Wetter: Morgens Der dichte Schneefall der Nacht hat sich in den Morgenstunden zu einem Schneesturm gesteigert. Eine weiße Decke überzieht nun vollständig den Boden und verbirgt die Risse, die das Erdbeben im Clanterritorium hinterlassen hat, beinahe vollständig. Vorsicht ist geboten! Der Schnee gibt leicht unter den Schritten einer unvorsichtigen Katze nach und es besteht die Gefahr, einzubrechen. Im Außenbereich des Labors sind alle Spuren von vergangener Nacht längst Geschichte. Und auch neue Pfotenschritte werden innerhalb kürzester Zeit vom Schnee vollständig begraben. Ob sich Katzen diesen Umstand zunutze machen? Im Gegensatz zum Vortag scheint es wärmer innerhalb der Zellenräume zu sein - ob die Forscher dafür gesorgt haben? Einzig die Kanalisation ist eiskalt.
Der frisch ernannte Vertraute von 200 war selbst noch ein wenig verwundert über seine plötzliche Beförderung. Es war zwar klar, dass es einen neuen Vertrauten geben musste, jedoch hatte der helle Kater es für unmöglich gehalten, das Vertrauen von 200 so einfach zu gewinnen.
Deimos selber sah nach wie vor sich selbst an erster Stelle. So war es schon immer und so wird es auch immer bleiben. Der dichte Schnee knarzte unter den riesigen Pranken des Katers während er wie schon so viele Nächte davor durch die Zellenräume streifte, die Katzen bewachte. Natürlich waren die Sicherheit und das Wohlergehen der gewöhnlichen Experimente nicht unbedingt eine Priorität des hellen Katers.
So langsam zog die Nacht vorüber und das tiefe Schwarz der Nacht wurde langsam aber sicher zu einem sanften Hellgrau welches schon bald von der Sonne in ein tiefes Orange getaucht werden würde. Die roten Augen gen Himmel gerichtet war Deimos tief in seine eigenen Gedanken vertieft.'Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach wäre, hier im Labor an mehr und mehr Macht zu gelangen... Auf der einen Seite könnten mir die Katzen hier alle egal sein.. Auf der anderen... Wäre eine Armee hinter sich zu haben doch gar nicht so verkehrt, oder?...... Was denke ich da?.. Bin ich schon vor Macht geblendet?.. Nein.. ich doch nicht... hehe.
Deimos schüttelte sich kurz und dieser kurze Gedankengang war schnell wieder vergessen. So schön es auch wäre, so wirkten diese Vorstellungen doch noch sehr unrealistisch auf den Kater. Er hatte sich im Griff, die Macht würde ihm ja wohl kaum zu Kopf steigen, absolut unmöglich, Deimos würde wohl kaum wahnsinnig werden, oder?...
#Lotus#705 Angesprochen: Kann angesprochen werden Erwähnt: 111/Sellerie, 200/Charon, 306/Deimos, 311/Schrödinger, 685/Pansazu
Lotus' Schlaf war weitaus erholsamer als erwartet ausgefallen. Der Wind des abendlichen Schneesturms wäre kalt genug gewesen, um ihn die ganze Nacht zu kosten, doch anscheinend hatte sich die Situation rasch normalisiert. Die Temperaturen, die ihn beim Erwachen erwarteten, waren verdächtig hoch, anders als gestern, wo die einzige Hitze in den Spannungen innerhalb der Riegen der Laborkatzen gelegen hatte und nur die Winterluft dafür sorgen hatte können, dass im Allgemeinen ein kühler Kopf bewahrt werden konnte. Da waren Double-F und der "knackende Krüppelkater", wie sie ihn genannt hatte, schon der spektakulärste und gefährlichste Moment gewesen. Wenn man mal Mr. Somewhere over the rainbow vernachlässigt. Denn dem sein Eintreffen war doch noch ein Schenkelklopfer geworden, das musste Lotus im Nachhinein zugeben. Gestern war er noch viel zu verärgert gewesen, um die spontane Einlage des Katers genießen zu können, doch der Gedanke an den Moment, in dem 111 im wahrsten Sinne des Wortes ins Gespräch hineinfiel und mit gewichtigen Argumenten die Show stahl, hatte ihn heute morgen unwillkürlich ins Schmunzeln gebracht Trotzdem war es wohl die beste Idee gewesen, die Versammlung zu verlassen, auch dem konnte Lotus nicht widersprechen. Je weiter er sich von den anderen Katzen entfernt hatte, desto