ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Never Forgotten Charaktere:
[AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
[ 52905 ] So Mai 15, 2022 9:06 am
»
Tageszeit: MITTAGS [nach der Versammlung] Charaktere: Charon/200, Dorian/509
Wetter: Mittags (12 Uhr - 16 Uhr) Pünktlich zu Mittag hatte es begonnen, dicke Flocken zu schneien. Die Wolken am morgen hatten nicht gelogen aber zumindest ist die Sicht noch einigermaßen klar. Eine dünne Schicht an Schnee bedeckt den Boden und macht so das jagen schwerer. Beutetiere sind nur spärlich er sehen und das trotz den warmen Sonnenstrahlen. Ob sich der Schnee halten wird? Im Labor zieht ein kühler Wind durch die Gänge, denn der Außenbereich ist weiterhin offen. Nun haben die Experimente die Chance, mit frischem Schnee zu spielen. Vereinzelt sind sogar Flocken in der Nähe des Ausgangs zu erkennen! Auch seitens der Kanalisation ist zu erkennen, wie kalt es draußen ist.
Ort: Am Rande des Versammlungsplatzes Angesprochen: Charon/200 (@Eulenflug) Erwähnt: 001, Calliope/278, Cyra/701, Haru/700, Ray/702, Charon/200
001 war tot. Und Dorian wusste nicht, was er nun denken sollte. Er war verspätet zur Versammlung gestoßen, aber doch gerade richtig, um von dieser Nachricht zu erfahren. Die ganze Zeit über hatte er sich am Rande all der Katzen aufgehalten, um nicht ins Auge zu fallen. Und doch hatte er einen Blick auf 001’s Leichnam erhascht. Selbst jetzt noch, nachdem all die Experimente wieder damit begonnen hatten, ihrem täglichen Ablauf nachzugehen, hing das Bild des verstorbenen Anführers vor Dorians Augen und bereitete ihm Unwohlsein. Niemand hatte verdient, ermordet zu werden. Nicht einmal 001. Der Sandbraune senkte seinen Blick, richtete die leuchtenden, grünen Seelenspiegel zu Boden und betrachtete seine Pfoten. Pfoten, deren Krallen nie zum Kampf genutzt wurden. Er hasste all die Grausamkeit des Labors, die unnötigen Kämpfe. Das überflüssige Leid. Dorian machte sich keine Illusion, 001 Tod würde nichts verbessern, sondern nur noch mehr Schmerz verursachen. Es war ein Teufelskreis, aus dem das Labor wohl nie entkommen würde. Die Frage war eher, was sich verändern würde. Vielleicht sogar zum Besseren. Die gemischten Gefühle, die in seinem Inneren durcheinanderwirbelten, konnte er dennoch nicht abschütteln. Dorian musste sich eingestehen, dass eine gewisse Erleichterung sich in ihm breitmachte, welche er im nächsten Moment allerdings verurteilte. Wie oft hatte er 001 im Stillen verflucht? Der verstorbene Anführer hatte es sogar geschafft, Zorn in Dorians gütigem Herzen zu wecken. Diese Erkenntnis ließ mehr Verachtung in ihm heranwachsen. Es gefiel ihm nicht, dass er sich veränderte. Veränderte, auf eine Weise, die Abscheu in ihm selbst weckte. Dorian hatte nie Hass in seinem Herzen aufkeimen sehen wollen. Der Kater hob den Kopf langsam wieder, musterte die Anwesenden. In der Nähe begann die neu ernannte Wächterin mit der Tochter des verstorbenen Anführers zu sprechen. Würden 001’s Jungen am Tod ihres Vaters verbittern? Würden sie ihn rächen wollen? Dorian hoffte, dass sie nicht dieselbe Unbarmherzigkeit wie 001 selbst in sich trugen. Dass sie aus seinen Fehlern lernten. Nur hatte Hoffnung im Labor nie besonders viel bedeutet.
Seine Augen wanderten weiter, erfassten den Eingang des Außenbereiches. Sehnsucht glomm warm in seiner Brust auf. Ob er seine Pfoten hinaussetzen konnte, jetzt, wo niemand ihm Aufmerksamkeit schenken würde? Er verzehrte sich danach, einen Hauch der Freiheit zu kosten. Den kalten Schnee auf seinem Fell zu fühlen und etwas Anderes zu fühlen, als den immer gleichen Laborboden. Gleichzeitig wusste er, dass die Gitter draußen ihn daran erinnern würde, dass er in Gefangenschaft lebte. Sie könnten ihm von der Weite erzählen und Dorian würde lauschen im Wissen, dass er nicht gehen konnte. Um all die Orte zu erblicken, die er liebte, obwohl er sie nie gesehen hatte. Es würde ihn zerreißen und doch würde er den Anflug von Ungebundenheit mit offenen Armen empfangen. Er war ein Narr und wusste es. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte der Sandbraune sich langsam in Bewegung. Seine Schritte waren vorsichtig, aber zugleich bestimmt. Schon betrachtete er fasziniert einige verirrte Flocken, die ins Labor herein stoben und fröhlich tanzten. Dorian streckte seinen Kopf nach dem Weiß aus und lächelte leicht, als eine Schneeflocke auf seiner Nase schmolz. Die angespannte Stimmung war für einige Wimpernschläge vergessen, während Dorian sich wie ein Junges am Schnee erfreute.
“509“, erst als Dorian sich ertappt umwandte, begriff er, wem diese Stimme gehörte. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter, als er in die eisblauen Seelenspiegel des Wächters des Todes blickte. Ob sie gekommen war, um ihn zu holen? Nachdem er dem Sensenmann bereits einige Male von der Schippe gesprungen war? Dorian zuckte verwirrt mit einem Ohr, näherte sich aber dann mit zunehmender Wachsamkeit und steigendem Interesse. “200“, Dorian bemühte sich um einen höflichen Ton, als er vor der roten Katze stehen blieb. Seine Augen streiften die beiden Hörner mit einem kurzen Blick, blieben dann aber für mehrere, lange Sekunden an den Schwingen auf 200’s Rücken haften. Jedes Mal, wenn er einer geflügelten Katze gegenüberstand, ergriff ihn dieselbe Faszination. Dieselbe Ehrfurcht. Er hatte nie verstanden, warum 001 die Menschen angebetet hatte. Nein, Dorian konnte sich vielmehr vorstellen, dass geflügelte Lebewesen verbannte Götter waren. Vom Himmel gestürzt und dazu verdammt, auf Erden zu wandeln. Der Gedanke, dass 200 womöglich die neue Anführerin des Labors werden würde, war in diesem Augenblick wenig präsent in Dorians Gedanken. Abwartend schaute er in die Augen des Todesengels, die ihm ein bisschen weniger kalt vorkamen, ihn eher vom Himmel träumen ließen. Dass ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erschien, konnte er schwer verhindern. Trotzdem kämpfte er es nieder, wollte die Trauer der alleingelassenen Gefährtin nicht damit stören.
"Ich sah gerade, dass du hinaus möchtest — würde es dich stören, wenn ich dich begleite? Ich -" Sie geriet ins Stocken und senkte die Flügel etwas ab, als sie seinen Blick auf ihnen liegen sah. Ihre Schwingen waren groß und kräftig - die Kralle an ihnen wirkte gefährlich, jedoch nutzte Chi diese eher um sich fest zu halten. Ich schüchtere immer noch unsere Katzen ein...manches ändert sich wohl nie." ich frage nicht als Vertraute - " Könnte man ihr Schwäche oder der Sehnsucht nach ein wenig Normalität zu sprechen, wenn sie den Kontakt zu niederen Experimenten suchte? Charon wusste, dass die anderen Vertrauten es ihr übelnahmen, das die Wächterin des Todes die neuen Wächter ernannte. Die sollen sich nicht zu haben, 001 hatte sowieso beabsichtigt 278 zu ernennen. Er wusste, dass ich sie schon länger als Wächterin an unserer Seite sehen wollte, nicht nur wegen 066. Ich hasse es, dass sie mich in Frage stellen. Tze - der Tod ist jedem gewiss... Auch ihnen - warum also dieser Widerstand? Mein Stellenwert hier im Labor ist unbestreitbar an der Seite von 001 gewesen - Glauben sie vielleicht wirklich, dass ich nur aufstieg, weil ich Moos in seinem Nest war? Die Worte von 013 hatten einen bitteren Nachgeschmack gehabt, und hatten die Trauende innerlich verletzt. Auf die Loyalität von 013 konnte die Rote also offenbar pfeifen. 769 war auch keine Hilfe - er wirkte auf die Mutter eher, als hätte er ein Familienmitglied verloren. Mit ihm werde ich auch noch meine Schwierigkeiten bekommen. Hm... Es sei denn... Ich überlege ihm die Führung zu überlassen... Das 013 das Sagen hat, will ich nicht - oder ich kämpfe beide nieder, aber kann ich mich dann auf ihre Treue verlassen? Ich kann keine Heuchler oder Lügner an meiner Seite brauchen... Mir reicht die Tatsache, dass ich mich selbst belüge... Ihr Blick heftete sich wieder auf den cremefarbenen Kater vor sich, er veränderte sich mit jedem seiner Tode immer weiter, jedoch blieb sein friedliches Wesen - sie wusste es, da sie in der Seelenebene häufiger zu ihm fand. Er war wie 093 ein mittlerweile fester Bestandteil ihres Daseins geworden, nur schien er es nicht zu wissen, und das, obwohl 509 sie oft schon zu sich gerufen hatte. "oh - und auch nicht als Tod -" fiel ihr ein und ein wenig verlegen sah sie in seine grünen Augen. Wie konnte sie den zweiten Grund vergessen, warum andere vor ihr Angst hatten? Chi, du bist ein Mäusehirn. Bestimmt denkt er, daß du ihn draußen umbringen willst. Eine weitere Ironie in sich, denn selbst, wenn 509 sie unwissend zu seiner sterbenden Hülle rief, geleitete der Todesbote die Seele nicht ins Licht, da das Leben in den Körper zurückkehrte. Jedoch - anders als 093 jagte 200 den Kater nicht - er war ein friedliches Katerchen, welches brav nicht einfach in der Anderswelt spazieren ging, sondern bei sich blieb. Chi war nicht sicher, ob er wusste, wie oft sie neben ihm schon gelegen und seinen Funken betrachtet hatte. Sie dachte an 093 und lächelte sachte. "Ich will dich nicht erschrecken..." Experiment 200 geriet etwas in Erklärungsnot, bei dem Versuch den Kater nicht zu vertreiben. Der Unterton in 200's Stimme machte deutlich, wie sehr sie sich bemühte nicht autoritär zu klingen. Die Kämpfe um die Führung würden kommen - doch nicht jetzt - Sie brauchte den kurzen Moment der Ruhe, bevor sie zu ihren Kätzchen lief. Doch wollte sie nun nicht alleine sein, die Einsamkeit würde sie noch früh genug heimsuchen. Der helle Kater mit den Flecken im Fell war Richtung Außenbereich gelaufen und hatte die Flocken betrachtet, als sie ihn erreichte. Ich wünschte, ich könnte diesen Albtraum entkommen - einfach aufwachen und in meiner Heilen Welt an seiner Seite sein...
«
gif by Indy
l
ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Ort: Am Rande des Versammlungsplatzes Angesprochen: Charon/200 (@Eulenflug) Erwähnt: Charon/200, Rain/402, Sellerie/111, 001, Zero/106, Kayra/732
Dorians Augen wurden groß, als 200 ihre Absicht aussprach, ihn nach draußen begleiten zu wollen. An einem anderen Tag wäre er wohl weniger vorsichtig, weniger bedacht gewesen, aber er erinnerte sich noch an 402. Die Wächterin hatte sicherlich keine Freundschaft mit ihm und 111 schließen wollen. Alleine darüber nachzudenken, was ihre wahre Intention gewesen war, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Wahrscheinlich konnte er von Glück sprechen, dass Sellerie ihn beschützt hatte, zu seinem Freund geworden war. Als Dorian sich an den Mut des Regenbogenkaters erinnerte, musste er unweigerlich lächeln. Er fühlte sich durch diese neue Freundschaft bestärkt, denn er hatte einen Verbündeten im Labor gefunden, der ihm ohne zu zögern geholfen hatte. Der sandfarbene Kater betrachtete 200’s Seelenspiegel. Was beabsichtigte sie und welche Hintergedanken schlummerten in ihr? Dorians Blick huschte betreten in die Ferne, weg von den blauen Augen des Todesengels. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, anderen Katzen nicht mit Vertrauen begegnen zu können. Dorian wünschte sich in die Zeit zurück, als er voll Naivität durchs Leben gestolpert und Misstrauen gegenüber Fremden nur selten ein Thema gewesen war. Er zuckte betreten mit einem Ohr. Warum musste das Labor mit all den Machtstrukturen und Regeln so kompliziert sein? Alles, was Dorian sich wünschte, war, dass ihn seine Pfoten forttragen könnten, um die Welt zu sehen. Aber stattdessen saß er im Käfig fest, ohne sich befreien zu können.
