Die Suche hat 17 Ergebnisse ergeben MEPHISTO

Geschickt schlug die Pflanzenkatze mit all ihrer Kraft um sich und erwischte dabei einige Mäuse, die wenig später das Zeitliche segneten. Aber Mephisto hatte nicht genug Zeit, um ihr Können und ihre Kraft zu bewundern, denn auch er steckte mit den Pfoten in dem Erdbaufest, hektisch darin grabend. Zu seinem Glück erwischte er zwei Exemplare mit seinen Krallen, welche er prompt an die Oberfläche zog und sie mit einem ebenso schnellen Schlag tötete. Ohne ihre Anweisungen und ihre Fähigkeit hätte er es nie geschafft, einen solchen Erfolg zu verzeichnen. Mit leuchtenden Augen wandte er sich an seine neue Freundin und schenkte ihr im Anschluss ein warmes Lächeln. Auch wenn der ehemalige Weise vor Freude strahlte, wirkte die Kätzin beinahe enttäuscht. Ein kurzer Blick auf ihre Ausbeute verriet ihm, dass sie daran zweifelte, ob all dies genug war. Heute mussten sie Verluste verzeichnen, weshalb der Wunsch nach Bestätigung noch dringender erschien.
"Gut gemacht. Wenigstens ein paar Mäuler sollten damit gestopft werden können. Vielen Dank, dass du mir dies heute gezeigt hast."
Als die Kätzin ihn dazu aufforderte, sie beide zurück zum Clan zu führen, wurde Mephistos Herz ganz schwer. Ja, sie mussten zurück zu deren neuen Heimat, weitab von den Nestern, an die sie gewohnt war. Oh, wäre er doch länger im Wald geblieben, dann wäre alles nicht so gelaufen, wie es eben in Kürze kommen sollte. Kurz nickte er seiner neuen Freundin zu, schnappte sich ein paar Exemplare der Mäuse und machte sich ebenfalls auf den Weg zurück. Inzwischen war das Adrenalin verklungen, was die Kälte um ihn herum umso präsenter machte.
"Zuerst sollten wir die Mäuse an die Jüngsten und im Anschluss an die Ältesten verteilen. Eventuell müssen wir ein weiteres Mal jagen gehen aber die Nacht ist noch jung!"

Er spührte die brennenden Blicke, die seinen Körper durchbohrten. Jeder einzelne von ihnen hatte Fragen, auf die er Antworten hatte, aber gleichzeitig wusste, dass sie nicht bereit für die Wahrheit waren. Natürlich sollte es auch Stimmen geben, die sich gegen ihn erhoben. Der erste Kater, ein weißes Exemplar mit mächtiger Statur, wandte sich mit der ersten Frage an ihn und wollte wissen ob er ein Gespenst war. Lachend schüttelte der ehemalige Weise den Kopf und legte seinem Gegenüber zeitgleich die Pfote auf die Schulter.
"Ein Gespenst? Nicht ganz, ich bin Teil eurer Ahnen und dort wo ich herkomme, warten noch viele andere auf euch."
Obwohl er aus einem Platz der Güte aus sprach, konnten verängstigte Katzen diese Worte auch als eine Art Drohung auffassen. Und doch stimmte es. Dort draußen war er nicht alleine, viele alte Freunde sollten auf die Clanmitglieder und die Streuner warten, auch wenn sie dies noch nicht wussten. Zunächst sollte sie deren Weg in Richtung Zentrum führen.
Aus seinem Augenwinkel konnte er Rowan erkennen, der verängstigt zurückwich und ihn aus großen Augen anstarrte. Tausende Emotionen schienen in seinem verwirrten Blick zu tanzen und er konnte keine so recht zuordnen. War es Trauer? Wut? Oder konnte es nicht glauben, was sich vor seinen Augen abspielte. Langsam blinzelte der Braune ihn an, um dem Heiler zu signalisieren, dass er trotzdem an seiner Seite stehen würde. Seine nächsten Worte jedoch schienen zu zeigen, dass er seinem neuen Erscheinungsbild wenig Glauben schenkte. Auch Ba'alim schien bis ins Mark erschüttert zu sein. Ach, wieso verstand keiner, dass er nicht für immer verschwunden war? Er stand doch direkt vor ihnen, hier in deren Mitte! Er lebte... Nur eben... anders.
Erst nach einiger Zeit schien der Heiler zu verstehen, was hier geschehen war, auch wenn er noch weit davon entfernt war, dies zu aktzeptieren.
Leise räusperte sich Mephisto, um die Diskussion zu unterbrechen.
"Streitet euch nicht, meine Lieben. Stattdessen solltet ihr euren Blick in Richtung altes Territorium richten. Dort wo alles begann, sollte es auch enden."
Und mit diesen Worten wandte sich der Graue ab und schritt langsam in Richtung Lager. Hin und wieder flackerte seine Siluette schwach als würde er von der Ewigkeit verschluckt werden. Nach einiger Zeit drehte er sich beinahe ermutigend zu seinen ehemaligen Kameraden um und deutete ihnen, ihm zu folgen.

