“Bilde dir nicht ein, dass du aus der Finsternis kommst, Pan“, wies Orion die schwarze Kätzin zurecht, “Du befindest dich am Rande des Abgrunds und hast in den Abyss geblickt.“ Vielleicht bist du eine Weile lang gefallen. Aber du hast dich aufgefangen. Ich habe dich aufgefangen. Weil du noch zu retten bist. Weil es für dich noch nicht zu spät ist. “Wenn du einmal zu weit gegangen bist, dann gibt es kein Zurück mehr für dich. Irgendwann überschreitet man den Punkt ohne Wiederkehr.“Ob er aus Erfahrung sprach? Ob er selbst schon so weit war? Der geflügelte Kater wusste es nicht. Er wusste es nicht. “Jede Katze stürzt. Solange du dich jedoch aus eigener Kraft wieder aus der Dunkelheit ziehen kannst, bist du noch nicht verloren. Noch lange nicht“, sein Tonfall wurde scharf, “Also hör auf, dir das Gegenteil einzureden. Hör auf dich selbst zu belügen und schau der Wahrheit ins Gesicht. So schmerzhaft sie auch sein mag. Wie sehr sie dich auch zerreißt.“ Er trat einen Schritt näher an Pan heran. Einen Schritt näher, aber noch nicht zu nah. “In der Finsternis wartet keine Zukunft auf uns.“ Eine Wahrheit. Seine Wahrheit. “Also hör auf, die Schatten zu deinen Freunden und Wegbegleitern zu machen. Hör endlich auf, dich selbst zu erniedrigen.“Hör auf, meine Fehler zu begehen. Hör verdammt nochmal auf damit. (Ich ertrage es keine Sekunde länger.)
“Du willst dir also zurückholen, was man dir genommen hat …“, jetzt lächelte Orion, “Wenn das Blut deiner Opfer von deinen Pfoten tropft, dann erkennst du, was eins dir gehörte. Emotionen, Gefühle.. Freude, Wut, Angst. All das“, er nickte ihr zu. Langsam beginnst du, dich selbst zu erkennen. Langsam machst du einen Schritt in die richtige Richtung. Denn ohne Selbsterkenntnis wirst du niemals etwas Erreichen. “Aber im Moment ernährst du dich nur von dem, was andere zurücklassen.“ Zurücklassen, in ihren letzten Augenblicken. “Selbst du musst bereits begriffen haben, dass das nicht alles sein kann. Nicht alles, was die Welt für dich bereithält.“ Abwartend betrachtete er sie; ihr Nachtfell und ihre Goldaugen. “Du hast die Macht, dich neu zu erschaffen. Was dir fehlt, ist der Mut, sie auch zu ergreifen.“Auch du könntest ein Stern am Himmelszelt sein. Auch du, Pan. Denn wir sind, was wir erschaffen.
“Zuneigung. Echte Zuneigung …“, sinnierte Orion, “Selbst die kannst du haben. Wenn du möchtest. Wenn du lernst, wie du andere dazu bringst, dir ihre Herzen zu schenken.“Es ist einfacher, als du denkst, so viel einfacher. Sogar ich, der herzlose Kater, habe es gelernt. “Aber die Dunkelheit wird dich all das nicht lehren“, er schaute Pan ohne zu blinzeln an, “Sie wird dir nur noch mehr von dem nehmen, was dich ausmacht. Bis sie dich eines Tages vollständig verschlingt.“Die Dunkelheit ist immer ein Ende. Lass sie nur nicht zu deinem Ende werden. (Es reicht schon, dass sie das meine ist.)
Pan blickte auf als Orion zu ihr sprach. Natürlich hatte der Kater recht. Natürlich war Pan zu hart zu sich selbst. Es war auch nicht gerade einfach, sich nicht selbst die Schuld dafür zu geben, dass man immer nur liegen gelassen wurde und dass man für Andere nie mehr als ein Werkzeug gewesen ist. »Du hast recht.« Pan hob endlich wieder den Kopf. Fast schon mit neugewonnener Zuversicht. »Es hat überhaupt keinen Sinn sich von der Vergangenheit aufhalten zu lassen wenn man Sie sowieso nicht rückgängig machen kann. Ich dachte ich habe den Punkt ohne Wiederkehr bereits überschritten aber ich lag falsch. Ich habe es zurückgeschafft, habe den Abyss ein zweites Mal gesehen und habe es mit deiner Hilfe erneut zurückgeschafft.« Pan warf Orion ein dankbares Grinsen zu. »Die Finsternis soll keine Zukunft sein. Die Finsternis soll über die Katzen herfallen, die uns im Weg stehen.« Pan dachte kurz an 769, der einfach verschwunden war. Ob er für seine Taten jemals eine zufriedenstellende Erklärung liefern konnte? Vermutlich nicht.
»Ob man sich alles einfach so zurückholen konnte? Man verändert sich und wächst an dem was man erlebt. Es wird nicht das Gleiche sein. Aber dennoch besser als der Abgrund. Als die endlose Finsternis.« Doch die Worte des Katers weckten auch den ein oder anderen Zweifel. Was hast du davon mir zu helfen, Orion? Was bringt es dir? Was bin ich für dich? viele Fragen, die Sie dem Kater zum richtigen Zeitpunkt stellen musste. Als Absicherung? Oder einfach nur um ihr unruhiges Gewissen kontrollieren zu können?
»Ist es wirklich echte Zuneigung, wenn man Sie mit Schauspielerei erzwingt? Ich glaube nicht.« Pan blickte fast schon fragend in die schwarzen Seelenspiegel von Orion. »Mich würde auch mal interessieren, was du dir davon erhoffst mir so zu helfen? Sicherlich machst du das nicht zum Spaß. Sicherlich siehst du etwas. Ich glaube nicht, dass du mich nur als Werkzeug siehst…« Pan schluckte kurz bei diesen Worten. »Doch es wirkt so vertraut, als hätte ich das alles genau so bereits erlebt. Und wenn ich der Dunkelheit fernbleiben will, muss ich mehr darauf aufpassen, was um mich herum vor sich geht, nicht wahr?«
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Zufrieden nickte Orion, als er Pans nächsten Worten lauschte. “Endlich begreifst du“, ein fast schon wohlwollender Tonfall. Und eine sachte, kaum merkliche Regung in Orions Brust. So flüchtig wie der Flügelschlag eines Schmetterlings. War das … Stolz? “Die tiefste Dunkelheit wird nur unsere Feinde einhüllen“, er lächelte, “Während wir unerschrocken durchs Rampenlicht schreiten.“ Und darauf mussten sie sich beide vorbereiten. Darauf musste er Pan vorbereiten. Denn sobald alle Augen auf einen gerichtet waren, erforderte es ungeheure Stärke, keine Regung, keine Schwäche und keine Blöße zu zeigen. Es erforderte Stärke, sich nicht selbst zu verraten. Und es erforderte Stärke, dem Druck standzuhalten. Aber Orion war zuversichtlich, dass Pan es mit seiner Anleitung schaffen würde. “Nun haben wir ausführlich über die Finsternis gesprochen“, Orions Miene war ernst, seine Augen leicht zusammengekniffen, “Erzähl mir, was dich hineingestoßen hat.“Was … oder wer. Orion erwartete, dass die schwarze Kätzin offen mit ihm sprechen würde. Er erwartete es, konnte sich aber dennoch nicht vollkommen sicher sein, ob sie ihm schon so viel Vertrauen entgegenbrachte. (Aber er wollte, dass sie es tat. Ja, er wollte es.) “Erzähl es mir. Und dann lass die Katze endgültig zurück, die sich nur durch die Schatten bewegte.“Wirf sie weg, weit weg. Wirf alle Bindungen weg, die du hattest, bevor ich dein Leben betreten habe. Wirf alles weg, was vor mir kam.
“Natürlich wird nichts so sein, wie es früher einmal gewesen ist“, stimmte der Geflügelte Pan zu, “Wir verändern uns. Jedes einzelne Ereignis verändert uns. Selbst dieser Moment. Aber nicht alle Veränderungen sind schlecht.“ Und manche Veränderungen waren zwingend erforderlich, wenn man vorankommen wollte. Manche Veränderungen musste man gezielt anstreben. “Also ja, es wird nicht das Gleiche sein. Es wird anders sein. Vielleicht fremd, vielleicht unbekannt“, sprach er energisch weiter, “Was macht das schon? Solange du fähig bist, aus deinen Fehlern zu lernen, kann es letzten Endes nur besser werden.“ Seit wann gab Orion anderen Katzen derart großzügig Lebensweisheiten? Seit wann kümmerte es ihn, ob jemand vorankam? Sein Schweif strich über den Boden, Verwirrung machte sich in ihm breit. Unerwünschte Verwirrung, verhasste Verwirrung. “Du wirst einzig an den Grenzen scheitern, die du dir selbst setzt.“ Einen Herzschlag lang flackerte Orions Blick zu Boden. Einen kurzen, kurzen Herzschlag lang. Er offenbarte Pan die eine Regel, nach der er lebte. Die eine, alles entscheidende Regel. Dass man alles erreichen konnte und dass einem jede Türen offen stand, wenn man bereit war, alles dafür aufzugeben. Alles. “Wenn du fühlen willst, dann tu es. Zeig der ganzen Welt, dass du es kannst“, plötzliche Wut verzerrte Orions Gesicht, “Zeig es der ganzen, gottverdammten Welt.“
“Du sprichst von Zuneigung; von echter Zuneigung, von falscher Zuneigung. Aber wann ist sie das - wann ist sie echt, wann ist sie falsch?“, Orion neigte den Kopf, “Was unterscheidet sie?“ Die Frage war nur auf den ersten Blick einfach zu beantworten. “Warum formen wir Bindungen? Warum lassen wir uns auf andere ein? Wenn sie uns doch jederzeit ein Messer in den Rücken rammen könnten“, sein Ton war sachlich, abwägend. Diese Gedanken waren für den grauen Kater nicht neu, nein. Er war sie schon oft, viel zu oft, durchgegangen. Was macht Freundschaft aus? Was die Liebe? Für Orion war das schon lange klar. Klar wie Glas. Als könnte er die Welt durch die Augen eines neutralen, unbeteiligten Beobachters sehen. Ja, er glaubte nicht daran, dass Bindungen mehr waren als ein stetiges Geben und Nehmen. Eine unbewusste Selektion des eigenen Umfelds. Als würde man sich nur fragen, wer einen selbst ergänzen konnte, wer einem nützlich sein konnte. Und dann verschenkte man Zuneigung, verschenkte Liebe und Geborgenheit, um sie im Gegenzug zu erhalten. (Ein Geben, ein Nehmen.) “Jede Katze ist egoistisch, von Natur aus. Wir würden uns nicht an andere klammern, wenn wir uns nicht einen Vorteil von dieser Beziehung erhoffen würden“, er schaute zu Pan und zog einen Mundwinkel nach oben, “Wahrscheinlich wirst du mir widersprechen wollen. Meinetwegen. Aber eines Tages wirst du es begreifen. Wenn du den Mut hast, die Wahrheit zu sehen. Auch wenn sie grausam und kalt ist.“ Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, etwas zu fühlen. Dasselbe zu fühlen, wie alle um mich herum. Und manchmal glaube ich beinahe, ich könnte es. Könnte es endlich. Empfinde ich? Oder bin ich ein wirklich meisterhafter Lügner? Bin ich so gut, dass ich mich selbst belügen kann? (Ist das alles eine Lüge; die Rache, die Vergeltung?)
“Wieder liegst du richtig“, der Geflügelte zuckte mit den Schnurrhaaren, “Du solltest immer darauf achten, mit wem du dich umgibst.“ Es gefiel Orion, dass sie selbst ihn anzweifelte. Dass sie ihn in Frage stellte. Kluges Köpfchen. “Du bist anders, als die Experimente, denen ich hier bislang begegnet bin. Anders“, er lächelte leicht und wählte seine Worte mit äußerster Sorgfalt, “Du bist mir ähnlich, Pan. Sehr ähnlich. Wie eine Erinnerung aus meiner Vergangenheit.“ Er blinzelte, sein Blick driftete einen Moment lang ab. Als wäre er von einer unendlichen Leere umgeben. “Ich brauche jemanden wie dich auf meiner Seite …“An meiner Seite.“… wenn der Augenblick meiner Rache gekommen ist.“ Orion fixierte die Kätzin; tiefschwarz traf auf hellgold. “Jemanden, der mich vollkommen versteht. Jemanden, der mein wahres Ich kennt“, er gab alles und nichts zugleich preis. Alles. Nichts. “Ich habe dich erwählt, diese Katze zu sein. Diejenige zu sein, die mich vor dem Sturz in die Finsternis rettet. So wie ich dich heute gerettet habe“, seine Seelenspiegel verdunkelten sich. Und wenn du es nicht um meinetwillen tust, dann weil du tief in meiner Schuld stehst.“Ich habe dich erwählt, weil du das letzte Puzzleteil meines Plans bist. Die letzte Figur aus dem Spielbrett. Weil du es mir erlauben wirst, fortzubestehen. Weil ich durch dich den Tag meiner Rache überleben werde.“ Denn am Ende werde ich fallen. Und du … du, Pan, wirst mich auffangen.
Pan wägte die Worte von Orion ab. Jedes einzelne, verglichen mit ihrer eigenen bisher für wahr und richtig gehaltenen Meinung. Doch ihr altes Weltbild verblasste mit jedem Wort mehr. Orion hat Recht. So lange man nicht bereit ist etwas zu opfern wird man auch nicht vorankommen. Ein neuer Ausdruck legte sich über die hellen Seelenspiegel der Kätzin. Ein Ausdruck von Zuversicht vermischt mit Vertrauen und einem feinen Hauch von Zuneigung. Für Orion. Die nächsten Worte von Orion rissen Pan aus den Gedanken, sie blinzelte kurz und hörte wieder zu.
»Die Finsternis…« wiederholte Pan leise und schloss die Augen. Fast schon auf dem besten Weg ihren Fortschritt wieder loszulassen, in die Finsternis zurückzusinken, schloss Sie ihre hellen Augen in einem kurzen Moment, doch einen kurzen Moment später schlug Pan die hellgelben Augen wieder auf. »Nie wieder lasse ich die Finsternis über mich herfallen.« sprach Sie mehr zu sich selber als zu Orion mit einer beinahe zittrigen Stimme. »Ich bin mehr als das. So viel mehr. Ich kann mir holen was ich mir holen möchte.« Pans vor Zuversicht strahlender Blick traf den von Orion.
»Was mich in die Finsternis gestoßen hat? Du erwartest ganz schön viel Vertrauen von mir. Sollst du haben.« Pan ließ sich nieder, bei langen Erzählungen die ganze Zeit auf den Pfoten zu stehen wurde irgendwann nervig. Pan bot Orion mit ihrer Schweifspitze den Platz neben sich an. »Könnte ein wenig dauern, setz dich doch zu mir. Dann muss ich auch nicht so schreien.« Pan lächelte den Kater an. Als der größere Kater sich neben ihr niederließ spürte Sie kurz wie sein Fell an ihrem vorbeistreifte und sich eine angenehme Wärme in ihrem Körper breit machte bevor der Kater ein wenig wegrückte. Wie bei ihrer ersten Begegnung schien Kontakt dem Kater nicht wirklich zuzusagen und er bevorzugte es einen gewissen Abstand zu wahren.
»Echt lange Geschichte, Orion. Wenns dir zu langweilig wird, unterbrich mich einfach.« Pan überlegte kurz, wo genau Sie anfangen sollte, zu erzählen. Von 769, von der Zeit davor? Wie die Einsamkeit im Labor Sie von innen fraß und 769 ihr half, nur um dann zu verschwinden und Sie zurück in diese Einsamkeit zu stürzen?