Aber Misstrauen war nicht die einzige – und sicherlich nicht die stärkste – Empfindung, die in Dorian aufkeimte. Nein, 200 weckte auch Neugier in ihm. Er wollte herausfinden, wer sie war und was sie ausmachte. Nicht als Gefährtin des 001 oder gefürchtete Vertraute; Dorian interessierte sich einfach nur für 200 selbst. “Du darfst mich begleiten“, er lächelte schwach, setzte auf das Gute in der anderen Katze. Dorian hoffte, glaubte daran, dass sie nicht gekommen war, um ihn auseinanderzunehmen, weil er schlecht über 001 gesprochen und gedacht hatte. Oder weil er hinaus wollte, weg von den beengten Räumen des Labors. Sein Blick glitt erneut über die Schwingen des Todesengels - Oh, diese wunderschönen Schwingen! – und er blickte hinaus zum Außenbereich, dachte an den Himmel und die Weite. Hatte 200 sich noch nie gefragt, wohin ihre Flügel sie tragen könnten? Welche Möglichkeiten ihr offen stünden? Dorian konnte jedenfalls an nichts anderes denken.
"oh - und auch nicht als Tod -" Die Worte rissen ihn abrupt aus seinen Gedanken; zurück in die grausame, kalte und doch wunderschöne Realität. Dorian liebte das Leben mit all seinen Facetten, selbst wenn eine davon die Gefangenschaft war. Auch das Labor hatte schöne Momente hervorgebracht. Er hatte seinen Bruder wiedergefunden, durfte seine Nichte kennenlernen und neue Freundschaften schließen. All das hatte ihn stärker gemacht; seinem flatterhaften Gemüt ein wenig Beständigkeit inmitten des Sturms geschenkt. Ein Lächeln erwachte in seinem Gesicht, als er zur Kenntnis nahm, dass 200 sich darum bemühte, ihn nicht erschrecken zu wollen. Dorian hinterfragte nicht, womit er es verdient hatte, so behandelt zu werden. Er neigte einfach nur leicht den Kopf. “Man nennt dich Todesengel und Wächter des Todes“, Dorian betrachtete 200 aufmerksam, “Aber niemand hat mir bisher erklärt, warum.“ Die Frage verbarg sich in seinen Worten nur allzu deutlich. 200 war im Leben des Sandbraunen bislang nicht präsent genug gewesen, als dass er ein Gespräch über die andere Katze geführt hätte. Ganz abgesehen davon, dass Dorian nicht wusste, ob eine solche Unterhaltung nicht bereits den Zorn einer Vertrauten wecken könnte. Die Willkür im Handeln hochrangiger Experimente machte es schwer, deren Beweggründe nachzuvollziehen. Und Dorian wollte doch einfach nur verstehen.
Dass eine Vertraute ein niederrangiges Experiment um Erlaubnis fragte, es begleiten zu dürfen war genauso seltsam wie lachhaft. Sie in ihrer Position konnte Befehle aussprechen, welche andere befolgen mussten, doch wollte sie dies? Sie selbst hatte in Unterdrückung gelebt. Das Leben höchstpersönlich hatte seine Spuren an ihrer eigenen Seele hinterlassen. Erst hatte ihr Anführer ihr untersagt, einfach dem Leben gleichgültig den Rücken zu kehren, und dann hatte er sie in einem unvorsichtigen Augenblick eiskalt an jenes gebunden, mit Ketten aus Verantwortung, Leidenschaft, Pflichtgefühl und Liebe - nun ließ er sie angebunden in der Einsamkeit und Kälte zurück. Dorian richtete wieder das Wort an die dunkelrote Katze mit dem schwarzen Halskragen, als diese das Labor verließ und mit zwei Pfotenschritten Vorsprung in die kalte Luft des Außenbereiches trat. Experiment 200 hob den Kopf und schloss für einen kurzen Augenblick die blauen Seelenspiegel. sie atmete tief durch, wobei die warme Luft, die sie ausatmete kleine Wölkchen entstehen ließ, die kalte klare Luft stach in ihrer Brust, in ihre Lunge.
509 hatte offenbar nicht den Hauch von einer Ahnung, welch ach so 'gruselige' Kraft in der hochgewachsenen Katze steckte. Hatte er denn gar keine Angst? Bemerkenswert... Sie klappte die Ohren nach hinten und drehte sich zu ihm herum. Die blauen Augen schlugen auf und betrachteten die Grünen des hübschen Katers. Er scheint keine Ahnung zu haben. Das ist so schön... vielleicht sieht er in mir kein Monster, das gierig irgendwelche Seelen frisst."Bist du neugierig?" Sie legte den Kopf leicht schief und ihre Miene verriet im ersten Moment nicht, ob sie sich über die indirekte Frage ärgerte, oder ob sie amüsiert war. Zu sehr hatte sie sich an dieses unbewegte Gesicht gewöhnt, so dass sie sich selbst daran erinnern musste, dass sie nun ihre Empfindungen nicht verstecken musste. Diese Experiment - gerade und besonders dieses stellte keine Bedrohung da.
Nun ließ sie ein leichtes Lächeln über ihre Züge huschen und sie schüttelte leicht den Kopf. " Das ist okay - das ist mal etwas erfrischend anderes... Nun - ich glaube, die wenigsten wissen wirklich, woher dieser Name kommt, oder was er bedeutet - ich habe diese Bezeichnung auch schon durch das Labor Raunen hören..." Sie hielt inne und blinzelte, dabei flackerten ihre Augen einmal kurzweilig gelb,-orange auf. Sie mochte diese flatterhafte, aber irgendwie auch warme Aura, die der Kater ausstrahlte." Ist es nicht seltsam? Hier ... wo die Namen verboten sind, gibt man ausgerechnet mir so einen? Mich amüsiert diese Ironie dahinter - es wagt auch keiner mich offen so zu nennen. Einige glauben, ich verbreite den Tod und töte rings um mich herum. Andere wiederum glauben ich wäre der Tod selbst. " Charon leckte sich über die Schnauze, als eine kleine Flocke darauf landete, dabei betrachtete sie sein sandfarbenes Fell." Wie ich bereits sagte, ich möchte dich nicht verschrecken, aber es kursieren ein paar sehr üble Gerüchte, die kaum einer hinterfragt. Ich... ich glaube das Ganze zu erklären und zu verstehen, ist zu kompliziert... du zeigst Mut, das du mich darauf ansprichst , obwohl du weißt, in welcher Position- " Sie biss sich auf die Unterlippe, verstummte kurz und seufzte schwer, während sie noch einige Schritte hinaus in den Außenbereich tat.
Vielleicht lag sie auch falsch.... sprach er sie vielleicht darauf an, weil sie ihn darum gebeten hatte ihn begleiten zu dürfen? Nicht in ihrer Position... nicht als Vertraute ... nicht als Wächter des Todes.... sie hat es selbst zuvor gesagt. "Kann es sein, dass du meinen Worten tatsächlich Glauben schenkst... wenn das der Fall ist, dann ehrt und überrascht mich dein Vertrauen über alle Maße..." Würdest du auch so mit mir reden, wenn du wüsstest wie oft ich neben dir lag, wie nah wir uns schon gekommen sind? Wenn du wüsstest, dass ich deine Seele schon häufig in den Pfoten hielt? Sie spitze die Ohren und wurde etwas langsamer um ihn aufholen zu lassen. "Du bist eine Katze, die dem Tod schon so oft entwischt ist, du müsstest Dich doch eigentlich auch mit den Dingen auskennen- was glaubst Du bedeuten diese Namen, welche sie mir geben?" Interessiert betrachtete sie seine Federanhänger und seufzte schwermütig.
Es hatte so lange weh getan, dass so viele Katzen sie fürchteten. Chi nicht verstanden oder ihre Ansichten oder die ganze Existenz dieser Katze, die weder richtig Kater, noch richtig Katze war. 509 hatte sie noch nie angewidert angesehen das nahm sie jedenfalls an, denn sie beobachtete diesen Kater schon, seit sie von seiner Fähigkeit wusste. Nicht die Namen, die sie mir geben sind das Problem... die Art, wie sie diesen Namen ängstlich flüstern, wie abscheuend und wie verhasst sie klingen. Ich habe es so lange nicht verstanden, bis 001 mir zeigte, dass sie mich nur fürchten.
«
gif by Indy
l
ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Dorian tappte hinter 200 hinaus in den Außenbereich. Seine Schritte waren bedächtig langsam und wurden erst leichter, als er anstatt des harten Laborbodens schneebedecktes Gras unter seinen Pfoten spürte. Seine Augen tanzten mit den Schneeflocken um die Wette, als er die weißen Kristalle verträumt anblickte. Über ihm erstrahlte der Himmel in trüben Blau und die Sonne versuchte sich mit ihrem blassen Licht gegen den Schneefall durchzusetzen. Die schneidend kalte Luft in seinen Lungen bemerkte der Kater anfangs überhaupt nicht. Er hatte nur Augen für die Welt, die unter einem weißen Schleier ruhig vor sich hinschlummerte. Nichts hier draußen deutete auf das Chaos, das im Labor herrschte, hin. Nichts, außer den Pfotenabdrücken am Boden, die teilweise kaum mehr zu sehen waren, weil bereits neuer Schnee darüber rieselte. Und doch wirkten die Probleme des Labors hier draußen unwirklich, unbedeutend. Die grünen Seelenspiegel des Sandbraunen glänzten und ein ehrliches Lächeln erhellte seine Miene. Es war beinahe, als hätte er begonnen von innen heraus zu strahlen, sobald er den Außenbereich betreten hatte. Alleine das Gitter, das ihn vom Rest der Welt trennte, vermochte diese Stimmung zu trüben. Er tappte darauf zu, verharrte kurz und legte dann eine Pfote an den Zaun. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, die er von hier aus nicht erreichen konnte. Die er vielleicht niemals mehr erreichen konnte. Schmerz erwachte in Dorians Herzen, während er tief Luft holte, um nicht in Panik zu verfallen. Nun, da er durch die Gitter bis zum Horizont blicken konnte, war ihm auf einmal schrecklich bewusst, wie klein das Labor war. Wie einengend sich selbst der Außenbereich anfühlte. Es kribbelte ihm in den Pfoten, einfach loszurennen, sich immer und immer wieder gegen das Gitter zu werfen, in der vergebenen Hoffnung, es würde irgendwann unter seinem Gewicht nachgeben. Er ließ die erhobene Pfote wie in Zeitlupe wieder sinken. Sein Gesichtsausdruck war gequält - so unglaublich gequält - als er sich wieder zu 200 umwandte.
"Bist du neugierig?" Tatsächlich war Dorian neugierig, wer sich hinter der Nummer 200 verbarg, also folgte er ihren Ausführungen aufmerksam. Sie lenkten ihn immerhin von seinem eigenen Schmerz ab, ließen ihn an etwas Anderes denken, als seine Gefangenschaft. Fasziniert hefteten sich seine Augen an 200’s Seelenspiegel, als ein oranger Schimmer darin aufblitzte. “Warum sollte ich dir keinen Glauben schenken?“, Verwirrung lag im Blick des Sandbraunen, bei den Worten der Vertrauten. Er begriff nicht, warum 200 davon ausging, es könnte anders sein. Zu groß war Dorians Glaube an uneingeschränkte Ehrlichkeit, dass er gar nicht daran dachte, mit wie vielen Lügen jemand wie 200 tagtäglich konfrontiert werden musste.
“Du bist eine Katze, die dem Tod schon so oft entwischt ist, …“ Dorian spitzte die Ohren, fühlte sich beinahe ertappt. “Woher …?“, brachte er ungläubig heraus, es war nicht mehr als ein Flüstern, das in 200 nächsten Worten vollständig unterging. Hatte 200 ihn beobachtet? Ihn in den letzten Momenten vor seinem Tod gesehen, leidend, geschlagen? Dorian blinzelte vorsichtig und unterdrückte seine wiedererwachende Angst. Noch bestand kein Grund zu glauben, 200 wäre tatsächlich gekommen, um ihm ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
“Du warst lange an 001’s Seite“, Dorian hielt inne, denn er wollte 200 nicht zu nahetreten. Wollte nicht, dass sie sich gezwungen fühlte, an ihren verstorbenen Gefährten zu denken, “Ich nehme an, dass viele tatsächlich glauben, du wärst der Tod höchstpersönlich. Abwartend und lauernd in 001‘s Schatten, immer bereit nach seiner Pfeife zu tanzten.“ Wenn diese Worte nicht aus Dorians Mund kämen, könnten sie anmaßend klingen. Aber er sprach sie sanft aus, ohne Vorwurf. “Aber das glaube ich nicht. Ich kenne Geschichten …“, er brach ab, als sein Kopf schmerzte und Empfindungen ihn überschwemmten, welche er nicht direkt fassen konnte. Er hörte eine Stimme in seinem Hinterkopf, hörte wie sie ihm Geschichten erzählte, und konnte sich doch nicht daran erinnern, zu wem sie gehörte. Er hatte es vergessen. “Geschichten von Engeln, die über die Pforten des Jenseits wachen. Engel mit fedrigen Schwingen aus Licht“, er lächelte leicht, betrachtete erneut voll Ehrfurcht und einer kleinen Prise Neid 200’s lederne Flügel. Todesengel. Wächter des Todes. “Wenn jene Wesen das Licht hüten, vielleicht ist es dann ja deine Aufgabe, die Dunkelheit zu bewachen. Den Tod. Damit verlorene Seelen nicht zurück ins Leben finden“, Dorian schluckte schwer, fühlte sich angesprochen, “Und die Lebenden nicht ins Reich der Toten gelangen.“
Dorian schaute in 200’s blaue Seelenspiegel und senkte dann betreten seinen Blick. Er hatte einen Herzschlag lang darüber nachgedacht, eine weitere Frage zu stellen, die ihm auf den Lippen brannte. Und doch schluckte er sie hinunter. Du hast es dir nicht ausgesucht, als Todesengel oder Wächter des Todes bezeichnet zu werden … welchen Namen hättest du gewählt?
