[ZELL] Sunrays make the lotus flower

Beteiligte Charaktere:
702/Ray @Fledermaus
705/Lotus @Maiorskills

Ort des Geschehens: Zellenräume; In der Nähe des Ausgangs zum Außenbereich
Tageszeit: Abends (17 Uhr - 3 Uhr)
Die Blattleere ist hart. Das Schneetreiben nahm an Stärke zu, weshalb die Sicht nun sehr schlecht ist. Katzen sollen sich am besten in der Nähe des Lagers aufhalten, da sonst die Gefahr besteht, sich im Wald zu verlaufen. All jene, die sich noch draußen aufhalten, sollten sich Unterschlupf für die Nacht suchen, aber wer weiß schon, was dort im Dunklen lauert?
Die Beutetiere haben sich nun ganz zurückgezogen, aber auch alle anderen Feinde, wie Füchse und Dachse. Die Bäume ächzen unter dem Gewicht der Schneedecke. Wenn das so weitergeht, kann es zu Einstürzen kommen.
Im Labor kriecht einem die Kälte bis in die Gebeine. Es wäre schlau, die Zelle heute mit einem anderen zu teilen, um nicht frieren zu müssen. Außerdem sollte ein Weg gefunden werden, alle offenen Ausgänge zu verschließen, denn sonst könnte größeres Übel drohen.

#Lotus #705
#BlossomInTheSun
Angesprochen: 702/Ray @Fledermaus
Erwähnt:

Es war bereits eine Weile her, seit Lotus es sich in der Nähe des Ausgangs zum Außenbereich so bequem wie möglich gemacht hatte. Er hatte sich so platziert, dass er ein wenig nach außen sehen konnte und trotzdem einigermaßen vom Wind geschützt war. Wäre der Himmel klar gewesen, hätte Lotus wohl beobachten können, wie sich das Licht der Sonne allmählich mit wie von Feuer farbig leuchtender Glut unter der Erde versteckte. Doch bei dem Schneetreiben, dass in den letzten Stunden noch einmal zugenommen hatte, war ein vager, rötlicher Schimmer am Horizont das einzige Zeichen am Himmel, das für den Sonnenuntergang sprach. Mal abgesehen von der Dunkelheit, die unaufhaltsam darauf folgend würde.

#Lotus #705
#BlossomInTheSun
Angesprochen: 702/Ray @Fledermaus
Erwähnt: -

"Lange nicht gesehen, hm?" Rays Stimme brachte eine warme Vertrautheit in die Situation und vertrieb die Melancholie, die das Gewitter ausstrahlte, aus Lotus Herz. Lotus hatte auf ihn gewartet, vielleicht nicht speziell in diesem Moment, und auch unsicher, ob der braune Kater ihn überhaupt aufsuchen würde. Freilich wäre Lotus enttäuscht gewesen, hätte sich herausgestellt, dass Ray die alte Freundschaft vollständig hinter sich gelassen hatte. Dass er nun gekommen war, sorgte sowohl für Freude als auch Erleichterung in Lotus.
"Wie... geht es dir?" Eine winzige Frage und doch so schwer zu beantworten. "Ich freue mich..." Lotus starrte weiterhin auf das Schneetreiben draußen, ließ für einige Sekunden eine offene Stille zwischen den beiden liegen, ehe er seinen Kopf zu Ray drehte: "Ich freue mich, dass du hier bist." Lotus blickte Ray für einen kurzen Moment ins Gesicht, doch weil er dem leuchtenden Blick seines Gegenübers nicht lange standhalten konnte, wandte er seine Augen wieder in die unbestimmte Weite des Sturmes. "Es ist wie ein Spiegel, findest du nicht?" Lotus Schwanzspitze deutete vage auf den Ausgang in den Garten. "Heute morgen Kälte, Frost, kalter Wind, der allmählich die Sonnenstrahlen mit seiner Feindseligkeit vertreibt, und nun versinkt die Welt im Chaos der Unbestimmtheit. Es nimmt uns mit, nimmt uns die Sicht, und wir laufen Gefahr, das Ziel aus den Augen zu verlieren." Lotus atmete langsam ein, erzeugte eine weitere kurze Stille, bevor er seinen Blick wieder Ray zuwandte. "Wie geht es dir, mein Freund?