MEPHISTO BRICHT ZUM ALTEN LAGER AUF

Schweigend hatte der ehemalige Weise den Abtausch zwischen dem Heiler und seinem alten Freund beobachtet. Diese Abneigung bereitete ihm große Sorgen, auch wenn er verstand, dass Rowan nur aus großer Angst auf diese Weise reagierte. Jetzt galt es nur noch, die Frage zu klären, was dem Braunen das Fürchten lehrte. Durch diese Tragödie hätten sie alle weiter zusammenrücken sollen, doch stattdessen schien das Gegenteil zu passieren. Vielleicht brauchte der Gute auch einfach Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen oder aber er wusste nicht, wie seine neue Rolle aussehen sollte.
Anstatt dem Heiler verbal beizupflichten, nickte er Dandelion mit einem flehenden Ausdruck in den Augen nur zu. Rowan hatte Recht. Nach all dem, was geschehen war, sollte er auf sich selbst Acht geben und Ruhe finden. Die übrigen Katzen konnten sich in ihrem neuen Heim einfinden, zumindest vorerst. Eine Rückkehr in das alte Lager schien inzwischen unmöglich zu sein, denn die Dachse haben alles zerstört, was die Clankatzen sich über Monde aufgebaut hatten.
”Ich werde dir nicht vorschreiben, wie du zu empfinden hast oder was du tun sollst. Allerdings werde ich dich bitten, nicht zu vergessen, dass er sich trotz allem um uns gekümmert hat.”
Dies war alles, was er über Dandelion sagen wollte, um nicht Gefahr zu laufen, die Beziehung zwischen den beiden endgültig zu ruinieren. Aus seiner Sicht handelte es sich bei dem Kater wohl nur um einen aufgebrachten Möchtegern-Anführer, der sie befehligte. Der Verlust von Thunder mag noch vielen in den Knochen sitzen, weshalb es wohl schwierig sein würde, Dandelion zu verstehen oder gar zu akzeptieren. Es sollte Zeit brauchen, damit sich alles fügt.

”Nah, das ist ja eine finstere Einstellung dem Leben gegenüber.”
Leise lachte der Graue auf und schüttelte zeitgleich den Kopf. Er möchte gar nicht darüber nachdenken, was der Braune alles erlebt haben muss, um eine solche Einstellung zu haben. Gerne hätte er ihn gefragt, was ihn dazu bewegte, so zu denken, doch dazu war ihre Beziehung noch zu schlecht und der Heiler zu sensibel. Wer sprach schon gerne von seinen Traumata?
”Weißt du, wer nichts wagt im Leben, der verpasst auch viele Chancen und potenziell gute Erfahrungen. Nicht jeder möchte einem etwas böses und wenn doch, kann man immer noch darauf reagieren. Ich bin alt genug, um zu wissen, wie man mit anderen kommuniziert.”
Vielleicht war dies genug, um Rowan nachdenken zu lassen. Oder aber er hielt ihn für einen noch größeren Dummkopf als ohnehin schon. Egal wie er sich entschied, Mephisto war schon lange am Leben und konnte sich solche Risiken leisten. Schon lange war er nicht mehr das kleine, ängstliche Kätzchen, das durch scharfe Bemerkungen einknickte. Ganz im Gegenteil. Heute war er selbstbewusst und stark. Auch wenn er inzwischen einiges an Stärke einbüßen musste.
”Aber, aber… Wer von Bösem spricht, dem soll auch Böses widerfahren. Positiv denken, Rowan!”
Wie furchtbar ironisch, dass eben genau dies in Kürze eintreten würde.
”Damals haben wir uns gegenseitig eine Chance gegeben und inzwischen sind beide Fronten miteinander vereint. Außerdem: Haben wir nicht ein gemeinsames Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt?”

Der Boden schien sich von alleine zu bewegen, rüttelte all die Knochen in seinem Körper zurecht und warf dabei den Alten zu Boden. Keuchend atmete er Staubwolken ein, die durch die plötzlichen Bewegungen aufgestiegen waren, weshalb es ihm unmöglich war, die Mitglieder des Clans zu erkennen. Heiße Tränen sammelten sich in den Winkeln seiner Augen als er versuchte, Dandelion in der Ansammlung an Silouetten auszumachen. Wo war er, sein treuer Freund? Der gesamte Clan wusste nicht, wie ihm geschah. Und auch Mephisto konnte nichts mit sich anfangen. Sollte er sich in den Steinbauten in Sicherheit bringen? Auf einen Baum klettern? Oder sich hier und jetzt zusammenkauern und um sein Leben bangen? Schlussendlich entschied er sich wie letzteres. Ganz klein machte er sich mitten am Marktplatz, kniff die Augen zusammen und musste zeitgleich an 118 und Splitter denken, die beide ähnlich bei dem Dachsangriff reagierten. Es war ein schwacher Trost zu wissen, zumindest im Geiste den Clankatzen zu ähneln. Sie und er waren gar nicht so unterschiedlich. Vielleicht, ja vielleicht konnte er sich eines Tages wahrlich zu ihnen zählen.
Und mit diesem Gedanken geschah es.
Ein dicker Baum, bewegt von dem Beben der Erde, wurde durch fremde Mächte bewegt und erschlug den ehemaligen Weisen an Ort und Stelle. Es ging ganz schnell, ja, der Kater verspürte noch nicht einmal Schmerz. Doch als er das nächste Mal seine Augen aufschlug und auf seinen verdrehten Körper hinabblickte, das Maul weit zu einem stummen Schrei aufgerissen, fand er sich umgeben von einem gleißenden Licht. Ohne Trauer, Wut oder Glück zu empfunden, betrachtete er still seine Pfoten, die inzwischen weißlich zu glühen schienen. Was war bloß geschehen?
Ratlos sah er zuerst zu Dandelion, der schockiert in seiner Nähe stand sowie Rowan, dem alten Miesepeter. Und doch war es Yamraiha, die seine Aufmerksamkeit erweckte. Ihr raues Lachen war es, was ihn schlussendlich aus seiner Trance riss.
"Fürchtet euch nicht, ihr tapferen Krieger. Der Friede ist nahe, ihr müsst ihn nur finden."
Mit seiner Schweifspitze strich er Yamraiha sanft über das Kinn, ehe er seinen Weg über den Marktplatz auf leichten Pfoten fortsetzte. Mit einem Male schien sein Körper federleicht geworden zu sein und all die Sorgen waren verschwunden.
"Suchet was mich an diesen Ort hier bindet. Im Zentrum des Erdbebens sollt ihr fündig werden. Alte Wunden werden aufgerissen."