»Als ich neu im Labor war, hatte ich gar nichts. Meine Erinnerungen an vorher waren weg. Das erste woran ich mich überhaupt erinnern kann sind die grellen Lichter und meine Zelle. Ich habe mich bedeckt gehalten, hauptsächlich aus Angst. Auch wenn man nicht aktiv unter den anderen Katzen hier umherwandelt, kriegt man doch hier und da das ein oder andere mit und mein früheres Ich hat Angst vor den Katzen hier gehabt. Nach Möglichkeiten gesucht, sich zu wehren, nicht unterzugehen und auch nach Auswegen. Flucht aus dem Labor… Flucht vor dem Leben…« Pan schluckte kurz ehe Sie wieder aufblickte. Da war erneut die neue, leuchtende Zuversicht in den gelben Augen der Kätzin. »Doch diese suizidalen Gedanken habe ich irgendwann abgelegt, als ich stärker wurde. Doch es kostete mich auch meine Empathie, mein Vermögen, die Gefühle von anderen verstehen und tolerieren zu können. Ich war nur noch eine Hülle, die nur noch kurz etwas fühlen konnte wenn Sie anderen Katzen das Leben aus der Kehle riss. Der Geruch von Blut, das klebrige Gefühl und der metallische Geschmack lösten einfach etwas aus. Und da ich ewig schon überhaupt nichts mehr gefühlt hatte, wollte ich nach dem ersten Mord einfach nur mehr. Mehr fühlen. Unschuldige Katzen durften ihr Leben lassen, weil mir gerade danach war. Ich bin stärker geworden, wenigstens ein Vorteil. Doch werde ich die Last, dass meine Taten in alle Ewigkeit unverzeihlich bleiben werden niemals ablegen können bevor ich nicht selber dem Tod begegne.« Pan pausierte kurz, während Sie sprach hatte sich eine ungewöhnliche Kälte und Bitterkeit über ihre Persönlichkeit gelegt. Sie zitterte leicht, ihr war kalt geworden. So ist das nun mal, wenn die Vergangenheit wieder hochkommt. »Das ging eine ganze Weile so. Irgendwann durfte ich Zeuge werden, wie 3 Experimente den Vertrauten 769 in einen Hinterhalt gelockt hatten. Wie Sie ihn umbringen wollten. Feige. Zu dritt gegen einen. Ich beobachtete, 769 hatte die Situation eigentlich im Griff gehabt doch ging plötzlich unter den 3 Experimenten zu Boden. Ohne groß nachzudenken habe ich mich eingemischt und habe einen von Ihnen von 769 gerissen und von einem Augenblick auf den Anderen floss sein ganzes Leben aus seiner Kehle hinaus und verteilte sich vor mir auf dem Boden. In diesem Moment habe ich den Vertrauten gerettet… Manchmal frage ich mich, ob ich ihn hätte sterben lassen sollen. Doch ich konnte ja nicht wissen, was er mir antun würde. Dass er mich aufbauen würde, genau wie Du es im Moment tust, Orion. Nur um dann, wenn ich ihn am meisten brauchte, zu verschwinden, mich alleine zu lassen.« Pans Stimme wurde unweigerlich lauter jetzt wo die Trauer, der Frust und die Wut die Sie so lange mit sich trug sich befreien konnte. »Ich weiß noch nicht einmal, ob er gestorben ist, ob er einfach nur aus dem Labor geflohen ist oder sonst was. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen und ich habe mich zu sehr darauf verlassen, dass er für mich da sein würde. Dass er mir helfen würde, wenn ich wieder der Finsternis näher kam. Ohne seine Unterstützung dauerte es nicht lange, bis die kleine Dunkelheit von meinem früheren Ich zu einer endlosen Finsternis wurde und mich zurückholte, in die Einsamkeit, in diese brennenden Gefühle von Minderwertigkeit und Hass auf sich selbst. Ich hielt mich für einen Feigling, der nur aus den Schatten heraus morden konnte. Der nicht für sich selbst einstehen konnte und dessen Taten bekannter waren als sein Name.«
Pan atmete schwer. Doch Sie fühlte sich leicht. Die ganze Last war fort. All das, was Sie so lange mit sich herumgetragen hatte wurde endlich gesagt. Endlich konnte Sie loslassen. 769 Loslassen, ihn vergessen. Pan blickte noch immer zitternd auf den Boden zwischen ihren Pfoten. »Danke, Orion.« Es war Pan für diesen kurzen Moment wirklich egal, ob Orion ein Problem damit hatte, oder nicht, Sie lehnte ihren kleinen Kopf kurz gegen die Schulter des Katers als Geste der Zuneigung und Dankbarkeit, ehe Sie sich zurückzog und ihm wieder in die Augen blickte. »Ich glaube, jetzt weißt du, was mich in die Finsternis gestoßen hat. Ich möchte mir selber keine Grenzen mehr setzen. Diesen Fehler zu wiederholen kann ich mir nicht erlauben.«
Nachdenklich blickte Pan in die schwarzen Augen des Katers. Gefühle und Bindungen waren wirklich nur ein Geben und Nehmen. Gegenseitiger Egoismus, weil man die Gegenwart des Anderen positiv empfand. Doch irgendwie glaube ich, dass diese Art von Egoismus nichts schlechtes sein muss. Es kommt darauf an, was man daraus macht. Ob man sich wirklich nur gegenseitig ausnutzt, oder ob man gemeinsame Ziele verfolgen kann und sich gegenseitig unterstützt und wertvolle Erinnerungen sammeln kann. Pan seufzte kurz bei dem Gedanken. Wie gerne Sie wieder jemanden hätte mit dem Sie zusammen Ziele verfolgen konnte, den Sie genauso unterstützen konnte, wie Sie selbst unterstützt werden wollte. Und von einem Blinzeln auf das Nächste wurde ihr auch klar, dass diese Katze Orion sein könnte. Erneut. Der Kater, der Sie aus der Dunkelheit zog, Sie aufbaute und ihr zeigte, dass es anderes im Leben gab. Das alles läuft so ähnlich ab wie damals, mit 769. Es ist seltsam. Bin ich wirklich so rettungsbedürftig, dass ich nur wie eine normale Katze denken kann, wenn mich wieder irgendjemand aus der Patsche zog? Orion ist anders als 769. Er macht nicht den Eindruck, als würde er mich jemals ersetzen oder alleine lassen wollen und die Art und Weise wie verschiedene Facetten seiner Persönlichkeit immer wieder zum Vorschein kommen zeigt mir doch eigentlich auch, dass ich für ihn nicht nur irgendeine Katze bin, oder?
»Ist es denn unbedingt verkehrt, wenn jede Katze sich nach dieser Art von Egoismus sehnen sollte? Es scheint ja in den meisten Fällen keine einseitige Sache zu sein. Es beruht auf Gegenseitigkeit. Man darf nur nicht blind sein und sich auf falsche Versprechungen von gegenseitiger Zuneigung einlassen wenn man nicht erneut enttäuscht werden will…« Natürlich ging es um 769. Um wen auch sonst? Pan würde dem Vertrauten niemals vergeben können, dafür, dass er Sie zurück in den Abyss schickte aus welchem er die Kätzin gezogen hatte.
Pan blickte mit vor Überraschung beinahe Funken sprühenden Seelenspiegeln in die von Orion als Sie die Worte „ich habe dich erwählt“ hörte.
Pan schluckte um vor Freude über Orions Art von einem Zuneigungsbekenntnis nicht zu platzen und bemühte sich ernst und ruhig zu antworten. »Ich werde mein Bestes tun, dich vor der Finsternis bewahren zu können, wenn es soweit ist. Und bis dahin, würde ich gerne an deiner Seite sein. Ein Geben und Nehmen. Und da ich mir keine Grenzen mehr setzen soll, nehme ich mir, was ich haben möchte.« mit diesen Worten versenkte Pan ihre Schnauze in Orions Schulter und nahm diesen Moment auf. Für die Ewigkeit. Und wenn ich die Finsternis mit meiner Fähigkeit ausleuchte damit du bei mir bleiben kannst.
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Orions Ohren waren gespitzt, während er Pans Erzählung geduldig lauschte. Er war darauf bedacht, sie in ihrem Redeschwall nicht zu unterbrechen. Nicht, wenn sie ihm tatsächlich Vertrauen schenkte. Nicht, wenn sie ihm ihr Herz ausschüttete. Und ihm damit ein scharfes Messer in die Pfote drückte. Ein Messer, das nur danach lechzte, in ungeschütztes Fleisch gestoßen zu werden. Ob sie wohl darauf wartete, dass er ihr in den Rücken fiel? Heute, morgen, eines Tages? Natürlich war es dumm von ihr, ihm diese Macht zu gewähren, diesen Einblick. Es war dumm, weil Orion wusste, dass er für seine Rache vor nichts und niemandem Halt machen würde. Weil seine Rache ihm mehr bedeutete, als jede Katze. Weil sie ihm alles bedeutete. (Oder?) Seine innerliche Anspannung ließ er nach außen hin nicht sichtbar werden. Er unterdrückte sie, er kontrollierte sie. Wies sie zurecht, wies sie in ihre Schranken. Pans Worte bestätigten nur einmal mehr, was der Geflügelte längst erkannt hatte: Sie beide hatten Pfade beschritten, die sich unglaublich ähnelten. Einsame, dunkle Pfade. Sie beide waren beinahe in der Finsternis erstickt. Sie hatten vergessen, wie es war, den Tod zu fürchten. Weil er längst nicht mehr das Schlimmste war, das ihnen widerfahren konnte. Nein, wahrlich nicht. „Doch werde ich die Last, dass meine Taten in alle Ewigkeit unverzeihlich bleiben werden niemals ablegen können bevor ich nicht selber dem Tod begegne.“ Es gibt keine unverzeihlichen Taten. Nur Katzen, die unfähig sind, zu verzeihen. Und ich bin eine davon.
„Dass er mich aufbauen würde, genau wie Du es im Moment tust, Orion.“ Seine Augen wurden schmal, denn es gefiel ihm nicht, mit 769 verglichen zu werden. Es gefiel ihm nicht, die zweite Wahl zu sein. Denn das war er sein ganzes Leben lang gewesen; die zweite Wahl. Mit versteinerter Miene hörte er der schwarzen Kätzin weiter zu. Und jedes Wort, das ihren Mund verließ, machte ihn wütender. Wie eine Funke auf trockenem Laub entzündete sich die Wut in seinem Herzen und loderte hell auf. Oh so hell! Gleißender Zorn, grelle Raserei. Wut, Wut, Wut. Orion war sie nicht gewohnt, diese Wut. Er war es nicht gewohnt, dass ein Feuer in seinem Inneren loderte. Ein Feuer, dass heißer brannte, als sein Wunsch nach Vergeltung. So viel heißer. Und es verstärkte sich nur weiter, drohte ihn zu verzehren. Immer weiter und weiter. Bis brodelnder Hass aus seinem Zorn erwuchs. Obsidianschwarzer Hass. Hass, kälter als Eis und heißer als Feuer. So viel Hass. “Ich hoffe für ihn, dass er tot ist, dass er nie zurückkehren wird. Niemals“, Orions Nackenfell sträubte sich leicht, “Der Tod wäre das gnädigste Ende für ihn, nach dem, was er dir angetan hat.“Ob er 769 in diesem Augenblick wohl mehr verachtete, als Andromeda? Ob er dazu überhaupt fähig war? “Wenn du es wagst, mich noch einmal mit 769 zu vergleichen…“, er sprach den Rest nicht aus. Weil sein Blick und seine Worte bereits alles sagten. Alles, und so viel darüber hinaus. Du wirst mich nie wieder auf diese Weise demütigen, Pan. Sonst werde ich meine Pläne vergessen und dir ein schnelles Ende machen. Sonst wirst du vor mir fallen; unbedeutend und vergessen.
„Danke, Orion.“ Ob das jemand je getan hatte; ihm aufrichtig zu danken? Wohl nicht. Er spürte ihre flüchtige Berührung an seiner Schulter und ließ sie gewähren. Jedenfalls für den Moment. Seine Abneigung gegen Körperkontakt war zwar präsent, aber milder als sonst. Milder, als jemals zuvor. Kaum mehr als ein Flüstern im Hintergrund, ein Echo in der Ferne. Doch ein Schauer lief ihm das Rückgrat hinunter. Ein kalter, kalter Schauer. Der Geflügelte versuchte, die Situation unter Kontrolle zu halten. Er versuchte, den Schein zu wahren. Aber dafür war es längst zu spät. Denn Orion hatte Pan etwas zugestanden. Etwas, das er noch nie einer anderen Katze zugestanden hatte. Er hatte ihr erlaubt, ihm etwas zu bedeuten. Er hatte ihr Bedeutung verliehen. Bedeutung und vielleicht die wichtigste Rolle im weiteren Verlauf seines (kurzen) Lebens. Und je länger Orion sie in seiner Nähe behielt, desto mehr schien Pan ihm zu ähneln und sich ihm anzupassen. Desto mehr seiner Werte und Einstellungen färbten auf sie ab. Als wären seine Worte wie schwarze Tinte, die in ein Glas voll klarem Wasser tropfte. Pan wuchs in seiner Gegenwart über sich hinaus. Sie entdeckte ihr verborgenes Potenzial und begann es zu akzeptieren. Begann es langsam aber sicher zu akzeptieren. Genau, wie der Graue beabsichtigte. Denn sollte Orion die schwarze Kätzin im entscheidenden Moment überschätzen, dann würde sie zusammenbrechen. Zusammenbrechen, weil sie nicht in der Lage wäre, die für sie vorgesehene Rolle anzunehmen. Ein fataler Fehler, den er sich nicht leisten konnte.
“Katzen streben nach vielerlei Dingen. Und die Zuneigung ist nur ein einzelner Aspekt dieser Sehnsüchte. Wie Sicherheit und Geborgenheit. Wie Macht und wie Einfluss. Wie die Rache selbst“, Orion zuckte mit den Ohren, “Diese Sehnsucht ist nicht an sich falsch. Es ist aber ein Fehler, Freundschaft und Liebe auf eine höhere Stufe zu stellen, als alles andere. Sie zu verherrlichen und zu vergöttern. Weil sie nicht besser sind, nicht bedeutender. Auch wenn die Welt dir das glauben machen möchte.“ Freundschaft und Liebe … nichts weiter, als die ausgefeiltesten Lügen, die dir das Leben je auftischen wird. Aber bist du fähig, sie zu durchschauen? “Zuneigung ist immer enttäuschend, Pan. Spätestens dann, wenn die dir entrissen wird. Und das wird sie, immer“, er neigte den Kopf, “Wenn du sie willst, die Zuneigung, dann musst du dir dessen bewusst sein. Dann musst du von Anfang an bereit für ihr Ende sein. Alles andere wäre töricht.“Alles andere wird dich eines Tages zurückstoßen, in die Dunkelheit.
Der Ausdruck in Pans Seelenspiegeln, gab Orion zu erkennen, dass er den Zeitpunkt für seine Worte gut gewählt hatte. Hervorragend sogar. Er hatte Zuversicht in ihr geweckt. Zuversicht und Hoffnung. Er hatte ihr ein Ziel gegeben und die Anleitung, es zu erreichen. Er hatte ihr gegeben, was sie brauchen würde, um auf eigenen Beinen zu stehen. Und dafür musste er die Abhängigkeit durchtrennen, die er selbst zwischen ihnen geschaffen hatte. Die er geschaffen hatte, um Pan ans Licht zu zerren und die Finsternis vergessen zu lassen. Er musste ihr überdeutlich vor Augen führen, dass er nicht wie 769 war. Dass er sie nicht zurücklassen und in den Abyss stoßen würde. Nein, Orion würde dafür sorgen, dass sie ihn nie wieder sehen musste, den endlosen Abgrund. Die schwärzeste Tiefe. Er würde dafür sorgen, dass niemand ihr etwas Derartiges mehr antun konnte. (Nicht einmal er selbst. Vor allem nicht er selbst.)
