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 #Stucky - one kiss is all it takes

Dunkelseele
DunkelseeleWeiserInformationenAnzahl der Beiträge : 1684
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Alter : 20

Never Forgotten
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#Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37124 ] So Dez 22, 2019 5:35 pm
»
Allgemeines
Gruppenname: #Stucky - one kiss is all it takes
Anzahl: 2
Benutzernamen: Schleiernacht, Dunkelseele
Charakternamen: Steve Rogers (Schleiernacht); Bucky Barnes (Dunkelseele)
Gruppenleiter: Dunkelseele

Thema
Fandom: Marvel-Fandom
Steve findet Bucky und hilft ihm, seine Erinnerungen wiederzufinden.

Zeitpunkt: in einer anderen Zeit und einem anderen Universum als dem des foreneigenen RPGs :)

Sonstiges: MalexMale, don't like, don't read ewe
Foren-FSK wird so gut wie möglich eingehalten, dennoch vorkommende Handlungen und Anspielungen werden in Spoilern (mit Warnung?) beschrieben.

Disclaimer - Charaktere sind nicht unser Eigentum, Geschichte entspringt jedoch größtenteils unserer Fantasie.


-

Bucky Barnes

Die Zeit verging. Die Zeit war vergangen. Sie würde vergehen. Und nur Bilder würden bleiben. Verblasste Bilder, körnige Filme, verblasste Schriften. Erinnerungen. Erinnerungen, wie es sie im Museum gab. Museen, die Geschichten erzählten, ihnen Raum gaben, die Vergangenheit auszustellen. Archive der Menschheit. Dort konnte man viel finden. Doch würde auch er selbst dort sein? Würde er erfahren, wer er war? Was er war? Warum er noch war, wo die Jahre doch immer weiter verflogen in ihrem verwischten Chaos aus grau und schwarz?
Wollte er es überhaupt wissen?

Nein. Nein. Nein. Eigentlich nicht. Geschichte konnte trösten, Vergangenheit etwas von dem geben, wer er einmal gewesen war. Doch er wusste nicht, wonach er suchen sollte. Was er finden könnte. Leid war kein Neuland mehr für ihn, schon lange nicht mehr. Er fürchtete es nicht. Nicht mehr, sollte er das je getan haben. In seinem Herzen war keine Angst, kein einziges Gefühl. Sein Kopf war leer. Nur Befehle hatten sich in seinen Verstand gehämmert, einzelne Worte, unbekannt und doch mit einer Prise Erkenntnis darin. Erkenntnis in dem Sinne, dass ihm zweifelsohne klar war, was er tun musste. Er wusste, was er zu tun hatte. Er wusste, wie er es zu tun hatte.
Seit er erwacht war, waren zu ängstlichen Fratzen verzerrte Gesichter das einzige, was eine Konstante hatte bilden können. Der Ort wechselte, dunkelgraue Mauern wurden zu hellgrauen Mauern, doch immer war es die Angst, welche ihn seinen Erfolg klar erkennen ließ. So viele Sprachen, so viele Städte - doch Angst war das, was all die Toten verband. Das Vertraute in der ewigen Fremde. Der Wegweiser, der ihn zu seinem Ziel führte. Zu immer neuen Zielen, eines kurzweiliger als das nächste. Er wusste nicht, wohin dieser Weg ihn führen würde. Ob er ihn überhaupt irgendwohin führen würde. Vielleicht bestand sein Schicksal darin, ewig zu suchen. Ewig zu suchen nach dem, was auch ihm Erfüllung bringen würde. Geld war es nicht. Macht auch nicht. Die Angst auf den Gesichtern der Totgeweihten erregte ihn nicht. Sie war eine Nebenwirkung, eine Nebenwirkung des Sterbens, welches er Tag für Tag aufs neue einleitete. Er wusste nicht, warum er das tat.
Vielleicht einfach, weil er es musste. Es war die einzige Aufgabe, die man ihm geben konnte. Er war wie eine Maschine - einmal aufgezogen lief und mordete er so lange, bis sie wieder Maßnahmen treffen mussten, um ihn wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.
Das war in Ordnung, schätzte er. Es könnte schlimmer kommen. Ja, manchmal schmerzte es. Doch der Schmerz endete, sobald er sich wieder dem zuwenden durfte, was seine Aufgabe war.
Er tötete.

Er war frei. Er war frei, nicht wahr? Das Metall an seiner Schulter war eiskalt. Die niedrige Temperatur strahlte aus, schien seine Brust, sein Herz zu vereisen. Es tat nicht weh. Es betäubte. Betäubte die Gefühle, die hinter dem so lang erbauten Damm in ihm brodelten. Doch er wollte sie nicht mehr. Wollte nicht fühlen, wollte sich nicht auf noch etwas fremdes einlassen, wo die ganze Welt sich nun so unbekannt vor ihm erstreckte.
Was wollte er dann?
Er wusste es nicht. Hatte es noch nie gewusst in diesem Leben. Doch er senkte nicht den Kopf, ließ die Augen stattdessen weiterhin wie auf der Lauer liegend über all das schweifen, was sich ihn nun hier bot. Kein Erkennen, nicht die leiseste Ahnung von etwas, was ihm bekannt vorkam. Er hatte keine Befehle, nicht jetzt, doch die Freiheit machte ihm Angst. Angst, die er das erste Mal seit Ewigkeiten verspürte. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er war niemand und hatte nichts, was er tun konnte. Nichts, was er tun konnte, ohne von Befehlen geleitet zu werden.
Er war allein.
Das Schlagen seines einsamen Herzens… Was sollte er tun, um dieses Pochen zum Verstummen zu bringen?

Töten. Verstecken. Unsichtbar werden. Es war das, was er sein Leben nannte. Sein Leben. Seine Existenz. Sein Dasein.
Er wusste nicht, wer er war. Wer er sein könnte. Er wusste nur, was er in seinen letzten Erinnerungen getan hatte. Er hatte getötet. Auf Befehle. Und nun, ohne Anweisungen? Kein nun. Er wusste nicht, was. Er wusste nichts.
Und dennoch schlug der Winter Soldier die Augen auf. Es war an der Zeit.

@Schleiernacht c:
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#Stucky - one kiss is all it takes Dunkel10
Vielen Dank @Tim für diese unglaubliche Cuteness <3
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37141 ] Mo Dez 23, 2019 10:06 am
»



Woran dachte man, wenn man den Namen Captain America hörte? Oder den Namen Steve Rogers?
Man dachte an den Super Soldier, der als kleiner Junge aus Brooklyn seinen Weg in den Krieg suchte.
Man dachte an einen riesigen Mann, ein Muskelpaket, mit blonden Haaren und eisblauen Augen. An das markante Gesicht, die autoritäre Haltung und die Dominanz, die Erfahrung und Stärke, die er ausstrahlte.

Seit einer ganzen Weile arbeitete er nun schon mit den anderen Avengers zusammen und versuchte die Welt vor Schäden und Leid zu schützen. Auch wenn hierbei viel in die Brüche ging. Aber man konnte ohne Opfer keinen Krieg gewinnen. Dies hatte er schmerzlich feststellen dürfen.
Im Krieg hatte er viele gute Männer verloren. Darunter seinen Kindheitsfreund James Buchanan Barnes. Für ihn, Bucky. Sie waren zusammen groß geworden, er war immer für ihn da. Egal, ob Steve sich mit ganz Brooklyn angelegt hatte.
Bucky war immer da.

Und dann sah er ihn diese Schlucht hinunterfallen, hörte diesen Schrei. Eine Mischung aus Entsetzen und Angst.

Noch heute hatten ihn diese Bilder in seinen Träumen verfolgt. Er vermisste ihn. Auch wenn man meinen müsste, dass 70 Jahre reichen würden, um darüber hinweg zu kommen. Aber es reichte nicht. Dafür hatte er ihm einfach zu viel bedeutet. Sie teilten so viele Erinnerungen miteinander.
Das war nicht einfach weg.
Sowas vergaß man nicht.
Schließlich war er seither alleine. Auch wenn Peggy noch am Leben war. Sie war alt, leidete unter Demenz.
Niemand den er kannte war noch da. Niemand.
Und die, die jetzt da waren konnten diese Dinge selbstverständlich nicht einfach ersetzen.
Buckys Tod hatte alles verändert.
Als er zum Militär gehen wollte, meinte er noch, dass er niemanden umbringen wollte. Dass er nur keine Tyrannen leiden konnte.
Buckys Tod ließ ihn in Rache Gelüste verfallen. Er wollte alle von Hydra Tod sehen.

Aber Johann Schmidt war durch den Tesserakt verschwunden und Hydra schien ausgelöscht.
Dann kam der Winter Soldier und ließ ihn nun alles in Frage stellen. Denn dieser war kein geringerer als Bucky. Er hatte ihn gesehen und erkannt. Doch warum tötete er all diese Menschen? Warum war er zum herzlosen Assassinen mutiert? Und warum machte es den Anschein, dass er Steve total vergessen hatte? In seinen Augen war kein Funke von Erkennen zu sehen. Erst als er ihn Bucky nannte schien sich etwas in der kalten Fassade des Winter Soldiers zu regen. Im nächsten Moment war er verschwunden.

Nun wo er wusste, dass Bucky noch lebte musste er ihn einfach finden, nach Hause holen. Nach Hause zu ihm.
Schließlich wusste Steve nicht was er in dem Mann losgetreten hatte. Denn er war eindeutig gefährlich. Davon Mal abgesehen suchten die anderen Avengers, vorallem Tony auch nach ihm. Dies bereitete ihm Sorgen.
Er musste Buckys zuerst finden.
Egal wie.

Demtentsprechend fuhr er durch die Straßen von New York City, auf einem der Motorräder die Tony für ihn konfiguriert hatte. Jedoch trug er nicht seine normale Uniform, sondern die Tarnvariante davon, damit er nicht allzu sehr auffallen würde.
Wobei man eigentlich denken würde, dass dies geradezu unmöglich war, wenn ein ganzes Land deine Geschichte kannte.
Doch irgendwie klappte dies.

Seinen Blick ließ er schweifen, hatte ehrlich gesagt keine Ahnung wo er mit der Suche beginnen sollte. In irgendeiner der Gassen blieb er dann mit dem Motorrad stehen, parkte dieses und sah sich um. Es war so gut wie unmöglich, dass es ihn fand. Schließlich hatte man ihn die letzten 70 Jahre auch nicht gefunden oder von seinen Attentaten abhalten können.
Frustriert zog er seinen Helm ab und hängte diesen an den Lenker vom Motorrad und fuhr sich mit den Händen frustriert durch seine blonden Haare, welche im Moment etwas länger als sonst waren. Seufzend zog er leicht daran, fluchte leise und lehnte sich gegen die pechschwarze Maschine.
Was sollte er tun?
Er wollte Bucky finden, aber andererseits war er auch zu verwirrt von der gesamten Situation.

Nachdenklich verschränkte er die Arme vor seiner Brust, tippte auf seiner Schulter herum und zog angestrengt die Augenbrauen zusammen, starrte den Asphalt unter seinen Stiefeln finster an.

Kurz verharrte er so, versank in Gedanken als er plötzlich hörte wie schwere Schritte durch die Gasse hallten. Sofort richtete sich Steves Blick nach oben, in die Richtung woher das Geräusch kam. Im Schatten sah er nur die Umrisse einer Person, welche keine gewöhnliche Kleidung trug. Er erkannte nicht viel, außer die Form einer Uniform.
Nur war der eine Arm der Person heller als der Rest. Steve kniff die Augen zusammen um die Person besser zu erkennen, ging automatisch ein wenig in die Abwehrhaltung. Auf einmal blitzte der Arm in einem Sonnenstrahlen silbern auf und Steve erkannte einen roten Stern auf der Schulter.
Er brauchte einen Moment um sich zu erinnern, aber erinnerte sich dann daran, dass er diesen Arm aus Metall schonmal gesehen hatte. An Bucky beziehungsweise dem Winter Soldier.
Er sprang regelrecht ein Stückchen von seinem Motorrad weg und machte ein paar Schritte auf ihn zu.
"Bucky, bist du das?", meinte er in der Hoffnung, dass er es war und sich an ihn erinnerte.

Denn ehrlich gesagt wusste er nicht was er tun sollte, wenn er sich nicht erinnerte.

Die ganze Situation wirkte ziemlich surreal. Er hatte ihn rein zufällig in einer Gasse abgepasst. Nicht ahnend, dass er dort war. Das war doch einfach ein Zufall.
Jedoch fiel ihm auch die Haltung des Mannes vor ihm auf. Er trottete ein wenig hin und her, wirkte überaus verwirrt und überfordert. Als wüsste er nicht wohin oder was er tun sollte. Ratlos und rastlos, sah er aus.
Die langen, fettigen braunen Haare fielen ihm ins Gesicht, sein dichter Bart rundete sein Erscheinungsbild ab und die Lippen zogen sich zu einem schmalen, finsteren Strich.

Komisch, dass er ihn auf einmal so gut erkennen konnte, wo er gerade eben noch solche Probleme damit hatte.
Noch einmal ließ er seinen Blick über ihn schweifen, wartete irgendeine Reaktion ab, auch wenn er darauf vorbereitet war, dass er ihn angreifen würde.

Vielleicht ein wenig zu hoffnungsvoll blickte er in die ihm doch so gut bekannten Augen.
Bitte erkenne mich, ich bin es... Steve...
Das kann doch nicht einfach alles weg sein.
️ by Schleiernacht
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Zuletzt von Schleiernacht am Do Dez 26, 2019 5:02 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Dunkelseele
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37146 ] Mo Dez 23, 2019 1:10 pm
»
Teilweise Inhalt und Beschreibung von Gewalt und psychischer Instabilität. Lesen auf eigene Gefahr!

Bucky Barnes (the Winter Soldier)

Er hatte niemanden. Er wollte niemanden. Er brauchte niemanden. Nicht wahr? Die Befehle waren verstummt, leiser geworden bis zum endgültigen Verstummen. Keine Stimme sagte ihm mehr, was zu tun war. Niemand wies ihm den Weg. Es war allein seine eigene Entscheidung. Seine Entscheidung, was er tun wollte. Seine Entscheidung, was er lassen wollte. Seine Entscheidung, seine Entscheidung. Er musste wissen, was zu tun war. Alleine. Das erste Mal seit Jahrzehnten. Nein, es machte ihm keine Angst. Wieso sollte es? Er wusste, dass er sterben würde. Der Tod war das Ende, das Ende von allem. Ob er sich nun nach rechts oder links wandte, sich bewegte oder einfach regungslos liegen blieb - er würde sterben. Die alte Uhr an der Wand schlug zur vollen Stunde, tick, tick, tick, und schneller als der Zeiger rund um das Ziffernblatt wanderte, schien auch er durchzudrehen. Die Stille drückte auf seine Ohren wie der tödlich kalte Lauf der Pistole, welche sich an seinen Schädel presste, geladen und bereit, seiner nichtigen Existenz ein Ende zu bereiten. Das Klicken des Abzugs, sein Atem, der mit einem leisen Keuchen entwich - mit leerem Blick ließ er den unmenschlichen Arm mit der Waffe in der Hand sinken, in der sich doch keine Patronen befanden. Mit dumpfem Aufschlag fiel das tödliche Gerät zu Boden, kurz knisterte das Metall in der stehenden Luft wie das letzte verführerische Wispern des Skorpions, der dir mit seinem Gift einen schnellen Tod zu bescheren weiß. Doch er würde nicht sterben. Nicht heute. Die Türen hatte er verschlossen, und der Vermieter der muffigen kleinen Wohnung würde ganz sicher nichts gegen diese Barrikade unternehmen, sollte sein blutig verdrehter Hals nicht wie durch ein Wunder wieder heilen und ihn ins Leben zurückrufen. Ja, der Alte war gestorben, mit einem letzten heiseren Wimmern auf den blassen Lippen, bevor sein Kopf in einem unnatürlichen Winkel vom Rumpf abgestanden hatte. Der Körper des Greises rottete nun irgendwo im dunklen Hinterhof des für New York untypisch klotzigen Altbaus. Die Fliegen würden sich inzwischen auf seiner faltigen Haut niedergelassen haben, seine Augäpfel, panisch und in Todesangst aufgequollen wie zwei blutige Marshmallows, aufgestochen und leergesaugt haben. Er wusste, wie der Tod aussah, wie er roch. Hässlich und blass, lila Flecken auf fahler Haut verursachend. Der Gestank des Vergänglichen... Süßlich stechend glaubte er ihn auch jetzt in der Nase zu spüren, auch durch die zahllosen Treppenstufen, die ihn in seiner Höhle im Dachgeschoss von dem toten Alten im Hinterhof trennten. Der Geruch von faulendem und sich zersetzendem Fleisch hatte seine ganz eigene Note, unverkennbar und penetrant hing er in allem, was er zu greifen bekam. Seine Kleidung, sein Haar... Überall hing dieser Gestank.
Leblose Augen weiteten sich, metallene Finger kratzten über Haut, als würde es so besser werden. Als könnten Erinnerungen so verschwinden. Die einzigen Erinnerungen, die er hatte. Alles andere war weg. Wieder. Ahnungen von längst erlebtem schwebten wie durchsichtige Schatten im Hintergrund seines Verstandes. Er sah Gesichter, Fetzen von ihnen, wie sie sprachen, lachten, weinten und schließlich nochmals in kleine blutige Stücke zerfetzt wurden. Hatte er sie getötet? Waren sie tot? Oder waren sie hier? Hinter ihm her? Leblose Augen ohne jeglichen Glanz weiteten sich, wandten sich nach hinten an die schmucklose graue Wand. Nichts. Immer noch nichts. Leere. Überall. Um ihn herum, in ihm. Wer hätte dort sein können? Er hatte niemanden. Er brauchte niemanden. Er war niemand. Kein Mensch, kein lebendiges Wesen. Er war so lange tot gewesen, und nur das Sterben anderer hatte ihn leben lassen. Würde ihn leben lassen. Denn was sollte er sonst tun? Er war frei, aber er wusste nicht, was er wollte. Was er sollte. Was er konnte.
Mit ungelenken Bewegungen bückte er sich, um die Waffe wieder vom staubigen Dielenboden aufzuklauben. Metall kratzte über Holz, und als würde er auf ein Echo lauschen, hielt er einen Moment inne. Fast erwartete er, Stimmen zu hören. Stimmen zu hören, sobald er einen Mucks von sich gab. Stimmen, die schrien, Stimmen, die befahlen, Stimmen, die flehten. Doch es blieb still. Er war allein. Allein, das erste Mal seit Jahren. Kein Pochen von stets laufenden Maschinen. Kein Motor, der ihm symbolisieren konnte, dass seine Einsamkeit bloß trügte. Er war nie alleine gewesen. Doch jetzt war er es. Allein mit sich selbst, dieser Person, die er am wenigsten zu kennen schien.
Erneut legte sich das kalte Metall des Gewehrlaufs an seine Schläfe. Sein pulsierendes Blut spürte er nach in der Waffe, die er ohne zu zittern an seinen Kopf hielt. Wenn er abdrücken würde... Er wäre tot. Tot, ein weiterer Toter in diesem für ihn fremden Haus. Durch die Nähe des Einschusses wäre sein Schädel komplett zertrümmert. Gehirnmasse und Knochensplitter würden bis zu gegenüberliegenden Wand geschleudert werden, nicht zu identifizieren durch all die schwelenden Auswirkungen der Kugel, die er sich hier und jetzt in den Kopf jagen könnte. Er wäre weg. Es wäre zu Ende, plötzlich. Es wäre friedlich. Ein automatisches Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Frieden. Oh, er würde nie Frieden bringen. Er war nicht der Frieden. Er war der Tod. Doch sein Verschwinden wäre friedlich. Keine Tränen, kein Bedauern. Kein Zweifel. Der metallene Finger krümmte sich um den Abzug, langsam. Er wollte den Moment auskosten, nach dem es ihn nicht mehr geben würde. Kein Schmerz, keine Leere mehr. Nur Frieden.
Er weinte nicht. Er schrie nicht. Er flehte nicht. Er lächelte bloß, als das Klicken ertönte. Noch immer ungeladen war die Waffe, wirkungslos. Dennoch hielt er das tödliche Instrument weiter an die Schläfe gehalten, den Blick aus dem angelaufenen Dachfenster der kleinen Wohnung gerichtet. Die Hochhäuser von New York. Kannte er sie? Oder waren sie einfach nur da, fremd wie alles, was er berührte?
Langsam strahlte seine eigene Körperwärme auf die metallkalte Waffe ab. Er ließ das Gewehr erneut sinken. Es schien ihm für einen Moment, als könnte er die hungrigen Fliegen unten draußen hören, die sich ihren Festmahlsschmaus schmecken ließen. War das der Gestank des Toten, der ihn nun doch verfolgte? Nein, nein, nein. So oft hatte er diese Bewegung schon ausgeführt, dass er nicht einmal mehr hinzusehen brauchte, als er seine Waffe in Sekundenschnelle doch geladen hatte. Der alte Mann war tot. Sie alle waren tot. Alle, alle, alle. Sie konnten nicht hier sein. Nicht hier, nicht hier. Tonlose Worte ohne Bedeutung murmelnd wich er zurück, an die Wand. Kalt und starr bohrte sie sich in seinen Rücken. Sie waren tot. Sie alle. Und doch waren die Fliegen hier. Summend und stinkend bildeten sie die Vorhut dessen, unter dessen Schritten die hölzerne Wendeltreppe zum Dachgeschoss jetzt ächzte und knarrte. Zahllose schlurfende Füße, um Gleichtakt kamen sie. Kamen zu auf ihn zu.
Mit erhobener Waffe betrat er den Flur. Sie kamen näher, Biegung um Biegung. Es waren viele, so viele. Und er hatte sie getötet. Sein heiseres Ringen nach Atem wurde von Stöhnen und Kreischen übertönt. Keiner von ihnen war leise gestorben, dachte er, während er sich mit eiskalten Fingern an die Wand presste, als würde ihm das Deckung geben. Als würde ihn das schützen. Schützen vor dem, was er getan hatte. Was ihn jetzt holen kam. Doch einer war bereits hinter ihm. Er sah den schwarzen Umriss eines Menschen aus den Augenwinkeln, den Umriss eines Schattens, der schon in der Wohnung sein musste. Er war schon da. Und die anderen würden folgen. Mit flatternden Augen wandte er sich in einer fließenden Bewegung um, den Arm mit der Waffe erhoben. Die Schüsse trafen die Gestalt in Brust und Bauch, ohrenbetäubend wiederhallend in dem engen Flur.
Mit einem schrecklichen Krachen zersplitterte der Spiegel in tausend winzige Scherben. Wie feiner Diamantregen rieselten die einzelnen Teile gen Boden, glitzend in dem gebrochenen Licht der goldenen Mittagssonne. Sofort verstummte der Chor der nahenden Toten. Es war still. Nur sein Atem war zu hören, viel zu schnell, hektisch, als würde er ersticken. Nach Luft ringend sank er langsam in die den Boden bedeckenden Scherben, die Waffe entglitt seinem Griff, als er mit den Händen nach seinem Hals tastete. Vielleicht hatte er das Gefühl, das Atmen würde ihm so leichter fallen. Vielleicht dachte er, er könnte sich damit endgültig ein Ende setzen. Den Kopf in den winzigen Splittern ruhend, welche sich wie spitze Nadeln durch seine Kopfhaut bohrten, fiel sein Blick auf eine der Scherben, die dem hektischen Abfeuern der Waffe nicht zum Opfer gefallen zu sein schien.
Seine eigenen Augen blickten ihm aus dem Spiegel entgegen, von dunklen Ringen umrahmt und toter als die Seelenspiegel des Alten dort draußen, nachdem sich sein Blick gebrochen hatte. Es hatte keine Fliegen gegeben. Keine Toten, deren faulende Füße ihren Weg zu ihm fanden. Es war nur er gewesen. Er, dem die Einsamkeit zu viel war, obwohl sie sich noch nicht einmal vollständig entfaltet hatte.