Sie hatte den Kater mit der Nummer 509 beobachtet auch, wie er am Zaun stand und sehnsüchtig in die Ferne blickte. Alleine diesen Blick würde 001 schon als Zeichen eines Verrates deuten und bösartige Absichten wittern, doch er war nicht mehr hier. Chi folgte seinem Blick und lächelte liebevoll, als er sich mit gequältem Blick zu ihr herumdrehte. Oh ich verstehe diesen Schmerz... ich würde auch gerne hinaus fliegen und meinen Kindern die Welt da draußen zeigen. Besonders seit mein Liebster mich zur Strafe in diesen Käfig sperrte. Sie kam die letzten Meter auf ihn zu und ließ sich neben ihn auf den Hinterbeinen nieder. Experiment 200 öffnete einen Flügel und legte ihn sanft über den cremefarbenen Kater mit den schönen Flügelflecken und lauschte seinen Worten. Er sprach von der Zeit ihres Daseins im Schatten ihres Anführers. Er sprach von Wesen mit Federschwingen und Licht. Irgendwie gefiel ihr seine Ansichten zu dem ganzen, auch wenn diese nichts mit ihrer Aufgabe zu tun hatten. Charon atmete laut aus, wobei ein kleines Wölkchen von ihrem Atem aufstieg.
"509 - ich..." sie verstummte wieder und blickte auf ihn herunter. Seine leuchtenden Augen widerspiegelten Unglauben, Ehrfurcht und zeitgleich eine ungesunder Portion von Neugierde. Irgendwie erinnerte er sie in dieser Sekunde ein wenig an Haru. Sie neigte den Kopf zu ihm herunter und legte sanft tröstend ihre Schnauze kurz zwischen seinen Ohren auf seinen Kopf. "Du scheinst dich nicht an meine Besuche zu erinnern..." murmelte sie leise. " ich denke an deinen Überlegungen ist schon was wahres dran, 001 zeigte mir, wie feige ein jedes Experiment da drinnen, den Tod fürchtete.... wie sehr sie mich für meine Fähigkeit hassten und fürchteten... vermutlich fiel es mir deshalb so leicht das Ungeheuer zu werden, dass sie in mir sahen... kaum einer von ihnen jedoch bedenkt, dass ich mir das nicht ausgesucht habe - aber ich bin nicht unzufrieden - ich mag mich und meine Fähigkeit akzeptiere ich, wie sie ist... Nur die Panik, die andere empfinden, wenn ich ihre Seelen leiten muss, schmerzt mich noch immer sehr... es fühlt sich jedes Mal wie eine unlösbare Aufgabe an, sie zu beruhigen... Aber du..." Sie fixierte seine schönen grünen Augen mit einem nachdenklichem Blick "Du hattest offenbar irgendwie nie wirklich Angst vor mir, auch nicht, wenn dein Lichtfunken nach mir rief und ich mich zu dir begab..." Charon musste leise auflachen, als sie ihm nun dieses Zugeständnis machen musste." du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr du mich anfänglich geärgert hast - ich hatte ja schon mit der einen oder anderen Seele meine Schwierigkeiten und auch den ein oder anderen Ärger - aber du? Dein Leuchten ist so warm, wie der Sonnenschein in der Blattgrüne und herzlich und gleichzeitig so voller Sehnsüchte - in deinem Tod spüre ich, die Wärme deines Lachens, die Wildheit des Regens und auch die Kälte des Schnees - ich habe es irgendwann aufgegeben zu versuchen, dich in das Licht zu jagen, ich beobachte dich lieber- deine Seele bleibt stets bei deinem Körper, umtanzt ihn artig dicht in der Nähe bleibend und spielt übermütig in der Anderswelt bis dein Körper sich soweit erholt hat, dass du wieder aufstehen kannst..." Sie schnurrte leise auf und betrachtete den Schnee. " ... du erinnerst mich an meine Kätzchen - " Sie richtete sich auf und blickte sich wachsam um. Seit ich denken kann, geleite ich die Sterbenden in das Reich des Todes.... lange Zeit war ich wütend, eifersüchtig, so allein und verdammt.. ich wollte unbedingt ihnen folgen, aber ich durfte nicht... ich bin der Bote, der sie leiten muss, der sie beschützt... nun ja heute? Heute lebe ich in den Ketten, die 001 mir anlegt, als er mich fand... die Ketten, die mich an das Leben binden und mich dieses lieben lernten - ich glaube, die meiste Zeit meines Lebens war ich in meinem Inneren Tod. Ich bin zu früh an der Einsamkeit verendet. Aber das Leben kehrte wieder und beschenkte mich mit meiner Familie.
"Schwingen aus Licht? Das klingt wunderschön, 509" Sie streckte eine Pfote aus und schlug damit ganz sanft gegen die Federn, die an 509s Ohr baumelten. "Wer weiß vielleicht, bist du ja tatsächlich einer dieser Engel... du schleppst funkelnde Federn mit dir herum... da stellt sich mir auch eine Frage ...kannst du dir vorstellen zu fliegen?"
«
gif by Indy
l
ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Einen Herzschlag lang zuckte der sandbraune Kater zusammen, als er 200 ihren Flügel um ihn legte. Es war keine Angst, die sein Herz durchtränkte, sondern Überraschung. Überraschung, dass der Todesengel eine solche Sanftheit in diese Geste legte, obwohl sie einander fremd waren. Und doch genoss er diesen Moment der Vertrautheit, wünschte, er könnte etwas Ähnliches an die rote Katze zurückgeben. Andere Experimente wären vielleicht verwirrt über die Tatsache, dass jemand wie 200 sich so lange mit einem Nichts wie Dorian abgab, ihm sogar zuhörte und auf ihn einging, aber für den Sandbraunen spielten all die Regeln und Normen keine Rolle. Das einzige, was zählte, war, dass der Wächter des Todes nicht versuchte ihn anzugreifen oder einzusperren. Ganz im Gegenteil, 200 behandelte ihn beinahe wie einen Gleichgesinnten. Mit funkelnden Augen betrachtete Dorian die Vertraute eingehend. Er war fest davon überzeugt, dass jede Katze eine gute Seite hatte. Manche wussten einfach besser, sie zu verstecken. Und Dorian war ausgezeichnet darin, nichts anderes als das Licht in anderen zu sehen. Er war nicht einfach naiv oder dumm, nein, der Kater wusste nur zu gut, dass auch die Dunkelheit in seinen Gesprächspartnern lauerte. Er blickte in blaue Seelenspiegel und sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben. Aber egal, wie finster die Schatten waren, es war so viel schöner, ins wärmende Licht zu blicken.
Dorian lauschte den Worten der Vertrauten aufmerksam und war doch unfähig, alles zu begreifen. Den eigenen Tod fürchten? Der Sandbraune neigte nachdenklich den Kopf. Er litt nicht an unbändiger Angst vor dem Sterben. Selbst vor dem Labor hatte er mit den Gefahren des Lebens gespielt. Für andere war die Zukunft das wichtigste, all die fernen Träume und Wünsche, aber Dorian hatte sich schon immer auf die Gegenwart konzentriert. Der Tod war nur eine von tausend Möglichkeiten, die ein kurzer Augenblick mit sich bringen konnte. “Ich verstehe nicht, warum man dich fürchten sollte“, er blinzelte 200 an. Warum vor einem Engel erzittern, der nur eine weitere Facette des Daseins ankündigte? “Du bist zu mir gekommen … nach meinem Tod“, er schaute fasziniert zu 200 auf, “Und hast mich zurückkehren lassen?“ Verwunderung schwang nun in seiner Stimme mit. Hütete der Wächter des Todes nicht die Tore seines sensenschwingenden Herren?
“Wärme deines Lachens, die Wildheit des Regens und auch die Kälte des Schnees …“ Dorians Seelenspiegel waren runde Teiche, die 200 sprachlos entgegenstarrten. Dem Kater gingen selten die Worte aus, um etwas zu erwidern, aber in diesem Wimpernschlag konnte er nicht anders, als 200 stumm gegenüberzustehen. Er wusste nicht mehr, wann er sich das letzte Mal derart verstanden gefühlt hatte. Als hätte der Todesengel ihn vollkommen erfasst, bis in die Tiefen seines Selbst. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich von 200 losreißen, bis er seine Aufmerksamkeit wieder der Ferne schenken konnte, von der nur die Gitterstäbe des Außenbereichs ihn trennten. So nah. So unendlich weit weg.
“Kannst du dir vorstellen zu fliegen?“ Unvermittelt zuckte Dorian zusammen, während ein kalter Schauer seinen Rücken hinablief. Machte es 200 Spaß, ihn mit diesen Fragen zu quälen? Er ließ den Todesengel all seinen Schmerz sehen, als er die Vertraute aus trüben Seelenspiegeln heraus anblickte. Die Freude war aus seinen Augen verschwunden und gewährte dem Wächter des Todes einen Einblick in die Finsternis, die sich in Dorian verbarg. Die sich wie dichte Wolken vor eine strahlende Sonne schob. “Mir vorstellen zu fliegen …“, er presste die Worte gedämpft hervor, ließ sie lange ausklingen und sprach dann mit fester Stimme weiter, “Ich fliege in meinen Träumen, 200, bis zum Horizont und weiter.“Ich sehe Meere, Berge und Wüste unter mir, die zu nichts als bunten Tupfen verschwimmen. Unwichtig im Vergleich mit der Höhe und Freiheit. “Und ich falle.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht war zurückhaltend und verschlossen. Er passte nicht auf Dorians immer lächelndes Gesicht und zu seinem heiteren Gemüt. Er war vorsichtig und doch ehrlich zugleich. “Manchmal stürze ich in die Dunkelheit, manchmal ins Licht“, er zuckte mit den Schultern, denn es kümmerte ihn nicht. Es ging ihm alleine um das Gefühl, um die aufgeladene Luft und den peitschenden Wind. Um die unvergleichliche Freiheit, die er in seinen Träumen verspürte. “Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich so meinen letzten Tod sterben. Beim Fliegen“, er lächelte verträumt, “Oder im Fall.“
Die Gefühle, die Experiment 509 widerspiegelten, waren so facettenreich und unterschiedlich, dass er offenbar sehr viele Gefühle während ihrer Unterhaltung durchlebte. Als er fragte, ob sie ihn zurückkehren ließ, zuckte sie mit einem Ohr und schenkt ihm ein Lächeln, ehe sie mit den Schultern zuckte. Es hatte keinen Zweck zu versuchen, ihn in das Licht zu treiben. "du lässt mir nicht wirklich eine Wahl... "
Als sie ihn nach ihm fliegen fragte wirkte Experiment 509, als würde er abstumpfen. Der Glanz verschwand aus seinem grünen Augen und er sah traurig und niedergeschlagen aus. Sie konnte schon erahnen, dass er offenbar stark darunter zu leiden hatte, an den Boden gebunden zu sein. Sie lauschte seinen Worten und dachte über seine Träume nach. Wie oft war sie schon in ihren Träumen abgestürzt? Sie konnte es nicht zählen. Als er von seinem letzten Tod sprach lächelte sie. "Ich glaube, du bist mir lieber, wenn du dieses lebendige Glühen in den Augen hast." murmelte sie leise und reckte den Hals etwas, um ihn sanft mit der Nase an der Wange anzustoßen. Ein wenig erstaunt war sie darüber schon, wie sicher und wohl sie sich in seiner Gesellschaft fühlte.
"Experiment 509...? Ich...." Sie war im nächsten Moment nicht sicher, ob sie weiter sprechen sollte, doch musste es heraus. Sie hatte zum ersten mal seit langem das Gefühl, sich öffnen zu können. Sie schüttelte langsam den Kopf und senkte dann den Blick. "Ich möchte dir etwas erzählen... es belastet mich schon eine kleine Weile... aber ich habe es keinem erzählen können.
