Die Suche hat 34 Ergebnisse ergeben schnee

Nachdem die weiße Kätzin Levox auf ihrem Rücken das Labor gezeigt hatte, war sie noch ein wenig herumspaziert. Spaziert war wohl das falsche Wort, da sie eher auf der Suche nach irgendwelchen Gängen war. Nach Wegen, die sie übersehen hatte. Weil sie versteckt oder an ungewöhnlichen Orten waren. Irgendein Weg, der nach draußen führte, ohne dass die Wächter es mitbekamen. Eigentlich war es sinnlos. So oft, wie sie überall schon entlang getigert war, gab es hier nichts mehr, was sie nicht kannte. Und trotzdem gab sie es nicht auf. Sie würde irgendwann - und selbst wenn es noch 30 Monde dauerte - zurück zum Clan kehren. Und dort würden Chayton und Blüte auf sie warten.

Vertieft in ihre Gedanken näherte sich Schnee 001s Zelle, als sie einen kleinen Kater entdeckte. Es war Levox, der mit 278 redete. Soweit sie wusste, war das eine Wächterin! Leicht nervös peitschte ihr schweif von links nach rechts. Hoffentlich verplapperte der Kleine nichts! Das würde sowohl für ihn, als auch für sie selbst nicht gut enden. Sicherheitshalber näherte sie sich also mit etwas schnellerem Schritt den beiden.
"278, 871.", grüßte die Kätzin, als sie angekommen war. "Guten Tag, ich hoffe ich störe nicht." Respektvoll neigte sie leicht ihren Kopf und kümmerte sich dann um einen freundlichen Gesichtsausdruck.

Levox @Maiorskills Calliope @Shahar

Auch wenn der kleine Kater meinte, dass ihm nichts passiert war, musterte sie ihn weiterhin besorgt. Wieso war er überhaupt gestolpert? Hatte man ihn verletzt, als man ihm die Spritze gegeben hatten? Oder hatte eine andere Katze ihn verletzt? Sie hoffte so sehr, dass dies nicht der Fall war. Denn die Gewalt und Kälte des Labors sollte nicht schon ein kleines unschuldiges Junges, das noch erfüllt von Wärme und Begeisterung war, erfahren. Aber Levox wirkte immer noch sehr perplex. Um ihn aufzumuntern strich sie ihm kurz mit dem Schwanz über den Kopf.
"Wollen wir jetzt los gehen und erkunden? Oder tut's immer noch weh?" Sie hatte nicht den großen Eindruck, aber sicher war sicher. "Wenn du magst, kannst du auch auf meinem Rücken reiten, dann sind wir schneller und du kannst alles ganz toll anschauen." Mit einem warmen Gesichtsausdruck blickte sie ihn an. Das würde dem jungen Kater bestimmt Spaß machen und ihn von den negativen Dingen ablenken.

Levox @Maiorskills

Der kleine Kater war aufgestanden und bewegte sich nun zu Schnee. Also ging diese langsam voran, den Kopf aber immer wieder zu Levox drehend, um aufzupassen, dass ihm nichts passierte und dass er auch mitkam. Außerdem war er durch seine kurzen Beinchen vermutlich noch nicht ganz so schnell. Vielleicht konnte sie sich ja verwandeln und dann das Junge auf ihrem Rücken tragen? Das würde ihm bestimmt Spaß machen und dann würden sie auch schneller sein. Schließlich hatten Chay und sie das ja auch so gemacht, als sie Blüte gesucht hatten... Die Erinnerung sorgte für einen brennenden Stich in ihrem Herzen. Aber nein. Das Kapitel war abgeschlossen. Die Welt würde nur besser werden, wenn sie die Vergangenheit verdrängte und im hier und jetzt lebte. Wieso erinnerte sie nur immer fast alles an ihre Familie? Grr...

Nach einem Schütteln des Kopfes war sie aber glücklicherweise wieder in der Realität angekommen. Vielleicht sollte sie sich auch nicht verwandeln. Nicht, dass der Kleine sich erschreckte. Schließlich wäre sie dann deutlich deutlich größer und auch ihr Gebiss wäre sehr viel stärker ausgeprägt als jetzt. Vielleicht sollte sie ihn einfach fra-
Gerade als sie den Gedanken zu Ende führen wollte, knallte Levox mit einem 'Au' auf den Boden neben ihr. Mit besorgtem Blick beugte sie sich über ihn. Was war denn jetzt passiert? War er verletzt? Oder war er ungünstig aufgestanden? "Alles gut, 871? Hast du dir weh getan?"

Levox @Maiorskills

Schnee sah, wie Levox beim Nicken zögerte. Sah, wie komisch es ihm vorzukommen schien, nicht den Namen, sondern eine Nummer zu nennen. Verständlich. So hatte sie sich selbst lange gefühlt. Hatte immer aus Versehen 'Schnee' und nicht '613' sagen wollen. Doch mittlerweile hatte es sich in ihrem Kopf verankert. Sie war hier im Labor, nicht im Clan. Egal wie sehr sie es sich wünschte. Niemals wieder würde sie den weichen Rasen, die warme Sonne und den Schatten der großen Bäume spüren.