Bei Pans nächsten Worten zog er amüsiert eine Braue nach oben. Fast schon überrascht betrachtete er sie einen Herzschlag lang. Sie lernte schneller, als er erwartet hatte. Ob er einen Blick auf ihre wahre Persönlichkeit werfen durfte? Auf das, was sich unter dem Schleier aus Schatten verbarg? Eine erneute Berührung, aber dieses Mal war es Orion, der sich zurückzog. Der sich von seinem Platz neben der Kätzin erhob und sie einen Moment lang nur betrachtete. Er zögerte, seine nächsten Worte auszusprechen. Orion zögerte. Also würde es ihm schwer fallen. Als wüsste er, dass er Pan verletzten würde. Verletzen musste. Du liegst richtig, du solltest dir nehmen, was du willst. Die Zuneigung, die dir zusteht. Hol sie dir, aber niemals von mir. Weil ich sie dir verwehre. Weil ich dir das nicht erlaube. “Wenn du irgendjemand wärst, dann könntest du das haben.“Das; meine Zuneigung. Sein Tonfall war sacht. Sacht und leicht wie eine fallende Feder. Ungewohnt und fremd. “Aber du bist nicht irgendjemand, Pan. Du bist nicht wie die anderen Katzen an meiner Seite.“Du bist nicht wie Deimos und Bakemono. Du bist nicht, wie meine anderen Verbündeten, die irgendwann ihre Bedeutung verlieren werden. An diesem Punkt wäre es einfach, Pan in die absolute Abhängigkeit zu treiben. Sie so weit zu treiben, dass sie sich niemals mehr erholen würde. Dass sie auf ewig an ihn gebunden sein würde, dass sie ihm auf ewig gehören würde. Es wäre so einfach. So unglaublich einfach. Aber der Geflügelte wusste, dass er diesen Schritt nicht machen konnte. Nicht mit ihr. Weil er sie vorm Fall bewahren wollte. Weil er nicht sehen wollte, wie sie zerschellte. Wie sie zersplitterte und zerbrach. “Mach mich nicht zu, 769.“
“Ich werde deine Rettung sein. Aus deiner Verzweiflung, aus deiner Dunkelheit. Aber ich werde niemals die Katze sein, die dir Zuneigung schenkt“, seine Worte waren wieder kühl, wie eh und je, “Das würde dich zerstören.“Und ich wäre nicht dazu fähig. Du hast mehr als das verdient, Pan. Weit mehr. “Du darfst dich nach Zuneigung sehnen. Aber du darfst niemals dein Herz verschenken“, wies er die schwarze Kätzin zurecht, “Du darfst keine Bindungen eingehen, bei denen du dich selbst verlierst. Niemals. Mach dich nicht abhängig.“Nicht einmal von mir. “Du musst auch funktionieren können, wenn alles um dich herum zusammenbricht“, der Kater mit den Glasschwingen bedachte Pan eindringlich, “Du musst fortbestehen.“ Egal, was kommt. “Du sollst dich nie wieder dem Willen einer anderen Katzen beugen. Nie wieder vor jemandem knien“, Orion atmete schwer. Das befehle ich dir. Das ist mein letzter Befehl an dich. Er wusste, dass er sich selbst widersprach. Aber zum ersten Mal war es ihm egal. Oh, so vollkommen egal!
Das Leuchten in den hellgelben Seelenspiegeln der Kätzin sollte Pan nicht lange gewährt bleiben. Natürlich war ihr klar, dass Orion nicht in diese Rolle passte. Dass Orion sich anderen Zielen verschrieben hatte und sich auch durch Pan nicht von diesen Zielen abbringen lassen würde. Pan senkte den Kopf leicht. Natürlich war es nicht ihre Absicht gewesen, Orion mit 769 zu vergleichen. Pan sehnte sich zwar danach, nicht mehr alleine sein zu müssen, doch Orion war nicht die richtige Katze um Zuneigung zu verlangen. Sie würden den selben Fehler, den Sie bei 769 gemacht hatte einfach nur wiederholen.
Pan lauschte still. Natürlich hoffte Orion, dass 769 tot war. In den Worten des Katers schwang Hass mit. Noch mehr Hass schwang jedoch in den folgenden Worten mit. „Wenn du es wagst, mich noch einmal mit 769 zu vergleichen…“ Pan nickte nur. Noch immer hatte Sie keine Worte finden können und Orion war noch weit davon entfernt fertig zu sein.
Es hatte Pan dennoch überrascht, dass Orion ihre Berührung zuließ, sich nicht zurückzog. Pan merkte zwar immer noch, dass der Kater die Abneigung in seinem Inneren zurückhielt, doch deutlich weniger als letztes Mal. Pan genoss diesen kurzen Moment. Sie musste sich früher oder später der Tatsache stellen, dass Orion ihr Retter bleiben musste. Dass er niemals ihr Gefährte sein konnte.
Schließlich hob Pan den Kopf wieder und blickte Orion entgegen. »Es tut mir Leid. Es war nicht meine Absicht euch zu vergleichen.« Pan blickte kurz auf ihre Pfote hinab ehe Sie wieder aufblickte und weiter sprach. »Was soll man denn dann auf die höchste Stufe stellen… Du sagst Sehnsüchte wie Macht, Einfluss, Liebe, Freundschaft oder sogar die Rache selbst, deine offensichtlich größte Sehnsucht, sollte man nicht auf die höchste Stufe stellen… Was steht bei dir auf der höchsten Stufe, wenn es nicht die Rache ist? Hm? Du hältst dich nicht an deine eigenen Ratschläge oder was?« Pan konnte sich nicht genau erklären, wo diese Aggressivität plötzlich herkam. Doch irgendwie sah Pan auch keinen Grund dazu, sich zurückhalten zu müssen. Pan war der Meinung, genauso wie Sie Orion vertraute, vertraute Orion auch ihr. Und Orion würde schon irgendwie mit derartiger Kritik umgehen können.
Pan sprang auf bevor Sie endlich ein paar Worte hervorbringen konnte. »Der Sinn von Zuneigung war nie gewesen, dass Sie endet. Wenn Sie nicht ewig hält, hat man der falschen Katze seine Zuneigung geschenkt. So sollte es sein.« Sollte es? Oder hat Orion recht? Ist es für Katzen wie uns, die der tiefsten Dunkelheit gegenüberstanden nicht mehr gewährt, ewige Zuneigung zu finden? Glücklich zu sein? Oder waren wir dazu verdammt, nur kurze Zuneigung erfahren zu dürfen? Musste Sie immer enden? Vermutlich schon. Pan liebte ihre eigene Vergangenheit nicht. Wie sollte es jemand anders dann können?
Pans Herz sank noch weiter, als Orion auswich. Im Blick des Katers konnte Pan schon erkennen, was als nächstes kam. Und er hatte Recht. Orion war nicht der Kater, von dem Sie sich Zuneigung holen durfte. Wie Sie erwartet hatte. Es wäre wieder nur der selbe Fehler, der im selben Abgrund enden würde. Verglich Sie Orion und 769 erneut? Ja. Aber nur in ihrem Kopf. »Ich bin also zu wichtig um Zuneigung haben zu dürfen? Wie ironisch.« ein wenig monoton, doch Pan musste sich darauf konzentrieren die Ruhe zu bewahren. Keine Schwäche zu zeigen. Wie Orion es ihr erklärt hatte, beigebracht hatte. Sie durfte nie wieder schwach wirken.Nie wieder Schwäche zeigen. Jedes einzelne Wort, scharf wie ein Glassplitter, traf die Kätzin, doch keines davon ließ die neue Stärke der Kätzin einbrechen. Orion lag richtig. Er war ihre Rettung gewesen, aus der Dunkelheit, die Sie beinahe vollständig verschlungen hätte. Doch Sie konnte sich nicht abhängig von ihm machen. Auf seine Zuneigung bestehen. Sie durfte ihr Herz nicht verschenken, keinem anderen Werkzeuge geben, die Sie brechen konnten. Die Sie wieder an den Abgrund drängen konnten.
„Du musst fortbestehen.“ Ich verstehe… Ich werde fortbestehen. Doch nicht heute. In der Zukunft. „Mach mich nicht zu 769.“ Dieser Satz war ein Volltreffer, ihr Herz zersprang erneut, ihr Herz aus Glas. Ihre Pfoten gaben nach und die Kätzin sank mit dem Kinn voraus auf den Boden vor Orion. Es schmerzte, doch Pan wusste, dass es besser so war. Dass es ihr dabei helfen würde, sich nicht abhängig zu machen. Dass jeder einzelne Atemzug in diesem Moment Sie stärker machte. Orion war die letzte Katze, der Pan Schwäche zeigte. Dieser Moment soll der letzte sein, in dem Pan schwach war.
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"Entschuldige dich nicht", Orion schüttelte leicht den Kopf, seine Stimme klang schneidend, "Du musst lernen, zu deinen Worten zu stehen. Und wenn du das nicht kannst, dann behalte sie für dich." Der Graue interessierte sich nicht für sinnlose Rechtfertigungen und auf ihn zurechtgeschnittene Lügen. Auch falscher Höflichkeit konnte er nichts abgewinnen. “Also sag mir erneut, denkst du wirklich, ich bin wie 769?“, die Augen des Katers waren so dunkel wie Wolken kurz vor einem Sturm. Glaubst du, ich würde dich hilflos in die lichtlose Finsternis stoßen? Orion blinzelte. Das wird niemals geschehen, denn ich bin wie der hellste Stern am Silbervlies, dessen kühles Licht dich retten und dir den Weg weisen wird. Vielleicht konnte Orion auch nur retten oder zerstören. Vielleicht wusste er nicht, dass es einen Pfad zwischen diesen Extremen gab, den er hätte beschreiten können. Retten, zerstören.
“Auf die höchste Stufe musst du dich selbst stellen, Pan. Dich und dein eigenes Überleben“, der Geflügelte klang ernst und eindringlich, weil er sicherstellen musste, dass seine Worte bei der schwarzen Kätzin ankamen. Womöglich war es die wichtigste, die entscheidendste Lektion, die er ihr je erteilen würde. “769 hat dir nur Schaden zufügen können, weil du ihn über dich selbst gestellt hast. Ein Fehler, dessen Konsequenzen du kennengelernt hast. Und es gibt nur eine Schlussfolgerung daraus: Mach ihn nie wieder, diesen fatalen Fehler.“ Die Experimente des Labors waren allesamt egoistisch und Pan musste es ihnen gleichtun, wenn sie fortbestehen wollte. Und fortbestehen musste sie, um jeden Preis.
„Du hältst dich nicht an deine eigenen Ratschläge oder was?“ Pan schien noch nicht zu sehen, dass Orion schon zu weit gefallen war. Dass die Dunkelheit ihr Maul bereits weit aufgerissen hatte, um ihn zu verschlingen. Dass es für ihn keinen Weg mehr zurück gab. (Und das er all das bereits akzeptiert hatte.) Seine Rache an seiner Familie, an seiner Schwester, war ihm wichtiger, als alles andere. Wichtiger als sein eigenes Leben und wichtiger als die Leben seiner Verbündeten. Du bist noch zu retten, Pan. Aber für mich ist es längst zu spät. Und wenn mein Ende gekommen ist, dann musst du stark genug sein, um daran nicht zugrunde zu gehen. Und wenn du das geschafft hast, dann wird niemand dir je wieder etwas anhaben können. Dann bist du stärker, als alle Hindernisse in deinem Weg. So viel stärker. Der Anflug eines Lächelns legte sich über Orions Gesichtszüge. Ein stolzes, stolzes Lächeln. Und du wirst alle Möglichkeiten haben, die mir nicht offen standen. Du wirst nicht an denselben Fehlern zugrunde gehen. Du wirst aus ihnen lernen, aus meinen und deinen Fehlern. Kurz wanderte sein Blick an Pan vorbei in die Ferne. Wo wirst du wohl am Ende stehen? Wirst du über der Welt thronen? Wirst du zu einer Sonne, einem Mond, einem Stern werden? (Was wird all das aus dir machen, Pan? Ein Monster, eine Verdammte, eine Königin?)
„Ich bin also zu wichtig um Zuneigung haben zu dürfen? Wie ironisch.“ “Ich beschütze dich vor deiner eigenen Dummheit. Weil du vergangene Fehltritte nicht wiederholen darfst“, ungeduldig zuckte Orion mit einem Ohr. Weil du dich nicht selbst zerstören darfst. Das versucht die Welt schon zur Genüge. Hilf ihr nicht auch noch dabei. Er schloss seine dunklen Augen und atmete tief durch. Und weil du eine Zukunft verdient hast. Eine Zukunft, die ich dir nicht schenken kann. Weil ich sie nie haben werde, eine Zukunft nur für mich allein.
Eine neue Kälte legte sich über Pan. Fast schon eine ungekannte Gleichgültigkeit macht sich deutlich in den Gesichtszügen der Kätzin bemerkbar. Doch auf der anderen Seite erlosch die Flamme der Begierde noch nicht ganz. Sie rückte nur in die Ferne. Weit weg, so weit weg, dass niemand Sie ohne Weiteres wahrnehmen oder entfachen könnte.
Pan blickte fast schon kalt in die schwarzen Augen von Orion. »Du bist nicht wie 769, du warst nur bis eben noch in der Position, den selben Schaden anrichten zu können wie er.« „Du warst“ – Pan wählte diese Worte bewusst. Als hätte sich gerade ein Zahnrad auf die richtige Stufe gedreht, oder als würde Sie neue Ratschläge umsetzen und anwenden. Pan setzte die Worte von Orion sofort in die Tat um. Niemand sollte mehr wichtiger sein als Sie selbst. Niemals sollte Sie ihre Fehler wiederholen und sich somit selbst verwundbar machen.
Während der Kater einigermaßen gedankenverloren darüber schien, dass Sie den Nichteinhalt seiner eigenen Ratschläge kritisierte wurde ihr wie ein Schlag ins Gesicht, ein Sturz in eiskaltes Wasser, schlagartig klar, dass Orion selbst sich nicht mehr an die erste Stelle in seinem eigenen Leben stellen konnte… Oder wollte? Verfolgt er vielleicht etwas ganz Anderes? Einen Dämon aus seiner Vergangenheit, mit dem es etwas zu begleichen gilt?
Aufmerksam schaute die schwarze Kätzin mit fragenden Augen in die von Orion. Was geht in dir vor? Doch im Gesicht des Katers ließ sich absolut gar nicht sehen. Gar nichts. Es wirkte so leer wie die Finsternis wenn man seine Augen schloss.
»Ich darf meine eigenen Fehltritte nicht wiederholen, Orion? Meine eigene Dummheit? Das hast du erreicht. Jetzt wird es aber echt Zeit, dass du nicht meine Fehler machst, oder? Was ist es denn, was dich so nachdenklich wirken ließ? Es war nur ein kurzer Moment, aber ich hab genau gesehen, dass da etwas war. Vielleicht etwas, was du über dich selbst stellst? Genau der Fehler, zu dem du mir gesagt ich sollte ihn niemals wiederholen. Warum also du?«
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Orion nickte kurz zustimmend in Pans Richtung. Ihre Worte bewiesen, dass sie schnell lernte. Viel schneller, als er es je für möglich gehalten hatte. Das ist gut, sehr sogar. Sie bewies ihm einmal mehr, welch hervorragende Wahl sie gewesen war. Dass Orion sich nicht geirrt hatte, als er das Potenzial in ihren Augen gesehen hatte. Wo es schimmerte wie Glut unter der Asche. Nein, natürlich hatte er sich nicht geirrt. Er irrte nicht, er irrte nie. “Von nun an liegt es an dir, keiner Katze mehr diese Macht über dich selbst zu gewähren“, seine Worte waren kühl wie eh und je, “Denn ich werde dich kein zweites Mal retten.“ Womöglich täte er es dennoch, hätte er erneut die Chance dazu. Aber dieser Fall würde nicht eintreten, diese Chance würde er nicht bekommen. Sein Gesichtsausdruck wurde ernster, warnender; “Solltest du jemals wieder im Begriff sein, zu taumeln, dann musst du dich selbst retten. Mit allen Mitteln.“
Und somit bewegte sich eine weitere Figur in seinem großen Plan in Position. Durch seine Anleitung, würde Pan am Ende genau dort stehen, wo er sie brauchte. Wo er sie am allermeisten brauchte. Sein größter Trumpf, seine einzige Rettung. Orions Körper spannte sich an, als innere Unruhe ihn überkam. Ein Zwiespalt, den er mit aller Macht unterdrücken musste. Der Anflug von Hass begann an seinen Eingeweiden zu nagen. Der Anflug von Hass. Von Selbsthass. Weil er Pan gedanklich behandelte, als wäre sie wie Bakemono oder Deimos. Als wäre sie austauschbar. Eine Spielfigur, die geschlagen und weggeworfen werden konnte. Aber natürlich war sie das nicht. Nein, ganz und gar nicht. Sobald er ihr jedoch zugestand, mehr zu sein … sobald er ihr zugestand, ihm etwas zu bedeuten unersetzlich zu sein, würde er scheitern. Und das durfte Orion nicht zulassen. Also unterdrückte er es, verbannte es. Schob all das von sich fort. (Ob er es wiederfinden würde, wenn es zu spät war?)