Rowan entgegnete, er würde ihn ansehen als würde er ihm gleich sein ganzes Herz vor die Füße kotzen. Mephisto war immer ein Kater gewesen, das sein Herz auf der Pfote getragen hatte, aus diesem Grund wunderte es ihn wenig, dass ein griesgrämiger Kater wie der Heiler ihn auf diese Art und Weise wahrnahm. Er wollte sich nur fragen, weshalb der Braune auf eine solche Weise reagierte. Waren es schlechte Erfahrungen im Labor gewesen oder hatte seine Familie ihn enttäuscht.
"Vor die Beine kotzen? Naja, ich weiß nicht, ob man dies so bezeichnen kann... Ist es nicht was schönes, wenn ein anderer einem sein Herz präsentierte?"
Der Ex-Weise war immer schon ein freundliches und vor allem aufmerksames Mitglied gewesen. Sein Wesen konnte selbst der Clan und der Verlust vieler Streuner nicht ändern auch wenn er in manchen Nächten von seinem Versagen heimgesucht wurde. Aus diesem Grund wollte er den Clan auch nicht mehr anführen, da nun ein jüngerer, schlauerer Kater an dessen Spitze stand.
Auf Rowans Antwort hin, lachte der Graue belustigt auf. Natürlich konnte eine Clankatze den wahren Wert dieses Ortes nicht erkennen. Hier waren sie sicher vor Wind und Wetter, mussten keine Baue reparieren. Und am allerwichtigsten: Keine Dachse konnten diese Mauern einreißen. Vielleicht war es auch die alte Zeit, die ihn an diesen Ort band.
"Sei unvoreingenommen und lass dich überraschen, zu was dieses Dort fähig ist. Immerhin wurde das alte Clanlager vor noch nicht allzu langer Zeit von wilden Dachsen überrollt... Das konnte hier nicht passieren."
Er konnte die Gefühle des anderen nachvollziehen. Dies war nicht sein Zuhause, nicht der Ort, an dem er aufgewachsen war.
"Ich werde nicht versuchen, dich umzustimmen, dennoch bitte ich dich, all dem hier eine Chance zu geben, genau so wie ich euch damals eine Chance gab."
Mephisto hatte das Gefühl, der Kater würde sich immer weiter verhärten desto öfter er dieses Thema anschnitt.

Doch deren Gespräch sollte ein abruptes Ende nehmen als sich Dandelion zu ihnen gesellte. Mit einem Male war die frisch gewonnene Vertrautheit wie weggeblasen. Auf sämtliche Provokationen reagierte der Kater äußerlich gelassen auch wenn sein alter Freund erkennen konnte, dass ihm etwas zu schaffen machte. Er sah müde aus, kaputt, plötzlich älter als Mephisto selbst.
"Na, na, na. Du musst grad reden, Dandelion! Sieh dich selbst an. Ich finde, du solltest dich ausruhen bevor du uns noch umkippst."
Sein Ton war freundschaftlich, nett, doch in seinen Augen spiegelte sich Besorgnis. Aber anstatt auf seine gute gemeinten Worte zu hören, wollte der Sandfarbene weiter arbeiten, um Nester zu bauen. An erster Stelle standen für ihn die Leben der anderen, nicht aber das eigene.
"Dandelion..."
Auch wenn er nicht sein Vater war, fand er sich in der Rolle eines Elternteil wieder.

Starr verharrten die beiden (Clan?)-Katzen im Schnee, darauf bedacht jegliche Geräuschquellen auszumerzen. Bislang schienen ihre Bemühungen Früchte getragen zu haben, denn nicht ein Fiepen war aus dem Bau zu hören, kein Getrampel, nichts. Nur die unendliche Schwärze gepaart mit dem leisen Ächzen der Bäume um sie herum.
Da!
Wisty zuckte mit der Schweifspitze und deutete ihm damit, dass es an der Zeit war, zuzugreifen. Ohne lange zu fackeln, katapultierte sich der Ex-Weise mit seinen massiven Hinterbeinen in die Luft. Geübt wedelte er mit seinem Schweif, um sich selbst in der Waage zu halten. Nach wenigen Augenblicken landete er mit einem dumpfen Geräusch mitten auf dem Bau, grub seine Krallen in die harte Erde und hoffte gleichzeitig, dass einer von ihnen irgendetwas traf. Trotz der Kooperation hatte er wenig Hoffnung, Erfolg bei dieser Jagd zu haben. Vielleicht rührte dies durch seine mondelange Einsamkeit, in welcher er dieses Szenario immer wieder durchgespielt hatte, nur um am Ende als Verlierer aus dem Ring zu steigen. Sogar seine verfluchte Fähigkeit war in diesem Moment äußerst unnütz.