Aber das war jetzt nicht, worum es ging. Sie musste dafür sorgen, dass es Levox so gut wie möglich ging. Die Gedanken an ihre Heimat zogen sie sowieso nur runter. Glücklicherweise schien der kleine Kater auch wieder seinen Mut wiedergefunden zu haben. Denn er begann sich umzusehen und fragte schließlich auch, ob die Kätzin ihm das Labor zeigen könne.
"Na klar.", antwortete sie freundlich. "Aber mach dir keine Hoffnungen, so spektakulär ist es hier auch nicht." Belustigt schnurrte sie. Aber gut, dann würde sie dem kleinen Kater mal zeigen, wo er hier gelandet war. Sich auszukennen war immer hilfreich. Also stand Schnee auf und wartete, dass Levox auch bereit zu gehen war. Dann setzte sie sich langsam in Bewegung.

Levox @Maiorskills

Levox zuckte zusammen, als sie die Spritze erwähnt hatte. Sie konnte das verstehen, auch wenn Schnee niemals erfahren hatte, wie es sich anfühlte. Ihr Vater hatte sie so früh in den Clan gebracht, das gar nicht die Chance bestanden hatte. Sie wusste nicht, ob sie ihm dafür danken oder ihn dafür hassen sollte, dass er sie einfach so verlassen hatte. Seine Kindheit war alles andere als schlecht gewesen. Sie hatte eine liebevolle Ziehfamilie gehabt. Und doch hatte sie sich immer gefragt, was aus ihrem Vater geworden war. Ob er noch lebte? Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen würde, ihn irgendwann mal wieder zu treffen. Die Wahrscheinlichkeit dafür war aber vermutlich auch sehr gering.

Zu der Freude der jungen Kätzin schien ihr Plan aufzugehen und der kleine Kater entspannte sich ein bisschen. Er schmiegte sich sogar an sie. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie wieder das warme Gefühl in ihrer Brust. Nicht so stark und nicht so flatternd wie bei Chayton, aber immerhin war es da. Sie hatte es so vermisst. Doch ruckartig war es wieder verschwunden, als das Junge ihr seinen Namen nannte. Seinen Namen. Nicht seine Nummer. Panisch blickte sie sich um, um zu schauen, ob es irgendwer gehört hatte. Flehend, dass alle genug mit sich selbst beschäftigt gewesen waren. Sie wollte es sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn einer der Wächter oder Vertrauten anwesend war! Da sich aber keiner regte, beruhigte sich ihr Puls wieder ein wenig.
Mit ihrem Schwanz drehte sie den Kopf von Levox so, dass sie ihm in die Augen schauen konnte. "Du musst mir versprechen," begann sie ernst, "dass du niemals - wirklich niemals - jemandem deinen Namen nennst." Eindringlich blickte sie den Kater an. "Auf gar keinen Fall. Wenn dich jemand danach fragt, wie du heißt, nennst du nur deine Nummer. Verstanden?" Schnee lief ein Schauer den Rücken herunter. Sie realisierte, dass sie unbedingt zurück in den Clan musste. Mit Levox. Ein Ort, an dem man einem Jungen erklären muss, dass es niemals seinen Namen nennen darf, war kein Ort, an dem man sich aufhalten sollte.
Mit wieder ein bisschen mehr Wärme in der Stimme beugte sie sich näher an Levox' Ohr und flüsterte: "Ich heiße Schnee. Aber das darfst du keinem verraten, ja? Du darfst auch niemandem sagen, dass ich dir meinen Namen gesagt habe, okay?" Sie machte eine kurze Pause und ließ ihren Schwanz langsam an seinem Fell lang auf nach unten gleiten. "Levox ist übrigens ein sehr schöner Name.", meinte sie sanft. Dann hob sie wieder ihren Kopf. Achtsam danach Ausschau haltend, ob doch irgendwer sie beobachtete.

Levox @Maiorskills

Schnee konnte ganz klar die Überforderung ihres Gegenübers spüren. Aber was konnte man auch von einer super jungen Katze erwarten, die ohne Mutter oder Geschwister oder was auch immer hier alleine herumsaß? Selbst sie selbst war, als sie hierher gekommen war, komplett überfordert gewesen. Und da war sie schon 15 Monde alt gewesen. Also vermutlich deutlich älter als der kleine Kater. Umso mehr hatte die junge Kätzin auch das Bedürfnis, so viel wie möglich für sein Wohlergehen zu tun.