Doch das war nicht er. Das war nicht er, den er zur Strecke bringen wollte. Es war ein Fremder. Immer waren es Fremde, nicht wahr? Denn bevor sie zu Bekannten werden konnten, waren sie tot. Tot, dass die Fliegen nicht hungern mussten. Tot, dass ihr Gesicht aus seinem Verstand verschwinden würde. Denn sie alle verschwanden. Gesichter, Namen. Nur wenige Worte blieben. Er liebte sie und er hasste sie. Sie machten ihn zu dem, der er lange war. Sie machten ihn zu nichts und doch zu allem. Doch lange hatte er sie nicht mehr gehört? Wollte er sie überhaupt noch einmal vernehmen? Ja. Er wollte wieder unter Kontrolle sein. Er wollte sehen, hören und wissen, was andere ihm wiesen, denn andererseits würde erneut die Angst die Oberhand gewinnen. Er konnte nicht mehr schlafen. Nächtelang hatte er wach gesessen, die Waffe geladen in der Hand, bereit, sie auf sein nächstes Ziel zu richten. Doch sie waren nicht wiedergekehrt. Die Toten - sie waren da geblieben, wo sie zuvor gewesen waren. Während er sich die gröbsten Splitter des zersprungenen Spiegels aus der Hand zog, hatte dieses Zittern eingesetzt. Die Angst. Stunden hatte er da gekauert, gezittert, in der Panik, sie könnten doch umdrehen, um ihn nun doch zur Rechenschaft zu ziehen. Stunden hatte er gezittert wie unter unvorstellbarer Kälte, die Waffe in der Hand, um sie wieder und wieder an die Schläfe zu richten. Der Scharfrichter, der von seinem eigenen Galgen gehalten wurde. Er konnte es nicht. Er wollte es nicht. Er wollte es. Er wusste es nicht. Die Verzweiflung hatte sich über ihn gelegt wie eine klamme Decke, und nächtelang hatte er sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen können. Bis er die Wohnung heute Morgen verlassen hatte. Hunger und Schmerz hatten ihn auf die Beine gezwungen, dieser furchtbaren Erschöpfung zum Trotz, welcher er sich nun auch noch entgegenzustellen hatte. Doch er hatte eine Aufgabe. Hatte sie bereits so lange. Es war ihm befohlen worden zu töten. Das war schließlich das einzige, dessen er sich noch entsinnen konnte. Wieder leer. Wieder nichts. Schwer und zugleich leergefegt wie auch seine Gefühlswelt hätte er seinen Kopf am liebsten an der nächsten Hausecke aufgeschlagen, um all den Ballast loszuwerden, der ihn lähmte und dazu trieb, das hier zu tun.
Laden, anlegen. Der Schatten der Gasse, in welcher er sich befand, warf seinen Mantel der Deckung über ihn, als er zielte. Es war nichts neues. Wie bei einem frisch geölten Motor gingen ihm die einzelnen Schritte des Tötens von der Hand, erst recht von der, die zumindest anatomisch gesehen nicht mehr ihm gehörte. Er kannte den Tod. Er wusste, wie man ihn rief.
Und sein Gegenüber kannte ihn anscheinend auch. Seine durchdringenden Augen blickten ohne zu Blinzeln zu ihm herüber, er hatte ihn ohne Probleme in seinem Versteck ausmachen können. Ein aufmerksames Reh, das letztendlich aber doch nicht schnell genug war, um der Kugel des Jägers davonzulaufen. Ein aufmerksames Reh mit zu großem Territorium. Es sprach mit ihm. Ruhig. Hoffnungsvoll. Fragend. Als wäre es ein Lehrer, der den Amoklaufenden Schüler nur mit Einsatz seiner vermeintlichen Autorität dazu aufrufen will, die bereits gezündeten Bombensätze auszublasen wie die Kerzen auf einem bunten Geburtstagskuchen. Aber er flehte nicht. In seinen Augen stand keine Angst. War der Fremde etwa ebenso lebensmüde, wie er selbst es war? Mit nichts, was er mehr hatte, mit keinem Ort, wohin er konnte? Wobei - nein. Ganz sicher nicht. Er war kräftig, sogar um einiges größer als er selbst - und mit seinem Gesicht und Statur könnte er, sollte er nicht schon anderweitig irgendwo angestellt war, in jeglichen dunklen Clubs New Yorks das Sexidol alter versoffener Fetischisten spielen. Armselig. Aber dennoch könnte man das vielleicht Leben nennen. Er wusste es nicht. Sollte er irgendwann einmal Erfahrungen diesbezüglich gemacht hatte, so waren auch diese Erinnerungen jetzt verschwunden. Verschwunden wie die Angst, die ihn in den letzten Tagen gelähmt hatte. Er, der Fremde. Er würde sterben. Heute. Jetzt. Der Zufall hatte es gewollt, dass er der erste war, der sich vor den Lauf seiner Waffe verirrte. Das wäre der letzte falsche Weg gewesen sein, den er gegangen war.
Er war treffsicher. Er war geübt. Und er würde töten. Er musste töten.
Vielleicht sollte er aber trotzdem auf die Brust des Fremden zielen und nicht auf dessen Gesicht. Er war schön, auf eine maskuline Art, die er bisher eigentlich nur an erotisch posierenden griechischen Statuen hatte sehen können, welche im Notfall ebenfalls als tödliche Waffe eingesetzt werden könnten.
"Wage es nicht, mich zu benennen. Ich. Habe. Keinen. Namen!" Mit hasserfülltem Gesicht zielte er, drückte ab. Die erste Salve zerriss den Vorderreifen des Motorrads, auf welchem der Fremde angekommen war. Er hieß nicht. Er hatte keinen Namen. Man erkannte ihn nicht. Niemand kannte ihn, außer seinem Befehlshaber. Jeder, der ihn kannte, musste sterben. Dennoch beunruhigte es ihn. Er hieß nicht Bucky. Er war niemand. Doch die Überzeugung in den Augen des Fremden... Bitter kam ihm die Galle hoch, und erneut überfiel ein Zittern ihn. Seine menschliche Hand war eiskalt, zitterte wie im Todeskampf, während der andere Arm eine Salve nach der anderen abfeuerte. Pausenlos zerrissen Schüsse die Luft, ungezielt schlugen sie in Häusern und Autos ein, als es ihm immer schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Langes Haar stach ihm in die Augen, doch er wagte es nicht, den Kopf zu drehen, um wieder klarere Sicht zu bekommen. Er musste den Fremden töten. Er. Musste. Töten!
Noch nie war er derart unkonzentriert gewesen. Noch nie hatte ihn diese Angst gepackt, die nun wiederkehrte. Er konnte das nicht. Er durfte es nicht. Doch noch immer schrie diese kleine dunkle Stimme in seinem Kopf nach dem Tod.
Ohne die Waffe zu senken oder aufzuhören, seine Munition ungezielt in der Gegend einschlagen zu lassen, wich er zurück. Der Fremde konnte schon tot sein. Musste tot sein. Doch es gelang ihm nicht, den Finger vom Abzug seiner Waffe zu lösen. Es gelang ihm nicht, zu denken. Ruhig zu bleiben. Gezielt zu töten.
Stattdessen dankte er im Nachhinein New Yorks Architektur mit seinen zahlreichen Feuertreppen, welche in einigen Häusern den perfekten Fluchtweg darstellten. Endlich, endlich erstarb der Kugelregen.
Um Atem ringend kletterte er so schnell wie möglich die ersten Treppenstufen hinauf, welche zu einen idyllisch wirkenden Haus gehörten. Er konnte sich nicht umblicken. Konnte nicht sehen, ob der Fremde, der seinen Verstand benebelt hatte wie giftiger Rauch, zerlöchert und blutüberströmt auf der von Qualm verhangenen Straße lag.
Er konnte sich nicht umblicken. Er konnte nichts hören außer dem eigenen panisch schlagenden Herzen. Er konnte nur fliehen. Er musste fliehen.

@Schleiernacht
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37154 ] Mo Dez 23, 2019 5:39 pm
»




Ein Schild.
Aus Fleisch und Blut.
Ein Schild.
Aus dem härtesten Metall, dass die Erde zu bieten hatte.
Schultern auf denen die Last einer ganzen Nation lastete.
Schultern die so viel trugen.
Arme die so viel zu stemmen hatten.

Ein Symbol, ein Zeichen und ein Maskottchen.
Dafür, dass das unmögliche möglich gemacht wurde. Dass der Mensch mehr sein kann als er ist.
So viel wurde erwartet, so viel gehofft und Versagen duldeten sie nicht. Versagen war verlieren, verlieren war Enttäuschung und Enttäuschung Verrat und Verrat führte zum Tode.
Nicht einen interessierte es was sich hinter dieser Uniform verbarg. Es war doch nur ein blauer Anzug, mit blauen und weißen Streifen und einem riesigen Stern auf der Brust, als auch auf dem blauen Hut.
Wen interessierte es, was darunter lag? Wen interessierte es, was hinter dieser Haut und diesen Muskeln lag?
Wen interessierte der Mensch hinter diesem Ebenbild der Perfektion und Hoffnung?

Er war jeder und doch niemand. Niemand hatte gesehen was er gesehen hatte, niemand würde je tun was er getan hat. Niemand würde tun was er Tag für Tag tat.
Niemand würde ihn je verstehen. Sie nutzten ihn nur, sahen zu ihm auf und glaubten ihn zu kennen obwohl ihn keiner kannte.

Er war alles und doch war er gar nichts. Er hatte so vieles ermöglicht, war ein Wunder und doch war er zum Erlöschen geboren.

Er war was er immer war. Ein kleiner Junge aus Brooklyn. Dessen Vater im Krieg verstarb und dessen Mutter eine Krankheit einholte, die in dem Krankenhaus wo sie arbeitete kursierte. Er war verlassen worden um gefunden zu werden. Er wurde gefunden um verloren und wieder verlassen zu werden. Ein Kreislauf der ihn immer wieder erreichte.
Früher hatte er nichts weiter getan, als sich mit fast jedem aus Brooklyn zu prügeln, jedem seine Meinung zu sagen und doch täglich zum Arzt zu rennen.
Zu schwach sein Körper, sein Immunsystem. Und doch ein Herz, unzerstörbar. Mit einem Willen der nicht zu brechen war.
Wie oft war er krank gewesen? Wie oft hatte er sich bei den kleinsten Dingen verletzt?
Dennoch war er von Arzt zu Arzt gegangen, hatte seine Identität gefälscht und alles getan um dort zu sein. Um einer von IHNEN zu sein. Denen die ihr Leben tagtäglich zum Wohle aller opferten.
Er war schwach, hatte aber Hirn und nichts zu verlieren. Denn der Tod ängstigte ihn nicht, insofern er im Guten starb.
Er war nicht minderwertig. Er hatte kein Recht dazu, weniger als andere zutun. Seinem Land nicht zu dienen. Er konnte einfach nicht Zuhause sitzen, wenn sogar die einzige Person die ihm geblieben war jeden Tag sein Leben aufs Spiel setzte.
Trotzdem war er gescheitert. Bis zu diesem einen Arzt, diesem einen Doktor der sein Leben von grundauf veränderte.

Er sah etwas in ihm, was die anderen nicht sehen wollten oder konnten. Er gab ihm eine Chance. Gab ihm alles was er wollte. Umso mehr wollte er ihn daraufhin nicht enttäuschen, gab sein Bestes.
Am Ende wurde er mit dieser Bürde belohnt.

Und nun war er dort. Alleine unter den anderen. Denn keiner wollte wissen wie es ihm ging, was er so in seiner Freizeit machte, wer der Mensch hinter dem ganzen war.
Überall sah man ihn, ihm widmete man ein Museum und seinen ganz eigenen Platz in der Geschichte von einem Land.
Sie taten auf verständnisvoll, interessiert und begeistert.

Warum fühlte er sich dann dennoch alleine? Warum hatte er dennoch Schwierigkeiten Freunde zu finden? Warum hatte er niemanden dem er sich wirklich anvertrauen konnte? Der ihn verstand? Der verstand warum er so handelte?

Niemand hatte gesehen was er sah. So viel hatte er ansehen müssen, so viel tun müssen was er sich früher nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Und doch feierten sie ihn dafür. Für so viel unverzeihliches. Gut für die Nation, moralisch verwerflich.
Es gab einfach Dinge die man nicht schön reden konnte.

So viel hatte er gewonnen, so viel falsches. Dafür hatte er alles verloren. Er verlor seine Eltern als er älter wurde, verlor deinen besten Freund im Krieg. Er verlor seine erste Liebe als er in diesem Eismeer landete.
Er hatte niemanden mehr.

Er hatte die Avengers, die ihm etwas bedeuteten und doch war es nicht dasgleiche. Denn auch sie verstanden ihn nicht richtig. Für die meisten war er schließlich eine Art Fossil, dass noch in seiner Zeit lebte und nicht im hier und jetzt. Jemand dem es schwer fiel, sich an das neue zu gewöhnen. Jemand der so hinterher hing. Jemand der vollkommen auf seinen Körper angewiesen war. Jemand der ohne das injuszierte Serum ein niemand war. Der ohne diesen Schild nicht konnte.

Steve Rogers.
Ein ganz normaler Mensch.
Im Prinzip.
Wenn man von den Modifizierungen absah.
Von den was alle sahen.

Dabei hatte er noch so viel mehr in sich. Er besaß ein Herz, Gefühle und auch er sehnte sich nach Dingen.
Der Held einer Nation zu sein war eine einsame Sache.
Und doch war er es irgendwie gerne. Dadurch hatte sein Leben wenigstens ein wenig Sinn und er konnte seinen eigenen Prinzipien und Idealen folgen. Er konnte das tun was er immer wollte.
Helfen, Leben retten und diejenigen schützen, die es nicht selber konnten.
Den Menschen ein gutes Leben bieten. Nicht so eines wie er hatte.

Immer wieder lief er, wenn sie ihn brauchten und so würde es immer sein. Er würde fremde Leben immer über sein eigenes stellen.
Er würde immer da sein. Solange er konnte.

Dann geschah alles so schnell. Finster hatte Bucky oder diese Person, die genauso wie sein bester Freund aussah, ihn angestarrt, hinausgeschrien, dass er doch gar keinen Namen hätte. Im nächsten Moment richtete er eine Waffe auf ihn, eine einfache Pistole. Immer wieder schoss er in seine Richtung, verfehlte ihn mehrfach und traf stattdessen alles was um sie herum war. Jedoch kamen einige Schüsse dem blonden Mann ziemlich nahe, weshalb dieser geschickt und schnell nach dem Schild auf seinem Rücken, schob seinen Arm unter die Schnallen und umfasste die, die in Greifweite war und hielt ihn schützend vor sich. Der Schild wehrte die Kugeln ab als wäre es nichts, bekam nicht einmal Kratzer noch das die Farbe absplitterte. Die Farbkombination aus den Farben der amerikanischen Flagge wirkte vollkommen unangetastet.
Immer wieder ertönte das ihm allzu bekannte  Sirren, Plätten und Klackern der Pistole die Buckys auf ihn richtete.
Er schien sich wirklich nicht an ihn zu erinnern und wollte ihn entweder umbringen oder so ablenken, dass er abhauen konnte.

Was genau es war, verstand er auch nicht als Bucky aut einmal die Leitern des einen Gebäudes hochkletterte und sich umsah. Sofort ließ Steve den Schild etwas sinken um seinen Blick auf den Braunhaarigen zu richten und die Gegend nach einer schnellen Möglichkeit abzusuchen, zu ihm zu gelangen. Er sollte nicht einfach verschwinden. Zumindest solange nicht bis er sicher wusste, dass es nicht sein bester Freund war oder es doch war und nur alle Erinnerungen verloren hatte. Den Reifen seines Motorrads hatte er auf jedenfall zerschossen, weshalb das wohl flach fallen und bedeuten würde, dass er diese zurück zur Villa bringen durfte. Wundervoll.
Im nächsten Moment sprang er ebenfalls auf eine der Leitern und zog sich mühelos nach oben und stand nun mit ihm auf einer Ebene. Schon wieder.

"Jeder hat einen Namen! Die meisten nennen dich den Winter Soldier, obwohl du eindeutig jemand bist, den ich schon sehr lange kenne... Und sein Name war Bucky!", rief er ihm entgegen, war dieses Mal allerdings darauf vorbereitet, dass der Mann erneut aggressiv reagierte und möglicherweise noch mehr Waffen an seiner pechschwarzen Rüstung trug, welche seine Statur gut betonte. Wahrscheinlich genauso gut, wie die von Steve es tat.

Der Super Soldier behielt vorallem den Arm aus Metall im Auge, welcher ein bedrohliches Schnattern von sich gab, wenn Bucky ihn bewegte.
Wie kam es eigentlich dazu?
Was war mit seinem alten Arm passiert?

Fragen über Fragen und der Winter Soldier schien ihm lieber den Kopf abreißen zu wollen, als sich friedlich mit einer Tasse Kaffe hinzusetzen und zu plaudern.
War vielleicht auch nicht die beste Idee.
Aber wenigstens reden könnte man.
Wirr durch die Gegend zu schießen war auf jedenfall falsch und würde zu nichts führen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen wusste Steve sich zu verteidigen.
Langsam und bedacht ging er auf ihn zu, hielt aber noch genügend Abstand, dass er nicht einfach nach vorne schnellen und ihn packen konnte. Die Stärke die der Arm ausstrahlte war alles andere als berechenbar für ihn. Schließlich hatte er sie noch nicht am eigenen Leib verspürt.
"Ich will nicht gegen dich kämpfen...", fing er an, hielt den Schild mittlerweile neben seinem Körper, da er seinen Arm etwas hängen ließ. Seinen Helm hatte er bei den Motorrad gelassen, schließlich wollte er Bucky nicht schon wieder aus den Augen verlieren und ihn erneut suchen müssen. Weil es würde nicht nochmal zu diesem Zufall kommen. Sicherlich nicht. Also könnte er ihn nicht einfach so gehen lassen.
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Zuletzt von Schleiernacht am Do Dez 26, 2019 5:03 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37172 ] Di Dez 24, 2019 11:31 am
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the winter soldier (Bucky)

#Stucky | #003 | @Schleiernacht


Hass fing an, in ihm zu brodeln. Es war das einzige Gefühl, das er lange Zeit gespürt hatte. Lange Zeit, lange Jahrzehnte, die äußerlich doch ohne Spuren an ihm vorbeigegangen waren. Befehle hatte es gegeben, Befehle zu töten. Und so war er gefolgt, hatte gemordet und zerstört. Viele seiner Opfer waren wehrlos gewesen. Wehrlose Frauen, Kinder oder Alte, deren Gedärme sich noch in ihrer hilflosen Todesangst auf dem ausgesessenen geliebten Sessel entleert hatten. Noch bevor er ihre Schädel überhaupt zerschmettert hatte, ihnen die Luft ausging, in seinem metallenen Würgegriff - bereits da waren sie innerlich tausende Tode gestorben. Wäre er dann plötzlich gegangen, hätte von ihnen abgelassen... Nicht wenige wären für den Rest ihres Daseins so geprägt gewesen, dass sie sich früher oder später selbst ein Ende gesetzt hätten. Sein Erscheinen führte zu Angst. Sein Auftreten zu Tod.
Er war der schwarze Bote des Todes, mit Worten im leer gefegten Kopf, welche ihm von Menschen mit großen Zielen eingehämmert worden waren. Es war normal für ihn zu töten. Nicht fremd. Er war es gewohnt. Irgendwie, dachte er. Auch, wenn er es nicht wusste. Er wusste nichts, kannte nichts außer dem, was im jetzigen Augenblick geschah. Vielleicht konnte er noch Ahnungen von Vergangenem verspüren. Vielleicht konnten alte Schatten ihn einholen. Doch tote Gesichter wurden immer durchscheinender in seinem Verstand, immer leerer konnte er den Raum seines Kopfes spüren, in dem bei anderen die Persönlichkeit lag. Er war nichts, niemand. Erst, wenn er dem Willen anderer unterlag, wurde er wieder lebendig. Konnte sich bewegen, ohne diese Unwissenheit, die ihm fast den Atem raubte. Doch auch der Hass... Er half ihm. Er half ihm klarzukommen, in dieser Welt, in der er sonst nicht wusste, wohin er sich zu wenden hatte. Er hatte ihm geholfen, wenn das immer wiederkehrende "Löscht ihn!" und die darauffolgenden Schmerzen ihn in ein zitterndes Häufchen Elend zu verwandeln drohten. Er hatte ihm geholfen, wenn der Strom in viel zu hohen Dosen durch seinen Körper geleitet wurde, und sein Schrei nicht nur von Qual erfüllt war. Er hatte ihm geholfen, ruhig zu bleiben, auch, wenn er nur knapp einer Kugel ausweichen konnte, die ein zu Tode verängstigtes Opfer ihm in den Kopf hatte jagen wollen, in der Hoffnung, das Sterben würde so innehalten. Aber es hielt nicht inne. Er war perfektionistisch, gezwungenermaßen, zumindest in diesem Gebiet.

Und deshalb begrüßte er den Hass jetzt wie einen alten Freund, einen Freund, der ihm helfen würde, nicht durchzudrehen. Die Sprossen der alten Feuerleiter fühlten sich kalt unter seinen Fingern an, als er sich auf das erste Gitter der Feuertreppe zog. Die andere Hand lag noch immer am Abzug der Waffe, metallisch und hart, wie als würde er sie nie mehr von dort lösen können. Festgewachsen an einem Gewehr, vielleicht sollte er damit ins Krankenhaus gehen. Oder auch nicht - schließlich träumte doch jeder Killer davon, mit seinem Tötungsinstrument vollständig verbunden zu sein. Wäre er allein in irgendeiner Wohnung gewesen, ungestört und ohne die Panik, die ihn erfasst hielt, hätte er vielleicht über diese sinnlose und bekloppte Ausgeburt seiner Gedanken gelacht. Kurz, bevor er sich fragen würde, ob es ihm erlaubt war zu lachen. Dabei war er frei, oder? Er konnte lachen und weinen und schreien und schweigen... Aber er wusste nicht, ob er das überhaupt wollte. Ob er das überhaupt konnte. Viel lieber hätte er momentan auch die Männer in den weißen Kitteln gerufen, sie angefleht, dass ihr gewohntes "Löscht ihn." erklang, sodass diese Angst endete.
Ohne einen Blick das Stockwerk hinunter griff er nach der nächsten Leiter, welche ihn eine weitere Etage über den Erdboden befördern würde. Er war froh über die Handschuhe, die er trug, denn ohne den schützenden Stoff wären wohl seine eiskalten Hände am frostigen Rost der Sprossen festgefroren. Kälte und Höhe gleichermaßen, wie er sie doch verabscheute. Er konnte nicht sagen warum, doch eine Mischung aus beidem konnte ihn noch verrückter machen, als er es jetzt schon war. Dennoch zwang er sich dazu, den größeren Aufstieg zu beginnen, seinen zittrigen, schwachen Körper ins nächste Stockwerk zu ziehen.