Je länger sich Mephisto in der Nähe der Heilerkatze aufhielt desto unruhiger schien dieser zu werden. (Oder war er bloß von seiner bloßen Anwesenheit genervt?) Fragend musterte der Graue ihn aus dem Augenwinkel, sollte aber erneut feststellen, dass die Bekanntschaft wichtiger war als das Wohl aller Anwesenden. Wie hieß es so schön? Eine Pfote wusch die andere?
"Wie sehe ich dich denn an?", gab der Kater lachend von sich. Da hatte sich wohl doch jemand ein Herz gefasst und ihm einen prüfenden Blick gewürdigt. Zwar kannte er Rowan nicht aber er konnte schon jetzt einschätzen, dass er sich hinter einer harten Schale verstecken wollte. Wäre er wirklich böse, würde er sich wahrscheinlich noch im Labor aufhalten. Aber er war hier. Hier, jetzt vor ihm im Freien, im Dorf. Ein schwaches Lächeln umspielte die Züge des ehemaligen Weisen.
"Wohin würdest du ziehen? Das Lager wieder aufbauen?"
Erneut konnte er es ihm nicht verübeln, solche starke Gefühle zu hegen. Auch ihm war es vor vielen Monden ähnlich gegangen obgleich seine Heimatstätte einem Todesurteil glich. Er bemerkte, wie sich Rowan sammelte und schlussendlich unter einem lauten Seufzen tapfer seinen mitleidigen Blick erwiderte. Was der Heiler als nächstes von sich gab, überraschte den Kater. Er hatte nicht das erste Mal alles verloren? Er bedauerte, dass er sich dieser Aussage anschließen konnte. Zuerst die Normalität und anschließend seine Streunerfreunde. War es nicht ein grausamer Streich des Schicksals gewesen, ihn wieder an jenen Ort zu führen, an dem er versagt hatte?
"Was ist geschehen?"
Trotz der Kälte in seiner Stimme wollte der Ex-Weise ihn dazu auffordern, ehrlich zu sein. Als Gegenleistung wollte Mephisto über seine eigenen Zweifel sprechen, all das, was er seit langer Zeit mit sich rumschleppte.
Die Zweisamkeit wurde schlussendlich von einem Kater unterbrochen, den er allzu gut kannte. Dandelion eilte schnellen Schrittes auf die beiden Katzen zu und gesellte sich prompt zu ihnen. Auch wenn man ihm die Müdigkeit ansehen konnte, bemühte er sich nobel darum, die Meute irgendwie zusammenzuhalten. Der Sandfarbene schien unendlich erleichtert, den Kater in der Menge entdeckt zu haben. Ohne mit der Wimper zu zucken, stupste der Graue ihn mit seinem Kopf an.
"Wieso sollte ich nicht wohlauf sein? Ich habe doch dich und Yamraiha an meiner Seite."
Ihnen sollte er für immer sein Leben verdanken, auch wenn er sich dabei seine eigene Schwäche eingestehen musste. Eine junge Katze hatte ein leichteres Spiel mit dem Feind als jemand in Mephistos Alter.
"Mir geht es ähnlich. Schon bald wird sich das Dorf wieder wie zuhause anfühlen. Wir müssen nur geduldig sein und zusammen an einem Strang ziehen."
Aufmunternd lächelte er Dandelion, wohl wissend, dass er ihm eine Bürde auflud, die nur die wenigsten hätten stemmen können. Im nächsten Moment schienen die Wälle zu brechen und eine wahre Flut an Zweifel begegnete dem Grauen. Überrascht musste dieser blinzeln, schüttelte im Anschluss langsam den Kopf.
"Zweifle nicht an dir selbst. Meine Loyalität gilt dir. Erlaube mir eine Anmerkung: Nicht jeder war als Streuner geboren, weshalb du auch die Sichtweisen anderer beachten musst."
Geschickt lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die übrigen Clanmitglieder und dachte daran, was Rowan ihm vor kurzer Zeit mitgeteilt hatte.
"Alles wird gut werden solange wir einander haben."

Aufgebracht hatte Splitter die beiden angeherrscht, wollte wissen, warum sie Älteste nicht respektvoll behandelten. Schwach musste Mephisto lächeln. Nicht aber wegen seiner Art oder Aussage, sondern vielmehr weil er sich inzwischen ebenso zu den Ältesten zählte. Auch wenn er im Vergleich zu den anderen beiden noch frisch wirkte, bemerkte er das fortgeschrittene Alter in seinen Knochen. Konnte er es ihm verübeln? Sein guter Freund befand sich halb tot auf dem Boden und bereitete dabei allen Sorgen. Sachte strich er Splitter mit seiner Schweifspitze über die Schulter und beute sich im Anschluss zu 118 hinunter.
"Was ist geschehen. Kannst du uns davon berichten?"
Tiefes Mitleid konnte man in seinen Augen erkennen. Gerne wäre er an dessen Seite gewesen, um ihn zu unterstützen. Vorsichtig warf er seiner neuen Begleiterin einen prüfenden Seitenblick zu. Wie sie sich damit fühlte? Ihre Ausstrahlung verriet ihm nichts über ihre eigentlichen Gedanken.
"Alles wird gut werden. Der Angriff ist überstanden."
Aber um welchen Preis? Leaf? Das Lager? Es war schwer, in all dem Chaos das Positive zu sehen oder die Stärke zu finden, weiterzumachen. Und dennoch blieb ihnen keine andere Wahl als weiterzuziehen und erneut einen Anfang zu finden.
"Mach dir um uns keine Sorgen. Alles ist in Ordnung. Aber du siehst schrecklich aus... Wir sollten tatsächlich einen Heiler hinzuziehen bevor du uns noch auseinanderbrichst."