Die nächsten Worte der schwarzen Kätzin erwischten ihn unvorbereitet. Und einen Moment lang, war er zu nichts anderem in der Lage, außer in ihre hellen Seelenspiegel zu starren. In Seelenspiegel, die zu flüssigem Gold zerrinnen zu schienen. Orion hatte beinahe das Gefühl, sie wollte ihn zerreißen. Ihn zerreißen, um in sein Innerstes zu blicken. Um es Stück für Stück auseinanderzunehmen. Oh, war es nicht genau das, was er die ganze Zeit von ihr verlangt hatte? Ja … ja, das war es. Und Pan war so weit. Sie war endlich so weit. Aber nun lag es an ihr, sich zu gedulden. Die Scherben meiner Existenz werde ich die erst am Ende schenken. Erst ganz am Ende. Damit du sie einschmelzen und zu etwas Neuem machen kannst. Zu etwas Ganzem.
“Ich mache keine Fehler“, fuhr er sie dann mit einem Fauchen an. Er beschwor Hass und Wut herauf, damit sie Furchen in sein Gesicht zeichneten und dunkle Flammen in seine leeren Augen malten. Damit sie alles andere verbargen. “Mein Triumph ist gewiss und alles, was du bis dahin zu sehen glaubst, sind nur Teile meines Plans. Bruchstücke, von denen du noch nicht weißt, wie ich sie am Tag meiner Rache zu einem Kunstwerk zusammensetzen werde.“ Sein Lächeln war so scharf wie die Glassplitter seiner Schwingen. “Also hör auf zu zweifeln, Pan. Oder bildest du dir wirklich ein, ich könnte wanken, wenn es so weit ist? Zögern?“ Ein Knurren bahnte sich an, aus den Tiefen seiner Kehle. “Es steht dir nicht zu, mich und meine Beweggründe in Frage zu stellen“, der Graue kniff seine Augen zusammen und breitete seine Glasflügel bedrohlich aus, “Meine Züge sind perfekt - selbst du wirst das eines Tages erkennen. Selbst du.“ Ein überzeugendes Schauspiel, nur für Pan. Damit sie seine Täuschung nicht erkannte. Damit sie nicht erkannte, was er niemals aussprechen würde. „Genau der Fehler, zu dem du mir gesagt ich sollte ihn niemals wiederholen. Warum also du? Weil es einen Unterschied zwischen uns gibt, Pan. Weil du leben musst. Leben und fortbestehen. Leben. Fortbestehen.
Pan nahm die Worte von Orion und ihre tiefere Bedeutung direkt auf. Sie würde diese Worte hüten, sich in schweren Zeiten an Sie erinnern und auf ihnen aufbauen können… Es liegt nur an mir, in Zukunft nicht mehr zu scheitern. Scheitern ist keine Option und wird auch niemals wieder eine sein. Ein ungewöhnliches Selbstbewusstsein flammte in den hellgelben Seelenspiegeln der schwarzen Kätzin auf. »Jap. Genau das werde ich dann auch tun. Schließlich weiß ich jetzt, wie es sich anfühlt wieder lebendig zu sein. Dank dir…«
Ein wenig überrascht blickte Sie dann wieder in die tiefschwarzen Augen von Orion, als dieser aus der Haut fuhr auf Grund von Pans Kritik. Es war doch nur eine ganz normale Frage? Warum sollte er bewusst Fehler machen? War es für ihn aus seiner Sicht einfach kein Fehler? Kann er es sich erlauben und vielleicht sogar einen Vorteil daraus ziehen? Es macht keinen Sinn für mich…
Pan jonglierte mit ihren Gedanken. Den Blick wieder auf den Boden gesenkt. Die unzähligen Fragen die Sie eigentlich noch hatte, die Sie Orion stellen wollte, verblassten für einen kurzen Moment. Warum wird er denn jetzt so defensiv? Ich hab doch nichts Falsches gesagt? Hat ihm die Frage einfach nicht gepasst? Hab ich einen wunden Punkt getroffen? Hm?
Pan schob ihre Gedanken erstmal ein wenig beiseite und blickte wieder mit trotzig leuchtenden hellgelben Seelenspiegeln der stinkenden schwarzen Wut von Orion entgegen.
»Dann erklär es mir doch?! Seit wann ist ein unnötiger Wutausbruch eine bedachte und geplante Vorgehensweise? Das entspricht überhaupt nicht mehr den Werten die du mir jetzt näher gebracht hast? Du fährst wegen einer ganz normalen Frage komplett aus der Haut? Das ist auf jeden Fall nicht der Orion den ich kenne. Dem ich mein Leben anvertraut habe. Ich habe in keiner Sekunde geglaubt, du würdest zögern oder wanken. Genau so wenig stelle ich deine Beweggründe in Frage? Bildest du dir ein ich würde an dir zweifeln? Habe ich denn in irgendeiner Weise den Eindruck bei dir erweckt, dass du dich nicht auf mich verlassen kannst? Ich will lediglich verstehen. Lernen. Kannst oder willst du das nicht verstehen? Wie soll ich für dich da sein, wenn ich deinen Gedankengang nicht verstehe?.« fauchte Pan schließlich zurück. Es gefiel ihr gar nicht, dass Orion Sie direkt wieder in Frage stellen musste. Er hatte ihr überhaupt keine Zeit gelassen mit ihrem neuen Wissen in Einklang zu kommen, zu verstehen. Sich anzupassen. Und nur einen kurzen Moment später hatte Sie scheinbar direkt etwas falsch gemacht. Die alte Pan hätte jetzt den Kopf hängen und sich in ihren Selbstzweifeln vergessen. Die neue Pan jedoch reckte trotzig das Kinn nach oben und blickte zornig in die tiefschwarzen Augen Orions. »Dann bring mir doch bei, wie ich selber keine Fehler machen kann statt hier nur sinnlos rumzufauchen, du Arsch.«
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Orion betrachtete Pan stumm und dachte über ihre Worte nach. Ja, er dachte tatsächlich über ihre Worte nach. Er schenkte ihnen Bedeutung. Bedeutung, die ihnen nicht zustehen sollte. Lebendig … Die schwarze Kätzin fühlte sich lebendig, dank ihm. Sie hatte etwas wiedergefunden, das sie verloren hatte. Vielleicht hatte sie sich selbst wiedergefunden. Dank ihm. Zum ersten Mal in vielen, vielen Monden konnte Orion beobachten, wie seine Aktionen sich auf das Leben einer anderen Katze positiv auswirkten. Wie er etwas heilte, anstatt es zu zerbrechen. Und dabei hatte er so lange geglaubt, zu nichts anderem in der Lage zu sein. Er hatte geglaubt, er würde alles zerstören, das mit ihm in Berührung kam. Alles, jeden. Doch Pan zersplitterte nicht, sie zerschellte nicht. Sie war nicht wie dünnes Eis, das zusammenbrach, wenn man eine Pfote daraufsetzte. Nein, Pan war anders. Ob ihre Andersartigkeit auch ihn veränderte? Ob sie ihn bereits verändert hatte? Ihn, Orion? Unergründliches Schwarz traf auf unerschrockenes Gold, als er ihren Blick einfing. Sie schien schon jetzt so viel mehr zu sein, als er je gewesen war. Lebendig hatte sie es genannt. Lebendig. Der Kater mit den gläsernen Schwingen hatte sich niemals so gefühlt. Nicht, als seine Existenz von einer endlosen Leere bestimmt war. Und auch nicht, seitdem die Rache wie ein alles verschlingendes Feuer in seinem Inneren schwelte. Ob er erst am bitteren Ende erfahren würde, was es bedeutete, wirklich zu leben? Vielleicht. Vielleicht würde dieser eine Augenblick genügen. Vielleicht wäre er kostbarer als mondelang antriebslos umherzuirren. Vielleicht (war es das alles wert), vielleicht.
“Hör auf zu reden, Pan“, tödliche Ruhe erfasste den grauen Kater. Kein Zorn und keine Wut haftete seiner Stimme mehr an. Nur Kälte. Als wäre die rissige Eisschicht unter ihren Pfoten eingebrochen. Als hätte der Sturz in die Tiefe bereits eingesetzt. Als würden kalte Winde ihre Gestalten umspielen. Als würden sich dunkle Wolkentürme hinter seinen finsteren Seelenspiegeln zusammenbrauen. Ein Zittern durchlief Orions Körper; ein Zittern der Anstrengung. Sein Kiefer malmte aufeinander, während die Zahnrädchen seines Verstandes sich viel zu schnell bewegten. Ja, er wusste nicht, wie er von nun an mit ihr umgehen sollte. Er wusste nicht, was er Pan antworten sollte. Weil sie wie ein Dominostein war, der all seine Pläne zum Einsturz bringen konnte. Weil er sich abhängig gemacht hatte, von ihr. Eine Glasscherbe löste sich aus einer Schwinge und zerbrach beim Aufprall am Laborboden in tausend funkelnde Splitter. Eine Glasscherbe, ein Zeichen für sein aufgewühltes Gemüt. Und dann hörte er sich Worte sagen, von denen er nie geglaubt hatte, dass sie je über seine Lippen kommen würden. Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren. Fremd und fern. So unendlich fern. “Es fällt mir schwer zu vertrauen. Dir zu vertrauen“, Worte wie ein Windhauch. Wie ein Echo, wie eine Erinnerung. So leise, so gedämpft, dass selbst der Sprecher einen Wimpernschlag später nicht mehr wusste, ob sie wirklich da gewesen waren. Realität oder Einbildung? Einbildung oder Realität? Oh, aus dem Mund eines anderen hätte das Gesprochene anklagend wirken können. Verletzend. Aber für Orion war es eine Offenbarung. Ein Zugeständnis. Vielleicht auch ein Eingeständnis (seiner Schwächen). Es war, als würde ein ganzes Gespräch zwischen ihnen hängen. Abertausend Worte, die Orion niemals herausbringen würde. Ungesagte Worte, die womöglich wichtiger waren, als das Gesagte. Wichtiger, sehr viel wichtiger. Ich kann niemandem vertrauen. Ich kann es nicht. Niemals. Nicht wirklich. Aber wenn … wenn ich es könnte, dann würde ich es dir schenken, Pan. Mein Vertrauen.
Angesprochen: Pan | 685 (@Ju) Erwähnt: - Bild: (c) Saphirfluss
Pan bedachte Orion mit einem Blick gefüllt von Ruhe, Sorge und einer leichten Spur von Trauer. Sie wagte es nicht, den für einen kurzen Blick in was auch immer für welchen Gedanken verlorenen Orion zu unterbrechen. Wozu auch? Worüber er wohl nachdenkt? Vielleicht über seinen positiven Einfluss? Ist er überrascht, geholfen zu haben? Ausnahmsweise mal etwas positives verursacht zu haben? Fühlt er sich in diesem Moment lebendig? Genau wie Ich es dank Ihm wieder kann? Sucht er den Grund für diese für ihn ungewohnten Emotionen? Versucht er sie krampfhaft zu blocken? Sich nichts davon anmerken zu lassen? Es scheint ihn jedenfalls sehr mitzunehmen. Vielleicht etwas zu sehr.
Die schwarze Kätzin zuckte mit den Ohren als Orion mit einer Stimmlage, kühler als der Tod, schärfer als Glas, Pan aufforderte nicht weiter zu reden. In seiner Stimme hatte weder Zorn noch Wut gelegen. Pan konnte nicht genau ergründen welche Emotionen der Kater mit dieser ungewohnten Stimmlage ausdrücken wollte. Aber Pan würde seinem Wunsch nachkommen. Sie würde still sein. An seiner Seite. Bis er bereit war zu sprechen. Auch wenn Orion sicherlich jede Art von Unterstützung zersplittern lassen würde wie Glas, so würde Pan entgegen seinen Worten an seiner Seite bleiben und ihn so gut es ging unterstützen. Einfach nur, weil er das Selbe für Sie getan hatte, als Sie sich beinahe endgültig verloren hatte. Als Sie die letzten Pfeiler ihres Lebenswillens gerade zum Einsturz gebracht hatte war Orion plötzlich da gewesen und hatte Pan aufgehalten. Ob er Pan in diesem Moment angesehen hatte, was in Ihr vor sich ging? Nach wie vor stillschweigend blickte Sie in die tiefschwarzen Seelenspiegel Orions und dieser ungewohnt ruhige und nachdenkliche Moment fühlte sich auf eine unnatürliche Art und Weise kalt und abweisend an. Pan fror beinahe, doch bemühte sich auf keinen Fall zu zittern. Ja, Orion zitterte, doch Pan konnte erkennen, dass er nicht auf Grund der Kälte zitterte. Es wirkte, als würde er höchst angestrengt versuchen seine Emotionen irgendwie wieder unter Kontrolle zu bekommen und scheitern. Und scheitern. Und scheitern.
Die hellgelben Augen von Pan folgten der zu Boden segelnden Glasscherbe. Sie fiel gefühlt in Zeitlupe in Richtung des Bodens und zersplitterte. Und in jeder einzelnen Scherbe spiegelte sich etwas. Kleinste Fragmente von Orions innerem Chaos? Zumindest symbolisch glaubte Pan etwas in Ihnen zu sehen. Pan konnte jeden einzelnen Glassplitter einzeln verfolgen. Was vermutlich noch nicht mal eine ganze Sekunde war wirkte für Pan wie mehrere Minuten. Zumindest bis Orions leise Worte die Stille durchbrachen.
»Das verstehe ich.« erhob Pan ihre Stimme. Als hätten Sie ihre Rollen getauscht. Pan sprach souverän, selbstbewusst und sicher. »Es ist nicht einfach, zu vertrauen. Aber ich merke, dass du es versuchst und ich merke, dass es dir schwer fällt. Das ist in Ordnung. Alleine, dass du versuchst mir zu vertrauen, bedeutet mir viel… Ich kenne deine Vorgeschichte gar nicht, also steht es mir nicht zu über dich zu urteilen. Ich weiß aber, dass ich dir vertrauen kann und ich hoffe, dass ich dafür sorgen kann, dass es dir irgendwann leichter fallen wird, mir zu vertrauen.«
Pan kniff die Augen zusammen und machte einen Schritt auf Orion zu. (ò.ó) und haute ihm mit eingezogenen Krallen heftig auf die Wange. »Und jetzt komm mal bitte klar und sei wieder der Alte. Du bröselst komplett auseinander. Warum?« fragte Pan den Glaskater besorgt.
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Orion konnte mit Pans verständnisvollen Worten nicht umgehen. Er hörte ihr zu, er begriff, was sie ihm sagen wollte, aber es war, als würde all das gegen eine dicke Steinmauer in seinem Inneren prallen. Gegen seinen ganz persönlichen Schutzwall. Einen Schutzwall, den er als junger Kater gegen den Rest der Welt hochgezogen hatte. Einen Schutzwall, der so gewaltig und so undurchdringlich war, dass Orion die Person dahinter längst vergessen hatte.
Die Person; sein vergangenes Ich. Eine Version seiner selbst, die nur noch ein Schattendasein fristete. Die aufbewahrt wurde, wie ein kostbares Schmuckstück in einer verschlossenen Schatulle. Deren Sicherheit sich längst in ein Gefängnis verwandelt hatte. Wer war Orion überhaupt gewesen? Damals, vor so vielen Monden? Bevor der Hass sein Herz zerfressen hatte? Bevor Wut und Angst sich tief in ihm eingenistet hatten? Oh, damals … vor so vielen Monden … Der Graue blinzelte langsam, als Erinnerungen über ihn hinwegrollten wie eine Flutwelle. Wie ein Windstoß, der ihn ergriff und hinfortfegte. Erinnerungen, die so alt waren, dass er ihre Existenz längst vergessen hatte. Erinnerungen, so viele Erinnerungen. An einen närrischen Träumer, der zu den Sternen am Ende des Horizonts aufschaute und sich nichts sehnlicher wünschte, als ihnen nah zu sein. An einen einsamen Kater, der sich nach jemanden sehnte, der ihm Verständnis in all dem Chaos entgegenbrachte. An eine verirrte Seele, welche die eigenen Wünsche aus den Augen verloren hatte und sich von leeren Versprechungen locken ließ.