Er hatte noch nicht einmal eine Sprosse hinter sich, als der metallische Nachhall von Schritten auf dem Gitter der Etage ihm zeigte, dass er nicht mehr alleine hier oben war. Noch bevor er sich unsicher hatte umdrehen können, wusste er, dass es der Fremde war. Wer denn auch sonst. Der Schild in seiner Hand hatte ihn offenbar vor den Schüssen in der Straße unten geschützt. Kein einziger Einschuss war an seinem makellosen Körper erkennbar, kein Blut.
Oh, er hatte also verfehlt. Schlechte Leistung, schlechte Leistung. Schlechte Leistung. Auf schlechte Leistungen folgten Bestrafungen. Fast meinte er schon, den Starkstrom zu spüren, der durch seinen Körper floss. Sein eigenes Schreien zu hören, den Schmerz zu fühlen, welcher ihn außer Gefecht setzte, und das zur Genüge. Ein leichtes Zittern lief durch seinen gesamten Körper, als er sich umdrehte, wie ein kurzer aber schmerzhafter Kältehauch, welcher ihn zum Frösteln brachte. Doch nur wenige Sekunden war dies zu erkennen, spürte er es, bevor es ihm gelang, sich zumindest einigermaßen wieder unter Kontrolle zu bringen.
"Warte auf..." Er unterbrach sich selbst, als er matt die Sätze aussprechen wollte, welche ihm bei der Bezeichnung Winter Soldier durch den Kopf geschossen waren. Der Fremde hatte die Worte nicht gesagt, die Worte nicht gesagt... Er war frei. Er musste nichts tun. "Ich bin niemand - bleib weg oder deinen Namen wird niemand mehr kennen!"
Erneut hob er die Waffe, zog sich rücklings wie eine Spinne in Todesangst blitzschnell drei weitere Sprossen nach oben. Hier stimmte etwas nicht. Ganz und gar nicht. Wollten sie ihn prüfen? Wollten sie ihn prüfen?! Er richtete den Blick nach oben. Noch sieben weitere Stufen, bis er die nächste Etage erreicht hätte. Ohne groß nachzudenken stellte er die Füße auf die nächste Sprosse der Leiter, die nächste. Nur noch fünf weitere Stufen. Die Waffe hielt er immer noch auf den Fremden gerichtet, nur die Finger seiner anderen Hand fanden unsicheren Halt an der Leiter.
Erst bei den nächsten Worten des Fremden blickte er wieder zu ihm. Trotz des staubigen Rauches, welcher immer noch die Staße überdeckte wie hellgrauer Nebel, hatte das goldblonde Haar des anderen noch immer einen Glanz, welcher an warmen Sonnenschein und blauen Himmel erinnerte. An einen warmen Körper an seiner Seite, wenn er durch die Straßen ging. An Hintergassen, aus denen er seinen besten Freund hatte führen müssen, nachdem dieser sich schon wieder hatte vermöbeln lassen. An seinen besten Freund.

"St...Steve?" Er hielt inne in seiner kopflosen Flucht, nun machte sich das Zittern stärker bemerkbar. Sein gesamter Körper bebte, als er sich des Namens des Fremden entsinnen konnte. Die Augen hielt er fest auf das Gesicht des Blonden gerichtet, langsam ließ er die Waffe sinken. "Steve?" Mit unsicherer Stimme, welche nur ein heiseres Flüstern hervorbrachte, wiederholte er dieses Wort, magisch schmeckte es auf seinen spröden Lippen. Erkennen flackerte in seinem Blick auf, wie die letzte Glut eines Feuers, welches man schon als erloschen gewähnt hatte. Steve, Steve, Steve.
Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, ob er etwas tun sollte. Eine einzige Erinnerung hatte sich seiner wieder ermächtigt, und seine Psyche schien durchzudrehen. Er kannte es nicht. Er durfte es nicht. Löscht ihn. Löscht ihn. LÖSCHT IHN! Die Stimmen der Männer in weißen Kitteln dröhnten in seinem Kopf, schrien lauter, als er selbst es je unter ihren Foltern getan hatte. Er durfte keine Erinnerungen haben. Er durfte sich nicht erinnern. Er durfte niemand sein - niemand, nichts. Ein Soldat führte seine Mission ohne Fehler durch. Ohne Unterbrechungen. Ohne Verzögerungen. Er machte Fehler. Er erinnerte sich.
Unkontrolliert löste sich seine Hand von Geländer der Leiter. Abgebremst wurde sein Fall durch die bereits unter ihm liegenden Stufen, doch selbst den Aufprall auf dem kalten Gitter der Feuertreppe spürte er nicht.

Er machte Fehler. Löscht ihn!
Er erinnerte sich. Löscht ihn!
Aber wo waren sie? Wo waren seine Ärzte?
"Löscht mich, löscht mich…" Hemmungslos zitternd schlug er den Kopf gegen die Leiter hinter sich. "Löscht mich." Der Schmerz… er war nicht genug. Man löschte ihn nicht. Was sollte er tun? Was? "Löscht mich, löscht mich, löscht mich!" Das Metall der Leiter zerstörte nicht die Erinnerung, welche vor nicht allzu vielen Sekunden in ihm aufgestiegen war.
Er hob erneut die Waffe, legte den Lauf an seine Schläfe. Das Gewehr war geladen. Er würde sich löschen, löschen, löschen.
"Löscht mich", flehte er kraftlos.
Dann war alles schwarz.




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Vielen Dank @Tim für diese unglaubliche Cuteness <3
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37390 ] So Dez 29, 2019 3:40 pm
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Leben heißt, geliebt werden.
Leben heißt, lieben.
Leben heißt, jeden Augenblick zu genießen.
Doch Leben heißt auch leiden.
Hassen.
Trauern.
Leben heißt, zu Enden.
Der Anfang ist das Ende.

Man glaubte es zu kennen, es zu fühlen und zu verstehen. Doch enttäuschte es einen immer wieder, immer wieder musste man realisieren wie viel man doch nicht wusste. Nicht kannte, nicht verstand.
Man hoffte, krallte sich an den kleinsten Dingen fest in der Hoffnung, die Strömung würde einen nicht mitreißen.
Dennoch half alles nichts. Man konnte alles tun, versuchen der Held von jedem zu sein. Eines würde man nie erreichen. Alle zu schützen. Man verlor was einem wichtigsten war.
Einsamkeit war das, was man aus Ruhm und Ehre erhielt. Wenn man andere schützte, blieb nicht viel für einen selber über. Die anderen lebten und man selber starb im Inneren.
Keineswegs war es etwas, was einen nicht erfüllte, aber es war dennoch nicht alles.

Es hieß, die Augen seien das Fenster zur Seele. Wenn das stimmte, warum sah es dann niemand? Warum konnte niemand all den Schmerz, die Pein und den Scham sehen, die neben dem heroischen Erfolg und Glanz ihre eigene Parade aufführten?
Warum fühlte sich dann alles so wahr und doch so falsch und nichtig an?
Wie konnte man Menschen so verbiegen, dass der Kern des ganzen regelrecht zerschmettert wurde? Das nichts mehr übrig blieb, von dem was einst da war? Das was geliebt wurde? Das was einen ausmachte?
Warum war der Mensch so grausam und zeriss Herzen und Seelen als wäre es nichts? Als wäre es bedeutungslos?

Du sollst funktionieren heißt es. Ansonsten wirst du in die Besenkammer gesperrt, verborgen vor allen Augen. Es sollten tausende sein und am Ende blieb nur einer. Wie sehr er hatte dafür kämpfen müssen um endlich gesehen zu werden.
Wie er sich zum Affen machte, anstelle wirklich gutes zu tun.
So lange hatte es gedauert und so schnell geendet.

Noch heute glaubte er hin und wieder die Kälte des Eismeeres spüren zu können, dass seinen Körper Jahre lang umgeben und zerfroren hatte. Es hatte sich wie ein einziger Traum angefühlt. Ein schwarzes Meer, dem er nicht entrinnen konnte.
Manchmal fragte er sich ob er jemals ganz aufgetaut war.
Er konnte sich bewegen, er lebte und tat was andere Taten. Dennoch fehlte ihm etwas.
Irgendwas.

Egal wie sehr er versuchte es herauszufinden, er schaffte es nicht.
Es blieb einfach diese Stelle in ihm, die sich wie reine Leere anfühlte. Taub.

I'm with you 'til the end of the line, hatte er gesagt. Steve hatte nie geglaubt, dass sie dieses so schnell erreichen würden. Nur um Jahre später rauszufinden, dass es doch nicht so war. Und doch war es so.
Ziemlich verwirrend.

Er hatte bis zum Ende zu ihm gestanden, ihn verloren und fand ihn gerade wieder, nur um herauszufinden, dass er ihn wieder verloren hatte?
Herauszufinden, dass nichts mehr von dem da was er kannte? Diese Augen, immer noch so schokoladenbraun wie damals und doch so leer. Das Haar so haselnussbraun wie damals und doch so lang, verwildert und irrsinnig. Der Körper noch so stark wie früher und doch war da dieser Metallarm....

Er sah ihn und doch sah er ihn nicht. Seinen allerbesten Freund. Bucky.
So gleich und doch so anders.
Was hatten sie nur mit ihm gemacht? Warum schleuderte er all diese Kugeln nach ihm? Schrie ihn an und floh?
Was bedeutete der rote Stern auf seiner metallischen Schulter, welche unter den sich bewegenden Platten scharrte?

Genauestens beobachtete er wie sein alter Freund sich die Treppen hochzog und sich nur langsam zu ihm umdrehte. Er fing an irgendwas zu murmeln, was Steve nicht ganz zu verstehen vermag bevor dieser wieder laut und bedrohlich zu äußern begann, dass er niemand war. Er befahl ihm regelrecht wegzubleiben oder niemand würde seinen Namen mehr kennen.
Doch dafür war es viel zu spät. Jeder kannte seinen Namen. Das machte es für ihn nur umso schwerer. Nirgends konnte er hingehen ohne direkt von Fans oder Bewunderern überflutet zu werden. Oder gar auf all seine Taten angesprochen zu werden.

Im nächsten Moment zog sich der Winter Soldier weitere Sprossen der Leitern nach oben, hob erneut seine Waffe. Richtete sie direkt auf ihn, doch Steve wagte es zunächst nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Wie angewurzelt blieb er stehen und sah seinem Freund in die Augen. Verzweifelt suchte er nach etwas. Ohne zu wissen nach was. Immer suchte er nach etwas.

Abwartend beobachtete er wie sich der Mann weiter nach oben zog und beinahe die nächste Etage erreichte. Als er dies tat, machte er sich daran ihm zu folgen. Er würde ihm ewig folgen. Solange bis er fündig geworden war, bis er Klarheit hatte.
Steve fiel auf wie sein Gegenüber stark zu zittern und zu beben begann, während er leise seinen Namen murmelte.
Die Augen des Blonden weiteten sich überrascht. Er erinnerte sich. Er kannte ihn.
Erneut flüsterte er seinen Namen, mehr als Frage als sonst was.
Er schien sich zu erinnern und doch irgendwie darunter kurz vor dem Zusammenbruch zu sein. Wie ein instabiles System. Erkennen flackerte in Buckys Blick auf, während Steve wieder vorsichtig Schritte auf ihn zumachte. Dieses Mal traute er sich zudem näher heran, da er sah wie die eiserne Fassade langsam zu zerfallen schien. Auch wenn das, was daraufhin zum Vorschein kam ihn nicht gerade besser fühlen ließ.

Im nächsten Augenblick rutschte der Braunhaarige die Sprossen wieder hinunter, gebremst durch die Unterste.
Steve hatte hastig noch einen Schritt auf ihn zugemacht, fragte sich ob er sich verletzt hatte.
Doch Bucky fing nur an verzweifelt zu Murmeln, zu Flehen und regelrecht danach zu schreien, dass sie ihn löschten. Dabei zitterte er hemmungslos, schlug seinen Kopf kraftvoll gegen die Feuerleiter.
Was meinte er mit diesem Befehl? Warum sehnte er sich danach? Was bedeutete das ganze überhaupt?

Steve war komplett überfordert mit der Situation und spannte sich extremst an, als die Waffe von Bucky seinen Weg an dessen Schläfe fand.
Mit einem Mal schnellte er nach vorne, stieß ihn um, die Waffe aus der Hand und seine Faust traf die Stelle, wo das kalte Metall sich zuvor festgebrannt hatte.
Schluckende sah er hinab, in das Gesicht des Mannes, der nun ohnmächtig unter ihm lag.

Warum er ihn niedergeschlagen hatte? Er wusste es nicht. Es war wie ein Reflex gewesen...
Über sich selbst verwirrt, schüttelte er den Kopf und betrachtete den Mann unter sich einmal genauer. Das Haar war ihm ins fahle Gesicht gefallen, er hatte tiefe Augenringe, die Augenbrauen leicht zusammengezogen, trockene, rissige als auch leicht verwundete Lippen, als hätte er auf diesen herumgekaut. Seine Wangen waren eingefallen und allgemein war er auch geradezu Kreidebleich. So hatte er ihn wirklich noch nie gesehen. Er wirkte als wäre aus ihm jegliche Farbe, jegliches Leben und jegliche Wärme gewichen und ein einzige Eisblock zurückgeblieben.
Liebevoll strich er die fettigen Haare aus seinem Gesicht und legte seine Hand sanft auf seine Wange und strich mit dem Daumen darüber während sein Blick weiter über sein Gesicht wanderte. Instinktiv oder mehr versehentlich strich er mit seinem Daumen auch über seine Lippen und ein leises Seufzen entwich ihm.
"Was ist nur mit dir passiert, alter Freund?"
Mit einem Mal kletterte er von Bucky hinunter und hievte ihn hoch, über seine Schulter und kletterte mit ihm die Leitern wieder hinunter in die Gasse.
Dort setzte er ihn dann auf sein Motorrad. Dieses schob er dann voran, weil das fahren selber durch die Löcher darin nicht mehr möglich war.

Er würde ihn einfach mit zur Villa nehmen...
Und wenn er aufwachte, würden sie sprechen.
Sie mussten.
Denn er konnte es nicht weiter ertragen, ihn so zu sehen ohne zu wissen was in den vergangenen Jahren passiert war.

Was wenn es alles seine Schuld war?
Das Bucky der war, der er jetzt ist?
Wenn es nur daran lag, dass er nicht nach ihm gesucht hatte? Geglaubt hatte, ihn für immer verloren zu haben?

Wenn er ihr Versprechen gebrochen hatte?
Wenn er das wahre Monster war?
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37483 ] Di Dez 31, 2019 11:02 am
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the winter soldier (Bucky)


Es waren Befehle gewesen, die ihn zu dem gemacht hatten, was er war. Das Serum, alles, was den Start für seine Rolle als Tod ebnete, hatte nicht die Wirkung gehabt, wie sie eine einzelne Stimme in ihn auslösen konnte. Nur eine Stimme. Sie war der Schlüssel, der sein Gewissen verschloss, und den Zwinger des eisigen Monsters öffnete. Eine Stimme, die Befehle gab. Und ein weiterer Klang, anders. Er war immer erst eingetreten, wenn seine Arbeit nicht zufriedenstellend war. Wenn er versagt hatte. Eine Stimme, die die Strafe einleitete. Und seine eigenen Schreie, welche diese in ihrer Vollendung begleiteten. Es waren drei Stimmen gewesen, die er hatte hören können, so lange nur diese drei Stimmen. Zumindest war das das einzige, was ihm im Gedächtnis geblieben war. Die erste Stimme befreite ihn aus seinem grauen Gefängnis, erließ ihn in Freiheit, eingezäunt von Regeln, die er zu befolgen hatte. Die zweite Stimme kesselte ihn ein, verstand sich darauf, ihn zu verdrängen. Und er selbst - er war nur eine Nebenwirkung seines eigenen Daseins gewesen.  Er hatte geschrien oder geschwiegen, getötet oder geschlafen. Kalt und leblos wie auch sein eigener Metallarm hatte man ihn biegen können, schmieden unter Strafen und Schmerz, bis er gänzlich ihren Idealen entsprach. Ständig diese drei Stimmen, um ihn herum, in ihm. Nie hatten sie sich geändert, für ihn ersichtbar. Immer waren es die gleichen gewesen. Doch jetzt blieb ihm nur die dritte von ihnen. Seine eigene. Von der er nicht wusste, wie er sie einsetzen konnte, wenn es nicht bloß darum ging "erwarte Befehle" zu sagen, immer und immer wieder. Erwarte Befehle. Löscht ihn. Erwarte Befehle. Löscht ihn. Erwart- Löscht ihn!

Und eine neue kam hinzu. Die Stimme des Blonden. Sie formte Worte, die so lange schon nicht an ihn gerichtet worden waren, dass es eine Weile brauchte, bis er sie überhaupt verstehen konnte. Jede Silbe des Fremden war ein Mysterium, ein Rätsel, welches er mit wirkungslosen Kugel hatte zerstören wollen. Als könnte er es so auslöschen. Das, was jetzt bereits zu noch jungen Erinnerungen geworden war, warnend in seinem Kopf klackend wie das Klirren von Skalpellen. Niemand war hier, um ihn zu löschen. Nur er war hier - Steve. Der Name hörte sich noch fremd an, hallte auf unbekannte Weise durch die hohen Hallen seines Verstandes. Aber er war vertraut, irgendwie. Weit entfernt, wie hinter einer dicken Glaswand, deren Sichtbarkeit von trüben Regentropfen in eine graue Wand verwandelt wird. Wie man sich auch bemühen würde, einen Blick durch diese Mauer werfen zu können… würde man sie nicht von beiden Seiten aus von dem hartnäckigen Regen schützen, wäre die Sicht ein einzelner grauer Tümpel der verwischten Echos. Und wie sollte er das momentan machen, momentan, wo er nicht mal etwas hatte, um sich selbst vor dem Sturm zu schützen? Wollte er diesen Durchblick überhaupt? Die Erinnerung an all das, ohne das er jahrelang gelebt hatte. Als könnte der blonde Gegenüber ihm eine Antwort auf diese unausgesprochene Frage geben, suchten die Augen des Dunkelhaarigen den tiefblauen Blick des anderen. Diese Frage stellte er sich das erste Mal seit er sich erinnern konnte. Es war ihm egal gewesen. Es war ihm gleichgültig gewesen. Er war ein Niemand, und ein Niemand hatte nun einmal keine Geschichte. Keine Erinnerungen. Einem Soldat war es egal, wie sehr die Kameraden an der Front darüber jammerten, dass niemand wissen würde, was aus ihnen geworden war. Ein Soldat, wie er einer war, kümmerte sich nicht um sein Andenken. An Menschen, die er auf irgendeine Art hinterließ, sei es nun tot oder lebendig. Er hatte einen Auftrag. Alles andere zählte nicht. Bis jetzt. Zweifel keimte in dem Dunkelhaarigen auf, als er noch weiterhin halbherzig versuchte, seine Flucht über die Feuerleiter fortzusetzen. Er kannte den Namen seines Gegenübers, eines Gegenübers, den er einmal seinen besten Freund genannt hatte. Eines Gegenübers, den er so lange nicht mehr gesehen hatte, dass das einzige Erkennen wie ein hoffnungslos winziger Lichtschein im Dunkeln seines Seins war. Und doch war es ein heller Strahl, welcher vielleicht irgendwie einen Ausweg aus diesem gleichförmig schrecklichen Albtraum seines jetzigen Seins brachte. Wissen war mächtig, mächtiger tatsächlich, als es eine geladene Waffe am Hinterkopf eines ausgewählten Opfers war. Und er brauchte Erkenntnis, irgendeine Erkenntnis, die ihm sagte, was er zu tun hatte, jetzt. Die Befehle waren verstummt, bereits zu lange, für ihn. Sein Weg war eine einzige Spirale aus Schmerz, Vergessen und Erinnerung geworden, alles drei so verwoben miteinander, dass er nicht mehr sagen konnte, was überhaupt noch real war. Was überhaupt noch zählte. Was noch er war. Und was nur der Wahnsinn, der ihn immer mehr packte. Die Angst, die hässliche Fremde, die sich wie ein Parasit in seinem Herzen einnistete. Er war krank. Vollkommen krank. Doch das leere Fieber war sein Normalzustand - fiel die Temperatur, verschwand er. Wieder. Er war niemand, obwohl ihm klar war, dass sein Gegenüber ihn kannte. Kannte, gekannt hatte - das Vertrauen in seinen Augen war keine bloße Dummheit, die ihn eifrig in Richtung Tod lockte. Er kannte ihn. Er kannte einen Namen. War es der seine? Denn den Namen des Blonden kannte er, er erinnerte sich daran, plötzlich. Steve. Er kannte seinen Namen, kannte ihn. Er war ihm fremd, obwohl die Bildfetzen in seinem kaputten Hirn eine andere Sprache zu sprechen versuchten. Die Glaswand war beschlagen, beschmiert. Er konnte nicht hindurch blicken. Er konnte die Wahrheit nicht sehen.
Und in seiner Hilflosigkeit nahm das irre Kreischen in seinem Hinterkopf wieder die Überhand. Löscht ihn!

× × ×

Sein Erwachen war still. Kein Laut drang an seine Ohren. Für einen Moment hätte er hysterisch auflachen können, erleichtert und aufgekratzt. War er tot? Die Stimmen, nachhallend und durchdringend, die drei Stimmen in seinem Verstand - sie waren verschwunden. Er musste tot sein. Sie konnten nicht weg sein, ohne ihn. Sie waren eine Konstante gewesen, die einzige Konstante, die er noch besaß. Alles, was er besaß. Nicht nur eine Konstante, nein, tatsächlich alles, was er gesammelt hatte in den verstreichenden Jahren. Außer diesem einen Namen, dem Namen, welcher plötzlich da gewesen war. Die erste Erinnerung. Die erste Erinnerung in Freiheit, die kein in Todesangst verzerrtes Gesicht war, eine flehende Person, deren Leben er aus ihren Körpern gezwungen hatte. Ein Name, nicht der seine, aber trotzdem viel wichtiger, da war er sich sogar jetzt sicher, jetzt, wo er nicht einmal wusste, wo er sich befand, oder ob er überhaupt noch lebte.
Atmen tat er zumindest noch, ohne jeden Zweifel. Mit einem kaum hörbaren Kratzen strich die kalte Luft über seine Kehle. Sollte es etwas nach dem Leben geben, einen Himmel oder eine Hölle, oder etwas in diesem Ausmaß… Er könnte ihnen definitiv eine Heizung empfehlen. Ihm war unheimlich kalt, kälter denn je. Von außen schien seine Haut gefroren zu sein, überzogen mit einer feinen Schicht aus Eis, dessen winzige Kristalle sich in seine Poren bohrten. Und von innen… jetzt, wo sein Verstand langsam wieder erwachte, war es fast eine Folter, die Lungen zur Atmung zu zwingen. Auch hier schien sich das Eis breit zu machen, ihn einzufrieren… einzufrieren, um ihn erst wieder leben zu lassen, wenn ihm ein neuer Auftrag gegeben war. Er wollte die Augen aufreißen, aufwachen, sollte das überhaupt ein Traum sein… Doch keinen Millimeter zuckten seine Lider, so sehr er sich auch darauf zu konzentrien versuchte. Seine Lungen schienen zu zerspringen, jetzt, irgendwann.
Rasselnd Luft holend, mühsam, fiel er wieder in die Schwärze der Bewusstlosigkeit zurück.

× × ×

Als er das nächste Mal wieder etwas spürte als die bleierne Schwere der Besinnungslosigkeit, zwang er sich sofort, die Augen zu öffnen. Irgendetwas stimmte hier nicht, und zwar ganz und gar nicht. Er befand sich in einem recht karg eingerichteten Raum, und das alleine. Alleine. In einem karg eingerichteten Raum. War das eine Probe? Eine Prüfung? Was musste er beweisen? Hatte er seinen Befehl vergessen? Kurzzeitig stieg Angst in ihm auf, Beunruhigung. Nein, das konnte nicht sein. Er hatte keine Befehle. Er war frei. Aber wo war er dann? Wo? Er kannte diesen Raum nicht, kannte diesen Ort nicht. Es war still, zu still, als dass er diesen Platz mit irgendetwas hätte fest verbinden können. Mit irgendetwas, dessen er sich noch entsann. Was tatsächlich nicht viel war, ganz und gar nicht. Zögerlich richtete er sich in eine sitzende Position auf. Sein Kopf pochte, doch er hatte schon deutlich schlimmere Schmerzen ertragen können. Es würde ihn nicht umbringen. Dieser Ort hier vielleicht schon. Woher sollte er schon wissen, was sie mit ihm vorhatten? Sie, Fremde, die vielleicht noch schlimmeres mit ihm im Sinn hatten, als er bereits über sich hatte ergehen lassen müssen. Er brauchte Gewissheit. War er hier, um noch mehr dem Wahnsinn zu verfallen. Um jetzt nach der Pfeife eines anderen zu tanzen? Oder war das hier den Ort, den man Tötungstrakt nannte? Der Ort, an dem die Mörder und Verbrecher der Nation ihr Ende fanden? Nie war er erwischt worden, nie gesehen - doch jetzt war er hier. Wenn dieses hier überhaupt das bereithielt, was er schon fürchtete. Wo würde man ihn denn sonst hinbringen. Er war ein Mörder. Ein außer Kontrolle geratener Assassine, der seit Jahren schon den Tod brachte. Hatten sie ihn jetzt gefunden? War das das Ende? Es war ihm tatsächlich egal. Solange es schnell ging, solange es wirklich tödlich war, was sie ihm verabreichten… er wollte nicht noch mehr verstümmelt werden, nur um dann immer gleichen Befehlen zu gehorchen. Und doch waren es nicht sie gewesen, die er als letztes gesehen hatte.
Es war jemand anders gewesen, jemand, den er nie wieder zu sehen geglaubt hatte. Der so lange vergessen gewesen war. Dessen Name jetzt wieder so präsent war wie sonst die Waffe, die sich jetzt jedoch nicht mehr in seiner Hand befand. "Steve?" Hoffnungsvoll blickte er in Richtung der geschlossenen Tür. Er brauchte Antworten.