#MEPHISTO | picture (c) InZane | (c) scorpionstime | Juli 2019

Eigentlich sollte es ihm peinlich sein, auf die Hilfe einer anderen Katze angewiesen zu sein. Aber war er in seinen jüngeren Jahren nicht ähnlich gewesen? Darauf bedacht, anderen zu helfen, unabhängig von ihrer Altersklasse? Wie ironisch, dass der Weuse so tief gefallen war, um sich nun in einer ähnlichen Notlage zu befinden. Erneut fand er sich an einer Weggabelung wieder. Was soll es nun sein? Der stolze Anführer oder der gebrechliche Älteste? Konnte er sich endlich ausrasten? Nach all dem, was geschehen war? Die Krankheit, den Tod der Anführerin und dem Überfall der Dachse.
"Brr.", gab er mit flüsterleiser Stimme von sich. Inzwischen fühlte er seine Pfoten kaum noch, hoffte inständig darauf, nicht in Bälde über seine eigenen Gliedmaßen zu stolpern, um dabei alle Beutetiere zu verscheuchen. Die leichte Schneedecke auf seinem Rückenfell trugen ebenfalls nicht dazu bei, Körperwärme zu speichern. Wenn er wieder im Dorf ankam, könnten ihn die anderen wohl gar nicht mehr erkennen, da er sich in eine Schneekatze verloren hatte. Grau wird zu weiß.
Da! Endlich! Ein Zeichen!
Ohne auch nur ein Wort mit ihm zu wechselt, deutete ihm die Kätzin, sich auf die andere Seite des Baues zu begeben. Wie in Zeitlupe schlich der Ex-Weise an die besagte Stelle und setzte vorsichtig eiine Pfote vor die andere als würde er auf eine Landmine steigen. Und danach wartete er auf eine weitere Anweisung aus Angst, ihren Ausflug frühzeitig zu beenden.

#MEPHISTO | picture (c) InZane | (c) scorpionstime | Juli 2019

Die Kätzin verschwendete keinen Atem, um ihm diese seltsame Erscheinung näher zu erklären. Stattdessen trottete sie einfach weiter, fiel automatisch in eine Art Jagdhaltung. Kurzerhind entschied sie sich doch für ein kurzes "versprochen". Erleichtert nickte der Ex-Weise und analysierte gleichzeitig ihre Haltung. Er tat sein bestes, um ihr diese nachzumachen auch wenn es im Vergleich zu ihr fehl am Platze wirkte. Mephisto war viel zu groß und kantig, um geschmeidig durch den Wald schleichen zu können. Just in diesem Moment bereute er es, mitgekommen zu sein auch wenn er sich versprach, ihr Schutz biten zu können.
Wisty blieb plötzlich stehen, öffnete das Maul und verwies im Anschluss auf den Geruch. Mäuse? Kurz darauf bestätigte ihm seine Begleiterin seine Vermutung. Es schien absurd, dass sich der Graue über einen solch mickrigen Erfolg freute. Beachtete er die aktuelle Gesamtsituation, so könnte man ihn als verrück abstempeln.
Entschlossen nickte er ihr zu und deutete ihr mit einem Nicken des Kopfes, dass er ihr unauffällig folgen würde. Die nächsten Momente waren kritisch, weshalb er ihre Chancen mit unnötigen Worten verblassen lassen wollte. Egal wie es ausgehen würde, er gab sein bestes und dies war mehr als sich viele wünschen würden.

War es an jenen Wintertagen immer schon so kalt gewesen? Die Eiseskälte kroch ihm bis in die Knochen, sodass er jedes Gelenk quietschen spürte. Erneut wandte er seinen Blick gen Himmel und beobachtete die Schneeflocken, die wie Kristalle im fahlen Mondlicht funkelten. Er war dankbar, diesen Augenblick erleben zu dürfen, so ganz alleine mit Wisty im Wald, fernab vom Labor und allem, was darin lauern mag. In seinem Lebne hatte er viele böse Experimente getroffen und für den Tod einiger war er Widerwillens verantwortlich. Bis heute musste er sich fragen ob dies gerechtfertigt war, denn jedes Lebewesen verdiente Respekt und eine zweite Chance. Mit einem Seitenblick auf seine Begleiterin fragte er sich, wie ihre Erfahrung im Labor gewesen war. (Ja, er ging davon aus, dass auch sie sich an diesem Ort aufgehalten hatte, denn Katzen kamen selten mit Blüten im Fell zur Welt.)
Hätte er sie in seinem früheren Leben bekämpfen müssen? Auch wenn er damals schon gütig gewesen war, musste er sich diese Frage in diesem friedlichen Moment stellen.
Als seine Erzählung geendet hatte, schien die Kätzin betroffen. Obgleich sie sich in keine ähnliche Lage versetzen konnte, verband sie Verlust. Ein Lager konnte aufgebaut werden, doch Kameraden nicht mehr wiederbelebt. Doch war ein neu erbautes Lager wirklich die selbe Heimat wie früher? Selbst Mephisto fühlte sich im Dorf nicht mehr wie früher. Eigentlich hätte dies sein Grab darstellen sollen.
Nachdem sie sich mit dünner Stimme bedankt hatte, nickte der Graue ihr kurz zu und schwieg anschließend erneut. Sie beide verstanden, was dies bedeutet hatte, weshalb es keiner weiteren Worte bedarf.

