die Pusteblumen lieber. Es gefällt mir ihnen zuzusehen, wenn sie vom Wind davongetragen werden.“ Und jedes Mal aufs Neue habe ich mir gewünscht, mit ihnen gehen zu können. Mit ihnen fliegen zu können. Wie ein Vogel.
Selbst jetzt dachte er noch daran. Jetzt, wo er nur harten Laborboden unter seinen Pfoten spürte und die Erinnerung an bunte Wiesen langsam verblasste.
Und je länger er daran dachte, desto lebendiger wurden all die Farben in seinem Verstand. Desto Lebendiger wurden die Farben und der Glanz in seinen grünen Augen. Denn obwohl er in Gefangenschaft lebte, blieb ihm die Hoffnung. Erst wenn er sie gehen ließ, war Dorian wahrhaft verloren. Erst dann.
“Blumen futtern zählt bestimmt nicht als Schummeln“, der Sandbraune lächelte Sellerie zu.

"Hey ist alles okay?"
Einen Moment lang verzog Dorian das Gesicht. Er wusste nicht genau, wie er diese Frage beantworten sollte. Er wusste nicht genau, was er fühlte.
Die Erinnerungen hatten seinen Geist gestreift wie ein Echo, nur um dann wieder in den tiefen seines Bewusstseins unterzutauchen. Fort; für immer verloren und vergessen.
“Vielleicht … vielleicht sollte ich eine runde frische Luft schnappen gehen“, antwortete er also ausweichend. Wahrscheinlich ist das wirklich eine gute Idee; ein wenig Zeit, um wieder mit mir ins Reine zu kommen. Um nachzudenken.
Bevor Dorian aber leichtfüßig davonhuschte, stupste er Sellerie noch einmal mit der Nase an.
“Danke, dass du mir heute geholfen hast“, murmelte er dem Regenbogenkater entgegen. Danke, dass du mein Freund geworden bist. Und Farbe in die Dunkelheit meines Herzens gebracht hast.
Danke, Sellerie. Für alles.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMo März 25, 2024 11:04 am
#Dorian | Experiment 509

@Eulenstern
Steckbrief.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams 52159561_AwQ1UhcDJFfztTl
(c) Fledermaus

Langsam kehrte Dorians offenes, herzliches Lächeln auf sein Gesicht zurück. Sein Lächeln kehrte zurück, weil er 200‘s Worten glauben schenken wollte. Weil er endlich an etwas anderes als seine unbeschreibliche Sehnsucht glauben wollte.
(Und es war so einfach, so unglaublich einfach, an 200 zu glauben.)
Der Wächter des Todes machte Dorian Hoffnung auf eine Zukunft. Eine Zukunft, die er in Freiheit und nicht hinter Gittern verbringen musste. Eine Zukunft ohne Qual, ohne Schmerz. Und voller Freude, voller Zuversicht.
Er blinzelte und blinzelte, bis die Tränen langsam ein Ende fanden. Er hatte schon zu viele vergossen. Zu viele Tränen an einem einzelnen Tag.
Dorian wollte nicht mehr weinen, nein, er wollte lachen. Er wollte wieder er selbst sein. Nicht jenes verzerrte, veränderte Abbild, welches das Labor aus ihm gemacht hatte. Er wollte mehr sein als das. Und vielleicht konnte er es jetzt endlich wieder. Vielleicht konnte er das.

200 hatte recht, natürlich hatte sie das. Es würde einen neuen Morgen geben, eine neue Dämmerung. Es würde wieder Farben in Dorians Leben geben, wo er im Augenblick nur tristes Grau sehen konnte. Es würde wieder einen Sinn für ihn geben.
“Danke, 200. Ich vertraue dir. Ich vertraue darauf, dass wir eine Lösung finden werden.“ Dass wir sie gemeinsam finden werden. Er löste sich sanft aus ihrer Umarmung und erlaubte sich, ihre Wange kurz anzustupsen. Danke, danke, danke. Danke dafür, dass du mein zerrissenes Herz gesehen und verstanden hast.
Und dann schenkte er ihr noch ein letztes Lächeln. Sein ganz eigenes, unverkennbares Lächeln. Ein Lächeln, so warm wie die Sommersonne und so strahlend wie Sterne in tiefster Nacht.
Er schenkte es ihr, 200. Und lächelte einen Augenblick lang nur für sie.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo März 24, 2024 7:53 pm
#Dorian | Experiment 509

@Eulenstern
Steckbrief.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams 52159561_AwQ1UhcDJFfztTl
(c) Fledermaus

Dorian lauschte 200‘s Worten mit großen Augen. Mit den Augen eines Jungen, das im Vertrauen zu seiner Mutter aufblickt. Mit den Augen eines Katers, der vergessen hatte, was es bedeutete, sich geborgen und beschützt zu fühlen.
(Der vergessen hatte, wer ihn zuletzt so fühlen ließ.)
Obwohl 200 nun Anführerin des Labors war, fühlte Dorian sich bei ihr unendlich sicher. Vielleicht könnte er sich auch im Labor sicher fühlen, zumindest unter ihrer Herrschaft. Vielleicht könnte er das, eines Tages. Aber Sicherheit war nie gewesen, was er sich tief in seinem Inneren gewünscht hatte. Denn letztendlich war sie nichts, als ein Gefängnis aus Gewohnheiten und Routinen. Ein Käfig aus goldenen Gitterstäben.
Ja, es fühlte sich gut an, es fühlte sich schön an, in Sicherheit zu sein. Doch sein Herz verlangte nach mehr. Verlangte nach der Ferne, nach dem Unbekannten. Nach einer Freiheit jenseits aller Gewissheiten. Sein dummes, dummes Herz verlangte nach so viel und würde niemals verstummen.

“Du hast recht, mein Glück liegt dort draußen“, er schloss seine Augen, “Es liegt im Flüstern des Windes, im Gesang der Blätter, im Rauschen des Wasser. Es liegt unter den Strahlen der Sonne und in den Schatten von Bergen verborgen. Es wartet unter einem fremden Horizont auf mich. Das hat es schon immer getan.“
Er wollte im Auge des Sturms und am Rande des Abgrunds stehen. Er wollte im Herbst den fallenden Blättern nachjagen und im Winter mit den ersten Schneeflocken tanzen. Er wollte den warmen Sommerregen auf seinem Pelz spüren und im Frühling die ersten Blüten mit einem Lächeln begrüßen.
Oh, er wollte so viel, dass es sein kleines Herz zu sprengen drohte!

Der Sandbraune spürte die Nase des Todesengels an seiner Wange und lächelte. Er lächelte, er weinte. Er fühlte; so viel zugleich. Ein Toben und Tosen in seinem Inneren. Als wäre er ein Blatt in den Pfoten der Winde.
Aber 200 war sein Anker auf stürmischer See. Sein Halt im Hier und Jetzt. Eine Präsenz, die er kannte, schon lange gekannt hatte. Womöglich, seit er zum ersten Mal dem Sensenmann begegnet und dennoch zurückgekehrt war.
“Ich werde niemals vergessen, was du für mich getan hast“, er drückte sich enger in ihr warmes Fell. In ihre sanfte Umarmung. Nicht einmal der Tod kann mir diese Erinnerungen nehmen. Nein, niemals.
(Wenn er nur wüsste, dass er dies schon einmal gedacht hatte! Wenn er nur wüsste …)
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo März 17, 2024 10:58 pm
#Dorian | Experiment 509

@Eulenstern
Steckbrief.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams 52159561_AwQ1UhcDJFfztTl
(c) Fledermaus

Dorian schloss seine grünen Augen einen Moment lang und sog die kühle Luft tief in seine Lungen. Diese klirrende Winterkälte beruhigte und besänftigte ihn.
Sie sorgte davor, dass sein Herzschlag wieder gleichmäßiger wurde und seine rasenden Gedanken langsam zum Erliegen kamen.
Und dafür, dass er langsam wieder zu Verstand kam und den Sturm in seinem Inneren vergessen konnte. Zumindest für einige Augenblicke, bevor er mit voller Wucht zurückkommen würde. Das tat er immer; früher oder später.
Ein Zittern durchlief seinen Körper - Ob es die niedrigen Temperaturen waren … oder doch eher seine Furcht vor den Konsequenzen seiner Taten?
Der Sandbraune blinzelte mehrmals, in der Hoffnung, die Tränen würden dann versiegen. Aber das taten sie nicht, nein. Sie rannen weiter über seine Wangen, lösten sich von seinem Gesicht und fielen gemeinsam mit den Schneeflocken zu Boden.

Jetzt, da Dorian den Himmel gesehen hatte, würde er ihn nie wieder vergessen können. Er hatte sich im das Gedächtnis des Katers eingebrannt. Welche Schönheit, welche Grausamkeit darin lag! Natürlich würde es ihn zerreißen. Mehr noch, als all die Monde im Labor zusammen. Wie eine Krankheit, die ihn Stück für Stück um den Verstand brachte.  
Dorian liebte die Weite der Welt mit jeder Faser seinen Körpers. Aber er hasste sie auch - oh, er hasste sie so sehr! Weil seine Sehnsucht nach dem Unbekannten ihn fort trieb. Fort von denen, die er liebte. Weil sie ihm keinen ruhigen Moment gewährte, keine Atempause. Weil sie ihn zerriss. Weil jeder Atemzug in Gefangenschaft seine Qual verstärkte.
(Er war ein Vogel. Ein Vogel; mit gebrochenen Schwingen.)
Wie lange noch, bevor nichts mehr übrig war? Wie lange noch, bis sein Lächeln verlöschen würde wie eine Kerzenflamme im Wind? Wie lange?

Dann spürte er 200‘s Pfote an seinem Kinn und blickte zu ihr auf. Blickte in ihre Seelenspiegel. Sanfte, sorgenvolle Seelenspiegel. Lederne Schwingen legten sich um Dorians bebenden Körper und umfingen ihn in einer warmen Umarmung.
“Du hast mir nicht wehgetan. Niemals“, er presste sein Gesicht in das weiche Fell der Geflügelten, “Ich fürchte dich nicht, ich habe keine Angst vor dir.“ Weder vor dir noch vor dem Tod. Aber das macht wohl ohnehin keinen Unterschied, nicht war, Wächterin?
“Du hast mir ein unbezahlbares Geschenk gemacht.“ Und trotzdem ist es nicht genug. 200, es ist einfach nie genug! Neue Tränen benetzten den Pelz der rotbraunen Katze.
Dorian wusste nicht, was er tun sollte. Wie er sich selbst helfen konnte. Er wusste nur, dass seine Sehnsucht nach der Ferne, nach dem Unbekannten wuchs. Wie Unkraut auf fruchtbarem Boden.
“Aber es reicht einfach nicht“, er weinte. Weinte, weil er sich wünschte, dass es anders wäre. Er weinte, weil seine Seele rastlos und nicht beständig war. Und er weinte, weil sein Herz vor Sehnsucht zerspringen wollte. “Es wird nie genug sein, 200. Es fühlt sich an, als würde ich bei lebendigem Leib zerfetzt werden. Und ich weiß nicht, wie ich es aufhalten kann, außer …“ Er ließ den Satz unvollendet, weil seine Stimme bereits jetzt flatterte wie ein Schmetterlingsflügel.  
Der sandbraune Kater hatte Angst - so große Angst! Vor sich selbst und vor der Welt, in der er lebte. Vor einer Welt, die er nie ganz begreifen würde. Die ihn einschränken und kontrollieren wollte. Die einen Gefangen aus ihm machen wollte.
200, ich glaube, ich bin nicht mehr zu retten. Ich glaube, ich werde niemals wieder ganz sein. Ich sehne mich nach der wahren Freiheit. Danach, nichts und niemandem mehr etwas schuldig zu sein. Danach, keine Verpflichtungen und keine Bindungen mehr zu haben. Aber vielleicht ist es eben dieses Verlangen, das mich in Ketten legt.
Denn selbst tausend Welten und tausend Möglichkeiten wären nicht genug.
Nicht genug, nicht genug, nicht genug.


Es war der Anfang vom Ende.
Und Dorian wusste es.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySa Apr 15, 2023 9:51 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Sellerie/111 (@Eulenstern)
Erwähnt: Diabolo/066, Sellerie/111, 001, Rowan/008, Zero/106
Steckbrief
 
“Ich glaube dir, dass dein Bruder ein starker Kater ist“, Dorian neigte den Kopf, ein verhaltenes Lächeln kräuselte seine Lippen. Es war irgendwo beruhigend zu erfahren, dass selbst eine Katze wie 066 einen Namen trug. Einen Namen; Diabolo. Der Sandbraune versuchte sich Selleries Bruder in Erinnerung zu rufen, aber mehr als eine dunkle Silhouette mit leuchtenden, grünen Seelenspiegeln erschien nicht vor seinem inneren Auge. Welche Bedeutung sein Name wohl für 066 hatte? Dorian blinzelte. Ob selbst der unerschrockene Krieger sich danach sehnte, mehr zu sein als eine Nummer in einem System?
Wie von selbst wanderten seine Gedanken weiter, hin zu den anderen Laborbewohnern. Sogar zu 001. Ob sie alle ihre Namen hüteten wie einen kostbaren Edelstein? Ob sie ihn alle in den Tiefen ihres Herzens verbargen? Er hoffte es, er hoffte, dass niemand sich dafür entschieden hatte, nichts weiter als eine Zahlenabfolge zu sein.
“008. So nannte man mich. Lächerlich, hm?“
Dorians Kopf begann leicht zu schmerzen, während er Schwierigkeiten hatte, sich auf den Beinen zu halten. Schwindel und Übelkeit griffen urplötzlich nach ihm. Und doch begann eine Erinnerung in seinem Geist wachzuwerden; eine Erinnerung und Worte, gesprochen von einer tonlosen, verzerrten Stimme.
“Niemand ist stark genug, um mir zu rauben, was mein ist. Meinen Namen: [           ].“
Dorian schüttelte seinen Kopf leicht, die Schmerzen nahmen zu. Und doch wusste er, dass er gelächelt hatte. Damals. Damals. Er konnte die Emotionen, die in seiner Brust erblühten nicht deuten, nicht verstehen. Nicht mehr. Ein Hauch von Entsetzen erwachte in seinem Herzen. Entsetzen und Trauer, über Momente, die ihm sein eigener Verstand geraubt hatte. Wichtige Momente, mit Sicherheit.
Der Sandbraune zwang sich, Sellerie wieder anzusehen. Sellerie, mit dem Schnabel, den Goldaugen und dem Regenbogenpelz. Er zwang sich, ruhig zu atmen und im Hier und Jetzt zu verweilen, anstatt sich in der Vergangenheit zu verlieren.
(Es fiel ihm schwerer als sonst, so viel schwerer.)

„Und er sagt, er ist Dunkelheit.“
Dorian zuckte nur leicht mit den Schnurrhaaren. Er glaubte nicht daran, dass jemand sich gänzlich der Finsternis hingeben konnte. Stattdessen war der Sandbraune sicher, dass in jeder Seele etwas Gutes schlummerte. Und sei es nur ein Funken, der darauf wartete, entzündet zu werden. Weder 066 noch 001 waren hierbei eine Ausnahme. Niemand war eine Ausnahme.
“Dein Bruder wird sicher eines Tages seinen Weg finden.“ Seine grünen Seelenspiegel leuchteten zuversichtlich.
“Auch ich bin meinem Bruder hier im Labor wiederbegegnet“, Dorian lächelte beim Gedanken an Zero. An seine Familie; seinen Bruder, seine Nichte.
(Er verspürte ein Ziehen in seiner Brust. Stark und vorwurfsvoll.)

Lieblingsblume …
Dorian legte nachdenklich den Kopf schief.
“Löwenzahn, denke ich. Früher habe ich gerne beobachtet, wie der Wind die Samen mit sich genommen und an ferne Orte getragen hat.“
Er erinnerte sich an eine Sommerwiese, an einen blauen, wolkenlosen Himmel. Daran, dass er durch die Gräser gerannt war, bis seine Beine ihn nicht mehr tragen wollte.
Und an tausend Pusteblumen, deren Samen er auf die Reise in die Ferne geschickt hatte.
(Und an eine Katze, die an seiner Seite gestanden und die Wunder der Welt bestaunt hatte.)
(Wer bist du … ?)