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[ 37580 ] Di Dez 31, 2019 5:21 pm
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Licht und Schatten.
Schatten und Licht.
Liebe und Hass.
Hass und Liebe.
Wahrheit und Lüge.
Lüge und Wahrheit.
Schweigen und schweigen lassen.
Leben und leben lassen.
Sein und sein lassen.
Gehen und gehen lassen.

If you're not telling the whole truth, does that make you a liar?

Ein unkontrollierbaren Bedürfnis.
Haben wollen was man nicht hat oder haben kann, verlieren, was man hatte und nicht zu wertschätzen wusste.

Immer weiter rennen.
Egal was passiert.
Was passiert ist und passieren wird.
Einfach rennen.
Diejenigen überholen, die zu langsam und schwach sind.
Laufen, bis die Lungen unter der größer werdenden Last zusammenbrechen und kollabieren.
Trampeln, bis der Körper unter dem Beben in sich zusammenklappt.
Kämpfen bis die Augen vor schwere zufallen.

Aber niemals aufgeben.
'Til the end of the line.

Worte und Gedanken die seinen Geist wie Parasiten heimsuchten, ihn dennoch weiter antrieben. Weiter trugen seine Beine ihn, nicht Mal der Hauch einer Anstrengung war zu spüren, obwohl er wieder eine erstaunliche Strecke in kürzester Zeit gelaufen war. Mittlerweile war er von seiner Leidenschaft abgekommen, die Runden in Washington DC zu laufen, dort wo er Sam kennengelernt hatte.
Seine Strecke verlief nun um einiges näher des Avengers Hauptquartiers. Denn dieses wurde von mehreren Hektaren Wald umgeben, welche die perfekte Atmosphäre schufen.
Weiter lief er, als wäre es nichts. Als würde er nicht schon seit Stunden laufen. Sein Körper arbeitete immer weiter, gab einfach nicht nach. Regelrecht unermüdlich. Jediglich entwich ihm hin und wieder ein leises Keuchen oder Schnauben. Doch beließ er es dabei.
Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit wieder zu einem Punkt. Bucky.

Seitdem er ihn in dieser Gasse gefunden und aus dieser heraus, zur Villa gebracht hatte, bekam er ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf. So viele Fragen suchten ihre Wege, fanden aber keine Antwort.
Er malte sich die verschiedensten Dinge aus, was seinem besten Freund zugestoßen war, was ihn so veränderte. Doch ohne Erfolg.
Denn seine Überlegungen würden nie Klarheit schaffen.
Das konnte nur einer.
Und dieser lag seit Tagen bewusstlos in seinem Zimmer herum, von schweren Lasten und tiefem Leid gezeichnet.
Er lag nur dort und schlief, atmete schwach aber herzlich.

Hatte er wirklich so fest zugeschlagen? Oder lag es einfach an dem, was er durchgemacht hatte, bevor Steve ihn getroffen hatte? War sein Körper so erschöpft und kaputt?

Er wusste es einfach nicht. Dieses Unwissen zeriss ihn regelrecht. Widerwillig schüttelte er den Kopf, versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Konzentrier dich Steve!
Knurrte er sich in Gedanken zu.
Doch es half alles nichts.
Frustriert schloss er die Augen und blieb neben einem gewaltigen Baum stehen, stemmte die Fäuste dagegen und ließ den Kopf zwischen seinen Armen durchhängen. Das blonde, leicht verschwitzte Haar fiel ihm ins Gesicht, seine Kleidung klebte ihm am muskulösen Körper. Unter dem dunkelgrauen T-Shirt zeichnete sich jede Faser seiner Muskeln ab, die schwarze Jogginghose flatterte um seine Beine, die er leicht anwinkelte um die Gelenke etwas zu entlasten.
Ein weiteres leises Keuchen entwich ihm, während er ruhig ein und ausatmete.
Reiß dich zusammen! Fuhr er sich wieder an. Wieder erfolglos.
Frustriert holte er mit der einen Faust aus, rammte sie in das harte Holz des Baumes, welcher unter dieser einzubrechen begann. Er spürte nicht einmal wie sich die Splitter in seine Haut bohrten und sich rote Fäden über diese zogen. Nicht einmal die aufkommende Hitze oder das Adrenalin störte ihn. Nein.
Stattdessen zerrte er seine Hand aus dem Holz, nur um sie wieder hineinzuschlagen.
Immer wieder.

Es vergingen Sekunden, nein Minuten. In diesen schlug er immer wieder auf das doch eigentlich unschuldige Holz des Baumes ein.
Auch wenn sich der Schmerz langsam seinen Weg in sein Gehirn und Bewusstsein machte, tat er nichts dagegen. Machte einfach weiter.
Warum konnte es dieses Gefühl nicht einfach überdecken?
Warum spürte er dennoch diese zerrende Verzweiflung?
Warum quälte ihn die Ungewissheit so sehr?
Warum schmerzte es, in diese leeren Augen zu sehen? In das Gesicht, dass so viele Tote sah und brachte?
Warum konnte es nicht einfach aufhören?

Er wollte es wissen und doch wollte er vor der Wahrheit davonrennen. Hatte Angst vor dem, was er möglicherweise hören würde.

Doch irgendwann verließ ihn doch die Kraft. Nicht die körperliche sondern die mentale. Irgendwas in ihm schien regelrecht herunterzufahren, seinen Arm langsamer schlagen. Solange bis diese einfach nur noch gegen das blutverschmierte Pflänzchen lehnte. Langsam hob der Blonde seinen Kopf, betrachtete die Hand mit einer gähnenenden, trauernden Leere in den sonst so lebendigen Augen.
Sein Körper bebte leicht, was eher ungewöhnlich für ihn war.
Einen Moment starrte er einfach nur gerade aus. Er beobachtete wie frisches Blut weiter über seine Hand rann, bereits getrocknetes überdeckte und sich schon leichte Schmiere und Kruste auf dieser bildete, während gewaltige Splitter die Haut durchzogen.

Er seufzte.
Mit einem Mal richtete er sich auf, wandte den Blick von dem Loch im Baum ab, welches er dort hinterlassen hatte und das rote Massaker, dass sich dort abzeichnete.
Seine verwuschelten Haare, strich er sich mit einer Handbewegung der unverletzten Hand aus dem Gesicht, sah sich kurz um. Vielleicht sollte er zurückgehen...
Bedacht, langsam und seelenruhig, als wäre nichts gewesen, setzte er einen Fuß vor den anderen.
Allmählich nährte er sich dem großen Gebäude, schlich sich durch die Hintertüre hinein. Auch wenn er genau wusste, dass Tony die Gänge und Flure mit seinen Kameras genauestens im Blick hatte.
Möglichst unauffällig hielt er seine verletzte Hand an seinem Körper, versuchte sie im Schatten zu verstecken. Er wollte nicht das sie es sahen, fragten.
Alles was er wollte war eine heiße Dusche.

Irgendwie schaffte er es, ohne auf einen der anderen zu treffen, in sein Zimmer zu gelangen. Dort streifte er sich erstmal die Sportschuhe von den Füßen, ließ sie mitten im Raum stehen und ging zu dem Badezimmer. Dafür ging er durch das geräumige Wohnzimmer, mit der offenen Küche vorbei, ins Schlafzimmer an welches es anschloss.
Denn wenn man es genau nahm, waren diese "Zimmer" mit kleinen Wohnungen zu vergleichen. Tony konnte sich das schließlich leisten.
Im Schlafzimmer angekommen, entledigte er sich seiner restlichen Kleidung und verschwand mit der Wäsche im Bad. Die vereinzelten Blutspritzer versuchte er herauszuwaschen, ehe er alles einfach frustriert in den Müll schmiss, da es einfach nicht klappen wollte. Was sollte er auch mit blutverschmierter Kleidung?

Also stieg er einfach in die geräumige Dusche und ließ das kochende Wasser auf sich hinunterprasseln, genoss das Prickeln was es auf seiner Haut hinterließ.

Er ließ sich relativ viel Zeit beziehungsweise brauchte einfach etwas länger, da die Verletzungen an seiner Hand ihn doch irgendwie hinderten. Ja, man könnte meinen, er hätte erstmal zu Bruce gehen sollen, damit er sich darum kümmerte. Doch dieser würde wie jeder andere Fragen, was denn mit seiner Hand passiert sei.
Steve wollte nicht über seinen... Kontrollverlust reden.
Denn nun im Nachhinein kam auch ein gewisser Scham hinzu. Er fühlte sich schwach. Verletzlich.
Gefühle die er all die letzten Jahre problemlos hatte ablegen oder verdrängen können.

Gerade hatte er sich zuende abgetrocknet, zog eine frische Boxershorts über und legte sich einen einfachen Verband an der Hand an. Die großen Splitter hatte er bereits herausgezogen. Da er allerdings sehr zitterte, war es für ihn unmöglich die Kleineren zu entfernen. Das würde er wann anders erledigen. Würde sich schon nicht entzünden...
Kaum hatte er das Ende des Verbandes verknotet, ließ er Wasser aus dem modernen Wasserhahn laufen und säuberte das Waschbecken. Dieses hatte nämlich eine rötliche Musterung angenommen und beeinhaltete mehrere Holzstückchen, die er herausfischte und in den Mülleimer warf. Die Pinzette schmiss er einfach wieder in den Schrank. Als das ganze Blut vom Waschbecken entfernt war, machte er den Wasserhahn wieder aus und räumte noch das Verbandszeug weg. Anschließend ging er in sein Schlafzimmer und zog sich eine blaue Jeans an, dazu einen schwarzen, enganliegenden Pullover den er leicht hochkrempelte. Dazu noch einfache Socken und Schuhe und fertig. Seine Haare ließ er einfach nass und verwuschelt in sein Gesicht fallen.

Im nächsten Moment glitt sein Blick wieder auf die Uhr. Er könnte nochmal nach Bucky schauen.... Vielleicht war er mittlerweile wach geworden.
Also verließ er sein Zimmer wieder und ging die Flure entlang, versteckte die Hand mit dem Verband in seiner Hosentasche und stand bald vor der eisernen Tür.

Tony war nicht sonderlich begeistert gewesen, als er mit dem Winter Soldier im Gepäck angekommen war, aber er hatte eingewilligt ihm ein Zimmer zu geben. Auch wenn dieses deutlich kleiner war. Zudem mit verstärkten Wänden und hohem Sicherheitssystem. Aber es war dennoch optisch gesehen, ein ganz Normales.

Neben der Tür befand sich eine Art Display, über das er das Sicherheitssystem abschaltete um die Tür zu öffnen. Zudem konnte er damit auf die Kameras die sich im Raum befanden zugreifen und war einerseits erleichtert, andererseits überrascht als er sah, dass sich im Schatten etwas regte. Kurzerhand aktivierte er das Soundsystem, was es ihm möglich machte zu hören, was im Inneren passierte. Er hörte wie so oft den Atem des Mannes. Doch war er lebendiger als zuvor. "Steve?", ertönte es auf einmal.

Es war als würde er komplett zu Eis erstarren, lediglich seine Augen weiteten sich. Er hatte es schon wieder gesagt.
Er erinnerte sich immer noch an seinen Namen.

Im nächsten Augenblick riss er die schwere Tür auf und betrat das Zimmer. Die Tür fiel hinter ihm wieder zu. Mithilfe eines Lichtschalters wurde es heller in dem Raum. Mit einem kleinen Knopf, schloss er die Tür wieder hinter sich ab. Tonys Anweisung.
Sie wussten schließlich nicht, ob er gewalttätig werden oder gar versuchen würde zu fliehen.
Vor sich sah er seinen Freund, gekleidet in den für ihn viel zu großen Sachen von Steve. Ein einfaches weißes T-Shirt und eine graue Jogginghose.
Doch das Erscheinungsbild war immernoch dasgleiche.
Steves Herz zog sich bei diesem Anblick wieder etwas zusammen.
Jedoch ging er langsam auf ihn zu. "Ich bin hier, Buck.", meinte er ruhig und bedacht. Seine verletzte Hand hatte er vollkommen ausgeblendet. Locker hingen seine Arme neben seinem Körper, während sein Blick den des Braunhaarigen traf. "Ich bin hier...", flüsterte er. Warum er sich wiederholte, wusste er selber nicht so ganz. Es war wie ein Instinkt oder gar der Versuch, sich selber etwas einzureden.

Was auch immer damals passiert ist... Wobei auch immer ich dich alleine gelassen habe. Jetzt bin ich da.
Und ich werde dich nicht nochmal im Stich lassen.

Nie wieder.
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 37983 ] So Jan 05, 2020 7:16 pm
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the winter soldier (Bucky Barnes)

Wie lange hatte er geschlafen? Wie viele Tage waren vergangen, wie lange hatte er hilf- und bewusstlos von der Gnade anderer verbracht? Ja, Gnade, das war das höchste, was man ihm jetzt noch zugestehen könnte. Gnade, keine Vergebung. Verschonung, kein Vergessen. Er war nicht er selbst gewesen, ja. Er war nicht er selbst. Denn wer war er denn schon? Zu was hatten die Jahre ihn gemacht?
Anstatt ihm wie versprochen Weisheit und weiße Haare zu bringen, wie man es kleinen Kindern doch immer erzählte, waren die Jahrzehnte, mehr als ein halbes Jahrhundert, an ihm vorbeigerauscht, nichts zurücklassend als dem, was noch nicht von der Vergangenheit gefressen war. Was noch nicht dem Vergessen zum Opfer gefallen war, welches seinen Geist über so lange Zeit regelmäßig hatte heimsuchen können. Er war ein Nichts, ein Niemand. Ohne Heimat, ohne Freunde, ohne alles hatte er getötet, würde weiter töten, denn Leben bedeutete ihm nichts, er konnte ihm keine Bedeutung zumessen... Hatte ihm keine Bedeutung zumessen können, bis er ihn traf. Ihn sah. Wiedersah, vielleicht. Wahrscheinlich. Höchstwahrscheinlich. Er kannte Steve. Er kannte sein Gesicht, die Züge seiner Mimik waren ihm um einiges vertrauter als die eigenen - was aber auch nicht wirklich eine Leistung war, so wenig wie er in den letzten Jahren einmal in den Spiegel geblickt hatte. Er hatte kein Gesicht, brauchte kein Gesicht. Die Legende, die sie über ihn verbreiteten, war genug - er brauchte kein Gesicht, um seinen sterbenden Opfern klarzumachen, wer er war. Sie würden ohnehin nichts mit seinen Zügen anfangen können, ob sie ihn nun zuvor schon einmal gesehen hatten oder nicht. Sie alle waren dazu verdammt gewesen zu sterben, sie alle. Verdammt, von ihm. Es war gleich, ob sie ihn sahen oder nicht. Jegliche Erinnerung würden sie mit ins Grab nehmen, und er selbst war ebenfalls eher tot als lebendig gewesen. Angst, Hass, Leere - sie füllten keinen Magen, und kraftlos von dem Hunger nach dem, was er brauchte, war Steve ihm geradewegs vor die Waffe gelaufen. Und er hatte ihn erkannt, wiedererkannt. Es hatte gedauert, ja - aber er hatte ihn erkannt.

Nach der Panik, die ihn bei dieser Erkenntnis überfallen hatte, vor einiger Zeit, einigen Stunden, vielleicht sogar Tagen - erst jetzt, huschte so etwas wie der klägliche Ansatz eines Lächelns über sein Gesicht. Seine Lippen fühlten sich trocken, spröde an, und seine Augen schmerzten, als wollten sie ihn dazu verleiten, sich einfach wieder ohnmächtig schlagen zu lassen, um all den verlorenen Schlaf der letzten Jahre vielleicht doch noch nachzuholen - aber er merkte, wie eine leise, kaum merkliche Freude in seinem Herzen aufstieg, kribbelnd und ungewohnt. Was war das? Hatten sie ihm hier… etwa auch etwas verabreicht? Mit Angst im Blick huschten seine Augen durch das kleine Zimmer, doch zu seiner Beruhigung waren nirgends irgendwelche verdächtigen Kanülen oder Spritzen zu sehen. Es wirkte insgesamt sicher, hier. Sicherer, als er es gewohnt war. Und das wiederum führte erneut zu Beunruhigung. Wo zum Teufel war er? Dass er zumindest noch ansatzweise wusste, was passiert war, bevor er irgendwann hier gelandet war, stellte zumindest für ihn schon einmal ein Zeichen dafür dar, dass hier keine größere Gefahr als die in seinem Kopf zu drohen schien. Steve war da gewesen, bevor die Angst überhand genommen hatte, und er vertraute Steve.
Was tatsächlich nicht besonders schlau war. Alles andere als schlau sogar. Er vertraute Steve, glaubte, ihn zu kennen… Doch sein kaputter Kopf spielte ihm oft Streiche. Vielleicht gab es Steve gar nicht. Oder er war einfach ein Fremder, ein völlig Fremder. Das war definitiv nicht auszuschließen, daran versuchte sich der Dunkelhaarige weiterhin immer wieder krampfhaft zu erinnern. Dass jedoch ein großer Teil seines Gehirns bei dem Gedanken an Steve sofort in einen für ihn völlig fremden, entspannten Status zurückfuhr, stand jedoch gegen diese Befürchtung. Er hatte gelernt, weniger schnell zu vertrauen, sich nicht mehr auf Leute einzulassen. Auf neue Leute einzulassen. Aber Steve schien ihm auch jetzt nicht wie ein Fremder, welcher erst vor einigen Minuten geradewegs in sein Leben spaziert war, um sich in einem spontan geplanten Attentat zu behaupten, und seinen Möchtegern-Mörder anschließend vor sich selbst zu retten. Der Blonde kannte ihn. Woher, wie lange bereits - er wusste es nicht. Wusste nicht, ob er es überhaupt wissen wollte. Er vertraute Steve, wer auch immer er war, zumindest theoretisch. Doch manche Wunden waren noch nicht vernarbt, als dass man über sie kratzen könnte, ohne die Haut erneut aufzureißen.
Seine waren es definitiv nicht.
Ob sie es wohl je sein würden?
Es schien, als wäre er mit dem Aufschlag seiner Augen vor einigen Minuten auch in einer neuen Welt erwacht. Einer Welt, die mit Erinnerungen lockte und drohte, und ihn wünschen ließ, er hätte für immer geschlafen. Wissen war Macht, für den einen. Den anderen würde es zerstören? Wer war er? Welche Rolle spielte er? Würde er mit seiner Vergangenheit leben können, oder spielte ihn dieses Wissen nur dem Tod in die Hand?
Er fürchtete sich nicht - zumindest nicht davor. Zu vielen Menschen hatte er schon in ihre schemenhaften Züge geblickt, bevor sie aus diesem Leben befördert wurden, durch seine Hand. Sollte es nach diesem Dasein noch etwas geben, dann wäre es eine Welt wie diese auch. Und trotz der Tatsache, dass die Zeit ihn inzwischen schier überrollt hatte wie ein Auto ein panisches Reh, welches auf die Fahrbahn springt - er hatte es trotz dieser Ahnungslosigkeit von dem, was ihn umgab, recht weit gebracht. Gesteuert durch andere, natürlich, ohne jeden Zweifel. Sollte es nach diesem Leben in irgendeiner Form ein weiteres geben, würde es auch dort Leute geben, die seinen Willen zu kontrollieren lernen würden. Es wäre gleichgültig, wo er war. Die Jahrzehnte hatten ihn zerstört, ihn gleichgültig gegenüber dem gestimmt, was mit ihm geschah. Ob er lebte oder nicht - es tat keinen Unterschied. Keinen einzigen.

Er würde sterben, irgendwann. Doch vielleicht konnte er zuvor noch einmal leben. Vielleicht.

Es war mehr Gefühl als Wissen, das ihn dazu bewog, Steves Namen auszusprechen. Vielleicht spürte er seine Nähe, irgendwie, auch durch die geschlossene Tür hindurch. Vielleicht war es aber auch einfach nur der Gedanke an den Blonden, den sein immer noch schläfriges Gehirn laut aussprach. Wie dem auch sei - wirklich mit einer Antwort gerechnet hatte er nicht. Nicht mit einer Antwort, einer Regung - irgendwas. Das Zimmer, in dem er sich befand, wirkte so steril und fast schon abgeschottet, als wäre er hier das einzige lebendige Wesen in zehn Meilen Umgebung. Wobei von Lebendigkeit bei ihm auch nicht wirklich gesprochen werden konnte. Sein Herz schlug, er atmete. Er fasste Gedanken, warf Fragen auf in diesem Verstand, der ihm selbst so lange nicht mehr gehört hatte. Aber er fühlte nicht. Nicht wirklich. Er erinnerte sich nicht. Alles kam automatisch, wie auswendig gelernt. Auswendig gelernt in einer Zeit, an die er sich nicht mehr erinnerte. Nicht mehr erinnern konnte. So wie ihm vieles nicht möglich war. Nicht mehr, nicht.
Doch entgegen seiner Annahme dauerte es kaum einen Atemzug, bis die Tür sich öffnete. Riegel klickten, Schlösser gaben den Schwung der Entriegelung frei. Natürlich war das hier ein Gefängnis, für ihn. Wie hatte er das nicht auf dem Schirm haben können. Nicht, dass er einen völlig abgeriegelten Raum verabscheute. Es nicht richtig fand. Sich jetzt mit Gewalt einen Weg in die Freiheit zurückerkämpfen wollte. Nein, es war besser, wenn er weggesperrt wurde. Er wusste nicht, was er tat. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er musste töten - oder hatte es zumindest gemusst. Jetzt...er wusste es nicht. Er wusste nichts mehr. Außer dem Namen des Mannes, der jetzt vor ihm stand, erneut. Steve. Er kannte ihn, glaubte es zumindest. Hatte ihn gekannt in einer Zeit, die keine Spuren in seinem Gedächtnis hinterlassen hatte.
Stumm beobachtete er ihn, ihn, der so fremd und vertraut gleichermaßen wirkte. Suchte nach irgendetwas, was ihm ein Zeichen geben würde, weshalb er die Züge des anderen so gut zu kennen schien, obwohl er ihm vor ihrer ersten Begegnung wissentlich noch nie begegnet war, wie er glaubte. Wer war Steve? Und woher glaubte er ihn zu kennen?

"Ich kenne dich nicht." Mit einer fließenden Bewegung hatte er sich von dem Bett erhoben, auf welchem er zuvor noch gekauert hatte. Seine dunkel schattierten Augen flackerten, als er unsicher einen Schritt auf den Blonden zutat, den Kopf schiefgelegt, konzentriert, während er den Blick über den Größeren huschen ließ. Die scharfen Züge des Gegenübers wirkten noch immer dumpf bekannt. Er verband den Namen damit, der anscheinend tatsächlich zu dem Blonden gehörte. Steve. Er hatte nicht an ihn gedacht, an ihn denken können in all den Jahren, in denen die Unwissenheit sein wahres Zuhause geworden war. Und auch jetzt war dieser Teil seines Gedächtnisses, verwirrt und durcheinander von all den Maßnahmen, die ihn zu dem gemacht hatten, was er jetzt war - auch jetzt war dieser Teil seines Gedächtnisses undurchsichtig und nichtssagend.
Dennoch hatte er ihn erkannt. Erkannt aus einem Reflex, ausgelöst von einem Reiz in seinem Gehirn, dessen Existenz er sich wohl nicht einmal bewusst gewesen war. Es war nicht alles verloren. Ganz sicher nicht.
"Ich kenne nur deinen Namen. Du heißt Steve. Wer bist du? Was hast du mit mir gemacht?" Seine Stimme klang leer, hatte keinen anklagenden Unterton in sich, wie man bei den Worten des Dunkelhaarigen vielleicht erwartet hätte. Für den einen Schritt, welchen er zuvor auf den Blonden zugemacht hatte, wich er nun zwei zurück. Das Haar hing ihm wirr vors Gesicht, doch das erste Mal seit Monaten fühlte er sich klar im Kopf. Er brauchte Antworten. Unbedingt. Und er hatte das Gefühl, dass Steve, so wenig er auch von ihm wissen mochte, Licht in das Dunkel seines Verstandes bringen könnte.