#Lotus #705
Angesprochen: 702/Ray @Fledermaus
Erwähnt:


Ray's Antwort klang niedergeschlagener als Lotus zunächst erwartet hatte. Er hätte es verstanden, wenn Ray sich etwas reserviert gezeigt hätte, zunächst auf einer emotionalen Distanz geblieben wäre. So kannte Lotus den wenige Wochen älteren Kater, so hatte er sich heute Mittag verhalten. Umso überraschter war Lotus dann auch angesichts der Unsicherheit, mit der Ray ihm entgegenkam. Doch was er viel mehr schätzte, war die Ehrlichkeit. Ray versteckte sein Herz nicht, so wie es all die Katzen im Labor taten, die sich für wichtig hielten.
"Schwäche..." Ein sehr wertendes Wort. Ist es das, was du denkst, Ray, oder hat 066 dir das eingeredet? Dass du schwach bist?" Lotus machte eine kurze Pause und atmete tief die eisiger Luft ein, die von draußen hereindrang. Es gibt so viele Katzen im Labor, die denken, es sei eine Schwäche, Gefühle zu zeigen. Sie sind stolz, sie sind kalt, sie sind verbittert. Sie tun so, als hätten sie vor nichts und niemandem Angst. Doch in Wahrheit sind sie es, die schwach sind. Sie haben Angst davor, sich anderen zu öffnen, anderen zu vertrauen. Sie haben Angst davor, ihre Unsicherheit zu zeigen, ihr Herz oder ihre Angst. Sie haben so viel Angst davor, schwach zu sein, dass sie sich selbst genau zu dem machen, vor dem sie sich so stark fürchten: Schwach." Ein weiterer tiefer Atemzug. "Ich bin froh, dass du nicht so bist, Ray."
Lotus musste zugeben, dass es ihm auch schwer fiel, nach so langer Zeit wieder mit anderen Katzen vertraulich zu interagieren. Seine Zeit der Isolation war zwar nicht nur seine Schuld - er hätte gern den Anschluss zu Ray nicht verloren. Und doch fragte er jetzt für einen Augenblick, ob er nicht hätte mehr machen können. Ob er wirklich niemanden gefunden hatte, mit dem er sein Leid und seine Zeit teilen konnte, oder ob er einfach nicht genug gesucht hatte. Es war ihm unangenehm, vor sich selbst zugeben zu müssen, dass er wohl der Philosophie der Kalten verfallen war: Dass er gedacht hatte, er sei am stärksten, wenn ihn keiner kannte und ihn keiner beachtete.
"Weißt du, Ray, was eine echte Freundschaft ausmacht?" fragte Lotus, während er unbestimmt in das kalte Chaos der Blattleere blickte. "Eine echte Freundschaft macht aus, dass der eine für den anderen da ist, wenn dieser ihn braucht. Dass man sich gegenseitig vertraut, dass jeder weiß, er kann immer zum anderen gehen und sein Herz entladen." Ein kalter Windstoß wehte über Lotus Fell und ließ ihn frösteln. "Aber...", fuhr Lotus fort, "es gibt noch eine zweite Sache, die eine echte Freundschaft braucht: Wenn einer der beiden einen Fehler macht, bricht sie nicht auseinander, mag er noch so groß sein. Wenn jeder darauf vertrauen kann, dass der andere einen einzelnen Fehler verzeiht, wenn man ihn bereut - dann erschafft das ein Band, das niemand zu brechen vermag. Dann erschafft es etwas, das stärker ist als die Summe seiner Teile."
Lotus blickte zu Ray, der neben ihm saß, und dann zu Boden. "Ich habe nicht vertraut in unsere Freundschaft." Ein bitterer Unterton schlich sich in Lotus Stimme. "Wir waren wie Brüder, und trotzdem hatte ich Angst, dass du mich nicht verstehst. Dass du mir den Fehler bei der Versammlung damals nicht verzeihen könntest. Und dann bin ich von einem Fehler direkt in den nächsten gerutscht. Jeden Tag habe ich gehofft, du kommst im nächsten Moment auf mich zu und nimmst mich in den Arm, doch ich war zu schwach, um zu dir zu kommen. Und als du mich heute Mittag stehen gelassen hast, bekam ich Angst, dich vielleicht wirklich als Bruder verloren zu haben. Deshalb bin ich so froh, dass du zurückgekommen bist, Ray. Kannst du mir all das verzeihen?"
Lotus konnte nicht umhin, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen. Oder vielleicht war es auch nur dieser blöde kalte Wind, der seine Augen reizte.

#Lotus #705
Angesprochen: 702/Ray @Fledermaus
Erwähnt: Iris, 200, 001, Rays Geschwister