#SE_Shahar
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMo Feb 13, 2023 6:32 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Zellenräume
Angesprochen: Sellerie/111 (@Eulenstern)
Erwähnt: Sellerie/111, 001, Charon/200, Rowan/008, Diabolo/066
Steckbrief

Dorian lächelte nur, war aber innerlich längst nicht davon überzeugt, dass er je ein guter Vater sein könnte. Das Leben in einer Familie würde in Konflikt mit seinen Wünschen stehen. In Konflikt mit einem Leben ohne Grenzen, ohne Ketten, ohne Einschränkungen. Er konnte nicht beides haben; er musste sich entscheiden.
Für eine Sekunde schloss Dorian seine leuchtenden, grünen Augen und verlor sich in der dahinterliegenden Dunkelheit.
Dorian hatte sich schon vor langer, langer Zeit entschieden.
Und so erschien ihm das Bild von kleinen Kätzchen, die auf seine Fürsorge angewiesen waren, seltsam fremd. So fern wie ein Traum, von dem man wusste, dass er nie zur Wirklichkeit werden würde.

Dass weder 001 noch 200 es guthießen, dass einfache Experimente draußen die Frischluft genossen, wunderte den sandfarben Kater nicht sonderlich; Zu lange lebte er schon im Labor, zu lange hatte er sein Haupt schon vor den grausamen Regeln des Anführers gebeugt.
“Ich vermisse die Blumen und ihren Duft. Ich vermisse den Tanz der Insekten – von Blüte zu Blüte … Wahrscheinlich würden sie sich in deinem Pelz verirren und all die Farben für Blüten halten.“ Dorians Mundwinkel zuckte leicht nach oben, als er den Blick über die bunten Tupfen auf Selleries Pelz gleiten ließ. Welche Farbe das Fell des Regenbogenkaters wohl vor dem Labor hatte? War es unscheinbar und gewöhnlich gewesen? Dorian konnte es sich nicht so recht vorstellen.
“Ich freue mich auf das Ende dieses Winters; Wenn all Gras und Pflanzen draußen wieder unter der Schneedecke hervorsprießen“, sein Gesichtsausdruck war nachdenklich; voll von Melancholie und Freude.
Oh Sellerie, dieser Winter dauert nun schon so viele Monde an. So viele Monde und so viele Jahre. Ein Funke Trauer blitzte in Dorians Seelenspiegeln auf. Selbst wenn die Sonne ihre kräftigsten, wärmsten Strahlen herabwirft, ist das Labor ein kalter Ort. So kalt. Und manchmal beginnt man zu glauben, dass dieser Zustand unendlich ist. Dass er nie dem Frühling, dem Sommer weicht.
Dorian zuckte mit einem Ohr, versuchte die negativen Gedanken zu verscheuchen. Er dachte an die Schönheit der Welt. Dachte an das letzte Mal, als er eine Wiese in voller Blüte durchquert hatte. Als sich der Blütenstaub in seinem Pelz verfangen hatte und- Die Erinnerung verschwamm wie nur jene Erinnerungen verschwammen, die nicht mehr vollständig waren. Etwas oder jemand fehlte.
Blinzelnd betrachtete Dorian seine Pfoten und blickte nach einigen Herzschlägen beinahe lächelnd auf.
In Gedanken sah er Sellerie an seiner Seite über die Wiese sprinten. Ein kunterbunter Kater inmitten all der leuchtenden Farben.
Dorian konnte es nicht leugnen, es gab irgendwo ein Loch in seinem Herzen. Ein Loch, das er nicht füllen konnte, aber er wusste, dass er nicht zurückblicken durfte. Er wusste, dass er nach vorne schauen musste.
Wenn er je wieder Blumen sehen, ihren Duft riechen würde, dann wollte er an Sellerie denken. An Sellerie, anstatt an verlorene Erinnerungen.

"Mein Bruder heißt so ähnlich wie du, aber das darf ich nicht verraten, sonst verhaut er mich."
Oh? Der Kater mit den giftgrünen Augen, die andere Experimente nur so zu erdolchen schienen, trug im Geheimen einen Namen? Dorian wusste nicht, ob er überrascht sein sollte, dass selbst die größten Schrecken des Labors nicht ihr ganzes Selbst für das System aufgeben konnten. Oder wollten.
“Du solltest mir den Namen wirklich nicht verraten, es könnte deinen Bruder womöglich in Gefahr bringen“, Dorians Stimme war leiser, zögerlicher. Und obwohl es ihm kalt den Rücken hinunterließ, wenn Katzen wie 066 ihren Blick zu lange auf ihm ruhen ließen, konnte Dorian an nichts anderes denken, als die Gefahr, die von einem Namen in den falschen Pfoten ausgehen konnte.
Dorian selbst würde einen Namen nie gegen eine andere Katze verwenden, nicht einmal, wenn es 001’s eigener wäre, aber im Labor liefen genügend Experimente herum, die eine solche Information ohne zu zögern ausnutzen würden.
Das Labor war wirklich ein dunkler, kalter Ort.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyFr Feb 10, 2023 2:05 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: /
Erwähnt: Horus/161



Dorians Blick lag einzig auf dem Eis, das so hell funkelte wie das Silbervlies selbst.
Er setzte eine Pfote vor die andere, bis nichts außer ihm und der Kälte des Winterabends mehr existierte. Alle Geräusche der Welt drangen nur noch gedämpft zu ihm durch; als würde der Schnee selbst sie verschlucken. Als wäre der Schnee ein Schleier, der sich um den sandbraunen Kater gelegt hatte. Keine Worte vermochten es mehr, ihn zu erreichen - egal, ob sie sanfte Melodien oder aufgebrachte Warnungen waren. Nichts drang mehr an seine Ohren.
Das Eis unter Dorians Pfote war kalt. Aber auch die Kälte war kein Teil von Dorians Realität mehr; er bemerkte nicht, dass sie langsam in seinen zierlichen Körper kroch. Als seine grünen Seelenspiegel die spiegelnde Oberfläche des Eises abtasteten, erschien sie ihm hell und dunkel zugleich. Glänzend und gefährlich. Wunderschön, oh, so wunderschön.
Er verlor sich in jenem Wimpernschlag; verlor sich ganz und gar und ließ jeden vernünftigen Gedanken hinter sich. Dorian schüttelte all die unsichtbaren Ketten seines Lebens ab, reckte sich nach der unerreichbaren Freiheit. Sein wagemutiges Lächeln wurde eine Spur breiter. Er machte einen Satz nach vorne, drehte sich um sich selbst, als würde er mit der Nacht selbst tanzen und schlitterte über das glatte Eis. Fasziniert betrachtete er sein eigenes Spiegelbild auf der Eisfläche. Betrachtete das Gesicht des Katers, zu dem er geworden war. Er neigte den Kopf, blinzelte. Als leuchtende Schwingen aus seinen Schultern sprossen, wusste Dorian nicht mehr, ob er lebte oder träumte. Er lachte.
Doch sein helles, freudiges Lachen sollte nicht das einzige Geräusch bleiben, welches die allzu friedliche Stille durchdrang.
Wie ein verhaltenes Wispern bahnte sich die Gefahr an; versteckt und verborgen. Erst, als es bereits zu spät war, weiteten sich Dorians Augen und er begriff.
Er begriff, dass das dünne, dünne Eis unter seinen Pfoten brach.
Seine Krallen schabten über das Eis, welches immer noch glänzte wie das Silbervlies selbst, doch sie fanden keinen Halt. Er rutschte ins Wasser, das kälter war, als alles, was er je gefühlt hatte. Kälter und dunkler. Vergessen waren die unschuldig tanzenden Flocken, vergessen der ferne Sternenhimmel. Dorian strampelte gegen das unbarmherzige Wasser an, das seinen Pelz schwer und seine Bewegungen langsam machte. Aber sein Licht war nicht stark genug, um in der Finsternis zu bestehen. Wie ein fallender Engel sank Dorian in die Tiefe.
Bis das Licht in seinen Augen und die Schwingen auf seinem Rücken erloschen.
(Und doch träumte er weiter vom endlosen Himmel.)
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyFr Jan 20, 2023 9:29 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Hoch über dem Labor -> Außenbereich
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern)
Erwähnt: Charon/200
Steckbrief

TW: Suizidgedanken

"Vorsicht!"
200’s Stimme drang kaum mehr an Dorians Ohren; so fern schien ihm die Realität, so laut war seine Sehnsucht nach dem Himmel. Sein verräterisches Herz hämmerte unablässig gegen seinen Brustkorb, als wollte es seine Rippen brechen, seinen Körper zerreißen. Denn genauso fühlte Dorian in diesem Wimpernschlag; als würden tausend Emotionen mit ihm spielen wie der Wind mit den weißen Flocken. Er begann zu zittern (wie eine Feder im Wind).
Dorians Lider waren gesenkt, seine leuchtenden Seelenspiegel von der Welt verborgen. Er fühlte nur starke Pfoten, die ihn unbarmherzig durch die Luft trugen. 200’s Pfoten. Dorian hatte den sie ins Herz geschlossen; die Katze, welche 200 war, wenn sie nicht die unerschrockene Anführerin des Labors sein musste. Die Katze, die ihn in den Himmel getragen hatte, weg von den Zellenräumen, hinaus aus seinem Gefängnis. Und doch schien jede ihrer Berührungen auf seinem Pelz zu brennen wie tausend Nadelstiche. Das Wissen, dass er zurückkehren musste, zurück zu Zellen und Gittern, raubte ihm den Verstand. Er ertrug den Gedanken nicht, ertrug ihn nicht, ertrug ihn nicht.
Tränen fielen mit den Schneeflocken gen Boden, während Dorian sich erneut hin und her warf. Seine Kräfte begannen bereits nachzulassen, seine Bewegungen waren verzweifelt und verbittert.
Er wollte doch nur frei sein; fliegen oder fallen, fallen oder fliegen – welchen Unterschied machte es schon?

Dorian glaubte für einen Herzschlag schwerelos zu sein, losgelöst, ungebunden. 200’s fester Griff war fort, einzig Wind und Schnee schmiegten sich an den Körper des Sandfarbenen. Er fiel und fiel und fiel in die Tiefe. Mit aufgerissenen Augen, die so hell leuchteten wie Sterne. Mit angehaltenem Atem und rasendem Herzen. Und doch hielt er still, vollkommen still. Er dachte nicht an den Aufprall, nur an den Fall. Und jenes Gefühl füllte die Leere in seiner Seele (zumindest für diesen einen, kostbaren Augenblick).
Der Kater war kein Suchender in einer endlosen Welt mehr, nein, im Sturz war er fündig geworden. War frei geworden von all den Ketten und Fesseln seines Daseins. Hatte er sich jemals zuvor so frei gefühlt? So frei?
Dorian schrie dem trüben Himmel entgegen, stimmte in die peitschende Melodie des Windes ein. Sein Schrei war nicht voller Angst, voller Verzweiflung; nur Freude lag darin. Unbändige Freude.
Er fühlte sich lebendig, lebendiger. Als wäre er wieder ein Junges und öffnete zum ersten Mal die Augen. Als wäre er lange Zeit unter Wasser gewesen und durchbräche endlich die Oberfläche. Als würde ihm erst jetzt klar, was es bedeutete zu leben, wahrhaft zu leben. Niemals zuvor hatte Dorian sich so gefühlt.
Wie ein gefallener Engel stürzte Dorian vom Himmel und lächelte.

Der Wind biss in Dorians Gesicht, als die dichten Flocken aufrissen und Baumkronen unter ihm enthüllte. Doch sein Lächeln erlosch nicht, seine Freude wich nicht. Wie benommen blinzelte er, blinzelte und lächelte.
Erst 200 riss ihn wach, als sie ihn gerade rechtzeitig packte. Als sie ihn rettete.
Bis zum unsanften Aufprall auf dem Boden bekam Dorian nichts mehr mit. Zu schnell rasten sie dem Boden entgegen, zu langsam waren seine Gedanken. Der Kater schlitterte durch den Schnee, blieb mit bebenden Flanke und rasendem Herzen auf der Seite liegen. Adrenalin rauschte durch seinen Körper, entzündete ihn von innen heraus. Jede Faser von Dorian wusste, dass er soeben dem sicheren Tod entronnen war. Einem Tod, den er selbst gewählt, den er selbst herbeigeführt hatte. Sein Verstand weigerte sich zu arbeiten, weigerte sich, klare Gedanken zu fassen.

Als Dorian sich aufrappeln wollte, gaben seine Beine unter ihm nach, als müssten sie sich erst wieder daran erinnern, wie es war, zu laufen. Als wäre er für den Himmel geboren und nicht für die Erde.
Mit einem Ächzen stürzte er wieder zurück in den Schnee. Bereits wenige Augenblicke später versuchte er erneut, sich aufzurichten; mit zusammengebissenen Zähnen und angestrengter Miene. Sein Stand war wackelig, seine Augen suchend.
“200“, entwich ihm atemlos die Nummer des Todesengels, als er sie entdeckte. Bist du in Ordnung? Die Worte verließen seinen Mund nicht, zu groß war seine Sorge, sie könnte sich tatsächlich schwer verletzt haben. Er machte einen unsicheren Schritt in 200’s Richtung, sein Kopf schmerzte, Schwindel erfasste ihn. Einen tiefen Atemzug später stand er vor dem Wächter des Todes.
Er öffnete seinen Mund, nur um ihn eine Sekunde später wieder zu schließen. Dorian fand die Worte, nach denen er suchte, nicht einmal ansatzweise.
Sollte er sich erklären? Sollte er sich entschuldigen? Beschämt betrachtete er seine Pfoten, denn er wusste, dass er nichts von beidem könnte. Dass er nichts bereute. Dass er es wieder tun würde.
Er schluckte schwer, hob den Blick. In seinen Seelenspiegeln lag ein unergründlicher Ausdruck. Ein Gefühl, das er selbst noch nicht so recht deuten konnte.
Hatte er sich früher nach dem Himmel gesehnt, so wünschte er jetzt den Fall in die Tiefe herbei.

“200“, versuchte er es erneut, seine Stimme brach. Tränenspuren verklebten noch immer seine Wangen, das sandbraune Fell des Katers war völlig zerzaust.
Bislang hatte er keinen Gedanken an die Konsequenzen seines Tuns verschwendet. Doch nun, da er ihnen unmittelbar ausgesetzt war, wusste er nicht, womit er zu rechnen hatte. Abneigung, Hass, Wut? Dorian ließ den Kopf hängen, seufzte leise.
“Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen“, Dorian zuckte nervös mit einem Ohr.
Ich will nicht, dass diese Sehnsucht in mir dich verzehrt; dich oder eine andere Katze, 200. Das wollte ich nie. Und doch kann ich sie nicht zähmen, sie nicht im Zaum halten. Meine Seele wird immer dem Himmel gehören, solange ich atme, solange ich lebe.
Und dorthin wandte der Kater seinen Blick nun, streckte die Nase den Schneeflocken entgegen.
Eine einzelne Träne rann seine Wange hinunter. Wie eine Perle.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDi Okt 04, 2022 11:17 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Hoch über dem Labor
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern)
Erwähnt: Charon/200,
Steckbrief

TW: Suizidgedanken, Panikattacke

“Das Schönste das es auf der Welt gibt."
Dorians Lächeln nahm einen traurigen Zug an, weil er verstand, was ihn von 200 unterschied. Weil er verstand, was ihn von den meisten anderen Katzen unterschied.
Er strebte nicht nach einer glücklichen Familie mit kleinen Fellbündeln, die zu ihm aufschauten, die ihm vertrauten. (Weil er wusste, dass er sie enttäuschen würde.) Während es andere erfüllte, eigene Kinder zu haben, war diese Vorstellung für ihn seltsam fremd. Das hieß nicht, dass Dorian nicht verstand, er konnte den Gedanken und die Verantwortung einfach nicht mit seinen eigenen Wünschen in Einklang bringen.
Doch für 200 waren ihre Jungen ein Antrieb, sie schenkten ihr Freude und Glück.
Manchmal wünschte Dorian sich, ihm würde es ähnlich gehen. Dann wäre sein Leben leichter.
Aber wer war er, den einfachen Weg zu beschreiten?