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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 38510 ] Di Jan 14, 2020 5:02 pm
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Steve Rogers | Captain America

War es Angst?
War es Furcht?
War es Leid?
Oder war es einfach nur Schmerz?
Schmerz von den Wunden, die so tief, alt und vernarbt waren?
Wunden die wieder aufrissen?
Erinnerungen die wieder hochkamen?
Oder war es doch nur Täuschung?
Einbildung?

Nein, das konnte nicht sein.
Er sah ihn doch.
Er war hier.
Es fühlte sich doch so real an...

Am liebsten wäre er nach vorne geschnellt und hätte ihn feste in seine Arme geschlossen, nie wieder los gelassen.
Immer wieder musste er daran denken.
So viel Zeit war vergangen.
Eine Ewigkeit.
Doch wusste er das es falsch wäre.
Der Mann der vor ihm stand war nicht der Bucky den er einst gekannt hatte.
Nicht der, der ihn kannte.

Dies merkte er vorallem als dieser ihn nachdenklich anstarrte, fragend und verwirrt.  Er schien ihn zu kennen und doch tat er es nicht? Es ergab keinen Sinn.
Steve konnte sich aus der gesamten Situation einfach noch keinen Reim machen. Deswegen war dort. Dort in diesem Raum, bei ihm. Er wollte antworten, war aber auch bereit ihm zu helfen. Denn dieses Gesicht zeichnete schwere Verwirrung. "Ich kenn dich nicht.", erklärte er. Dabei stand er auf, tat einen Schritt auf Steve zu. Sein Blick glitt über diesen, welcher wachsam blieb. Der Metallarm war in seinen Augen immer noch alles andere als berechenbar. Anschließend ergänzte er, dass er nur seinen Namen wusste. Er nannte ihn bei diesem, fragte wer er war und was er mit ihm gemacht hatte.
Bucky Klang keineswegs vorwurfsvoll, wich aber zwei Schritte wieder von Steve weg, behielt ihn genau im Auge.
Seufzend fuhr sich dieser durch die Haare, unterdrückte ein leises Zischen, dass durch seine verletzte Hand zog. Diese Aktion war echt dumm von ihm...

Warum musste er auch auf diesen alten Baum einschlagen? Warum hatte er die Kontrolle verloren? Warum war er immer noch so schwach?

Leicht zog er an den blonden Haarspitzen, sah sich um und blickte Bucky dann wieder in die Augen. "Ich habe dich hierher gebracht, weil du von unzähligen... Leuten, gesucht wirst. Ich wollte dich in Sicherheit wissen..." Er ging zu einem Tisch der im Raum stand, ließ sich auf einen der Stühle nieder und legte den Arm auf dem Tisch ab. "Wie du sagst... Ich heiße Steve.", Fing er an, wusste aber nicht so Recht was er sagen sollte. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, stützte den Kopf dann in seine Hand, sah geradeaus an die Wand und dachte kurz nach. "Wir kennen uns seid Jahren... Zumindest, wenn du der bist, der ich denke dass du bist... Du siehst genauso aus wie er... Und doch ist da diese Leere und Ungewissheit in deinen Augen... Als hättest du alles einfach vergessen." Murmelte er, mehr zu sich als zu ihm. Dann richtete sich sein Blick wieder auf Bucky. "Beste Freunde seit Kindertagen... 'Til the end of the line..." Dabei ließ er seinen Blick über ihn schweifen.

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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 38516 ] Di Jan 14, 2020 9:57 pm
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Bucky Barnes (the Winter Soldier)
#005 | @Schleiernacht

Er kannte ihn nicht, er kannte ihn nicht, er kannte ihn nicht. Schmerzhaft versuchte er diese Lüge in seinen kaputten Verstand zu schreiben, sie selbst nicht mehr zu hinterfragen, wo er seinen Glauben doch vor bereits so langer Zeit verloren hatte. Jahre des Schmerzes, Jahre des Leids, Jahre der Einsamkeit - und niemand bei ihm, der zählte. Kein Gott, kein Freund, keine Seele. Nur Fremde, die sein Gehirn malträtierten, wieder und wieder, bis sein Kopf schier zu explodieren schien. Und selbst dann fand die Qual kein Ende, hatte sie sich bereits vor ihm verloren. Er schrie, schrie, schrie, bis kein Ton mehr über seine ausgetrockneten Lippen kam, ein lautloses Krächzen das einzige war, was seine geschundene Kehle noch zustandebrachte. Er wollte sich winden, die Finger in die Kopfhaut krallen, als könne er seinen Schädel auf diese Weise vor dem Zerspringen bewahren. Er wollte sterben, sterben, einfach sterben. Die Tränen in den zusammengekniffenen Augen, jeder Muskel seines Körpers verkrampft und brennend... Er war oft genug an dem Punkt gewesen, an dem sein Verstand an seine Grenzen gelangt war. An den Punkt, an dem selbst sein gedrilltes Wesen kurz vor dem Aufgeben war. Er hatte sich jedes Wort aus dem Körper geschrien, gezuckt, gezittert. Er war Mal für Mal getötet worden, von Schmerzen wieder und wieder zerfressen wie von bissigen Insekten. Bis die Qual erstarb, urplötzlich. Er hatte sich nicht rühren, keinen Finger krümmen, keinen Gedanken fassen können. Das Atmen war ein rasselndes Heben und Senken des Brustkorbs, während er reflexartig Mengen von Luft in seine Lungen zu ziehen versuchte. Dabei schmeckte der Atem in seinen Organen bereits nach dem Eis, das ihn danach erwartete, immer und immer wieder. Er war erstarrt, hatte gespürt, wie die Kälte jedes letzte bisschen Leben aus seinen zitternden Venen gezogen hatte. Nur halb bei Bewusstsein war ihm alles genommen worden, das man ihm bei seinem Erwachen in die Hand gegeben hatte, alle Kontrolle, deren Fäden zu dem wurden, was ihn in Wahrheit steuerte. Jede seiner Zellen wurde taub, eine qualvolle Taubheit. Sie ließ alles wie durch eine eisige Decke wirken, doch jede weitere Bewegung traf ihn mit der Wucht einer Panzerfaust. War er irgendwann vielleicht einmal jemand gewesen, so blieb ihm jetzt nur noch das Eis, das sich in seinem angsterfüllten Schmerz wie ein Schutz um sein Herz legte. Stimmen hatten seine rauschenden Ohren erreicht, waren verstummt, als die Kälte seine Sinne lähmte. Das einzige Geräusch, das ihm blieb, war ein Pochen, hässlich und erschütternd. War es sein Herz, dieses verräterische Stück von Gewebe, das ihn nicht sterben ließ? Das ihm alles nahm, alles, was er nicht besaß. Er versuchte sich, an diesem Laut zu halten, ihn als Konstante zu nutzen, den Schmerz zu ertragen, der in seinem Körper tobte und sich gleichzeitig vollkommen leblos verhielt. Er war stark, musste stark sein. Für Stärke fiel der Schmerz weniger stark und lang aus, manchmal. Es ging ihm besser, das wusste er selbst. Und doch war er nicht stark genug, nicht stark genug, sein Bewusstsein in diesem Körper zu halten. Sein Herz schlug, nutzlos und ruhig, und dabei sendete es ein Wort heraus, dass ihn in die Schwärze hinüber begleitete. Hydra, Hydra, Hydra…

Als er erwacht war, schien es das erste Mal seit den Wochen seiner Flucht, dass sein Unterbewusstsein ihn nicht zurückgeworfen hatte in Zeiten, die ihn innerlich gebrochen hatten. Er war müde, erschöpft, noch immer. Doch er hatte keine Angst, keine Panik, kein Herzrasen. Keine Atemnot, keine blutig schäumende Kehle, von verzweifelten Schreien voller Schmerz, die ihm den Hals von innen scheinbar mit Schmirgelpapier aufgekratzt hatten. Er fühlte sich sicher, so sicher und ruhig wie sein Wochen, Monaten, ja, wahrscheinlich Jahrzehnten nicht mehr. Wärme erfüllte ihn, beruhigte seinen Geist, der erschöpft von den zahllosen durchwachten Nächten fast damit rechnete, die Klauen Hydras hätten ihn erneut umfasst, um nun den Rest aus seinem leeren Körper zu holen. Selbst der geschlossene Raum machte ihm vorerst keine Angst. Das Zimmer war größer als alles, was er noch an Orten in seiner Erinnerung fand, gab ihm mehr Freiraum. Auch seine Arme und Beine ließen sich ohne Probleme bewegen, keine Fixierung hielt ihn an Ort und Stelle, damit er einer möglichen Folter ohne Fluchtmöglichkeiten ausgesetzt wäre. Doch er war alleine, zumindest von menschlichen Wesen betrachtet verlassen. Keine Stimmen, kein übermächtig lautes Schlagen des schmerzerfüllten Herzens in seiner Brust, das ihm einen verhassten Namen bis in den löchrigen Verstand trieb. Er hasste Hydra und er brauchte Hydra. Als seine zitternden Füße den kalten Linoleumboden das erste Mal berührten, er versuchte, ohne jegliche Vorsicht schon jetzt aufrecht zu sitzen, merkte er es nur zu gut. Sein Körper war entkräftet, schwächer, als es jede Zeit im Eis hatte auslösen können. Seine Glieder zitterten, fast schon unkontrolliert, und sogar das ungewollte Einrasten von Schrauben und Bolzen in den Fingern seiner künstlichen Hand zeigte ihm, wie wenig Kraft er doch besaß. Sein Körper schien ihm den Dienst verweigern zu wollen, mit einer perfiden Effektivität, die er bei seinen vorherigen Befehlshabern nie hatte ertragen müssen. Zumindest vor einer Qual hatten sie ihn beschützt, eine Sache, die man ihm erspart hatte. Eine Gänsehaut breitete sich auf seiner Haut auf, ließ sich die feinen Härchen auf der Oberseite seines rechten Unterarms zitternd aufrichten. Er wusste nicht, ob es Kälte oder nun doch Beunruhigung war, die ihm ein heiseres Keuchen entlockte, während er den Blick auf die Reaktion seines Körpers gerichtet hatte. Sein Handgelenk wirkte um einiges schmaler als noch bei seiner letzten Mission, die nur noch ein dunkler Nebel in seinem Gedächtnis war, dünner, fast schon knochig und ungewohnt unruhig kribbelten seine Finger. Den Metallarm hatte man ihm gelassen, weshalb auch immer - er wusste selbst, was für eine Waffe Hydra ihm an den Körper montiert hatte. Er wusste es nur zu gut, und wer auch immer "sie" waren, die jetzt irgendetwas mit ihm vorhatten...entweder waren sie dumm oder lebensmüde. Mit einem metallischen Sirren krümmte er die Finger, spürte schwer das Gewicht der Prothese an seiner Schulter. Noch nie war sie ihm so schwer vorgekommen, noch nie mehr einer Last als einer Bereicherung ähnelnd. Diese Finger, jetzt glänzend spiegelnd in dem warmen Licht der Deckenlampen, hatten Leben ausgelöscht, und das nicht zu knapp. Sie hatten ihn geprägt, sein Gesicht dargestellt anstelle der Züge, die er selbst nicht einmal mehr zusammensetzen konnte. Wie ein Puzzle war er, dem man einige Teile entnommen hatte - notwendige Teile, ohne die kein klares Bild von ihm zu entstehen vermochte. Teile, die man Erinnerungen nannte, und ohne die er bloß einen Namen trug, der eher eine Drohung als eine Persönlichkeit war. Winter Soldier, die kälteste der Jahreszeiten, die mit der tödlichen Präzision seines jahrelangen Trainings Leben nahm. Der Befehle erfüllte, ohne deren Worte überhaupt zu verstehen, der Stunden um Tage litt, um dann doch seinen Foltermeistern zu gehorchen wie ein williger Welpe. Das Licht blendete ihn, als er das nichtmenschliche Handgelenk wendete, die Augen darauf gerichtet, als erblickte er es zum ersten Mal. Das rote Zeichen, das leise Einrasten, das von jeder Bewegung begleitet wurde… Hydra war bei ihm, überall. Er wusste nicht, ob er diese Tatsache fürchten oder herbeisehnen sollte.

Er kannte ihn nicht. Das Gesicht, der Name - er kannte Steve nicht. Erkennen konnte er ihn. Steve war der Mann, auf den er geschossen hatte, voller Panik in seiner Flucht vor sich selbst und seiner lückenerfüllten Vergangenheit. Der Blonde hatte keinerlei Verletzung davongetragen, wie es schien, nur eine der Hände war mit einem Verband verbunden. Er hatte ihn nicht erwischt, oder trügten ihn seine Sinne? Ohne Koordination hatte er Kugel um Kugel abgeschossen, Salve um Salve in die Richtung des anderen abgegeben, ohne überhaupt zu wissen, was er tat. Warum er es tat. Ob er es überhaupt tun wollte. Der Name des Blonden war präsent in seinem Verstand, nach Atem ringend in seinem Meer aus Verzweiflung und Hilflosigkeit klammerte er sich daran wie an einen Rettungsring. Er wusste nicht, wer Steve war. Er wusste nicht, weshalb er gerade ihn getroffen hatte. Steve Rogers war niemand, der in dem Chaos seiner Vergangenheit vorkam, nicht in diesen Sümpfen, in denen er sich bei jeder Annäherung hoffnungslos verirren konnte. Da war ein Bild, ein verwackeltes, unscharfes Bild eines jungen Mannes. Er war klein, schmal, fast kränklich. Er lachte, lächelte, die leuchtenden Augen in seine Richtung gerichtet. Er stand neben ihm, er spürte seinen knochigen Ellenbogen in der Seite, stechend und doch sanft, als sei sich der kleinere seiner spitzen Knochen nur zu gut bewusst. Er hatte den schmächtigen Kerl seinen besten Freund genannt, gedacht, bevor er in Panik verfallen war. Er sah diesen jungen Mann, sah ihn und konnte ihm keine Geschichte zuordnen, auch, wenn seine Züge denen seines jetzigen Gegenübers ähnelten wie ein Regentropfen dem anderen. Wer war Steve? Er kannte ihn nicht, kannte nur diesen einen Namen, der einen bitteren Nachgeschmack hinterließ. Es schien, als wäre die Welt für eine Sekunde stehen geblieben, während er kurz vor dem anderen verharrte, das dunkle Haar wirr in seine Züge fallend. Er musterte den anderen, suchte nach etwas, was eine Antwort war, für ihn? Wer war Steve? Die Welt drehte sich weiter, Atem strömte in seine Lunge, welche für einige Herzschläge ihre Arbeit unterbrochen hatte. Er kannte Steve nicht, sollte ihn nicht kennenlernen, erst recht nicht jetzt.
Steve Rogers war seine Mission.

Er zuckte zurück, schlang sich die Arme um die Rippen. Das kalte Metall des einen Armes ließ ihn erzittern, erneut. Sein eigener Körper wurde zu seinem Feind, ebenso wie sein Gedächtnis und der Verstand, die auf solch eine Situation nicht gedrillt worden waren. Steve Rogers war seine Mission, seine letzte Mission, deren Erfüllung der Freiheit gewichen war, welche ihn schier getötet hatte. Und nun war er hier, er, der diesen Namen zu tragen schien, stand vor ihm. Und er lebte, redete gar mit ihm, während der Dunkelhaarige ihm nicht das Genick brach, mit metallenen Fingern seine Kehle aufriss, um deren Inhalt als grässliche Warnung im Zimmer zu verteilen. Er hatte es bereits so oft gemacht, zu oft. Getötet, Spuren verwischt, Blut und zerfetztes Fleisch hinterlassen. Zerschmetterte Schädel, nicht einmal Schmauchspuren des aus nächster Nähe erfolgten Schusses konnten inmitten von Gehirnmasse und Blut ihre Existenz halten. Alte, Ehepaare, Kinder, zerfleischt, in die Luft gejagt, zerstückelt. Er hatte sich an das Protokoll zu halten, das nach seiner Mission nicht verändert werden sollte. Er prägte sich die Schritte ein, befolgte sie kalt und ohne jegliche Gefühlsregung. Er war der Winter Soldier, die kälteste der Jahreszeiten, gefangen im Körper eines Menschen, dessen Existenz er sich nicht einmal mehr entsinnen konnte. Doch sein Eis drohte zu schmelzen, drohte es mehr und mehr, mit jeder Sekunde, die ohne Steve Rogers Tod verging. Der Blonde war seine Mission, und erneut hatte er versagt. Was wäre nun seine Strafe? Er krallte die Finger in den weißen Stoff des Shirts. Er hatte es noch nie gesehen, ebenso wenig wie die graue Jogginghose, welche er trug. Sein Körper war nicht mehr bedeckt von dem Staub und Dreck der Straßen, welche ihn für Wochen hatten verbergen können und müssen. Hatte er doch mehrmals die Gelegenheit einer Dusche gehabt, so war es ihm zuwider, seine Uniform abzulegen. Er war auf der Flucht, und doch konnte er sich nicht von seinen Gefängniswächtern lösen. Jetzt war sein Haar sauber, die Knoten wurden gelöst, und er merkte, dass auch der Gestank der Verwesung ihm nicht mehr anhaftete. Und trotz dieser Entfernung sichtbarer Spuren, die auf seine letzte Heimat, sein letztes Gefängnis, hinwiesen, war ihm so unglaublich kalt. Er spürte das Eis, das ihn lähmte, ihn bewegungsunfähig machte, bis nur noch der Schmerz blieb. Das Zittern erschüttelte seinen Körper für mehrere Sekunden, bevor er wieder die Kontrolle zurückerlangen konnte. Die Tür war geschlossen, verschlossen - er würde hier nicht herauskommen, brachte er seinen Gegenüber um, um sich dann aus dem Staub zu machen. Der Blonde war seine Mission, und obwohl der Befehl noch in seinen Ohren nachklang, schaffte der Dunkelhaarige es nicht den linken Arm zu heben, um dem anderen ein Ende zu bereiten. Entkräftet wich er weiter zurück, ließ sich wieder auf das Bett sinken, das ihn für geraume Zeit in einer Welt ohne alles geschützt hatte. Sein Körper sank in sich zusammen, alles andere als die imposante Haltung, die ihm vor Jahrzehnten antrainiert worden war. Er suchte, die Bettdecke um seine Schultern zu legen, um sich so etwas wärmen zu können vielleicht - Kälte, Kälte, Kälte; das Eis war unsichtbar und doch allumfassend - doch seinen zitternden Fingern gelang es nicht, sich den Stoff um den Körper zu wickeln. Wie ein verängstiges, in die Ecke getriebenes Tier zog er sich nahe an die Wand zurück, die Knie an die Brust gezogen und den Kopf halb gesenkt, dass ihm das Haar in ungewöhnlich weichen Strähnen über die Wangen fiel. Nur unter seinem dunklen Schopf hielt er die Augen geöffnet, mit leerem Blick auf den Blonden gerichtet, welcher inzwischen am Tisch Platz genommen hatte. Angespannt hielt er sich auf die Hände gestützt, bereit, in nötiger Situation leicht aus seinem Rückzug vorschnellen zu können, sollten seine zitternden Glieder ihm dies erlauben. Das Beben seines entkräfteten Körpers nahm nur zu bei den Worten des Blonden. Sie machten ihm Angst, Panik. Er wollte sie nicht hören. Er durfte sie nicht hören. Er durfte nicht auf sie hören. Und doch tat er all dies, wie Espenlaub zitternd und spürend, wie sich Tränen hinter seinen Augen sammelten. Die Maske bekam Risse, weitere Risse, die die Legende verschoben und das offenbarten, was die Jahrzehnte von ihm gelassen hatten. Ein instabiles Gerüst, leer und verwaist, mit einzelnen Bildern, die ungesehen an löchrigen Wänden verstaubten. War das eine Prüfung? War das eine verdammte Prüfung? Eine perfide Strafe, mit der Hydra ihn erneut zerstören wollte, um ihn nach ihren Vorstellungen neu zu erschaffen. Er hatte nicht vergessen, nichts. Kein Fehler im Protokoll, kein Detail einer Mission, die unvergessen blieb. Unvergessen, bis sie sie dokumentiert und analysiert hatten, unvergessen, bis sie ihn löschten. Rasselnd holte er Luft, kniff die Lider zusammen, um so die brennenden Tränen hinter seinen Augen zu unterdrücken. "Ich habe keine Freunde, ich habe keinen Namen!" Wie auswendig gelernt kamen ihm die Worte über die Lippen, monoton ratterte er sie hinunter. Kein Hass, nein, Verzweiflung lag in diesem Satz, diesem letzten Versuch, diesen Wahnsinn hier zu stoppen. Diesen Wahnsinn hier zu stoppen, bevor er endgültig durchdrehen würde. "Du bist meine Mission, niemand, der mich kennt." Er vergrub das Gesicht in den Händen, ein verzweifeltes Lachen stieg in ihm auf. "Töte mich, lösche mich, friere mich ein - bevor ich dir ein Ende setze. Du bist meine Mission, meine Mission, meine…" Er fiel in sich zusammen wie eine Marionette, deren Fäden zerschnitten wurden, die letzten Worte wieder und wieder murmelnd wie ein letztes Mantra. Er hatte keine Kraft, Steve Rogers zu töten. Nicht mehr. Er blockte jeglichen Ansatz eines Gesprächs ab, das der Blonde zu führen versuchte, aus Panik, die in ihm kochte wie über Feuer erhitztes Wasser. Und doch tötete er ihn nicht, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er widersetzte sich dieser Mission, wieder, jetzt.

Wie ein Häufchen Elend war er in sich zusammengesunken, zu kraftlos, um sich aus eigener Initiative wieder aufzurichten. Das rechte Bein winkelte er an, drehte sich auf die Seite, bis er sich zusammenrollen konnte wie ein ängstliches Kind in einem nächtlichen Gewitter. Seine Stirn berührte beinahe seine Knie, so sehr krümmte er sich zusammen. Er war schwach. Seine Schultern bebten, ebenso wie sein gesamter Körper. Die Stimme war gedämpft, schwach, und er wusste selbst nicht, woher er dieses Wort konnte, diesen Namen, der ganz sicher kein Protokoll hatte verlauten lassen. Den Atem anhaltend kniff er die Augen zusammen, während sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste, über seine Wange in sein Haar rann. "Stevie…"
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#Stucky - one kiss is all it takes Dunkel10
Vielen Dank @Tim für diese unglaubliche Cuteness <3
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 38523 ] Mi Jan 15, 2020 9:27 pm
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Steve Rogers | Captain America

Scherben.
Scherben waren alles was blieben.
So viele Teile.
Überall verstreut.
Zu viele um sie wieder zusammen zu sammeln.
Zu viele, als dass man sie wieder zusammen setzen könnte.
Zu viele, als dass die Illusion wieder zurück geholt werden könne.
Es würde nie wieder ein ganzes, klares Bild ergeben.
Die Risse würden immer noch zu sehen sein.
Jeder würde sehen, dass es zerbrochen und wieder zusammengesetzt wurde.
Was ein kläglicher Versuch...
Einmal gebrochen immer gebrochen.
Aber darin fand sich eine neue, eigene Schönheit.