Und hier war er nun, stand Pan gegenüber, in deren goldenen Augen seine Vergangenheit schimmerte. Jeder Moment, jede verpasste Möglichkeit, jede entgangene Chance. Und noch immer wusste er nicht, wie er reagieren musste. Musste. Oder was er denken sollte. Ganz automatisch rutschte er in alte Muster zurück und begann sich zu fragen, welche Erwartungen man an ihn hatte. Welche Erwartungen Pan hatte. Und mit welchen Erwiderungen er all diesen erdrückenden Erwartungen gerecht werden konnte. Orions Ohr zuckte, während ein kalter Schauer ihn überlief und brennende Anspannung in all seinen Gliedern zurückließ. Mondelang hatte er eine Persönlichkeit erschaffen, die in dieser grausamen Welt bestehen konnte. Er hatte jegliche Zerbrechlichkeit und Fragilität in die dunkelsten Winkel seines Verstandes verbannt. Er hatte zerstört, was er einst gewesen war. Wer er einst gewesen war. (Ob er bedacht hatte, dass manche Scherben nie wieder ein Ganzes ergeben konnten? Dass manches unwiederbringlich verloren war?)
Pan wollte, dass er ihr vertraute. Natürlich wollte sie das. Womöglich mehr als alles andere. Aber Orion konnte es nicht. Er konnte nicht einmal der schwarzen Kätzin vollends vertrauen. Trotz allem, was sie verband, konnte er es einfach nicht. Und vielleicht war es seine eigene Unfähigkeit, die ihn am meisten erzürnte. Dass seine Anstrengungen nicht von Erfolg gekrönt wurden, egal wie sehr er es versuchte. Vielleicht war es aber auch der Gedanke, dass er es früher geschafft hätte. Früher. Als er aus mehr als nur scharfen Kanten und spitzen Klauen bestanden hatte. Früher, früher, früher. Als er nah daran war, zu verstehen, wie man emotionale Unterstützung annahm. Wie man Lasten auf zwei Schultern aufteilte und wie viel leichter Schmerzen zu ertragen waren, wenn man nicht mit ihnen allein gelassen wurde. Ja, Pan ließ ihn erkennen, dass er zerstört hatte, was am wertvollsten gewesen war. Dass er zerstört hatte, was er eigentlich nur schützen hatte wollen. Dass er-
Ihr Pfotenhieb war wie kaltes Wasser, das man ihm über den erhitzten Kopf kippte. Orion wich zurück. Wich vor Pan zurück. Weil das seine natürliche Reaktion war; Rückzug. Bevor er ihr noch mehr von sich selbst offenbarte. Bevor er ihr zeigte, was er um jeden Preis mit ins Grab nehmen wollte. Er sollte sie anfauchen, anzischen, anschreien. Sie angreifen, sie zu Boden drücken, ihr die Luft abschneiden. Ihr zeigen, wo ihr Platz war. Doch Orion war müde - so müde wie schon lange nicht mehr. Und während in seinen dunklen Augen nur der bodenlose Abyss wartete, glomm in ihren Seelenspiegeln das verheißungsvolle Licht eines neuen Morgens auf. Er sollte sie von sich stoßen. Sollte sie mit aller Kraft von sich stoßen, damit er nicht Gefahr lief, sie mit sich zu zerren. Und sich an ihr festzuklammern, wenn er stürzen würde. Aber er war müde. Seine Kraft und sein Wille schienen ihn zugleich zu verlassen. Wie verdammte Verräter, die sich im entscheidenden Moment gegen ihn wandten. Nun, was sollte er ihr sagen? Was sollte er ihr antworten?
“Hast du gedacht, ich wäre so oberflächlich? Nichts als Splitter und Scherben?“, er machte sich nicht die Mühe, ihr ein weiteres falsches Lächeln zu schenken. Und vielleicht war das ein Zugeständnis. An sie. Und an sich selbst. Das Wissen, das er ihr selbst die Leere in seinem Herzen zeigen konnte, und sie sich nicht abwenden würde. (Das würde sie doch nicht, oder?) “Du solltest am besten wissen, dass sich hinter jedem Monster eine Geschichte verbirgt“, eine ausdruckslose Miene und tausend ungesagte Worte, “Dass jedes Monster erschaffen wird.“So wie du und ich. So wie wir, Pan. Und langsam begann selbst Orion zu glauben, dass seine Pläne nicht zum Scheitern verurteilt waren. Weil die schwarze Kätzin an seiner Seite stand, weil er sich zum ersten Mal in seinem Leben auf jemanden verlassen konnte. Weil er sich auf sie verlassen konnte. Darauf, dass sie ihn nicht zerschmettern würde, wenn sie die Chance dazu bekäme. Darauf, dass sie ihn retten würde; am Ende.
“Du glaubst, mich zu kennen, Pan. Du glaubst mich durchschaut zu haben. Aber all das …“, er betrachtete seine Pfoten. Seine Pfoten mit den gläsernen Krallen. “All das ist eine Lüge. Eine ausgefeilte Lüge, die alle um mich herum bereitwillig glauben. Selbst du.“ Immerhin war sie genau dafür gemacht; die Maske, die er unablässig trug. Dafür, das Labor zu täuschen. Dafür, der ganzen Welt den Kater zu zeigen, den sie so unbedingt sehen wollte. Strahlend, glänzend. Tödlich, gefährlich. Selbstbewusst, überzeugt. Selbst du. Da lag keine Enttäuschung in Orions Worten. Keine Enttäuschung und kein Vorwurf, sondern nur nüchterne Klarheit. Er wusste, dass er ein hervorragender Schauspieler war. So hervorragend, dass er manchmal sogar in der Lage war, sich selbst etwas vorzumachen. “Aber es hat keinen Sinnmehr, sie länger aufrecht zu erhalten.“Nicht vor dir zumindest. “Du kennst eine Facette meiner Persönlichkeit. Meiner Persönlichkeit, einer Persönlichkeit. Und du hast gesehen, was ich dir zeigen wollte. So wie alle anderen“, er bedachte sie mit einem langen Blick. Einem Blick, dem jede Regung fehlte, jede Emotion, “Aber kannst du auch sehen, wer ich eigentlich bin?“
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Ein eisiger Schauer fuhr über Pans Rücken und hinterließ die sonst so ordentliche Kätzin mit Gänsehaut und aufgestellten Nackenhaaren. Ihre Worte schienen den grauen Kater wenigstens einigermaßen wieder in die Realität zurückzuholen und Pan hatte den Eindruck, dass Sie mit Orion die Rolle getauscht hatte. Dass Sie nun für Ihn da sein musste, an seiner Seite sein musste und verhindern musste, dass er sich was auch immer für finsteren Gedanken welche an seiner Seele fraßen hingeben würde. Pan konnte in den Augen des Katers genau erkennen, was er durchmachte und was er noch durchmachten würde und es war fast als würde Sie ihr eigenes Spiegelbild beobachten. Ein vergangenes Spiegelbild der fragilen Pan, die ihrem Leben keinen Wert mehr geschenkt hatte, die aufgegeben hatte. Die sich damit abgefunden hatte, von der Dunkelheit verschlungen zu werden. Ob ich dafür verantwortlich bin, dass er das jetzt durchstehen muss? Ob er nur durch meine Geschichte und seine Hingabe dazu mir zu helfen in die Fänge seiner Vergangenheit geraten ist? Ob er sich selber dafür Vorwürfe macht und damit seine Fassade zum bröckeln bringt? Bin ich der Grund, dass er seinen inneren Schutzwall einreißen lassen hat? Pan zuckte kurz mit den Ohren und probierte ihre Schuldgefühle nicht zu zeigen. Sie zu verbergen. Ihrer neuen Stärke Willens? Orion Willens? Sie konnte sich weder damit abfinden, Orion belastet zu haben noch damit sich selber verantwortlich zu machen. Doch Sie wusste ganz genau, dass Orion diese Erfahrung erspart geblieben wäre wenn er Pan nicht geholfen hätte.
Ein dunkler Schleier lag über den goldenen Augen als Orion vor ihrer Pfote zurückwich. Rückzug. Genau wie ich früher. Orion... Pan erwiderte den müden, dunklen Blick von Orion mit einem in Verständnis getauchten, wissenden Blick. Pan konnte genau nachvollziehen, wie Orion sich gerade fühlen musste. In die Ecke gedrängt, energielos, ratlos und erschöpft. All das sorgte dafür, dass sein verborgenes, wahres Ich immer weiter und weiter durch seine Fassade schimmerte und nach dem Licht griff. Es wollte sich zeigen, doch die Dunkelheit im Herzen eines Monsters, eines Monsters wie es Pan ohne Orions Hilfe geworden wäre, würde Orions wahres Ich wieder zu Boden reißen und in seinem Inneren einsperren.
Pan biss die Zähne zusammen und zischte leise: "Natürlich nicht. Aber ich verstehe nicht, wieso du dich von mir wieder in diesen Abgrund stoßen lässt..." Pans Stimme zitterte leicht, war leiser und gedämpfter als sonst. "Warum opferst du dich, wenn der Orion den du mir bisher gezeigt hast einfach nur eine Lüge war? Eine Lüge die verschleiern sollte, wie schlecht es dir wirklich ging? Wie soll ich mit dem Wissen leben, dass du dir das wegen mir angetan hast? Wie soll ich mir dafür jemals vergeben?" eine einzelne Träne rollte über die Wange der Kätzin und tropfte vor ihren Pfoten auf den Boden. "Und wenn du wirklich denkst, ich sehe in dir nur ein Monster, dann hast du dich aber ganz gewaltig vertan. Ich würde einem Monster nicht mein Vertrauen und meine Gefühle schenken. Ihm meine Seele offenbaren und ihm erlauben den Krieg in meinem Inneren an meiner Seite zu bestreiten." Pan atmete schwer und blickte auf den Boden vor Orions Pfoten. "Und wenn das bisher wirklich alles gelogen war, dann würde mich interessieren, welche Rolle ich für dich überhaupt spiele?! Wann sprichst du endlich die Wahrheit? Du kannst mir nicht vertrauen, weil du Angst davor hast, das ist Alles! Deshalb verschleierst du auch die Wahrheit und tust dir selbst damit weh... Und versteckst alles hinter dieser monotonen grauen Persönlichkeit die dir bisher jeder abgekauft hat.. Warum?" Pan durchlebte eine bunte Auswahl an Emotionen während Sie diese Worte Orion an den Schädel schleuderte. Von Frust, Unveständnis, Zorn bis hin zu Ratlosigkeit war in diesem kurzen Moment alles dabei gewesen. Auch das waren Facetten, so wie Orion sich hinter einer verborgen hatte könnte Pan es auch tun wenn Sie wollte. Doch wozu? Um jeden dem Ich etwas bedeute zu verarschen? Nur um mich meiner Vergangenheit nicht stellen zu müssen? Damit Ich Sie in mich hereinfressen kann um am Ende unterzugehen? Niemals.
Pan hob den Kopf wieder und blickte zorning und kühl zugleich in Orions dunkle Seelenspiegel. "Ich sehe gerade nur einen Feigling der sich vor seinem wahren Ich versteckt. Ich habe aber bereits gesehen, dass da so viel mehr ist, was du einfach nicht zeigen möchtest. Ich möchte einfach nur, dass du akzeptierst, dass ich dir vertraue, dass ich auf deiner Seite bin und bleibe und dass ich mich bemühe, dir bei dem was dich so fertig macht eine Hilfe zu sein... Aber dafür musst du mit mir sprechen und mich nicht still leiden lassen müssen weil ich mir ansehen muss wie du vor meinen Augen zu Grunde g-gehst." Pan senkte geschlagen den Kopf und konnte ihre Tränen auch nicht länger zurückhalten. "Ich w-will nicht, dass du dich v-verlierst, Orion. Dafür bist du mir zu wichtig geworden. Auch wenn du mit m-meiner Liebe nichts anfangen kannst, liegt mir viel daran, dir helfen zu können."
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Orions Blick ruhte fest auf Pan. Auf der einzigen Katze, von der er zu glauben wagte, dass sie ihn verstehen könnte. Dass sie ihn wahrhaftig verstehen könnte. Ihn, Orion, und alles, was seine Existenz ausmachte. Doch dafür musste er aufhören, sich selbst vor ihr zu verstecken. Dafür musste er die Maske absetzen und den Schleier um sein wahres Ich lüften. Kannst du das ertragen? Kannst du mich ertragen, Pan? Die Seite, die Orion der schwarzen Kätzin gezeigt hatte, war eine raffinierte Täuschung. Ein gelungenes Schauspiel. Eine Lüge, so täuschend echt, dass es unmöglich war, sie zu durchschauen. Eine Lüge, die trotz allem einfacher zu glauben war, als die Wahrheit. Weil sie grausam und endgültig war, die Wahrheit. Vielleicht wirst du die einzige sein, die sie kennt; meine Wahrheit. Die einzige, die erste und die letzte Katze, die sie kennt.
“Du hast mich nicht in den Abgrund gestoßen, Pan“, obwohl es ehrliche Worte waren, wirkte Orion gleichgültig. Es fiel ihm schwer, die vorgetäuschten Emotionen völlig von seinem Gesicht zu verbannen. Sie waren ihm zu vertraut geworden und begleiteten ihn nun schon seit langer, langer Zeit. Aber er versuchte es. Er versuchte es wirklich. “Ich habe es schlichtweg und einfach nie geschafft, mich von meiner Dunkelheit zu befreien. Von den Schatten meiner Vergangenheit“, eine Tatsache, die Orion auf den Tisch warf wie eine Spielkarte. Und es sollten weitere folgen, bis seine ganze Hand offen vor Pan ausgebreitet war. Bis das Kartenhaus seiner gekünstelten Persönlichkeit vor ihr zusammenbrach. “Nicht wie du. In dieser Hinsicht unterscheiden wir uns. In dieser Hinsicht hast du vollbracht, was mir bis zum bitteren Ende nicht möglich sein wird.“ Da lag der Anflug von Stolz in seiner Stimme. Wie ein einzelner Funke in einem leeren Raum. Unbedeutend und überwältigend zugleich. Du bist wie eine bessere Version von mir selbst. Ohne die Makel, ohne die Fehler. Du bist über dich selbst hinaus gewachsen. Nichts und niemand kann sich dir jetzt noch in den Weg stellen.
“Vielleicht bin ich töricht, dir die Macht einzuräumen, mich vollkommen vernichten zu können“, Orion neigte den Kopf nachdenklich, “Aber ich zähle darauf, dass du es nicht tun wirst. Nicht heute, nicht morgen. Niemals.“ Und wenn all seine Analysen und Berechnungen falsch waren, dass würde sein Ende wohl noch früher eintreten, als erwartet. Aber er hatte schon vor einer Weile aufgehört, Pan anzuzweifeln. Sie in Frage zu stellen und ihr Vorwürfe zu machen. Fühlte es sich so an, jemandem zu vertrauen? War es das, was er ihr entgegenbrachte? Vertrauen? Vertrauen; wie ein allerletztes Geschenk an sie? Oh, wenn Orion in das Gold ihrer Augen blickte, war das wie ein Lichtschimmer in seiner Finsternis. Ein Licht, das ihm den letzten Ausweg aus seiner Misere zeigte.
Vergebung also … nun, ich muss wohl hoffen, dass du mir eines Tages vergeben wirst, Pan. Für alle Worte, die ich dir entgegen geschleudert habe wie Messer. Und für alle Worte, die ich in deiner Gegenwart nie werde aussprechen können. Für all das, was gesagt wurde. Für all das, was nie gesagt werden wird. Eines fernen Tages würde vielleicht auch Pan verstehen, warum er sie im Stich lassen musste. Warum er alles für seine Rache aufzugeben bereit war. Und warum es längst kein Zurück mehr für ihn gab. Kein Zurück, keine Umkehr. Keine Rettung. Orion war ein Kater, der klare Ziele in seinem Leben brauchte. Der etwas brauchte, worauf er sich fokussieren konnte. Auf das er hinarbeiten konnte. Etwas, um die Antriebslosigkeit in seinem Inneren zu vertreiben. Es hatte nie etwas in seinem Leben gegeben, das es wert gewesen wäre, mit aller Stärke dafür zu kämpfen. Es hatte nur die Abwesenheit von Wünschen und Sehnsüchten gegeben. Nur eine endlose Leere, die er mit vorgeschobenen Bestrebungen gefüttert hatte. Und so hatte er lange und intensiv auf ein einziges Ziel hingearbeitet. Auf die Rache an seiner Familie. Zu lange und zu intensiv, als dass er es jetzt noch fallen lassen könnte. Sein Vergeltungswunsch machte ihn aus, hatte sich in sein Herz und seine Seele gefressen. Und in seine Person; so tief, dass er ohne diesen Antrieb verloren wäre. Dass er zugrunde gehen würde. An diesem Punkt war es wohl wirklich nur noch eine Frage der Zeit … Kostbare Zeit, die ihm durch die Pfoten rann wie feiner Sand.