Als 200 gedanklich zum Labor und den Problemen ihrer beschränkten Welt zurückkehrte, schlich sich ungesehenes Mitleid in Dorians grüne Augen. Keine Katze konnte das Labor zur Zufriedenheit aller regieren. Zwist, Streit, Kampf und Blutvergießen waren ein Teil der Zellenräume. Wie auch 001 ein Teil der Zellenräume gewesen war, von dem niemand geglaubt hatte, er würde je weichen.
“Die richtigen Katzen werden deine Anstrengungen zu schätzen wissen, 200“, Dorian lächelte schwach, während ihm peitschende Winde ins Gesicht schlugen, “Und sie sind es doch, die zählen. Deine Familie und Freunde.“ Der Kater hatte seine Stimme erhoben, damit 200 seine Worte trotz der dämpfenden Wirkung des stetigen Schneefalls vernehmen würde.
Das Labor klammerte sich selbst hier oben an ihnen fest, ließ sie nicht los. Es war zu einem Teil von ihnen geworden, den sie nicht hinter sich lassen konnten.
Der Kater fühlte sich bei diesem Gedanken unglaublich schwer, als würden dicke Ketten ihn nach unten ziehen. Doch die starken Flügel des Todesengels hielten sie beide in der Luft.
Dorian konnte seinen Blick nicht von der grenzenlosen Weite losreißen, die sich unter ihm erstreckte. Sein ganzes Leben hatte er damit verbracht, auf die höchsten Gebäude zu klettern und windige Baumkronen zu erklimmen. Er hatte unentwegt vom Himmel geträumt, aber nie erwartet, ihm je so nah zu sein. Bedächtig langsam streckte er seine Pfote aus. Als könne er das getrübte Blau berühren.
Als Dorian blinzelte, fielen eisige Schneeflocken und salzige Tränen zu Boden.
Ein langer, langer Fall.

"Wir müssen irgendwann mal bei schönem Wetter hier hoch... dann trage ich dich vielleicht sogar bis zu den Wolken... ich bin zwar noch nie so hoch geflogen. Aber wir können es ausprobieren."
“Irgendwann“, seine Stimme zitterte voll Sehnsucht. Das Verlangen fraß ihn auf, wie ein nie verlöschendes Feuer, das in seinem Inneren schwelte. Das immer hungrig auf den Moment wartete, in dem man es anfachte. Sein Herz stand in Flammen, es verzehrte sich nach fremden Horizonten.
Er streckte seine Pfote weiter aus, bis die Muskeln zum Zerreißen angespannt waren. Und er wünschte, er könnte sie weiter ausstrecken. Immer weiter.
Dorians Verstand war vernebelt mit all seinen unerreichbaren Wünschen und er konnte an nichts Anderes mehr denken. Die Pfoten des Sandbraunen ruderten unruhig durch die Luft. Er wollte sich bewegen, wollte mit Wolken und Winden um die Wette laufen. Wollte eins mit dem ewigen Himmel werden.
"509 - ist alles okay?"
Der Kater brachte kein Wort heraus, er öffnete nur seinen Mund und spürte eisige Schneeflocken auf seiner Zunge. Das Zappeln seiner Beine verstärkte sich, Dorian begann sich in 200’s Griff regelrecht hin und her zu werfen. Die Pfoten der Geflügelten fühlten sich an wie Brandzeichen auf ungeschützter Haut. Er ertrug die Berührungen nicht mehr, ertrug nicht mehr, dass man ihn festhielt.
Es gab kein Entkommen. Und das machte ihn wahnsinnig.
Ein unterdrückter Schrei bahnte sich an, wurde größer und einnehmender. Doch kein Laut verließ seine Lippen. Stattdessen verdrehte der Sandbraune gequält seine Augen. Und starrte hin zum weit entfernten Boden. Weit entfernt und doch unendlich nah.
Wenn er jetzt stürzte, würde 200 kommen und seine Überreste ins Labor tragen? Oder würde sie ihn gehen lassen, ihn endlich gehen lassen? Der Kater hörte sein Herz laut trommeln, hörte seinen beschleunigten Atem. Mehr als alles andere wünschte er sich, 200 würde ihren Griff lockern.
Mit ausgefahrenen Krallen schlug Dorian ins Leere. Wann hatte er das letzte Mal versucht, jemanden ernsthaft zu verletzen? Übelkeit stieg in ihm auf, aber seine Pfoten hatten ohnehin keine Chance, 200 zu treffen. Der Kampf fand alleine in seinen Gedanken statt. Würde Dorian seine Krallen in fremde Leiber bohren, wenn es ihm letzten Endes die Freiheit schenken würde?
Die Überlegung verstärkte seine Übelkeit, steigerte sie ins Unermessliche. Denn er kannte die Antwort. Oh, er kannte sie so gut!
Dorians Körper verkrampfte sich, als wollte er sich zusammenrollen wie ein Junges. Als könnte er vor seinem eigenen Verstand fliehen. Ein schmerzerfülltes, leidendes Jaulen verließ seine Lippen und wurde Teil des Liedes, das der Wind unaufhörlich sang.
Er schloss die Augen, als könnte er sich in Gedanken aus dem starken Griff des Todesengels winden. Aber in diesem Augenblick schien die kräftigere Katze nicht den Tod zu bewachen, sondern sein Leben.
Es mochte den Anschein haben, Dorian würde 200 hassen oder verabscheuen, aber seine Verzweiflung lag nicht am Todesengel selbst. Sie entsprang alleine seinem Verstand. Einem Verstand, der nicht den endlosen Himmel und festgesetzte Grenzen zugleich sehen konnte.
Tränen rollten über Dorians Wangen. Seine grünen Augen waren so trüb wie die Natur an sonnenlosen Wintertagen.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDo Sep 15, 2022 12:40 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Horus/161 (@Daeny)
Erwähnt: Horus/161



“Du brauchst es nicht bereuen, die Wahrheit gesprochen zu haben“, Dorian deutete ein Lächeln an, “Selbst wenn die Wahrheit manchmal kalt und grausam ist, macht es keinen Sinn, die Augen vor ihr zu verschließen.“ Und es macht schon recht keinen Sinn, die Wahrheit aus Höflichkeit zurückzuhalten.
Der Sandbraune schaute in goldbraune Seelenspiegel und fragte sich unweigerlich, ob Horus die Lehren der Welt je infrage gestellt hatte. Die Lehren von Wahrheit und Lüge. Von Lüge und Wahrheit.
Für Dorian war die Vorstellung, dass jede Katze früh in ihrem Leben lernte, andere zu betrügen und zu hintergehen, überaus befremdlich. Doch gleichzeitig zeigte es ihm, wie die Realität gestrickt war und worauf sie basierte: Einem Lügenkonstrukt, erschaffen von ihren Bewohnern.
Diese Erkenntnis hatte ihn begreifen lassen, dass der Herzschlag der Welt nur ein teilnahmsloses Pochen war und keine lebendige Melodie. Dass Mitgefühl und Freundlichkeit für viele genauso viel wert waren wie der Dreck unter ihren Pfoten. Die Welt, in die Dorian geboren worden war, wirkte wie ein kalter, kalter Ort.
(Und doch versteckte sich Schönheit in der Kälte; man musste nur danach suchen. Wie nach den ersten mutigen Blüten im Frühling, die mit ihren zerbrechlichen Köpfen, gegen die Schneedecke brachen.)
Dorian war es immer schwer gefallen, seinen Platz zwischen Gewalt und Misstrauen zu finden. Es war ihm schwer gefallen, seine Gedanken und Wünsche zu zügeln, seine Sehnsüchte in Normen zu pressen. Sich anzupassen an Regeln, die er nicht gemacht hatte. Man könnte meinen, der Sandbraune hätte sein gesamtes Leben damit verbracht, Vorschriften zu brechen und über seine Grenzen hinaus zu gehen. Hinauszuwachsen.
Zumindest, bis das Labor und die Experimente, die Gefangenschaft und die Gitterstäbe etwas in ihm zerbrochen hatten.
Aus einem freien Wesen, war ein Vogel im Käfig geworden, der so lange mit den Schwingen gegen die Stäbe schlug, bis sowohl die zarten Federn als auch der eiserne Wille zu brechen begannen.
Dorian war lange in die Dunkelheit gestürzt. So lange, dass er manchmal glaubte, sein endloser Fall wäre noch nicht zu Ende.
Wie der Tag zur Nacht, wie das Licht zum Schatten, so gehörte auch die Grausamkeit zur Schönheit.

Seitdem die Erinnerungen verschwanden, kämpfte Dorian mit der Unwissenheit. Mit der Frage, ob sich selbst verlor.
(Mit der Frage, ob es überhaupt noch etwas, zu verlieren gab.)
Jeder einzelne Moment war, sollte ein Teil von ihm sein und bleiben. Und doch waren Lücken in sein Gedächtnis gerissen worden, die falsch - vollkommen falsch - waren.
Wenn Dorian Katzen vergessen konnte, die ihm alles bedeutet hatten, war es so weit hergeholt, dass er sich auch selbst vergessen konnte? Dass er vergaß, wer er gewesen war. Und wer er sein konnte.
Die Erfahrungen würden seine Vergangenheit weiter prägen, aber für seine Zukunft spielten sie keine Rolle mehr. Konnten keine Rolle mehr spielen. Oder?
Dorian blinzelte Schneeflocken aus seinen Augen. Sein Blick tanzte unruhig umher, seine Pfote schabte im Schnee.
Würde eines Tages eine Katze in Dorians Seelenspiegel schauen und nichts als Leere sehen?
Der sandbraune Kater ertrug diesen Gedanken nicht.

„Ich verstehe, was du sagst.“
Dorian erwiderte Horus‘ Blick lange.
Und versuchte vergeblich, die Empfindungen zu deuten, die er in den goldbraunen Tiefen aufflackern sah. Aber letzten Endes musste er sich eingestehen, dass er den Anderen nicht gut genug kannte, um dessen versteckte Emotionen zu entschlüsseln. Trotzdem schenkte Dorian dem rätselhaften Ausdruck im Gesicht des Gefleckten weiter seine Aufmerksamkeit.
Dabei legte er ungewohnte Geduld an den Tag, ließ Horus Zeit, seine Gedanken zu sortieren. Zeit, zu verstehen.
Er wollte den anderen Kater nicht zu einer genauen Erklärung drängen. Nein, er forderte nichts dergleichen. Dorian brauchte keinen handfesten Beweis, um darauf zu vertrauen, dass Horus seine Worte ernst meinte.

„001 war nicht der erste Führer, gegenüber welchem ich mich zu verbeugen hatte …“
Horus‘ Erzählung verfolgte Dorian anfangs stumm und mit einem anteilnehmenden Glänzen in den Augen. Als jedoch ein trauriges Lächeln über die Lippen des Gefleckten schlich, wandte Dorian für einige Wimpernschläge den Blick ab. Es schmerzte ihn, den anderen so zu sehen.
Es schmerzte ihn, die Geschichte eines Katers zu hören, der unwissend von einem Gefängnis ins nächste gestolpert war.
Ob Horus sie je kennengelernt hatte, die Freiheit? Nun sprang der traurig angehauchte Gesichtsausdruck zu Dorian über. Du wüsstest es, wenn du ihr begegnet wärst. Erblickt man einmal ihr Antlitz, so kann man sie nie wieder vergessen.
“Hast du je daran gedacht, …“, Dorians Stimme war sehnsüchtig, er hob den Kopf einmal mehr gen Himmel, “Daran gedacht, dass du deine Freiheit finden könntest, wenn du diesen Ort verlässt?“
Der Sandbraune betrachtete tausend weiße Flocken, die ihm den Blick in die Ferne verwehrten. Vielleicht waren sie gnädigerweise gekommen, um die Verlangen in Dorians Inneren zu dämpfen, damit es ihn nicht vollends verschlang.

Die Überraschung, die Dorian dann in den Augen des Gefleckten erkannte, ließ sein Lächeln wieder weicher werden. Mit einem belustigten Funkeln schüttelte der Sandbraune den Kopf und zuckte mit den Schnurrhaaren.
“Natürlich hattest du recht“, Dorian betrachtete den Zaun des Außenbereichs. Den altbekannten Zaun. “Ich habe zwar hier das Licht der Welt erblickt, aber meine Pfoten haben mich früh hinausgeführt.“ Hinaus zu tausend Orten und tausend Geschichten.
Der Sandbraune konnte sich das Leben einer Katze, die nie etwas anderes gesehen hatte, als die tristen Wände des Labors, nicht ausmalen. Alleine die Vorstellung machte ihn krank.
Ein Leben ohne Wiesen und Wälder, nun, ein solches Leben hätte Dorian um den Verstand gebracht.
“An Orte, die besser zu mir passen, als das Labor.“ Konnten warme Glückseligkeit und unendliche Leere zugleich aus der Stimme einer Katze sprechen?
Freiwillig hätte Dorian jedenfalls kein Versprechen der Welt zurück in die Zellenräume gebracht. Weder schillernder Ruhm, ein langes Leben noch grenzenloses Glück hätten ihn wieder in einen Käfig locken können. Nur Wesen, die mächtiger waren, als Dorian selbst. Wesen, die sich die Freiheit herausnahmen, über das Leben eines anderen zu bestimmen.
Ob die Zweibeiner wahrhaft grausam waren? Oder verstanden sie nicht; waren nicht in der Lage zu begreifen?

Schnell tapste Dorian dem gefleckten Kater nach, hin zum gefrorenen Teich. Einem dunklen Spiegel, der ihn verheißungsvoll anlachte. Abwartend und lauernd. Bedächtig starrte Dorian auf die Oberfläche, beobachtete, wie unwissende weiße Flocken darauf landeten. Der Tanz des Schnees wirkte so spielerisch leicht, dass in Dorian der Wunsch aufkam, daran teilzuhaben.
Die Pfoten des Sandbraunen kribbelten, ließen ihm keine Ruhe mehr. Mit einem verräterischen Leuchten in den Augen, warf Dorian Horus einen kurzen Seitenblick zu. Der Kater hob das rechte Vorderbein an, ließ sich binnen weniger Herzschläge vom Eis verführen. Vergessen war die Zurückhaltung, die Vorsicht und sein Verstand, der ihm von einer weiteren Dummheit abriet.
Dorian hatte oft gehört, es wäre das eigene Herz, dem man folgen sollte. Aber solange sein Herz schlug, würde es immer nach zu viel verlangen.
Leichtsinnig machte er einen Schritt nach vorn, berührte mit dem Ballen den eiskalten Untergrund. Die Glätte gab ihm kaum Halt und doch folgte schon im nächsten Augenblick eine zweite Pfote. Das Eis hielt (noch) stand.
Abwesend begann Dorian zu lächeln.
Ein Lächeln, das anders war, als alles, was der Sandbraune Horus bislang gezeigt hatte. Düster und freudig zugleich.
Ein Lächeln, das zu Dorian gehörte wie sein unstillbarer Wunsch nach Freiheit.
Ein Lächeln voll von Furchtlosigkeit und Wagemut.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyFr Sep 09, 2022 6:19 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Futternäpfe
Angesprochen: Sellerie/111 (@Eulenstern)
Erwähnt: Sellerie/111, Zero/106, Kayra/732, 001, Möhrchen/477

Etwas zu essen? Ein amüsiertes Ausdruck blitzte in Dorians grünen Augen auf.
“Ich verstehe dich, Sellerie, ich kann mir all die Nummern auch nur schwer einprägen“, der Sandbraune senkte seinen Kopf ein wenig. Natürlich erinnert er sich an die Zahlenabfolgen seiner Familie, seines Bruders – oder auch 106 wie die Regeln des Labors es diktierten – und seiner Freunde. Aber die Nummern von Katzen, mit denen er nur flüchtig zu tun hatte, verschwanden schnell wieder aus seinem Kopf.
Namen hingegen, ja Namen gaben einer Katze eine Identität, während die Zahlen diese nur raubten.
Dorians Blick wanderte wieder zu seinem Gesprächspartner.
Ach Sellerie, die Nummer 111 könnte nie die Farben beschreiben, welche du ins Leben deiner Mitkatzen trägst. In mein Leben trägst. Ich hoffe, dass der Zeitpunkt, an dem man versucht, dir deinen Namen vollends wegzunehmen, nie kommen wird.
Dorian zuckte mit dem Ohr, verscheuchte den Anflug negativer Gedanken wieder. In Selleries Gegenwart fiel ihm dies überraschend leicht.