Perfektionismus regierte die Welt, blendete die Menschen und ließ sie die unatürlichsten, widerlichsten Arbeiten erledigen. Nur damit man den Ideal der Mehrheit entsprach. Damit man stolz auf sich sein könne. Doch was war der Preis dafür?
Perfekt zu sein kostete vieles.
Freiheit. Liebe. Herz. Seele. Wahrheit.
Dennoch nur wenige Beispiele. So unzähliges verlor man im Bestreben, den anderen zu gleichen.
Zu wenig gewann man.
Denn die Anerkennung, die beim Erreichen des Zieles folgte, genügte nicht aus um das entstandene Loch zu füllen. Das Loch ohne Boden. Ohne Wände. Ohne irgendwas.
Es war einfach nichts.
Leere.

In diesem Bestreben verlor man an Einzigartigkeit, Individualität und Ehrlichkeit. Was blieb denn über, wenn man am Ziel angekommen war? Wer war man dann?
Ein niemand.
Nichts änderte sich.
Vorher ein niemand, immer noch ein niemand. Jemand der so naiv war, dass er glaubte, es würde reichen sich selbst auf den Kopf zu stellen um dazu zu gehören. Um etwas besonderes zu sein.
Lächerlich.
Erbärmlich.
Schwach.

Hatte er dieses Ziel erreicht? Erreicht ohne es wirklich erreichen zu wollen?
Er wollte nur helfen, ergriff die Möglichkeit die sich ihm bot um alles, nein sich, zu ändern. Damit er was besseres sein konnte.
Doch hatte er am eigenen Leibe nun den damit verbundenen Schmerz erfahren. Immer und immer wieder.
Es schien kein Ende zu nehmen.
Nicht in hundert Jahren.
Kein einziges Mal.
Und es würde sich auch nichts ändern. So glaubte er. Er fühlte sich gefangen. Gefangen in einem Käfig dessen Gitterstäbe dicker als Litfaßsäulen waren. Aus einem Material, so hart, so fest, dass nicht einmal er es zerbrechen oder gar verformen konnte. Eine Flucht schien unausweichlich. Gefangen in der Einsamkeit. Gefangen in der Dunkelheit. Gefangen in der Kälte.
Sich danach sehnend, was neues zu erleben. Wieder zu leben. Zu lieben.
Kein Geräusch war zu hören, kein Lufthauch zu spüren.
Wieder leere.
Unendliche leere.

Niemand war dort um ihn dort heraus zu holen. Niemand sah ihn. Niemand wusste von ihm. Doch alleine würde er den Weg auch nie herausfinden.
Er konnte nicht.
Er würde nicht.
Wollte er überhaupt?
Er wusste nicht was sein würde, würde er hinauskommen. Er kannte nichts anderes. Seit Jahren hatte er nichts anderes gesehen. Würde er überhaupt klarkommen? Würde er stark bleiben? Wieder zu sich selber finden? Oder würde er in dieses Gefängnis zurückfallen, weil er sich selbst nicht halten konnte?

Oder war dieses Problem, dieses "Leid", diese Einsamkeit einfach nur Einbildung? War er blind gegenüber dessen, was er hatte? Sah er es einfach nicht? Wusste es nicht zu schätzen?
Doch wie erkannte man, ob man es hatte oder nicht? Wie?

Eine Ungewissheit die einen innerlich verfaulen ließ. So viele Fragen und doch keine Antworten. Würde es jemals jemanden geben, der sie geben konnte?
Er wusste es nicht.
Er wusste so viel und doch wusste er gar nichts. Es nervte. Es frustrierte. Es nagte an ihm. Wie ein Bieber an einem Holzpfahl. Nur dass er daraus keinen Damm baute. Dafür war es nicht greifbar genug. Wenn er könnte würde er. Nur damit dieses Gefühl der Ungewissheit verschwinden und er Frieden finden würde. Frieden der laut allen existierte.
Doch kannte er nichts anderes als Krieg.
In der Vorkriegszeit geboren und aufgewachsen, im Kampf bewiesen und gefallen, nach der Schlacht aus dem Eis gezogen und im nächsten Streit versunken. Wieder kämpfte er. Wieder und wieder. Er kannte nichts anderes.
Er kämpfte für sich, für andere.
Aber er kämpfte.
Als wäre das der einzige Sinn seines erbärmlichen Lebens.
Das einzige was er konnte.

Sein Blick lag weiterhin auf dem Mann, ihm gegenüber. So lange hatte er ihn nicht gesehen. So viele Erinnerungen teilten sie und doch fand keine ihren Weg zurück zu dem Braunhaarigen. Zumindest schien es so. Es waren Buckys Augen, sein Gesicht und dich blickte er einem ihm völlig Fremden entgegen. Jemand der nichts weiter als morden gewohnt war. Die es gewohnt war, an Marionette Seilen zu hängen. Gespielt zu werden. Befehle zu bekommen.
Dass der Winter Soldier nie selbstbestimmt handelte war klar. Dafür waren seine Opfer zu spezifisch gewesen. Denn er tötete in seiner "Amtszeit" keine gewöhnlichen Menschen. Die Morde waren sorgfältig gewählt, geplant und ausgeführt worden. Von einem Profi.
Einem, der ohne diese Befehle zusammenzubrechen schien. Warum sollte er sonst ständig danach flehen? Betteln? Winseln?
Warum würde er sonst so handeln wie er es tat? Eine andere Erklärung fand er einfach nicht. Doch es schien auch nicht gerade so als wäre Bucky in der Lage, ihm ernsthaft darauf zu antworten. Er kämpfte mit sich selber.
Auch wenn dieses Bild, dass sich ihm bot immer noch ungewohnt war. Früher hatte er ihn nicht einmal so erlebt. Kein einziges Mal. Er war immer der Stärkere von ihn beiden gewesen. Der Aufpasser.
Nun schien es an Steve dies zu tun. Auch wenn dieser noch genauso schwach war wie damals. Egal wie viele Muskeln er hatte, wie stark er war oder was er schon alles getan hatte. Er würde immer dieser schwache, sensible Junge aus Brooklyn bleiben, dessen bester Freund ihn aus den dunklen, dreckigen Gassen und in die nächste Bar, zum nächsten Date zog.

Jetzt saß er dort, auf einem Stuhl, an einem Tisch, den Kopf immer noch in die hand gestützt und blickte seinem ehemaligen besten Freund entgegen. Oder eher die Person die er als diesen identifizierte. Dieser strahlte Ruhe und Unruhe in einem aus. Seine Kinder flackerten, sein Körper bebte und die Kälte zeichnete ihn stärker als je zuvor. Nicht nur im Blick.
Am ganzen Leibe.
Er schien trotz warmer Jogginghose und weichen T-Shirt zu frieren.
Sein Kreislauf schien wirklich am Ende seiner Kräfte zu sein, vollkommen ausgelaucht und davor zu kollabieren.
Nur noch mehr Fragen kamen auf, welche er dieses Mal aber sofort verdrängte. Mit zitternder Stimme und geradezu verzweifelten, ängstlichen Blick wiederholte er sich. Sagte er habe keine Freunde und keinen Namen. Sagte, dass Steve seine Mission war, nicht jemand der ihn kannte, den er kannte.
Daraufhin vergrub er traurig lachend das Gesicht in den Händen, befahl oder flehte mehr, dass er ihn löschen, töten oder einfrieren solle, bevor er ihn tötete.
Wieder und wieder wiederholte er, dass Steve seine Mission war und er ihm augenblicklich an die Kehle springen könnte. Zwar war sein Wortlaut ein anderer, aber es kam auf dasselbe hinaus.
Er spielte mit dem Gedanken ihn anzugreifen. Ihn zu töten. Doch tat er es nicht. Er tat es nicht.
Warum nicht?
Was hielt ihn ab?
Was störte ihn, wenn er doch so sehr darauf bestand, dass nichts war? Dass er ihn nicht kannte? Das er ein niemand war?

Bucky sackte in sich zusammen, sein Stirn lehnte gegen seine Knie, während er sich krümmte. Seine Stimme wurde immer leiser, immer gedämpfter, immer schwächer.

Ohne weiteres Wort hatte Steve ihn beobachtet. Er blieb stumm.
Nur sein warmer Blick verharrte wo er war, sein ruhiger Atem war zu hören. Sonst nichts. Noch nicht.

Im nächsten Augenblick stand der Blonde auf, ging zu einem Schrank und öffnete die Türen. Kurz schwiff sein Blick durch die einzelnen Fächer, in denen sich alles mögliche Befand. Alles mögliche brauchbare. Da schnappte er sich eine dunkle, weiche Samtdecke, schloss die Türen wieder und drehte sich wieder zu dem Mann. Langsam und bedacht nährte er sich ihm, setzte sich auf die Bettkante. Er beugte sich ein wenig hervor, entfaltete die große, hoffentlich wärmende, Decke und legte sie ihm um die Schultern. Steve gab sich erst zufrieden als Bucky komplett in den weichen Stoff gehüllt war. "Vielleicht siehst du mich als Mission. Aber das verängstigt mich nicht.  Ich kann dir eventuell helfen, doch entscheidest du, ob du meine Hilfe annimmst, mich wegstößt oder gar deinen Auftrag erledigst. Wenn du willst, nur zu. Bedenke, dass du hier dann immer noch nicht herauskommst... Dass du immer noch keine Antworten finden wirst.", meinte er ruhig, zog die Decke etwas enger um ihn, beobachtete seine eigenen Hände dabei ein wenig. Für den Moment ertrug er es nicht ihm in die Augen zu schauen.
Langsam ließ er die Hände auf die Matratze sinken, hob doch noch den Blick und zwang sich dazu in Buckys Augen zu schauen.

Der Grund, warum er sich überhaupt traute, sich dem Anderen zu nähern, war schlichtweg ein einziges Wort. Ein Name. Ein Spitzname. Den der nur einer ihm gegeben hatte. Dieser war Bucky gewesen. Der Winter Soldier nannte ihn, so wie Bucky es viele Male getan hatte. Nun musste er es sein.
Und Steve konnte seinen besten Freund nicht erfrieren lassen. Egal, ob er ihm angedroht hatte ihn zu töten.

Er konnte es einfach nicht.
"Ich will dir nur helfen.", murmelte er sanft, aber auch ein wenig traurig. Denn der Anblick betrübte ihn weiterhin, als auch die fehlende Erkenntnis.
Steve wusste nicht wonach er suchte, was er da eigentlich tat oder was er sich erhoffte.
Er drehte sich im Kreis.
Einem endlosen Kreis.
Einem nie endenden Weg.
Einem Weg zu ihm.

James Buchanan Barnes. Sergeant der Spezialeinheit. Sein bester Freund.
Der einzige der ihm blieb.
Nach all diesen Jahren.

Bucky und er, er und Bucky.
Freunde für immer.

Oder?

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[ 38545 ] Do Jan 16, 2020 9:47 pm
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Bucky Barnes [the Winter Soldier]
#007 | #Stucky | @Schleiernacht

Blut auf eiskalter Haut, Schreie in Todesangst, die sein Wesen nicht erreichten. Nicht erreichen konnten. Er war wie auf einem langen Steg gefangen, schmal und von beiden Seiten von Meeren des Schmerzes umgeben. Es war nicht sein eigener Weg, kein selbstbestimmter Pfad, und doch war es der einzig feste Untergrund, der ihm geblieben war. Auf den die Wogen des Schmerzes ihn Mal für Mal zurücktrieben. Auf der Flucht vor dieser doch so vertrauten Qual ging er diesen Weg, war ihn lange, so unendlich lange, gegangen. Hatte ihn etwas zum Straucheln gebracht, ihn berührt, gestoßen, war er sofort gefallen. Wieder und wieder, so oft, dass er immer wieder bezweifelte, ob das nicht ein Sturz ins Bodenlose war.
Doch irgendwann traf er immer auf das Meer, das dunkle Meer, dessen tiefschwarze Fänge an seinem Verstand zerrten, als wollten sie ihn zerreißen. Ihn zurückreißen, in Stücke. Zurück in den Schmerz, zurück in das grässliche Gefühl, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein. Und so hatte er gelernt, sich mühevoll beigebracht, trittsicher zu sein. Alles aus seinem Weg zu räumen, bevor ein vielleicht gleicher Kampf ihn wieder würde stürzen lassen. Er hatte gelernt abzudrücken, bevor es sein eigener Körper war, dessen Sohlen auf dem brüchigen Untergrund seines Weges den Halt verloren. Er konnte es, wusste, dass er es konnte. Lange Stunden, Tage hatten ihm die gespannten Instinkte eines gefangenen Tieres eingetrieben, dessen Territorium bei unbefugtem Betreten nicht mehr verlassen werden würde. Denn alle, die er sah, würden tot sein, und alle, die ihn sahen, konnten triumphieren, ihn nutzen wie ein Stück Stoff, das man ganz seinem Wunsch zuschneiden kann.
Er führte seine Kunststücke vor, bettelte vor seinen Gefängniswärtern, dass die Bestrafung für sein Vergehen ertragbar wäre. Er tötete, tötete auf Befehl, und die, die ihm die Anweisungen gaben, triumphierten. Triumphierten, bei allem, was er tat. Er konnte nicht gewinnen, nicht siegen mit diesem Strick, der sich immer enger um seinen Hals zu ziehen schien, wollte er sich regen. Und so blieb er stehen, immer, jedes Mal, nur der tödliche Weg seiner Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hielt ihn von Angst getragen über dem Meer des erneuten Schmerzes. Des erneuten Versagens. Man hatte ihn nicht berühren können, ohne dass er fiel. Zu schmal sein Weg, zu erdrückend die Wogen am Rande seines Blickfeldes.
Doch nun war das Vergangenheit, schien Vergangenheit zu sein. Schien eine Vergangenheit zu sein, so trüb und unklar wie der beschlagene Spiegel, in dem er sein eigenes Wesen nicht mehr erkennen konnte. Eine Vergangenheit, die tatsächlich vergangen wirkte. Vergangen, vorbei. Und er fühlte sich sicher, getragen. Nicht von seinem vorherigen Weg, gefährlich und stets nur einen Atemzug vom nächsten, vielleicht letzten Sturz entfernt. War dieser grausame Weg seiner vergangenen Jahre beendet, traf er auf Festland, Sicherheit? Es schien so, es wirkte so, und nichts wünschte er sich sehnlicher. Er fühlte sich sicher, schmerzhaft sicher, so sicher wie noch nie, solange er denken konnte.

Lag es an ihm? Steve? Der Blonde hatte sich am im Zimmer befindlichen Tisch niedergelassen, scheinbar völlig ruhig. Er schein keine Angst vor ihm zu haben, ihm, dessen ihm selbst fremd gewordenes Gesicht das eines gnadenlos gesuchten Assassinen war. Hatte er keine Befürchtung, dass er ihn nur in ein weiteres, irgendwann namenloses Opfer des Winter Soldiers verwandelte? Dass er sterben würde, hier und jetzt? Er war stark, das sah er selbst jetzt, durch den Schleier von Tränen, den er so krampfhaft zu unterdrücken versuchte. Doch er, der Namenlose, das Monster war unberechenbar. Er hatte sich nie darum geschert, wie alt oder jung, stark oder schwach seine Opfer, Missionen gewesen waren. Er hatte nicht darauf geachtet, ob sie winselten oder ihn verfluchten. Er hatte nicht auf sie geachtet, nicht auf die Menschen. Einzig und allein ihr rot schlagendes Herz war sein Ziel gewesen. Er hatte Leben zu beenden, immer wieder, nie ein Ende dieser Massaker. Er kam, tötete und verschwand. Manchmal wurde ihm die Erinnerung daran gelassen, manchmal nicht.
Manchmal hatte er sich erinnert, schemenhaft, manchmal hatten sie ihn einfach gelöscht, weil sie Gefallen an seinen Schreien zu finden schienen. Gefallen daran zu finden schienen, wie wehrlos er ihnen doch ausgeliefert war. Er war niemand, und doch formten sie ihn immer wieder neu, dass letztendlich nur noch ein Haufen Splitter verblieb. Splitter dachten nicht, Splitter fühlten nicht – sie waren da, eine Waffe, um anderen ein Ende zu machen. Ein Ende, wie er es nie bekommen hatte, auch nicht nach Stunden des letzten verzweifelten Flehens. Er war so lange kalt gewesen, unnahbar, dass es nun umso schmerzhafter war, wieder von der Angst zerfressen zu werden. Einer Angst, die neu war, aber schon jetzt so verhasst, dass ein Würgen in seiner Kehle aufstieg. Er wich zurück, brachte Distanz zwischen Steve und sich, als würde es ihm besser gehen, wenn er wieder allein mit sich war. Als würde die Mauer, die er sich im Moment sehnte, auch seine Gefühle, so vertraut und fremd gleichermaßen, wieder verschwinden lassen. Und ihn gleich mit.

Kraftlos und verzweifelt rollte er sich zusammen. Er hatte Angst, Angst, die ihm nie zugestanden worden war. Angst, die er nie gehabt hatte, Angst, die ihm nun fremder war als er selbst. Angst, die ihn lähmte, ihn zum Zittern brachte, ihn den Verstand verlieren ließ. Noch mehr, als er es ohnehin schon getan hatte. Erst gestohlen, dann verloren. Sein Schicksal schien besiegelt. Er war ein Mörder, und das nicht nur einmalig. Er war schwach, hatte sich gegen nichts mehr gewehrt, war blind jedem Befehl gefolgt, da seine Augen geschlossen worden waren. So wie jetzt, nur war es nun er selbst, der sich vor der Welt verstecken wollte. Einer Welt fern von Gefangenschaft und Folter, einer Welt, in der er dem Schmerz enkommen war, um es nun selbst in der Hand zu haben. Und er wusste nicht, was er tun sollte, wollte, konnte. Es war seine Entscheidung gewesen, seine Freiheit, und er war zurückgefallen. Natürlich. Es war alles, was er kannte, was er fürchtet. Fallen. Denn jedes Mal wurde es schwerer, wieder aufzustehen, weiterzumachen, wenn das Eis ihn nach qualvollem Schmerz wieder freigab. Jedes Mal wurde es unmöglicher. Er wach schwach,m war es immer gewesen, seit er denken konnte, und wie es aussah, würde es wohl für immer so bleiben. Für immer - er hatte zu lange gelebt, als man es ihm ansah, und es war nicht vorraussehbar, wann das Ende kommen würde. Ob es kommen würde. Wenn er Glück hätte, war das Ende nicht mehr fern. Er war ein Mörder. Er war ein Monster, unmenschlich, gefährlich, tödlich. Gewissenlos. Und sie hatten ihn, wer auch immer sie waren. Vielleicht war es die Regierung, irgendeine Regierung, auf deren Liste der Todeskandidaten er aufgelistet werden sollte. Es wäre gut, wenn man einen Schlussstrich ziehen würde, unter seinem Namen, den er selbst nicht mehr kannte. Es wäre besser für alle. Für ihn selbst, für Hydra, für Zivilisten...für Steve. Wer auch immer er war, es war klar, dass er ihm vertraute, irgendwie. Dass er sich nicht von ihm fernzuhalten gedachte. Dass er nicht gehen würde, bevor irgendetwas geschah. Doch er wusste, wer er war. Was er war. Er verlor die Kontrolle, und das teilweise so sehr, dass er nicht nur fiel, stürzte, sondern gleich starb, irgendwo in den düsteren Tiefen seines Verstandes. Er war eine Gefahr, sollte es schon immer sein. Niemand sollte bei ihm sein, er sollte bei niemandem sein. Er war ein Monster, und ein wildes Tier würde um sich schalgen, kratzen, beißen, wenn es sich in Todesangst befand. Und das war der Zustand, auf den er langsam aber sicher zusteuerte: Todesangst. Keine Angst vor dem Tod, sondern eine solche Panik, dass er fürchtete, er würde jeden Augenblick sterben.
Ihm war so kalt. Es tat weh.

Er war scheinbar weggetreten, hatte auf der Flucht vor der Realität, der er sich nun zu stellen hatte, erneut zu tief in den hässlichen Untergründen seines Gehirns gegraben. Das war keine gute Idee, war es nie. Sein Atem strömte stockend in seine Lungen, als er mühsam Luft holte. Er spürte jemanden neben sich, spürte, wie sein Körper etwas zur Seite rutschte, als sich die Matratze neben ihm leicht senkte. Sein erster Reflex wäre gewesen, denjenigen zu töten, der sich ihm näherte. Es war in seinen Kopf eingebrannt, mit hässlich roter Schrift, deren Erscahffer er nur zu gut kannte. Er durfte niemanden an sich heranlassen. Er musste emotional unberührbar sein, körperlich ebenso. Er war kein Mensch, er war eine Waffe, der man nur einen Befehl zu geben hatte, bevor sie blind und ohne einen weiteren Gedanken gehorchte. Und doch war er lebendig, verwundbar, und das merkte er gerade jetzt schmerzhaft deutlich. Sein Körper wollte ihm nicht gehorchen, ebenso wie auch sein Gehirn, das keine Anstalten machte, eine Morddrohung auszusenden, um Steve dann gnadenlos die metallenen Finger an den Hals zu legen, bereit, ihm ein Ende zu setzen. Denn natürlich war es Steve, der sich vorsichtig neben ihm niederließ. Er war zu kraftlos und schwach, um etwas dazu zu sagen, erst recht, als er plötzlich spürte, wie etwas warmes über seinen fröstelnden Körper gelegt wurde. Er blickte nicht einmal auf, bevor er sich fast schon automatisch weiter in die weiche Decke rollte, die der Blonde ihm tatsächlich sorgsam um den Körper legte. Sofort ließ seine kalte Haut nach, zu schmerzen, und dankbar für diese Linderung entwich dem Dunkelhaariges ein leises Seufzen. Seine Finger krallten sich in den weichen Stoff, schmiegten sich haltsuchend dagegen, und er schaffte es sogar, ruhig Steves Stimme zu lauschen.

"Vielleicht siehst du mich als Mission. Aber das verängstigt mich nicht."
Er sah gar nichts mehr. Weder eine Mission, noch die Flucht. Er sah einfach nichts mehr, keine Zukunft, keine Vergangenheit. Seine Erinnerungen waren rar, knapp bemessen, und wenn doch eine von ihnen ihre Karten aufdeckte, waren diese bloß Bilder von dem Tod, den er brachte, gebracht hatte. Er sah nichts mehr, er wusste nichts mehr. Und so regte er sich nicht, genoss nur mit leisem Staunen, wie die Wärme von Steves Körper in kurzem Abstand ihn tatsächlich auf solch eine Weise zu beruhigen vermochte, dass es ihm für einen Moment tatsächlich egal zu sein schien, wie Verzwiflung und Hilflosigkeit noch eben von ihm Besitz ergriffen hatten. Sein Atem ging nicht mehr hektisch, stoßweise, und langsam gelang es ihm, die zuvor noch krampfhaft zusammengekniffenen Augen langsam zu öffnen. Wahrheit sprach aus den Worten Steves, und obwohl er ihm den Kopf nicht zuwandte, schien etwas in ihm zu wissen, dass der Blonde den Blick nicht von ihm richtete. Diesen tiefblauen, wissenden Blick, den er irgendwoher kannte, doch von dem er nicht sagen konnte, wo er ihn schon einmal gesehen hatte.