Nicht einmal meine Jungen oder 001 wissen davon, jedoch - ich wünschte wirklich, ich hätte es wenigstens 001 erzählt" Sie geriet abermals ins Stocken und fuhr sich mit der Pranke durch das Gesicht. Es war so schwer. Wie sollte sie die kommenden Schwierigkeiten überstehen? Sie schüttelte langsam den Kopf und fixierte seine grünen Augen. "Wenn du mir versprichst es nicht weiter zu erzählen, dann nehme ich dich mal mit nach da oben... ich kann dich zwar nicht frei lassen, aber ich könnte dir die Welt von oben zeigen... aber dafür möchte ich, dass ich mich Dir anvertrauen kann... die Zeit, die auf uns zukommt, wird nicht leicht sein und ich fühle mich in meinem Inneren so festgebunden, so zerschlagen, so verloren und müde... ich weiß nicht, ob ich dabei untergehe... deine Gesellschaft ist so angenehm beruhigend, ich fühle mich gut... ich habe Katzen, die mir nahe stehen aber sie erwarten alle etwas von mir - ich will sie nicht enttäuschen, da sie vielleicht glauben werden, dass ich schwach bin..." Die Worte waren wie ein reißender Fluss, der aus ihr herausbrach, all die Zweifel und belastenden Gedanken, all dieser Druck, der auf ihr lastet, diese nagelnde alles zerfressende Einsamkeit - das wollte alles aus ihr heraus.
Charon geriet wieder ins Stocken. Sie senkte den Kopf und kniff die Augen zu. Sie atmete laut hörbar aus und fuhr ihre Krallen aus, sie bohrte sie in den gefrorenen Boden und erschauderte leicht, ehe sie den sandfarbenen Kater verzagt ansah. "Ich war bis vor kurzem noch tragend... ich habe eine weitere Tochter..." Somit war ihr größtes Geheimnis neben der Tatsache dass ihre Jungen Namen besaßen aus ihr heraus. Ihre Augen begangenen verräterisch zu glänzen, sie atmete ein weiteres Mal laut aus und versuchte sich zu beherrschen. Sie schüttelte den Kopf und presste die linke Pfote auf ihre schmale Schnauze. "001 wusste es nicht... ich habe es ihm nicht sagen können... die Zweibeiner haben das Kätzchen an sich genommen, sie war wirklich sehr schwach... ich glaube, es war zu früh... und ..." Ihre Stimme versagte ihr, hilflos sah sie ihn an.
«
gif by Indy
l
ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Dorian spürte einen leichten Stups an seiner Wange und wandte sich in 200’s Richtung. Grüne Seelenspiegel trafen auf blaue, als Dorian versuchte, die Worte des Todesengels zu ergründen. Zu verstehen, was die rote Katze ihm sagen wollte. Ich wünschte, ich könnte leben, 200. Nicht nur vor mich hin existieren, sondern wirklich und wahrhaftig leben. Sein Lächeln war sanft, doch die Traurigkeit, die sich darin versteckte, war nicht zu übersehen. Ohne die Natur, die Sonne, den Regen werde ich mich nie lebendig fühlen. Ohne die Möglichkeiten, Chancen und Wünsche einer unbegrenzten Welt. “… dieses lebendige Glühen in den Augen …“ Der Wind hat es vor langer Zeit mit sich genommen, Wächter des Todes, damit es an meiner Statt über Berge und durch Täler tanzen kann. Der Sandbraune fröstelte leicht, fast als würde die Kälte ihm zu schaffen machen. Aber es waren nicht die kühlen Temperaturen, die an ihm zehrten, sondern die unbändige Sehnsucht, die ihn zu verschlingen drohte. Dorian blieb still, obwohl die Worte nur so aus ihm heraussprudeln wollten. Er wollte 200 nicht herausfordern, ihrem Gespräch ein schnelles und sicherlich unschönes Ende zu bereiten. Die Umarmung des personifizierten Todes war sanft, aber Dorian wollte sich in diesem Wimpernschlag nicht in der Dunkelheit des Dahinscheidens verlieren. Und die Wahrheit hätte die Vertraute aufgebracht, wohl auch verärgert. Denn obwohl Dorian sich wünschte, es wäre anders, war auch 200 eine Gefängniswärterin. Die Geflügelte besaß den Schlüssel zu seiner Freiheit und würde sie ihm doch nie gewähren. Das einzige, was sie ihm geben konnte, war einen Blick auf all das zu werfen, was er haben könnte. In einem anderen Leben. Es war grausam, Dorian dieses Angebot zu unterbreiten, ihm die Freiheit zu zeigen, nur um sie ihm anschließend wieder zu entreißen. Wie sollte er ablehnen? Er hob seinen Kopf gen Himmel, schloss die Augen für einige Herzschläge und tauchte die Welt damit in Dunkelheit. Kalte Schneeflocken landeten auf seinem gequälten Gesicht. “Du kannst mir vertrauen, 200“, Dorian litt und doch war seine Stimme unendlich gütig, als er den Todesengel direkt anblickte. “Wenn ich die Welt ein einziges Mal von oben sehen könnte …“ Seine Stimme brach. Und sein Herz mit ihr.
Während der Kater seinen eigenen Schmerz totschwieg, der Dunkelheit Einlass in sein verwundbares Herz gewährte, teilte 200 ein sorgsam gehütetes Geheimnis mit Dorian. Ab und an war der Sandbraune ein schlechter Zuhörer, zu unruhig und ungeduldig, um sich auf einen Gesprächspartner einzulassen, zu fixieren. Aber dieses Mal verharrte er an Ort und Stelle, als wäre er festgefroren. Er zuckte nicht mit dem Ohr oder den Schnurrhaaren, sein Schweif lag ruhig neben ihm. Seine Aufmerksamkeit galt für einen langen Moment 200 und ihrer Geschichte, die sie vor der Welt verschweigen musste. Das Labor wertete Verlust als Schwäche und der Wächter des Todes schien mehr verloren zu haben, als die meisten. Dorian verschwendete keinen Gedanken an Regeln und Normen, als er seine Nase an 200’s Wange drückte, versuchte ihr Trost zu spenden. Verboten die ungeschriebenen Regeln des Labors auch das? Offen um das eigene Junge zu trauern? “200, ich kenne keine Worte, die deinen Verlust lindern könnten“, er versuchte mit bestimmter Stimme zu sprechen. Versuchte in diesem Augenblick für 200 stark zu sein. “Ich würde dir gerne sagen, dass die Zweibeiner göttliche Macht besitzen. Dass sie jede Katze retten können“, er seufzte resigniert, “Aber keine Lüge wird je über meine Lippen kommen.“ Sein Blick sprang ins Nichts, als er seine Nichte wieder vor sich sah. Zerfetzt, leblos, tot. “Ich verstehe deinen Schmerz“, er drückte seine Nase fester an die Vertraute, “Manchmal ist es nicht falsch zu hoffen. Manchmal schenkt uns das Leben einen Funken Glück, wenn wir es am wenigsten erwarten.“ Dorian war aus seinem abenteuerlichen Dasein in der Außenwelt gerissen worden, hatte sich im Labor hinter Gitterstäben wiedergefunden. Und doch war er in dieser Hölle seinem verlorenen Bruder begegnet. Seiner Familie.
"Glaub mir... die Welt von oben zu sehen kann manchmal noch schlimmer sein, als gar nicht zu wissen was da draußen ist, manchmal würde ich gerne wegfliegen - jedes Mal wenn ich mit 001 Streit hatte da war dieses Bedürfnis einfach wegzufliegen, vom Himmel herab zu stützen und nie wieder zu kehren, weil ich auf dem Boden zerschelle... doch im Gegensatz zu jeder anderen Katze hier kann ich nicht versuchen zu flüchten. Meine Jungen sind hier und die Verantwortung verflucht meine Flügel und mein Leben..."Sie sprach nicht nur von den vielen Verpflichtungen, welche 001 für sie übrig gelassen hatte, welche ihr nun auferlegt worden waren, sondern auch von ihrer Aufgabe, die ihr Tod und Leben geschenkt hatten. Charon durfte nicht sterben, ehe ihre Zeit gekommen war. Sie seufzte leise und betrachtete den tiefgefrorenen Boden vor sich, wie sehr hatte sie sich nach dem Tod verzerrt- hatte ihn vergöttert und dann kam 001. Ihr Anführer hatte mit seiner Liebe ihren Glauben und ihr Streben - ihr Begehren zerstört. "509 — Ich weiß, dass meine Tochter lebt- ich habe sie nicht fortgebracht und ihre Seele rief mich auch noch nicht... aber ob ich sie hier jemals an meiner Seite haben werde... auf der einen Seite wünsche ich es mir, denn ich will sie nicht verlieren, doch auf der anderen Seite wünsche ich mir für sie ein Leben, unbeständig, von den Kämpfen um Macht, Ansehen oder das nackte Überleben in unseren gefährlichen Reihen. Mein ältester Sohn 700 ist stets so lebensfroh und glücklich gewesen, völlig fernab von der Realität, lebte er in seiner eigenen Welt und schien nie in der Lage die Wirklichkeit zu verstehen, ich habe es dann irgendwann aufgegeben zu versuchen, sie ihm näher zu bringen, jetzt ist seine Welt gebrochen. Meine Töchter litten auf andere Weise, die eine entführt und gebrochen, die andere kämpfte um ihr Ansehen... mein Sohn 702... er will nichts lieber, als zu kämpfen.
Ich mache mir große Sorgen, so viele Katzen und ich möchte, dass sie alle leben und geschützt sind. Wenn... du... wenn du, meine Kleine vielleicht vor mir hier sehen solltest, würde ich mich sehr freuen, wenn du ein Auge auf sie hast. Sie ist wirklich winzig, hat hellrosa Fell, einen quitschpinken schweif - eine Pinke Mähne und rosa Hörnchen. Ich denke, man erkennt sie recht schnell."
Sie schnurrte leise auf. " Ich mag dich, 509 und ich denke, dass du eine der vertrauenswürdigsten und liebevollsten Katzen hier bist. Ich würde mich gerne häufiger mit dir unterhalten - du tröstest mich alleine schon, wenn ich dich sehe..." Sie machte ein paar Schritte zurück und öffnete ihre dunklen Flügel. Dann nahm sie kräftig Schwung und sprang mit einem gewaltigen Satz auf 509 zu, ihre Pfoten umschlossen seinen Brustkorb und im nächsten Augenblick hatten ihre riesigen Schwingen ausgeschlagen und der hübsche Kater verlor den Boden unter den Pfoten. Glücklicherweise war Experiment 200 stark genug eine andere Katze zu heben - und auch ihre Schwingen trugen ihre Last ohne große Probleme.
«
gif by Indy
l
ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
"Glaub mir... die Welt von oben zu sehen kann manchmal noch schlimmer sein, als gar nicht zu wissen was da draußen ist.“ Oh, 200, ich kenne die Welt dort draußen doch! Ihre Schönheit und Grausamkeit, all ihre wundervollen und schrecklichen Seiten! Der sandbraune Kater senkte seinen Blick. Fast alle Seiten. Ich kenne sie nicht von oben. Sein Blick streifte die Schwingen des Todesengels zum wiederholten Male. Dorian würde vieles tun, um ein ähnliches Geschenk zu erhalten, war es doch einer seiner größten Wünsche, sich in die Lüfte erheben zu können wie ein Vogel. Ein Vogel der in einer grenzenlosen Welt mit den Winden reiste und der Sonne ins Auge blinzelte. Frei, ungebunden. Manchmal fragte der Sandbraune sich, ob er im falschen Körper geboren worden war. Was wollte er mit spitzen Zähnen und stumpfen Krallen? Mit dichtem Fell und feinen Ohren? Dorian würde all das gegen Schwingen tauschen. All das und noch so vieles mehr. Vielleicht im nächsten Leben.
“Es ist nur dein eigenes Gewissen, das dich an diesen Ort bindet, 200.“Nur dein Herz und Verstand sind in der Lage, dir Ketten anzulegen. Weder deine Familie noch die Verantwortung – möge dich ihre Last nicht erdrücken! – können dich festhalten. Die Entscheidung, wie du dein Leben verbringst, steht dir frei. Anders als ich hast du die Wahl, 200. (Nutze sie.) Aber Dorian konnte die Gründe des Totenwächters nachvollziehen. Nachvollziehen, aber nicht vollends verstehen. Manchmal legte man sich eigenständig Fesseln um, man entschied sich dafür, Grenzen zu ziehen, anstatt sie aufzuheben. Manchmal entschied man sich für die Gefangenschaft anstatt von Freiheit. Weder konnte eine Mutter ihre Jungen aufgeben, noch eine Anführerin ihre Untertanen im Stich lassen. Aber wenn du es eines Tages leid bist, die Zellenräume zu regieren, dann steht dir der Himmel offen.
200’s Tochter lebte? Das traurige Glänzen in den Seelenspiegeln des Katers verwandelte sich in ein freudiges Glitzern. Es war eine willkommene Abwechslung, nicht nur von Verzweiflung, sondern auch von Hoffnung zu hören. “Du liebst deine Kinder wirklich sehr, oder?“, er blinzelte 200 an, war er doch selbst kein Vater und würde wohl auch nie einer sein. Alleine das Wort klang nach zu viel Verantwortung. Und Dorian war nicht dazu bereit, sie zu tragen. “Ich verspreche dir, dass ich auf deine Tochter aufpassen werde, wenn sie meinen Weg kreuzt“, es war das Mindeste, was Dorian tun konnte, um sich für 200’s Vertrauen und ihre angenehme Freundlichkeit zu revanchieren.