Er hatte es vorhin schon gedacht: Ihr Optimismus war erfrischend. Leicht musste der ehemalige Weise lächeln. Wie lange hatte er alleine gelebt? Zehn Monde? Dreizehn Monde? Die Zeitlinien schienen vor ihm zu verschwimmen. Eigentlich hätte ein Kater seines Alters längst den Dreh bei der Jagd raushaben müssen und doch fühlte er sich wie ein unwissender Schüler.
"Achja? Soweit ich mich daran erinnern kann, haben wir noch nie zusammen gejagt. Du wirst diese Worte noch bereuen!", gab er neckisch von sich.
Plötzlich kauerte sich die Kätzin nieder und... wuchs am Boden fest? Entgeistert beobachtete der Kater sie bei dieser seltsamen Tat. Und dann sprach sie von sich in der Mehrzahl.
Dass dies seltsam war, musste Mephisto gar nicht betonen auch wenn er sich inzwischen daran gewöhnt haben sollte. Am besten er berührte die frisch gemachte Bekanntschaft nicht, denn sonst sollte auch er als Experiment auffliegen. (Sollte er sich immer noch dafür schämen?)
"Wir?"
Die Erde und sie? Die Pflanze und sie? Was auch immer die Antwort auf seine Frage auch sein mag, bald sollten sie Beutetiere aufspüren können. Die Kätzin verriet ihm, einen Kaninchenbau gesehen zu haben, allerdings seien andere Tiere anwesend gewesen. Doch nicht etwa Dachse? Besorgt schob der Graue die Unterlippe vor. Bevor er sich allerdings einmischen konnte, entschied Wisty für ihn.
Sie sollten gehen.
Langsam nickte der Kater. Immerhin hatte er ihr versprochen, ihr zu folgen.
"Nun gut. Leicht und leise wie ein Blatt. Wenn wir ins Dorf zurückkommen, musst du mir erzählen, was du gerade gemacht hast."
Und so folgte der Ex-Weise der Kätzin auf leisen Pfoten, darauf bedacht kein Geräusch zu machen.

Der Optimismus der Kätzin war erfrischend und entlockte dem ehemaligen Weisen ein Lächeln. Hoffenlitch würde sie ihre Meinung nicht ändern sobald sie bemerkte, dass der Kater durch den Schnee trampelte und bei seinen Flugversuchen sämtliche Beutetiere im Umkreis von mehreren Metern verscheuchte. Beim Gedanke an seine eigene Unfähigkeit musste er erneut grinsen. Vielleicht konnte er sich den ein oder anderen Trick von seiner (Clan?) Kameradin abgucken.
"Oh, von Unmöglichkeit habe ich nicht gesprochen aber ich hoffe, du hast ein dichtes Winterfell eingepackt, denn die Jagd wird wahrscheinlich für eine Weile andauern."
Ohne mit der Wimper zu zucken, folgte ihm die Kätzin in den dunklen Walt hinein bis sie schließlich von der Nacht verschluckt wurden. Lange Zeit hatte er in diesen Wäldern verbracht und kannte sie aus diesem Grund beinahe in und auswendig. Nunja, solange sein Gehirn nicht auch noch nachließ. Ein schwacher Trost, dass er zumindest mit seinem Wissen noch nützlich war.
Während sie durch den Wald stapften, in Schweigen gehüllt und hoch konzentriert, dachte Mephisto an Dandelion. Sein alter Freund hatte bestimmt alle Pfoten zu tun, um die leerstehenden Gebäude mit heimatlosen Katzen zu befüllen. Er hoffte inständig, die Clankatzen mögen ihr neues Heim annehmen. Unter allen anderen verstand der Graue sie wohl am besten, da auch er von noch nicht allzu langer Zeit in der selben Situation gewesen war. Erst durch das prickeln seiner Pfoten wurde ihm wieder bewusst, dass er Begleitung hatte. Wie unhöflich.
"Tut mir leid, ich war in Gedanken versunken."
Erneutes lächeln.
Nachdem Wisty seine Frage beantwortet hatte, schwieg der Kater für einen Moment. Natürlich, es musste schwer gewesen sein, seinen Anführer gebrochen zu sehen. Der Stern am Himmel war gefallen und hatte nun einem neuen König Platz gemacht. Ob das Volk ihn annehmen wollte?
"Ich verstehe dich und es tut mir leid, dass du so empfindest. Weißt du, vor langer Zeit stand ich vor einer ähnlichen Katastophe. Eine unbekannte Krankheit hatte viele Streunermitglieder als Opfer gefordert und mein Weisenkollege verschwand. Alles was übrig blieb war unendliches Leid, denn nicht einmal unsere Heilkundige konnte die Flut aufhalten."
Der Graue pausierte, um sie ernst anzusehen.
"Schlussendlich betrat Thunder und ihre Clankatzen das Dorf und rettete all jene, die noch übrig geblieben waren. Schon damals hatte sie bewiesen, ihr eigenes Leben für den Schutz der anderen zu risikieren. Und bis zum Schluss hat sie diese Pflicht erfüllt."
Ob diese Worte Trost spenden würden? Die Anführerin hatte all dies getan, wofür auch Mephisto früher gestanden hatte. Sie erreichte, was für ihn nun so fern erschien.
Die beiden machten schlussendlich an einer kleinen Lichtung halt und Wisty wollte wissen, ob sie nun nach Beutetieren suchen sollten. Leise lachte der Graue auf und schüttelte den Kopf.
"Ich vertraue dir mehr als mir. Sollte ich einmal eine Maus erlegt haben, so war diese blind und taub."

