#dorian | Experiment 509Ort: Futternäpfe
Angesprochen: Sellerie/111 (
@Eulenflug)
Erwähnt: Sellerie/111, Maxwell/070, Romeo/622, Kayra/732, Zero/106, Diabolo/066
Dorian lächelte 111 weiter an, während er leicht nickte.
Die Eigenschaft, schnell Freunde zu finden, war ihm irgendwann im Labor wohl abhandengekommen. Nun überlegte sich der ehemals so offenherzige Kater zweimal, ob er jemandem sein Vertrauen schenkte. Aber 111 war es wert, ihm einen kleinen Teil seines zerbrechlichen Herzens zu überlassen.
“Eine leuchtende Katze? Wie schön! Du musst mich ihr eines Tages vorstellen“, Dorians große Augen funkelten,
“Ich glaube, dass ich nicht so viele Freunde habe wie du von denen ich dir erzählen könnte … aber 622 hat zum Beispiel wunderschönes, warmes – glühendes – Fell.“ Wenn das Labor eines zu bieten hatte, dann die ungewöhnlichsten Erscheinungsbilder.
Dorian dachte an 070 und 111 selbst. Und natürlich all die unglaublichen Experimente mit Schwingen.
“Ja, 111, ich wünsche mir kaum etwas so sehr wie wieder draußen zu sein“, nun umspielte ein Hauch Traurigkeit Dorians sanfte Gesichtszüge,
“Ich brauche keinen Ort zu dem ich zurückkehren kann, solange die ganze Welt mein Zuhause ist. Es fällt mir schwer, mich an andere Katze zu binden. Hier im Labor ist es einfacher geworden, aber draußen … ja, draußen konnte ich meine Pfoten selten lange genug ruhig halten, um für andere Katzen da zu sein. Oder sie wirklich nahe an mich heranzulassen. Ich habe das nie gebraucht oder vermisst, weil ich mir selbst immer genügt habe.“Dorian hielt einen Moment inne, seine Augen wanderten wie von selbst zu 111 Regenbogenfell.
“Heute würde ich viele Katzen vermissen. Es fühlt sich an, als würde mich das von innen heraus zerreißen“, seine Augen verloren ihren hellen Glanz,
“Der Wunsch, wieder frei zu sein und das Wissen, dass ich es nie wieder sein werde.“ Das Wissen, das er andere in sein Herz gelassen hatte und ihn diese Bindungen nie wieder loslassen würde.
Er hatte sich die Fesseln selbst angelegt und war nicht bereit, sie wieder zu lösen.
Dorian könnte im Wissen um Zero, Kayra, 622 und 070 nicht einfach fortgehen. Es war dem sandbraunen Kater nicht möglich, all diese Katzen einfach zu vergessen, sich nicht mehr um sie zu sorgen. Und 111 war nur ein weiterer Name in der Liste von Freunden und Verwandten, die
Dorian im Labor festhielten. Sein liebendes Herz wollte zerspringen.
“Ich würde euch sehr vermissen, sollte ich das Labor je wieder verlassen“, murmelte
Dorian leise,
“Aber wenn, dann mach dir bitte keine Sorgen um mich, 111. Kümmere dich dann lieber um all die anderen verlorenen Katzen hier – sie brauchen jemanden wie dich dann mehr.“Ob er je die Katze finden würde, die es schaffte, ihm die Sehnsucht nach der Ferne zu nehmen? Eine Katze, die verstehen würde, was ihn antrieb?Dorian glaubte nicht, dass er jemanden so sehr lieben konnte wie seine Freiheit.
Ob ihn dies zur Einsamkeit verdammte?Bitter lächelte er bei diesem Gedanken und zuckte mit einem Ohr. Für einen kurzen Moment schloss er seine grünen Augen und holte tief Luft.
Wenn er eines Tages wieder den sternenbesetzten Himmel über sich hatte, würde er alles vergessen, was ihn betrübte. Fast glaubte er die Schwere der kühlen Nachtluft zu schmecken. Die Grashalme unter seinen Pfoten und eine leichte Brise, welche ihm das sandbraune Fell zerzauste.
Sein unruhiges Herz war immer auf der Suche nach einem Ziel, dass nicht einmal
Dorian selbst kannte.
Als er 111 wieder anblinzelte, glaubte er in der stickigen, abgestandenen Luft des Labors ersticken zu müssen.
Dorian unterdrückte seine aufkommende Übelkeit und hörte 111 weiter zu.
Seine Ohren spitzen sich und feuriges Interesse erwachte an seinem Inneren.
“Du … du weißt wie man hinaus kommt?“, flüsterte der Sandbraune ungläubig. Hoffnungsvoll.
Nein, denk nicht mal dran, wisperte sein Verstand, während sein Herz sehnsüchtig zu flattern begann.
“Ich würde so vieles tun, wenn ich nur einmal - ein einziges kurzes Mal – den Waldboden unter meinen Pfoten spüren könnte … Aber denkst du wirklich, dass dein Bruder einem unbedeutenden Experiment wie mir helfen würde?“, aus seinem Blick sprach ein Flehen heraus, während sich erneut Schmerz in ihm anbahnte. 066 würde ihn höchstens in kleine Stücke reißen. Trotzdem ließ die Tatsache, dass die Chance überhaupt bestand, ihn nicht mehr los.
Oh, es würde ihm auch nicht guttun, für einen Augenblick nach der Freiheit zu greifen, ganz im Wissen, dass sie ihm bereits mit dem nächsten Wimpernschlag wieder entgleiten würde.Dorian war froh, als Sellerie begann wirre Geschichten zu erzählen, bei denen er kaum folgen konnte. Es lenkte ihn von seinen eigenen Sorgen ab und ließ ihn wieder lächeln. Stellenweise blinzelte er nur amüsiert.
“Wenn ich die Chance dazu hätte, würde ich dieses seltsame Wasser der Zweibeiner auch mal probieren“, der Kater grinste,
“Das klingt jedenfalls sehr spaßig.“