“Ich leide hinter dieser Fassade nicht. Zumindest nicht so, wie du womöglich denkst“, es war schwierig für Orion über diese Dinge zu sprechen. Schwierig, ungewohnt, unangenehm. Er verlagerte sein Gewicht leicht von einer Pfote auf die andere. “Anderen fällt es zumeist schwer mit mir umzugehen, wenn sie erkennen, was ich verberge. Also zeige ich ihnen eine einfachere Version meiner selbst. Eine Maske, die sie verstehen und durchschauen können. Ein berechenbares Abbild, eine greifbare Illusion“, einen Wimpernschlag lang zögerte Orion, bevor er weitersprach, “Und dieses Trugbild wird nur allzu gerne angenommen. Weil es perfekt in jedes soziale Gefüge passt.“ Es schimmerte durch, wie viele Gedanken er sich darüber gemacht hatte. Damals, als er alles daran gesetzt hatte, sich anzupassen. “Katzen nehmen mich besser an, wenn ich Gefühlsregungen imitiere. Wenn ich Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten mit ihnen aufweise.“ Letztendlich war er nur aus Selbstschutz zum Lügner geworden. Nur aus Selbstschutz. (Und Besessenheit?) “Schau dir meine Verbündeten an - 066, 306 und 038 - sie glauben, zu wissen, wer ich bin. Und das ist es, was sie letztendlich manipulierbar macht.“
“Deine Rolle in all dem … ich möchte, dass es wenigstens eine Katze gibt, die mich kennt.“Mich und nicht die Lüge, die ich um meine Person herum aufgebaut habe. “Damit du einschreiten kannst, sollte ich jemals ins Wanken geraten“, er beobachtete die Tränen, die über ihre Wangen rannen, “Noch bin ich nicht im Begriff, mich selbst zu verlieren. Nein, ganz im Gegenteil, ich finde wieder, was längst verloren war.“ Ein abwesendes Leuchten nahm Orions dunkle Augen völlig ein. Als hätte ein Stern selbst sich in den dunklen Tiefen verfangen. Die ganze Welt hatte ein unsichtbares Gewicht auf seinen Schultern abgeladen und ihn gezwungen, sich in ein Schneckenhaus zurückzuziehen. Aber nun begann Orion langsam aber sicher Gefallen daran zu finden, diesen Zustand hinter sich zu lassen. Oh ja, das tat er! Und Pan war es, die ihm diesen Moment des Atemholens erlaubte. Pan.
“Es ist es nicht wert, um andere zu weinen“, kommentierte er dann reichlich unbeholfen, “Ich brauche weder deine Sorgen noch deine Tränen.“ Orion hatte noch nie gewusst, wie man mit trauernden Katzen umgehen sollte. Mit aufgelösten, fragilen Katzen. Das einzige, was er bislang getan hatte, war sie weiter zu brechen und für seine Zwecke auszunutzen. Nun aber stand er ratlos vor der schwarzen Kätzin und starrte reglos auf die salzigen Perlen, die nach und nach zu Boden tropften. “Es ist es nicht wert, um mich zu weinen“, ergänzte er dann leiser, “Weil ich meinen Weg selbst gewählt habe. Weil ich aus eigener Kraft hier vor dir stehe und mich weder von Schicksal oder Zufall habe treiben lassen.“ Sein Blick wurde hart und unnachgiebig. Weil ich selbst die Dunkelheit gewählt habe. “Auch du musst das akzeptieren, Pan.“ Du musst mich akzeptieren.
Pan stand in der Stille, herausgefordert davon ihre Tränen wieder einigermaßen unter Kontrolle zu bringen, vor Orion und seinem ruhigen, festen und nicht mehr ganz so emotionslosen Blick. Das ist echt. Oder das, was davon übrig ist. Ich ertrage das. Ich habe Ihn gebraucht und jetzt muss ich stark für Ihn sein. Wenigstens das schulde ich Orion. Wenigstens das.. Pan wurde das Schicksal, für welches Orion sich entschieden hatte immer deutlicher und der Sinn dahinter, sich hinter einer perfekt zugeschnittenen Persönlichkeit zu verstecken machte auch für Pan endlich Sinn. Die Wahrheit dahinter sollte das letzte Puzzleteil sein, welches dafür sorgen würde, dass Pan endlich verstand was in Orion vorging.
Pan horchte fast erschrocken auf, als Orion wieder das Wort ergriff und auch wenn Orions Stimme gleichgültig wie immer war, konnte Sie in den Augen des Katers erkennen, dass es ehrliche und aufrichtige Worte waren und er sich sogar bemühte, den monotonen Schleier abzulegen. Wie tausende kleine Nadelstiche wurde Pan mit jedem weiteren Wort bewusst, was passiert war und wo die Parallelen zwischen ihr und Orion waren. Der Stolz der in der Stimme des Katers mitschwang war für Pan wie Fluch und Segen zugleich. Pan schüttelte kurz den Kopf und probierte einigermaßen ruhig und gefasst zu sprechen.
»Wenn ich es geschafft habe, mich von der Dunkelheit zu befreien… Dann schaffst du das auch. Ich zweifle ja gerne, aber jetzt gerade in diesem Moment gibt es keinen einzigen Zweifel. Ich lasse nicht zu, dass dein bitteres Ende eintritt.. So wie du für mich da gewesen bist, muss ich jetzt einfach für dich da sein.. Und du hast das die ganze Zeit einfach so mit dir herumgeschleppt, als wäre es nicht wichtig, als wäre es einfach nur ein Anhängsel. Das lässt sich in Ordnung bringen..« Pan ließ kurz den Kopf hängen. Ich dachte doch auch, mir wäre nicht zu helfen…
Pan hob ihren zierlichen Kopf wieder als Orion erneut das Wort ergriff und die Monotonität immer weiter von seiner Stimme wich. Pan war sich endlich sicher, dass der Kater aufrichtig und ehrlich war und es war ein unglaublich erleichterndes Gefühl zu wissen, dass das Vertrauen, welches Sie Orion schon eine ganze Weile entgegengebracht hatte endlich erwidert wurde. »Ich hatte die selben Gedanken. Ich habe dir blind vertraut. Und jetzt? Denkst du wirklich, nachdem was du für mich getan hast würde ich auch nur im Entferntesten daran denken, dir irgendwie schaden zu wollen? Wie du sagtest, nicht heute, nicht morgen. Niemals.« Pan lächelte leicht während Sie Orion in die Augen sah. In die Augen in denen sich gerade scheinbar unzählige ungewohnte Gedanken und Emotionen einnisteten mit denen Orion überhaupt nichts mehr anzufangen wusste. »Falls dir das irgendwie Gedanken bereiten sollte.. Was auch immer zwischen uns war bis hierhin. Die Schmerzen die ich auf dem Weg hierhin ertragen musste, die Worte, die Glassplitter, die Krallen, alles. Es war alles Teil davon. Nur so konnte ich wieder über mich hinauswachsen. Ich könnte mir nicht verzeihen, wenn du dir dafür Vorwürfe machst.«
Pan beobachtete den Kater weiter, während er scheinbar seine Gedanken und Worte sortierte. Er war in so kurzer Zeit so unglaublich wichtig für Pan geworden. So unglaublich wichtig, dass ihr einziges Ziel im Moment war, ihm genauso wie er es für sie getan hatte, aus der Finsternis zu helfen.
Die Worte über seine Fassade und die folgenden Erklärungen waren fast genau so, wie Pan es sich vor wenigen Momenten schon zusammengereimt hatte. Die Vorstellung, sein wahres Ich zu verbergen und nur ein falsches Ich zu präsentieren war Pan nur allzu vertraut gewesen und es war sicherlich auch ein Konzept welches der Kätzin mit dem halben Ohr in Zukunft wieder begegnen würde. Egal, ob es nun um Verbündete oder etwas ganz Anderes ging. Pan nahm das Wissen auf und war bereit es für ihren eigenen Vorteil einzusetzen. Sich durchzusetzen und zu bestehen.
Pan horchte auf, als Orion endlich preisgab, welche Rolle Sie in seinem Plan spielte. Wofür er sich die Mühe gemacht hatte, Sie aus der Finsternis zu zerren. Und auch wenn Pan nicht ganz verstand, so entfachte der letzte Satz ein breites Lächeln. »Sehr gut.. Ich bin da, Orion. Ich glaube, diese Rolle habe ich bisher schon unterbewusst wahrgenommen.. Sonst würden wir dieses Gespräch nicht führen.
Pan entging die Unbeholfenheit in Orions nächsten Worten nicht aber irgendwie machten Sie Pan auch wieder leicht wütend. »Dass du nicht entscheiden kannst, welchen Wert du im Herzen von Anderen hast, ist dir aber schon klar, du Idiot?« Pan funkelte den Kater leicht an. »Ich weine um dich, weil du wichtig für mich bist und daran kannst du nichts ändern!« Pan pausierte kurz, atmete tief durch und beruhigte sich wieder. »Und ich akzeptiere dich und die Art wie du bist. Aber ich akzeptiere nicht, dass du dich wegschmeißt, wenn es nicht sein muss. Auch dafür stehe ich an deiner Seite. Du bist es wert und ich möchte, dass du das kapierst. Du bist alles für mich.«
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“Pan“, Orion sagte nichts weiter. Nur dieses eine Wort, nur ihren Namen. Sein Tonfall war schneidend, drängend. Wenn man genauer darüber nachdachte, dann auch bittend, ja, sogar flehend. Der Graue konnte nur hoffen, dass es genügte, um sie aus ihrem Gedankenstrom herauszureißen. Aus einem Teufelskreis, dir ins Nirgendwo führen würde. Oh ja, er konnte ihre Überlegungen beinahe bildlich vor sich sehen. Ihre Hoffnung, ihre Zuversicht. Wie sie voller Tatendrang daran glaubte, ihn retten zu können. “Pan“, wiederholte er und wartete, bis sich ihre Blicke kreuzten. Gold und schwarz. Das Gold eines neuen Morgens, einer vielversprechenden Zukunft. Und das Schwarz einer langen Nacht, die niemals enden würde. “Ich will nicht gerettet werden.“ Da war sie, diese letzte, alles verändernde Wahrheit, die einmal ausgesprochen nie wieder zurückgenommen werden konnte. Die wie ein Damoklesschwert über ihnen hing. Ob sie auch dieses Geständnis ertragen konnte? Oder war es der Tropfen, welcher das Fass nun doch zum Überlaufen brachte? Bis hierhin hatte Pan ihre wiedergefundene Stärke unter Beweis gestellt. Sie hatte Orion gezeigt, dass sie bereit war, für sich selbst, für ihre Wünsche und Ziele einzustehen. Bis hierhin hatte sie es geschafft - Würde sie auch den nächsten Schritt tun können? Oder forderte er zu viel von ihr? Verlangte er ihr alles ab?
“Du kannst nicht alles in Ordnung bringen“, ein Hauch von Resignation lag in seiner gleichförmigen Stimme, “Nicht jede Wunde kann geheilt werden.“ Wenn sie nur tief genug waren, blieben immer blasse Narben zurück. Narben, die eine Katze für ihr ganzes Leben zeichnen konnten. Das bin ich wohl; ein Gezeichneter. Orion hatte sich dazu entschieden, diejenigen, die ihn verletzt und erniedrigt hatten, nicht zu vergessen. Er hatte sich entschieden, ihnen ihre Verbrechen nicht zu verzeihen. Nein, ganz im Gegenteil, er würde die ganze Welt an die Schwere ihrer Taten erinnern. Und solange er dieses Ziel verfolgte, konnte er nicht nach vorne schauen. Nach vorne schauen würde bedeuten, mit seiner Vergangenheit abzuschließen und sie hinter sich zu lassen. Aber das konnte Orion nicht. Das würde er niemals können. Sollte er es versuchen, zerbräche er daran. Er und seine allzu fragile Persönlichkeit.
Doch Orion bezweifelte nach wie vor, dass Pan so leicht aufgab. Sie war störrisch, sie war hartnäckig. Und sie hatte definitiv die Willensstärke, ihm weiter zu trotzen. Für den Moment jedoch betätigte sie ihn. Ihn und seine Berechnungen. Sie sagte, was er von ihr erwartet hatte. Sie schlug den Weg ein, in dessen Richtung er sie von Anfang an gelenkt - gedrängt! - hatte. (Tat sie es, weil sie in seiner Schuld stand?) Und sie schwor, ihm nicht von seiner Seite zu weichen. Nicht einmal im Angesicht all der offenbarten Geheimnissen. Ob es ihn sentimental stimmen solle? Ob er etwas empfinden sollte? Orion presste seinen Kiefer fest zusammen und rollte mit den Schultern. Er tat alles, um seine Konzentration auf ein anderes Thema zu lenken. Um von all den Emotionen abzulenken, die er nicht wahrhaben wollte. Um davon abzulenken, dass er noch nie jemanden gehabt hatte, der komme was wolle zu ihm stand. Dass er noch nie eine echte Freundin gehabt hatte. Es erschreckte ihn. Es erschreckte ihn noch immer. Wie viel Macht sie über ihn ausüben konnte. Wie gut sie ihn kannte. Und was sie bereit war, für ihn zu opfern.
“Ich weiß, ich mache mir keine Vorwürfe“, Orion neigte den Kopf, zuckte mit einem Ohr. Er war sich sicher, dass jede seiner Handlungen und Methoden gerechtfertigt war. Daran zweifelte er nicht, das stellte er nicht in Frage. Nein, das tut er nicht. Sicher, er hätte Pan freundlicher begegnen, sanfter mit ihr umspringen können, aber das hätte nicht mit derselben Effizienz zum angestrebten Ziel geführt. Sie wäre nur länger in der Finsternis ihres eigenen Verstandes umhergeirrt. Selbstvorwürfe und -zweifel passte nicht zu einem Kater wie Orion; Er plante jede Aktion bis ins letzte Detail und Worte verließen nur äußerst wohl überlegt seinen Mund. Ständig war er dabei, die Vor- und Nachteile seiner Taten gegeneinander abzuwägen. Unablässig strukturierte und berechnete er seine nächsten Schritte. In alldem blieb kein Platz für Fehler. Und schon gar kein Platz für Reue. Nur, weil er seine Maske abgelegt hatte, bedeutete es nicht, dass Orion weich und verletzlich war. Das war er nie gewesen. Man hatte ihn früher einen - um es mit den Worten seines Vaters zu sagen - närrischen Träumer und fehlgeleiteten Idealisten nennen können, aber seine Schwachstellen hatte er schon immer vor anderen verborgen.
Hinter seiner kalten Maske versteckte sich etwas Anderes. Etwas Gefährlicheres. Orions Fassade waren auf einer angebrochenen Persönlichkeit aufgebaut. Sie war ein fehlerhafter Schutzmechanismus, der ihn davor bewahrt hatte, gänzlich zu zerbrechen. Der ihn zusammengehalten hatte. Nun, da er den Schleier von seinem wahren Gesicht genommen hatte, stand nichts mehr zwischen der Welt und Orions fragilem Herzen. Nun war es nur eine Frage der Zeit, bis es endgültig in die Brüche ging. Aber wenn er zerschellte, dann würden die Splitter alles um ihn herum mit sich reißen und blutende Wunden zurücklassen. Er hatte Pan vor diesem Schicksal bewahren wollen. Orion hatte sie vor ihm selbst bewahren wollen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Viel zu spät.
Berechtigte Wut loderte in ihren goldenen Augen auf. Natürlich begriff auch Pan, dass Orions selbstgewähltes Ende nicht spurlos an ihr vorübergehen würde. Und doch … hatte er nicht genau das gewollt? Spuren hinterlassen, in Erinnerung behalten werden? Nein, nicht auf diese Art. Nein, nein, nein. Aber es waren ihre schneidenden Worte, die zu Orion durchdrangen. Als hätte er diese Zurechtweisung gebraucht. Und die Versicherung, dass sie ihn nicht mit Samtpfoten anfasste, nur weil er sich ihr geöffnet hatte. Was bedeutete es eigentlich, einer anderen Person wichtig zu sein? Von Bedeutung zu sein? Von Bedeutung, vielleicht nicht für die ganze Welt, aber für Pan. Vor langer Zeit war es alles gewesen, was er sich gewünscht hatte. Vor langer, langer Zeit hätten ihn diese Worte retten können. Wenn Pan früher in sein Leben getreten wäre, hatte sie ihn retten können. Heute allerdings existierten diese Träume von einst nicht mehr. Sie waren nicht mehr als Schall und Rauch. Sie waren auf ewig verloren. Verloren und Bedeutungslos. Orion atmete tief durch. Er war von Bedeutung, für Pan. (Und einen Herzschlag lang reichte ihm das. Einen Herzschlag lang, war das alles, was zählte.)