Dorian lauschte den heiteren Erzählungen des Experiments eine Weile. Der zarte Anflug eines Schmunzelns erhellte seine Miene.
„Willst du irgendwann mal Kätzchen? Also wenn du groß bist?“
“Ich werde nie so groß sein wie du“, ein helles Lachen entwich dem Sandbraunen, “Aber selbst dann wünsche ich mir keine Junge. Ich glaube nicht, dass ich ein guter Vater wäre.“ Dorian sprach die Worte nicht bedauernd oder traurig aus, sondern sachlich. Die Verantwortung, welche eigene Kinder mit sich brachten, wollte der Sandbraune sicherlich nicht tragen.
Eine Familie konnte eine Katze an einem Ort festhalten. Und der letzte Ort, an dem Dorian festgehalten werden wollte, war das Labor. Seine Gedanken sprangen zu Zero und Kayra.
Er war ohnehin schon längst daran gebunden.

“Deine Freundin möchte 001 Blumen bringen?“, Dorians Augen wurden groß, als er sich wie Sellerie auch erhob, “Und 001 ist … einverstanden damit?“
Möhrchen musste eine wahrlich gute Seele besitzen, wenn sie selbst dem grausamen Laboranführer eine Freude bereiten wollte. Dorian blickte in die goldenen Iriden des Regenbogenkaters und ihm wurde bewusst, dass er von Selleries Bekannten nichts Anderes erwartete
Wenn alleine im Herzen des großen Experiments ein unerschöpflicher Vorrat an Freundlichkeit und Güte schlummerte, war es naheliegend, dass auch seine Freunde zu dieser Sorte von Katze zählte.
Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn mehr Katzen Sellerie ähnelten.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMi Sep 07, 2022 3:00 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern)
Erwähnt: Charon/200, 001, Valkyria/900

"Glaub mir... die Welt von oben zu sehen kann manchmal noch schlimmer sein, als gar nicht zu wissen was da draußen ist.“
Oh, 200, ich kenne die Welt dort draußen doch! Ihre Schönheit und Grausamkeit, all ihre wundervollen und schrecklichen Seiten! Der sandbraune Kater senkte seinen Blick. Fast alle Seiten. Ich kenne sie nicht von oben.
Sein Blick streifte die Schwingen des Todesengels zum wiederholten Male. Dorian würde vieles tun, um ein ähnliches Geschenk zu erhalten, war es doch einer seiner größten Wünsche, sich in die Lüfte erheben zu können wie ein Vogel. Ein Vogel der in einer grenzenlosen Welt mit den Winden reiste und der Sonne ins Auge blinzelte. Frei, ungebunden.
Manchmal fragte der Sandbraune sich, ob er im falschen Körper geboren worden war. Was wollte er mit spitzen Zähnen und stumpfen Krallen? Mit dichtem Fell und feinen Ohren? Dorian würde all das gegen Schwingen tauschen. All das und noch so vieles mehr.
Vielleicht im nächsten Leben.

“Es ist nur dein eigenes Gewissen, das dich an diesen Ort bindet, 200.“ Nur dein Herz und Verstand sind in der Lage, dir Ketten anzulegen. Weder deine Familie noch die Verantwortung – möge dich ihre Last nicht erdrücken! – können dich festhalten. Die Entscheidung, wie du dein Leben verbringst, steht dir frei. Anders als ich hast du die Wahl, 200.
(Nutze sie.)
Aber Dorian konnte die Gründe des Totenwächters nachvollziehen. Nachvollziehen, aber nicht vollends verstehen.
Manchmal legte man sich eigenständig Fesseln um, man entschied sich dafür, Grenzen zu ziehen, anstatt sie aufzuheben. Manchmal entschied man sich für die Gefangenschaft anstatt von Freiheit. Weder konnte eine Mutter ihre Jungen aufgeben, noch eine Anführerin ihre Untertanen im Stich lassen.
Aber wenn du es eines Tages leid bist, die Zellenräume zu regieren, dann steht dir der Himmel offen.

200’s Tochter lebte?
Das traurige Glänzen in den Seelenspiegeln des Katers verwandelte sich in ein freudiges Glitzern.
Es war eine willkommene Abwechslung, nicht nur von Verzweiflung, sondern auch von Hoffnung zu hören.
“Du liebst deine Kinder wirklich sehr, oder?“, er blinzelte 200 an, war er doch selbst kein Vater und würde wohl auch nie einer sein. Alleine das Wort klang nach zu viel Verantwortung. Und Dorian war nicht dazu bereit, sie zu tragen.
“Ich verspreche dir, dass ich auf deine Tochter aufpassen werde, wenn sie meinen Weg kreuzt“, es war das Mindeste, was Dorian tun konnte, um sich für 200’s Vertrauen und ihre angenehme Freundlichkeit zu revanchieren.

"Ich mag dich, 509 und ich denke, dass du eine der vertrauenswürdigsten und liebevollsten Katzen hier bist. Ich würde mich gerne häufiger mit dir unterhalten - du tröstest mich alleine schon, wenn ich dich sehe..."
Dorian öffnete gerade seinen Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, als er von den Füßen gerissen wurde. Ein überraschtes Keuchen verließ seinen Mund, als er bereits einen Wimpernschlag später den eisigen Wind im Gesicht spürte. Und 200’s Pfoten, die ihn festhielten, während der Todesengel sich vom Boden abstieß.
Dorians Seelenspiegel leuchteten mit der Sonne um die Wette, als er begriff, welches Geschenk die geflügelte Katze ihm machte.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMi Sep 07, 2022 12:24 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Horus/161 (@Daeny)
Erwähnt: Horus/161, 001, Charon/200, Zero/106

Er lächelte.
Horus lächelte.
Horus lächelte.

Für einen Herzschlag war die ewige Unruhe in Dorian vergessen, und er blickte nur in die goldbraunen Augen des anderen Katers. Verlor sich in den Seelenspiegeln, die nun ein wenig sanfter zu sein schienen.
(Dorian hatte es gewusst; der Gefleckte war wirklich hübsch, wenn er lächelte.)
Und Horus‘ Lächeln vertrieb nicht nur die Kälte aus dessen Augen, sondern auch aus Dorians Herzen. Es erfüllte den Sandbraunen mit Freude, wenn jemand – auch nur für einen Wimpernschlag – die abweisende Maske fallen ließ. Im Labor begegnete man so viel Angst, Brutalität und Reserviertheit, dass manch eine Katze wohl beinahe vergaß, wie Freundlichkeit überhaupt aussah. Das Leben hinter Gittern lehrte ihnen, andere von sich zu stoßen, weil Gefühle eine Schwäche waren.
War es diese Mentalität gewesen, die 001 in ein tiefes, dunkles Loch gestoßen hatte? Ein Loch, aus dem niemand ihn je wieder hatte befreien können? Er dachte an 200 und den Schmerz der alleingelassenen Gefährtin. Ihre Trauer. Hatte sie 001’s Lächeln gesehen, bevor die Grausamkeit ihn verschluckt hatte?
Dorian kam nicht umhin, Mitleid für den verstorbenen schwarzen Kater zu empfinden.
Ob ihn die Freiheit vor dem Fall bewahren hätte können? Ob ihm die Weiten jenseits des Labors Frieden hätten schenken können?

Horus’s Goldaugen folgten Dorians Blick zum Teich, zur spiegelnden Oberfläche des Tümpels.
War der Ausdruck in den Augen des anderen Experiments besorgt? Nachdenklich, melancholisch? Es fiel dem Sandbraunen schwer, die Miene des Gescheckten zu deuten, aber er legte es auch nicht gezielt darauf an.
Stattdessen fuhr er erneut mit einer Pfote durch den nassen Schnee, während seine Augen weiter auf das gefrorene Wasser gerichtet waren.
Er dachte nicht daran, sich hineinzustürzen und an der Kälte zugrunde zu gehen. Nun, vielleicht waren seine Gedanken für einen Herzschlag über diese Vorstellung hinweg geglitten. Aber nicht als Ziel seiner Handlung, sondern als Konsequenz. Eine Konsequenz, die er in Kauf nehmen würde, um herauszufinden, wie es sich anfühlte, über das Eis zu schlittern.
Sein Schweif strich erwartungsvoll durch den Schnee, die Lichter seiner Reifen tanzten über die gefrorene Oberfläche.
Einzig Horus hielt ihn davon ab, wie ein übermütiges Junges in Richtung des Teichs zu tapsen und sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wie ironisch, dass er den Spaziergang übers Eis ohne Zuschauer wohl sofort gewagt hätte! Ohne Zuschauer und in vollkommener Dunkelheit. Niemand hätte ihn retten können, wäre er an jenem Abend eingebrochen und vom Wasser verschluckt worden.
Dorians grüne Augen huschten zurück zum anderen Kater.

„Meine Mutter. Ich kann mich nicht an ihr Gesicht erinnern.“
Dorian senkte den Kopf, denn es erschien ihm nicht fair, dass andere sein Schicksal teilen mussten.
Reichte es nicht, wenn einer unter dem Vergessen litt?
“Ich habe noch keine Katze getroffen, deren Gedächtnis ähnlich lückenhaft ist wie das meine“, ein leises Seufzen, das so gar nicht zu ihm passen wollte, entkam ihm, “Ich glaube, mein Bruder denkt, es wäre tröstlich. Er denkt, ich könnte unbeschwerter leben, wenn ich keine Erinnerungen an vergangene Grausamkeiten mit mir herumtrage. Vielleicht hat er recht.“ Dorian glaubte nicht daran, dass Zero in diesem Fall richtiglag, aber die Möglichkeit bestand. Womöglich blickte er eines Tages zurück und erkannte, dass er sich irrte.
Seine Worte waren sorgfältig ausgewählt, damit sie noch der Wahrheit entsprachen.
Doch bereits als sie seine Lippen verließen, bereute Dorian das Gesagte. Das Labor hatte selbst den Sandbraunen verändert. Hatte ihn zu einem Kater gemacht, der mit der Wahrheit jonglierte, bis sie zur Lüge wurde. Heiße Scham erfüllte sein Inneres.
Ein entschuldigender Ausdruck kroch in die Tiefen seiner Seelenspiegel, aber Dorian war nicht bereit, sich zu erklären.  

„Ich weiß nicht, was dir im Leben widerfahren ist, daher – verzeih mir, wenn ich nicht ganz verstehe.“
Ich wünschte mir, ich wüsste, was mir in meinem Leben widerfahren ist.
Dorian lächelte leicht, versuchte die schmerzlichen Gedanken wieder zu vertreiben.
“Du musst mich nicht verstehen, Horus“, die Worte waren nicht vorwurfsvoll ausgesprochen, nicht abweisend oder genervt. Nur Akzeptanz tränkte die Stimme des sandbraunen Katers, “Verurteile mich nur nicht für die Erinnerungen, die aus meinem Gedächtnis verschwunden sind.“ Wieder hüllte Dorian sich in wohltuendes Schweigen. Er ließ einige Herzschläge verstreichen und rang im Stillen mit sich selbst.
“Du könntest mein größter Feind oder mein bester Freund gewesen sein“, durchbrach er dann wieder das Schweigen, “Aber keine Verbindung, mag sie noch so tief greifen, schützt mich davor, zu vergessen. Alles zu vergessen.“
Dorian starrte Horus an, starrte durch ihn hindurch. Er wusste, dass dem anderen noch ein Puzzleteil fehlte, doch es fiel Dorian schwer, es ihm zu überreichen.
Er öffnete den Mund, suchte nach Worten. Sein Atem bildete weiße Wolken, die sich in die Luft erhoben.
“Die Fähigkeiten, die uns verliehen wurden …“, begann er krampfhaft, “Manchmal glaube ich, dass jede einzelne von ihnen uns etwas nimmt.“ Dorian wandte den Blick ab.
“Ich kann dem Tod eine Weile lang aus dem Weg gehen“, die Stimme des Sandbraunen war zaghaft, denn noch immer wusste er nicht, wie viele Informationen er teilen sollte – teilen wollte? Er zuckte mit seinem Ohr, der Federanhänger schwankte umher. “Ich verliere nicht mein Leben, sondern meine Erinnerungen.“
Schmerz sprach aus seiner Stimme. Der Schmerz eines Katers, der manchmal nicht wusste, was schlimmer war.
“Lass uns nicht weiter über das Vergessen sprechen“, wir müssen uns nicht selbst damit quälen, “Nun weißt du ein wenig über mich. Erzähl mir im Gegenzug eine Geschichte aus deinem Leben, Horus.“
Sprich von Trauer oder Freude, von Glück oder Pech. Sprich von deiner Gegenwart, deiner Vergangenheit oder Zukunft.

„Ich kann es in deinen Augen sehen.“
Dorians Mundwinkel zuckten nach oben.
Die Augen, Spiegel zur Seele. Ein Schauder lief dem Sandbraunen über den Rücken. Und du siehst die Freiheit in den meinen?
“Was, wenn ich dir sage, dass ich in Gefangenschaft geboren wurde? Dass ich hier geboren wurde?“, ein spielerischer, herausfordernder Zug schlich sich in seine Miene.
Ich werde dir nicht jede Wahrheit schenken, Horus.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo Sep 04, 2022 6:03 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Horus/161 (@Vi)
Erwähnt: Horus/161, Zero/106, Sky/NPC

Dorian wusste nicht mehr, welche Katze ihm seinen Namen verliehen hatte.
Sein Bruder hatte ihm zwar von ihrer gemeinsamen Kindheit berichtet, aber selbst die beste Geschichte vermochte es nicht, eine Erinnerung zu ersetzen. Der Sandbraune hatte seiner Vergangenheit gelauscht wie einer abenteuerlichen Erzählung. Man fühlte mit den Protagonisten, aber es würden nie die eigenen Empfindungen sein, die man sich in Gedanken ausmalte. Eine andere Verbindung zu den Ereignissen seiner Kindheit konnte Dorian nie mehr haben. Sie waren ein Teil seines Lebens und doch losgelöst von ihm selbst. Fremd.
Und dann gab es all jene Momente, von denen er nicht einmal wusste, dass sie ihm genommen worden waren.
Was war schlimmer? Dorian wusste es nicht.
Er unterbrach die unliebsamen Überlegungen mit einem Blick in Horus‘ goldbraune Seelenspiegel. Dorian fragte sich im Stillen, mit welchen Gedanken Horus in diesem Herzschlag zu kämpfen hatte. Und in welcher Form seine Dämonen sich ihm zeigten. Doch es tanzten zu viele Emotionen über das Gesicht des anderen Katers, um eine einzelne davon zu deuten.
Erst die Dankbarkeit war unverkennbar, auch wenn der Gefleckte sparsam mit ihr umging.
(Ob er wusste, dass ihm ein freundlicher Ausdruck besser stehen würde, als die ernste Miene?)
Dorian neigte leicht seinen Kopf, schließlich wusste er eigentlich gar nicht so recht, womit er sich den dankbaren Blick seines Gegenübers verdient hatte. Doch er hinterfragte es auch nicht weiter. Er war schlichtweg und einfach froh, geholfen zu haben. Wobei spielte keine Rolle.
Dorians lächelte hinein in die Dunkelheit.
Katzen konnten wie Spiegel sein; Man musste ihnen nur lange genug mit einem Lächeln auf den Lippen begegnen, bis sie es nach einer Weile zurückwarfen.

Abwesend schob er einen kleinen Schneehaufen von einer Pfote zu anderen.
Mit jeder Sekunde staute sich mehr unruhige Energie in Dorian an und er suchte vergeblich nach einem Weg, sie loszuwerden. Das Stillsitzen erforderte bereits mehr Konzentration, als es sollte, und Besserung schien nicht in Sicht zu sein.
Und dabei wollte er Horus nicht von sich stoßen, indem der Sandbraune ihm das Gefühl vermittelte, in seiner Gegenwart nervös zu werden. Denn nicht der Gefleckte löste die Anspannung in Dorian aus; es war das Wissen um den Gitterzaun. Der Zaun, welcher den Sandbraunen von der Weite trennte, die er so sehr liebte. Nicht einmal der Vorhang aus weißen Flocken konnte Dorian eine Welt vorgaukeln, in der er gehen konnte, wohin er wollte.
Dorian zwang sich zur Ruhe.
Seine Augen verrieten ihn. Sie tanzten sprunghaft umher; von Horus zu den unklaren Umrissen von Büschen im Hintergrund. Von den Büschen zu seinen Pfoten. Von seinen Pfoten wieder zu Horus. Und immer so weiter. Immer weiter.
Er wollte klettern, aber der Außenbereich bot keine Bäume, die kräftig genug dafür waren. Oder laufen, bis er mit der Schnauze gegen den Zaun stieß. Je mehr er sich darauf fokussierte, seinen Bewegungsdrang zu beherrschen, desto schlimmer wurde eben dieser.
Aber Dorian zwang sich zur Ruhe.
Die Seelenspiegel des Sandbraunen glitten über eine gefrorene Oberfläche, die unter einer dichten Decke aus weißen Flocken hervorlugte. Ein Teich.
Ideen formten sich in Dorians Kopf.