"Ich kann dir eventuell helfen, doch entscheidest du, ob du meine Hilfe annimmst, mich wegstößt oder gar deinen Auftrag erledigst. Wenn du willst, nur zu."
Wollte er es? Wollte er seine Mission, vielleicht seine letzte, wirklich erledigen? Konnte er es überhaupt? Sein Körper verneinte ihm das, deutlich. Die Nähe des anderen machte ihn seltsam müde, entspannt. Es wäre kein Problem für ihn gewesen einzuschlafen, jetzt. Es wäre ein Schlaf ohne Albträume, aus denen er mit panisch klopfendem Herz erwachen würde, da war er sich sicher. Woher er das wusste - er hatte keine Ahnung. Er wusste es einfach, und auch wenn da durchaus auch der Drang da war, auch das zu hinterfragen, konnte er sich damit zufriedengeben. Er konnte sich damit zufriedengeben, Wörtern zu lauschen. Wörtern, die ihn nicht veränderten, ihn nicht zerstörten, so wie andere es konnten. Er mochte Steves Stimme, das musste er zugeben, und auch ihn als Person hatte er als Person bisher noch nicht verabscheut. Der Blonde hatte einen Namen, den er kannte, und er war ruhig, freundlich. Er hatte ihm nichts befohlen, ihn nicht in eine willenlose Marionette verwandelt, die mit eiskalten Augen durch die Länder ziehen und Mensch um Mensch töten konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. Er bot ihm sogar Hilfe an - wovür wusste der Dunkelhaarige zwar nicht, doch das Angebot an sich war fast schon zu viel für ihn. Das waren Worte, die er seit Jahrzehnten nicht gehört hatte, nicht hatte hören dürfen. Es war neu, sie zu vernehmen, und im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die ihm unbekannt und furchteinflößend schienen, ließen Steves Worte sein Zittern versiegen. Er war ruhig.

Und er bleib ruhig, auch, als Steve kurz das aussprach, was der Realität entsprechen würde, sollte er trotz allem hier drinnen ein Massaker begehen. Als er es tatsächlich schaffte, sich aus dem schläfrigen Augenblick der Ruhe zu lösen, den Blick zu heben. Steves Augen blickten direkt in die seinen, leuchtend blau und voller Trauer. Er war gebrochen worden, so oft mit Schmerz und Folter...und jetzt schaffte es ein einziger Blick, ein kurzer Augenkontakt wörtwörtlich, einen Riss in die Mauer zu reißen. Dahinter - dahinter war er. Er selbst, eine Person, die sein jetziges Ich nicht kannte. Es war nicht viel, nicht genügend Stücke seiner formlosen Vergangenheit, als dass er daraus ein Bild hätte zusammenfügen können, welches mehr als nur einzelne Fragmente eines Lebens darstellte, das er nicht mehr klar vor Augen hatte. Eines Lebens, welches vielleicht einmal das seine gewesen war, bevor ihm jegliche Kontrolle entglitten war. Bevor er zu dem Monster wurde, das er nun verkörperte. Das er verkörperte, eine Legende, von der er nicht einmal wusste, ob diese Geschichte nicht vielleicht einfach nur eine Geschichte war. Eine Geschichte, nicht er. Er hatte getötet, gemordet - doch war das er gewesen? War er überhaupt jemand? Es fühlte sich nicht so an.
Doch in diesem Moment, als er den Augenkontakt zu Steve zu halten, fühlte er sich wie ein ganzes. Nicht zerbrochen, nicht zerstört. Er fühlte sich wie ein Mensch, als wäre er am Leben. War er auch, vielleicht. Er hatte einen Namen. Er hatte eine Vergangenheit, zumindest kurze Impressionen davon. Und er atmete - oh Gott, er atmete. Als die Luft kühl in seine Lungen strömte, merkte er regelrecht, wie jede seiner Zellen den Sauerstoff gierig aufzusaugen schien, als wäre er nach einem zu langen Tauchgang nach Atem ringend wieder an die Oberfläche gelangt. Die Umgebung schien nicht mehr nach Eis zu schmecken. Er wachte auf.

Sein Gegenüber hieß Steve Rogers. Er war sein bester Freund und gleichzeitig die größte Nervensäge in dieser verdammten, tristen Welt. Er konnte nicht still sein und ließ sich anscheinend gerne in dunklen Hintergassen verprügeln, so oft, wie er ihn aus solchen Situationen ziehen durfte. Aber das war in Ordnung, schätzte er. Solange er ihn nicht noch einmal im bewusstlosen Zustand irgendwohin schleppen musste, weil für eine besonders fiese Wunde seine Fähigkeiten in diesem Bereich eindeutig nicht ausreichten...
...wobei er dabei jetzt wohl eher zusammenklappen würde, als den besten Freund (oder was er jetzt war, nach der Entwicklung, die er selbst hinter sich hatte) irgendwohin transportieren zu können. Seit jetziger Zustand und vor allem das deutlich größere Gewicht des Blonden würden sogar den Transport über das hiesige Zimmer unmöglich werden. "Du hast zugenommen." Trocken musterte er den anderen, die Augenbrauen kritisch zusammengezogen. Er überlegte nicht, bevor ihm die Worte über die Lippen kamen, wie von selbst schien er in ewig alte Muster zurückzufallen, deren er sich nicht einmal mehr entsinnen konnte. "Und du bist gewachsen." Prüfend versuchte er, sich erneut aufzurichten. Zu seinem Erstaunen ging das tatsächlich ohne größere Probleme - er fühlte sich noch immer schwach und erschöpft, doch gelang es ihm, sich Steve aufrecht gegenüber zu setzen, ohne gleich wieder zusammenzubrechen. Es war ungewohnt, verdammt ungewohnt - das alles hier. Das Wissen um die Vergangenheit rieselte in seinen Verstand zurück wie störrische Schneeflocken, vereinzelt und teilweise ganz ausbleibend. Es waren nur kleine Lichter in diesem großen Dunkel, und doch reichte bereits das aus, etwas Leben zurück in den Blick des Dunkelhaarigen zu bringen, bevor er die Augen unsicher wieder niederschlug. Seine Metallhand krampfte sich in den Stoff der weichen Decke, die noch immer seinen Körper umhüllte und wärmte, während die Finger des anderen Arms nervös über die kalte Oberfläche der Prothes schabten. So viele Lücken, und gleichzeitig so viel, was zurückkehrte... Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Steves Präsenz hatte in nur wenigen Minuten einen winzigen Riss in den gewaltvoll errichteten Damm seines Vergessens gerissen, und gerade das kleine Rinnsal an Erkennen überforderte ihn auf eine neue, umfassendere Weise. Er wagte es nicht, seinem Gegenüber in die Augen zu blicken, als er endlich sprach.
"Steve? Ich glaube, ich habe total versagt."
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#Stucky - one kiss is all it takes Dunkel10
Vielen Dank @Tim für diese unglaubliche Cuteness <3


Zuletzt von Dunkelseele am Mi Feb 05, 2020 3:50 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 38870 ] Mo Jan 27, 2020 5:20 pm
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Steve Rogers | Captain America
#007 | #Stucky | @Dunkelseele

Stille.
Nichts als Stille.
Dunkelheit.
So tiefschwarz wie der dunkelste Ort in der Seele.
Nur ein kleines Lampenlicht erhellte den Raum.
Schien auf den Stuhl im Zentrum des Raumes hinab.
Es blendete leicht und verbarg dennoch die heruntergekommende Umgebung nicht.
Der Boden war dreckig, die Wände abgenutzt und es wirkte allgemein sehr unheimlich und vebraucht.
Im nächsten Augenblick ertönte ein leises, erschöpftes Schnaufen. Es durchzog den ganzen Raum, dass wirklich jeder es hätte vernehmen können.
In der Mitter stand immer noch dieser alte, schwarze, zerkratzte, verrostete und klapprige Metallstuhl. Auf ihm drauf ein junger Mann, mitte zwanzig. Seine Arme waren hinter dem Stuhl an den handgelenken zusammengebunden, seine Beine an den Stuhlbeinen, wodurch diese etwas gespreizt waren. Währenddessen hing der blonde Kopf erschöpft, wie ein nasser Sack nach unten. Die Haare  waren komplett nass, tropften sogar. Jedoch tropften sie nur teilweise wasser. Neben den Wassertropfen, gelangten auch welche in dunklem, frischen rot auf den Boden und den Schoß des Mannes. Er trug ein schwarzes T-Shirt, welches an mehreren Stellen zerissen und mit Flecken übersäht war. Die graue Jeanshose sah genauso versaut aus. Nur das diese gewollt zerissen war. Unter beiden Stoffn lugten Hämatome und unzählige Schnitt- und Brandverletzungen hervor, genauso wie mehrere Prellungen. An manchen Stellen konnte man glauben sogar die Rippen oder andere Knochen unter dem aufgerissenen Muskelfleisch erkennen zu können.
Immer wieter keuchte er, brachte sonst keinen Ton heraus und hatte nicht mehr die Kraft sich zu bewegen oder gar seinen Kopf zu heben um seinem Peiniger entgegenzublicken. Es reichte nicht einmal mehr um die zusammengebundenen Hände vor Schmerz, Wut oder Trauer zusammenzuballen. Es mangelte ihm einfach an Kraft.

Es kam ihm vor als würde er Stunden warten. wann würden sie wiederkommen? Würden sie ihn hier einfach an seinen inneren und äußeren Verletzungen sterben lassen? Oder würden sie warten bis er langsam verhungerte? Wer auch immer hinter dem ganzen steckte. Dies war sicherlich kein angenehmer Zeitgenosse und er fragte sich, was er diesem angetan hatte. Warum er so behandelt wurde. So litt.
Im nächsten Augenblick vernahm er ein leises Knacken, welches er der Türe zuordnete die seinen einzigen Weg nach draußen darstellte. Im nächsten Augenblick knackte es und die mächtige Türe wurde aufgestoßen. Eine Frau, nicht älter als er trat herein. Langsam begann sie ihre Kreise um den Mann zu ziehen, durchbohrte ihn mit ihren Blicken und seufzte, als sie wieder direkt vor ihm stand. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass sie einem ihrer "Kollegen" wohl ein Zeichen gegeben hatte. Sie nahm etwas in die Hand, es blitzte kurz in dem grellen Licht doch es gelang ihm nicht den Gegenstand zu identifizieren. Im nächsten Augenblick spürte er wie ihre Handrückseite seine Wange traf und die gerade erst verheilte Wunde wieder aufriss. Ein leises Zischen entfuhr ihm, ehe er an den haaren gepackt und sein Kopf nach hinten gezogen wurde, wodurch er gezwungen war in ihr Gesicht zu schauen. Braune Augen blickten ihm entgegen, perlenweiße Haut, ein wunderschönes Gesicht mit vollen Lippen und umrandet von kinnlangen, welligen, braunen Haaren. Sie lächelte leicht. "Du weißt immer noch nichts von Frauen.... Dabei müsste man meinen, dass du bei deinem Alter mittlerweile Experte sein solltest.... Hundert Jahre sind schließlich kein Zuckerschlecken...." Gelangweilt und seufzend zuckte sie mit den Schultern. "Was solls..." Sie drehte noch eine Runde um ihn. Dabei ließ sie den schwarzen Revolver in ihrer Hand ein wenig zwischen ihren Fingern im Kreise drehen. Ein anderer Mann, unauffällig gekleidet, hielt währenddessen weiter seinen Kopf zurück. "Ich frage mich immer noch, warum du es uns so leicht machst... Mittlerweile sollte dir klar sein, dass ich nicht sie bin.... Auch wenn ich so aussehe. Meinst du nicht?" Ein hämisches Grinsen legte sich auf ihre Lippen, während ihre Augen belustigt funkelten. Sie blieb wieder vor ihm stehen. "Deine ach so geliebte Peggy Carter hat dich doch schon längst aufgegeben und vergessen... Und sie würde dir sowas doch nie antun... Oder? Schließlich wart ihr ein Paar, oder irre ich mich?" Sie hob fragend aber dennoch provokant eine Augenbraue, während sie sich auf ihre Unterlippe biss.
Kein einziges Wort verließ seine Lippen. Er starrte ihr nur entgegen, biss die Zähne aufeinander. So gut es nunmal ging. Sie log. Ja, sie war nicht Peggy. Aber er hatte sich gewehrt. Nur etwas zu spät vielleicht. Außerdem war er auch nicht gegen alles immun. Sein Immunsystem war stärker als andere, aber nicht unbesiegbar. Genauso wie auch nicht jede Wunde sofort heilte oder ihn nicht in Lebensgefahr bringen konnte.

Mit einem Mal nickte die Frau dem Mann hinter ihm zu, welche sofort verschwand. dadurch klappte sein Kopf sofort wieder nach vorne, was ihn etwas lauter als zuvor keuchen ließ. Die Tür schloss sich hinter dem menschlichen Gorilla, wodurch er mit der "Lady" alleine war. Diese steckte den Revolver in ihren Hosenbund und ließ ihre zarten Finger in seine Haare gleiten, zog seinen Kopf daran nun selber zurück und machte es sich auf seinem Schoß bequem. Sie saß etwas mehr in Richtung seiner Knie, drückte ihren Rücken durch, wodurch ihr doch sehr freizüger Aufzug nochmal betont wurde. Jedoch sah er nur in ihre Augen. Sie legte den Kopf etwas schief. "Naja, ich kann es ihr auf jedenfal nicht verübeln... Du bist schon ein Glücksfang...", säuselte sie mit versucht verführerischer, benebelter Stimme und setzte einen Kuss hinter sein Ohr. "Naja, zu schade, dass ich das hier schon beenden muss. Ich würde noch sehr gerne weiter mit dir plaudern, aber deine Kollegen sind sehr hartnäckig... Wir müssen die Sache also schnell hinter uns bringen, sonst kann ich meinen Triumph vergessen..." Sie ließ ihren Daumen über seine Unterlippe wanderen, zog diese etwas herunter und sah auf diese, dann wieder leicht erregt in seine Augen. Jedoch kletterte sie dann wieder von ihm runter. "Was America wohl sagen wird, wenn sie ihren geliebten Helden finden? Tod? Mich, als diejenige, die den ach so großen Helden zur Strecke brachte, besiegte?" Sie leckte sich lüstern über die Unterlippe. "Du wirst mir nie wieder im Weg stehen und America bekommt was es verdient... Das nenne ich mal Gerechtigkeit." Sie zog den Revolver wieder aus ihrer Hand und hielt ihn gegen seine Stirn, drückte den Kopf nun so anstelle mit ihrer Hand hoch. "Sag 'Auf Wiedersehen', Steve Rogers." Sein Blick lag immer noch in ihrem, jedoch schloss der dann die Augen. Er versuchte ruhig ein und auszuatmen, hatte sich mit diesem Ende schon abgefunden. Egal wie nah die anderen waren, sie würden es nicht rechtzeitig schaffen.
Er spürte das kalte Metall an seiner Stirn, hörte schon wie sie den Revolver ladete. Er glaubte sogar schon zu hören, wie sie langsam den Abzug hinunterdrückte.
Wie lange würde sie sich Zeit lassen?
Niemand würde ihn wirklich vermissen.
Er hatte niemanden.
Alle seine Freunde, alle die ihm etwas bedeuteten...
Sie alle waren weg.

Er hatte die Avengers doch nie war es das gleiche. das schlimmste war, dass sich dieser Gedanke regelrecht in seinen Kopf gebrannt hatte und sich immer wieder wiederholte. Vielleicht fiel es ihm deswegen auch so schwer, sie an sich heranzulassen. So richtig.
Wahrscheinlich trauerte er einfach immer noch. Hatte Angst noch mehr Leute, die ihm etwas bedeuteten zu verlieren.Zudem war er sowieso noch ziemlich überfordert in dieser neuen Welt. Dieser Welt, die sich in siebzig Jahren so dermaßen verändert hatte, dass es ihm den Boden unter den Füßen wegzog.

Dann endlich ertönte der laute Knall, dem er sich in den letzten Sekunden beinahe hinzu gerekelt hatte. Doch war es ein anderer als erwartet. Die Leere die er erwartete, erreichte ihn nicht. Genauso wenig die Schwärze. Nichts.
Verwirrt öffnete er die Augen und hörte neben weiteren Schüssen, Lärm und Schreien, dass Sirren von einer Maschine. So viel Zeit war zwar noch nicht vergangen, aber er würde dieses Sirren mittlerweile überall wiedererkennen. Tony.
Dort stand er. Starrte ihn nur an.
Der Blonde erwiderte den Blick, sagte ebenfalls nichts.
Jedoch klappte sein Kopf im nächsten Moment wieder nach unten und er schloss erschöpft die Augen.
Das einzige was er noch hörte, war das geschmeidige Geräusch der Schaniere, aus denen Tonys rot-goldener Anzug bestand. Das einzige was er noch spürte war, wie er losgebunden wurde und Tony sein Gesicht in seine Hände nahm, ihn auf die Wange schlug, als wolle er ihn so bei Bewusstsein halten. "Komm schon, Cap..." Doch es half nichts.
Er konnte seine Augen einfach nicht wieder öffnen oder den Kopf heben, verschwand im nächsten Augenblick aus dieser Welt. Verlor sein Bewusstsein.

Es war schon ziemlich viel Zeit seit diesem Vorfall vergangen. Der Rest der Avengers hatte mit S.H.I.E.L.D das Gebäude geräumt und ihn dort rausgeholt. Sie hatten ihn direkt in ein Krankenzimmer gebracht wo seine Wunden versorgt wurden.
Mittlerweile blieb nichts als die blasse Erinnerung an das was geschehen war.
Schon einmal hatte er die Kontrolle verloren und sich verannt...
Nun tat er es wieder, auch wenn die Konsequenzen milder ausfielen.
Schließlich war nur seine Hand verletzt.
Und dieses Mal war er nicht von einer ganzen Organisation gefangen gehalten, mit Drogen und Giften vollgedröhnt und regelrecht unter eine Kettensäge gelegt worden.
Dieses Mal hatte er sich die Verletzung selbst zuzuschreiben.
Auch wenn er sich keine Sorgen deswegen machte.
Die Wunde verheilen und nicht einmal eine Narbe würde mehr zurückbleiben.

Narben wurden immer als das dargestellt, was die Geschichten der einzelnen Personen dargstellt, was das Leben mit ihnen machte...
Narben zeichneten Menschen...
Doch ihn nicht.
Seitdem das Serum ihn verändert hatte, blieb seine Haut regelrecht makellos, unberührt.
Seine Haut hatte nichts zu erzählen. Außer Jugend und Stärke vielleicht.
Der Schmerz, der Leid und all das was er erlebte würden aber immer noch verborgen bleiben.

Seufzend ließ er seine Hand auf seinen Oberschenkel sinken, während er die Decke enger um Bucky zog. Noch immer saß er neben ihm, ließ ihm so viel Freiraum wie möglich, konnte es aber nicht ganz übers Herz bringen, einfach wieder aufzustehen. Es war immerhin noch sein bester Freund.... Oder? Oder würde er ihn direkt von sich stoßen, sobald er seine Erinnerungen vollständig zurück hatte? Schließlich hatte er ihn im Stich gelassen...

Sein Blick glitt über den Mann, welcher sich bereits in die zweite, wärmere Decke eingerollt und ein tiefes Seufzen ausgestoßen hatte. Steve erkannte wie er seine Finger in den Stoff krallte, sich an die Decke schmiegte und er einfach ruhig dort lag, ihm zuhörte. Es dauerte noch einen Augenblick, aber der andere öffnete seine Augen wieder, zumindest schien es so. Der Blonde blieb einfach wo er war, wartete und wartete. Auf einmal richtete sich der Blick des Braunhaarigen wieder auf, versank regelrecht in dem seinen.
Dieser Augenkontakt war der längste, den sie jemals gehalten hatten und Steve überlegte, ob er vielleicht irgendwas sagen sollte. Oder ob er einfach abwarten sollte.
Irgendwas schien sich in dem Älteren zu regen und Steve glaubte den Bucky, den Bucky den er kannte und schätzen gelernt hatte, in diesen wiederzuerkennen. Das erste Mal seit einer Ewigkeit.
Bucky zog seine Augenbrauen kritisch zusammen, während er trocken behauptete, dass Steve zugenommen habe. Daraufhin nahm er auch allmählich wieder die für seinen besten Freund typische Körperhaltung an, richtete sich vollständig auf und ergänzte, dass er auch gewachsen sei. Seine Augen fielen wieder zu, als er seine Metallhand fester in den Decke krallte, wenn das überhaupt noch möglich war und mit seiner menschlichen Hand über das kalte Material strich. "Steve? Ich glaube, ich habe total versagt."

Dieser Satz versetzte ihm eindeutig einen Stich. Bucky hatte versagt? Nein. Niemals. Wenn hatte er versagt, als er ihn so schnell für Tod erklärte. Ohne irgendeinen Versuch zu starten, wenigstens seine Leiche als Beweis für seinen Tod zu finden. Einfach hinzunehmen, dass er diesen Waggon hinabgefallen war in diese unheilige Tiefe.
Jedoch ging es nicht spurlos an ihm vorbei, dass sich Bucky wohl ernsthaft über Steves neues Ich zu wundern schien. Anscheinend waren nur Bruchteile von Erinnerungen zurückgekehrt... Er schien sich wohl nicht an ihre Trennung zu erinnern.
Vielleicht war es fürs erste besser so...

Schwach lächelte Steve, ließ seinen blauen Blick sanft über Bucky gleiten, während er ihn etwas näher zu sich zog. So wie er es früher immer bei ihm getan hatte. "Nein, das hast du nicht... Glaub mir, Buck." Dabei strich er ihm die langen Haare aus dem Gesicht und lehnte seine Schulter leicht gegen Buckys. "Aber ja, hab ich und bin ich... Das ist aber nicht das einzige was neu ist... Allgemein haben wir viel zu bereden, alter Freund... Wichtig ist aber jetzt erstmal, dass es dir wieder besser geht. Scheint so, als hätte ich endlich mal die Gelegenheit mich zu revanchieren, was?", er schmunzelte leicht, sah seinen besten Freund an und schubste ihn leicht, dass dieser etwas zur Seite schwenken würde.

Das einzige was zählte war, dass Bucky wieder da war. Dass er wiederkam.
Alles andere könnte warten.