ruhiger war er geworden, desto besser hatte er die Kontrolle über sich und seine Emotionen wiedererlangt. Aus der Entfernung konnte er das restliche Geschehen verhältnismäßig entspannt beobachten, bis hin zur "Rede" von Charon. Das meiste davon hatte er übergangen, es war wohl von keiner weiteren Relevanz für ihn selbst gewesen. Nur die Ernennung von 306 zum Vertrauten war ihm aktiv im Gedächtnis geblieben. Damit hatte 200 auch in gewisser Weise offiziell sich selbst an die Position des Anführers gestellt, ein nicht zu unterschätzender strategischer Zug. Wider Erwarten war Lotus trotz der Niederlage für sein Ego relativ zufrieden mit der unmittelbaren Situation. Völlig entspannt hatte sich die Lage keineswegs, im Gegenteil. Dass Charon die Initiative ergriffen und einen Kurs gesetzt hatte, schaffte vielleicht die Machtambitionen der weniger engagierten Katzen aus dem Weg, doch im Allgemeinen würde der Druck auf 200 von allen Seiten zunächst nicht sinken. Dafür waren die Erwartungen zu groß und zu vielfältig, und Lotus konnte es nicht verübeln, denn er gehörte wohl zu den Katzen, die sich am meisten erhofften. Wie der Kurs von 200 als Anführerin im Labor aussehen mochte, das würde sich erst noch zeigen müssen. Von starker Verbesserung bis Katastrophe war aus Lotus' Perspektive leider noch alles möglich. Zumindest konnte er mit der Entscheidung, 306 zum Vertrauten zu machen, einigermaßen leben. Da hätte es schlimmeres geben können, und dass Charon ihre Autorität nicht untergraben lassen würde, indem sie etwa eines ihrer Kinder beförderte, war zu erwarten gewesen. Über kurz oder lang würde es Lotus allerdings nicht vermeiden können, dass ihm Charon hinsichtlich seiner Performance gestern noch einmal gehörig den Kopf wusch, und zwar nicht im wörtlichen Sinn. Vielleicht sollte er sich einfach damit abfinden, dass sie Katzen vertraute, mit denen er selbst nicht so gut auskam. Dass hieß jedoch keinesfalls, dass er den Schwanz einziehen und seine Position aufgeben würde. Gewalt war nach wie vor sinnlos und die Freiheit im Labor war noch nicht so verfügbar, wie er es sich wünschte. Auch wenn er gestern festgestellt hatte, dass die Lage bereits viel besser war als gedacht, für ihn zumindest, denn ähnliche Aktionen hätten ihn vor 001's Tod vermutlich mal wieder eine Pfote kosten können, und da war er gestern ja schon vergleichsweise konsequenzlos herausgekommen. Doch solange Katzen gegen ihren Willen im Labor eingesperrt waren, war die Mission noch nicht erfüllt. Solange sich das Labor noch nicht für alle wie eine liebe Heimat anfühlte, in der man nicht nur freiwillig, sondern auch gern lebte, würde Lotus dafür einstehen, es zu einer solchen zu machen.
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1354 Pfotenspuren : 379 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 20
“Oh, wen haben wir denn hier?“, Alma trat aus den Schatten hervor, ihre Pfotenschritte waren leise, “Den neuen Vertrauten …“ Ihre pupillenlosen Augen fixierten 306, während sie ihren Kopf leicht schief legte. Andere Experimente mochten vielleicht vor dem kräftigen Kater zurückweichen, doch die Seelenwanderin zuckte nicht einmal mit der Wimper. Gefahren vermochten es schon längst nicht mehr, Alma einzuschüchtern. Mit der Zeit war sie ihnen leid geworden; das Labor bot wahrlich zu viele Schrecken. Die Schwingen ihrer Hülle schleiften am Boden, die alte Kätzin war zu müde, um sich Mühe bei ihrem Auftreten zu geben. Der gestrige Tag hatte sie zu sehr erschöpft und selbst die tröstende Umarmung der Nacht hatte ihr keine Erholung geschenkt. In ihren Träumen hatte sie wieder und wieder ins Auge der Dunkelheit geblickt. Und dieses Mal war die Prophetin der Unterwelt nicht an Almas Seite gestanden. Dieses Mal war sie vollkommen alleine gewesen. (Die Ewigkeit war erdrückend, wenn eine einzelne Katze sie ertragen musste, so erdrückend.)