Bei der nächsten Frage konnte Schnee gar nicht anders, als sich dicht neben ihn zu setzen und ihren Schwanz um ihn zu legen. Wie konnte so ein schutzloses kleines Ding hier ganz alleine sein? Mit sanften Zügen fuhr sie mit ihrer Zunge über das Fell des Kleinen und versuchte so, ein wenig Ordnung hinein zu bringen. Aber nicht nur deshalb. Sie wollte, dass er sich ein wenig geborgener fühlte und das ihm wärmer wurde. Die junge Kätzin konnte sich noch gut daran erinnern, wie sehr sie sich besonders im Anfang gefreut hatte, wenn Blüte das bei ihr gemacht hatte. Kuscheln war immer toll.
Um seine Fragen zu beantworten hörte sie kurz auf. "Du bist hier im Labor...", begann sie vorsichtig. Sie wusste nicht, wie viel sie ihm sagen sollte. Er sollte schon das wichtigste wissen, doch sie wollte ihn auch nicht mit einem Schlag in die kalte Grausamkeit der Realität werfen. "Das heißt, du hast eine Spritze bekommen und kannst jetzt irgendetwas besonderes." Aufmunternd stupste sie ihn an. "Und wo deine Eltern sind..." Schweigend blickte sie sich um. Sie wusste, dass sie sie nicht finden würde. Aber sie musste nachdenken, was sie sagen sollte. Es würde dem Kater das Herz brechen, wenn er erfahren würde, dass er sie höchstwahrscheinlich nie wieder sehen würde. "Ich weiß es nicht. Aber ich verspreche dir, dass wir sie finden werden." Sie wollte weiter mit ihrer Zunge über sein Fell fahren, doch sie hob den Kopf noch einmal. "Wie heißt du denn jetzt eigentlich?" Nach diesen Worten ging sie dann ihrem Vorhaben nach. Gleichmäßig strich ihre Zunge über das weiße Fell des kleinen Katers. Dabei fiel ihr auf, dass er sie an irgendwen erinnerte. Aber wen nur? Irgendwer, den sie mal im Clan gesehen hatte? Auf jeden Fall musste es lange her gewesen sein...

Levox @Maiorskills

Langsam tappste die weiße Kätzin durch das Labor. Die Energie, die sie gehabt hatte, als sie ins Labor gekommen war, war längst verschwunden. Überall sah man nur dieselbe graue, kalte Wand. Überall nur dieselbe Grausamkeit. Mehr als zehn Monde waren nun vergangen, seit sie ihrem Ziehbruder hierher gefolgt war. Mit der festen Mission, Blüte zu finden. Nun kam sie hier nicht mehr raus. Ein tiefes Gefühl der Trauer verbreitete sich in der Gegend um ihre Brust herum. Dort, wo sie damals immer das wundervoll warme Gefühl des Glücks verspürt hatte. Wenn Chayton sie mit ihrem Flügel geschützt hatte. Wenn sie gespielt hatten. Wenn sie einfach nur nebeneinander gelegen hatten. Seit er verschwunden war, hatte sie auch das Gefühl nicht mehr gespürt. Wenn sie doch zumindest Blüte gefunden hätten. Jetzt hatte sie niemanden mehr. Niemanden, der das letzte bisschen Wärme in ihr bewahren konnte. Bald würde sie bestimmt zu Stein erstarren. So leer wie sie sich gefühlt hatte. Oder sie würde einfach verpuffen. Alles plausible Möglichkeiten.

Ihre düsteren Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als sie ein Junges sah. Sicher nicht älter als sechs Monde. Wenn nicht sogar jünger. Als sie ihren Blick ein wenig schweifen ließ konnte sie weit und breit keine Königin entdecken. Aber gut. Sie war im Labor, was hatte sie auch erwartet. Vielleicht war das auch einfach noch ein letztes Fünkchen Hoffnung in die Katzen hier gewesen. Ein paar wenige waren ja auch noch nicht kaputt im Kopf gewesen. Aber scheinbar saß hier wirklich einfach ein wehrloses Junges auf dem kalten Steinboden. Immerhin, es war noch nicht als Frühstück geendet. Um das generell vorzubeugen machte sie sich jetzt nach verhältnismäßig langem Stehen endlich zu dem kleinen Kätzchen auf.

Nach ein paar Sprüngen war sie auch schon bei ihm angelangt und setzte sich vor ihm auf den Boden. Neugierig blickte sie ihn an und sagte sanft: "Guten Morgen." Schnurrend legte sie ihren Schwanz ordentlich um ihren Körper. "Wer bist du denn?" Fragend legte sie ihren Kopf schief. "Ich bin 613." Was hätte Schnee nicht dafür gegeben, dem kleinen Ding ihren Namen nennen zu können. Nicht nur diese Nummer. Aber es waren zu viele Katzen in der Nähe und mit ihren Worten wollte sie den kleinen Kater auch daran erinnern, seine Nummer und nicht seinen Namen - sofern er denn einen hatte - zu nennen. Sie wollte sich nicht ausmalen, was sonst mit ihm geschehen würde. Seit sie Ban begegnet war, ließen sie die Bilder nicht mehr los. Wie verdreht, wie gebrochen seine Beine gewesen waren. Wie sein ganzer Körper mit Blut bedeckt gewesen war. Sie würde niemals niemals zulassen, dass das jemals mit einer anderen Katzen geschehen würde.

Schnee wischte die Gedanken weg und betrachtete den Kater wieder neugierig. Es würde nicht helfen, all das schlimme im Kopf zu behalten. Vielmehr sollte sie sich an dem wenigen Positiven freuen. Und eins davon war das Junge.

Levox @Maiorskills