"Danke." Lotus Stimme war schwach und instabil. Er schniefte einmal tief durch die Nase und blinzelte ein paar Mal scharf, um nicht in Tränen ausbrechen zu müssen. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefasst hatte. "Ich verstehe es, Ray. Dein Vater hat dir viel bedeutet. Du wurdest gezwungen, zwischen Familie oder Freund und potentieller Bestrafung zu wählen. Wer würde sich da nicht für die Familie entscheiden? Doch ich bin froh, dass du auch mich verstehst. Du, Charon, deine Geschwister - ihr seid die einzige Familie, die ich noch besitze. Und auch wenn 001 sich niemals davon überzeugen lassen hätte - er war auch ein Vater für mich. So wie Charon eine Mutter und du ein Bruder, Ray. Als Iris gestorben ist, war die Welt leer, doch ihr habt mich aufgenommen, habt euch gesorgt und allem wieder einen Sinn gegeben. Als ich meine Familie dann zum zweiten Mal verlor..." Lotus Stimme verlor sich in einem tiefen Seufzen. Er blickte auf und sah Ray an. "In dieser Welt ist es gefährlich, Schwäche zu zeigen. Doch, Ray, ich vertraue dir, und ich will, dass du weißt, dass auch du mir immer und mit allem vertrauen kannst. Lass uns gemeinsam über unseren hinübergegangenen Vater trauern. Familie zu verlieren - es gibt kaum etwas, das diesem Schmerz nahekommt. Doch so, wie ihr damals nach dem Tod meiner Mutter für mich da wart, so will ich jetzt für dich da sein, Ray, mein Bruder, wenn du dafür bereit bist."

#Lotus #705
Angesprochen: 702/Ray @Fledermaus
Erwähnt: -


Es waren sehr sanfte Worte, die Lotus von Ray hörte, sie vermittelten ein Gefühl, welches er seit langem nicht genießen dürfen hatte. Nach all den Monden wieder mit seinem ehemals besten Freund vereint zu sein war immerhin lange Zeit sein größter Wunsch gewesen. Wie oft hatte er davon geträumt, wieder mit Ray gemeinsam über den Laborboden zu tollen und Unfug zu stiften. Wie viel Trauer hatten ihm diese Gedanken gebracht angesichts der Wahrheit: All die Monde war Ray nicht für ihn da gewesen.
Diese Bitterkeit konnte auch durch die Worte des Katers nicht einfach weggeschwemmt werden. Und so sehr Lotus auch versuchte, sie zu ignorieren, so sehr er sich einreden wollte, dass es von nun an wieder anders sein würde, sie versäuerte dennoch den Moment. Die Kindheit war vorbei und diese Tage würden niemals wiederkehren. Vertrauen hatte plötzlich eine ganz andere Bedeutung, einen ganz anderen Umfang.
Mit einem Mal wurde Lotus klar, welches Ausmaß seine und Rays Worte hatten und einmal mehr brach die Frage an die Oberfläche, die Lotus gerne ignoriert hätte: Konnte er und wie weit konnte er Ray wirklich vertrauen? Für Lotus bedeutete es keine großen Opfer, sich an Rays Seite zu stellen und ihn zu unterstützen. Doch würde Ray seinen Status riskieren und ihn in Schutz nehmen, wenn es darauf ankam? Würde er sich auf seine Seite schlagen, sollte der Konflikt mit 278 oder womöglich noch anderen Wächtern erneut eskalieren? Seine eigenen Worte hallten in seinem Kopf wider: Bei der Wahl zwischen Familie oder Freund und Bestrafung - wer würde sich nicht für die Familie entscheiden?
Es war eine schmerzliche Erkenntnis für Lotus, doch sie war unumgänglich. Worte und Versprechen hin oder her, sollte es darauf ankommen, konnte er sich auf Ray nicht verlassen. Noch nicht, hoffentlich. Vielleicht konnte ihre Freundschaft in der Tat wieder aufleben. Doch für den Moment musste Lotus sich darauf vorbereiten, seinen Weg im Zweifel doch allein gehen zu müssen. Er musste die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen und unvoreingenommen in die Zukunft schreiten.

Die Stille, die zwischen den beiden lag, war friedlich und fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als Lotus sie schließlich brach: "Ich... danke dir." Lotus Stimme war rau. Zumindest in diesem Moment war Ray für ihn da und schrieb ihn nicht einfach ab. Das war auch etwas wert. Ray hatte in jedem Fall eine Chance verdient, unabhängig davon, wie viele er vielleicht in der Vergangenheit verstreichen lassen hatte. "Heute ist zweifellos eine Zeit angebrochen, in der wir den Sturm vor unseren Türen schon spüren können und in der eine Spannung in der Luft liegt, die droht in einem zerstörerischen Blitz die Welt zu zerstören - deshalb bin ich froh, dass es die Spannung zwischen uns nicht länger geben muss. Lotus erhob sich und tauschte einen tiefen Blick mit Ray aus, gab Ray noch einmal die Gelegenheit, zu antworten, ehe er nickte und sich in Bewegung setzte. Und ein warmer Schauer lief ihm über das Fell, als Rays Schnurrhaare seine Flanke striffen und ihm einen kleinen Stromschlag verpasste.



Out: Wenn du nicht noch das Play extenden oder einen Outropost schreiben willst, würde ich an der Stelle vorschlagen, die Szene zu schließen, was meinst du @Fledermaus?