“Und du willst 769 ersetzen? 001’s mächtigsten Krieger, seinen gehorsamsten Diener?“, ein Schnauben verließ ihre Lippen. Alma kümmerte es nicht, dass sie ihre Pfote ins Feuer hielt, sie verstand nicht einmal, dass sie den Vertrauten vor sich offen provozierte. (Was verstand sie überhaupt?) Die Seelenwanderin streckte leicht den Kopf vor, als wollte sie die roten Musterungen in 306’s Pelz beäugen. Nun, sie leuchteten! Wer konnte es ihr da schon übelnehmen, einen genaueren Blick darauf werfen zu wollen? Dass sie ihre kribbelnde Pfote überhaupt noch ruhig halten konnte, war schon ein Wunder. Sie zwang sich, ihren Blick vom Leuchtefell des Vertrauten abzuwenden und stattdessen ihre Umgebung zu begutachten. 705! Alma entdeckte den jungen Kater mit den orangen Augen in der Nähe. Ob er wohl auch an ihrem netten Plausch teilhaben wollte? Die milchigen Seelenspiegel der Seelenwanderin glitzerten neugierig.
Der Gedankengang des neuen Vertrauten wurde unterbrochen, als er Experiment 693 erblickte. Deimos lies die Lästerei über sich ergehen. Schließlich war es noch früh am Morgen und der Kater hatte keine Lust auf irgendeine Auseinandersetzung. Es gab keinen Grund, irgendwem irgendetwas zu beweisen und somit wiegte der Kater seinen großen Kopf umher und behielt seine Umgebung in wachsamen Augen, ehe er sich wieder Experiment 693 zuwandte.
Bei genauerem Hinsehen fiel Deimos auf, dass die Augen der Kätzin unnatürlich milchig aussahen und Sie auch körperlich nicht in bester Verfassung zu sein schien. 'Eigenartig.'
"Hmph, von ersetzen war nie die Rede. Allerdings ist 769 auch nicht mehr aufzufinden. Vermutlich war es ihm peinlich, nun die Nummer 2 unter den Vertrauten sein zu müssen. Schade eigentlich.",Deimos wählte mehr oder weniger bewusst eine provokante Aussage. Wozu das Ganze im Endeffekt dienen sollte, wusste er selber nicht. Vielleicht würde ja etwas passieren, vielleicht auch nicht? Vielleicht wurde das Vieh auch gemeuchelt, zerfetzt und in der letzten Ecke liegen gelassen. Und Deimos hatte nichts damit zu tun? Jammerschade.
"Na gut 693. Genug geplaudert. Was bringt dich denn hierher?", fragte Deimos, der tatsächlich gerne wüsste, was es mit dem Erscheinungsbild der Kätzin auf sich hatte. Jedoch war der Kater bemüht, sein Interesse verborgen zu halten und hoffte, über ein paar kleine Fragen etwas mehr aus der Kätzin herauszubekommen.
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ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1354 Pfotenspuren : 379 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 20
“093“, Alma reckte die kleine Brust heraus, ihr geisterhafter Schmuck tanzte über ihr Erscheinungsbild, “Meine Nummer ist 093.“Und selbst du, hochgeschätzter Vertrauter, wirst sie benutzen. Einen Herzschlag lang hatte die Kätzin darüber nachgedacht, ob sie nicht einfach ihren Namen nennen sollte. Was hatte sie auch zu verlieren? Den mageren Körper des Raben? Ihr Mundwinkel zuckte kurz nach oben. Aber sie hatte sich dagegen entschieden, es wäre ihrer Tätigkeit als Beobachterin abträglich. Noch wollte sie den großen 306 ja nicht gegen sich aufbringen. (Noch.) Die milchigen Augen der Seelenwanderin glühten leicht auf, als sie den kräftigen Kater vor sich musterte. Als sie einzuschätzen versuchte, aber er ihrer weiteren Aufmerksamkeit würdig war. Welche Figur auf dem Spielbrett er wohl war? Bauer oder König? Unbedeutend oder wichtig? Die Geflügelte blinzelte mehrmals und legte den Kopf leicht schief.
“So direkt! Übe dich in Geduld, junges Kätzchen …“, ein leises Kichern entwich Alma, “Ich trete nicht als Herausforderin vor dich, mach dir keine Sorgen.“ Ihr federbesetzter Schweif strich über den Boden. “Mir liegt nur daran, in Erfahrung zu bringen, ob du 769’s Platz in diesem Spiel einnehmen wirst“, sie lächelte in sich hinein, “Ich vermisse 001’s motiviertesten Speichellecker.“ Traurigkeit lag in ihrer Stimme. Traurigkeit, von der nicht einmal Alma sagen konnte, ob sie echt oder gespielt war. “Er hat ein Loch in mein Herz gerissen und nur Leere hinterlassen“, sie griff sich theatralisch mit der Pfote an die Brust, “Wirst du es füllen?“ Und dann trat sie noch einen Schritt näher. “Wonach strebst du?“, ihre Mondaugen funkelten erwartungsvoll.