Gerade als Mephisto schweigend die Nacht genießen wollte und den unzähligen Schneeflocken beim Fallen zusah, sprang eine Kätzin energiegeladen auf ihn zu. Vielleicht war es der Schnee, vielleicht auch der lange Marsch oder sein vorangeschrittenes Alter aber heute schmerzten seine Gelenke mehr als gewöhnlich. Es war dem Ex-Weisen anzusehen, dass er müde war. (So müde um sofort ins Nest zu fallen?) Trotz seines momentanen körperlichen Zustandes widmete er seinen Gegenüber seine gesamte Aufmerksamkeit.
Sie wollte sich auf die Jagd begeben. Zu dieser Stunde? Bei diesem Wetter? Der Kater konnte nicht anders als den besorgten Vater (er wurde nie Vater) innerlich raushängen zu lassen. Nachdenklich legte der Graue den Kopf schief und musterte im Anschluss sein Gegenüber mit besorgter Miene.
"Ich weiß nicht... Um diese Stunde."
Gleichzeitig musste er aber an seinen eigenen Magen denken, der inzwischen unter Schmerzen lautstark protestierte. Und als er einen Blick ins Dorf warf, um all die bekannten und unbekannten Gesichter zu mustern, erkannte er, dass nicht nur er so empfand.
Schnell schüttelte der Kater seinen Kopf.
"Weißt du was... Ich bin dabei. Aber sei gewarnt... Meine Jagdkünste lassen zu wünschen übrig."
Mit diesem Satz zwinkerte er Wisty zu und lud sie mit einem zucken der Schweifspitze dazu ein, ihm zu folgen. Selbstsicher führte er sie aus dem Dorf, hinein in den dunklen, verschniehenen Wald. Glücklicherweise hatten sie die Dachse erlegt und er musste sich keine Sorgen darum machen ob sie noch dort draußen auf sie lauerten.
Für einige Augenblicke trotteten die beiden stumm durch den Wald, Spuren im Schnee hinter sich lassend. Konzentriert lauschte der Kater in die Nacht hinein. Bis auf das Ächzen der Bäume konnte er glücklicherweise nichts ausmachen.
"Wie fühlst du dich mit dem, was heute vorgefallen ist?"

Der Kater wirkte unruhig, wohl weil im der Schock des Überfalls noch tief in den Knochen steckte. Der ehemalige Weise konnte (und wollte!) es nicht ahnen, dass der Heiler ausgerechnet wegen seinem besten Freund wütend war und tiefe Abneigung gegenüber ihnen empfand. Der Graue war zu gütig, um jemals davon ausgehen zu können, dass andere ihn nach solch langer Zeit noch immer für seine Herkunft verurteilen könnten. Eigentlich ironisch, wenn man bedachte, er gehörte früher zu seiner Vereinigung aus Katzen, die sich eben genau darum zusammengeschlossen haben.
Der Braune hob nicht einmal seinen Kopf als er bemerkte, dass sich Mephisto zu ihm gesellte. Kurz sorgte sich der Kater um den ihm fremden Clankater. Erneut schob er dies auf die Dachse. Auch als seiner vorsichtigen Frage Abneigung und Hass entgegengeschleudert wurde, konnte er nicht anders als Mitleid für den Heiler zu empfinden. Er hatte soeben sein geliebtes Zuhause verloren, weshalb die Schärfe in seiner Stimme gerechtfertigt schien. Mitleidig beäugte ihn der ehemalige Weise von der Seite. War nun wirklich der richtige Zeitpunkt, um ihn anzusprechen? Wie konnte er von einem Clanmitglied verlangen, ihm den Weg zu zeigen.
Ja, wahrscheinlich hatte er recht. Er sollte sich an Dandelion wenden, auch wenn ihm diese Begegnung Angst einjagte. Irgendwann würde der Zeitpunkt kommen, da würde ihn sein alter Freund um Rat bitten, doch er konnte ihm keine Antwort mehr geben. Obgleich seine Weisheit noch nicht versiegt ist, lebte der Graue nicht unter anderen, kannte ihre Gesetze und Bräuche nicht weshalb er sich wie ein Alien unter ihnen fühlte.
"Das mag sein. Doch was wenn ich wissen will, was du machen möchtest? Was ist der Wille des Clans?"
Nachdem er geendet hatte, traf ihn die nächste Welle der Abneigung. Trotz der eigentlichen Intention seiner harschen Worte wurde der Blick des Älteren ganz weich. Zu gerne hätte er ihn jetzt in den Arm genommen und gesagt, dass alles wieder gut werden würde aber dies glich einem Todesurteil.
Mephisto musterte seine gesamte Willenskraft, um sich selbst davon abzuhalten und öffnete stattdessen das Maul, um erneut zu sprechen.
"Ich habe mein halbes Leben an diesem Ort verbracht. Und trotz allem ist dieses Zuhause mit viel Leid verbunden. Aus diesem Grund bin ich mir unsicher, was ich möchte und wohin mein Weg gehen soll."
Aufrichtig sah er sein Gegenüber an.
"Was ist mit dir?"

Es fühlte sich nach einem ewig langem Marsch an, den Mephisto hinter sich bringen musste, um endlich das gelobte Land betreten zu können. Welch grausamen Streich sein Schicksal ihm doch gespielt hatte, indem es ihn erst in den Clan lockte, um im Anschluss das gesamte Lager vor seinen Augen zu zerstören. Und das schlimmste an allem: Der Ex-Weise konnte rein gar nichts dagegen unternehmen. Auch wenn noch ein wenig Pulver in seinen Knochen steckte, war die Kraft nicht mehr die selbe, die sie einst war.
Wieder einmal hatte er versagt, darin versagt sie alle zu retten. Erneut war eine Bestie über die hergefallen und hatte sie alle vernichtet. Oh, warum muss sich die selbe Geschichte immer wieder wiederholen? War dies der Beweis für seine Unfähigkeit? Die momentante Situation stimmte ihn nachdenklicher als er es sonst war. Umgeben von Chaos fand er sich schweigend die Menge beobachtend. Dandelion wirkte höchst beschäftigt und wie so oft fühlte er sich fehl am Platze.
Aber es dauerte nicht lange, da wurde auch schon von jemandem angesprochen. Ein junger Kater mit brauem Fell gesellte sich zu ihm und wollte wissen, wo die alten Heilkräuter der ehemaligen Heilkundigen gelagert waren. Schnell spitzte der Graue die Ohren.
"Oh. Du findest sie in dem alten Gebäude nahe des Marktplatzes. In dem kleinen Häuschen befindet sich eine kleine Kuhle nahe der Wand. Du solltest es schnell finden."
Freundlich neigte Mephisto seinen Kopf schief und gestikulierte mit seiner Schweifspitze. Danach nickte er dem Heilerschüler respektvoll zu und wandte sich ab, um planlos durch das alte Lager zu irren. Was nun? Niemand wandte sich mehr an ihn, um ihn nach Rat zu fragen. Aber das war in Ordnung. Es sollte so sein.
Mit Schwermut im Herzen stellte er sich neben einen ebenfalls älteren Kater und sah in die Ferne.
"Was nun?"