“Du machst es mir schwer, Pan“, der Graue blinzelte. Noch schwerer, als es ohnehin schon ist. “Ich treffe meine Entscheidungen nicht leichtfertig“, erinnerte er die schwarze Kätzin, “Du musst akzeptieren, dass ich bereit bin, alles für meine Rache aufzugeben. Alles, jeden.“Nur dich nicht. “Und ich werde meine Pläne nicht in den Wind schlagen. Egal, wie sehr du flehst“, er wandte den Blick ab, “Steh mir nicht im Weg.“ Orion schloss die dunklen Augen, als ein leichtes Zittern seinen kräftigen Körper durchlief. “Bitte.“
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Ihr Name fiel und durchbrach die Stille. Ihr Name fiel und lenkte für einen kurzen Moment ab. Besänftigte das Chaos, welches sich im Inneren von Pan abspielte und nur danach schrie endlich losgelassen und entfesselt zu werden. Doch es wurde schwächer und an seine Stelle schob sich eine kühle, eisige Akzeptanz. Pan musste akzeptieren, dass Orion nicht gerettet werden wollte. Er hatte es gerade eben gesagt, er hatte die Vermutung bestätigt, die sich allmählich auch in Pans Köpfchen zusammengepuzzelt hatte. Und was soll dann passieren? Die Frage brannte. In ihrem Kopf. In ihrem Herzen. In ihrer Seele. Doch Sie sprach kein Wort. Es war an der Zeit, Orions Entscheidung hinzunehmen. Akzeptieren würde Sie Sie nicht. Doch war ihr Wille den Kater zu unterstützen größer. Und wenn Sie selber dabei starb. Wäre auch egal. Wenn er weg ist bin ich sowieso wieder alleine. Grr.
Die vereinzelten Worte welche Orion aussprach, welche immer wieder die unangenehme Stille durchbrachen, waren für Pan an diesem Punkt nichts mehr wert. Er kann so viel Reden wie er will. Ich werde es nicht verstehen. Nicht akzeptieren. Doch helfen werde ich. Dafür sorgen, dass er seine Ziele erfüllen kann. So weh es mir auch tut. Pff. Schmerzen sind albern. Gefühle sind albern. Egal. Egal. Egal. Steh drüber, Pan. Die schwarze Kätzin war bemüht sich selber zu beruhigen. Sich zu kontrollieren und die Ruhe zu bewahren. Doch irgendwie fühlte Pan sich auch machtlos. Als wäre es ihr Schicksal, schon wieder Jemanden zu verlieren der ihr so unglaublich wichtig geworden ist.
Doch all der belanglose Monolog war vergebens. Pan konnte nichts mehr ändern. Pan musste alles hinnehmen, alles verkraften. Und Sie würde bestehen. Sie war stärker als je zuvor. Doch der Schmerz würde wieder eine Weile an ihrer Seele knabbern. Sie erneut in Richtung der Dunkelheit drängen, ihr alles abverlangen, Sie wieder und wieder testen und prüfen. Es war, als hätte Orion all das genau vorhergesehen und ist genau deswegen so herzlos und kalt mir ihr umgegangen. So langsam machte alles immer mehr Sinn. Pan überspielte die Kälte mit einem kraftlos wirkenden Lächeln. Schlechte Schauspielerei von der schwarzen Kätzin. »Du machst es mir auch nicht gerade einfach.. Aber..« Pan stockte kurz. »Mir bleibt sowieso nichts anderes übrig. Dein Ziel war die ganze Zeit nur, mich darauf vorzubereiten, richtig? Hast du geschafft, Glückwunsch. Ich werde es schon irgendwie verkraften. Ich werde dir nicht im Weg stehen. Ich werde dir den Weg ebnen, wenn überhaupt. Aber es wird mir weh tun. Vergiss das nicht, bitte.« das falsche Lächeln hatte nicht lange gehalten und die Worte tatsächlich auszusprechen brachte Pan beinahe zum Zittern. Doch andererseits war auch eine gewisse Last von ihren Schultern gefallen. Es gab keine Geheimnisse mehr zwischen Pan und Orion. Und somit konnten sich Beide von nun an auf ein letztes, gemeinsames Ziel konzentrieren. Pan hoffte nur, dass Sie wirklich so stark war, wie Sie glaubte...
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Orion betrachtete Pan lange, ohne etwas zu sagen. Er schwieg, weil ihm die Worte fehlten, um dem Chaos in seinem Inneren gerecht zu werden. War sie letzten Endes nur eine weitere Spielfigur für ihn? Behandelte er sie so? Der Graue schluckte schwer und betrachtete seine Pfoten eingehend. Es war einfach gewesen, sich all diesen Wahrheiten zu verschließen. Sie zu verdrängen und zu vergessen. Und so zu tun, als würden sie gar nicht existieren. Hatte es je eine Katze in seinem Leben gegeben, die er nicht als austauschbar angesehen hatte? Die einzigartig für ihn gewesen war? Wohl nicht, sonst hätte er gelernt, ein anderes Verhalten an den Tag zu legen. Ob er auch Pan anders behandelt hätte? Ob er dann früher begriffen hätte, dass sie ihm wichtig war? Und deswegen kein Teil seines Plans sein hätte dürfen? Jetzt war es für diese Zweifel zu spät, jetzt war kein Platz mehr für Reue. Orion hatte seine Entscheidungen schon getroffen und - egal wie fatal sie waren - es gab kein Zurück mehr. Nicht für ihn. Er hatte sich in eine Ecke manövriert und der einzige Weg, den es für ihn gab, war vorwärts. Immer weiter vorwärts. Immer einen Schritt vor den anderen. Selbst wenn es ihn innerlich zerriss. Selbst wenn er am Ende fallen würde. Fallen, in die Dunkelheit.
“Bis zu dem Moment, an dem ich dir das erste Mal gegenüberstand, waren meine Pläne fehlerfrei“, stellte Orion nüchtern fest. Kein Vorwurf lag in seiner Stimme, keine Anklage. Es war ihm möglich gewesen, Berechnungen aufzustellen, weil er sich selbst kannte. Weil er sich gekannt hatte. Sein Verhalten hatte eine Konstante in der Ungewissheit dargestellt und keine Unbekannte in der Gleichung. Er war kein Risiko für den Erfolg seiner Planungen gewesen. Zumindest bis Pan eine Seite in ihm zum Vorschein brachte, die er lange verloren geglaubt hatte. Orion hatte sich verändert. Pan hatte ihn verändert. Und er wusste nicht mehr, ob er es schaffen würde, bis zum Ende durchzuhalten. Denn nun war er verwundbar, nun war er verletzlich. Nun hatte Orion etwas zu verlieren. Jemanden zu verlieren. Das war ein Zustand, dem er noch nie ausgesetzt gewesen war. Ein überaus beängstigender Zustand, wie er jetzt feststellen musste. “Wirst du meinen Anweisungen Folge leisten, wenn es darauf ankommt? Wirst du tun können, was ich für dich vorgesehen habe?“, er wagte es kaum, in ihre goldenen Augen zu schauen. Er wollte das vorwurfsvolle, enttäuschte Glitzern darin nicht sehen. Ob sie sich verraten fühlte? Und womöglich wollte er auch nicht, dass sie die Scham in seinem Blick sah. “Selbst wenn es dir und deinen Überzeugungen widerstrebt?“
Erneut schwieg er, schloss seine Augen und seufzte. “Ich hatte nie vor, dich auf irgendetwas vorzubereiten“, ein weiteres Geständnis unter vielen. Erst als Orion erkannt hatte, dass die schwarze Kätzin mehr war, als ein einfaches Bauernopfer, hatte er begonnen, sich für sie einzusetzen. Vielleicht war das der erste Fehler, den er begangen und die erste Schwachstelle, die er gezeigt hatte. “Aber vielleicht habe ich es ja geschafft“, ergänzte er, leiser. Vielleicht hatte er einmal etwas richtig gemacht.
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Pan wusste nicht genau, was Sie in diesem Moment fühlen sollte. Was Sie fühlen konnte. Unter dieses brodelnde Chaos mischte sich auch noch ein kleiner Hauch von Überraschung darüber, dass Orion scheinbar wirklich über seine Emotionen und die Emotionen und Gefühle die er auslöste nachdachte. Genau jene, die er bisher ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken manipulierte und für seine eigenen Zwecke nutzte. War es ein Hauch von Reue, der in seinem Ausdruck lag? Oder war es nur Frust darüber, dass er zu viel preisgegeben hatte? Was es auch war, Pan würde sich von Orion niemals benutzt fühlen. Niemals würde Sie „Nein“ zu ihm sagen. Niemals würde Sie sich in seinen Weg stellen wenn Sie ihn nicht vor etwas bewahren wollte was er in dem Moment vielleicht gar nicht erkannte.
Doch Orion hatte sich neulich verändert. Pan hatte bereits erwähnt, dass sich offensichtlich Lücken in seiner Fassade, oder besser gesagt in seiner Festung bildeten und jede Katze die ihm schaden wollte konnte diese Lücken dafür nutzen. Und Pan machte es sich in diesem Moment zur Aufgabe, das zu verhindern, die Lücken zu schließen, Orion dabei zu helfen, die Lücken zu schließen die ihn verwundbar und angreifbar machen. Pan sollte zu dem Teil werden, der Orion unbesiegbar machte. Der seine Schwächen ausglich und Fehler im voraus erkennen und korrigieren konnte. Ist das die Rolle, die du vorgesehen hast?
»Ich war nie Teil das Plans, logisch. Ich bin ja auch einfach aufgetaucht. Du hättest mir nicht helfen müssen, doch irgendetwas musst du gesehen haben und statt mich liegen zu lassen hast du probiert deine Pläne anzupassen. Doch du hast die Tatsache übersehen, dass die Bindung die du zu mir entwickelt hast deine größte Schwäche werden würde, stimmts?« Pan ging langsam auf Orion zu und drückte ihm den Kopf gegen die Schulter. »Mir egal ob dir das nicht passt. Grr. Doch deine Pläne sind immer noch fehlerfrei.. Sie sind fehlerfrei, weil ich die Lücken fülle. Die Lücken die Schwächen sein könnten gleiche ich aus. Ich weiß nicht wie, ich werde es vermutlich selbst merken müssen, irgendwann.. Schließlich verrätst du ungesprächige Krähe mir nicht, was du mit mir vorhast. Aber egal was es ist, ich verspreche dir, dass du dich auf mich verlassen kannst. Meine Überzeugungen sind egal. Du bist wichtiger. Viel wichtiger. Ja, ich weiß. Für dich sind das leere Worte. Du kannst nicht mehr verstehen, was du mir bedeutest. Aber ich merke, dass ich immer mehr Licht ins Dunkle bringe und hinter der Finsternis immer mehr vom alten Orion sehe. Aber den werde ich wohl niemals wirklich zu Gesicht kriegen, hm?« Pan pausierte eine ganze Weile und nahm den Moment auf. Es könnte das letzte Mal sein, dass Sie die Möglichkeit hatte sich auf diese Art und Weise mit Orion zu unterhalten. Und auch wenn er das Gefühl vielleicht nicht teilte, so war es für Pan einer der wertvollsten Momente den Sie in ihrem Leben bisher erleben durfte. Und dafür würde Sie Orion auf ewig dankbar sein.
»Ich glaube darauf kann man nicht vorbereitet sein. Vielleicht krieg ichs ja noch aus deinem Kopf raus. Aber du könntest so langsam mal mit der Sprache rausrücken. Wenigstens das hab ich mittlerweile verdient.. Und eigentlich hab ich es überhaupt nicht verdient, dass du mich alleine lässt. Aber du hörst ja nicht gescheit zu. Du Vogelhirn. Und jetzt spucks aus, sonst setzts was.« Pan funkelte Orion aus goldenen Augen mit einer Mischung aus Trauer, Witz und Freude an. Die nächsten paar Tage werden hart für uns beide, hm, Orion?.. Bleib doch einfach bei mir… Bitte.
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Orion hörte Pans Worten angespannt zu und senkte schließlich den Blick. Er wollte vieles sagen - oh so vieles! - aber der Graue wusste es besser. Er wusste, dass er nicht alles offenbaren durfte, wenn er Pan wirklich beschützen wollte. Egal wie sehr sie drängte, egal wie sehr sie bettelte. Ja, manches blieb besser ungesagt. “Diese Bindung ist in der Tat meine größte Schwäche“, gestand Orion, wollte die Worte aber nicht so stehen lassen, weil sie Pan herabwürdigten, “Aber du bist zugleich meine größte Stärke …“… in diesem Spiel um meine Rache. Jetzt da er etwas zu verlieren und jemanden zu verteidigen hatte, kämpfte Orion erbitterter als jemals zuvor. Bislang war die Zeit auf seiner Seite gewesen, aber nun hatte sie sich gegen ihn gewandt. Denn mit jedem Tag riss er Pan ein wenig mehr mit sich in die Tiefe. Wenn er sie dabei nicht zerstören wollte, dann musste er all das bald zu Ende bringen. Sehr bald. Orion musste innerhalb kürzester Zeit bereit dazu sein, Andromeda zu konfrontieren. Für Pan. Und für sich selbst.
Er betrachtete die schwarze Kätzin und erlaubte sich, ihren Mut und ihren Starrsinn zu bewundern. Vom jammernden Kätzchen, das er aus der Dunkelheit hervorgezogen hatte, war längst nichts mehr übrig. Sie war weit gekommen, sie hatte sich verändert. Sie hatten sich beide verändert, waren dabei jedoch in entgegengesetzte Richtungen aufgebrochen. Pan erschuf sich die Zukunft, die sie verdiente und wurde zu der Katze, die sie sein wollte. Orion hingegen hatte seinen Blick ein für alle Mal in die Vergangenheit gerichtet. In die Vergangenheit, wo sein früheres Ich begraben gewesen war. Und dann hatte er es wieder an die Oberfläche gelassen, wo es wie ein Ertrinkender nach Luft schnappte. Er hatte die Persönlichkeit abgelegt, die er geschaffen hatte, um in dieser grausamen Welt bestehen zu können. Um überleben zu können. Sie war Maske und Rüstung zugleich gewesen. Sie hatte ihn beschützt. Oh ja, das hatte sie! (Und nun war sie fort. Fort wie seine Chance auf eine Zukunft.)
“Meine Pläne werden deinetwegen Erfolg haben“, Orion nickte bedächtig, “Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen, Pan.“ Das tat er, wirklich. Er schätzte, dass sie noch immer zu ihm hielt. Und er schätzte ihre Bereitschaft, den Weg zu gehen, den er für sie vorgesehen hatte. Obwohl sie ihn nicht kannte. Und nicht kennen würde, bis sie ihn beschritt. Obwohl es ihr viel abverlangen würde - zu viel? Orion war jedenfalls der Überzeugung, dass sie es schaffen konnte. Dass sie genug Stärke bewiesen hatte, um vorwärts zu gehen. Vorwärts, nur vorwärts. Ohne je einen Blick zurück zu werfen. Er hoffte nicht, dass sie es schaffte; er glaubte daran. Felsenfest. Was er jedoch hoffte, war, dass sie ihn nicht hassen würde, wenn alles vorbei war. Mach dich nicht zu einer Gefangenen dieses verfluchten Teufelskreises. Brich aus unserem Tanz von Rache und Vergeltung aus. Brich aus diesem - aus meinem - Teufelskreis aus. Er hat schon zu viele Opfer gefordert und muss bei mir enden. Lass mich nicht zu deinem Untergang werden, Pan.