"Ich mag dich, 509 und ich denke, dass du eine der vertrauenswürdigsten und liebevollsten Katzen hier bist. Ich würde mich gerne häufiger mit dir unterhalten - du tröstest mich alleine schon, wenn ich dich sehe..." Dorian öffnete gerade seinen Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, als er von den Füßen gerissen wurde. Ein überraschtes Keuchen verließ seinen Mund, als er bereits einen Wimpernschlag später den eisigen Wind im Gesicht spürte. Und 200’s Pfoten, die ihn festhielten, während der Todesengel sich vom Boden abstieß. Dorians Seelenspiegel leuchteten mit der Sonne um die Wette, als er begriff, welches Geschenk die geflügelte Katze ihm machte.
Während Federflügel im Fluge durch den Wind leicht raschelten waren ihre Schwingen nahezu stumm. Man konnte nur ein leichtes brausen hören, wenn ihre Schwingen Luft und Wind nach unten drückten und dominant bezwangen. Es ging immer höher hinauf, Charon flog eine leichte Drehung um sich hoch in den Himmel zu schrauben. Dass die Welt gerade im tristen Grau versank, da die Blattlehre Einzug erhalten hatte, war ihr egal, auch wie schmutzig kalt und matschig die Welt unter ihnen aussah interessierte sie nicht, der Tod sah nicht anders aus. Sie senkte den Kopf und vergrub ihr Näschen in seinem Nacken...
"Natürlich liebe ich meine Jungen. Ich liebe sie mehr als alles andere ,mehr als mich und die ganze Welt zusammen. Ich war mein ganzes Leben lang ziemlich einsam und plötzlich war da 001... und kurz darauf diese winzigen Fellbündel, die mich brauchten... die mich Mama nannten... das ist das Schönste das es auf der Welt gibt." Sie schnurrte leise auf und konzentrierte sich darauf sich und ihn höher zu tragen. "Es ist nicht wichtig, wer die stärkste oder die größte und klügste Katze ist. Das hat 001 leider auch nicht begriffen - erst zum Ende hin. Es ist wichtig, für wen man sorgt, wen man liebt und für wen man durch Einsamkeit und Hölle wandert, für wen man alles aufgeben würde und für wen man kämpfen und leben und sterben möchte. Jedoch sind meine Gefühle - meine Liebe etwas was mich hier hält - mein Pflichtgefühl und meine Verantwortung - ich wollte nie an die Spitze - alle scheinen sauer auf mich zu sein, weil ich versuche unser zu Hause trotzdem sicher zu halten... weißt du, ich fühle mich so gehasst und angegriffen, dabei will ich doch nur das es allen gut geht - ich kann unsere Katzen nur dort unten beschützen, und 013 hat nichts anderes zu tun, als mir zu unterstellen das ich mich `als Moos´ nur in 001 Nestgeschlichen hätte . 769 redet auch nicht mit mir, ich bin es ja gewohnt das mich so viele Katzen meiden und als Feind ansehen, aber deshalb tut das nicht weniger weh... Ich glaube hätte ich meine Jungen nicht, ich wäre heute eine andere Katze. Ich bin froh, dass es Katzen gibt, die mich bei meiner Aufgabe, die Seelen sterbender zu leiten, austricksen zu können scheinen. Ihr gebt mir gerade auch eine Menge Halt, weil etwas immer bleibt und ihr mich nicht zu hassen und zu fürchten scheint. Mir gibt das Kraft."
Immer wieder holte sie kräftig Schwung und mit wenigen Flügelschlägen waren sie schon so hoch geflogen, dass sie weit über das Laborgebäude und die Baumwipfel hinwegschauen konnten. 200 hob den Kopf und ließ den Blick schweifen, es war eiskalt hier oben und die Kälte stach ihr schmerzhaft in die Flügel. 509 war offensichtlich zu überrascht gewesen, als es plötzlich aufwärts ging, um sich zu wehren. Es war doch erstaunlich, welch ein Vertrauen er ihr entgegen brachte. Er wehrte sich nicht, er klagte nicht und er schrie nicht. Selbst wenn sie ihn jetzt fallen lassen würde, bezweifelte sie, dass er ihr böse wäre... das war so verdammt bizarr. Sie sah liebevoll auf ihn herunter und seufzte leise, während sie sich und ihn in der Luft hielt. Er war so ein liebes Katerchen. "Wir müssen irgendwann mal bei schönem Wetter hier hoch... dann trage ich dich vielleicht sogar bis zu den Wolken... ich bin zwar noch nie so hoch geflogen. Aber wir können es ausprobieren." Sie schnurrte leise auf, die Kälte stach ihr beim Atmen in die Lunge. Jedoch wollte sie noch einen Moment in der Luft verbleiben um 509 die volle Dröhnung Luft, Himmel und Kälte zu ermöglichen. Konnte es sein dass diese Katze den Himmel genauso verlockend fand wie sie? Die Luft? Die Wildnis? Dass er genauso neugierig war wie sie? Sie fühlte sich von ihm verstanden und spielte sogar für einen kurzen Moment mit dem Gedanken mit ihm durch den Wald zu fliegen. Ein anderes Mal... bei der Kälte kannst du nicht so lange fliegen, wir würden abstürzen... "509 - ist alles okay?" Ein besorgter Unterton hatte sich in ihre Stimme geschlichen, es war wirklich sehr kalt hoch oben und ihre Schweifspitze zuckte leicht. Sie hielt ihn gut fest, beide Pfoten fest um seinen Brustkorb geschlungen. Wind kam auf und hübsche tanzende Schneeflocken flogen ihnen eisig entgegen - Charon hatte sie sogar bereits an den Schnurrhaaren hängen. Einige klebten prompt an ihren Hörnern und Flügeln. Das sandfarbene Fell des Katers mit den Ringen am Schweif verklebte auch ein wenig durch den Schnee. Die Vertraute wagte es nicht ihren Griff um 509 zu verändern, aus der Sorge heraus, dass sie am nassen Fell vielleicht abrutschen und ihre kostbaren Last verlieren könnte.
«
gif by Indy
l
ShaharHeilerInformationenAnzahl der Beiträge : 1475 Pfotenspuren : 502 Anmeldedatum : 07.09.20 Alter : 21
Ort: Hoch über dem Labor Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern) Erwähnt: Charon/200, Steckbrief
TW: Suizidgedanken, Panikattacke
“Das Schönste das es auf der Welt gibt." Dorians Lächeln nahm einen traurigen Zug an, weil er verstand, was ihn von 200 unterschied. Weil er verstand, was ihn von den meisten anderen Katzen unterschied. Er strebte nicht nach einer glücklichen Familie mit kleinen Fellbündeln, die zu ihm aufschauten, die ihm vertrauten. (Weil er wusste, dass er sie enttäuschen würde.) Während es andere erfüllte, eigene Kinder zu haben, war diese Vorstellung für ihn seltsam fremd. Das hieß nicht, dass Dorian nicht verstand, er konnte den Gedanken und die Verantwortung einfach nicht mit seinen eigenen Wünschen in Einklang bringen. Doch für 200 waren ihre Jungen ein Antrieb, sie schenkten ihr Freude und Glück. Manchmal wünschte Dorian sich, ihm würde es ähnlich gehen. Dann wäre sein Leben leichter. Aber wer war er, den einfachen Weg zu beschreiten?
Als 200 gedanklich zum Labor und den Problemen ihrer beschränkten Welt zurückkehrte, schlich sich ungesehenes Mitleid in Dorians grüne Augen. Keine Katze konnte das Labor zur Zufriedenheit aller regieren. Zwist, Streit, Kampf und Blutvergießen waren ein Teil der Zellenräume. Wie auch 001 ein Teil der Zellenräume gewesen war, von dem niemand geglaubt hatte, er würde je weichen. “Die richtigen Katzen werden deine Anstrengungen zu schätzen wissen, 200“, Dorian lächelte schwach, während ihm peitschende Winde ins Gesicht schlugen, “Und sie sind es doch, die zählen. Deine Familie und Freunde.“ Der Kater hatte seine Stimme erhoben, damit 200 seine Worte trotz der dämpfenden Wirkung des stetigen Schneefalls vernehmen würde. Das Labor klammerte sich selbst hier oben an ihnen fest, ließ sie nicht los. Es war zu einem Teil von ihnen geworden, den sie nicht hinter sich lassen konnten. Der Kater fühlte sich bei diesem Gedanken unglaublich schwer, als würden dicke Ketten ihn nach unten ziehen. Doch die starken Flügel des Todesengels hielten sie beide in der Luft. Dorian konnte seinen Blick nicht von der grenzenlosen Weite losreißen, die sich unter ihm erstreckte. Sein ganzes Leben hatte er damit verbracht, auf die höchsten Gebäude zu klettern und windige Baumkronen zu erklimmen. Er hatte unentwegt vom Himmel geträumt, aber nie erwartet, ihm je so nah zu sein. Bedächtig langsam streckte er seine Pfote aus. Als könne er das getrübte Blau berühren. Als Dorian blinzelte, fielen eisige Schneeflocken und salzige Tränen zu Boden. Ein langer, langer Fall.
"Wir müssen irgendwann mal bei schönem Wetter hier hoch... dann trage ich dich vielleicht sogar bis zu den Wolken... ich bin zwar noch nie so hoch geflogen. Aber wir können es ausprobieren." “Irgendwann“, seine Stimme zitterte voll Sehnsucht. Das Verlangen fraß ihn auf, wie ein nie verlöschendes Feuer, das in seinem Inneren schwelte. Das immer hungrig auf den Moment wartete, in dem man es anfachte. Sein Herz stand in Flammen, es verzehrte sich nach fremden Horizonten. Er streckte seine Pfote weiter aus, bis die Muskeln zum Zerreißen angespannt waren. Und er wünschte, er könnte sie weiter ausstrecken. Immer weiter. Dorians Verstand war vernebelt mit all seinen unerreichbaren Wünschen und er konnte an nichts Anderes mehr denken. Die Pfoten des Sandbraunen ruderten unruhig durch die Luft. Er wollte sich bewegen, wollte mit Wolken und Winden um die Wette laufen. Wollte eins mit dem ewigen Himmel werden. "509 - ist alles okay?" Der Kater brachte kein Wort heraus, er öffnete nur seinen Mund und spürte eisige Schneeflocken auf seiner Zunge. Das Zappeln seiner Beine verstärkte sich, Dorian begann sich in 200’s Griff regelrecht hin und her zu werfen. Die Pfoten der Geflügelten fühlten sich an wie Brandzeichen auf ungeschützter Haut. Er ertrug die Berührungen nicht mehr, ertrug nicht mehr, dass man ihn festhielt. Es gab kein Entkommen. Und das machte ihn wahnsinnig. Ein unterdrückter Schrei bahnte sich an, wurde größer und einnehmender. Doch kein Laut verließ seine Lippen. Stattdessen verdrehte der Sandbraune gequält seine Augen. Und starrte hin zum weit entfernten Boden. Weit entfernt und doch unendlich nah. Wenn er jetzt stürzte, würde 200 kommen und seine Überreste ins Labor tragen? Oder würde sie ihn gehen lassen, ihn endlich gehen lassen? Der Kater hörte sein Herz laut trommeln, hörte seinen beschleunigten Atem. Mehr als alles andere wünschte er sich, 200 würde ihren Griff lockern. Mit ausgefahrenen Krallen schlug Dorian ins Leere. Wann hatte er das letzte Mal versucht, jemanden ernsthaft zu verletzen? Übelkeit stieg in ihm auf, aber seine Pfoten hatten ohnehin keine Chance, 200 zu treffen. Der Kampf fand alleine in seinen Gedanken statt. Würde Dorian seine Krallen in fremde Leiber bohren, wenn es ihm letzten Endes die Freiheit schenken würde? Die Überlegung verstärkte seine Übelkeit, steigerte sie ins Unermessliche. Denn er kannte die Antwort. Oh, er kannte sie so gut! Dorians Körper verkrampfte sich, als wollte er sich zusammenrollen wie ein Junges. Als könnte er vor seinem eigenen Verstand fliehen. Ein schmerzerfülltes, leidendes Jaulen verließ seine Lippen und wurde Teil des Liedes, das der Wind unaufhörlich sang. Er schloss die Augen, als könnte er sich in Gedanken aus dem starken Griff des Todesengels winden. Aber in diesem Augenblick schien die kräftigere Katze nicht den Tod zu bewachen, sondern sein Leben. Es mochte den Anschein haben, Dorian würde 200 hassen oder verabscheuen, aber seine Verzweiflung lag nicht am Todesengel selbst. Sie entsprang alleine seinem Verstand. Einem Verstand, der nicht den endlosen Himmel und festgesetzte Grenzen zugleich sehen konnte. Tränen rollten über Dorians Wangen. Seine grünen Augen waren so trüb wie die Natur an sonnenlosen Wintertagen.