„Entschuldige.“
Seine Gedanken verabschiedeten sich so schnell wieder, wie sie gekommen waren, als Horus‘ Stimme die Stille zwischen ihnen zerriss.
„Du wirst dich womöglich nicht mehr erinnern können, doch du hast ihnen einen Namen gegeben. Und jenen werden sie tragen, selbst wenn all das hier zu Ende geht.“
“Weißt du, wie es ist, zu vergessen?“, Dorians Stimme zersplitterte als die Worte seinen Mund verließen, “Diejenigen zu vergessen, die alles für dich bedeutet haben?“
Dorian wandte seinen Blick ab, als tausend Empfindungen über sein Gesicht tanzten.
“Es ist, als wären sie nie dagewesen. Ausgelöscht.
Ausgelöscht von seinem eigenen Verstand.
Er wusste, dass seine leibliche Mutter den Namen des Himmels getragen und ihre beiden Söhne geliebt hatte. Dass sie Dorian geliebt hatte. Aber wenn er nun in Gedanken nach ihr forschte, traf er auf nichts als pochende Kopfschmerzen und gähnende Leere. Als hätte sie nie existiert, als wäre sie nie da gewesen.
Seine Mutter hatte ihn geformt, sie war ein Teil von ihm gewesen. Aber jetzt gehörte sie nicht mehr dazu, war kein Bestandteil seines Lebens mehr. Sie war vergessen.
War dieses Schicksal nicht schlimmer als der Tod selbst?
Dorian presste seine Zähne fest aufeinander und bohrte die Krallen in den Schnee.
Er wünschte, er könnte sich erinnern.
Aber wollte er überhaupt alle Erinnerungen zurückhaben? Von Grausamkeit und Schönheit, von Leben und Tod? Dorian war ein Kater, dem diese Entscheidung leicht fiele, er könnte sie innerhalb weniger Atemzüge treffen und nie bereuen.
Hätte er die Wahl, würde Dorian sich für ein intaktes Gedächtnis entscheiden, denn auch der Schmerz gehörte zu seiner persönlichen Wahrheit.

„Du warst frei, bevor du hierher kamst, nicht wahr?“
Dorians Augen sangen ein Lied der Weite und sein Lächeln erzählte von der endlosen Schönheit der Welt. Freude und Qual erwachten in ihm und ließen sein Herz aufgeregt pochen.
Er liebte und hasste nichts so sehr, wie über die Ferne zu sprechen, während er im Käfig saß.
“Warum glaubst du, ich hätte nicht mein ganzes Leben hinter Gittern verbracht?“, ein amüsierter Unterton begleitete die Neugier in der Stimme des Sandbraunen.
Was unterscheidet einen ewigen Gefangenen von einer freien Katze, Horus?
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo Sep 04, 2022 11:51 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Horus/161 (@Vi)
Erwähnt: Horus/161, Rhea/NPC, Zero/106, Sky/NPC, Acadia/NPC, Kayra/732, Rowan/008


Es gab tausend Gründe zu gehen, doch der fremde Kater blieb.
Zuversicht keimte wie eine zarte Blüte in Dorians Herz auf. Sie brachte wärmende Erleichterung mit sich und ließ den Sandbraunen für einen kurzen Moment aufatmen. Aufatmen wie einen Ertrinkenden, der zum ersten Mal seit Stunden mit dem Kopf die Wasseroberfläche durchbrach.
Als wollten sie die verdeckten Sterne ersetzen, funkelten seine grünen Augen in der Dunkelheit. Es waren immer seine Seelenspiegel, die ihn verrieten. Durch ein verräterisches Glitzern oder dumpfe Leere. Nun lag einzig Dankbarkeit in Dorians Blick. Dankbarkeit, die er anders nicht in Worte fassen konnte. Normalerweise hätte er dieses Gefühl unverblümt gezeigt, hätte so lange Buchstaben aneinandergereiht, bis sie ausdrückten, was Dorian empfand. Aber heute wollte er um jeden Preis vermeiden, dass man nachbohrte. Nachbohrte, und ihn fragte, welchen Gedanken er so vehement auszuweichen versuchte, dass er sogar die Anwesenheit eines völlig fremden Katers vorzog.
Hast auch du keinen Ort, an den du gehen könntest? Niemanden, der auf dich wartet? Unverwandt schaute Dorian in goldbraunen Seelenspiegel. Wartete er darauf, dass die Augen des Anderen ihm diese unausgesprochene Frage beantworteten? Oder suchte er schlichtweg nach stillem Trost?
Dorian wünschte sich, dieser Abend wäre eine Ausnahme, aber er schaffte es nicht einmal, sich in Gedanken zu belügen. Mit jedem Tag im Labor wuchs seine Rastlosigkeit ein kleines Stück mehr und er verlor, wofür er einst stand.
Was war aus dem Kater geworden, der alles für seine Freiheit tat? Der jedes noch so große Hindernis mit Leichtigkeit überwand? Er war zu einem Panther geworden, der mit stumpfen Krallen und stumpfen Blick an den immer gleichen Gitterstäben entlangstrich. Man musste ihm gar keine tatsächlichen Ketten anlegen, er brauchte sie nicht zu sehen oder zu fühlen, denn sie existierten längst in seinen Gedanken.
Und das alleine reichte, um ihn zu brechen.

“Horus“, wiederholte Dorian den Namen des Fremden vorsichtig, leise. Es war so lange her, dass Namen ihm wie selbstverständlich über die Lippen gekommen waren. Und er hatte es satt, ängstlich über die Schulter blicken zu müssen, wenn er jemanden nicht mit einer unbedeutenden Zahlenreihenfolge ansprach. Es war Zeit, diese unerwünschte Gepflogenheit ein für alle Mal hinter sich zu lassen. “Das ist ein schöner Name.“
Die Nummern hatten schon zu viele Persönlichkeiten ausgelöscht; Dorian wollte keine Zahl in einer langen Reihe sein. Er wollte anders sein, jemand sein.
Nachdenklich betrachtete er seine hellen Pfoten, die im Schnee einsanken. Trotz des leichten Nässegefühls rückte die unbarmherzige Kälte des Abends langsam aber sicher in den Hintergrund. Sanft blinzelte der Kater weiße Flocken aus seinen Augen.
Er hatte das Gefühl, Horus etwas schuldig zu sein. Seinen Namen, den er aus Furcht vor den Konsequenzen für sich behalten hatte.
Seit wann beherrschte die Angst seine Gedanken und Handlungen?
Dorian, so flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings war der Blick, den Dorian Horus zuwarf. “Mein Name ist Dorian.“ Obwohl das Schneetreiben seine zaghafte Stimme ohnehin schon dämpfte, flüsterte er die Worte nur.
Er teilte ein Geheimnis, das keines sein sollte.

“Ich glaube die Sterne sind uns gar nicht so unähnlich“, Dorian lächelte in sich hinein, “Wir mögen hier unten winzig sein … aber das sind die Lichter dort oben doch auch.“ Der Sandbraune wandte sich wieder dem gefleckten Kater mit den goldbraunen Seelenspiegeln zu.
Es gibt so viele Sterne, so viele Katzen. Spielte es da überhaupt eine Rolle, ob ihnen eine Bedeutung in der Welt zukam?
„Außerhalb meiner Reichweite“, die Worte hallten in Dorians Gedanken nach. Lange blickte lange er in Horus‘ Augen und erinnerte sich daran, wie oft er selbst versucht hatte, nach den Sternen zu greifen. Wie oft er in Baumkronen oder auf Dächern gesessen und seine Pfote vergeblich nach dem Himmel ausgestreckt hatte.
Dorian hatte seinen Blick schon immer auf unerreichbare Höhen gerichtet.

“Ich habe die Sterne nach den Katzen benannt, die ich verloren habe. Um mich an sie zu erinnern“, Melancholie und Trauer regten sich in Dorian.
“Rhea“, die Katze, die mich aufzog, als wäre ich ihr eigener Sohn.
“Zero“, den Bruder, den ich verloren glaubte.
“Sky“, meine Mutter, die in den Wirren meiner Erinnerungen tatsächlich verloren ging.
“Acadia“, meine Nichte, die das Labor und seine Grausamkeit mir nahm.
“Kayra“, das Kätzchen, das ich aufwachsen und aufsteigen sah.
Und dann öffnete Dorian seinen Mund, um einen weiteren Namen zu formen. Er wusste, dass ein weiterer Name folgen musste. Aber sein Kopf war vollkommen leer, während sein Herz vor Verzweiflung aufschrie.
“…“,
Ein Name und eine Geschichte, die für immer aus seinen Erinnerungen verschwunden waren.
Dorians blickte verloren zu Horus. Als könnte dieser ihn an den verschollenen Namen erinnern.
Der Sandbraune Kater hatte sich selten so machtlos gefühlt wie in diesem Augenblick. Er ertrug das Wissen nicht, dass sein eigener Verstand ihn so unverschämt betrog. Aber man konnte den Tod nicht einfach überlisten, der Sensenmann forderte immer seinen Preis.
Und Dorian zahlte mit Erinnerungen für sein Leben.
Ein Zittern durchlief seinen Körper. Ein Zittern, dessen Ursache nicht die beißende Kälte war. Dorian schloss die Augen, atmete langsam und tief durch, während er das laute Pochen seines Herzens vernahm. Er wollte schreien, klagen, weinen, aber er schloss seinen Mund wieder und hüllte sich in Stille. Die dichten weißen Flocken landeten sanft auf seinem Fell. Tröstend. Aber Dorians Inneres stand in Flammen und nicht einmal die kühle Schönheit des Schnees vermochte es, seinen Schmerz zu lindern.
Mit einem traurigen Lächeln verschleierte der Kater die Bitterkeit in seinem Herzen.
“Aber selbst die Sterne helfen mir nicht, mich zu erinnern“, die Wahrheit war ernüchternd. So unendlich ernüchternd.

Ob die Worte und Erinnerungen eines Fremden Horus etwas bedeuteten?
Wohl nicht, aber es war wichtig für Dorian, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Der Sandbraune konnte sich und andere nicht belügen. Und selbst wenn dieser Weg schmerzte, war es der einzige, den er bereit war zu gehen.
Seine Brust hob und senkte sich wieder regelmäßiger, während altbekannter Bewegungsdrang in ihm erwachte. Wenn sein Dasein ihn quälte, war lief Dorian gerne weg. Als entkäme er dadurch seinen Problemen.
Seine Pfoten kribbelten, aber er zwang sich, stillzusitzen.
Zu viel lag ihm an der Anwesenheit des anderen Katers. Denn Dorian wusste, dass er sich alleine langsam aber sicher in der Dunkelheit (seiner Gedanken) verlor.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDi Aug 16, 2022 1:25 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Horus/161 (@Vi)
Erwähnt: Horus/161, Rowan/008, Sky/NPC, Zero/106, Romeo/622

Helle Goldaugen starrten Dorian aus den Schatten heraus an. Sie erinnerten ihn an sanften Sonnenschein, der auf gefallenes Herbstlaub traf. Und sie erinnerten ihn an … an –
Schnell blinzelte der Sandbraune den pochenden Schmerz in seinem Kopf weg, als würden auch die Empfindungen, welche die Erinnerung mit sich gebracht hatte, sich damit in Luft auslösen. Die Gefühle überschwemmten ihn, aber er konnte sie nicht beim Namen nennen. Sein Herz schlug laut, stolperte immer wieder aus dem Takt, während Dorian versuchte, sich zu sortieren. Er würde sich nie an das Gefühl gewöhnen können, dass er vergaß.
Wenn seine leibliche Mutter völlig aus seinem Gedächtnis getilgt worden war, was fehlte ihm dann noch? Welche Familienmitglieder und Freunde würde er selbst dann nicht wiedererkennen, wenn er ihnen direkt ins Gesicht blickte? Hätte sein Bruder Zero ihm nie eröffnet, was die Lücken in seinem Geist ihm raubten, dann würde ihn dieses Wissen heute nicht plagen.
Dorian lebte zwar in der Gegenwart, aber manchmal holte ihn die Vergangenheit mit großen Schritten ein.
Es waren kleine Details im Alltag des Katers, die ihn ab und an auf die verwischte Spur einer verlorenen Erinnerung führten. Wie die Seelenspiegel des fremden Katers, der sich mittlerweile aufgerichtet hatte. Seelenspiegel, deren Ausdruck er im ersten Moment nicht hatte deuten können, obwohl ihm ein Schauder über den Rücken gelaufen war. Aber er schob all das nicht auf die Gegenwart des anderen Katers, sondern die klirrende Kälte und seinen eigenen, verwirrten Zustand.
Dorian würde niemals auf die Idee kommen, das Böse zuerst im Herzen einer anderen Katze zu suchen. Er hatte ohnehin nie in schwarz-weiß gedacht, seine Welt war viel zu bunt dafür.
Kurz blitzten die grünen Augen des Katers zu seiner Umgebung, die wirkte, als würde sie keine Farben kennen, nur triste Graustufen.
Er vergaß nicht nur seine Vergangenheit, es gab Momente, da vergaß er auch die Farben.

Es fiel Dorian ungewöhnlich schwer, wieder in das Gold der Seelenspiegel seines Gegenübers zu blicken. Dieses eine Mal ergriff ihn tatsächlich so etwas wie Furcht.
Furcht vor seiner Vergangenheit.
Doch als er es tat, dachte er nicht darüber nach, was hinter ihm lag. Er fragte sich nur, was jemanden dazu bringen könnte, abends alleine im eisigen Schnee zu liegen.
Sehnte er das Ende herbei?
Der sandbraune Kater zuckte fast schon sorgenvoll mit einem Ohr. Nicht wenige Laborkatzen würden ihn wohl ohne zu zögern töricht nennen, weil er sich mit einem Unbekannten beschäftigte, anstatt nur mit sich selbst. Weil er kein Misstrauen hegte und sich nicht von unbegründeter Angst anleiten ließ. Was brauchte es, den anderen Laborbewohnern stetig aus dem Weg zu gehen, nur weil sie einem unter Umständen ein Messer in den Rücken jagen konnten?
Dorian hatte nicht vor, sich so lange vor den Bestien der Zellenräume zu verstecken, bis er sie überall sah. In den Schatten, in jedem Unbekannten, in seinen Freunden.
Letztendlich waren auch die Monster des Labors nur Katzen.
Und ihre Geschichten nichts als Tragödien.

“Ja.“
Dorian lächelte über die knappe Antwort. Andere hätten ihm lange von der Weite, den Sternen oder der frischen Luft erzählt, aber nicht so der fremde Kater. Interessierten sie ihn nicht?
Dorian näherte sich, bis er die helle Schnauze und das dunkle gefleckte Fell erkennen konnte. Das Licht seiner glühenden Reifen spiegelte sich in einem metallischen Auswuchs am Rücken des Katers.
Der Sandbraune kam noch einen Schritt näher.
Im ersten Augenblick hatte er das lila-blau schillernde Ding für einen einzelnen, zerrupften Flügel gehalten, aber es ähnelte mehr einer Klaue. Ungesunde Neugier erwachte in Dorian, aber er hielt sie im Zaum. Es war wie damals, als 622 das Feuer herbeirief und der Sandbraune nichts lieber getan hätte, als mit der Pfote hineinzufassen.
Er liebte nicht nur die Schönheit der Ferne, er liebte auch die Gefahr.
Einen Wimpernschlag später hob Dorian seinen Blick wieder und seine Augen glitten langsam über das zerfledderte Ohr und die weißen Narben im Gesicht des anderen. Wie bleiche Krallenspuren.
Unauslöschliche Zeichen vergangener Kämpfe, wie viele Experimente im Labor sie trugen. Manche mit Stolz, manche mit Scham.
Die einzigen Narben, die sich unter Dorians Pelz versteckten, stammten von Schrammen, die er sich beim Klettern zugezogen hatte. Sie erzählten keine Geschichten von heroischen Schlachten oder edlen Duellen. Er war kein Kämpfer und würde es nie sein, selbst wenn es bedeutete, dass er andere brauchte, um sich selbst zu verteidigen. Wenn niemand da war, wenn Dorian dem Tod begegnete, dann blieben keine hellen Zeichnungen auf seinem Körper zurück. Keine Erinnerungen.
Woran musste der gefleckte Kater denken, wenn sein Spiegelbild sah?