Du bist der einzige, der mir geblieben ist....
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Dunkelseele
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Re: #Stucky - one kiss is all it takes   
[ 39593 ] Do Feb 06, 2020 7:37 pm
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Bucky Barnes (the Winter Soldier)
#008 | @Schleiernacht

Jeder hatte seine eigenen Dämonen, diese dunklen Wesen, die die Vergangenheit zu rufen fähig waren, dass alte Zeiten auch im Hier und Jetzt ihre Zerstörung walten lassen konnten. Sein Dämon, seine Angst, sein Hass war er selbst. Jegliche Menschlichkeit hatte er in all den Jahren immer weiter verloren, sie war ihm genommen worden wie einer hilflosen, resignierten Mutter das Kind. Das Kind, das ohne genügend Fürsorge hatte sein müssen, bis man es auf die Entscheidung eines anderen hin in die Wiege einer Zukunft legte, welche als besser und erfüllter beschrieben wurde, leere blumige Worte im Angesicht von Tränen. Aber diese Zeit war nicht besser, war nicht besser gewesen. Man hatte ihm alles genommen, immer und immer wieder. Er war zu nichts geworden, zu niemandem. Als sie ihn in die Hände bekommen hatten, war er wohl nichts weiter als Abschaum gewesen, so perfekt wie die Figur war, zu der sie ihn geformt hatten, die Rolle, die sie ihm gegeben hatten. Irgendwann hatten sie eine leere Hülle vor sich gehabt, eine geeignete Grundlage, um ihm zu dem zu machen, was sie brauchten. Einen lebendigen Körper mit totem Gedächtnis, eine Tötungsmaschine, in dem kurzen Raum zwischen Kontrolle und Verlust pendelnd. Er war ein Dämon, heraufbeschworen in dem Hass anderer, um die heimzusuchen, deren Tod seine Befehlshaber ihm als neue Mission vorsetzten. Er war ein Dämon, ein Phantom, Angst, Leid und Schrecken verbreitend, sobald seine Gestalt in den Blick von Zivilisten und Opfern fiel. Gerade deshalb war er oft unsichtbar gewesen, hatte seinen gefühlskalten Zügen eine Maske übermalt. Unerkannt und falsch hatte sein Weg des Todes immer wieder direkt durch die Höhle des Löwen geführt. Raubtieren gleich hätte man versucht ihn zu zerreißen, mit all den Fängen, welche ihnen im Laufe der Jahre nur noch zusätzlich wuchsen. Man würde versuchen, ihn zurückzutreiben, in seinen Käfig, in dieses Netz der fremden Kontrolle, dessen ins Fleisch schneidende Fasern zu dem einzigen Heim geworden waren, das er kannte. Dem Heim, das doch kein Zuhause war, nur das kleinste Übel, ein scheinbarer Ort der Sicherheit in einer ganzen Welt, die er nicht verstand. Einer Welt, so entfernt, selbst wenn er Teile von ihr mit dem befohlenen Tod überzog wie sich eine Seuche in der Quarantänezone ausbreitet, um ihre blutigen Finger wüten zu lassen in ihrem wahnsinnigen Klavierspiel des großen Sterbens. Er war keine Krankheit, der Massen befiel, nein, seine Ziele waren ausgewählt, kleine Verluste in einer Welt, wo ein Fehlen keine Lücke mehr verursachte. Er hatte gemordet, getötet, ja, vielleicht sogar geschlachtet. Es war sicherlich kein schöner Anblick gewesen, doch erst jetzt drang es nach und nach dumpf in sein überfordertes Gehirn vor, dass er etwas hätte empfinden sollen, wahrscheinlich. Etwas empfinden, wenn das Flehen seinem Gegenüber die Tränen über die Wangen ziehen ließ wie salzige Bäche auf angstfahler Haut. Etwas empfinden, wenn sich Hirnmasse einem Gemisch aus Blut und schleimigem Gewebe gleich über die Dielen ergoss, roter Regen inmitten der Szenerie eines gesitteten Lebens. Er hätte etwas empfinden sollen, wenn er Leben nahm. Vielleicht Reue, vielleicht Verständnis gegenüber ihrem Flehen – oder sogar Freude, irgendwas. Irgendwas. Irgendwas anderes als die Leere, die nun nur drohte, eine weitere Erinnerung unter dem Strom von Vergangenem zu werden, der immer stärker auf ihn einstürzte. Er wusste nicht, ob er es begrüßen sollte, ob er es begrüßen dürfte, zu fühlen, zu erinnern, ja, vielleicht auch zu wissen. Es war ein einziges Chaos in seinen Gedanken, kaum einer beendet, keine Ordnung innerhalb nur weniger Worte, die ihm jahrzehntelang Waffe und Krücke gleichermaßen hatten bieten können. Er hatte keine eigene Position gehabt, hatte sich nach den Wünschen und Befehlen anderer verbogen, und jetzt erst kam der Moment, dass der Schmerz dieses Formens ihn einholte, ihn überrollte. Es war der Schmerz der Vergangenheit, der Gegenwart, ja, wahrscheinlich auch der Zukunft. Er hatte gemordet, ohne jegliches Gefühl, ohne jeglichen Gedanken. Es war noch nicht einmal ein Strom klarer Bilder, Erinnerungen seiner Taten, die ihm die Luft zum Atmen zu nehmen drohten; nein, gerade die Unwissenheit, der Blick durch eine von fremden Tränen beschlagene Scheibe Glas war das wahrhaft grauenvolle hier. Blasse, verschwommene Umrisse bewegten sich, zuckten um den Rand seines Gedächtnis' herum, als wollten die Toten ihm in ihrer Leblosigkeit in diesem Moment ihre spöttische Rache zukommen lassen. Er wusste, dass er gemordet hatte, instinktiv, er wusste es so klar, dass es ihm fast den Schädel zu sprengen schien. Er wusste, dass er gemordet hatte, und doch hatte er keine Ahnung, was Gesichter und Namen eines jeden Toten betraf. Sie waren Schatten geworden, wie er ebenfalls einer gewesen war, und ins Licht zu treten brachte ihn schier um. Jeder hatte seine eigenen Dämonen, seine eigenen Ängste. Doch während jeder es schaffte, im Laufe des Lebens vor ihnen zu fliehen, sie auszusperren, so war ihm klar, dass ihm dies nicht, nie möglich sein würde. Wie konnte man mit sich selbst leben, wenn der Schaden von eigenen Händen wie ein Gefängnis war, aus dem man niemals ausbrechen konnte?

Doch all das schien plötzlich egal, für einen Moment, für eine kurze Zeit, welche sich doch viel länger zog, als sie wohl in Wahrheit einnahm. Wahrheit. Sie schien ihm mit einem Moment wieder so nah, so klar vor Augen. Sie war kein Chaos mehr, versunken in einem Sumpf von alten Fingern, deren Gräber nicht geschlossen worden waren. Er sah, was er getan hatte, für einen Augenblick. Er konnte erahnen, wer er gewesen war, Jahre und Jahre zuvor. Ein kurzer Blick in den Spiegel der Vergangenheit, bevor dieser wieder beschlagen war von den nie enden wollenden Tränen des Flehens, die zahlreiche Gesichter in seinem Angesicht bedeckt hatten. Es waren Tränen der Anklage gewesen, Tränen der Angst, und obwohl sie bloß aus salzigem Wasser bestanden, war ihm in diesem Moment klar, dass sie nie von ihm abperlen würden, wie trocken die Zeiten ohne tote Befehle auch werden sollten. Er hatte lange nicht sehen, erinnern können, was er getan hatte, und auch jetzt waren die Bilder seiner Taten verschwommen und überlagert von immer neuen Teilen einer so lange vergessenen Vergangenheit, die langsam und träge toten Fischen gleich an der Oberfläche seines Bewusstseins auftauchten.
Seines Bewusstseins, welches kannte. Seines Bewusstseins, welches erkannte. Er kannte Steve, hatte ihn erkannt, und der Blonde hatte es mit nur wenigen Worten geschafft, die Mauern in seinem Gedächtnis zu beschädigen, den Fluss an Erinnerungen zu befreien, welche längst vergessene Dämme gleichermaßen zum Einsturz brachten wie das gesamte primitive Verständnis, auf dem seine Existenz gegründet hatte, die ganzen letzten Jahrzehnte. Ein Verständnis, welches nicht das seine war, welches ihm jedoch so lange zum Fraß vorgeworfen wurde, dass er es irgendwann doch verinnerlichen musste, wollte er nicht mitten in Schmerz und Dunkelheit verhungern, nur eine weitere Qual, die ihn mehr als nur einmal nahe am Abgrund des Wahnsinns entlangführte. Er hatte gedacht, er müsste sterben, mehr als nur einmal, und noch öfter hatte er sich einfach gewünscht, tot zu sein. Wenn er überhaupt gewünscht, gehofft, ja sogar gedacht hatte. Er war nicht er selbst gewesen, wer er auch noch sein sollte nach all der Zeit. Man hatte ihn buchstäblich zu niemandem gemacht, zu einer Maschine, welche man bloß bei Bedarf aufzog, dass sie einmal das aufräumte, was nach der kranken Meinung seiner Gefängniswärter nicht mehr in Ordnung war. Er war ihre persönliche Putzkraft gewesen, hatte Gesichter und Leben weggewischt mit einer einzigen Waffe, welche sich höhnisch sein linker Arm schimpfte. Er war nicht mehr menschlich gewesen, Jahrzehnte über Jahrzehnte, nicht einmal als Leben konnte man sein Dasein bezeichnen. Er war ein Roboter, immer neu programmiert, hatte er eine Aktualisierung oder Datenlöschung nötig. Und doch ging nichts verloren. Es kam zurück, jetzt, alles. Irgendwie. Er konnte es nicht zuordnen, in irgendeine Reihenfolge bringen, viele der Bilder wirkten ihm fast unbekannt. Er bekam Einblick in ein Leben, welches vielleicht einmal das seine gewesen war, doch ohne ihre Kontrolle war er zu defekt, um zu funktionieren. Um zu funktionieren, wie es wahrscheinlich jeder normale Mensch tat, tun konnte, der nicht Ewigkeiten damit zugebracht hatte Leben zu nehmen, sollte er einmal aus seinem tauben Schlaf geweckt werden.

Doch es schien egal, alles. Die Vergangenheit, die Zukunft, solange nur die Gegenwart nicht ihr Gesicht änderte, die Karten neu mischte, in einem Spiel, dessen Regeln ihm nicht wirklich vertraut waren. Es brachte nichts, für einen Sieg zu kämpfen, der einen eigentlich zum Verlierer machte, und da er nicht wusste, wer das nächste Mal seine Gegner sein würden, wollte er nicht auf ein noch unbekanntes Deck setzen. Es brachte nichts, schlechte Karten unter den Tisch fallen zu lassen, wenn man nicht gleichzeitig noch ein Ass im Ärmel hatte. Was für ihn definitiv nicht der Fall war, gerade. Das einzige, was auf seiner Hand oder eher seiner Schulter lag, war dieser verhasste Metallarm, der durchgehend Kälte durch seinen Körper schicken zu schien. Kälte, die er kannte, Kälte, die ihm vertrauter geworden war als jede der Erinnerungen, welche langsam sein Gedächtnis füllten. Diese Bilder kannte er, doch waren sie ihm fremd geworden in einer Zeit, in der er mehr als nur seinen Namen verloren hatte. Er hatte sein gesamtes Wesen verloren, jegliche Erinnerung, jegliches Gefühl. Und Steve, vor allem Steve hatte er verloren, denn Steve war so gut wie alles für ihn (gewesen), wie es schien… Die Züge des Blonden schienen tatsächlich einen Großteil seiner Erinnerungen einzunehmen, sollte er das irgendwie einschätzen können. Immer wieder blieb ein einzelnes Bild in seinem Denken hängen, doch die meisten konnte er weder erkennen noch zuordnen, auch, wenn es ohne jeden Zweifel seine Erinnerungen waren. War das gut oder schlecht? Er hatte nicht den leisesten Schimmer. Aber das brauchte er gar nicht, zumindest im Moment nicht. Steve war auch nicht von seiner Seite gewichen, nachdem er ihm die wärmende Decke um die Schultern gelegt hatte, schweigend schien er sich zu vergewissern, dass diese Aufgabe zur Zufriedenheit des Dunkelhaarigen erfüllt worden war. Gleichermaßen wirkte es jedoch für einige Sekunden, als wäre er mit den Gedanken an einem völlig anderen Ort, einem Ort, an dem Krüppel mit Metallarm anscheinend kein Zutritt gewährt wurde. Was tatsächlich keine Überraschung war - der Dunkelhaarige war überrascht, Steves warmen Körper überhaupt neben sich zu spüren, nachdem er vor einigen Tagen erst versucht hatte, ihn auf offener Straße zu erschießen. Was der Grund dafür gewesen war, dass er die Waffe überhaupt auf den Blonden gerichtet hatte - Hilflosigkeit, Verzweiflung und Verlorenheit ohne die ständigen Befehle, die ihm sonst eine Aufgabe gegeben hatten. Er war verabscheuenswert, dass er jenen hatte töten wollen, den sein Gehirn ihm jetzt ganz klar als Freund vor Augen führte. Wie weit hatte man ihn sinken lassen, wie erbärmlich er doch war… er war frei, alles, was er oft gewollt hatte, und sofort hatte ihn die Panik schier erwürgt. Er wusste nicht, was er tun sollte, wo er war, wer oder was er überhaupt war. Er hatte beobachtet, sich versteckt, wieder jeden Schatten genutzt, um mit ihm zu verschmelzen. Und er hatte getötet, natürlich. Was sonst konnte er noch? Wenn er nicht gerade völlig ausgelaugt einem neuen Gefängnis ausgesetzt war, mordete er weiter. Mordete weiter, wahllos, auch ohne Befehle. Es war einfach nur erbärmlich, er war einfach nur noch erbärmlich. Er war verschreckt von seiner Zeit, der Welt um ihn herum, und dennoch konnte er nicht von den Mustern ablassen, die ihn erst zu dem Monster gemacht hatten, welches er war. Er nahm Leben, brachte Tod. Das war es, was er konnte. Man hatte ihn zu einer leblosen Tötungsmaschine gemacht, und auch jetzt nach gelungener Flucht machte er es nicht besser. Eher hatte damit erst sein wahres Versagen begonnen, wie es schien.
Er wusste kein Wort zu sagen, wusste nicht, ob oder wie er Steve ansprechen sollte, durfte. Hinter dem Blonden hatte sich die Tür automatisch verriegelt, hatte ihm mit einem höhnischen Klicken mitgeteilt, dass das hier nur eine neue Zelle war. Eine Zelle, in die er nicht gehörte, denn seine Bestimmung lag an einem anderen Ort.
Er hätte hysterisch auflachen können, sich selbst ohrfeigen für seine grenzenlose Dummheit. Er hörte noch immer diese Stimme in seinem Kopf, diese Stimme, die ihn zurückzurufen versuchte wie einen unartigen Hund. Sie nannte ihn Winter Soldier, würde erst wieder verstummen, wenn seine Schreie lauter oder das Eis um ihn herum zu betäubend wäre.

Er war in ein erneutes Gefängnis gerannt, mitten in sein Verderben. Das hier war nicht seine Mission. Er sollte nicht hier sein. Er musste zurück. Sein Körper reagierte schneller als sein Verstand, reflexartig wollte er aufspringen, zurückkehren an einen Ort, den er hasste. Er wollte fliehen, zurück in den einzigen Käfig, der ihm vertraut geworden war in all den Jahren. Aber er konnte nicht. Er befand sich schon auf der Flucht, auf der Flucht vor den Schmerzen, dem Tod, die er erlitten und gebracht hatte. Es war das richtige gewesen, er musste nicht mehr zurück. Er war frei, er war frei… er erinnerte sich, er erinnerte sich, und Steve war bei ihm. Langsam beruhigte sich sein panisch schlagendes Herz tatsächlich wieder, er zwang sich dazu, die angespannte Haltung zu lösen, in die er in scheinbarem Aufbruch verfallen war, erneut. Steves Nähe (weshalb ging er nicht? Es wäre nur verständlich, nur verständlich…) tat ihr übriges, und es gelang ihm tatsächlich, sich zu beruhigen. Die Anwesenheit des Blonden beruhigte ihn, ließ ihn zurückkehren in die Realität, in der sein Blut nicht nach Hydra schrie, weil es einfach nur Blut war. Sie mochten an seinem Denken ihre kleinen Modifizierungen vorgenommen haben, immer wieder, und doch war es klar, dass auch ihre Arbeit an ihm nicht alles kontrolliert, verändert hatte. Er war hier, bei Steve. Und er erinnerte sich, konnte sich an ihn erinnern, und an alles andere auch. Er war nicht mehr leer, auch, wenn dieser neue Zustand der Emotionen und Erinnerungen ihn kurzzeitig tatsächlich wünschen ließ, es wäre wieder so. Aber er brauchte es nicht. Er würde es nicht mehr brauchen, nie wieder, wenn nur Steve bei ihm war. Steve hatte ihn gerettet, hatte ihn aus diesem furchtbaren Zustand der betäubten Trance gerissen, welche ihm all die Jahrzehnte lang die schützende Rüstung, das einzige Heim geworden war. Und das, obwohl er versucht hatte, ihn zu töten, noch vor wenigen Tagen… entweder Steve kannte ihn tatsächlich besser als er sich selbst (was tatsächlich aber keine besonders große Leistung oder Herausforderung wäre bei dem Chaos, welches er seine Gedanken nennen konnte), oder er war einfach dumm. Sehr, sehr dumm. Welcher normale Mensch würde denn schon ruhigen Blutes allein in einem Raum sein wollen mit einem unberechenbaren, schier von Tollwut getriebenen Tier, welches wahrscheinlich mehr Tote auf seinem Kerbholz zu vermerken hatte als Freunde oder gar Verbündete? Jemand, der das Wesen kannte, wusste, wie man mit ihm umzugehen hatte...oder jemand, der über alle Maßen bescheuert und lebensmüde war. Die stumme Überzeugung, dass Steve definitiv zu ersterem gehörte, regte sich in ihm, während es ihm nicht gelang, dem Blonden in die Augen zu blicken. Er traute sich nicht, hatte Angst, im Blick des wohl ehemals besten Freundes Hass zu sehen, Abscheu seiner Person gegenüber, welche so lange ohne jeglich effektive Gegenwehr die Drecksarbeit für Menschen erledigt hatte, welchen schon jede Menschlichkeit abhanden gekommen war. Es konnte doch gar nicht anders sein, auch, wenn Steve sich trotzdem noch in seiner Nähe aufhielt, zumindest körperlich. Der Dunkelhaarige hatte jedoch das Gefühl, dass seine Gedanken ganz woanders waren. Und es war zu viel Zeit vergangen, zu viel geschehen, was sich nicht mehr umkehren oder ändern ließ… er wusste einfach nicht mehr, was Steve denken mochte, von allem, von ihm. Vielleicht waren sie einst Freunde gewesen, doch die Jahrzehnte hatten ihn in ein Monster verwandelt. Und niemand wollte in der Nähe eines Monsters bleiben, wenn man mit seinem Tod auch einen großen Teil von Angst und Schmerz aus der Welt schneiden konnte. Seine Taten waren unverzeihlich, ja, wahrscheinlich stände darauf der Tod. Aber es okay. Er hatte seine Chance(n) gehabt, und sie immer wieder verspielt für Hydra. Dort hatte man einen Nutzen für ihn gehabt, hatte ihn für einen Nutzen am Leben oder eher existieren gehalten… und doch war er ihnen entkommen, sein Dasein ohne Befehle sinnlos und unbestimmt. Er hätte sich für das richtige entscheiden können, sollen, doch war er so nahe am Wahnsinn einen Weg gegangen, dass er sich nicht auf diese Entscheidung konzentriert hatte. Und so hatte er es falsch gemacht, alles, wieder. Jetzt war es besser, er konnte wieder klar denken. Aber er hatte versagt, in jeglicher Hinsicht. Er hatte nach und nach alles verraten, was er sich und auch andere ihm zugeschrieben hatten, und nun war er nur noch ein Chaos, die Reste zweier Wesen, vermischt in einem geschwächten Körper.

Aber Steve…Er wollte ihm nicht einmal das zugestehen. Er wollte ihm nicht einmal die Erkenntnis lassen, welch falsche Entscheidungen er in seinem viel zu langen Leben bereits getroffen oder einfach übergangen hatte. Er behandelte ihn nicht wie das Monster, welches er war, welches er war, ohne jeden Zweifel. Er behandelte ihn überhaupt nicht anders, als es normale Menschen wohl unter einer alltäglichen Konversation oder Interaktion verstehen würden…
"Du weißt nicht, was ich getan habe. Ich bin ein verdammtes Monster." Seine Worte, abweisend und eigentlich voller Wut auf sich selbst, klangen leer, emotionslos. Steve hatte wohl nicht vergessen, dass er ihn vor einigen Tagen noch von Mordgedanken erfüllt hatte erschießen wollen, aber das war tatsächlich nur die Spitze des Eisberges. Er war der Kontrolle entflohen, und ohne Befehle war er noch hilfloser, als er es ohne ein eigenes Bewusstsein gewesen war, all die Jahrzehnte, die er mit Tod gefüllt hatte. All das Blut, all die Schreie, fremd und auch die eigenen; Steve hatte nicht gesehen, wie er ohne jegliche emotionale Regung Leben um Leben genommen hatte. Wie er denen gedient hatte, gegen die er einst gekämpft hatte, wie er jedem noch so blutigen Befehl ohne jeglichen Widerstand nachgekommen war. Er hatte nicht gesehen, zu was er in all der Zeit verkommen war, zu was ihn die Jahre gewandelt hatten. Vielleicht hatte der Blonde ihn einmal gekannt, den gekannt, der er einst gewesen war, der nun nur noch einen Teil des Trümmerfeldes verkörperte, welches sich sein Kopf schimpfte. Es war nicht gut für Steve, in seiner Nähe zu sein. Die bloße Anwesenheit des Blonden hatte es zwar bereits einmal geschafft, ihn vor dem erneuten Kriechen vor Hydra abzuhalten, dennoch merkte er selbst, dass er eine Gefahr bleiben würde. Er war schwach, und er konnte für nichts garantieren. Er war wie ein verletztes Tier in Todesangst, berührte man seine Wunden, würde er angreifen ohne nachzudenken.
Dennoch ließ er es zu, dass sein Gegenüber ihn zu sich zog, lehnte seinen Kopf sogar vorsichtig seitlich an den Hals des anderen. Sein Atem hatte sich beruhigt, und tatsächlich war er fast schon versucht, sich mit seinem vollen Gewicht an Steve zu lehnen, die Augen zu schließen und einfach zu schlafen, in Sicherheit. Denn er fühlte sich sicher bei dem Blonden, für einen Moment verstummten sogar seine Gedanken. Einen umso giftigeren Blick warf er Steve deshalb auch zu, als dieser ihn nach seinen letzten Worten leicht zur Seite schubste. War ja klar, dass sein eben erst gefundenes Kissen jetzt gleich raushängen lassen musste, dass er nun derjenige war, der ihn an Größe und Kraft plötzlich überragte. Es dauerte sogar tatsächlich einige Sekunden bis ihm wieder siedend heiß einfiel, dass er sich wahrscheinlich nicht an den Blonden hängen sollte, wie sein schläfriger Verstand es für einen Moment tatsächlich in Betracht gezogen hatte. Steve mochte einfach ein unglaublich vertrauensseliger Mensch sein, der auch nicht davor zurückschreckte, ihn in seinem jetzigen Zustand an sich zu ziehen, aber gerade das könnte ihm zum Verhängnis werden. Er hatte nicht vor, dem Blonden etwas anzutun, konnte sich das nicht einmal mehr vorstellen...doch wer wusste, was man noch für kleine Überraschungen in seinen Verstand eingearbeitet hatte, von denen er noch gar nichts wusste. Zusätzlich war es wohl einfach nicht angebracht, sich ungefragt einfach an den Gegenüber zu schmiegen, bevor überhaupt ein richtiges Gespräch irgendwie hatte stattfinden können; alte Freundschaft hin oder her. "Theoretisch wäre es das wohl...aber warum? Nein, du brauchst nichts zu sagen. Ich meine - ich weiß es. Du denkst, du könntest mir helfen, du denkst, dass mir verdammt nochmal zu helfen wäre. Aber das ist es nicht, denn das hier-" Ein spöttisches Auflachen, ein abwertender, hasserfüllter Blick auf die metallenen Finger seiner linken Hand, welche sich zusammenkrümmten- "...das hier war nur der Anfang. Ich habe versucht, dich zu töten, wenn du dich noch erinnern kannst? Ich war vielleicht einmal dein bester Freund, bin vielleicht noch er, irgendwie. Aber mir ist nicht mehr zu helfen. Sobald ich die Gelegenheit sehe, kann ich nicht dafür garantieren, nicht zurückzufallen. Ich kann für nichts garantieren. Es ehrt mich zwar, dass du mir helfen willst, aber es tut mir leid. Es ist für dich um einiges besser, wenn du mich loslässt, für immer." Er zwang sich regelrecht dazu, die letzten Worte hervorzuwürgen. Steve würde es nicht gut tun, diese Nähe, und tief in seinem Herzen hing er so sehr an dem Blonden, dass es ihn schmerzte, ihn von sich stoßen zu wollen. Aber er durfte nicht zulassen, dass er ihn vielleicht verletzte, vielleicht sogar tötete. Jetzt schaffte er es, normal zu agieren, aber wer wusste, wie lange die Zeit brauchen würde, um ihn erneut in ihre Fänge des Schreckens zurückzuziehen? Wann immer das geschehen sollte - Steve sollte dann nicht bei ihm sein. Er sollte sicher sein. Steve hatte alles verdient, alles nur nicht den Tod oder eine Verletzung durch die eiskalte Hand denjenigen, dem er noch immer bedingungslos zu vertrauen schien.

//sorry für die bad quality - habe immer noch Fieber und hab das ganze nicht mehr Kontrolle gelesen :'D
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[ 40644 ] Do März 19, 2020 5:39 pm
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Hallo @Dunkelseele und @Schleiernacht
Nachdem dieses RPG schon etwas stillliegt, will ich fragen, ob noch Interesse am weiterführen besteht.
Bitte melde(t) dich/euch bis zum 26.3.20, ansonst wird es ins Archiv verschoben.
Liebe Grüße, Kat c:
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[ 40664 ] Fr März 20, 2020 9:18 pm
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Hallouw @Kat. c:

Danke dir für die Erinnerung - wir haben tatsächlich noch Interesse an dem NRPG, es wäre also lieb, wenn es noch nicht verschoben werden würde. ^^

~ Dinkl [auch im Namen von Schloir)
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