EulensternAnführerInformationenAnzahl der Beiträge : 2514 Pfotenspuren : 1988 Anmeldedatum : 14.06.18 Alter : 27
Never Forgotten Charaktere:
Re: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
[ 54720 ] Di Jan 17, 2023 12:58 am
»
Experiment 200 - Charon
"Vielleicht ist diese Welt die Hölle einer anderen... Und ich bin Ihr Wächter... "
Die richtigen Katzen werden es zu schätzen wissen - er hat recht... Seine Stimme klang so seltsam müde. Der Schnee tanzte in Flocken verträumt um sie herum. Jedoch nahm der Wind zu, je höher sie stiegen. Er antwortete nicht, als sie ihn fragte ob alles in Ordnung sei. Langsam wurde der Aufstieg anstrengender.
"Vorsicht! " Sie schnappte nach Luft, flog einen kleinen Bogen um das Gleichgewicht zu halten. Er begann sich in ihrem Griff hin und her zu winden, als würde er versuchen frei zu kommen. Ihre eisigen blauen Augen weiteten sich. Der Kater mit dem schönen flachsfarbenen Fell, welches an den sandigen Untergrund eines Strandes erinnerte, fing wieder an in der Luft herum zu treten, um sich zu schlagen. Entsetzt stellte sie fest, dass er ihren Pfoten entglitt. Ruckartig packte sie fest zu, versuchte den Kater zwischen ihrer Pfote und der eigenen Brust fest zu klemmen, um ihn nicht zu verlieren. Der Schnee peitschte ihr nun ins Gesicht und benetzte ihr Fell. Sie schüttelte den Kopf und kniff die Augen leicht zu, während sie ein leises Knurren hören ließ. "Bist du verrückt!? Ich.... ich will dich nicht fallen lassen..." Der Wind trug ihre Worte fort ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie nicht ihm gehörten, sondern an den hellen Kater gerichtet waren. Dann entglitt 509 ihrem Griff und plötzlich fiel es ihren Flügeln leichter auszuschlagen, sie hatte ihre Last verloren - für einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl als würde ihr Herzschlag aussetzen. "Nein!!! 509!" Mit einer geschmeidigen Drehung drehte sie ab. Blickte nach unten und sah den Kater stürzen. Von einer Sekunde auf die nächste, nahm sie kräftig Schwung mit ihren Flügeln und legte die ledrigen Schwingen dann eng an Ihren Körper an. Ihr Körper schlug einen leichten Bogen, als sie sich nach hinten fallen ließ, ehe sie sich kopfüber in die Tiefe stürzte - kalter Wind trieb ihr die Tränen in die Augen, jedoch nahm sie darauf wenig Rücksicht. Die hinteren Pfoten eng an Ihren Körper gepresst fiel sie immer schneller in die Tiefe. Ihr Schweif zog wie eine rote wehende Fahne, fast als wäre er in Brand gesteckt worden hinter ihr her. Ihre Vorderpfoten hatte sie nach vorne ausgestreckt und jagte nun pfeilschnell abwärts dem fallenden Kater hinterher. Sie wagte kaum zu atmen. Ihre Ohren hatte sie angelegt, während sie die Zähne fletschte und für einen kurzen Moment das orange gelb ihrer Augen aufblitzen lies. Sie bündelte die Mächte, die in ihrem Körper vorherrschen.
Nebelartige schwarzgraue Ketten schossen aus dem zugefrorenen Untergrund weit unter den Fallenden entgegen, ein Zischen erfüllte die Luft während sich Kettenglied um Kettenglied in die Höhe schraubte. Deinen Tod will ich nicht... Nicht jetzt... Bitte... Sie stieß ein wütendes Kreischen aus, die Ketten wuchsen immer weiter in die Höhe, zerrten an ihrer Kraft, schneller und schneller kamen die Nebelschwaden ihr nun entgegen. Dann waren sie an dem Flügellosen vorbei. Sie erreichten die dunkelrote Katze mit dem schwarzen Halskragen, sie griffen mit den Vorderpfoten fest zu und zog sich mit einem Ruck daran noch schneller abwärts. Durch den zusätzlichen Schwung nahm sie an Geschwindigkeit auf und im nächsten Moment konnte sie das weiche Fell von 509 unter ihren Pranken spüren. Sie strich ganz sanft durch sein vom Wind verwuseltes Fell. Sie wurde schneller und schneller, streckte langsam die Vorderpfoten aus und sah unter sich bereits die Baumkronen aufblitzen. Im nächsten Moment packte sie den Kater mit beiden Pranke, öffnete die Flügel und versuchte sich und ihn abzufangen, bevor sie durch das Geäst der Bäume stürzen würden.
Doch ihr Fall war zu schnell, die Last zu schwer, sie selbst hätte sich alleine abfangen können, jedoch nicht mit der Last, die sie trug. Sie kniff die orange-gelben Augen zu. Die nebelartigen Ketten verpufften zu Rauch und sie zog die Flügel unter ihrem Körper. Umschlang damit den hellen Kater und brach schließlich durch Holz und Geäst. Es ging weiter in die Tiefe... Die Anstrengung den Körper von 509 mit den eigenen Flügeln und ihrem eigenen Körper zu schützen forderte ihren Tribut. Kaum waren sie durch die Äste hindurch, umschlang sie den hübschen Kater mit allen vier Pfoten, und riss die Flügel wieder auf.
Chi schaffte es ihren Fall zwar weiter stark abzubremsen, doch sanft landen war nicht mehr drin. Kurz gelang es ihr vor dem Erdboden den Flügelkokon um den Kater wieder zu schließen, und sich mit ihm zu drehen. 200 krachte auf den Boden und landete im Schnee, wobei sie den jungen Kater gezwungenermaßen loslies, durch den Aufprall. Chi schlitterte über den durch den Schnee zum Glück weicheren Boden und blieb leise jammern im Außenbereich des labors liegen... "autsch..."
Ort: Hoch über dem Labor -> Außenbereich Angesprochen: Charon/200 (@Eulenstern) Erwähnt: Charon/200 Steckbrief
TW: Suizidgedanken
"Vorsicht!" 200’s Stimme drang kaum mehr an Dorians Ohren; so fern schien ihm die Realität, so laut war seine Sehnsucht nach dem Himmel. Sein verräterisches Herz hämmerte unablässig gegen seinen Brustkorb, als wollte es seine Rippen brechen, seinen Körper zerreißen. Denn genauso fühlte Dorian in diesem Wimpernschlag; als würden tausend Emotionen mit ihm spielen wie der Wind mit den weißen Flocken. Er begann zu zittern (wie eine Feder im Wind). Dorians Lider waren gesenkt, seine leuchtenden Seelenspiegel von der Welt verborgen. Er fühlte nur starke Pfoten, die ihn unbarmherzig durch die Luft trugen. 200’s Pfoten. Dorian hatte den sie ins Herz geschlossen; die Katze, welche 200 war, wenn sie nicht die unerschrockene Anführerin des Labors sein musste. Die Katze, die ihn in den Himmel getragen hatte, weg von den Zellenräumen, hinaus aus seinem Gefängnis. Und doch schien jede ihrer Berührungen auf seinem Pelz zu brennen wie tausend Nadelstiche. Das Wissen, dass er zurückkehren musste, zurück zu Zellen und Gittern, raubte ihm den Verstand. Er ertrug den Gedanken nicht, ertrug ihn nicht, ertrug ihn nicht. Tränen fielen mit den Schneeflocken gen Boden, während Dorian sich erneut hin und her warf. Seine Kräfte begannen bereits nachzulassen, seine Bewegungen waren verzweifelt und verbittert. Er wollte doch nur frei sein; fliegen oder fallen, fallen oder fliegen – welchen Unterschied machte es schon?
Dorian glaubte für einen Herzschlag schwerelos zu sein, losgelöst, ungebunden. 200’s fester Griff war fort, einzig Wind und Schnee schmiegten sich an den Körper des Sandfarbenen. Er fiel und fiel und fiel in die Tiefe. Mit aufgerissenen Augen, die so hell leuchteten wie Sterne. Mit angehaltenem Atem und rasendem Herzen. Und doch hielt er still, vollkommen still. Er dachte nicht an den Aufprall, nur an den Fall. Und jenes Gefühl füllte die Leere in seiner Seele (zumindest für diesen einen, kostbaren Augenblick). Der Kater war kein Suchender in einer endlosen Welt mehr, nein, im Sturz war er fündig geworden. War frei geworden von all den Ketten und Fesseln seines Daseins. Hatte er sich jemals zuvor so frei gefühlt? So frei? Dorian schrie dem trüben Himmel entgegen, stimmte in die peitschende Melodie des Windes ein. Sein Schrei war nicht voller Angst, voller Verzweiflung; nur Freude lag darin. Unbändige Freude. Er fühlte sich lebendig, lebendiger. Als wäre er wieder ein Junges und öffnete zum ersten Mal die Augen. Als wäre er lange Zeit unter Wasser gewesen und durchbräche endlich die Oberfläche. Als würde ihm erst jetzt klar, was es bedeutete zu leben, wahrhaft zu leben. Niemals zuvor hatte Dorian sich so gefühlt. Wie ein gefallener Engel stürzte Dorian vom Himmel und lächelte.
Der Wind biss in Dorians Gesicht, als die dichten Flocken aufrissen und Baumkronen unter ihm enthüllte. Doch sein Lächeln erlosch nicht, seine Freude wich nicht. Wie benommen blinzelte er, blinzelte und lächelte. Erst 200 riss ihn wach, als sie ihn gerade rechtzeitig packte. Als sie ihn rettete. Bis zum unsanften Aufprall auf dem Boden bekam Dorian nichts mehr mit. Zu schnell rasten sie dem Boden entgegen, zu langsam waren seine Gedanken. Der Kater schlitterte durch den Schnee, blieb mit bebenden Flanke und rasendem Herzen auf der Seite liegen. Adrenalin rauschte durch seinen Körper, entzündete ihn von innen heraus. Jede Faser von Dorian wusste, dass er soeben dem sicheren Tod entronnen war. Einem Tod, den er selbst gewählt, den er selbst herbeigeführt hatte. Sein Verstand weigerte sich zu arbeiten, weigerte sich, klare Gedanken zu fassen.
Als Dorian sich aufrappeln wollte, gaben seine Beine unter ihm nach, als müssten sie sich erst wieder daran erinnern, wie es war, zu laufen. Als wäre er für den Himmel geboren und nicht für die Erde. Mit einem Ächzen stürzte er wieder zurück in den Schnee. Bereits wenige Augenblicke später versuchte er erneut, sich aufzurichten; mit zusammengebissenen Zähnen und angestrengter Miene. Sein Stand war wackelig, seine Augen suchend. “200“, entwich ihm atemlos die Nummer des Todesengels, als er sie entdeckte. Bist du in Ordnung? Die Worte verließen seinen Mund nicht, zu groß war seine Sorge, sie könnte sich tatsächlich schwer verletzt haben. Er machte einen unsicheren Schritt in 200’s Richtung, sein Kopf schmerzte, Schwindel erfasste ihn. Einen tiefen Atemzug später stand er vor dem Wächter des Todes. Er öffnete seinen Mund, nur um ihn eine Sekunde später wieder zu schließen. Dorian fand die Worte, nach denen er suchte, nicht einmal ansatzweise. Sollte er sich erklären? Sollte er sich entschuldigen? Beschämt betrachtete er seine Pfoten, denn er wusste, dass er nichts von beidem könnte. Dass er nichts bereute. Dass er es wieder tun würde. Er schluckte schwer, hob den Blick. In seinen Seelenspiegeln lag ein unergründlicher Ausdruck. Ein Gefühl, das er selbst noch nicht so recht deuten konnte. Hatte er sich früher nach dem Himmel gesehnt, so wünschte er jetzt den Fall in die Tiefe herbei.
“200“, versuchte er es erneut, seine Stimme brach. Tränenspuren verklebten noch immer seine Wangen, das sandbraune Fell des Katers war völlig zerzaust. Bislang hatte er keinen Gedanken an die Konsequenzen seines Tuns verschwendet. Doch nun, da er ihnen unmittelbar ausgesetzt war, wusste er nicht, womit er zu rechnen hatte. Abneigung, Hass, Wut? Dorian ließ den Kopf hängen, seufzte leise. “Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen“, Dorian zuckte nervös mit einem Ohr. Ich will nicht, dass diese Sehnsucht in mir dich verzehrt; dich oder eine andere Katze, 200. Das wollte ich nie. Und doch kann ich sie nicht zähmen, sie nicht im Zaum halten. Meine Seele wird immer dem Himmel gehören, solange ich atme, solange ich lebe. Und dorthin wandte der Kater seinen Blick nun, streckte die Nase den Schneeflocken entgegen. Eine einzelne Träne rann seine Wange hinunter. Wie eine Perle.