„Ich habe nicht bemerkt, dass sich hier draußen noch jemand aufhält. Ich möchte dich nicht weiter stören.“
Überrascht weiteten sich die grünen Augen des Katers. Sollte er so schnell wieder alleine mit seinen Gedanken sein? Verzweiflung regte sich für den Bruchteil einer Sekunde in seinem Herzen.
Ich kenne weder deinen Namen noch deine Nummer, aber verweil noch einen Augenblick, nur einen kurzen Augenblick.
Doch Dorian war nicht in der Lage, diese Bitte über seine Lippen zu bringen, auch wenn seine Augen ihn verrieten. Die Sehnsucht nach Freiheit erfüllte seine gesamte Existenz, machte ihn instabil und seine Gedanken flüchtig. Wie konnte er in diesem Zustand jemanden darum bitten, bei ihm zu bleiben, anstatt zu gehen, wohin er wollte?
Dorian blieb stumm, suchte nach einer anderen Wahrheit. Einer Wahrheit, die weniger schmerzlich, weniger endgültig war. Er wollte schon fragen, was den Unbekannten dazu bewegte, einen abendlichen Ausflug in den Außenbereich zu unternehmen. Aber dann ließ er auch davon ab.
Warum eine Frage stellen, die er selbst nicht beantworten konnte und wollte?
“Meine Nummer ist übrigens 509“, er ließ die Worte kurz ausklingen und lächelte, während die Traurigkeit in seinem Herzen immer größer wurde. Dorian war mehr als drei beliebige aneinandergereihte Zahlen. So viel mehr. “Wie heißt du?“ Name oder Nummer? Dorian ließ dem anderen Experiment die Wahl.

Kurz legte der Sandbraune seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ließ kühle, weiße Flocken auf seinem Gesicht landen. Er konzentrierte sich auf seine regelmäßigen Atemzüge, den nassen Schnee unter seinen Pfoten und den bitterkalten Wind, der ihm unwirsch das Fell zerzauste.
Er konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt, damit er sich nicht in den Wirren der Zukunft oder Vergangenheit verlor.
Als Dorian seine Augen nach einigen langen Herzschlägen wieder aufschlug, starrte er in die weiß getupfte Schwärze des Himmels. Wie tanzende Sterne. Bleiche Sterne.
Dorian fühlte sich, wie eine der verirrten Schneeflocken, die er aus seinen Augen blinzelte.
“Ich wünschte, man könnte die Sterne sehen“, sprach er seine Gedanken aus, ohne sie weiter zu reflektieren, “Hast du ihnen je Namen gegeben?“ Namen, nicht Nummern.
Er tappte wie zufällig zwischen den Fremden und den Ausgang, schaute in goldbraune Seelenspiegel und wartete. Zur Not würde er dem anderen wie ein Entenküken der Mutter nachtapsen.
Sein Mundwinkel zuckte nach oben. Dorian konnte immer lächeln, egal, wie nahe er dem Abgrund war. Manchmal lächelte er auch gerade deswegen.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette
Shahar

Antworten: 12
Gesehen: 199

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] tonight you're a stranger, some silhouette    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMo Aug 15, 2022 6:21 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Horus/161 (@Vi)
Erwähnt: Charon/200, 001, Rowan/008, Horus/161

Dorian zitterte am ganzen Körper, als er eine Pfote in den Schnee des Außenbereichs setzte. Die Kälte kroch unbarmherzig in all seine Glieder, während sein Atem weiße Wölkchen in der Luft bildete.
Der sandbraune Kater wusste, dass ein Spaziergang in den Außenbereich bei diesen Temperaturen alles andere als ratsam war, aber in diesem Wimpernschlag trieb ihn nicht sein Verstand an.
Die Spuren vom Mittag, als er hier mit 200 gesprochen hatte, waren bereits unter einer weißen Decke verschwunden. Nichts zeugte mehr davon, was an diesem Tag im Außenbereich geschehen war. Selbst 001's Blut musste mittlerweile unter dem Schnee verschwunden sein.
Langsam ließ Dorian seinen Blick schweifen, aber die Sicht war bereits erheblich eingeschränkt. Die frühe Dunkelheit des Wintertages hatte sich schon vor einiger Zeit über die Welt gesenkt und die Flocken fielen immer dichter. Beinahe wie ein heller Vorhang in der Schwärze der Nacht. Das Schneetreiben versteckte die Welt vor Dorian, verweigerte ihm den Blick zum Himmel. Dabei hatte er es geliebt, zu den Sternen aufzusehen. Sie hatten ihnen Namen gegeben, Figuren entdeckt und betrachtet. Sie …?
Die vergessene Erinnerung schwand genauso schnell dahin, wie die verirrten Schneeflocken, die auf Dorians Nase landete. Das einzige, was zurückblieb, war ein leeres Gefühl in seinem Inneren.

Er hatte 200 von seinen Träumen erzählt, davon, dass er sich oft im endlosen Sturz gefangen wiederfand. Manchmal hatte der sandbraune Kater auch im wirklichen Leben, das Gefühl, zu fallen. Wenn sein Verstand zu ruhelos für seinen Körper wurde, dann wollte er mit den Winden laufen und im Regen tanzen. Früher hatte er das in Momenten wie diesem getan, war losgelaufen, ohne ein Ziel vor Augen, um den dunklen Gedanken zu entkommen. Er war bis zu den Baumkronen und weiter geklettert und hatte sich die Stimme heiser geschrien.
Heute konnte er durch den Außenbereich stapfen. Immer und immer wieder denselben Pfad am Zaun entlang, immer im Kreis, so nah am Gitter wie möglich. Der Sandbraune presste sein Gesicht in die Umzäunung und starrte in die undurchdringliche Dunkelheit, als könnte er tatsächlich den fernen Horizont sehen. Im Geiste rief er endlose Blumenwiesen und freudig sprudelnde Bäche wach, aber sein Herz glaubte seinen eigenen Illusionen nicht. Es verzerrte sich nach all dem, was Dorian nicht haben konnte.
Die Sehnsucht war so qualvoll, dass er sogar die beißende Kälte vergaß.
Würde er je wieder mehr sein, als ein Vogel im Käfig?

Langsam, Pfotenschritt für Pfotenschritt tappte er am Gitter entlang. Bei Nacht wirkte das Metall bedrohlicher als im Sonnenschein. Die Pflanzen des Außenbereichs nahmen die Gestalt unförmiger Monster an, die in der Finsternis lauerten, jederzeit bereit ihre Beute zu verschlingen.
War 001 so zu Tode gekommen, aufgefressen von den Schatten der Nacht? Dorian verspürte keine Furcht vor dem Tod. Wer wenn nicht der Tod würde ihn letztendlich von seinen Ketten befreien? Der Tod war mächtig genug, sie zu Staub zu zermalmen.
Eingelullt im Mantel der Nacht, unbeobachtet, begann er am Gitter entlangzurennen. Die schnellen Bewegungen löschten all seine Gedanken auf einen Schlag aus. Neue Wärme erwachte in seinen tauben Muskeln und sein Atem ging schwer, als er unvermittelt innehielt.
Ein paar Augen waren in den Schatten aufgeblitzt.
Ob ein anderes Experiment auf dem Absatz umgekehrt und weggerannt wäre?
Der Sandbraune näherte sich jedoch neugierig, bis er die Silhouette eines anderen Katers ausmachen konnte.
Was führte jemanden mit Verstand bei diesen Temperaturen nach draußen? Dorian lächelte leicht in sich hinein.
“Bist du auch gekommen, um nach draußen zu blicken?“, fragte Dorian mit einem hoffnungsvoll naiven Unterton. Er ließ sich nieder, blinzelte.
Solange er in diesem Augenblick nicht alleine sein musste, war es ihm egal, wem er gegenübersaß; dem Tod höchstpersönlich, 001’s Mörder oder einem Gespenst seiner Vergangenheit.
Dorian war so verdammt nah daran zu fallen, dass er sich an jeden Grashalm klammern würde.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMo Aug 15, 2022 12:42 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern)
Erwähnt: Charon/200, Valkyria/900, Acadia/NPC, Zero/106

Dorian spürte einen leichten Stups an seiner Wange und wandte sich in 200’s Richtung.
Grüne Seelenspiegel trafen auf blaue, als Dorian versuchte, die Worte des Todesengels zu ergründen. Zu verstehen, was die rote Katze ihm sagen wollte.
Ich wünschte, ich könnte leben, 200. Nicht nur vor mich hin existieren, sondern wirklich und wahrhaftig leben. Sein Lächeln war sanft, doch die Traurigkeit, die sich darin versteckte, war nicht zu übersehen. Ohne die Natur, die Sonne, den Regen werde ich mich nie lebendig fühlen. Ohne die Möglichkeiten, Chancen und Wünsche einer unbegrenzten Welt.
“… dieses lebendige Glühen in den Augen …“
Der Wind hat es vor langer Zeit mit sich genommen, Wächter des Todes, damit es an meiner Statt über Berge und durch Täler tanzen kann. Der Sandbraune fröstelte leicht, fast als würde die Kälte ihm zu schaffen machen. Aber es waren nicht die kühlen Temperaturen, die an ihm zehrten, sondern die unbändige Sehnsucht, die ihn zu verschlingen drohte.
Dorian blieb still, obwohl die Worte nur so aus ihm heraussprudeln wollten. Er wollte 200 nicht herausfordern, ihrem Gespräch ein schnelles und sicherlich unschönes Ende zu bereiten. Die Umarmung des personifizierten Todes war sanft, aber Dorian wollte sich in diesem Wimpernschlag nicht in der Dunkelheit des Dahinscheidens verlieren.
Und die Wahrheit hätte die Vertraute aufgebracht, wohl auch verärgert. Denn obwohl Dorian sich wünschte, es wäre anders, war auch 200 eine Gefängniswärterin. Die Geflügelte besaß den Schlüssel zu seiner Freiheit und würde sie ihm doch nie gewähren. Das einzige, was sie ihm geben konnte, war einen Blick auf all das zu werfen, was er haben könnte. In einem anderen Leben.
Es war grausam, Dorian dieses Angebot zu unterbreiten, ihm die Freiheit zu zeigen, nur um sie ihm anschließend wieder zu entreißen. Wie sollte er ablehnen?
Er hob seinen Kopf gen Himmel, schloss die Augen für einige Herzschläge und tauchte die Welt damit in Dunkelheit. Kalte Schneeflocken landeten auf seinem gequälten Gesicht.
“Du kannst mir vertrauen, 200“, Dorian litt und doch war seine Stimme unendlich gütig, als er den Todesengel direkt anblickte.
“Wenn ich die Welt ein einziges Mal von oben sehen könnte …“
Seine Stimme brach. Und sein Herz mit ihr.

Während der Kater seinen eigenen Schmerz totschwieg, der Dunkelheit Einlass in sein verwundbares Herz gewährte, teilte 200 ein sorgsam gehütetes Geheimnis mit Dorian.
Ab und an war der Sandbraune ein schlechter Zuhörer, zu unruhig und ungeduldig, um sich auf einen Gesprächspartner einzulassen, zu fixieren. Aber dieses Mal verharrte er an Ort und Stelle, als wäre er festgefroren. Er zuckte nicht mit dem Ohr oder den Schnurrhaaren, sein Schweif lag ruhig neben ihm. Seine Aufmerksamkeit galt für einen langen Moment 200 und ihrer Geschichte, die sie vor der Welt verschweigen musste. Das Labor wertete Verlust als Schwäche und der Wächter des Todes schien mehr verloren zu haben, als die meisten.
Dorian verschwendete keinen Gedanken an Regeln und Normen, als er seine Nase an 200’s Wange drückte, versuchte ihr Trost zu spenden. Verboten die ungeschriebenen Regeln des Labors auch das? Offen um das eigene Junge zu trauern?  
“200, ich kenne keine Worte, die deinen Verlust lindern könnten“, er versuchte mit bestimmter Stimme zu sprechen. Versuchte in diesem Augenblick für 200 stark zu sein.
“Ich würde dir gerne sagen, dass die Zweibeiner göttliche Macht besitzen. Dass sie jede Katze retten können“, er seufzte resigniert, “Aber keine Lüge wird je über meine Lippen kommen.“
Sein Blick sprang ins Nichts, als er seine Nichte wieder vor sich sah. Zerfetzt, leblos, tot.
“Ich verstehe deinen Schmerz“, er drückte seine Nase fester an die Vertraute, “Manchmal ist es nicht falsch zu hoffen. Manchmal schenkt uns das Leben einen Funken Glück, wenn wir es am wenigsten erwarten.“
Dorian war aus seinem abenteuerlichen Dasein in der Außenwelt gerissen worden, hatte sich im Labor hinter Gitterstäben wiedergefunden. Und doch war er in dieser Hölle seinem verlorenen Bruder begegnet.
Seiner Familie.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySa Aug 06, 2022 12:38 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern)
Erwähnt: Charon/200

Einen Herzschlag lang zuckte der sandbraune Kater zusammen, als er 200 ihren Flügel um ihn legte. Es war keine Angst, die sein Herz durchtränkte, sondern Überraschung. Überraschung, dass der Todesengel eine solche Sanftheit in diese Geste legte, obwohl sie einander fremd waren. Und doch genoss er diesen Moment der Vertrautheit, wünschte, er könnte etwas Ähnliches an die rote Katze zurückgeben.
Andere Experimente wären vielleicht verwirrt über die Tatsache, dass jemand wie 200 sich so lange mit einem Nichts wie Dorian abgab, ihm sogar zuhörte und auf ihn einging, aber für den Sandbraunen spielten all die Regeln und Normen keine Rolle. Das einzige, was zählte, war, dass der Wächter des Todes nicht versuchte ihn anzugreifen oder einzusperren. Ganz im Gegenteil, 200 behandelte ihn beinahe wie einen Gleichgesinnten.
Mit funkelnden Augen betrachtete Dorian die Vertraute eingehend.
Er war fest davon überzeugt, dass jede Katze eine gute Seite hatte. Manche wussten einfach besser, sie zu verstecken. Und Dorian war ausgezeichnet darin, nichts anderes als das Licht in anderen zu sehen. Er war nicht einfach naiv oder dumm, nein, der Kater wusste nur zu gut, dass auch die Dunkelheit in seinen Gesprächspartnern lauerte.
Er blickte in blaue Seelenspiegel und sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben.
Aber egal, wie finster die Schatten waren, es war so viel schöner, ins wärmende Licht zu blicken.

Dorian lauschte den Worten der Vertrauten aufmerksam und war doch unfähig, alles zu begreifen.
Den eigenen Tod fürchten? Der Sandbraune neigte nachdenklich den Kopf. Er litt nicht an unbändiger Angst vor dem Sterben. Selbst vor dem Labor hatte er mit den Gefahren des Lebens gespielt. Für andere war die Zukunft das wichtigste, all die fernen Träume und Wünsche, aber Dorian hatte sich schon immer auf die Gegenwart konzentriert. Der Tod war nur eine von tausend Möglichkeiten, die ein kurzer Augenblick mit sich bringen konnte.
“Ich verstehe nicht, warum man dich fürchten sollte“, er blinzelte 200 an. Warum vor einem Engel erzittern, der nur eine weitere Facette des Daseins ankündigte?
“Du bist zu mir gekommen … nach meinem Tod“, er schaute fasziniert zu 200 auf, “Und hast mich zurückkehren lassen?“ Verwunderung schwang nun in seiner Stimme mit. Hütete der Wächter des Todes nicht die Tore seines sensenschwingenden Herren?