Auf ihre trockene Entgegnung konnte der alte Kater nur schwach lächeln. Natürlich verstand eine junge Kätzin seinen Standpunkt nicht und sah gleichzeitig auch nicht, wie sie mit ihren harschen Worten Salz in seine Wunden streute. Früher oder später würde dies zu seiner Normalität werden zumal er zum jetzigen Zeitpunkt schon ein mieserabler Jäger war. Ihre vorherige Fürsorge um 118 ließ den Wahrheitsgehalt ihrer Aussage bezweifeln.
"Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen."
"Meine Zeit neigte sich dem Ende zu."
Ob er nun die nächsten Monde (erneut) hungern sollte oder nicht, ließ den Ex-Weisen kalt. Er wollte dem Clan und auch Dandelion kein Klotz am Bein mehr sein. Dies bedeutete auch, dass er in Zukunft mehr Zeit mit dem jagen verbringen musste. Oder eine arme Seele erbarmte sich ihm.
Schweigend folgte er Yamraiha leise, die scheinbar zielstrebig auf "den Dummkopf" zustolzierte. Der Alte sah fertig aus, lag halb tot auf dem Boden, den Kopf zur Seite gestreckt. Wie vorhin auch schon zeigte die Kriegerin wenig Empathie. Ohne zu zögern rammte sie ihm förmlich die Pfote in die Seite und forderte ihn forsch dazu auf, die müden Knochen zu bewegen.
Wie freundlich.
Ungeniert warf er ihr einen fragenden, leicht mitleidigen Blick zu und beugte sich anschließend zu 118 hinunter.
"Die Eindringlinge sind vertrieben. Du bist jetzt endlich sicher. Komm, steh auf. Wir sollten uns sammeln."

#MEPHISTO | picture (c) InZane | (c) scorpionstime | Juli 2019

Die vergangene Nacht war ein Massaker gewesen. Schwarz-weiße Teufel fielen über seine neue Heimat her und zerstörten alles und jeden, was sich ihnen in den Weg stellte. Leider war eines dieser Opfer die Anführerin gewesen, doch sie war nicht die einzige gewesen, die das zeitliche segnen musste. Trauer stieg in seiner Brust auf, als er all die Leichen musterte, die vor ihm auf dem eiskalten Boden lagen. Hah, das kalte Wetter passte perfekt zu seiner Stimmung denn sein Herz schien erfroren zu sein. Es war - der Gedanke wirkte unglaublich falsch... - großes Glück, dass sein alter Freund noch leben durfte. Aber gab es überhaupt Grund dazu, ihn anzuzweifeln? Nein. Dandelion war stark, ein stolzer, junger Kater mit klarem Ziel vor Augen. Aber auch seine Beschützerin war aus ähnlichem Holz geschnitzt. Yamraiha hatte ihn die ganze Nacht über beschützt, die Angreifer abgewehrt und Mephisto unweigerlich das Gefühl gegeben, vollends nutzlos zu sein.
Auch wenn sie vor einem neuen Anfang standen, schien es das Ende für den Weisen zu sein. Angst hatte sein altes Herz beherrscht und ihn unfähig gemacht, sich zu wehren.
Er sollte kein Weiser mehr sein.
Obgleich sich sein Herz vor Schmerz verkrampfen sollte, beruhigte ihn diese Realisation. Nach all der Zeit hatte er zumindest jemanden, auf den er sich verlassen konnte. Vielleicht auch zwei Katzen. Dandelion und Yamraiha.
Die Gute wirkte etwas aufgebracht, doch wer konnte es ihr nach einer solchen Nacht auch verübeln? Sie hatte alles gegeben, vielleicht sogar ihr Leben, hätte es die Situation verlangt. Ein leises Schnurren entwich seiner Kehle.
"Den Dummkopf und seinen Freund?"
Amüsiert zuckte er mit den Schnurrhaaren. Die Kätzin hatte eine interessante Art, Freundschaften zu schließen. Er war sich sicher, der naive Kater mit dem Herz aus Gold würde das nicht gutheißen. Aber gleichzeitig... Sie meinte es bestimmt nicht böse, ganz im Gegenteil. Sie sorgte sich um ihn.
"Bevor wir gehen... Danke für deinen noblen Dienst. Ich weiß es zu schätzen, wenn ein junger Krieger einen alten Knacker wie mich beschützt. Zwar bin ich noch lange nicht schwach, aber die Knochen sind müde."
Er nickte ihr respektvoll zu und folgte ihr im Anschluss. Mephisto hoffte inständig, dass diese Nachricht auch noch den Kater erreichen würde, der sich schon bald an der Spitze fand.