EulensternAnführerInformationenAnzahl der Beiträge : 2514 Pfotenspuren : 1988 Anmeldedatum : 14.06.18 Alter : 27
Never Forgotten Charaktere:
Re: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
[ 55080 ] Di März 12, 2024 11:03 pm
»
Experiment 200 - Charon
"Vielleicht ist diese Welt die Hölle einer anderen... Und ich bin Ihr Wächter... "
Charon lag noch immer im aufgewühlten Schnee auf dem Boden und verzog das Gesicht. Der unsanfte Sturz hatte die Luft aus ihrem Körper gepresst, die Anstrengung ließ sie noch immer ein wenig außer Atem, nach Luft ringen. Leise hörte der Engel des Todes die Stimme von 509, wie er nach ihr rief. Ein klein wenig schwindelig war ihr noch. Sie öffnete die tränennassen Augen und blinzelte. Ich wollte dich nicht in Gefahr bringen! Sein Gesicht tauchte vor ihren Augen auf und blickte auf sie hinunter. Oh 509 - wie oft habe ich mich selbst schon fallen lassen, um genau das zu tun, was du getan hast. Wie ich dir bereits sagte. Dieses Bedürfnis hege ich häufiger, als mir lieb ist. Die rote Katze mit dem schwarzen Fellkragen lächelte traurig und betrachtete den hellen Kater erleichtert. "Kleines - es ist okay... Hey... Sieh mich an -shhhh... es ist okay... " Langsam rappelte sie sich auf und machte einen Schritt auf ihn zu, nur um die Pfote leicht zu heben und sanft unter sein Kinn zu legen. Liebevoll zwang sie ihn damit, sie anzusehen. Ihre Züge wurden von einem liebevollen Lächeln geziert, ein warmes Leuchten war in ihren gelborange schimmernden Augen zu sehen. Als die ehemalige Vertraute blinzelte, kullerte auch ihr eine Träne die Wange hinunter und ihre Augen erschienen statt orange gelb wieder eisig blau, jedoch verloren sie nicht das warme Leuchten mit welchem sie das flügellose Experiment betrachtete. " 509 - es war meine Entscheidung. " Um die Tränenspuren zu beseitigen, fuhr sachte ihre Zunge über seine Wange. "Ich würde dir wieder nachjagen" Sie war nicht wirklich überrascht davon wie ehrlich sie diese Worte meinte. Tatsächlich würde sie es wieder tun. Er erinnert mich an meine Jungen - er zittert. "Es war nicht deine Schuld und es gibt nichts, wovor du Angst haben musst... tut mir leid, dass ich nicht schneller war..." Sie wischte sich die herunter rollende Träne weg und schüttelte langsam den Kopf. Sie schüttelte die vom Schnee ganz matschigen Flügel aus und bewegte diese mit einem Ruck nach vorn, nur um den Kater vorsichtig mit dem Greifklauen zu packen, ihn zu sich heranzuziehen und ihn sanft zu umarmen. "Alles wird wieder gut..." raunte sie leise, ehe sie ihn mit der Zunge zwischen den Ohren putzte. "Bitte hab jetzt einfach nur keine Angst vor mir. " sie seufzte leise und legte ihren Kopf auf seinem ab. " ich wollte dir nicht weh tun oder dich erschrecken. " Sie prüfte die Luft, Blutgeruch konnte sie an ihm nicht wahrnehmen, was sie etwas erleichterte, denn außer dem Schock der in ihm steckte, schien er unverletzt. Sie schlug mit den Flügeln aus, woraufhin Schnee aufgewirbelt wurde und um sie herumtanzte. Mehr als ein paar Kratzer durch die Äste der Bäume und dem Aufschlag hatte sie auch nicht abbekommen.
Manchmal sind deine inneren Flügel fertig, bevor es dein Herz ist... Ich habe Angst, dass es auch bei dir der Fall sein könnte... ich werde dich schützen, wenn ich es kann... Oh 509... du verstehst mich auf eine Weise, die so schmerzhaft ist, dass sie mir die Luft zum Atmen nimmt. Ich fürchte, ich werde deinen Seelenfunken niemals mehr so unbeteilig beobachten können, wie ich es sonst immer tat. Du hast dir den Todesboten an die Pfoten geheftet, ob das so gut ist, weiß ich nicht, denn ich werde nach den Leben jener trachten, die dir den Funken aus dem Leib reißen. Wenn ich deinen Worten Glauben schenken darf, bin nicht nur ich, ein gefallener Reisender...
Dorian schloss seine grünen Augen einen Moment lang und sog die kühle Luft tief in seine Lungen. Diese klirrende Winterkälte beruhigte und besänftigte ihn. Sie sorgte davor, dass sein Herzschlag wieder gleichmäßiger wurde und seine rasenden Gedanken langsam zum Erliegen kamen. Und dafür, dass er langsam wieder zu Verstand kam und den Sturm in seinem Inneren vergessen konnte. Zumindest für einige Augenblicke, bevor er mit voller Wucht zurückkommen würde. Das tat er immer; früher oder später. Ein Zittern durchlief seinen Körper - Ob es die niedrigen Temperaturen waren … oder doch eher seine Furcht vor den Konsequenzen seiner Taten? Der Sandbraune blinzelte mehrmals, in der Hoffnung, die Tränen würden dann versiegen. Aber das taten sie nicht, nein. Sie rannen weiter über seine Wangen, lösten sich von seinem Gesicht und fielen gemeinsam mit den Schneeflocken zu Boden.
Jetzt, da Dorian den Himmel gesehen hatte, würde er ihn nie wieder vergessen können. Er hatte sich im das Gedächtnis des Katers eingebrannt. Welche Schönheit, welche Grausamkeit darin lag! Natürlich würde es ihn zerreißen. Mehr noch, als all die Monde im Labor zusammen. Wie eine Krankheit, die ihn Stück für Stück um den Verstand brachte. Dorian liebte die Weite der Welt mit jeder Faser seinen Körpers. Aber er hasste sie auch - oh, er hasste sie so sehr! Weil seine Sehnsucht nach dem Unbekannten ihn fort trieb. Fort von denen, die er liebte. Weil sie ihm keinen ruhigen Moment gewährte, keine Atempause. Weil sie ihn zerriss. Weil jeder Atemzug in Gefangenschaft seine Qual verstärkte. (Er war ein Vogel. Ein Vogel; mit gebrochenen Schwingen.) Wie lange noch, bevor nichts mehr übrig war? Wie lange noch, bis sein Lächeln verlöschen würde wie eine Kerzenflamme im Wind? Wie lange?
Dann spürte er 200‘s Pfote an seinem Kinn und blickte zu ihr auf. Blickte in ihre Seelenspiegel. Sanfte, sorgenvolle Seelenspiegel. Lederne Schwingen legten sich um Dorians bebenden Körper und umfingen ihn in einer warmen Umarmung. “Du hast mir nicht wehgetan. Niemals“, er presste sein Gesicht in das weiche Fell der Geflügelten, “Ich fürchte dich nicht, ich habe keine Angst vor dir.“Weder vor dir noch vor dem Tod. Aber das macht wohl ohnehin keinen Unterschied, nicht war, Wächterin? “Du hast mir ein unbezahlbares Geschenk gemacht.“Und trotzdem ist es nicht genug. 200, es ist einfach nie genug! Neue Tränen benetzten den Pelz der rotbraunen Katze. Dorian wusste nicht, was er tun sollte. Wie er sich selbst helfen konnte. Er wusste nur, dass seine Sehnsucht nach der Ferne, nach dem Unbekannten wuchs. Wie Unkraut auf fruchtbarem Boden. “Aber es reicht einfach nicht“, er weinte. Weinte, weil er sich wünschte, dass es anders wäre. Er weinte, weil seine Seele rastlos und nicht beständig war. Und er weinte, weil sein Herz vor Sehnsucht zerspringen wollte. “Es wird nie genug sein, 200. Es fühlt sich an, als würde ich bei lebendigem Leib zerfetzt werden. Und ich weiß nicht, wie ich es aufhalten kann, außer …“ Er ließ den Satz unvollendet, weil seine Stimme bereits jetzt flatterte wie ein Schmetterlingsflügel. Der sandbraune Kater hatte Angst - so große Angst! Vor sich selbst und vor der Welt, in der er lebte. Vor einer Welt, die er nie ganz begreifen würde. Die ihn einschränken und kontrollieren wollte. Die einen Gefangen aus ihm machen wollte. 200, ich glaube, ich bin nicht mehr zu retten. Ich glaube, ich werde niemals wieder ganz sein. Ich sehne mich nach der wahren Freiheit. Danach, nichts und niemandem mehr etwas schuldig zu sein. Danach, keine Verpflichtungen und keine Bindungen mehr zu haben. Aber vielleicht ist es eben dieses Verlangen, das mich in Ketten legt. Denn selbst tausend Welten und tausend Möglichkeiten wären nicht genug. Nicht genug, nicht genug, nicht genug.
EulensternAnführerInformationenAnzahl der Beiträge : 2514 Pfotenspuren : 1988 Anmeldedatum : 14.06.18 Alter : 27
Never Forgotten Charaktere:
Re: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
[ 55244 ] Mi März 20, 2024 10:38 pm
»
Experiment 200 - Charon
"Vielleicht ist diese Welt die Hölle einer anderen... Und ich bin Ihr Wächter... "
Er vergrub das Gesicht in ihrem Fell und weinte es nass, nachdem sie ihre Flügel um ihn herumlegte. Wie verloren musste eine Seele sein, um bei Todesboten höchstpersönlich zusammenzubrechen? Charon hatte schon viele Tränen zu Gesicht bekommen, mit vielen unterschiedlichen Gründen und Motiven. Mal war es der Schmerz das Bekannte zu verlassen, mal war es die Trauer um sich selbst und manchmal auch das Vermissen all jener, die man liebte. Sterbende trugen massig Gefühle mit sich herum, manchmal auch den ungezähmten Ärger, Unverständnis und Wut, erdrückende Empfindungen, wie Schuld oder das Gefühl noch nicht fertig zu sein.
Experiment 200 hatte sie alle gesehen und trotz der vielen Tränen, die ihm bereits begegneten, stießen die von Experiment 509 den weichen Kern des Boten an. Charon wollte nicht, dass er so fühlen musste. Sie wollte nicht, dass er litt.
Er zerbricht nicht, weil ich sein Ende bin - er zerbricht, weil es ihm nicht gut geht... verflucht... ich kann dich nicht in die Umarmung des Todes aufnehmen, um dir zu helfen. Das ist nicht der richtige Weg. 509 - du wirst noch gebraucht, auch wenn du das vielleicht nicht siehst, ich brauche dich. Egoistisch muss ich leider feststellen, dass es mir gut tut , dass du und 093 einfach nicht verschwindet. Jede Seele ist vergänglich nur eure beiden scheinen zuverlässig wie meine Flügel an meiner Seite zu bleiben, während ich über euch wache.
"Ich weiß" wisperte sie leise und brachte ihre aufgebrachten Gefühle unter Kontrolle. 509 schien am Ende. Es wird nie genug sein, du hast recht und damit habe ich dich verletzt. Ich habe dich über den Zaun blicken lassen. Die Welt da draußen, sie ist so groß. 200 seufzte schwer. "Ich weiß, wie du dich fühlst - auch mir lag die Sehnsucht schwer wie ein Fels im Herzen, nur anders als vielleicht bei dir, lag mein Glück nicht da draußen," sie blinzelte und sah in das strahlende Grün: "Mein Glück lag in der Finsternis des Todes, in der Ruhe des Sterbens und dem friedvollen Klang des Liedes, welches die Seelen singen, wenn sie ins Licht gehen... das war mein Glück. Danach hatte ich mich gesehnt, seit meine Pfoten durch das Labor wandern und ich meiner Aufgabe nachkommen muss, den Übergang zu bereiten und von den Lebenden verabscheut zu werden."
Sie betrachtete den Schnee unter ihrer Pfote und öffnete ihre Flügel ein kleines Stück. "Ich sehe die Hoffnungslosigkeit in deinen grünen Augen. Glaub mir, der Tod ist sehnsüchtiger als jede Katze deren Pfoten hier über den kalten Stein laufen. Sehnsüchtiger als jede Liebe, die erblüht."
Einzelne Flocken bedeckten ihren roten Pelz, während sie nun sanft sich wieder ein Stück nach vorne beugte und ihre Nase im weichen Fell zwischen seinen Ohren vergrub. Sie atmete tief durch und schloss kurz die Augen. "509?" Wisperte sie irgendwann leise. "Ich möchte, dass du mich rufst, wenn du mich brauchst..." Chi seufzte leise und stupste dann sachte mit ihrer Nase gegen seine Tränennasse Wange. "Ich kann dir vielleicht dieses Fernweh nicht nehmen, aber ich bin da für dich, wenn du es möchtest." "Vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg dir zu helfen. Du bist nicht allein mit alldem. Ich möchte versuchen dir zu helfen." Sie drückte ihm ein sanftes Küsschen zwischen die Ohren auf das weiche Fell seines Kopfes. "wisch die Tränen weg 509... Du bist nicht am Ende - du magst zwar vielleicht noch fallen, aber du bist noch lange nicht zerschellt -" Ein zartes Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen ab "... und wie ich bereits sagte, ich lass dich nicht abstürzen - und egal in welche Richtung dieser Fall auch geht. Ich werde mein Möglichstes tun, dich zu schützen... Wisch die Tränen weg, kleiner Kater - deine Seele glüht heller als so manch andere, du bist stärker als das alles... " Sie nickte ihm aufmuntern zu." Brauchst du noch einen Moment? Mein ältester meinte mal, ich eigne mich prima zum Traurigkeit wegkuscheln... du bist zwar kein Kätzchen mehr, aber vielleicht hilft es ein bisschen"
Dorian lauschte 200‘s Worten mit großen Augen. Mit den Augen eines Jungen, das im Vertrauen zu seiner Mutter aufblickt. Mit den Augen eines Katers, der vergessen hatte, was es bedeutete, sich geborgen und beschützt zu fühlen. (Der vergessen hatte, wer ihn zuletzt so fühlen ließ.) Obwohl 200 nun Anführerin des Labors war, fühlte Dorian sich bei ihr unendlich sicher. Vielleicht könnte er sich auch im Labor sicher fühlen, zumindest unter ihrer Herrschaft. Vielleicht könnte er das, eines Tages. Aber Sicherheit war nie gewesen, was er sich tief in seinem Inneren gewünscht hatte. Denn letztendlich war sie nichts, als ein Gefängnis aus Gewohnheiten und Routinen. Ein Käfig aus goldenen Gitterstäben. Ja, es fühlte sich gut an, es fühlte sich schön an, in Sicherheit zu sein. Doch sein Herz verlangte nach mehr. Verlangte nach der Ferne, nach dem Unbekannten. Nach einer Freiheit jenseits aller Gewissheiten. Sein dummes, dummes Herz verlangte nach so viel und würde niemals verstummen.