“Wärme deines Lachens, die Wildheit des Regens und auch die Kälte des Schnees …“
Dorians Seelenspiegel waren runde Teiche, die 200 sprachlos entgegenstarrten. Dem Kater gingen selten die Worte aus, um etwas zu erwidern, aber in diesem Wimpernschlag konnte er nicht anders, als 200 stumm gegenüberzustehen.
Er wusste nicht mehr, wann er sich das letzte Mal derart verstanden gefühlt hatte. Als hätte der Todesengel ihn vollkommen erfasst, bis in die Tiefen seines Selbst.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich von 200 losreißen, bis er seine Aufmerksamkeit wieder der Ferne schenken konnte, von der nur die Gitterstäbe des Außenbereichs ihn trennten.
So nah.
So unendlich weit weg.

“Kannst du dir vorstellen zu fliegen?“
Unvermittelt zuckte Dorian zusammen, während ein kalter Schauer seinen Rücken hinablief.
Machte es 200 Spaß, ihn mit diesen Fragen zu quälen?
Er ließ den Todesengel all seinen Schmerz sehen, als er die Vertraute aus trüben Seelenspiegeln heraus anblickte. Die Freude war aus seinen Augen verschwunden und gewährte dem Wächter des Todes einen Einblick in die Finsternis, die sich in Dorian verbarg. Die sich wie dichte Wolken vor eine strahlende Sonne schob.
“Mir vorstellen zu fliegen …“, er presste die Worte gedämpft hervor, ließ sie lange ausklingen und sprach dann mit fester Stimme weiter, “Ich fliege in meinen Träumen, 200, bis zum Horizont und weiter.“ Ich sehe Meere, Berge und Wüste unter mir, die zu nichts als bunten Tupfen verschwimmen. Unwichtig im Vergleich mit der Höhe und Freiheit.
“Und ich falle.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht war zurückhaltend und verschlossen. Er passte nicht auf Dorians immer lächelndes Gesicht und zu seinem heiteren Gemüt. Er war vorsichtig und doch ehrlich zugleich.
“Manchmal stürze ich in die Dunkelheit, manchmal ins Licht“, er zuckte mit den Schultern, denn es kümmerte ihn nicht. Es ging ihm alleine um das Gefühl, um die aufgeladene Luft und den peitschenden Wind. Um die unvergleichliche Freiheit, die er in seinen Träumen verspürte.
“Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich so meinen letzten Tod sterben. Beim Fliegen“, er lächelte verträumt, “Oder im Fall.“
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyFr Jul 22, 2022 7:06 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Außenbereich
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern)
Erwähnt: Charon/200, 001

Dorian tappte hinter 200 hinaus in den Außenbereich. Seine Schritte waren bedächtig langsam und wurden erst leichter, als er anstatt des harten Laborbodens schneebedecktes Gras unter seinen Pfoten spürte. Seine Augen tanzten mit den Schneeflocken um die Wette, als er die weißen Kristalle verträumt anblickte. Über ihm erstrahlte der Himmel in trüben Blau und die Sonne versuchte sich mit ihrem blassen Licht gegen den Schneefall durchzusetzen.
Die schneidend kalte Luft in seinen Lungen bemerkte der Kater anfangs überhaupt nicht. Er hatte nur Augen für die Welt, die unter einem weißen Schleier ruhig vor sich hinschlummerte. Nichts hier draußen deutete auf das Chaos, das im Labor herrschte, hin. Nichts, außer den Pfotenabdrücken am Boden, die teilweise kaum mehr zu sehen waren, weil bereits neuer Schnee darüber rieselte. Und doch wirkten die Probleme des Labors hier draußen unwirklich, unbedeutend.
Die grünen Seelenspiegel des Sandbraunen glänzten und ein ehrliches Lächeln erhellte seine Miene. Es war beinahe, als hätte er begonnen von innen heraus zu strahlen, sobald er den Außenbereich betreten hatte. Alleine das Gitter, das ihn vom Rest der Welt trennte, vermochte diese Stimmung zu trüben.  Er tappte darauf zu, verharrte kurz und legte dann eine Pfote an den Zaun. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, die er von hier aus nicht erreichen konnte. Die er vielleicht niemals mehr erreichen konnte.
Schmerz erwachte in Dorians Herzen, während er tief Luft holte, um nicht in Panik zu verfallen. Nun, da er durch die Gitter bis zum Horizont blicken konnte, war ihm auf einmal schrecklich bewusst, wie klein das Labor war. Wie einengend sich selbst der Außenbereich anfühlte. Es kribbelte ihm in den Pfoten, einfach loszurennen, sich immer und immer wieder gegen das Gitter zu werfen, in der vergebenen Hoffnung, es würde irgendwann unter seinem Gewicht nachgeben. Er ließ die erhobene Pfote wie in Zeitlupe wieder sinken.
Sein Gesichtsausdruck war gequält - so unglaublich gequält - als er sich wieder zu 200 umwandte.

"Bist du neugierig?"
Tatsächlich war Dorian neugierig, wer sich hinter der Nummer 200 verbarg, also folgte er ihren Ausführungen aufmerksam. Sie lenkten ihn immerhin von seinem eigenen Schmerz ab, ließen ihn an etwas Anderes denken, als seine Gefangenschaft.
Fasziniert hefteten sich seine Augen an 200’s Seelenspiegel, als ein oranger Schimmer darin aufblitzte.
“Warum sollte ich dir keinen Glauben schenken?“, Verwirrung lag im Blick des Sandbraunen, bei den Worten der Vertrauten. Er begriff nicht, warum 200 davon ausging, es könnte anders sein. Zu groß war Dorians Glaube an uneingeschränkte Ehrlichkeit, dass er gar nicht daran dachte, mit wie vielen Lügen jemand wie 200 tagtäglich konfrontiert werden musste.

“Du bist eine Katze, die dem Tod schon so oft entwischt ist, …“
Dorian spitzte die Ohren, fühlte sich beinahe ertappt.
“Woher …?“, brachte er ungläubig heraus, es war nicht mehr als ein Flüstern, das in 200 nächsten Worten vollständig unterging.
Hatte 200 ihn beobachtet? Ihn in den letzten Momenten vor seinem Tod gesehen, leidend, geschlagen?
Dorian blinzelte vorsichtig und unterdrückte seine wiedererwachende Angst. Noch bestand kein Grund zu glauben, 200 wäre tatsächlich gekommen, um ihm ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.

“Du warst lange an 001’s Seite“, Dorian hielt inne, denn er wollte 200 nicht zu nahetreten. Wollte nicht, dass sie sich gezwungen fühlte, an ihren verstorbenen Gefährten zu denken, “Ich nehme an, dass viele tatsächlich glauben, du wärst der Tod höchstpersönlich. Abwartend und lauernd in 001‘s Schatten, immer bereit nach seiner Pfeife zu tanzten.“ Wenn diese Worte nicht aus Dorians Mund kämen, könnten sie anmaßend klingen. Aber er sprach sie sanft aus, ohne Vorwurf.
“Aber das glaube ich nicht. Ich kenne Geschichten …“, er brach ab, als sein Kopf schmerzte und Empfindungen ihn überschwemmten, welche er nicht direkt fassen konnte.
Er hörte eine Stimme in seinem Hinterkopf, hörte wie sie ihm Geschichten erzählte, und konnte sich doch nicht daran erinnern, zu wem sie gehörte. Er hatte es vergessen.
“Geschichten von Engeln, die über die Pforten des Jenseits wachen. Engel mit fedrigen Schwingen aus Licht“, er lächelte leicht, betrachtete erneut voll Ehrfurcht und einer kleinen Prise Neid 200’s lederne Flügel.
Todesengel. Wächter des Todes.
“Wenn jene Wesen das Licht hüten, vielleicht ist es dann ja deine Aufgabe, die Dunkelheit zu bewachen. Den Tod. Damit verlorene Seelen nicht zurück ins Leben finden“, Dorian schluckte schwer, fühlte sich angesprochen, “Und die Lebenden nicht ins Reich der Toten gelangen.“

Dorian schaute in 200’s blaue Seelenspiegel und senkte dann betreten seinen Blick. Er hatte einen Herzschlag lang darüber nachgedacht, eine weitere Frage zu stellen, die ihm auf den Lippen brannte. Und doch schluckte er sie hinunter.
Du hast es dir nicht ausgesucht, als Todesengel oder Wächter des Todes bezeichnet zu werden … welchen Namen hättest du gewählt?
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyMi Jun 29, 2022 11:26 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Am Rande des Versammlungsplatzes
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenflug)
Erwähnt: Charon/200, Rain/402, Sellerie/111, 001, Zero/106, Kayra/732

Dorians Augen wurden groß, als 200 ihre Absicht aussprach, ihn nach draußen begleiten zu wollen. An einem anderen Tag wäre er wohl weniger vorsichtig, weniger bedacht gewesen, aber er erinnerte sich noch an 402. Die Wächterin hatte sicherlich keine Freundschaft mit ihm und 111 schließen wollen. Alleine darüber nachzudenken, was ihre wahre Intention gewesen war, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Wahrscheinlich konnte er von Glück sprechen, dass Sellerie ihn beschützt hatte, zu seinem Freund geworden war. Als Dorian sich an den Mut des Regenbogenkaters erinnerte, musste er unweigerlich lächeln. Er fühlte sich durch diese neue Freundschaft bestärkt, denn er hatte einen Verbündeten im Labor gefunden, der ihm ohne zu zögern geholfen hatte.
Der sandfarbene Kater betrachtete 200’s Seelenspiegel. Was beabsichtigte sie und welche Hintergedanken schlummerten in ihr? Dorians Blick huschte betreten in die Ferne, weg von den blauen Augen des Todesengels. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, anderen Katzen nicht mit Vertrauen begegnen zu können. Dorian wünschte sich in die Zeit zurück, als er voll Naivität durchs Leben gestolpert und Misstrauen gegenüber Fremden nur selten ein Thema gewesen war. Er zuckte betreten mit einem Ohr. Warum musste das Labor mit all den Machtstrukturen und Regeln so kompliziert sein?
Alles, was Dorian sich wünschte, war, dass ihn seine Pfoten forttragen könnten, um die Welt zu sehen. Aber stattdessen saß er im Käfig fest, ohne sich befreien zu können.

Aber Misstrauen war nicht die einzige – und sicherlich nicht die stärkste – Empfindung, die in Dorian aufkeimte. Nein, 200 weckte auch Neugier in ihm. Er wollte herausfinden, wer sie war und was sie ausmachte. Nicht als Gefährtin des 001 oder gefürchtete Vertraute; Dorian interessierte sich einfach nur für 200 selbst.
“Du darfst mich begleiten“, er lächelte schwach, setzte auf das Gute in der anderen Katze. Dorian hoffte, glaubte daran, dass sie nicht gekommen war, um ihn auseinanderzunehmen, weil er schlecht über 001 gesprochen und gedacht hatte. Oder weil er hinaus wollte, weg von den beengten Räumen des Labors. Sein Blick glitt erneut über die Schwingen des Todesengels - Oh, diese wunderschönen Schwingen! – und er blickte hinaus zum Außenbereich, dachte an den Himmel und die Weite. Hatte 200 sich noch nie gefragt, wohin ihre Flügel sie tragen könnten? Welche Möglichkeiten ihr offen stünden? Dorian konnte jedenfalls an nichts anderes denken.

"oh - und auch nicht als Tod -"
Die Worte rissen ihn abrupt aus seinen Gedanken; zurück in die grausame, kalte und doch wunderschöne Realität. Dorian liebte das Leben mit all seinen Facetten, selbst wenn eine davon die Gefangenschaft war. Auch das Labor hatte schöne Momente hervorgebracht. Er hatte seinen Bruder wiedergefunden, durfte seine Nichte kennenlernen und neue Freundschaften schließen. All das hatte ihn stärker gemacht; seinem flatterhaften Gemüt ein wenig Beständigkeit inmitten des Sturms geschenkt.
Ein Lächeln erwachte in seinem Gesicht, als er zur Kenntnis nahm, dass 200 sich darum bemühte, ihn nicht erschrecken zu wollen. Dorian hinterfragte nicht, womit er es verdient hatte, so behandelt zu werden. Er neigte einfach nur leicht den Kopf.
“Man nennt dich Todesengel und Wächter des Todes“, Dorian betrachtete 200 aufmerksam, “Aber niemand hat mir bisher erklärt, warum.“ Die Frage verbarg sich in seinen Worten nur allzu deutlich. 200 war im Leben des Sandbraunen bislang nicht präsent genug gewesen, als dass er ein Gespräch über die andere Katze geführt hätte. Ganz abgesehen davon, dass Dorian nicht wusste, ob eine solche Unterhaltung nicht bereits den Zorn einer Vertrauten wecken könnte. Die Willkür im Handeln hochrangiger Experimente machte es schwer, deren Beweggründe nachzuvollziehen.
Und Dorian wollte doch einfach nur verstehen.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDo Jun 02, 2022 5:19 pm
#Dorian | Experiment 509

Ort: Futternäpfe
Angesprochen: Sellerie/111 (@Eulenflug)
Erwähnt: Sellerie/111, Rain/402, Möhrchen/477, Paradies/699, Diabolo/066

Dorian lachte leise weiter, bis 111 ihn in eine feste – und nasse! – Umarmung zog. Ein ersticktes Quicken der Überraschung entwich ihm, bevor sich das Lächeln wieder auf seinem Gesicht ausbreitete. Mit seiner unvorhersehbaren Art hatte sich das andere Experiment bereits jetzt in Dorians Herz geschlichen. Wann hatte er das letzte Mal so schnell einen neuen Freund gefunden und ihm völlig vertraut?
Das leichte Frösteln, das ihn wegen der Feuchtigkeit seines Pelzes, gepaart mit der kühlen Luft, nun durchlief, nahm der Sandbraune kaum wahr. Wäre es ein wärmerer Tag gewesen, hätte er sich sogar über diese kleine Erfrischung gefreut. So allerdings musste Dorian wohl darauf hoffen, dass ihm sein Fell nicht anfror – auch wenn es sicherlich einen amüsanten Anblick bieten würde.
Er grinste weiter vor sich hin und blickte in die freundlichen Augen des Regenbogenkaters. Seit 111 ihm begegnet war, schien es, als würde eine kleine Sonne das Labor selbst erhellen. Bis jetzt hatte er das Gefühl gehabt, dass ständiger, fiktiver Regen im Labor auf ihn niederprasselte. Ihn niederdrückte. Aber sein der Größere hatte ihm das Gegenteil bewiesen. Ihm gezeigt, dass man nach all den leuchtenden Farben nur suchen musste. Selbst an einem monotonen Ort wie dem Labor.
Bevor er den Gedanken jedoch weiterführen oder 111 erneut dafür danken konnte, krachte das farbenfrohe Experiment mit nicht zu unterschätzender Wucht gegen ihn. Der kunterbunte Kater riss Dorian ohne weiteres von den Pfoten, als wäre er nur ein dürres Blatt und 111 selbst eine ungestüme herbstliche Windböe.