„Der alte Orion …“ “Ich weiß es nicht“, antwortete er wahrheitsgemäß. Und ich wüsste auch nicht, ob ich ihn dir zeigen würde. Ob ich es könnte. “Ich denke allerdings nicht. Das Leben hat mich zu sehr gezeichnet. Zu viele Narben hinterlassen“, er verlagerte sein Gewicht von einer Pfote auf die andere. Ich bin wie Glas; von spinnenwebenfeinen Rissen überzogen. Ich bin wie ein Kartenhaus; dem nächsten Windstoß hilflos ausgeliefert. Ich bin (Orion) verloren.
“Du bist zu neugierig, zu ungeduldig“, Orion blinzelte langsam, während seine Augen in die Ferne wanderten, “Ich komme darauf zurück, wenn es eine Rolle spielt. Und bis dahin; hab Vertrauen, Pan.“ Seine Gesichtszüge waren unverändert, aber in seinen Augen funkelte das Lächeln, welches er nicht auf andere Weise zeigen konnte.
Angesprochen: Pan | 685 (@Ju) Erwähnt: - Bild: (c) Saphirfluss
Pan blickte mit durchdringenden leuchtenden Augen in die schwarzen von Orion bevor dieser seinen Kopf senkte. »Manche Dinge bleiben aus deiner Sicht besser ungesagt.. Okay. Du wirst dir schon etwas dabei denken. Bindungen wie diese sind für Einzelgänger eine ungeplante Schwäche.« Pan atmete tief durch. »Ich weiß. Es tut mir leid, dass ausgerechnet ich deine einzige Schwäche sein muss. Aber so wie Du sprichst, hast du das schon irgendwie durchgeplant. Jaja, ich kriege eh keine aussagekräftige Antwort. Spar dir die Luft. Irgendwann werd ich schon merken, was du damit meinst.« Damit, dass ich deine größte Stärke sein soll. Verstehe ich nicht. Ich bin nicht schwach, aber du bist deutlich stärker, wie sollte ich dir denn hilfreich sein?
Pan zuckte mit dem angefledderten Ohr während ein kurzer Moment der Stille und des Friedens über Sie und Orion hineinbrach. Nein. Ich muss akzeptieren, dass es nie wieder so sein wird. Vielleicht ist das meine letzte Chance überhaupt so mit Orion zu sprechen. Aber das ist sein Weg. So sehr mich dieser Sturkopf auch nervt. Er bleibt mein Sturkopf. Auch wenn er dabei abkratzt. Was sind das für Gedanken Pan? Wird schon. Wird schon. Ganz bestimmt. Bitte.
Blinzelnd blickte Pan auf als Orion wieder das Wort ergriff. Doch Pan nickte nur. Meinetwegen? Aber wie? Es nervt mich so sehr, dass du mir nichts erzählst. Immer nur Vertrauen. Vertrau mir. Ich vertraue dir ja auch, aber warum darf ich denn nichts wissen? Wäre ich nicht besser vorbereitet wenn ich wüsste was passieren soll?
Pan inspizierte den Fußboden zwischen ihren Pfoten. Sie wusste nicht genau, wohin mit ihren Gedanken. Wohin mit den ganzen Fragen, die sowieso erst zur rechten Zeit beantwortet werden konnten. Pan wusste nur, dass Sie Orion vertraute. Egal was passieren würde. Nichts weiter zählte.
»Vielleicht wäre der alte Orion mir auch zu spießig, keine Ahnung. Du bist schon ganz okay so wie du bist. Du könntest dich nur noch mal Umentscheiden was dein Ableben angeht. Hm, nein? Okay war einen Versuch wert.« Pan lächelte scherzhaft. Pan lächelte und sah sich selbst in den dunklen Augen von Orion zerbrechen. Sie selbst und ihr Lächeln würden wegen Orion zerbrechen müssen. Und Sie musste bereit dafür sein, es wieder zu finden. Sich nicht unterkriegen zu lassen. Im hier und Jetzt war Sie auch überzeugt davon, dass Sie stark genug war. Doch eine klare Antwort würde Sie erst bekommen wenn es so weit war.
»Zu neugierig? Zu ungeduldig?« Pan knurrte beinahe. »Unsere Zeit war vielleicht auch ein wenig kurz, hm? Ich vertrau dir, obwohl du mich wahrscheinlich alleine in diesem Loch stehen lässt, mehr kanns doch gar nicht werden, tze. « Pan meinte fast einen amüsierten Ausdruck in Orions Augen erkennen zu können und erwiderte diesen nur mit einem Lächeln und vor Freude zusammengekniffenen Augen. Doch der Schmerz würde nicht mehr lange warten.
Pan blickte in die Augen von Orion und dieser kurze von gegenseitigem Lächeln geprägte Moment verflog schneller als er gekommen war. Pan hätte ihn gerne gegriffen und für immer festgehalten. Doch wie so oft, würde nur eine schmerzhafte Erinnerung bleiben.. »Werden wir uns nochmal so unterhalten können? Oder war es das?..« Pan bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. Diese Worte brachten Sie an den Rand der Tränen. Doch Stärke und Tränen passten nicht zusammen.
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Orion wusste, dass Pan unzufrieden war. Unzufrieden, weil er sie im Dunkeln tappen ließ. Weil er Geheimnisse vor ihr hatte und seine Pläne nicht mit ihr teilte. Er wusste es und verachtete sich dafür, dass er diesen Umstand nicht ändern konnte. Nicht, wenn er sie in Sicherheit wissen wollte. Und das wollte er, mehr als alles andere. “Ich verstehe, dass es nicht einfach ist, die Pfoten stillzuhalten“, sagte er leise, “Ich verstehe, dass du etwas tun möchtest. Dass du mir helfen möchtest.“Aber ich kann nicht zulassen, dass du dich unnötig in Gefahr bringst. Auch wenn ich diese Entscheidung wahrscheinlich nicht für dich treffen sollte. “Ich weiß zu schätzen, dass du geduldig bist. Und dass du Vertrauen hast“, fuhr er dann fort. Dass du noch immer Vertrauen hast. In mich und meine Pläne. Einen Teil von Orion überraschte das wohl noch immer. Dass du Vertrauen hast, obwohl du weißt, dass ich nicht daran glaube, dass meine Geschichte ein gutes Ende nehmen wird. Er betrachtete Pan und erwiderte ihren goldenen Blick lange. “Ich weiß nicht, ob ich dieselbe Stärke aufbringen könnte, würde ich in deinen Pfoten stecken“, gab er schließlich zu, wobei seine Stimme fast einem Flüstern glich. Er wusste, dass er das Band zwischen ihnen vor langer Zeit hätte durchtrennen sollen. Er wusste, dass ihre bloße Existenz seine sorgfältigen Planungen zunichte machen könnte. Dass sie eine Bedrohung war. Eine Gefahr. Und doch konnte er sich nicht abwenden; wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Orion hatte Pan einen kleinen Teil seines kalten Herzens geschenkt und er würde nie stark genug sein, ihn zurückzufordern.
Er trat einen Schritt auf die schwarze Kätzin zu und berührte ihre Stirn mit seiner Nase. Eine einfache Geste, die ihn mehr Überwindung kostete, als sie sollte. Eine einfache Geste, die ihm mehr bedeutete, als sie sollte. Pans Gegenwart schmolz die dicke Eisschicht in seinem Inneren. Sie ließ ihn von einer Zukunft träumen, der er abgeschworen hatte. Sie ließ ihn träumen, sie ließ ihn hoffen. Und sie ließ ihn vergessen; einen Wimpernschlag lang. Oh, in Momenten wie diesem wollte Orion nichts mehr als das; vergessen. Weil es tröstlich sein konnte. Tröstlicher, als alles andere. Vergessen, dass er verlernt hatte zu lachen. wie kalt und grausam er geworden war. was die Welt aus ihm gemacht hatte. Das unaufhaltsame Morgen, vergessen.
Vielleicht war das der Augenblick, in dem Orion begriff. In dem ihm klar wurde, wovor er schon eine Weile lang die Augen verschlossen hatte. Eine letzte Wahrheit, die er mit ins Grab nehmen musste. Weil sie zerstören konnte, was er so sorgsam aufgebaut hatte. Weil Pan womöglich nicht verstehen würde, was er fühlte. Weil er es selbst nicht verstehen konnte. Oder wollte. Er liebte sie. Wie er noch keine andere Katze geliebt hatte, wie er nie wieder lieben würde. Er liebte sie. Nicht so, wie sie sich das vielleicht wünschte. Nein, nicht auf diese Weise. Das konnte er nicht und würde es nie können. Er liebte wie; auf seine ganz eigene zerbrechliche Art. Und dieses Gefühl zerriss ihn. Ein Gefühl, wie der Flügelschlag eines Schmetterlings, wie das Leuchten der Sterne. Wie das Zerspringen von Glas, wie der Fluss von Blut. Schön und grausam, grausam und schön. (So wie sie beide.)
“Ich kann dir nur eines versprechen; dass ich dir sagen werde, wenn der Tag gekommen ist“, seine Stimme klang heiser, “Und dass es nicht heute ist, nicht morgen.“ Pan war die Familie, die er nie gehabt hatte. Sie war die Familie, die er selbst gewählt hätte. Hatte. Und er würde alles für sie tun. (Alles; außer zu leben.)
Angesprochen: Pan | 685 (@Ju) Erwähnt: - Bild: (c) Saphirfluss
Nichts als Unverständnis schmückte den Gesichtsausdruck von Pan während Sie von Orion, mal wieder, keine klare Antwort bekam. Doch das drückende Gefühl der Auswegslosigkeit wurde mit Jedem Wort von Orion größer und Pan litt zunehmend darunter, dass Sie keinerlei Einfluss darauf nehmen konnte. Sie wurde im Dunkeln gelassen.
»Es hat nichts mit Stärke zu tun. Ich wäre nicht stark, ohne dich. Ich merke, dass ich für dich nur ein Problem in einem sonst perfekten Plan bin.« Pan wählte bewusste scharfe Worte. Es war nicht schön. Würde es nie sein.
»Warum gibst du dich selbst auf? Es will mir nicht in den Kopf. Es fehlt einfach jede Erklärung. Ich weiß, ich habe kein Recht darauf, das Alles von dir zu erfahren. Ich weiß überhaupt nicht, was ich tun soll, wenn du verschwindest. Ich weiß nicht, wann du zurückkehrst. Es fehlt so viel und es kommt immer näher und näher. Ich habe Angst und fühle mich nicht bereit.
und es ist deine Schuld.«
Pan konnte den kurzen Moment der Verbundenheit, als Orion sich tatsächlich dazu herabließ ihr die Nase auf die Stirn zu legen, vor lauter Unklarheit und Angst gar nicht richtig genießen. Die traurige Wahrheit war, dass es in diesem Moment einfach nicht das war, was Pan brauchte. Pan wusste selber nicht, was Sie brauchte. Die letzte Zeit war es immer Orion gewesen, der den Weg wies. Und auf diesem Weg war Pan in kurzer Zeit viel stärker geworden. Warum muss das aufhören?
»Dann hast du ja bis es so weit ist auch noch genug Zeit um es dir anders zu überlegen. Ich glaub so langsam echt, du hast angefangen zu spinnen. Reiß dich doch mal zusammen und tu mir das nicht an. Bitte. Bitte Orion.« flehte Pan.
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"Du bist vieles, Pan, aber kein Fehler in meinem perfektem Plan", er neigte seinen Kopf leicht in ihre Richtung. Du warst vielleicht eine unbekannte Variable, als du in mein Leben gestolpert bist, aber das ist längst nicht mehr so."Du wirst eine entscheidende Rolle einnehmen, wenn die Zeit gekommen ist." Vage Worte, erneut. Orion spannte seinen Kiefer an und schloss seine Augen einen Moment zu lange. "Wenn ich über Andromeda triumphiere, dann wirst du an meiner Seite stehen. Dann wirst du mir dabei helfen, die Schatten meiner Vergangenheit ein für alle mal auszulöschen", er sprach vorsichtig, als würde er seine Worte genauestens abwägen, Du wirst mein Licht sein. Den Protest sah er schon förmlich kommen und schüttelte nur den Kopf. "Lass es bleiben", er trat einen Schritt zurück und wandte den Blick ab, "Ich kann dir im Augenblick nicht mehr verraten. Zumindest nicht über den Ausgang meines Plans." Sein Atem ging schwer, als er ihren fordernden Goldaugen wieder begegnete. "Worüber ich sprechen kann, sind meine Beweggründe", der Graue machte ihr ein Zugeständnis. Ein Geschenk. Ein Geschenk, das er teuer bezahlen würde. Denn von den Motiven hinter seinen Handlungen zu sprechen, war nie Teil seines grandiosen Plans gewesen. Und es würde sich anfühlen, als weidete man ihn Stück für Stück aus. Als bohrte man ihm Krallen ins eigene Fleisch. Als risse man seine letzte Verteidigung mit bloßen Pfoten ein. Aber trotz allem wäre es nur ein kurzer Moment des Leidens. Nur ein Wimpernschlag des Schmerzes. Erträglich. Und bedeutungslos.
“Ich kann meine Rache nicht aufgeben, Pan“, ein trüber Glanz legte sich über Orions kalte Obsidianaugen, “Ich habe einen Weg eingeschlagen, der nur in eine Richtung führt.“Der mich nur näher und näher an mein Ende bringt. “Natürlich, es stünde mir frei zu gehen. Es stünde mir frei, diesem gottverlassenen Ort den Rücken zu kehren“, ein heiseres, kratziges Lachen entwich ihm. Ein kehliges Geräusch, das klang, als würde er verzweifelt nach Luft schnappen. Unglauben lag darin. Unglauben und ein Hauch von Wehmut. Es klingt so einfach, nicht wahr? Ein neuer Anfang, ein frischer Start? “Aber ich kann es nicht. Ich kann es nicht.“Ich kann es nicht. Orion konnte so vieles nicht; verzeihen, vergeben, vergessen. Sich von seiner Vergangenheit lösen und über sie hinwegkommen. Nein, das konnte er nicht. Weil seine Erinnerungen ihn geformt hatten, weil sie ihn erschaffen hatten. Weil sie ein Teil von ihm waren. Ein Teil, an den er sich mit aller Kraft klammerte. “Ich habe bereits tausend Lügen gelebt. Ich habe tausend Masken getragen und tausend Rollen gespielt“, gläserne Krallen berührten die kalten Fliesen, “Nichts davon hat mir Erfüllung geschenkt.“Und alles, was ich je gewollt habe, war zu leben. Zu leben; als ich selbst. “Ich bin es Leid, ein Schauspieler zu sein“, Erschöpfung machte sich bemerkbar, “Ich möchte leben.“Und wenn es nur für einen Herzschlag ist. Doch solange seine Vergangenheit ihm auflauerte wie ein Monster in der Finsternis, würde Orion nicht erfahren, wie es war, zu atmen. Wie es war, endlich aus seinem persönlichen Ozean der Qual aufzutauchen und nach frischer Luft zu schnappen. Für dieses Gefühl würde er alles tun.
“Aus all dem folgt eine unausweichliche Konsequenz, Pan“, er erwiderte ihren Blick mit unverhohlener Aufrichtigkeit, “Ich muss Andromeda - meine Familie, meine Vergangenheit - vernichten. Oder bei dem Versuch zugrunde gehen.“ Einen Herzschlag lang machte sich Stille zwischen ihnen breit, bevor Orion erneut das Wort an sich riss. “Weil wir niemals nebeneinander existieren können. Weil wir einander niemals vergessen können“, fuhr er fort. Selbstverständlich wusste der graue Kater, dass seine Erklärung dürftig war. Aber er hoffte - mehr als alles andere - dass Pan ihn verstehen würde. Zumindest ein klein wenig. “Weil ich weiß, was mit mir passieren würde …“Mit mir. Mit diesem fragilen, zerbrechlichen Teil von mir. Mit dem Kater, der zu den Sternen aufschaute und von einer ganzen Welt träumte. Von einer ganzen Welt; die ihm nie gehören würde. “ … wenn ich es nicht wenigstens versuchen würde.“ Er würde daran elendig zugrunde gehen. Zerbrechen, auseinanderbrechen. Es wäre wie ein schleichendes Gift für ihn, das ihn von innen heraus zersetzte, Könntest du dass ertragen, Pan? Zu sehen, wie der Tod mich Stück für Stück in Beschlag nimmt? Wie mein Glas stumpf wird und die Sterne in meinen Schwingen verblassen? Sein Ohr zuckte leicht. Was würdest du wählen; den schnellen, strahlenden Tod? Oder den langsamen, qualvollen Untergang?