“Du hast recht, mein Glück liegt dort draußen“, er schloss seine Augen, “Es liegt im Flüstern des Windes, im Gesang der Blätter, im Rauschen des Wasser. Es liegt unter den Strahlen der Sonne und in den Schatten von Bergen verborgen. Es wartet unter einem fremden Horizont auf mich. Das hat es schon immer getan.“ Er wollte im Auge des Sturms und am Rande des Abgrunds stehen. Er wollte im Herbst den fallenden Blättern nachjagen und im Winter mit den ersten Schneeflocken tanzen. Er wollte den warmen Sommerregen auf seinem Pelz spüren und im Frühling die ersten Blüten mit einem Lächeln begrüßen. Oh, er wollte so viel, dass es sein kleines Herz zu sprengen drohte!
Der Sandbraune spürte die Nase des Todesengels an seiner Wange und lächelte. Er lächelte, er weinte. Er fühlte; so viel zugleich. Ein Toben und Tosen in seinem Inneren. Als wäre er ein Blatt in den Pfoten der Winde. Aber 200 war sein Anker auf stürmischer See. Sein Halt im Hier und Jetzt. Eine Präsenz, die er kannte, schon lange gekannt hatte. Womöglich, seit er zum ersten Mal dem Sensenmann begegnet und dennoch zurückgekehrt war. “Ich werde niemals vergessen, was du für mich getan hast“, er drückte sich enger in ihr warmes Fell. In ihre sanfte Umarmung. Nicht einmal der Tod kann mir diese Erinnerungen nehmen. Nein, niemals. (Wenn er nur wüsste, dass er dies schon einmal gedacht hatte! Wenn er nur wüsste …)
EulensternAnführerInformationenAnzahl der Beiträge : 2514 Pfotenspuren : 1988 Anmeldedatum : 14.06.18 Alter : 27
Never Forgotten Charaktere:
Re: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
[ 55368 ] So März 24, 2024 11:01 pm
»
Experiment 200 - Charon
"Vielleicht ist diese Welt die Hölle einer anderen... Und ich bin Ihr Wächter... "
Aufmerksam hörte sie dem weinenden Bündel zu, welches mit großen Augen zu ihr aufschaute. Träne um Träne kullerte herunter und tropfte auf den Boden. Sie lächelt ihn sanft an, mehr als zu versuchen, ihm Trost zu spenden, konnte sie in dieser Sekunde nicht. Wie sehr wünschte sie sich, ihm diesen Schmerz zu nehmen, doch in ihrer Fähigkeit lag nur das Ende. Die Schmerzen werden gehen, wenn du wieder atmen kannst. Doch das ist nicht so leicht. Wieder nach Luft zu schnappen, wieder Hoffnung zuzulassen, wieder du selbst zu sein und diesen schweren Felsbrocken von deinem Herzen zu nehmen. Wie oft habe ich Hoffnung schon schwinden sehen? Oft war ich der Grund für diese Grausamkeit, der Grund für Verzweiflung - der Grund für Wut und Trauer. Nachdenklich musterte sie den Zaun und die Drähte, welche sich in die Lüfte erstrecken, um den Katzen einen Ausbruch unmöglich zu machen. Wie lange bis sich ihre Katzen gegen sie richten mögen? Wann würde der erste sie herausfordern? Das ist nicht wichtig. Wichtig ist das Hier und Jetzt." ja, es wartet.. aber das wird es morgen auch noch tun... die Zukunft ist ungewiss 509 - wer weiß schon, wie sich der morgige Sonnenkuss anfühlen mag" Sie schnurrte leise um ihn zu beruhigen, als er sich etwas dichter an sie herandrückte und sich noch ein weiteres Mal in ihrer Umarmung vergrub. Gerade erinnerte er sie an ihre Schutzsuchenden Jungen. Sie zog die Flügel etwas enger um seinen Körper und ließ den sandfarbenen Kater eine Weile ruhen. Mein süßer kleiner Seelenfunken.... bitte sei nicht mehr so traurig... es zerreißt mein Herz dich so zu sehen... Ihre Ohren zuckten leicht, als sie unweit Schritte näher kommen hörte, nur minimal drehte sie den Kopf um zu sehen, wer sich da ihnen näherte. Ihre Augen glühten orange-gelb auf und mit angelegten Ohren schickte sie einen finsteren Blick dem Neuankömmling - einem niederen Experiment- entgegen, welches sofort kehrtmachte und davon rannte, um sie nicht zu stören. 509 hatte sie durch die großen Flügel verhüllt gehabt, um ihn in diesem Moment der Verletzlichkeit vor neugierigen Blicken zu schützen. In diesem Moment würde sie wohl sogar einen Zweibeiner anzischen, um dem Kater mit dem Streuner-Herzen Schutz zu bieten.
"Du schuldest mir nichts 509..."Maunzte sie so sanft, als wäre nichts gewesen. Der Wächter der Toten sah hinunter in seine grünen Augen und stellte die plüschigen Ohren wieder auf. Ihre Augen waren wieder blau, als ihre Blicke sich trafen. Sie schnurrte leise. " Wir kriegen das wieder hin, Kleiner... so und jetzt Schluss mit dem Weinen - sich mal nicht gut zu fühlen ist in Ordnung, seine Gefühle aus sich heraus zu weinen ist auch okay, aber sich daran fest zu beißen, ist nicht gut für Herz und Seele, und es hilft auch nicht wirklich dabei, eine Lösung zu finden." Sie überlegte kurz. "Ich würde vorschlagen, du atmest jetzt tief durch, und dann machst du dich auf die Suche nach jemand, den du einen Freund nennen kannst. Oh - und bevor ich es vergesse. Du ruhst heute Nacht vielleicht besser nicht allein. Ich will dich in Gesellschaft wissen - ich weiß, die meisten Experimente hier sind äußerst fragwürdig, aber es gibt auch gute Seelen unter uns. Wenn du keinen derartigen hast, schläfst du heute bei uns 509."
Der liebevolle Unterton aus ihrer Stimme verschwand nicht, jedoch nahm ihre Stimme doch eine gewisse fürsorgliche Strenge an. Ich erwarte, dass du dich daran hältst, aber ich denke, das muss ich dir nicht sagen. Ich habe dich gern, auch wenn du vielleicht manchmal schon ein bisschen furchtbar zu dir selbst bist.
Langsam kehrte Dorians offenes, herzliches Lächeln auf sein Gesicht zurück. Sein Lächeln kehrte zurück, weil er 200‘s Worten glauben schenken wollte. Weil er endlich an etwas anderes als seine unbeschreibliche Sehnsucht glauben wollte. (Und es war so einfach, so unglaublich einfach, an 200 zu glauben.) Der Wächter des Todes machte Dorian Hoffnung auf eine Zukunft. Eine Zukunft, die er in Freiheit und nicht hinter Gittern verbringen musste. Eine Zukunft ohne Qual, ohne Schmerz. Und voller Freude, voller Zuversicht. Er blinzelte und blinzelte, bis die Tränen langsam ein Ende fanden. Er hatte schon zu viele vergossen. Zu viele Tränen an einem einzelnen Tag. Dorian wollte nicht mehr weinen, nein, er wollte lachen. Er wollte wieder er selbst sein. Nicht jenes verzerrte, veränderte Abbild, welches das Labor aus ihm gemacht hatte. Er wollte mehr sein als das. Und vielleicht konnte er es jetzt endlich wieder. Vielleicht konnte er das.
200 hatte recht, natürlich hatte sie das. Es würde einen neuen Morgen geben, eine neue Dämmerung. Es würde wieder Farben in Dorians Leben geben, wo er im Augenblick nur tristes Grau sehen konnte. Es würde wieder einen Sinn für ihn geben. “Danke, 200. Ich vertraue dir. Ich vertraue darauf, dass wir eine Lösung finden werden.“Dass wir sie gemeinsam finden werden. Er löste sich sanft aus ihrer Umarmung und erlaubte sich, ihre Wange kurz anzustupsen. Danke, danke, danke. Danke dafür, dass du mein zerrissenes Herz gesehen und verstanden hast. Und dann schenkte er ihr noch ein letztes Lächeln. Sein ganz eigenes, unverkennbares Lächeln. Ein Lächeln, so warm wie die Sommersonne und so strahlend wie Sterne in tiefster Nacht. Er schenkte es ihr, 200. Und lächelte einen Augenblick lang nur für sie.
EulensternAnführerInformationenAnzahl der Beiträge : 2514 Pfotenspuren : 1988 Anmeldedatum : 14.06.18 Alter : 27
Never Forgotten Charaktere:
Re: [AUSSEN] "Hey, ich hörte du kennst den Tod?"
[ 55410 ] Di März 26, 2024 12:20 am
»
Experiment 200 - Charon
"Vielleicht ist diese Welt die Hölle einer anderen... Und ich bin Ihr Wächter... "
Zaghaft und schüchtern wie der erste Sonnenstrahl im anbrechenden Frühling, tauchte da ein Lächeln in seinem Gesicht auf. Die grünen Augen funkelten etwas, doch war Experiment 200 für diese Sekunde nicht sicher, ob es noch Rückstände der Tränen waren oder das Licht, das langsam in ihm wieder hochzüngeln möchte. Es war als würde in ihm die Sonne aufgehen - langsam und stetig. Ein wenig irritierte sie dieser Blick schon, es war ungewohnt dass auf Hoffnungslosigkeit diese Zuversicht folgte. Dieses Lächeln... verflucht dieses Lächeln... es ist so wunderschön... jeder, der dir noch einmal diese Tränen der Verzweiflung entlockt, wird von mir persönlich in Stücke gerissen - ich binde seine Seele am Boden fest und zerreiße seinen Körper, noch während sich seine Lungen mit Luft füllen und er seine Stimmbänder überstrapaziert, weil er vor Schmerzen schreit... Liebevoll lächelte sie aufmunternd zurück, doch erstarrte ihr Herz, als er sich aus ihrer Umarmung löste und sie sanft an der Wange anstupste. Ihr Herz macht einen gewaltigen Satz nach vorn, dann pochte es viel schneller. Er ist ein Kätzchen... Ein großes - gut... Aber ein Kätzchen. Nargh?! Verfluchter Mäusedreck! Das kannst du mir nicht antun!? Du bist so süß und lieb - ich weine gleich. Oder beiß dir in die Wange - ich könnte dich auffressen... Fuck he's adorable as everything... Nargh- ich schmilze..." hau schon ab, Kleiner" raunte sie und tatzelte ihn sanft an, um ihn wegzuschieben, dann wendete sie sich mit einem fetten Grinsen ab und fing an ihr zerstrubbeltes Fell zu putzen. Noch immer schmerzten ihre Schwingen vom Sturz leicht, doch zeigte sie es nicht und somit schüttelte sie diese etwas aus und faltete sie ordentlich auf dem Rücken. Mit stetigen streichenden Zungenbewegungen brachte sie ihr Brustfell wieder in Form. Charon war an sich nicht eitel, jedoch legte sie großen Wert auf ein gepflegtes Aussehen und Auftreten. Eine Haltung die ihre Söhne leider nicht mit ihr teilten, Haru kroch am liebsten Regenwurm-spielend mit der Nase durch den Dreck und Ray war stolz auf sein verwegenes wildes Aussehen. 509 ist jetzt einer meiner Kleinen - er weiß es nur nicht, ich werde es ihm aber auch nicht so direkt sagen. Ich bin so stolz auf ihn. Er ist wundervoll, auch wenn er zu blind sein mag, es selbst zu sehen. Tja, mein Geliebter 001, du sagtest, ich könne nicht jedes Kätzchen, das ich finde und lieb gewinne beschützen - nun wenn ich einem Dunklen Pfad folge, magst du vielleicht recht haben, dann kann ich nur Schmerz verbreiten - doch, ich bin nicht du. Ich bin der Bote des Todes und ich liebe..