"Hallo ich bin Sellerie.“
Sellerie. Dorian betrachtete ihn mit einem - trotz der ausgelassenen Situation – ein wenig verängstigten Blick und geweiteten Pupillen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Katzen in der Nähe, vergewisserte sich einmal mehr, dass die Wächterin 402 ihnen nicht gefolgt war. Erst als sich Dorian davon überzeugt hatte, dass niemand dem Gespräch lauschte, widmete er sich mit neu entfachtem Interesse dem Regenbogenkater.
“Das ist ein hübscher Name … und er passt du dir“, wisperte Dorian dem Anderen dann mit einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen zu.
Ob er Sellerie seinen eigenen Namen auch anvertrauen sollte? Dorian schlug die Augen nieder und zögerte. Er hatte nicht das Gefühl, dass es ihm möglich war, denselben Mut aufzubringen. Dieselbe Stärke zu zeigen. Sellerie stand zu sich selbst – Ob Dorian das auch konnte? Nachdem er es so lange vermieden hatte, Aufsehen zu erregen? Wollte er jetzt wirklich alles riskieren?
“Ich heißte Dorian, der Sandbraune blinzelte Sellerie mit funkelnder Aufregung in den Seelenspiegeln an und zögerte nicht weiter. Früher hätte er wohl nicht den Bruchteil einer Sekunde damit verschwendet sich Sorgen zu machen, aber das Labor hatte Dorian verändert. Ihm Ungezwungenheit genommen und dafür Ernsthaftigkeit geschenkt. Aber nun ängstigte er sich nicht mehr davor, sein Schicksal in Selleries große Pfoten zu legen.
“Wir können deine Freunde gerne suchen“, Dorian neigte den Kopf, “Ich würde sie gerne kennenlernen.“ Ob er weitere Freunde in Paradies und Möhrchen finden konnte?
“Oder deinen Bruder, ich überlasse dir die Entscheidung“, zugegebenermaßen, Dorian war nicht unbedingt darauf aus, 066 persönlich kennenzulernen, aber die Möglichkeit, diesen um einen Ausflug nach draußen zu bitten, lockte Dorian dennoch.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
Shahar

Antworten: 22
Gesehen: 350

Suchen in: Tag 8   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySo Mai 15, 2022 10:14 am
#Dorian | Experiment 509

Ort: Am Rande des Versammlungsplatzes
Angesprochen: Charon/200 (@Eulenflug)
Erwähnt: 001, Calliope/278, Cyra/701, Haru/700, Ray/702, Charon/200

001 war tot. Und Dorian wusste nicht, was er nun denken sollte.
Er war verspätet zur Versammlung gestoßen, aber doch gerade richtig, um von dieser Nachricht zu erfahren. Die ganze Zeit über hatte er sich am Rande all der Katzen aufgehalten, um nicht ins Auge zu fallen. Und doch hatte er einen Blick auf 001’s Leichnam erhascht. Selbst jetzt noch, nachdem all die Experimente wieder damit begonnen hatten, ihrem täglichen Ablauf nachzugehen, hing das Bild des verstorbenen Anführers vor Dorians Augen und bereitete ihm Unwohlsein.
Niemand hatte verdient, ermordet zu werden. Nicht einmal 001.
Der Sandbraune senkte seinen Blick, richtete die leuchtenden, grünen Seelenspiegel zu Boden und betrachtete seine Pfoten. Pfoten, deren Krallen nie zum Kampf genutzt wurden. Er hasste all die Grausamkeit des Labors, die unnötigen Kämpfe. Das überflüssige Leid. Dorian machte sich keine Illusion, 001 Tod würde nichts verbessern, sondern nur noch mehr Schmerz verursachen. Es war ein Teufelskreis, aus dem das Labor wohl nie entkommen würde.
Die Frage war eher, was sich verändern würde. Vielleicht sogar zum Besseren.
Die gemischten Gefühle, die in seinem Inneren durcheinanderwirbelten, konnte er dennoch nicht abschütteln. Dorian musste sich eingestehen, dass eine gewisse Erleichterung sich in ihm breitmachte, welche er im nächsten Moment allerdings verurteilte. Wie oft hatte er 001 im Stillen verflucht? Der verstorbene Anführer hatte es sogar geschafft, Zorn in Dorians gütigem Herzen zu wecken. Diese Erkenntnis ließ mehr Verachtung in ihm heranwachsen. Es gefiel ihm nicht, dass er sich veränderte. Veränderte, auf eine Weise, die Abscheu in ihm selbst weckte.
Dorian hatte nie Hass in seinem Herzen aufkeimen sehen wollen.
Der Kater hob den Kopf langsam wieder, musterte die Anwesenden. In der Nähe begann die neu ernannte Wächterin mit der Tochter des verstorbenen Anführers zu sprechen. Würden 001’s Jungen am Tod ihres Vaters verbittern? Würden sie ihn rächen wollen? Dorian hoffte, dass sie nicht dieselbe Unbarmherzigkeit wie 001 selbst in sich trugen. Dass sie aus seinen Fehlern lernten.
Nur hatte Hoffnung im Labor nie besonders viel bedeutet.

Seine Augen wanderten weiter, erfassten den Eingang des Außenbereiches. Sehnsucht glomm warm in seiner Brust auf. Ob er seine Pfoten hinaussetzen konnte, jetzt, wo niemand ihm Aufmerksamkeit schenken würde? Er verzehrte sich danach, einen Hauch der Freiheit zu kosten. Den kalten Schnee auf seinem Fell zu fühlen und etwas Anderes zu fühlen, als den immer gleichen Laborboden. Gleichzeitig wusste er, dass die Gitter draußen ihn daran erinnern würde, dass er in Gefangenschaft lebte. Sie könnten ihm von der Weite erzählen und Dorian würde lauschen im Wissen, dass er nicht gehen konnte. Um all die Orte zu erblicken, die er liebte, obwohl er sie nie gesehen hatte. Es würde ihn zerreißen und doch würde er den Anflug von Ungebundenheit mit offenen Armen empfangen. Er war ein Narr und wusste es.
Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte der Sandbraune sich langsam in Bewegung. Seine Schritte waren vorsichtig, aber zugleich bestimmt. Schon betrachtete er fasziniert einige verirrte Flocken, die ins Labor herein stoben und fröhlich tanzten. Dorian streckte seinen Kopf nach dem Weiß aus und lächelte leicht, als eine Schneeflocke auf seiner Nase schmolz. Die angespannte Stimmung war für einige Wimpernschläge vergessen, während Dorian sich wie ein Junges am Schnee erfreute.

“509“, erst als Dorian sich ertappt umwandte, begriff er, wem diese Stimme gehörte. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter, als er in die eisblauen Seelenspiegel des Wächters des Todes blickte. Ob sie gekommen war, um ihn zu holen? Nachdem er dem Sensenmann bereits einige Male von der Schippe gesprungen war? Dorian zuckte verwirrt mit einem Ohr, näherte sich aber dann mit zunehmender Wachsamkeit und steigendem Interesse.
“200“, Dorian bemühte sich um einen höflichen Ton, als er vor der roten Katze stehen blieb. Seine Augen streiften die beiden Hörner mit einem kurzen Blick, blieben dann aber für mehrere, lange Sekunden an den Schwingen auf 200’s Rücken haften. Jedes Mal, wenn er einer geflügelten Katze gegenüberstand, ergriff ihn dieselbe Faszination. Dieselbe Ehrfurcht.
Er hatte nie verstanden, warum 001 die Menschen angebetet hatte. Nein, Dorian konnte sich vielmehr vorstellen, dass geflügelte Lebewesen verbannte Götter waren. Vom Himmel gestürzt und dazu verdammt, auf Erden zu wandeln.
Der Gedanke, dass 200 womöglich die neue Anführerin des Labors werden würde, war in diesem Augenblick wenig präsent in Dorians Gedanken.
Abwartend schaute er in die Augen des Todesengels, die ihm ein bisschen weniger kalt vorkamen, ihn eher vom Himmel träumen ließen. Dass ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erschien, konnte er schwer verhindern. Trotzdem kämpfte er es nieder, wollte die Trauer der alleingelassenen Gefährtin nicht damit stören.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyDo März 24, 2022 5:13 pm
#dorian | Experiment 509

Ort: Futternäpfe
Angesprochen: Sellerie/111 (@Eulenflug)
Erwähnt: Sellerie/111, 118

Dorian berührten 111's ehrliche Worte. Der sandfarbene Kater lächelte leicht in sich hinein, spürte Wärme in sich aufflammen. Natürlich blieb die Angst, dass er sich selbst verlieren würde. Dass er irgendwann jemand anderes sein würde, als er in diesem Wimpernschlag war. Gleichzeitig schöpfte er neuen Mut aus den Worten seines kunterbunten Gegenübers.
Eigentlich mochte Dorian Veränderungen. Eigentlich.
Er liebte den Anblick des ersten Schnees in der Blattleere, der ersten Blüten in der Blattfrische. Es gefiel ihm, dass die Welt einem ständigen Wandel unterzogen war. Ein ewiger Fluss von Vergehen und Erneuerung.
Warum sollte er sich dann davor fürchten, ein Teil davon zu sein? Sich an dem Kater festklammern, der er heute war, nur um nie den Dorian von morgen kennenzulernen?
Der Sandfarbene atmete tief durch, sortierte fieberhaft seine Gedanken.
Vielleicht war es besser so, dass gewisse Erinnerungen für immer begraben sein würden.
Vielleicht ermöglichte gerade das ihm, voranzuschreiten.

"118 klingt nach einem Kater, den ich gerne kennengelernt hätte. Du scheinst vielen wundervollen Katzen begegnet zu sein, 111." Ich hoffe, du behältst mich auch so in Erinnerung!
Dorian lächelte, weil er es schön fand, den positiven Erlebnissen zu lauschen, die 111 mit dem Experiment 118 verband. Diese Art, Erinnerungen zu teilen, mochte Dorian sehr. Manchmal reichte es zu hören, was andere glücklich machte, um diese Empfindung selbst zu verspüren. Mit einem weichen Blick betrachtete Dorian den Regenbogenkater. Er vergaß, dass triste Wände ihn einschlossen. Vergaß, dass er nicht die frische Luft der Freiheit einatmete.
111’s riesengroßes Herz berührte ihn. Ließ ihn offener werden und die seltsam unpassende ängstliche Maske ablegen.
"Viele ziehen einen Schutzwall hoch, weil sie Angst haben, verletzt zu werden", für einige Augenblicke musste Dorian seine Augen geschlossen halten, weil Wiedererkennen und lang vergessene Trauer in seinem Hinterkopf miteinander rangen. Er blieb mit einem verwirrten Gefühlsleben zurück und senkte dem Blick. Eine derart heftige Reaktion ließ auf eine Person schließen, die ihm wichtig gewesen war. Jemanden, der in einem unerreichbaren Winkel seines Gedächtnisses verloren gegangen war.
"Ich glaube ich habe einmal eine Katze gekannt, die ihre Furcht ständig versteckt und unterdrückt hat", als er es aussprach wusste er mit erschreckender Sicherheit, dass es die Wahrheit war.
Zum ersten Mal verspürte er Sehnsucht nach einer anderen Katze. Einer Katze, an die er sich nicht einmal mehr erinnern konnte.
“Aber ich glaube, dass manche Katzen vergessen, dass man hinter steinernen Mauern einsam wird. Dass sie einem keinen Trost und keine Wärme spenden.“
Dorian trat auf 111 zu, streckte sich verzweifelt, um die Nase des großen Katers mit seiner eigenen zu berühren, im Versuch dessen verstecktes Leid zu teilen.
[b]“Du tust bereits so viel. Keine Katze kann alles alleine schaffen.“[/b]

Bereits im nächsten Augenblick machte er erschrocken einen Satz rückwärts. Lachend schüttelte er sich dann die Wassertropfen aus seinem Pelz und blickte zu seinem bunten Freund hinüber.
Dorian gefiel es, zu sehen, wie glücklich dieser nun war.
Wie er Freude in den kleinsten Momenten finden konnte.
Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams Alt1010Thema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors
Shahar

Antworten: 18
Gesehen: 222

Suchen in: Tag 7   Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptyThema: [ZELL] Your heart sparkles in a thousand colors    Beiträge mit dem Tag dorian auf Lost Dreams EmptySa März 12, 2022 9:52 am
#dorian | Experiment 509

Ort: Futternäpfe
Angesprochen: Sellerie/111 (@Eulenflug)
Erwähnt: Sellerie/111, Zero/106, Wendigo/096

Dorian hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt wie in 111’s Nähe. Der Regenbogenkater verkörperte alles, was das Labor nicht war und schien damit gleichzeitig völlig fehl am Platz und doch genau richtig zu sein. Ganz anders, als Dorian selbst, der zwar ebenso wenig hinter Gitterstäbe passte, dabei aber keine ähnliche Zufriedenheit mit der Situation wie 111 entwickeln konnte.
Der Sandfarbene war beeindruckt davon, dass der andere so mit sich im Reinen schien. So erfüllt alleine von der Tatsache, dass Freunde und Familie um ihn herum waren.
Dorian beeindruckte diese Einstellung mit jedem verstreichenden Augenblick mehr.

“Natürlich ist es ein Schutz, ich kann unbesorgter sein als mein Bruder; mehr lachen, weil ich Momente vergessen habe, die ihn bis heute zu bedrücken scheinen. Aber es nimmt mir auch etwas von mir selbst weg. Ich denke, dass ich mich selbst mit jeder verlorenen Erinnerung ein wenig mehr verliere“, die Angst, zu vergessen, wer er eigentlich war, setzte Dorian schwer zu. Meistens vermied er es darüber nachzudenken oder andere zu fragen, ob und wie stark er sich im Laufe der Zeit verändert hatte.
“Du musst das nicht alles alleine durchstehen, 111“, Dorian drückte seine Nase aufmunternd ins kunterbunte Fell, “Du bist zwar stärker, als viele Experimente, aber jede Katze hat Grenzen.“
Auch Dorian verlor geliebte Katzen. Besser gesagt war er selbst einst verloren gegangen. Damals, als er noch nichts von seiner Fähigkeit gewusst hatte und von einem Augenblick auf den anderen getrennt von seiner Familie in einer ganz neuen Welt mit grünem Gras und einem blauen Himmel erwachte.
Und nun war er zurück in dieser grauen Hölle.

“Eine Aufgabe im Kreislauf? Ich bezweifle, dass ich meine Aufgabe schon gefunden habe. Vielleicht werde ich sie auch nie finden“, nachdenklich betrachtete er den großen Kater.
War er unruhig, weil er noch immer auf der Suche nach dem Zweck seine Existenz war? Oder weil er ihn im ständigen Umherstreifen gefunden und nun wieder verloren hatte?
“Was ist deine Aufgabe, 111?“, wollte Dorian interessiert wissen. Für andere da sein? Helfen? Der Sandbraune wusste nicht, wie das andere Experiment sich selbst einschätzte, wollte es aber gerne erfahren; mehr über den bunten Kater lernen.

Als er darüber nachdachte, bemerkte Dorian, dass ihm tatsächlich nicht viel daran lag, in Erinnerung zu bleiben. Er war ein Stern unter Millionen von Lichtern. Egal wie hell er vorm Verlöschen brennen würde, ein anderer Funke konnte seinen Platz einnehmen.
Das gefiel ihm mehr, als daran zu denken, dass er ein klaffendes Loch, Leere zurücklassen könnte. Dorian wollte mit seinem Lächeln in Erinnerung bleiben, mit dem Wind im Pelz und der Sonne über ihm. Nicht als Schatten, der andere traurig stimmte, sobald man an ihn dachte.

“Die Gegenwart ist wirklich wichtiger, als alles, was hinter uns liegt“, stimmte er 111 mit einem Nicken zu, “Schließlich bin ich gerade eben hier. Gestern kannten wir uns noch nicht, deswegen kann heute eigentlich nur ein besserer Tag sein.“ Dorian lächelte den bunten Kater an.
Dass dieser ihn selbst nicht vergessen würde, ließ ihn mit einem guten Gefühl zurück.
Vielleicht zählte es nicht, dass die Welt sich an ihn erinnerte, sondern vielmehr, dass die Katzen, welche er liebte, an ihn dachten. Dass er ein kleines Licht in ihren Herzen sein konnte.
“Es ist auch schön mit dir zu reden, 111“, sein Lächeln wurde ein kleines Stück breiter, “Das ist ganz anders, als mit anderen Katzen hier im Labor zu sprechen.“ Seine Stimme verriet, dass er seine Worte keineswegs negativ meinte. Ganz im Gegenteil: Sich mit dem Regenbogenkater zu unterhalten war überraschend erfrischend und angenehm.

Als 111 nun weitererzählte, blinzelte Dorian ihn ungläubig an. Glitzerwolken?
Sobald dieser von 096 sprach, zuckte der Sandbraune aber nervös mit einem Ohr. Den Gedankengang schob er aber schnell in einen entfernten Winkel seines Verstandes und konzentrierte sich lieber wieder auf die Worte des anderen.
“Deine Fähigkeit passt perfekt zu dir, 111. Du bist widerstandsfähig, was dir erlaubt hier bei uns allen zu bleiben. Wenn jemand eine Gabe braucht, um anderen das Leben zu erleichtern und sie zum Lachen zu bringen, dann definitiv nicht du. Das machst du doch auch so schon.“, erneut stupste Dorian leicht in den bunten Pelz. Beim Atmen kitzelte ihn dabei ein kleines Regenbogenhaar an der Nase und ließ ihn kurz niesen.
“Du musst nicht alles alleine stämmen“, erinnerte Dorian den anderen Kater dann erneut, “Mir hast du jedenfalls schon geholfen. Dieser Tag ist viel schöner geworden, weil du ein Teil davon bist.“
Nach oben 
Seite 1 von 2Gehe zu Seite : 1, 2  Weiter
Gehe zu: